Beiträge von Artoria Medeia

    Ein Windhauch verirrte sich durch eines der halbgeöffneten Fenster in den Raum und spielte mit dem Rand von Medeias Palla, ihre Nasenflügel erbebten leicht als sie die frische Luft, die hier hoch auf des Kaisers Berg doch sehr viel frischer war als in den Strassen Roms, wo der ewige Gestank der Menschen schwer lastete. Medeia lächelte erfreut über die Zusage und schürzte nur einen Augenblick die Lippen bei der Frage. Nachdenken musste sie darüber gewiss nicht, denn eigentlich war sie über solche Hintergründe doch relativ gut informiert. Sicherlich kannte sie nicht den ganzen Clan der Matinier, aber doch den Proconsul. „Agrippa ist der ältere Bruder von Plautius.“ Dass sie damit in die Familie eines langjährigen Factiokollegen einheiratet, hätte sich Medeia wohl in ihrer ersten Zeit in der Purpurea gedacht. „Nun, Amatia, Du hast Dir aber auch einen stattlichen Mann in Rüstung geangelt. Zumindest war er früher öfters in Rüstung zu sehen, zumindest in Germania!“


    Medeia schmunzelte, lehnte sich dabei wieder zurück und stellte den Becher auf dem Tisch ab. Sie zog dann ihre Palla wieder über ihre Schulter hoch. „Aber nun Amatia, ich hoffe Du verübelst es mir nicht, muss ich mich für heute leider verabschieden. Ich bin später noch mit Camillus in einem der Tempel wegen dem Verlöbnis verabredet und muss mich dann noch um die Belange der Schola wegen kümmern, ehe wir wieder nach Mantua zurück reisen. Aber Du kannst gewiss sein, ich werde zu Deiner Hochzeit wieder in Rom sein.“ Mit einem milden Lächeln auf den Lippen erhob sich Medeia wieder. „Es hat mich sehr gefreut, Dich wieder zu sehen, Amatia, und noch mehr, dass Du Dein Glück gefunden hast.“ Zumindest hoffte Medeia für die junge Frau, dass Cyprianus sie glücklich machen würde, und auch für Cyprianus, dass es ihm gelingen würde.

    Ganz so schnell hatten die Beiden das Officium dann doch wieder nicht gefunden, was jedoch mehr an Medeia lag, die dem soldatischen untrüglichen Orientierungssinn in den Räumen des Cultus nicht ganz Glauben schenken wollte. Doch letztendlich hatte sie nur genickt und kapituliert, als sie in einer Sackgasse gelandet waren und aus jenem Grunde war sie den Rest des Weges Plautius einfach gefolgt. So trat sie einen Schritt hinter ihm in das Officium und sah sich nur einen kurzen Moment dort um, ehe sie an seine Seite trat und ihm die ersten Worte überließ. Auf die Frage des Angestellten nickte sie. „Ja, ich stehe unter keiner Patria Potestas mehr, sondern bin rechtlich eigenständig. Außerdem stimme ich dem Verlöbnis zu, es ist mein Wille.“ Ein schelmisches Glitzern trat in Medeias Augen als sie zu Plautius sah. „Und Du, Camillus? Bist Du auch Sui Iuris?“ , fragte Medeia leise. Jetzt, wo sie das fragte, fiel Medeia auf, dass sie es nicht wußte. Und dass Männer bis selbst ins hohe Alter noch unter einer Patria Potestas stehen konnten, war keine Seltenheit.

    Der Stoff ihrer Palla raschelte leise als Medeia sie etwas höher an ihre Schulter zog. Sanft hoben sich ihre Mundwinkel zu einem leichten Lächeln als sie Plautius vernahm. „Da Du vom Abendessen beim Legatus sprichst, Decimus Livianus hat uns auch in sein Praetorium eingeladen für ein Solchiges.“ Auf den Hinweis zu dem Angestellten des Cultus hin, wandte Medeia ihre Aufmerksamkeit dem Mann zu. Ihre grünen Augen richteten sich auf den Mann und sie lächelte ihm freundlich, gar schon unschuldig entgegen. „Ich danke euch für die freundliche Auskunft. Einen schönen Tag noch und Vale!“ verabschiedete sich Medeia von ihm, ehe sie sich umwandte und dem schon hinausstrebenden Plautius folgte. Mit einem Schmunzeln auf den Lippen dachte sie daran, ob Plautius vielleicht so strebsam war, weil er die Befürchtung hegte, sie könnte im letzten Moment doch noch kalte Füße bekommen? Wenn das auch nicht passieren würde. Oder es war einfach in der Art eines Soldaten alles zügig zu vollziehen, besonders was ein Gang von einem Officium zum Nächsten betraf. Und schon entschwand verließ sie ebenfalls den Raum.

    Das Opfer wurde beendet und die Hochzeitszeremonien schienen damit abgeschlossen, denn schon ging es zu den kulinarischen Genüssen der Hochzeitsfeier. Und wie es der Zufall wollte, verschlug es Medeia und Plautius an denselben Klinentisch wie Amatia, Cyprianus und auch Macer, den Medeia mit einem freundlichen Lächeln begrüßte. Mit einer gewissen Freude ließ sich Medeia auf eine Kline nieder und war froh, dass man in der Casa Valeria scheinbar nicht nur die verknöcherten und unnötigen Sitten pflegte, sondern auch den Frauen ein bequemes Liegen ermöglichte, sofern sie es wünschte. Denn Medeia hasste die harten Korbstühle bei einem solchen Essen. Und im Gegensatz zu manchen Frauen scheute sie sich nicht vor einer Kline, schließlich war Rom schon lange in moderne Zeiten aufgebrochen. Gespannt verfolgte sie das Auftragen der Speisen, ließ sich von einem Sklaven eine Wasserschüssel reichen, wo sie ihre Hände tunkte ehe sie sich dezent dem Essen widmete, womit sie ihr Wohlgefallen über der Feierlichkeit auch Ausdruck verleihen wollte.


