Leone war heute ein bisschen träge. Aber auch an trägen Tagen musste man die Türen öffnen, also öffnete sich die Tür bereits, als noch geklopft wurde, denn man hatte ein Klappern vernommen. Neugierig steckte der Sklave seinen Kopf hinaus und bekam daher das volle Willkommens"gesuch" des Prätorianerpräfekten ab. Erschrocken zuckte der Nubier zusammen und ließ die porta fahren.
"Äh..äh...s-salve dominus, was...hm, kann ich für dich tun?" fragte er perplex. Das letzte, womit man hier gerechnet hatte, waren diese ganzen Männer und die Anwesenheit des Präfekten in persona. Von uneingeladen konnte keine Rede sein, denn hier wusste niemand, warum die Soldaten plötzlich anrückten. Leone hoffte, dass es nichts Schlimmes war, und er hoffte ebenso, dass man höflich und freundlich sein würde, auch wenn die Ankündigung bereits in barschem Tonfall gekommen war. Ob die Herrschaften etwas zu verstecken hatten?
Beiträge von Leone
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Es war noch gar nicht lange her, seit Leone die Vorbereitungen für das Bad des schmutzigen Neuankömmlings getroffen und sich auf Marons Anweisung hin wieder zur porta begeben hatte, als er dort auch schon ein Klopfen vernahm. Als er öffnete, stand Aurelius Cotta mit einem Sklaven vor ihm.
"Salve, domine! Wie Du vielleicht schon gesehen hast, haben wir einen Besucher hier. Dein Sklave Maron hat ihn hereingelassen und ihn zum Bade geführt."
Die letzten beiden Bemerkungen erschienen Leone besonders bedeutsam. Er hatte Marons Verhalten nicht begreifen können, aber was hätte er schon dagegen sagen sollen? Nun wollte er wenigstens klarstellen, wer für das alles die Verantwortung trug. Sollte eben Maron dafür auch geradestehen.
Aber natürlich war da noch etwas, über das er den Herrn Cotta in Kenntnis setzen musste.
"Der Besucher hat nämlich behauptet, sein Name sei Lucius Aurelius Lupus - er sah allerdings nicht danach aus."
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Leone war nicht wenig überrascht gewesen, als Maron mit diesem fürchterlich ungepflegt aussehenden Mann durch die edlen Gänge der villa Aurelia marschiert war, zumal Maron ihm dann noch ziemlich unwirsch die Anweisung gegeben hatte, für diesen Strolch ein Bad herzurichten. Doch Leone hielt es in der Zwischenzeit für besser, bei Abwesenheit des dominus Cotta den Anweisungen Marons Folge zu leisten.
So hatte er denn im Umkleidebereich des balneums die Holzschuhe entstaubt, Handtücher bereitgelegt und auch für einige Erfrischungen gesorgt, denn bis auch das tepidarium auf die richtige Temperatur erwärmt worden war, würde noch einige Zeit vergehen; schließlich war mit einem solchen Besucher und einem Bad um diese Tageszeit nicht zu rechnen gewesen. Und ob dieser ungewaschene Mann auch das caldarium in Anspruch nehmen wollte, wusste Leone nicht. In Roma herrschte schließlich die Sommerhitze.
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balneum
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Unaufgefordert war Leone, als er gehört hatte, dass ein Klient zu Besuch war, in die culina geeilt und hatte sich von der Köchin guten, verdünnten Wein, eine schiffchenförmige Schale Oliven und in Scheiben geschnittenes und in einen flachen Korb gelegtes, helles Brot auf ein Tablett legen lassen. Im Vorbeigehen nahm er noch zwei kunstvoll geblasene Gläser aus ägyptischem Glas mit, dann beeilte er sich, ins atrium zu gelangen und dem Gast wie dem Aurelier Wein zu kredenzen und Brot wie Oliven anzubieten. Dies alles tat er wortlos, und obwohl er der Unterhaltung dabei zwangsweise zuhörte, äußerte er sich in keinster Weise zu den Worten, da es sich nicht gehörte, obwohl freilich auch Sklaven eine Meinung hatten. Und dominus Cicero war immer schon etwas, nun ja, eigen gewesen, genau wie dominus Sophus. Leone zog sich zurück, nachdem er Oliven und Brot auf ein Tischchen gestellt und den Wein eingegossen hatte, und wartete auf weitere Anweisungen, so sie denn erfolgen würden.
