Beiträge von Flavius Prudentius Balbus

    "Öfters war zum Beispiel gestern an diesem Fenster."


    sprach ich und nahm einen Schluck.


    "Versteh mich nicht falsch, wenn ich Dich einstelle, stelle ich Dich ein. Ich nehme Rücksicht darauf, wenn Du nicht kannst, sei es, weil es Dir nach der Frauen Weise geht, oder Du krank bist. Auch da musst Du ja im Lupanar nicht arbeiten. Doch wenn Du hier auftauchst, oder mich begleitest, dann ist das eine Dienstleistung. Ich will wegen den hundert Sesterzen nicht jedesmal eine schriftliche Anfrage starten müssen. Auch sind wir nicht verheiratet, oder gar verlobt. Ich zahl Dir einhundert zu deiner Arbeit dazu, und wenn Du hier auftauchst, musst Du eben damit rechnen. Es kann sein, dass ich was will, kann aber auch sein, dass ich nichts will. Selbiges betrifft Besuche in Deiner Habitatio."

    Zitat

    Original von Flavia Calpurnia
    "Das eine gehört zum anderen, Balbus. Wir sind stolz auf unser Heimat und dazu zählt auch Folklore. Wenn wir uns zu sehr darauf einlassen, wer unser hoher Gast ist, wird sie wieder genau das zu sehen, bekommen was die anderen Städte und Provinzen zu ihrer Unterhalten anbieten. Würde Dir das auf die Dauer nicht auch langweilig, wenn man zu deinen Ehren immer das selbe nur an verschiedenen Orten aufführte? Warum sollen wir uns nicht vom steifen Einerlei eines Staatsbesuches durch buntes Treiben absetzen?"


    "Sie hat doch bereits den Umzug in der Stadt. Wozu muss man da am Abend dann noch ein städtisch-völkisches Strassenessen dazusetzen? Man kann das durchaus als Ausklang für die beteiligten Bürger veranstalten. Für die Augusta indess wäre es zu viel Volksnähe an einem Tag. Sie braucht auch Abstand. Und bedenken wir die Sicherheitslage. Es wird auch den Praetorianern nicht gefallen, sie einen kompletten Tag in der Öffentlichkeit bewachen zu müssen."

    Zitat

    Original von Publius Decimus Flaccus
    "Was?" Was redet mein Vorgesetzter denn da für Müll. Wenn er doch nur nicht mein Vorgesetzter wäre. :D
    "Dir müsste es genauso helfen. Immerhin hast du ja die letzten Jahre nur über deinen Akten gebrütet." :D


    Jetzt wurde er frech. Ich warf nur einen bösen Blick zu ihm und wandte mich dann an Lucilla.


    "War Dein Bruder schon immer so? Er scheint als Nesthäkchen arg verwöhnt worden zu sein."

    Der Kopf brummelte mir immer noch. Diese Praetorianer... Und auch noch Livilla. Ich brauchte dringend Luft. Vielleicht sollte ich nicht soviel trinken. Gestern war der Wein definitiv zu viel gewesen.


    "In Ordnung."


    sagte ich nur.


    "Dann regeln wir das am Besten gleich. Ich will mit Dir schlafen, öfters. Je nachdem wann ich es eben brauche. Hättest Du was dagegen neben Deinem Beruf als meine private Lupa durchzugehen? Ich zahl Dir einhundert Sesterzen in der Woche zuzüglich zu dem, was Du im Dolce Vita bekommst..."


    Ich nahm einen Schluck von dem Wein.

    Ich lachte erneut. Lucilla hatte immer noch diese amüsante, unterhaltende Art, die es Männern beinahe unmöglich machte, sich ihrer zu entziehen.


    "Um meine körperliche Verfassung mach Dir keine Sorgen, Lucilla. Ich bin täglich in der Stadt unterwegs. Einzig dem Scriba dürfte Treppesteigen gut tun. Nicht dass er Fett ansetzt, wenn er über meinen Akten studiert..."

    Ich blickte zu ihr auf und dachte nach. Dann schüttelte ich den Kopf. Selber schuld? Mies behandelt? Meine Güte. Mir war noch alles zuviel, die Praetorianer hingen wie eine Bedrohung über Tarraco.


    "Setz Dich einfach..."


    sagte ich und winkte ab. Dann nachdem ich fertig gegessen hatte blickte ich wieder zu ihr.


