Beiträge von Leone

    Was war das denn jetzt? Einar verdrehte die Augen und wandte den Kopf in Richtung des zweiten Kapuzenheini´s, als dieser plötzlich aufbegehrte: "Es ist nicht verboten, Löcher zu graben. Einfache Löcher, zu graben ist doch nicht verboten, oder? Und wir gaben doch nur einfache Löcher …", äffte Einar den trotzigen Tonfall des Kerls nach, ohne sich großartig davon beindrucken zu lassen: "Jetzt pass mal auf, du Klugscheißer, meinetwegen grabt ihr so viele Löcher wie ihr wollt, ABER NICHT VOR DIESER MAUER! …"


    Auf die anderen Worte achtete der Germane gar nicht weiter. Erst als das zappelnde Männlein ihm plötzlich einen Siegelring der Flavier unter die Nase hielt, kam der Hüne ins grübeln. Der Ring sah ziemlich echt aus. Aber was bewiese das schon? "Pah! Der Ring kann genauso gut gestohlen sein", stellte Einar auf stur. Wenn dem so wäre, dann konnte das nur bedeuteten, dass es dem rechtmäßigen Träger nicht mehr allzu gut ginge und er (Einar, Leibwächter der Aurelia Prisca) gerade höchstpersönlich DIE Täter gefasst hatte. BINGO!! ... Wenn allerdings der Kerl da, vor ihm, tatsächlich die Wahrheit sprach, dann …


    … vorsorglich (im Gedenken an die zwangsläufigen Konsequenzen) lockerte Einar die Umklammerung des Umhangs so weit, dass der Kurze wieder normal stehen und atmen konnte. Damit war die Sache für den Germanen aber noch lange nicht erledigt.


    "Wisst ihr was? Das Beste wird sein, wenn wir euch jetzt zu unserer Herrin bringen. Soll doch die Aurelia entscheiden, wer oder was ihr seid ...He, Bernulf, du faules Aas. Beweg endlich deinen Arsch her! Wir haben hier ganz hohe Gäste anzumelden", sprach´s mit spöttischer Zunge und winkte gleichzeitig seinen Kollegen herbei, damit dieser ihm helfen würde die beiden dubiosen Gestalten in die villa Aurelia zu "verfrachten"

    Vor einer Mauer ward einst ein Loch,
    gegraben, gar nicht tief und doch,
    tief genug um die Frage zu stellen:
    Was wollten nur die beiden Gesellen?


    Die da gefangen worden waren,
    an jenem Loch, mit gar seltsamen Gebaren.
    Samt Siegelring und mit gar trotzigem Ton,
    War er tatsächlich des künftigen Gatten Sohn?


    Kaum zu glauben und dennoch wahrscheinlich,
    am Ende würde es sehr peinlich.
    Nur für wen, diese Frage blieb offen,
    also genug Grund, um für alle zu hoffen ...

    Einar stieß einen zufriedenen Grunzlaut aus, als die beiden dubiosen Gestalten seiner "Aufforderung" prompt Folge leisteten. Wenigstens blieb ihm eine kräftezehrende Verfolgungsjagd erspart. Wenn er allerdings daran dachte, dass er wegen den beiden Kerlen da soeben zwei heiße Bräute hatte sausen lassen, dann … "Ich könnt mir sowas von in den Arsch beißen. Ich Idiot. Warum hab ich bloß hin gesehen?! … grrrrrr", murmelte Einar verbissen und mit knirschenden Zähnen, nachdem er sich (mit einem Schulterblick) davon überzeugen musste, dass die beiden Frauen längst weiter gezogen waren.


    "Mist verdammter … ", fluchend wandte sich Einar wieder den beiden Übeltätern zu und bekam große Augen, als das kleinere Männchen vor ihm (s)einen Namen hervor piepste. Das da wollte ein Flavier sein? So ganz ohne Sänfte und Gefolge. Wo waren seine Leibwächter und warum trug er diesen einfachen Sackumhang anstatt in edelster Gewandung zu glänzen? Wo war der ganze patrizische Schnickschnack? Einar blickte sich kurz suchend um. Hatte er da ein entscheidendes Detail übersehen? Hmm, nein, niemand sonst zu sehen: "Oh ich verstehe, du bist also Marius Minus Cnaccus Flavus. Ein Patrizier von der ganz ed´len Sorte." Die Mundwinkel des Germanen begannen nach oben zu zucken, als er den Namen verunglimpfte. "Und neuerdings tragt ihr adeligen Schnösel diese schlichten Gewänder, lungert vor anderer Leute Mauern herum und habt anscheinend unsichtbare Sklaven, die euch begleiten und euch bei jeder Gelegenheit den Allerwertesten abwischen. Stimmt´s? ... ha ha … Kleiner, du bist wirklich ein Komiker ...hahaha … ", lachte der Hüne schließlich schallend auf. Mal ehrlich, wie viel hätte Einar auf diesen Namen (der ihm momentan rein gar nichts sagte) geben sollen, der genauso gut erfunden hätte sein können, nur um sich damit einen Vorteil zu verschaffen?


    "Aber Spaß beiseite" So abrupt wie das Lachen auf Einars Gesicht erstarb, so schnell hatte er das kleinere Kapuzenmännchen (auf Kragenhöhe) am Stoff des Umhangs gepackt, um es daran bis auf die Zehenspitzen 'hoch zu lupfen'. Mit der freien Hand deutete Einar gleichzeitig auf das ausgehobene Loch. Für ein Loch diesen Formates, so nahe an einer Mauer gegraben gab es nur eine einzige logische Erklärung: "Preisfrage! Nach was sieht das deiner Meinung nach aus, ..Häh?" Kurz rüttelte Einar den Kleinen am Umhang während er gespannt auf eine Erklärung wartete.