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Auf das Klopfen hin begab sich Leone sofort zur Porta und öffnete. Der würdevolle Herr, der gekommen war, war ihm durchaus kein Unbekannter; es musste sich um Didius Albinus handeln, dessen Kommen der Herr Cotta angekündigt hatte und der auch nicht zum erste Male zu Gast in der Villa Aurelia war.
"Salve! Du bist der comes Quintus Didius Albinus, nicht wahr? Dominus Aurelius Cotta erwartet dein Kommen. Ich darf dich ins Atrium geleiten."
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CUBICULUM DER
AURELIA SISENNA -
Gebot war Gebot, auch wenn es nur fünf Sesterzen über dem Gebot eines anderen Mannes lag, der sogar ein Senator war. Leone wartete geduldig, bist man die Sklavin losgebunden und ihm übergeben hatte. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, brachte er sie zur aurelischen villa.
Sim-Off: Fortsetzung
Letzter Absatz, dann musst du nicht alles lesen, Cadhla. -
Der Bote war beinahe vom Pferd gefallen und konnte sich kaum mehr halten. Italische Räuber hatten ihm unterwegs die ihm anvertrauten Waren abnehmen wollen, und der Bote war nur mit knapper Not entkommen, blutete dafür aber aus zahlreichen Schnittwunden. Leone hatte ihn sogleich verarzten lassen und suchte nun mit den Dingen, welche der Bote mit sich geführt hatte, den momentanen Hausherren auf. Er fand ihn im tablinium Und eilte sogleich auf ihn zu.
"Mein Herr, ein Bote ist gekommen, mehr tot als lebendig. Aber er hat zuverlässig eine Botschaft des Herren Corvinus gebracht, sowie kleine Geschenke...hier", sagte Leone aufgeregt und drückte Cotta den Brief in die Hand.
Ad
Appius Aurelius Cotta
villa aurelia in Roma
ItaliaMarcus Corvinus suo Appio Cottae s.d.
Appius, es erstaunt mich, schon so bald von dir zu hören! Sollten denn wirklich schon so viele Monate vergangen sein, dass du mir nun aus Rom schreibst und nicht mehr aus Athen? Nun, es muss so sein und mein Zeitgefühl scheint mich zu trügen.
Da du nun also in Rom angelangt bist, freue ich mich, dass die Götter dir eine gute Heimreise beschert haben. Umso bedauerlicher sind die Zustände, mit denen du unmittelbar nach deiner Ankunft konfrontiert werden musstest. Von Ciceros absentia hörte ich bereits, auch, dass er sein Amt verwaist und ohne Nachfolger einfach aufgegeben hat. Auch legt man ihm wohl ein Vergehen gegen das Handelsgesetz zur Last, Genaueres allerdings vermag ich nicht zu sagen. Hier in Germanien ticken die Uhren anders, es dauert alles länger, das Denken mancher hohen Beamten und auch die Post. Ich setzte zwei Schreiben auf, eines an Cicero, um von ihm selbst seine Beweggründe zu erfahren, und eines an einen der zuständigen praetores in seiner Strafsache. Bedauerlicherweise habe ich von keiner Seite bisher eine Rückantwort erhalten. Du kannst dir nicht vorstellen, wie es mich aufwühlt, nicht in Rom vor Ort zu sein und mich eigenmächtig um alle Angelegenheiten diesbezüglich zu kümmern. Ich lege diesem Brief eine Abschrift des Briefes an den praetor Flavius Furianus bei, vielleicht kam der Brief auf seinem weiten Weg abhanden oder Flavius ist unpässlich. Ich hoffe, es ist nicht zu viel verlangt, wenn ich dich bitte, die praetores mit der Abschrift in meinem Namen aufzusuchen und um Einstellung des Verfahrens zu bitten? Alles weitere Wissenswerte zur Sache kannst du dem beigefügten Schreiben entnehmen.