    "Was heißt selber schuld? Ich habe Dich wie eine Lupa behandelt, gut, aber Du bist eine Lupa. Und wenn Du mich aufzuiehst, bei Iupiter musst Du damit rechnen, dass ich will, wofür ich bezahle. Wenn Du da nicht mitmachst, ich kann mir meinen Spaß auch woanders holen. Den Stress jedenfalls brauch ich nicht. Ich hab genug Stress während der Arbeit..."

    Zitat

    Original von Decima Lucilla
    Lucilla lacht bei seinem Wunsch nach den Schildern. Sie beugt sich etwas näher zu ihm und spricht etwas leiser. "Du meinst so in etwa wie die Patrizier mit ihrem Fußkettchen?"


    Dann beugt sie sich wieder zurück um ihn ans Buffet zu lassen. "Leider werde ich nicht lange bleiben können. In Rom wartet die Arbeit auf mich und es ist dort schwieriger als in Tarraco sich ein paar Tage frei zu nehmen. Dazu die Überfahrt." Lucilla wird schon wieder übel, wenn sie nur an die Herreise denkt und lässt eine Traube zurück auf den Teller sinken. "Ich werde morgen früh noch bei meinem Kollegen in der Regia vorbeischauen, dann breche ich wieder auf." Vielleicht sollte sie über eine Landreise nachdenken. Andererseits schaukeln die Kutschen auf den vom Regen ausgewaschenen Wegen auch nicht weniger.


    Ich nickte mit dem Kopf. Es war gut sie wieder zu sprechen und ihre Stimme zu hören.


    "Ja, ein Fusskettchen, warum nicht?"


    Ich lächelte sie breit an.


    "Morgen schon? Schade. Aber wenn Du schon in der Gegen bist, komm mich doch in meinem Officium besuchen. Ich würde mich freuen. Auf einen kleinen Umtrunk? Ich könnte auch Honigwein anbieten...und Trauben..."

    Ihr Lachen war immer noch wie ein Sonnenaufgang. Ich erwiderte es und vergaß die vergangenen eher tristen Tage.


    "Es ist schön, dass es Dir gut geht. Und danke der Nachfrage, man hat viel zu tun. Wenn die Verbrecher nicht davon laufen würden, wäre es einfacher. So ein Schild um den Hals auf dem draufsteht "Ich bin ein Dieb" wäre manchmal schon von Vorteil..."


    Ich zwinkerte ihr zu, griff dann nach einem Teller und lud mir ein Huhn a la Fronto auf.


    "Wie lange wirst Du in Tarraco sein?"

    Nachdem die Glückwünsche angekommen waren, blickte ich mich um und entdeckte meinen Scriba mit Lucilla am Buffet. Ich beschloss mich ebenfalls dorthin zu begeben und zu Fragen, wie es ihr denn ging und was sie machte. Ich hatte sie lange nicht mehr gesehen, und auch wenn ich nicht mehr täglich an sie dachte, hieß das nicht, dass sie mir nicht mehr bedeutend wäre. Ich drückte mich also an ein paar heftig diskutierenden Iuliern vorbei und trat wenig später zu Lucilla hinzu, welche sich gerade ein paar Speisen auf einen Teller lud.


    "Salve, Lucilla."


    Ich zwinkerte ihr zu.


    "Es ist schön Dich zu sehen. Was macht das Leben in Rom?"

    Ich hatte in dieser Nacht einigermaßen geschlafen und lange in Gedanken wach gelegen. So einiges ging mir durch den Kopf, das meiste betraf das Erscheinen meines Bruders und seiner Begleiter. Ein Attentat in Rom und schon standen die Praetorianer in meiner Stadt und arbeiteten auf eigenes Kommando. Ich hoffte inständig sie würden nicht zu viel Keramik und Porzellan zerbrechen und sich nicht wie in Rom aufführen, aber es würde sowieso kommen, wie es kommen würde.


    Als ich am anderen Morgen aufgestanden war und mein Frühstück zu mir nahm, klopfte es an die Türe. Es konnte eigentlich nur Livilla sein, war sie in den letzten Tagen doch immer um die selbe Tageszeit erschienen.


    Ich erhob mich, ging langsam zur Türe und öffnete.


    "Komm rein..."


    sprach ich und ging zu meiner Kliene zurück um mich wieder meinem Essen zu widmen. Es war verdammt kalt und ich beschloss zusätzliche Kohlebecken aufstellen zu lassen.