    Einars grimmiger Blick haftete auf den beiden Gestalten wie eine Klette am Gewand: "Seid ihr taub? … Ich hab euch was gefragt!" Seine grollende Stimme hallte von den umliegenden Wänden wieder, wie der dumpfe Donner eines nahenden Sommergewitters. Und Gewitter zogen mitunter schnell auf, so, wie auch der Germane schnellen Schrittes immer näher kam. Die kleinere Gestalt schien klug genug zu sein, erst gar nicht an Flucht zu denken. Aber das andere Kapuzenmännchen dachte wohl ernsthaft daran sich aus dem Staub zu machen. Die Augen des Hünen verfinsterten sich noch mehr, als würden sogleich Blitze daraus hervor schießen:"Na na na! Bleibt jaaaa wo ihr seid und rührt euch nicht! ...Sonst zieh ich euch die Haut in Streifen ab und tauch euch in ein Fass mit Beize, bis nichts mehr von euch übrig ist"


    Diese Drohung war natürlich maßlos übertrieben, unhaltbar und einfach nur absurd. Erstens durften Sklaven keine Waffen tragen und niemanden ungestraft töten und zweitens stand weit und breit kein Fass mit Beize herum. Die Androhung körperlicher Gewalt diente also rein der Einschüchterung und - wer weiß - vielleicht löste sie bei den Adressaten ja die gewünschte stupor aus.


    Oder auch nicht und die Zwei würden jetzt (erst recht) "die Beine in die Hand nehmen"? Naja, versuchen können sie es ruhig, dachte Einar nur und nähme es eben wie es käme. Denn wie professionelle Sprinter/Marathonläufer sahen die beiden "Kapuzenheini´s " nun wahrlich nicht aus. Vor allem nicht die kleinere Gestalt. Er hingegen war in Germanien aufgewachsen und dort gab es - was das Lauftraining anging - ganz besondere Lehrmeister.


    Und zwar gibt es in Germanien viele Wälder. Und in diesen Wäldern hausen wiederum Wildschweine. Und sowohl Keiler als auch Bachen reagieren üblicherweise sehr wütend, wenn ihre Frischlinge als Zielscheibe für alle möglichen Wurfgeschosse her halten müssen. Und wer das - wie Einar - im jugendlichen Leichtsinn, wettkampfmäßig - regemäßig mit seinen Freunden betrieben hat der weiß, dass diese Viecher verdammt schnell sein können!! So schnell, dass Einar eine kleine Erinnerung daran zurück behalten hat (in Form einer Narbe an der rechten Wade, die er dem Hauer eines Keilers zu verdanken hatte).


    Damals hatte Bernulf ihm, mit einem gezielten Speerwurf, in letzter Sekunde das Leben gerettet, doch heute stand sein jüngerer Kamerad noch immer wie angewurzelt herum. Also müsste Einar alleine die Verfolgung aufnehmen. Tja und der Jüngste war er nun nicht mehr und auch seine letzte Wildschweinjagd lag schon viele Jahre zurück ...

    Bernulf und Einar hatten momentan nur Augen für die Frauen die (zur größten Freude der beiden) anscheinend auch Gefallen an ihnen fanden. Oder warum steckten die beiden Hübschen immer wieder die Köpfe zusammen und tuschelten kichernd, während sie den Germanen aufreizende Blicke zuwarfen. "Oh Mann Einar. Ich glaub´s nicht. Siehst du DIE?!", versuchte Bernulf eine gleichermaßen (un)auffällige Art der Kommunikation, indem er nuschelnd zu Einar gewandt redete und seinem Kollegen dabei immer wieder in die Seite knuffte: "DIE stehen auf uns. ... Das ist DIE Gelegenheit, Mann! Scheiß auf die Mauer und unseren Kontrollgang. Lass uns DIE beiden Täubchen klar machen, ja?" Bernulf strahlte regelrecht voller Vorfreude auf ein lauschiges Schäferstündchen, irgendwo, im weichen Stroh eines Stalles möglicherweise: "Na los, nun red doch mal mit ihnen, frag sie ob sie auch wollen", schickte er Einar vor, der üblicherweise für´s Denken und Reden zuständig war.


    "Ja ...JA ...Verdammt, jetzt hör endlich auf mir dauernd in die Rippen zu hauen! … Ich muss nachdenken", zischte Einar zurück. Natürlich wollte er sich auch ein bisschen vergnügen. So viele Gelegenheiten bekamen sie schließlich nicht. Aber das war eben nicht so einfach. Schließlich waren sie Sklaven und konnten nicht einfach mal Pause machen. Der maior domus würde sicher wissen wollen, warum sie so lange für diesen einen Kontrollgang benötigt hatten. Außerdem gab es da noch ein weiteres "kleines Problem".


    "Und wo sollen wir auf die Schnelle mit den beiden hin?", stellte Einar die entscheidende Frage, denn in der Nähe gab es seines Wissens nach kein geeignetes Plätzchen, wo man ungestört sein würde. Verbunden mit dieser Frage ergab es sich, das Einar die Augen suchend (nach eben solch einem Plätzchen) umher schweifen ließ, wodurch es zwangsläufig dazu kam, dass eben jene beiden Kapuzengestalten - die in ihren Mänteln vor der gekalkten Mauer regelrecht abstachen - in sein Blickfeld rückten.


    Sogleich kniff Einar die Augen zusammen und sein Blick fixierte nun nicht mehr die einladenden Dekolletés der Frauen, sondern eben jene komischen Gestalten, die "stocksteif" aufgereiht da standen, als hätte man ihnen einen solchen in Allerwertesten geschoben.