Nun zu Sisenna, deren Schicksal schließlich unmittelbar mit dem Ciceros zusammenhängt. Es tut mir in der Seele weh, dass meine arme kleine Cousine bis zu deinem Eintreffen vollkommen allein in der großen villa gehaust hat. Es wäre die Pflicht ihres Vaters gewesen, zumindest jemanden von seiner überhasteten Abreise zu unterrichten. Und es wäre meine Pflicht gewesen, mich nach Sisennas Wohlergehen zu erkundigen; diese Schuld muss ich also auf mich nehmen. Es mag die kleine Sisenna vielleicht nicht trösten, dennoch bitte ich dich, ihr meine besten Wünsche auszurichten und ihr das kleine, rot eingeschlagene Päckchen von mir zu übergeben. Richte ihr aus, dass ihre Schwester Helena sie ebenso vermisst wie Deandra, Prisca und ich selbst es tun. Vielleicht kannst du dich auch um einen engagierten paedogogus für Sisenna bemühen, der patrizischen Ansprüchen genügt und beginnen kann, die Kleine - vielleicht zusammen mit anderen Kindern ihren Alters, vielleicht sogar ihren Freunden - in den septem artes liberales zu unterweisen. Wir wollen einmal weniger streng sein, was gemische Klassen angeht, und Sisenna die Möglichkeit bieten, mit ihren Freunden gemeinsam zu lernen, wenn sie denn in ihrem jugendlichen Alter schon die schwere Bürde einer Halbwaise tragen muss, deren Vater unauffindbar herumreist.
Einen weiteren Grund zur Trauer habe ich selbst zu beklagen. Die mir geschlagenen Wunden sind noch zu frisch um offen und leichtfertig darüber zu reden, daher nur so viel: Auch ich bin nun eine Waise. Ein senatorischer Tribun in der Fremde, seiner beider Eltern beraubt und bar jeden Verständnissen über die Unbill, die die Götter der gens aurelia dieser Tage auferlegen. Vielleicht bringst du ihnen auch ein Opfer dar, wie ich es hier in Mogontiacum bereits getan habe.
Meinen bisherigen Worten kannst du entnehmen, dass auch Prisca wohlbehalten hier eingetroffen ist. Gleich am Tage ihrer Ankunft musste ich sie mit dem Tod ihrer Mutter vertraut machen. Sie freut sich sehr, bald wieder zurück nach Rom reisen zu können. Germanien ist weniger eine Provinz für sie, habe ich den Eindruck, es ist ihr zu kühl, die Menschen sind zu rauh und Prisca selbst ist angefüllt mit Vorurteilen. Dennoch bemüht sie sich redlich, und ich muss sagen, ihr frisches Wesen in Kombination mit dem Helenas und Deandras sorgt durchaus für einigen Wirbel hier im Hause.
Meine Absicht, nach abgeleistetem Tribunat nach Rom zurückzukehren und mich zur Wahl zu stellen, besteht nicht nur, ich wurde sogar bereits vom amtierenden consul, Prudentius Commodus, zur Wahl zugelassen. Du kannst meine Ankunft also spätestens Ende August erwarten, vermutlich sogar früher. Den genauen Termin der Senatsvorladung bekomme ich noch mitgeteilt.
Du fragtest nach Dingen, die zu erledigen sind. Nun, da gäbe es sogar eine ganze Reihe. Zum einen wurde ein treuer Freund und Klient der Familie zu Ciceros Nachfolger ernannt - Didius Albinus, du kennst ihn sicher noch von früher, er war lange Jahre in der Stadtverwaltung Mantuas tätig. Wenn es dir zusagt, könntest du ihn persönlich beglückwünschen und auch versuchen, von ihm etwas über Ciceros Verschwinden zu erfahren. Versichere ihm auch des Rückhalts der gens, selbst, da sein patronus, Sophus, ebenfalls unauffindbar ist. Er kann stets auf uns zählen.