    Wäre Amatia nicht jetzt verheiratet gewesen, vielleicht wäre Medeia ein wenig eifersüchtig geworden bei ihrer Berührung an Plautius Arm, doch so lächelte Medeia weiterhin ungebrochen. „Wisst ihr denn beide nun, ob ihr in Rom bleiben werdet, vielleicht sogar eine neues Domus beziehen? Oder ist das Domus der Terentier schon geeignet genug für ein junges Eheglück?“ Eigentlich wollte Medeia mehr die weiteren Pläne von Cyprianus und Amatia in Erfahrung bringen, tastete sich jedoch erst mal vorsichtig auf dem Gebiet fort. Am Rande bemerkte sie auch die Gespräche der anderen Gäste und vernahm auch die bitteren Worte von Cyprianus, die sie jedoch, ohne sich etwas anmerken zu lassen, nicht beachtete. Denn scheinbar handelte es sich wohl um die Worte eines Klienten zu seinem Patron. „Die Speisen sind vortrefflich, Amatia. Wer ist denn euer Koch? Vielleicht sollten wir ihn uns zu unserer Hochzeit von euch ausleihen…“, fügte Medeia mit einem Schmunzeln an.

    Den suchenden Blick, das Durchforsten der unendlichen Weiten der Toga entging Pumilus während der Begrüßungsszene nicht, wenn er auch völlig durch Amatia abgelenkt war, die er mit leuchtenden Augen begaffte, dabei nur mäßig subtil vorging, solange die Herrschaften, die er begleitete, es nicht merkten. Aber Pumilus hatte eine große Vorliebe für große und schöne Frauen und da die meisten Frauen größer als er waren, war die Auswahl natürlich für ihn noch etwas vielfältiger. Ein leises Seufzen löste sich von seinen Lippen und er reichte halbautomatisch die, mit einem feinen seidenen Band umwickelte, Rolle, die nochmalig in ein dunkelrotes feines Tuch, mit Goldstickereien am Rande, geschlagen war an Plautius weiter.


    Medeia derweil widmete sich zur Gänze der Begrüßung, weswegen ihr der Blick ihres kleinen, drollig wirkenden Sklaven entging. „Ja, einige bekannte Gesichter sind schon unter den Gästen.“ , erwiderte Medeia und sah kurz zu diesen, es waren nicht sonderlich viele, aber genug um einen unterhaltsamen Abend zu haben. Und an Cyprianus erwiderte sie mit einem Schmunzeln. „Nun, ob bald, wird wohl von der Laune der Götter, dem Zeitplan in der Legio und anderen Faktoren abhängen.“ Nebst, dass sich Medeia- stur wie sie manchmal war- eine Hochzeit in Ägypten in den Kopf gesetzt hatte.


    Aber dann ging es auch schon weiter im Hochzeitsprogramm. Medeia ließ sich einen Becher mit sehr verdünntem Wein reichen und gesellte sich, stets an der Seite von Plautius bleibend, unter die übrigen Gäste und verfolgte andächtig die Zeremonie. Das mehr formelle Unterschreiben des Brautvertrages, das doch romantischere Austauschen der Ringe und dann das Opfer, wo sie schnell den Becher einem Sklaven übergab. Gespannt und mit einem milden Lächeln auf den Lippen sah Medeia auf Cyprianus während dieser Opferhandlung zu.



    [SIZE=7]Edit: Hat ein halber Satz gefehlt.[/SIZE]

    Großspurig marschierte der Zwergensklave sowohl Plautius als auch Medeia voran, die mit einem gutgelaunten Funkeln in den Augen, den von Plautius dargebotenen Arm ergriffen und schließlich die Casa Valeria und die Räumlichkeiten der Festivitäten angestrebt hatte. Das Licht der Öllampen funkelte auf der goldenen Halskette von Medeia und brach sich auf den goldenen Spangen an ihrem tiefroten Kleid. Ihre grünen Augen musterten schnell die versammelte Gesellschaft, klassifizierte genauso wie ihr Verlobter die Gesellschaft in einige Schubladen. Natürlich fiel ihr gleich Purgitius Macer auf, daneben Vinicius Hungaricus, alles Personen, die man auf einer solchen Feier auf keinen Fall ignorieren sollte. Daneben natürlich das Brautpaar. Mit Erleichterung betrachtete Medeia das Erscheinen von Amatia. Denn bei einer Hochzeit bestand immer die Gefahr, dass man sich mehr herausschmückte als die Braut, was doch im höchsten Maße unangenehm war. Doch nun blitzte ein Lächeln auf ihrem Gesicht auf, während sie zielstrebig- dennoch hoch erhobenen Hauptes- auf das Brautpaar zustrebte. „Du kennst Amatia nicht, oder?“ fragte sie Plautius leise und besah sich den Rest der Gesellschaft. Niemand den sie kannte, bis ihr Blick dann doch auf Valerius Victor fiel.