    "Verdammte Scheiße …", fluchte Einar zähneknirschend, da sein Gewissen ihm soeben soufflierte, seine Pflicht zu tun und für die Sicherheit des Anwesens zu sorgen. Gefährlich sahen die Zwei nun nicht gerade aus, doch könnte unter den Mänteln vortrefflich so manch Farbtopf und Pinsel verborgen sein und zudem erinnerte die kleinwüchsigere Gestalt an ein Kind - und Kinder machten bekanntlich so manchen Streich und schmierten gerne mal auf Wänden herum.


    "Wenn die Damen uns bitte kurz entschuldigen würden?! ..Wir sind gleich zurück", sprach Einar kurz (mit sanfter Stimme) zu den Frauen hin und dann im strengem Befehlston zu Bernuf: "Komm mit!"


    Schon stapfte der hünenhafte Germane mit energischen Schritten los, die Augen dabei stets auf die beiden erstarrten Gestalten gerichtet und bereit zu einem seiner berüchtigten Sprints anzusetzen, sollte deren Starre sich plötzlich verflüchtigen.


    Bernulf hingegen blieb noch kurz stehen und er sah seinem Kollegen, mit offenen stehendem Mund hinterher: "Hast du jetzt komplett den Verstand verloren?", keuchte er und deutete hilflos auf die Frauen, die ebenso verdutzt dreinblickten wie er. Aber dann setzte auch er sich in Bewegung, wobei er den Sklavinnen noch hektisch fuchtelnd andeutete, bitte ja an dieser Stelle auf sie zu warten.


    Zwischenzeitlich schmolz die Distanz zwischen Einar und den beiden Mantelträgern im Nu dahin und noch im Näherkommen rief Einar ihnen, mit tiefer grollender Stimme entgegen: "He, ihr da! ...Was habt ihr Komiker da an der Mauer zu schaffen?" und er ging fest davon aus, eine plausible Antwort darauf zu erhalten ...

    Die Außenmauer eines patrizischen Anwesens gehörte - ebenso wie das Anwesen und sämtliches Hab und Gut - zum üblichen Arbeitsgebiet der Sklaven und so war es kein Zufall, dass (früher oder später) ein aurelischer Sklave auftauchen würde. Oder auch zwei, wie in diesem Fall:


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    In etwa 400 Fuß Entfernung bogen Bernulf und Einar um die Ecke. Gemütlich dahin schlendernd, den sonnigen Tag genießend und sich mit einadner unterhaltend:


    "Sag mal Einar, warum müssen wir eigentlich jeden Tag vier- oder fünfmal um die villa herum latschen und nachts auch nochmal? Haben die Aurelier Angst, dass man ihnen die Mauer klaut?", stellte Bernulf die Frage, die ihn schon seit dem Tag beschäftigte an dem sie diese Aufgabe zum ersten Mal hatten ausführen müssen.


    "Stehlen doch nicht, du Dummkopf.", erwiderte Einar genervt und gab Bernulf eine Kopfnuss: "Aber Vandalen könnten die Mauer mit irgendwelchen Parolen beschmieren, oder dagegen pissen bis es die Farbe weg ätzt. Darauf sollen wir achten!"


    "Ach so! Na das macht Sinn. Aber wie es scheint, trauen sich nicht viele das zu tun. Zumindest habe ich auf unserer Patrouille noch nie etwas auffälliges bemerkt", stellte Bernulf schulterzuckend fest.


    "Das wird auch gut sein! Denn ich möchte NICHT anschließend die Mauer reinigen müssen, nur weil aus Versehen Blut oder Gehirnmasse dagegen spritzt wenn wir den Kerlen Manieren beibringen", knurrte Einar grinsend.


    Die beiden Germanen fingen laut an zu lachen und schlugen sich gegenseitig auf die Brust. Schon wollten sie ihren Kontrollgang fortsetzen als unvermutet zwei hübsche Sklavinnen ihren Weg kreuzten. Pfeifend machten Einar und Bernulf sofort auf sich aufmerksam und wie verwandelt gaben sich Germanen von ihrer besten Seite, als sie tatsächlich Erfolg damit hatten und die beiden Frauen lächelnd näher traten.


    Es begann eine kurzweilige Plauderei, sodass Einar und Bernuf (noch) abgelenkt waren und die beiden "Mauerblümchen" (vorerst) unbemerkt blieben.

    ... desto größer die Aufregung unter den Sklaven.
    Von der porta kommend, wurden die Ankömmlinge zunächst ins tablinum geführt, während hinter den Kulissen die sklavische Logistik (zu fortgeschrittener Stunde wohlgemerkt) mit erstaunlicher Geschwindigkeit und Routine zu arbeiten begann.


    Da wurden flugs ein paar Liegen und Sessel um ein wärmendes Feuerbecken zusammen geschoben, Tischen aufgestellt, die sich - wie von Zauberhand - sogleich mit Tellern voll von leckeren Speisen, sowie süffigen Getränken füllten ...


    "Das Bad, sowie eure Gemächer werden bereits für euch her gerichtet. Btte geduldet euch nur ein paar Minuten und genießt solange die Speisen und Getränke", grüßte in Folge der maior domus die Ankömmlinge, in der Hoffnung die Herrschaften mit der gebührenden Wertschätzung milde zu stimmen: "Hattet ihr eine angenehme Reise? In jedem Fall soll es euch hier an nichts fehlen! ... Sollen wir die anwesenden Herrschaften wecken und sie von euer Ankunft unterrichten?", erkundigte sich der ranghöchste Sklave im Raum desweiteren bei den beiden Neuzugängen ...