Weiter gäbe es diverse Möglichkeiten, dich einzubringen und dir die Zeit zu vertreiben - sofern dich Sisenna nicht ohnehin schon zu sehr auf Trab hält. Zum einen bietet die Schola Atheniensis in Rom ein breit gefächertes Angebot an Weiterbildungsmaßnahmen an. Einige Vorlesungen sollte man durchaus vorweisen können, wenn man den cursus honorum irgendwann beschreiten möchte - und ich nehme doch sehr an, du strebst einen Platz im Senat an? Darüberhinaus sind auch die Militärkurse an der Akademie für Militärwissen sehr empfehlenswert, auch wenn ich gestehen muss, bisher nu die Grundvorlesung absolviert zu haben, da mir zu allem weiteren die Zeit fehlte bisher. Wenn ich mich recht erinnere, Appius, bist du ein ebenso großer Anhänder des Rennsports wie ich selbst. Decimus Meridius, ein angesehener senator und ehemaliger Legat des Kaisers, hat die Leitung über unseren Rennstall inne, der factio aurata. So du dich bereit fühlst und willens bist, könntest du ihn und seine Gemahlin auf ein Essen laden und um die Mitgliedschaft bitten.
Ehe ich es vergesse: Ich übersende dir neben diesem Schreiben, der Abschrift des Briefes wegen der Verhandlung gegen Cicero und des kleinen Geschenks für Sisenna noch ein wenig Geld, damit du deine Vorhaben durchsetzen und dabei nicht jeden Sesterz dreimal herumdrehen musst. Ich weiß nämlich noch zu gut, wie meine eigene finanzielle Lage damals aussah, nachdem ich von meinen Studien zurückgekehrt war.
So, dann will auch ich nun schließen, nachdem dieser Brief schließlich doch um ein Vielfaches länger geworden ist als der deine, den du bereits lang nanntest. Ich hoffe, dass ich dich nicht mit den vielen erwähnten, teils großen, teils kleinen Aufgaben überfordern werde. Doch du bist ein Aurelius, und wir sind stark im Geist und - in den meisten Fällen - eben auch ehrgeizig. Halte die Stellung, mein lieber Vetter, und lasse bald wieder von dir hören.
Vale bene.
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MOGONTIACUM, PRIDIE ID IUL DCCCLVII A.U.C. (14.7.2007/104 n.Chr.)
"Dieser hier war verschnürt bei einem ledernen Säckchen voller Geld und...diesem da. Achtung, es klebt etwas", erklärte Leone und reichte Cotta nacheinander die Abschrift des Gerichsbriefes, den Geldbeutel und das an der rechten Seite klebende Etwas in rotem Seidenpapier. Das rote Päckchen war sorgsam verschnürt, mehrfach verknotet und erhielt den Hinweis, für eine gewisse Aurelia Sisenna bestimmt zu sein.
ABSCHRIFTAd
Lucius Flavius Furianus
villa flavia in Roma
ItaliaM. Aurelius Corvinus L. Flavio Furiano s.d.
Sicher wunderst du dich, Flavius, warum gerade ich dir aus dem fernen Mogontiacum schreibe. Nun, der acta diurna konnte ich entnehmen, dass mein Onkel, Aurelius Cicero, das Amt des comes verwaist zurückgelassen hat und den Kaiser mit dieser Tat zutiefst enttäuscht haben muss. Des weiteren las ich von einer Gerichtsverhandlung, welcher du vor kurzem als praetor urbanus beiwohntest und zu der Cicero ebenfalls nicht erschienen war, und um jene geht es mir.