    Doch nun trat Medeia erstmal auf Amatia zu und ergriff mit einem strahlenden Lächeln ihre Hände. „Bezaubernd siehst Du aus, Amatia. Die schönste Braut, der ich begegnen durfte.“ Mit dieser kleinen Lüge, mehr einer Übertreibung, aber einem überzeugenden Gesichtsausdruck, die Ausgeburt von Ehrlichkeit stand darin geschrieben, gab sie Amatia einen Begrüßungskuss links und rechts auf die Wange. Dann wandte sie sich auch Cyprianus zu. „Werter Terentius, was für eine Freude, an Deinem glücklichsten Tag dabei sein zu dürfen.“ Geschmeidig wandte sie sich um und lächelte von Plautius zu dem Brautpaar. „Ich glaube, ihr seid noch nicht miteinander bekannt, oder? Wenn ich vorstellen darf, Camillus Matinius Plautius, Praefectus der Legio Prima, dessen Verlobte zu sein ich die Ehre habe.“ Medeia schmunzelte. „Das ist die Braut, Valeria Amatia, und der Bräutigam, Appius Terentius Cyprianus.“ Da Medeia nicht die blasseste Ahnung hatte, ob Cyprianus wieder eine Anstellung hatte nach der Karriere in der Politik, verschwieg sie dies lieber geflissentlich.

    Sei mir gegrüsst, Aviana. Willkommen in der Gens Artoria und im Spiel. =)


    Du hast meine Erlaubnis in der Gens Artoria anzufangen. Und was die Verwandschaft angeht, da spreche ich Dich dann per PN an, wenn Du mal freigeschaltet bist und wir finden da sicher was schönes für Dich :) =)

    Genüsslich und gut gelaunt räkelte sich Medeia auf den weichen dunkelblauen Kissen der Sänfte und betrachtete wohlwollend Plautius an ihrer Seite. „Die Toga steht Dir wirklich außerordentlich gut, Camillus. Vielleicht solltest Du die Laufbahn eines Politikers erwägen…“ Doch gleich darauf bereute Medeia den Satz, denn eigentlich fand sie Plautius in einer Rüstung auch unwiderstehlich. Einer der Sklaven strich die Sänftenvorhänge zur Seite und Medeia schwank geübt ihre Füße hinaus und setzte sie auf den Stein gepflasterte Straße vor der Casa Valeria.


    (Und für die Lesefaulen: Der nächste Absatz widmet sich zur Gänze dem strahlenden Aussehen von Medeia, ganz zur Ablenkung von Plautius Aussteigen aus der Sänfte.)


    Zuerst erschienen ihre feinen aus Lammleder gefertigten Calcei muliebres, in roten und goldenen Farben geschmückt. Während ihrer eleganten Bewegung beim Aussteigen glitt das tiefrote Kleid von Medeia über ihre Knöchel. Ganz mit ihrer gänzlich neuen Leidenschaft (Plautius hatte sie unbeabsichtigter Weise an den Saturnalien geweckt) war es weder in griechischer Art, noch gänzlich römisch geschnitten. Viel mehr hatte es Anklänge an ägyptische Frauenkleider, mit einigen Abstrichen, die für die römische Gesellschaft gemacht werden mussten. Es fing nicht erst unterhalb ihres Busens an, sondern durchaus einige Fingerbreit darüber und reichte bis zu ihren Schultern hoch, wo das tiefrote Kleid, was perfekt zu ihren roten Haaren harmonierte, mit goldenen Katzenbroschen gehalten. Zierliche goldene Bänder umschlangen das taillierte Kleid, was mit zwei langen goldenen Stoffstreifen in der Mitte vernäht war, auf denen zahlreiche exotisch dezente Webmuster hinein gearbeitet waren. Dazu trug sie ein feines Geschmeide aus feinen goldenen Plättchen, in denen zwischen jedem ein kleiner roter Granat funkelte und ihre alabasterfarbene Haut nur umso strahlender betonte. Stolz erhob sich Medeia, stand kerzengerade mit einem weißen Schwanenhals, den man, durch ihre kompliziert nach oben gesteckte Frisur gut bewundern konnte. Dazu schimmerten ihre vollen Lippen unaufdringlich rötlich mit einem Hauch Golden, ihre Augen wurden von einer dunklen, doch sehr dezenten Kohlelinie betont.


    Da mittlerweile wohl Plautius ausgestiegen war, konnte sich Medeia zu ihm umwenden. Huldvoll und mit glücklich funkelnden Augen, auch sie liebte es auf fremden Festen zu hofieren, wartete sie auf ihren Verlobten. Mit ihren Augen deutete sie herrisch einem Sklaven etwas zu, der verstand und richtete dezent und ohne, daß ein fremder Sklave es bemerkte die Querfalte von Plautius Toga. Zufrieden lächelte Medeia. „Nun, Camillus, wenn Du voran gehst, werde ich Dir folgen.“ Sie war Griechin und so war sie durchaus dessen fähig, den Anhang von Plautius zu spielen. Ihre schlanke Hand griff nach der elfenbeinfarbenen Palla, die sie sich der Schicklichkeit halber erst mal umlegte.