    Zitat

    Original von Aurelia Drusilla
    „Der edle Lucius Aurelius Batiatus Minor und seine Nichte begehren Einlass.“


    "Aurelius wer? ... Oh, du heilige Kamelkacke", presste Leone leisse hervor und biss sich auf die Zunge. Womöglich hatte er sich gerade selbst ans Kreuz genagelt mit seinen Worten, falls da tatsächlich ein echter Aurelius draußen stand, der auf Einlass wartete. Was nun? Angesichts des genannten Namens, konnte Leone es kaum risikieren, einfach weg zu hören. Aber um sicher zu gehen, gab der Nubier ein paar anderen Sklaven schnell und leise ein paar Anweisungen: "He, ihr da, schnappt euch irgend etwas zum zuschlagen und versteckt euch hinter den Säulen. Passt auf, sobald ich die porta öffne, falls da irgendwelches Gesindel versucht einzudringen, dann schlagt sie zu Brei! Verstanden?"


    Anschließend atmete Leone tief durch, rieb sich kurz über das Gesicht, nahm schließlich allen Mut zusammen und ... mit einem Ruck zog er die Türe weit auf und spähte mit aufgerissenen Augen hinaus, felsenfest davon überzeugt, dass er sogleich von einer Horde Wilder würde niedergemetzelt werden.


    Doch es kam anders. Wider Erwarten standen da keine Einbrecher vor der Tür. Nein, es waren wahrhaftig Aurelier! Das konnte Leone im Schein der vorhandenen Fackeln und Öllampen an dem aurelischen Wappen erkennen, welches an dem Reisewagen prangerte. Was zum Hades machten Aurelier um diese Uhrzeit auf der Straße?!


    "Warum sagst du denn nicht gleich, wer da ist?!", blaffte Leone flüchtig den Sklaven an, der augenscheinlich geklopft hatte und mit einer tiefen Verbeugung grüßte er sogleich die angereisten Herrschaften: "Willkommen zu Hause, Herr! ....Herrin!" Eine Entschuldigung wäre wohl angebracht, womöglich umsonst und dennoch versuchte Leone sich tasuend Mal dafür zu entschuldigen:"Verzeiht bitte, dass euch nicht sofort aufgetan worden ist. Aber ... aber, seit dem unerwarteten Tod des neuen Kaisers herrscht eine seltsame Stimmung hier in Rom und es treibt sich viel Gesindel in den Straßen herum, so dass ich die Anweisung habe, die porta auf keinen Fall nach Einbruch der Dunkelheit zu öffnen! ... Aber bitte, Herr ...Herrin, so tretet doch erst einmal herein. Es wird sofort für euer Wohl gesorgt werden." Mit einer einladenden Geste wich Leone zur Seite und gleichzeitig gab er (in Richtung der verbogenen Sklaven) mit einer fuchtelnden Handbewegung Entwarnung, nicht, dass am Ende doch noch ein Gemetzel würde statt finden ...



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    Wer klopftet so spät, bei Nacht und Wind?
    War dies gar ein Vater mit seinem Kind?
    Oder waren es mal wieder nur lichtscheue Gestalten,
    deren Geklopfe gerade störend durch die Hallen schallten?
    Wer auch immer um Einlass bat zu solch vorgerückter Stunde,
    der war wohl kaum ein Client - oder gar Kunde.
    Wer also könnte da draußen nur stehen?
    Zu blöd, denn Leone konnt´ ihn natürlich net sehen ...


    "Gebt Ruhe da draußen!", rief Leone durch die geschlossene porta und legte dabei lauschend das Ohr an selbige. Dumpf vernahm er eine Stimme, die irgendwas von verhungern faselte. "Ach nö, nicht schon wieder diese verdammten Bettler. Sind die denn nie satt und müde??", murmelte Leone genervt und nun gänzlich davon überzeugt, dass da draußen nur Lumpennpack herum lungerte ... und wieder lauter: "Es ist schon spät. Wir geben nichts. Kommt meinetwegen morgen wieder. Aber gefälligst zur Dienstbotentüre, wo die Küchenabfälle entsorgt werden!" Wieder lauschte er, ob sich die Schritte endlich entfernen würden, doch danach sah es wohl nicht aus ...



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    Original von Varia.. Auf Varia's Gesicht erschien ein zaghaftes Lächeln ... „Ja ich wäre auch froh, einen Tag mit Menschen zu verbringen, die ich mir selber aussuche. Und ich ich würde mich freuen, wenn du mich abholst.“...


    "Ich werde da sein", versprach Leone lächelnd und gleichzeitig nahm er die restlichen Honigküchlein von dem Tablet und packte sie in das unbenutzte Tuch, das ihm die Köchin für die Krümmel mitgegeben hatte.


    Gerade rechtzeitig, da just in dem Moment der Helvetier das atrium betrat. Offensichtlich hatte das Gespräch nicht sehr lange gedauert und er war nun im Begriff zu gehen.


    "Oh, wie schade, da kommt dein Herr. ... Hier nimm! Die sind für dich. Lass sie dir schmecken", konnte Leone lediglich noch flüsternd das Päckchen an Varia weiter reichen, ehe auch schon aufspringen musste, um rechtzeitig dem Gast die Türe aufhalten zu können.


    Zu schade, dass Varia nun gehen musste, nachdem sie sich so gut unterhalten und verstanden hatten. Ein wenig wehmütig blickte Leone der Amazone nach, doch der Gedanke sie bald schon wieder zu sehen, erfreute sein Herz ...