Ich kann mir dieses ungebührliche, ja, dreiste Verhalten nicht im Mindesten erklären. Nach Kurzschluss mit Ciceros engsten Angehörigen und dem Rest der Familie komme ich zu dem Schluss, dass er Rom, dem Kaiser, seinen Verwandten und Freunden nun endgültig den Rücken gekehrt haben muss. Niemand weiß etwas über seinen Verbleib. Mir bleibt daher nichts anderes, als das Verhalten meines Onkels aufrichtig zu entschuldigen.
Ich bitte dich, mir als der Strafsache zugeteilter Rechtsmann, die Vorwürfe gegen meinen Onkel genauer zu erläutern. Sollte eine Forderung gegen ihn vorliegen, werde ich sie selbstredend unmittelbar nach Rückantwort begleichen, doch hierzu wüsste ich gern von den näheren Umständen, welche zu jener eventuellen Forderung geführt haben.
Vale.
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MOGONTIACUM, ANTE DIEM III KAL IUL DCCCLVII A.U.C. (29.6.2007/104 n.Chr.)
Nach einer ganzen Weile (Cotta musste den Brief längst gelesen haben), räusperte sich Leone. "Mein Herr, es gibt da noch etwas... Auf Geheiß des Herrn Corvinus haben Alexandros und ich heute früh eine Sklavin auf dem Markt ersteigert. Ihr Name ist Cadhla. Wir dachten, sie könnte Sisenna und dir etwas, nunja, Gesellschaft leisten..." Er gab Alexandros ein Zeichen, die neue Sklavin hereinzubringen.
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"Ja!" entfuhr es Alexandros, als der Hammer niedersauste und sie den Zuschlag erhielten. Leone war da nicht ganz so aufgekratzt, aber auch er freute sich. Wenigstens waren nun die Tage, die sie spielend mit Sisenna verbringen mussten, gezählt. Er hatte sich wahrlich nie dazu berufen gefühlt, mit einem kleinen Mädchen und ihren Puppen zu spielen. "Warte hier." Leone bahnte sich einen Weg zum Podest und einiges an Sesterzen wechselte seinen Besitzer. Sie hatten gut gehaushaltet, fand Leone, denn 2200 hätten sie maximal bieten dürfen. Blieben 195 Sesterzen über. Zufrieden wartete er, bis der Händler die keltische Kriegerin losgebunden hatte.
Sim-Off: Bitte auf Aurelius Corvinus eintragen, Geld ist schon überwiesen - danke!
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Zitat
Original von Herius Claudius Vesuvianus
"Ausnahmsweise könnte ich mir einen Vermerk machen. Das aber nur in dem Fall, weil die Anfragende offensichtlich nicht in Italia weilt. Du kannst das so ausrichten."Etwas fehlte noch. Der Beamte schaute nachdenklich, dann schlug er sich vor die Stirn. Natürlich, die Bezahlung. Diese ungewöhnliche Abwicklung irritierte ihn, vor allem, weil er nicht einmal wusste, wer das Porto für den Cursus Publicus zahlte.
"Die Grundstücke müsste zunächst im Nachbarofficium bezahlt werden", erläuterte der Beamte, der sich nicht sicher war, ob der Sklave derartig viel Geld mit sich herumschleppte. Mit der Ausstellung der Besitzurkunden fing er aber bereits an, denn lange Stillstandszeiten konnte er sich nicht leisten.
Kaufvertrag und Grundbesitzeintagung
Eigentümer der nachfolgend aufgeführten Grundstücke ist mit Wirkung vom ANTE DIEM IV ID IUL DCCCLVII A.U.C. (12.7.2007/104 n.Chr.)
Marcus Aurelius Corvinus
Der Kaufpreis beläuft sich auf 10.000 Sesterzen.
2 x Sardinien (Südregion)
gez.
P. Servius DigitiusLeone nickte eifrig. "Ja, die domina Deandra hält sich in Germanien auf, zusammen mit meinem Herren. Ich werde dein freundliches Entgegenkommen ausrichten, hab Dank dafür." Dann nahm er die tabula an sich und überflog den Text. Gut konnte er die lateinische Sprache nicht lesen und kaum schreiben, aber für das Sprechen langte es allemal. "Dank, Herr. Ich komme sofort mit der Quittung zurück."