    Eine Sänfte, einige keltische Sklaven! Festen Schrittes marschierten die muskulösen und mit Öl eingeriebenen Männer durch die Strassen Roms, suchten sich einen Weg zur Casa der Valerier. Nachdem sich die kleine Gesellschaft in der Sänfte schon einige Male verlaufen, beziehungsweise die Sklaven nicht den rechten Weg gefunden hatten, erschien das nun ein kleines Wunder. Vor der Haustür setzten die Männer die Sänfte ab und ein griesgrämmiger kleiner Sklave, Pumilus, in einer goldenen Lendenschürze mit goldenen Bändern um seine breite Brust und den etwas dicklichen Bauch gebunden, dazu ein goldener Reif in seinen Haaren in Form von Zedernzweigen, entstieg dem Gefährt und sah grimmig auf seine neueste Verkleidung hinab. Seit einigen Wochen hatte seine Herrin abermals ein Faible dafür, ihn in die schrecklichste Garderobe, wie er fand, zu stecken, die mal wieder in Mode war. Leise vor sich hinfluchend mit Aussagen: „Huh, wie schick. Das ist auch Mode in Ägypten zur Zeit.“ , äffte er gehässig seine Domina nach, dabei einige Oktaven in seiner Stimme höher steigend. Wütend räuspterte er sich. „Wie drollig? Pah, ich Pumillus Maximus bin nicht drollig…“ So tapste er zur Tür und klopfte kräftig dagegen und verstummte in seiner Tirade.


    Erst als die Tür sich öffnete starrte Pumilus nach oben, verneigte sich tief und breitete die Arme auf, sprach in seiner geschulten und honigsüßen Stimme, eigens für das Ankündigen aufgehoben. „Oh einen wunderschön gepriesenen Tag wünscht der ehrvolle und hochgeschätzte Praefectus Matinius Plautius und meine Domina, Artoria Medeia, allen Bewohnern dieses Hauses und dem glücklichen Paar.“ Natürlich hatte Pumilus mit Plautius angefangen, Medeia hatte es ihm noch mal eindringlich eingeschärft. „ Der Praefectus und Domina Artoria Medeia erbitten höflichst um Einlass zu der wundervollen und Götter beschienenen Festivität zur großen Vermählung von dem hochverehrten und verdienten Terentius Cyprianus und seiner huldvollen, wunderschönen Verlobten, Valeria Amatia!“

    Nur allzu gerne ließ sich Medeia die Umarmungen und Küsse von Plautius gefallen. Sie schlang ihre Arme eng um seine Schultern und erwiderte innig den Kuss. Auch als sie sich im Kuss lösten, ließ Medeia nicht ihre Arme von Plautius und lehnte sich an ihn heran, legte ihre Wange zart auf seine Schulter und sah ihn doch wieder vergnügter an, als noch einige Augenblicke zuvor. Langsam und kaum merklich nickte sie zu der Frage des Tonfalls. „Ja, ich bin kein Soldat, Camillus.“ Neckisch suchten ihre Lippen wieder einen Weg an seinem Hals entlang und sie hauchte ihm einen Kuss auf seine Kinnlinie, sog dabei seinen Duft ein und blinzelte dann erstaunt. Verblüfft richtete sie sich auf und sah auf die Mappe an. Leere Blätter? Sie lauschte seinen Worten und in ihren Augen spiegelte sich eine Mischung von Empörung, Entrüstung und ein wenig Verlegenheit mit, weil sie dann ihre Worte doch als etwas zu barsch empfand.


    „Ich..“ fing sie an, verstummte jedoch und sammelte kurz ihre Gedanken, ehe sie fortfuhr. Liebe? So direkt hatte ihr Plautius das dann noch nicht gesagt und so schwieg Medeia noch etwas länger. Sie sah ihn lange an, lächelte dann wieder leicht. „Vielleicht, womöglich werde ich es Dir eines Tages erzählen.“ , antwortete Medeia leise, sah noch mal auf die leeren Seiten hinab und schüttelte vage den Kopf, so daß eine rote Locke an ihrer Wange entlang strich, die sich während der ganzen Aufregung und den vielen Küssen gelöst hatte. „Hamsterbacke? Das würdest Du mir zutrauen? Jetzt bin ich wahrlich schwer enttäuscht, Camillus!“ Doch Medeia lachte und küsste Plautius.


    Und nun lehnte sich Medeia abermals gegen Plautius Schulter und lauschte seinen vielen weiteren Worten, nickte ab und an oder schüttelte den Kopf, lächelte milde und betrachtete ihn genau, als er sprach. Sein Kinn, sein ausdrucksstarkes Profil und seine attraktiven Gesichtszüge, Medeia mochte Männer, die ein markantes Äußeres hatten und nicht die weichen, femininen Züge von manch einem Mann. Und Plautius gefiel ihr in dieser Hinsicht sehr gut. So lächelte sie weiter in ihren Betrachtungen, bekam vielleicht nicht immer alles zur Gänze mit, ließ sich jedoch mit einem leisen, fast katzenhaften Schnurren, immer wieder mit den Delikatessen füttern.


    Schließlich, nachdem sie eine Kirsche genüsslich verköstigt hatte, raunte sie leise. „Krysia ist keine Verwandte. Aber mein lieber Camillus, vielleicht weißt Du das ja noch gar nicht. Die Artorier sind nicht meine Blutsverwandschaft. Ich habe auch nur in die Familie eingeheiratet. Ich bin ursprünglich mit der Gens Petronia verwandt, meine Mutter jedoch war Griechin und ich somit zur Hälfte eine Griechin. Dennoch gehört Krysia nur zu meinem Bekanntenkreis aus Athen.“


    Ein breites Schmunzeln huschte über ihre Lippen. „Sowohl was Deine Betriebe angeht und auch die Kinder können wir später noch mal darüber reden. Dennoch glaube ich, dass Pumilus sich bestimmt über Deine neuen Pläne freuen würde.“ Fügte sie mit völlig ernster Miene an. „Nur glaube ich nicht, dass das römische Gesetz das zulassen würde. Da müssen wir ihn wohl leider enttäuschen.“ Nun lächelte sie wieder, gab jedoch nicht Preis ob sie den Scherz verstanden hatte oder nicht.