    Ich bezog ein neues Officium. Entweder war ich abergläubisch, oder aber paranoid, doch nach dem Besuch meines Bruders wollte ich für die Zukunft keine Risiken eingehen. Das neue Officium lag wesentlich günstiger, eine Etage höher und am Ende des Ganges. Die Nebenzimmer ließ ich mir ebenfalls zuordnen und die Türen schließen. Auf diese Weise beruhigt, wanderte auch mein Archiv um eine Etage nach oben. Offiziell schob ich Rheuma vor. Die Bodenfeuchtigkeit im Erdgeschoss war mir eindeutig zu hoch.

    Dies ist die Amtsstube des Regionarius


    Gaius Flavius Catus




    Ein Regionarius ist ein abkommandierter Offizier (Tribunus Angusticlavius) einer regulären Militäreinheit und dient als Polizei- und Justizchef einer Region. Er ist insbesondere für die Sicherheit auf den Straßen verantwortlich und kann zu diesem Zweck Soldaten für Straßenposten anfordern. Er ist dem Legatus Augusti pro Praetore unterstellt und befehligt ggf. einen Centurio Statorum, der ihn bei seinen Aufgaben unterstützt.

    Ich kam die Strasse entlang, sah mich um und trat auf das Gebäude zu. Bis heute war es nicht weiter vermietet worden und stand leer. Die Plombe der Stadtwache hing immer noch am Haupteingang und hin und wieder sah ein Mann der Stadtwache nach seinem ordnungsgemäßen Zustand.


    Ich lächelte suffisant, als ich daran dachte, dass ein ehemaliges Gebäude des organisierten Verbrechens nun meinem Bruder zu Verfügung stehen würde. Wenn das Siegel am Haupteingang erhalten bliebe und seine Männer den Hintereingang nutzten, die Fensterläden geschlossen hielten und nicht gerade Orgien veranstalteten, dann würde niemand bemerken, dass sie hier wohnen würden. Und der Keller war sozusagen so weit unter dem Boden gelegen, dass er für Verhöre mehr als geeignet schien. Die Erinnerung an den Beinah-Verlust eines meiner besten Informanten ließ mir noch heute mulmig werden, wenn ich an den Tag der Razzia zurückdachte.


    Ich nickt mit dem Kopf. Das Gebäude war perfekt.

    "Gut. Ich kann nur hoffen, dass es kein Erdbeben geben wird. Wenn Du erstmal den Knüppel auspackst, und er trifft den falschen, kann dich nicht mal mehr der Imperator retten..."


    Ich nahm einen Schluck.


    "Falls Du sonst Hilfe brauchst, Agenten, Ortskundige Führer, Ausweichquartiere, Beobachter, Sicherungspersonal, Türsteher, was auch immer, oder Verstärkung bei einer Razzia, lass es mich wissen. Darüber hinaus bin ich über Vorgänge in meinem Revier gerne vorher informiert. Ich les es nicht gerne in der Zeitung."

    "Der Proconsul? Er ist gebürtig in Tarraco, soweit ich weiß. Doch ob er groß Kontakte hat? Ich denke nicht. Er war in Rom, als sie hier noch die Provinz leitete und ich denke Rom hat ihn nicht umsonst ihren Platz einnehemen lassen."


    Ich schenkte die beiden Becher nach.


    "Bruder, ich kann Dir echt keinen Rat geben. Das ist ein ganz heißes Eisen. Ich werde Dir eine Wohnung auftreiben und ich werde meine Informanten bemühen. Ich weiß nicht ob Du freie Hand hast, aber bevor Du ihre ganze Gens festnehmen lässt, würde ich mir Rückendeckung aus Rom einholen. Wenn Du hier zu schnell agierst, bist Du nicht nur Deine Karriere los und wenn Du zu langsam bist, ebenfalls..."

    Ich war nicht ganz seiner Meinung.


    "Ich weiß ja nicht, wie sie das Attentat durchgezogen hat, doch wenn sie es tatsächlich veranlasst hat, also durch einen Attentäter, dann wird sie sicher nicht so dumm gewesen sein in Rom zu bleiben, oder etwa doch? Sie wird damit gerechnet haben müssen, dass es scheitern könnte. Was, wenn der Attentäter versagte? Und offensichtlich hat er dies ja auch."


    Ich hielt inne.


    "Wie ich schon sagte, sie hatte Kontakt zu ALLEN Honoratoren in Tarraco und in Carthago Nova. Zu wem wie viel werde ich in Erkundung bringen, wenn Du es wissen musst. Das dauert allerdings seine Zeit."