Leone verließ mit der Tafel in der Hand das officium des Beamten und begab sich zum rationalis. Dort wurde er um eine beträchtliche Summe erleichtert, schleppte aber immer noch fünftausend Sesterzen mit sich herum, da das Grundstück für die Verlobte des Herren schlicßlich nicht verfügbar war. Er wartete eine Weile, denn vor ihm war nun ein Priester an der Reihe, ein Flavier und Freund seines Herren, wie Leone wusste. "Salve, dominus Flavius!" grüßte er artig, als der Flavier ging und nun Leone erneut an der Reihe, reichte dem Mann die Quittung und wartete. "Alles erledigt, Herr."
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"He, Händler! Hast du meine Frage nicht gehört?" rief Leone leicht verärgert und schüttelte den Kopf. Zu Alexandros gewandt sagte er leise spottend: "Ich glaube, der will seine Ware nicht loswerden. Vermutlich nimmt er die Keltin für den Eigenbedarf." "Hehe, kann gut möglich sein. Nett anzusehen ist sie ja, muss man ihr lassen. Die täte dem Herrn Corvinus gefallen, und dominus Cotta wird auch nichts dagegen haben, wenn wir sie kaufen. Mag er nicht eigenwillige Dirnen? Und hat er nicht gesagt, wir sollen den Sklavenbestand erweitern? Vielleicht fällt sogar was für uns ab..." Alexandros grinste schief mit seinen schlechten Zähnen. Leone schüttelte den Kopf. "Wann hattest du zuletzt eine Frau, die nicht geweint oder geschrien hat? Ein Mann muss mit Taten und seinem Charme bestechen. Na, wie dem auch sei. Versuchen wir, diese Keltin zu kaufen." Leone wandte sich ab.
"Zweitausendundfünf. Und die Fragen hätte ich dennoch gern noch beantwortet!"
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Zitat
Original von Herius Claudius Vesuvianus
Gleichsam erfreut wie erstaunt nahm Leone zur Kenntnis, dass er trotz des wichtigeren Besuchers nicht warten musste. Er nickte eifrig und versicherte höflich, dass es kein Problem sei, solange zu warten, bis der Beamte die Listen gesichtet hatte. Leone hatte schon vor langer Zeit gemerkt, dass man unter Römern durchaus weiter kam, wenn man freundlich, höflich, genügsam und gehorsam war. Der Nubier sah dem Beamten zu, wie er in einem Schrank kramte und bald zwei Listen zu Tage förderte, die er emsig studierte. Allerdings tat sich ein Problem auf, denn statt dreier Parzellen standen nur zwei zum Verkauf. So würde die Claudia wohl leer ausgehen. Leone nickte bestätigend."Dann werde ich vorerst nur Sorge für meinen Herren tragen und in seinem Namen die beiden sardischen Grundstücke erwerben. Nötigenfalls komme ich in einigen Wochen nochmals wieder und frage erneut nach, oder besteht vielleicht die Möglichkeit, die Verlobte meines Herren auf eine Art Warteliste zu setzen?" erkundigte sich Leone und sah den Beamten fragend an.
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Leona und Alexandros hatten einen Auftrag bekommen, sie sollten eine Sklavin ersteigern, die sich vorwiegend um die junge Sisenna kümmern und auch für den Rest der Familie da sein sollte. Weil Sisenna für ihr Alter schon recht gewitzt war, sollte die Sklavin durchaus was auf dem Kasten haben und natürlich Latein sprechen können. Rund um die Uhr sollte Sisennas Leibsklavin sich um das Wohlergehen der kleinen Aurelierin kümmern, mit ihr spielen, sie auf ihren Wegen begleiten und erst Cotta und später den anderen Familienmitgliedern regelmäßig Bericht erstatten. Auf ihrer Suche nach geeigneter "Ware" gelangten sie auch an diesen Stand. Interessiert drängten sie sich nach vorn und beäugten die dargebotene Sklavin.