    Medeia dachte nur einen kurzen Augenblick nach und fügte schließlich an: „Die Verlobung im kleinen Kreis und die Hochzeit mit einem rauschenden Fest. Und wo ich die Hochzeit feiern will? Das werde ich mir noch überlegen…!“


    Noch eine von den Früchten wanderte in ihren Mund, sie kaute und sah Plautius nachdenklich an, überlegte, was sie wohl antworten sollte. „Und Geschenken bin ich eigentlich nie abgeneigt, aber zuerst möchte ich Deine Lagerstatt besichtigen!“ Geschmeidig erhob sich Medeia und ergriff mit ihren zarten Händen die Soldatenhände von Plautius und dirigierte ihn bestimmt in die Richtung, wo er, bei der kleinen Führung, auf sein Bett gedeutet hatte. Und schon waren Streit und sonstige ‚Enttäuschungen’ vergessen, denn Medeia versank mit Plautius in eine leidenschaftliche Erkundung seines Bettes.


    So ging auch dieser Abend zu Ende!


    Und noch ein Post Scriptum:
    Denn nach all der Leidenschaft und sich in den Armen von Plautius räkelnd, nahm Medeia die beiden Geschenke von Plautius an und staunte nicht schlecht. Erfreut funkelten Medeias Augen auf und sie strahlte Plautius an. „Wie bist Du nur auf die Idee gekommen? Das ist ganz wundervoll! Ich danke Dir, Camillus!“ erwiderte sie und sah glückselig auf beide Präsente hinab: Ein ägyptisches Wahrsagebrett und dazu eine Reise nach Ägypten. Medeia schmiegte sich an Plautius und hauchte ihm einen zarten Kuss auf die Lippen. „Du bist ganz wundervoll, Camillus. Was für ein Glück ich doch habe, so einen interessanten, aufmerksamen und klugen Mann gefunden zu haben.“ Ein Stich des Bedauerns ob eines bestimmten Gedanken in dem Räumlichkeiten von ihrem Patron durchfuhr Medeia und sie schämte sich schon gar dafür. Doch noch ein anderer Gedanken kam ihr, welchen sie gleich strahlend verkündete: „Jetzt weiß ich, wo wir heiraten werden. In Ägypten!“

    Andächtig nickte Medeia auf Amatias Frage hin, während sie gleichzeitig darüber schmunzeln musste. „Aber natürlich kenne ich Valerius Severus. Schließlich hat er doch das Kommando über die Praetorianer inne gehabt, die die Augusta nach Germania begleitet haben.“ Und dass sie Sev auch noch später mal begegnet war, an einem nicht ganz so moralisch erhabenen Platz, ließ Medeia doch lieber unerwähnt. „Ein sehr guter Soldat ist er und ein ausgesprochen höflicher Mensch.“ Wobei Medeia mit höflich mehr sein attraktives Äußeres meinte und weniger seine, durchaus direkte, Art bezeichnete.


    Mit einem Mal wurde Medeia auch bewusst, dass diese kleinen Schwärmereien wahrscheinlich bald vorbei sein mussten. Plautius hatte seinen Standpunkt diesbezüglich durchaus klar gemacht. Medeias Lächeln wurde etwas blasser und sie hatte das Gefühl, kalte Füße zu bekommen. Schnell trank sie einen Schluck, um diese kleine Verlegenheit zu überspielen. „Ja, ich heirate auch. Mein Zukünftiger entstammt der Gens Matinia und heißt Camillus Matinius Plautius.“ Ob Amatia ihn kannte, konnte Medeia natürlich nicht beschwören. „Er ist Praefectus Castrorum bei der ersten Legion des Kaisers.“ , fügte Medeia sicherheitshalber an.


    „Ich habe ihn vor einiger Zeit in Germania kennen gelernt, bei der letzten Reise des Kaisers dorthin. Und seitdem hat er beharrlich nicht aufgegeben, mich für sich zu gewinnen. Mit Erfolg wie man sieht. Aber ich hatte schon immer ein Faible für gut aussehende Männer in Rüstungen, so hatte er es doch leichter bei mir.“ Medeia lächelte und ihre Augen funkelten gut gelaunt und schelmisch. Sie hätte durchaus noch viele andere Eigenschaften von Plautius preisen können. Insbesondere die Eigenschaft, sie stets zu überraschen, zum Lachen zu bringen und die Momente niemals eintönig werden zu lassen. Denn oftmals langweilten sie die meisten Männer, denen sie zuvor begegnet waren, stets schnell. Doch bei Plautius war es nicht so gewesen. Doch allzu viel von den herausragenden Eigenschaften eines Menschen zu sprechen, ließ die Götter (Medeia war nun mal auch Griechin und man wußte doch, wie empfindlich die griechischen Götter waren) neidisch und zornig werden. Und den Zorn der Götter wollte Medeia nicht über ihren Zukünftigen bringen.