    Sim-Off:

    gerne "to be continued" ... :)

    Zitat

    Original von Varia


    "Nun, das lässt sich so pauschal leider nicht beantworten", wog Leone den Kopf leicht hin und her: "Manche Herrschaften machen das freiwillig, andere - so wie meine Herrschaft - wiederum nicht. Eine feste Regel scheint es da nicht zu geben, außer, dass es jedem Sklaven erlaubt ist, an diesem Tag ungestraft die Arbeit nieder zu legen. Da ich nicht weiß, wie dein Herr dieses Fest handhabt, würde ich dir raten ihn besser nicht dazu zu zwingen, dich zu bedienen denn bedenke, er wird nach den Saturnalien wieder über dich bestimmen", gab Leone seiner neuen Freundin den gut gemeinten Rat, es im Zweifelsfall lieber nicht mit ihrem Herrn zu verscherzen.


    "Und wenn ich ganz ehrlich bin, ich würde das auch gar nicht wollen. Ich bin froh, wenn ich die Gesichter meiner Herren wenigstens für einen Tag nicht ertragen muss. Obwohl reizen würde es mich schon, sie wenigstens einmal in diesem Leben herum kommandieren zu dürfen" fügte Leone mit gesenkter Stimme hinzu, denn außer Varia sollte niemand von seinen Gedanken erfahren. Ein schelmisches Grinsen huschte dabei über das Gesicht des sonst so ernst drein blickenden Nubiers und er musste leise kichern, wenn er sich vorstellte wie das wohl aussehen würde.


    "Dann ist es also abgemacht! Ich freue mich sehr, diesen besondren Tag mit dir gemeinsam feiern zu dürfen", lächelte Leone schließlich ebenso ehrlich wie erfreut zurück: "Wenn du möchtest, hole ich dich ab. Ich weiß ungefähr wo das Haus deines Herren liegt. Von da aus könnten wir dann die Stadt erkunden, uns zum Beispiel den Tempelbezirk ansehen, über die Märkte streifen, oder ins Theater gehen, ... worauf du eben Lust hast"

    Zitat

    Original von Varia


    Leone nickte nur zu Varias Worten. Er konnte gut verstehen, dass die Amazonen für ihre Freiheit und Anerkennung kämpften, auch wenn er als Mann vielleicht anders darüber denken mochte. Ihn wunderte nur, warum Frauen unbedingt die Rolle der Männer übernehmen wollten. Entscheidungen treffen, auf die Jagd gehen, in den Krieg ziehen? Das waren doch alles keine besonders erstrebenswerten Aufgaben für eine Frau, oder? Der Mann tat das doch auch alles gerne und er nahm diese Lasten auf sich, damit es seiner Frau letztendlich gut ginge und sie sich beschützt fühlen konnte, wenn sie sich um den Herd und die Kinder kümmerte oder, um sich für ihn hübsch zu machen. … Letztendlich war Leone aber jemand, der das Leben eines jeden respektierte und wenn die Amazonen unbedingt so leben wollten, dann war das ihre Sache.


    Und deshalb beließ Leone es dabei und er fühlte sich stattdessen sehr geehrt, dass Varia ihm sozusagen ihre Freundschaft anbot, indem sie ihm jederzeitige Hilfe versprach. "Ein Sprichwort aus meiner Heimat sagt: Antworte dem, der dich ruft. … In diesem Sinne gilt von nun an gleiches Versprechen für mich. … Ich werde an deiner Seite sein, wann immer du mich brauchen solltest.", gab Leone nun seinerseits ein Versprechen, an das er sich fortan gebunden fühlte . Gleichzeitig reichte er Varia die Hand, damit sie einschlagen konnte so wie es normalerweise nur Männer untereinander taten, wenn sie einander einen Eid leisteten. Selbst wenn Leone "seine Türe" dafür im Stich lassen müsste und er riskieren würde, als flüchtiger Sklave zu gelten würde er ihr helfen, das war von nun an Ehrensache.


    Als Varia dann die Saturnalien erwähnte, wanderte Leones Augenbraue fragend nach oben: "Du kennst die Saturnalien noch nicht?" Entweder das, oder sie hatte sich bislang nie etwas daraus gemacht. Das konnte sich Leone jedoch nicht vorstellen, denn dieses Fest war das einzig freudige Ereignis im ganzen Jahr (zumindest für ihn): "Also Ich würde mich sehr freuen, wenn wir dieses Fest zusammen feiern." Nur wo und wann? Leone hatte sich noch gar keine Gedanken dazu gemacht. Nur eine Sache war ihm wichtig: "Ich habe noch keine festen Pläne, außer, dass ich am Morgen ein Opfer für meine Familie dar bringen will. Das tue ich jedes Jahr und danach ziehe ich los und lasse mich überraschen. Unsere Herrschaft schenkt uns Sklaven nämlich jede Menge Sesterzen, in der Hoffnung, dass wir dann nicht zu Hause feiern, wo sie uns sonst bedienen müssen", erklärte Leone noch kurz das Prozedere bei den Aureliern, ehe er wieder von seinem Küchlein abbiss.