"He du, kannst du Latein sprechen? Und kann sie schreiben? Hat sie vielleicht sogar Erfahrung mit Kindern?" wollte Leone zuerst von der Sklavin, dann vom Händler wissen. Alexandros erkundigte sich derweil bei den Umherstehenden nach dem Preis. Zweitausend Sesterzen waren bisher geboten. "Leone, wie viel dürfen wir ausgeben?" "Der dominus hat gesagt, wir sollen maximal...." Leone nannte seinem Kumpanen die Summe und wartete auf eine kompetente Auskunft, doch anderes war man von Tranquillius auch nicht gewohnt, deswegen stattete man sich hier gern aus.
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Entweder hatte der Herr Cotta keine Hand für Kinder - oder aber, er sah wirklich eine zwingende Notwendigkeit darin, jetzt mit Leone reden zu müssen. Jedenfalls schickte er die kleine H...Sisenna mit seinem Sklaven davon. Der sah auch etwas mager aus, der junge Bursche, aber bei dem guten Essen hier, dachte sich Leone, würde er schnell ein paar Pfunde zulegen. Während sein Herr sich sammelte, stand Leone einfach nur herum und wartete. Das tat er meistens, das musste er auch meistens tun, immerhin war er als ianitor hier beschäftigt. Nur manchmal begleitete er die Herrschaften nach draußen, um sie mit seinem mächtigen nubischen Körper vor Gefahren zu schützen. Bettlern beispielsweise. Oder auch aufdringliche, preisende Händler. Endlich stellte der junge Mann eine Frage. Leone wäre schon beinahe weggedöst, im Schlafen stehen oder anders herum konnte er nämlich recht gut. Nur...was auf die Fragen hin entgegnen?
"Es war mir ein Vergnügen, dominus", sagte er zuerst mal, denn wenn er es richtig verstanden hatte, war der erste Teil tatsächlich ein Lob gewesen. Leone begann, den Jungspund zu mögen. "Sisennas Mutter hieß Curiatia Icela, Herr. Sie lebte zusammen mit ihren Töchtern in Puteoli, schickte aber Helena nach Spanien und Sisenna zu einem erholsamen Aufenthalt hierher, als sie merkte, dass es ihr schlechter ging. Letztendlich starb sie an Wundbrand, die Ärzte konnten ihr nicht mehr helfen. Nun ja, und Sisenna blieb dann hier. Wir wussten nicht, ob wir ihr sagen sollten, was geschehen war. Ähm...das ist die Aufgabe ihres Vaters, nur...naja, der ist verschollen und sonst weilt keiner in Rom. Äh... Der Herr Corvinus ist mit Helena und seiner Schw...Verlobten in Germanien, der Herr Sophus hat eine Reise unternommen und, nunja, die junge Sisenna ist allein mit uns Sklaven hier in Rom."
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Leone stand stumm an des Herren Seite, als die kleine Hex...Sisenna eintrat. Er verzog nicht eine Miene, weder als Sisenna wie gewohnt herrschaftlich auftrat, noch also Cotta beinahe freudestrahlend über ihre Ankunft aufsprang und sie begrüßte, als sei sie bereits jenseits der vierzehn Jahre. Es stand einem treuen Sklaven einfach nicht zu, und da Leone unbedingt irgendwann einmal die Freiheit erhalten wollte, hielt er sich an dieses ungeschriebene Gesetz. Und obwohl die junge Dame bereits eingetreten war, so sah sich der kakaofarbene Sklave dennoch dazu genötigt, dem Herren seine Fragen zu beantworten. Da er jedoch die Situation erkannte - denn dumm war er ganz und gar nicht - beugte er sich zum Ohr des Cotta und flüsterte einige wenige Worte der Erklärung. "dominus, der Herr Cicero ist spurlos verschwunden, verschollen, sagt man. Die junge Herrin wurde von ihrer Amme hergebracht, sie weiß nichts von dem Geschehen." Dies sollte vorerst genügen, um zumindest nichts Falsches zu sagen und somit das erste Aufeinandertreffen der beiden nicht in Tränen enden zu lassen.