    „Wir wollen in diesen Tagen unsere Verlobung erstmal eintragen lassen. Und diese dann später in einem kleineren Rahmen feiern.“ Dass das für die Hochzeit außer Frage stand, war für Medeia jetzt schon klar. Die musste im großen Rahmen gefeiert werden. Doch mit einem feinen Lächeln auf den Lippen führte Medeia fort. „Vielleicht magst Du dann auch schon zu unserer Verlobunsfeier kommen?“

    Überrascht sah Medeia von Avitus und dann zu Imperiosus. Normalerweise war sie auch recht gut informiert, was die neuen Probati und auch die Beförderungen der Legionen anging, las sie doch stets sehr aufmerksam diesen Teil in der Acta, mit dem Hintergedanken, dass auch noch einige ihrer Verwandten in der Legio, ob in Germania oder in Italia dienten, womit ihr Interesse für diesen Actapart doch beträchtlich größer war. Doch von Imperiosus hatte sie in der letzten Ausgabe noch nichts gelesen gehabt.


    „Du bist der Legion beigetreten, Tiberius?“ , fragte Medeia, unnötigerweise, schließlich hatte es Imperiosus schon gesagt, nach. Sie blinzelte erstaunt und unterdrückte den Impuls, in ihrer Verwunderung, die Augenbrauen nach oben zu wölben. Denn, dass jemand den Dienst an den Göttern für das Handwerk an dem Schwert aufgab, das verstand Medeia einfach nicht. Wenn es nicht zu unschicklich für eine römische Frau wäre, hätte Medeia diesen Weg einst auch erwogen, befand sie doch, es gab nichts erhabeneres als den Göttern zu dienen.


    Doch da die Artorier sehr dem Militär zugetan war, fast jeder aus der Familie war oder ist im Dienst der Legion, selbst Castus hatte dort gedient, konnte sie den Schritt dann doch nachvollziehen. So entschwand schon nach einem sehr kurzen Augenblick der Ausdruck der Verwunderung und wurde ersetzt durch ein freundliches Lächeln. „Dann wirst Du es Dir wohl reiflich überlegt haben, Tiberius.“ , fügte sie lächelnd an.


    „Nun, mir geht es blendend. Besonders seit dem Tag, wo ich mich entschlossen habe, der Politik den Rücken zu zukehren und auf eine senatorische Laufbahn endgültig zu verzichten.“ Sie verstummte kurz, zögerte und nach einem Augenblick fügte sie schließlich an. „Aber vielleicht gehen wir in ein Gasthaus? Ich hätte euch etwas zu erzählen, was ich nicht gerne auf der Strasse tun möchte.“

    Medeia lächelte erfreut über die gute Kunde. Denn das würde Reatinus mit Sicherheit sehr freuen, zumal er wahrscheinlich schon ungeduldig auf Nachricht von ihr harrte, selbst wenn der CP sehr flink war und prompt die Post über die Alpen trug, eine großer Errungenschaft des Imperiums, so würde es dennoch Wochen, wenn nicht sogar Monate dauern, bis ihn ihr Brief erreichen würde, wenn sie ihn gleich bei ihrer Rückkehr schreiben würde. „Das freut mich sehr zu hören, Patron.“, gab Medeia als Antwort. „Artorius Reatinus ist auch ein ehrhafter junger Mann.“


    Wie so manches Mal zuckte jedoch ein kurzes stechendes Pochen durch ihre Schläfen und der Boden schien unter ihr zu wanken, doch dessen gewöhnt, ließ sie sich kaum etwas anmerken. Vielleicht nur, dass sie unbedeutend blasser wurde. Ihre grünen Augen suchten nach einer Sitzgelegenheit. Mit einem entschuldigenden Lächeln fragte sie: „Wenn Du gestattest?“ Ehe das Schwanken stärker wurde, nahm sie deswegen auf der marmornen Bank Platz und atmete fast unhörbar, aber etwas erleichtert aus. Die Welt wieder in festen Fugen um sie herum, so konnte sie sich der Frage von Livianus widmen.


    „Ich bin erst mal in einem sehr schönen kleinen Gasthaus am Fluss untergekommen. Sehr annehmbar für die erste Zeit.“ , erwiderte Medeia, übertrieb zwar, was das Gasthaus anging, aber sie war durchaus schlimmeres von Reisen gewohnt. „Ansonsten gibt es durchaus ein Haus hier in Mantua, welches vielleicht meinen Ansprüchen genügen könnte.“ Schließlich kam Medeia doch auf das zu sprechen, was die Hintergründe des Ganzen war. „Nun, vielleicht sollte ich vorweg erklären, ein Offizier Deiner Legion, Matinius Plautius, hat mich gebeten seine Frau zu werden.“ Gebeten war eigentlich übertrieben, denn der Satz auf dem Markt implizierte eine Bitte nicht, aber das sollte sich am selbigen Abend noch ergeben, wovon Medeia im Moment nur ahnte. Doch obwohl sie in dem Moment noch äußerst pikiert von der Art war, wie Plautius sein Anliegen das erste Mal vorgetragen hatte, wusste sie schon jetzt, dass sie wohl Ja sagen würde, Plautius einnehmende Art und sein ganzes Wesen hatte sie doch sehr für ihn gewonnen. Nur ahnte sie nicht, dass es an jenem Abend doch noch ein kleiner Kampf werden würde. „Ich denke, dass ich dem zustimmen werde. Wir haben uns in den letzten Tagen auch schon einige Häuser angeschaut hier in Mantua und eines hat mir doch besonders zugesagt, es müsste nur noch ein wenig renoviert werden.“

    An Optio
    Servius Artorius Reatinus
    Legio Secunda
    Mogontiacum
    Germania