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    Original von Varia


    Leone nahm es Varia nicht übel, dass sie nach seiner Familie gefragt hatte. Im Gegenteil . Sie war seit langem die Erste, die es überhaupt zu interessieren schien, wer er war und woher er kam. Von der Vergangenheit zu erzählen tat weh, ja, aber gleichzeitig tat es auch gut, sich daran zu erinnern: "Ist schon in Ordnung! … Unser aller Schicksal ist nun mal untrennbar mit unserem Leben verbunden und … wäre dem nicht so, dann gäbe es wohl nichts, weshalb selbst wir Sklaven an unserem wertlosen Leben hängen sollten, nicht wahr?", nickte Leone der Amazone lächelnd zu, als sie ihm mitfühlend den Unterarm drückte. Leone glaubte durchaus an das was er da sagte, dass das Schicksal auch für ihn noch etwas bereit halten würde das es wert war, dieses Leben weiter zu ertragen. Allein wegen der schönen Momente, wie eben, in denen er sich mit jemandem einfach gut unterhalten konnte (und dabei Honigküchlein genießen durfte) …


    "Ja ich glaub ich verstehe. …",nickte Leone schließlich zu Varia´s Erklärungen bezüglich ihrem Lebensstil , von dem er ehrlich gesagt weniger wusste, als sie vielleicht annahm: "Ehrlich gesagt kenne ich nur wenige Geschichten über euch Amazonen, die euch als mutige und erfahrene - aber auch erbarmungslose und Männer mordende - Kriegerinnen preisen." Leone musste selbst lachen, als er das Gehörte wieder gab, denn Varia machte einen ganz anderen Eindruck auf ihn. Sie war nett, sehr nett sogar und alles andere als das Paradebeispiel für eine Männer mordende, mystische Furie:"Nun weiß ich, dank dir, dass ihr Amazonen im Grunde faszinierende Frauen seid, vor denen man keine Angst haben muss" Leone nahm ein weiteres Honigküchlein in die Hand und hielt es ihr - quasi als Geste der Freundschaft - symbolisch hin: "Hier bitte. Wann immer du Lust auf Honigküchlein bekommen solltest, ...oder wenn du einfach nur reden willst, … meine Tür wird dir stets offen stehen, Varia, Kriegerin vom Stamm der Amazonen, die hiermit von mir höchstpersönlich zur Honigkuchenliebhaberin ernannt wurde"Leone zwinkerte nun seinerseits Varia lächelnd zu, als er ihr das duftende Gebäck an bot und er meinte das Gesagte auch im übertragenen Sinne so, denn sie würde fortan bei seinem Volk immer willkommen sein.


    Die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich jemals dort treffen würden war natürlich gleich Null. Es war ja, wie gesagt, nur eine symbolische Geste, die Leone aber sehr viel bedeutete, da es in seinem Leben nicht viel gab das ihm Freude bereitete, so wie das Gespräch mit Varia, das ihm seinen tristen Alltag zumindest für kurze Zeit vergessen ließ.

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    Original von Varia


    "Ja, ungefähr so viele Sklaven kommen auf eine Herrschaft. Und ja, mir wird selten langweilig. Vor allem bei den salutationes geht es hier zu wie auf den Trajanischen Märkten", bestätigte Leone Varia´s Worte und er musste grinsen, als er ihren ungläubigen Blick sah. Kein Wunder, wenn das stimmte, was sie von ihrem "Zuhause" erzählte. Fünf Sklaven erschienen Leone einerseits wenig, doch andererseits auch nicht. Vielleicht hatte Leone sich aber auch nur verrechnet, da er beim nachrechnen auf seine Hände starrte, von denen jede fünf Finger hatte:"Naja, ich finde fünf Sklaven für einen Römer auch nicht gerade wenig. Sofern er denn allein in dem Haus lebt, von dem du erzählt", merkte Leone dazu an und als sie ihn weiter nach seiner Familie fragte, verfinsterte sich seine Miene und sein Blick glitt zu Boden, in scheinbar weite Ferne.


    "Asali … ", nannte Leone, ganz in Gedanken den Namen, den er schon seit Jahren nicht mehr in den Mund genommen hatte und leise begann er zu erzählen: "So hieß meine Frau. Sie war die Häuptlingstochter unseres Nachbarstammes und wir waren uns schon seit unserer Kindheitversprochen. … Sie trug unser Kind unter dem Herzen, als die Römer kamen und … sie … und die übrigen Frauen fort schleiften, während man uns Männer zusammen trieb wie Vieh. Ich … hab sie nie wieder gesehen", es fiel Leone sichtlich schwer all das Erlebte in einfache Wort zu packen und seine Augen glänzten verräterisch, als er sich schniefend mit dem Handrücken über das Gesicht fuhr.


    "Und du? ...Hattest du Mann und Kinder …?", fragte Leone noch ganz gedankenlos zurück ehe ihm dämmerte, dass da ja eine Amazone neben ihm saß: "Oh! ...Ich Trottel, ich … ich wollte dich nicht beleidigen, verzeih mir bitte"

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    Original von Varia


    Er solle sein Licht nicht so unter den Scheffel stellen - "Naja, da hast du vielleicht recht", stimmte Leone seiner Gespächspartnerin lächelnd zu und fand es irgendwie schmeichelhaft, dass sie seine und ihre Aufgaben gleichwertig erscheinen ließ. Als Leone aber bemerkte, dass er mit seiner Frage wohl einen wunden Punkt bei ihr erwischt hatte, wurden auch seine Gesichtszüge wieder ernster, als er ihren Worten nickend zustimmen musste. Die Vorstellung von den Schmerzen, die sie gehabt haben musste als man ihr das Brandzeichen gab, ging dem Ianitor schon etwas nahe. Von Respekt konnte man da wirklich nicht sprechen, da hatte sie vollkommen recht.


    Leone seufzte kurz und schickte gedanklich ein Stoßgebet zu seinen Göttern , in dem er darum bat, dass sie der sympathischen Amazone nach Möglichkeit beistehen würden auch wenn Varia nicht aus Africa stammte. Ob es etwas half wusste er freilich nicht, denn seine Götter waren viel schwächer als die der Römer, gleichwohl sie (zumindest in seinem Land) ihre Macht durch Naturzeichen und /-wunder oftmals eindrucksvoll zeigten.