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Leone klopfte an und wartete geduldig, bis er an der Reihe war. Erst dann trat er ein und grüßte den Mann hinter dem Schreibtisch.
"Salve, Herr. Ich bin im Auftrag meines Herren hier, Aurelius Corvinus. Er beabsichtigt, einige Grundstücke zu erwerben, hier ist die Vollmacht meines Herren", sagte er. -
Oh je Sisenna suchen und her bringen ! Froh über diese Aufgabe war Leone nicht gerade. Denn das kleine und flinke Energiebündel einzufangen gestaltete sich erfahrungsgemäß immer als schwieriges Unterfangen. Und wo sie sich gerade aufhielt, das wusste meist nur die Kleine selbst. Ob dieser Herr wirklich wusste, was er da verlangte ? Sein starrer Blick von vorhin hätte es zumindest vermuten lassen können.
Leone hatte sich eben mit einer Verbeugung abgewandt, um seine Jagd nach der kleinen Hexe zu beginnen, da vernahm er den neuen Befehl des Herrn. Ja was denn jetzt ? ... Post und acta kann warten ... die kleine "Hexenjagd" auch ... ins Büro mitkommen ... und Türe schließen ! ordnete Leone die Befehlskette gedanklich neu. "Jawohl, mein Herr !" antworte Leone dann und machte auf der Stelle kehrt, um die paar Schritte, die er sich bereits von dem officium entfernt hatte, zurück zu gehen.
Vielleicht käme er ja doch noch um die Suche herum, dachte Leone sich und schloss etwas erleichtert die Tür zum officium hinter sich zu. Was der Herr aber gerade jetzt noch von ihm wollte und warum die übrigen Aufträge plötzlich warten sollten, war Leone nicht nicht klar. "Herr, womit kann ich dir dienen ?" erkundigte er sich daher und stellte sich vor den Schreibtisch, um auf die neuen Weisungen zu warten.
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Mit der Kopie eines Briefes in der Hand kam Leone zum Palast.
"Salve, ich bin ein Sklave der gens Aurelia und soll hier Grundstücke kaufen", sagte er. -
Leone kratzte sich nachdenklich an der nubischen Schläfe. Er hatte die Kekskrümel im tablinium beseitigen lassen, Sisennas Spielzeug aufgeräumt, die Möbel im Altarraum wieder an die richtige Stelle gerückt, die Blütenblätterschiffchen aus dem impluvium gefischt, einen Sklaven mit gestauchtem Finger verarzten lassen, nochmals Sisennas Spielzeug aufgeräumt, den Befehl erteilt, die junge Dame entlich zu waschen und anzukleiden - und seitdem kein Ungemach mehr feststellen können, was bedeutete, dass sie entweder tatsächlich noch auf ihrem Zimmer war, oder aber ausgebüchst.
Der Nubier wurde aus seinem Grübeln gerissen, als der Herr weiter sprach. In ein offivium wollte er. Hm...nächste Schwierigkeit. "Äh, es gibt derzeit nur drei eingerichtete officii, Herr. Das des Sophus, des Cicero und des Corvinus. In welches wünschst du, gebracht zu werden? Ich gehe dann gleich nachsehen, wo sich die kleine Hex.....Sisenna gerade herumtr...aufhält", entgegnete er pflichtbewusst und nickte. Sogleich erfolgten weitere Aufträge. Ein officium servieren, den Herrn in die Acta bringen, die gesammelten Sisennas holen, eine Erfrischung kredenzen. Oder so. Leone nickte zerstreut und würde die drei (er konnte nämlich nur bis drei zählen) Aufgaben gewissenhaft erledigen.
"Jawohl, mein Herr", sagte er also und ging vor Cotta her zu Corvinus' Büroraum. Dort öffnete er dem Herren die Tür und dann verschwand er, um die kleine Hexe aufzutreiben.