    Mein lieber Servius,


    sehr hat es mich gefreut von Dir einen Brief zu erhalten. Zuerst möchte ich Dir gratulieren für Deine Beförderung zum Optio, was, wenn Dich der Brief erreichen wird, wohl schon etwas her sein wird. Dennoch sei versichert, die Familie ist sehr stolz auf Dich und ich freue mich sehr, über Deine Fortgang in der Legion. Mich hat Dein Brief glücklicherweise auch kurz vor meinem Aufbruch in die Legionsstadt Mantua erreicht, wo ich mittlerweile die meiste Zeit verbringe. Darum war es mir doch gut möglich, mich mit unserem Patron zu treffen und ihm Dein Anliegen zu unterbreiten. Unser Patron ist von mir nicht ohne Bedacht gewählt, denn er hat Deiner Bitte zugestimmt, Dich in seine Klientenschar aufzunehmen, Dir mit Rat und Tat in Deinem Leben zur Seite zu stehen und Dir behilflich zu sein.


    Wahrscheinlich ist schon längstens bei euch der Frühling eingebrochen, wenn Dich die Nachricht erreicht. Dass der Winter in Germania sehr unangenehm sein kann, habe ich schon an der eigenen Haut erlebt. Doch immer wieder bewundere ich Männer wie Dich, die sich aufopfernd für das Wohl des Imperiums, in dieses Land begeben und dort über Jahre die heimatliche Grenzen verteidigen. In Rom derweil ist nicht sonderlich viel passiert, doch gibt es durchaus einige Dinge, von denen ich Dir berichten möchte. Zum einen ist Artorius Imperiosus ebenfalls in die Legio eingetreten und hat den Dienst an Neptun als Priester aufgegeben. Somit steht die Casa in Roma ziemlich leer, wenn nicht ich oder Dein entfernter Cousin Claudus die vielen römischen, artorischen Räume mit Leben füllen. Aber vielleicht wird mir das lange nicht mehr möglich sein, denn ich gedenke in einiger Zeit zu heiraten, Camillus Matinius Plautius, mit dem ich bereits verlobt bin. Vielleicht hast Du von ihm gehört? Er dient ebenfalls in der Legion, früher der Neunten in Germania und nun der Ersten in Mantua.


    Vielleicht wird es Dir ja sogar möglich sein, für die Hochzeit, die erst in einigen Monaten ansteht, sehr wahrscheinlich, sogar nach Italia zu kommen. Ich würde mich zumindest sehr darüber freuen. Leider wird es mir wohl kaum noch möglich sein, über meinen Patron ein wenig Einfluss darauf zu nehmen, schließlich wird, wie ich gehört habe, Decimus Meridius nicht länger Dein Kommandant sein, somit wird der Einfluss der Decimer auf Dein Leben wohl bedeutend geringer werden.


    Lieber Servius, ich hoffe, dass es Dir in Germania gut geht und ich wünsche Dir, daß die Götter gut über Dein Leben und Deine Geschicke acht geben mögen.


    Deine Tante
    Medeia



    „Zwielichtige Autoren? Bei der Acta?“ Medeia lachte leise auf und schüttelte den Kopf. „Eigentlich nein, so etwas haben wir nicht, ganz sicher nicht! Das war nur eine Übertreibung von manchen leichtsinnigen Schreibern.“, erwiderte sie mit einem schelmischen Funkeln in den Augen. Dass sie nicht doch den ein oder anderen zwielichtigen Informanten hatte, das würde Medeia nicht bestreiten können. Und dass es den ein oder anderen hitzigen Autor gab, der vielleicht auch einen Hang ins Ruchlose hatte, das würde Medeia natürlich nicht zugeben. Aber sie wusste durchaus um die Neugier unter den Frauen und Männern am Hofe, nirgends wurde mehr geklatscht als in den "vier Wänden“ des Kaisers. Doch Medeia schwieg sich darüber aus und trank einen Schluck der Erfrischung. „Deine Familie wird sicherlich sehr zufrieden über diese Verbindung sein.“ Eigentlich kannte Medeia nur zwei Männer von Amatias Familie und bei einem war “kennen“ doch sogar noch übertrieben. Valerius Victor hatte sie nur einmal in ihrem Officium getroffen, nur mit Valerius Severus hatte sie längeren Kontakt gehabt. Ein feines Lächeln, bei der Erinnerung an den schönen und attraktiven Praetorianersoldaten, huschte über Medeias Lächeln. „Arbeitet eigentlich Valerius Severus noch bei den Praetorianern?“

    Die Sonne strahlte lieblich auf die Regia hinab, das Treiben darum herum war bunt, die Tauben gurrten, die Menschen genossen den Tag, die Kinder spielten, die jungen Leute gaben sich dem Nichtstun hin und neben all diesen Natürlichkeiten zeigte sich auch: Die Dame kam zu spät. Erst als Plautius schon durch die Tür der Regia getreten war, kämpften sich einige keltische Sklaven durch das Gewirr an Menschen, in Mantua waren sie richtig gehends durch die leeren Strassen verwöhnt worden. Ein ärgerliches Raunen aus der Sänfte trieb sie nicht minder an, wie auch die Hitze und die Aussicht ein wenig im Schatten ruhen zu dürfen. Vor der Regia des Cultus setzten sie vorsichtig die Sänfte ab, einer der grobschlächtigen Männer strich den Vorhang sorgsam zur Seite. Und zuerst erschien mal wieder ein fein gearbeitetes, elfenbeinfarbenes Lederschühchen um Medeias Knöchel, die Falten ihrer safranfarbenen Tunica, auf denen zahlreiche etruskisch anmutende Blumenmuster in einem tiefen Rot gestickt waren, was genau der Farbe ihrer Haare im Sonnenlicht entsprach, ebenso waren die Bänder um ihre schmale Taille gefärbt. Suchend sah sich Medeia um, sobald sie sich aus der Sänfte aufgerichtet hatte, ließ sich von Olympia, die ihren blonden Haarschopf aus der Sänfte streckte, die ebenso safranfarbene Palla reichen.