    Dann stelle Varia wieder Fragen und Leone beantwortete diese, ohne großartig darüber nachzudenken weshalb sie ein so großes Interesse an den Aureliern zeigte: "Ja, die villa ist sogar sehr groß. Es gibt derart viele Räume und Gänge hier, dass ich mir nicht sicher bin, ob ich in meinem Leben je alle zu Gesicht bekommen werde. Auch weiß ich nicht genau, wie viele Leute es genau sind, denn mit dem zählen hab ich es nicht so, weißt du", gab Leone verlegen zu, dass er eine Zahlenschwäche hatte: "Die Zahl der Herrschaften variiert jedoch mitunter stark. Es ist ein ständiges Kommen und Gehen und manchmal nehmen sie auch viele Sklaven mit, oder bringen Neue hierher. … Ich denke mal auf eine Herrschaft kommen ...ehm, ungefähr … so viele Sklaven!", erklärte Leone und hielt dabei erst einen Daumen und dann einmal alle zehn Finger und nochmal fünf Finger hoch, um das Verhältnis irgendwie zu veranschaulichen. Auf eine Herrschaft kämen somit fünfzehn Sklaven, aber ausrechnen konnte er das nicht und die Köchinnen, die Gärtner, die Sklaven im Hypokaustum und die Stallsklaven hatte er gar nicht berücksichtigt, da er nur von den Sklaven ausgegangen war, die ausschließlich für das (leibliche) Wohl der Herrschaften zu sorgen hatten.

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    Original von Varia


    Kurz blickte Leone etwas verwundert drein, als Varia plötzlich lachte, doch schnell begriff er wie sie es meinte. "Ihr Amazonen seid wirklich bewundernswerte Kriegerinnen", erwiderte er auf ihre Worte und meinte es als Kompliment. Sie war wirklich nett. Viel netter als man angesichts der Geschichten und Gerüchte über das kriegerische Frauenvolk glauben mochte. Leone kannte ein paar von den Geschichten, denn als Ianitor hatte er oft Gelegenheit zum lesen. Dass er lesen konnte (und durfte) war im übrigen ein Privileg, welches wohl nur wenigen Sklaven zu Teil wurde und deshalb war Leone mit seinem Leben soweit auch sehr zufrieden:


    "Oh nein, ich muss natürlich nicht nur auf diese Tür da aufpassen ...", winkte Leone ab als sie ihn ungläubig nach seinen Aufgaben fragte: "Manchmal muss ich auch die Hintertür oder eine von den Seitentüren bewachen", erklärte Leone weiter und zeitgleich musste er breit grinsen und kichern über diesen kleinen Scherz, den er soeben über sich selbst gemacht hatte. Von wegen: Tür - Hintertür - Türen vorn und hinten und im allgemeinen ... "Tja, Türen scheinen mein Schicksal zu sein, aber ich bin zufrieden. Ich bekomme gute Kleidung, genug zu Essen und man erlaubt mir sogar zu lesen, so lange ich meine Zeit hier auf der Bank absitze.", erklärte der Ianito nun wieder ernsthaft gemeint den Grund, weshalb er eigentlich nicht unglücklich über diese eine Aufgabe war.


    Ich stelle mir allerdings vor, dass deine Aufgaben um einiges abwechslungsreicher - aber auch gefährlicher sind - als meine, nicht wahr? ... Und dein Herr? Behandelt er dich wenigstens gut und mit dem nötigen Respekt, der einer Kriegerin wie dir gebührt?", wollte Leoen wissen und er hoffte sehr, dass es der Amazone auch so gut ging wie ihm (sofern man sich mit dem Sklavendasein wenigestens abfinden konnte).

    "Oh ja, bei uns ist es noch viel ... viel heißer als hier !", bestätigte Leone und es freute ihn, dass Varia das Küchlein von ihm annahm. Sie machte irgendwie einen netten Eindruck und man schien sich mit ihr gut unterhalten zu können, ganz im Gegensatz zu den meisten ihrer männlichen Leibwächterkollegen, die den Mund nur aufbrachten wenn es etwas zu futtern gab. So wie Einar und Bernulf zum Beispiel, die zwei Leibwächter der Aurelia Prisca. Die Beiden standen nämlich zufällig gerade in der Nähe herum und verputzen ebenfalls schmatzend Honigküchlein. Heute schien irgendwie die ganze villa Aurelia voll davon zu sein - von Honigküchlein fein …


    Eine Leibwächterin wie Varia würde eigentlich viel besser zur Herrin passen, dachte Leone beiläufig, als er kurz zu den beiden grobschlächtigen Germanen hinüberblickte und bemerkte, wie die Beiden ihrerseits die "Kollegin" aus den Augenwinkeln musterten. Fehlte nur noch, dass Einar und Bernulf ausgerechnet heute Lust bekämen zu "plaudern" und so setzte Leone schnell bei dem zuletzt Gesagten an: "Es freut mich, dass sie dir schmecken. Nimm dir ruhig mehr wenn du willst." Mit einer einladenden Geste (die nur Varia galt) stellte er den Teller mit den Küchlein zwischen sich und ihr ab und nahm zunächst selbst eines von den Teilchen, um genüsslich seufzend hinein zu beißen. Das gab ihm etwas Zeit um sich auf die übrigen Antworten vorzubereiten. Nicht, weil es ihm sonderlich schwer viel von seiner Vergangenheit zu sprechen, sondern weil er nicht genau wusste wo er anfangen sollte. Für seine Herkunft hatte sich nämlich noch nie jemand interessiert und so kam er sich ein wenig seltsam vor ausgerechnet Varia nun davon zu erzählen:


    "Ja ich war auch mal frei. … Ich bin in Africa geboren und aufgewachsen. Mein Stamm hatte mich gerade in den Stand der Jäger erhoben, als die Römer unser Dorf überfielen und uns alle als Sklaven gefangen nahmen. Wie uns erging es im übrigen vielen anderen Stämmen auch so, denn unser Volk ist zu schwach um gegen die Übermacht der Römer zu bestehen. … Tja das geschah vor ungefähr 10 Jahren. Anschließend brachten die Römer mich und viele Andere aus meinem Volk hierher nach Rom, wo ich an die Aurelier verkauft wurde und seitdem lebe ich hier und bewache diese Tür da …" Leone nickte hinüber zu der porta, die zu einem festen Bestandteil seines Lebens geworden war. Ihn wunderte selbst, dass kaum Bitterkeit in seiner Stimme lag sondern immer noch Stolz und Überzeugung in seinen Worten mit wog: "Aber ich werde nicht für immer diese Tür bewachen. Eines Tages werde ich als freier Mann in meine Heimat zurück kehren." Dann bin ich frei und werde meine Heimat wieder sehen. … Aber jetzt noch nicht … noch nicht.


    Leone seufzte andächtig und sah wieder in Varias Augen: "Und du? … Von welchem Volk stammst du? Eine so ehrbare Kriegerin wie dich habe ich - ehrlich gesagt - noch nie hier gesehen" Leone meinte das keineswegs ironisch. Im Gegenteil klang seine Stimme aufrichtig und anerkennend da er überzeugt war, dass der Römer ihr sonst kaum sein Leben würde anvertrauen, wenn sie ihr "Handwerk" nicht wirklich bestens verstünde.

    Zitat

    Original von Varia
    „Ganz schön warm heute. Oder was denkst du?“ sagte sie also schließlich, mit einem versuchten Lächeln, zu dem Ianitor. „Ich heiße übrigens Varia.“


    Nachdem Leone die Türe hinter dem Besucher geschlossen hatte, nahm er wieder auf der Bank Platz. Aus den Augenwinkeln heraus bemerkte er dabei, wie der Gast seiner Leibwächterin noch etwas zu raunte, jedoch verstand er nichts von dem Gesagten. Allerdings kam Leone nicht umhin bei der Gelegenheit die Frau kurz von oben bis unten zu mustern. Irgendwie faszinierte ihn der Anblick der Amazone, die trotz ihrer weiblichen Schönheit eine gewisse maskuline Gefährlichkeit ausstrahlte. Und so richtete Leone sein Augenmerk lieber schnell wieder auf die Honigküchlein, welche die Köchin ihm vorhin auf einem Tablett vorbei gebracht hatte, ehe die Amazone noch mit bekäme wie er sie anstarrte. Honigküchlein! Das war das Stichwort. Mmmmh .... lecker! Dieser Anblick war mindestens genau so faszinierend für den Nubier und sofort vergaß er alles andere um sich herum.


    Andächtig hielt Leone eines von den Küchlein zwischen Daumen und Zeigefinger hoch, schnuppert kurz daran und schon entblöste er seine strahlend weißen Zähne, um ... - ... sogleich in seiner Bewegung zu erstarren, als plötzlich die Stimme der Frau in seiner Nähe erklang. Langsam wandte Leone den Kopf und (mit hoch gezogenen Augenbrauen) blickte er irritiert zu ihr. Dieses Lächlen! Da saß sie also und wollte reden. Ausgerechnet übers Wetter??? Leone wusste nicht so recht wie ihm geschah.


    "Warm? ..Heute? ..Pffff ...",etwas hilflos zuckte Leone mit den Schultern als er nach einer passenden Antwort suchte: "Tja, also wie man´s nimmt, nicht wahr? Also bei mir zu Hause, in Africa, da wo ich herkomme ist es noch viel heißer als hier, weißt du?"


    Gedanklich watschte sich Leone selbst als er sich so reden hörte. Da wollte sich die Frau offensichtlich einfach nur nett mit ihm unterhalten und dann stammelte er herum wie der letzte Idiot. Kurz atmete Leone durch und nachdem er sich ein bisschen gefangen hatte sprach er weiter: "Warst du zufällig schon mal in Africa? ... Ach ja und mein Name ist Leone. Ehm, hier bitte, möchtest du die mal probieren? Die sind ebenfalls noch ganz schön warm. Das sind bestimmt die besten Honigküchlein von ganz Rom!", mit einem etwas verlegen wirkendem Lächeln hielt Leone ihr das Honigküchlein ehrerbietungsvoll hin, als würde er ihr eine Blume überreichen wollen.

    Von der porta kommend, führte ein kleiner Sklavenjunge den angemeldeten Besucher ins tablinum, wo der Hausherr diesen hatte empfangen wollen. Entsprechend dem Anlass hatten andere Sklaven bereits einige Erfrischungen und Obst auf einem Tisch angerichtet, um diese den Herrschaften auf Wunsch zu reichen.


    "Herr, dein Besuch ist da ...", rief der kleine Sklavenjunge beim Eintreten laut aus, um sogleich auf der Stelle kehrt zu machen und vergnügt hüpfend wieder den Raum zu verlassen. Seine Pflicht hatte er ja getan und nun wollte er sich (als Belohnung) sogleich ein Honigküchlein aus der Küche stibitzen ...

    Nachdem der Gast seinen Namen genannt hatte, trat Leone einen Schritt zur Seite und machte eine einladende Handbewegung in Richtung atrium. "Willkommen Herr. Bitte folge dem Sklavenjungen ins tablinum, dort wirst du bereits erwartet."


    Der Begleitung des Helvetiers nickte Leone ebenfalls freundlich zu und deutete ihr mit einem Fingerzeig an, dass sie sich neben der porta auf die Bank setzen könnte, um dort auf ihren Herrn zu warten, sofern dieser sie nicht mit ins tablinum nehmen wollte.