    „Sind wir zu spät?“ , fragte Medeia zu ihren beiden Sklaven, nachdem auch Pumilus aus der Sänfte gehüpft war. „Aber nein, Domina. Das kann ich mir nicht vorstellen. Und selbst wenn, Dein Centurio…ähm…ich meine Dein Legatus, oder so, wartet bestimmt.“ „Praefectus!“, korrigierte Medeia ihn leicht zerstreut, sah sich weiter suchend vor der Regia um. „Geh und lauf in die Regia. Vielleicht wartete er ja dort.“ Eifrig nickte Pumilus. Pumilus mochte Plautius, der hatte ihm zwar auch schon ziemlich gedroht, aber dafür im gleichen Atemzug die dollsten Schmeichlereien um Pumilus nichtexistenten Bart geschmiert hatte. Und die tönten noch lauter in Pumilus Erinnerungen. So rannte er bereits los als die Sklavin von Medeia langsam aus der Sänfte kletterte. Eilends trugen Pumilus kurze Beine ihn durch die kühlen Gänge der Regia, doch nirgends ein Plautius in Sicht. So trottete er trauriger Miene schon wieder zurück, wollte gerade unverrichteter Dinge aus der Regia schlürfen als ihm eine, noch mit einem winzigen Spalt geöffnete, Tür auffiel und eine wohlbekannte Stimme dahinter. Schnell spähte er durch den winzigen Spalt, musste jedoch drei Mal schauen, bis er Plautius erkannte, den er bis jetzt nur in Rüstung erlebt hatte, und rannte eilends nach draußen.


    „Doooomina, Domina! Ich habe ihn gefunden!“ , krakelte Pumilus lautstark über den Platz, mäßigte erst seine Stimme als er bei der indignierten Medeia ankam, die mit Unwillen das jubelnde Getöse ihres Leibsklaven hingenommen hatte. „Wo ist er denn?“ Pumilus deutete auf die Regia. „Dort drin, Domina. Komm, ich führe Dich!“ Mit hochgewölbten Augenbrauen folgte Medeia ihrem Sklaven, lautlos und still folgte ihr dabei ihre Sklavin Olympia. Mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht deutete Pumilus auf die Tür zum Officium. Medeia nickte, trat an die Tür, klopfte kurz und ging ebenfalls hinein. Ohne einen Funken von Reue wegen ihres zu spät Kommen, warf sie Plautius ein strahlendes Lächeln zu und trat an seiner Seite. „Ist das hier das Officium, wo man die Eintragung durchführen kann?“ fragte sie ihn leise. Ihre Augen streiften seine Erscheinung und sie fügte ebenso leise an. „Vortrefflich siehst Du aus. Die Toga steht Dir, Camillus. Werde ich sie öfters zu sehen bekommen an Dir?“

    Von diesem Mann könnte Plautius noch eine Menge lernen., dachte sich Medeia als Livianus derart galant ihre Hand ergriff. Ein geschmeicheltes Lächeln über diese Art von Aufmerksamkeit ihr gegenüber huschte über Medeias Gesicht. „Nun, für mich ist ein solcher Einsatz nicht eine Selbstverständlichkeit, weswegen ich Dir im Besonderen sehr dankbar bin.“ , erwiderte Medeia noch mit dem Nachhall dieses antichambrierten Ausdrucks auf den Lippen. „Fürwahr, einen morgendlichen Besuch mal von Rom nach Germania zu machen ist nicht sehr einfach. Selbst nach Mantua nicht. Aber in Zukunft wird das sehr viel leichter sein.“ Medeia lächelte, zwar wusste sie noch nichts von Plautius Ansinnen an jenem Abend, aber wohl doch von seinen Absichten, die ihr schon länger offensichtlich erschienen. Zudem fand sie ihren Entschluss, den sie noch Livianus eröffnen würde, als einen doch angenehmen Schritt nach den Monaten der Ämter. „Denn ich habe mich dazu entschlossen, für längere Zeit, die nächsten Monate gar, hier in Mantua zu bleiben und Rom in jenem Zeitraum den Rücken zu zukehren.“


    Vielleicht half auch die Zeit auf dem „Lande“ gegen ihre ewig wieder kehrenden Kopfschmerzen, was Medeia natürlich auch ein wenig sich von dem ganzen Aufenthalt in Mantua erhoffte. „Aber es gäbe noch etwas, was ich gerne mit Dir besprechen wollte. Es geht um einen Verwandten von mir. Ein junger Soldat unter dem Kommando Deines Cousins, dem werten Decimus Meridius. Sein Name ist Servius Artorius Reatinus und er ist noch auf der Suche nach einem Patron, um genau zu sein. Er erhofft sich darin, in Dir diesen Patron zu finden. Da es ihm jedoch wegen seinem Dienst nicht möglich ist, nach Mantua zu reisen, wollte ich gerne für ihn vorsprechen.“