hortus et peristylium

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    Wie wahr. Wie gut sie mich verstand! (Wobei... so jung fand ich mich nun auch nicht mehr, gar nicht mehr lange und die entsetzliche Zahl 30 würden auch mich ereilen.) Während Pinnia mir so teilnahmsvoll mein schweres Schicksal beschrieb, mir vor Augen führte wie arm ich doch dran war, verspürte ich die Last immer vernichtender. Das war ich auf dem Gipfel meiner kühnsten Träume angekommen, und was hatte es mir gebracht?! Lügen, Mißtrauen, Einsamkeit!
    Mein Blick war längst zu Boden gesunken, ich ging ohne auf den Weg zu achten, verstrickt in meine persönliche Misere. Und wie Salz brannte in meinen Wunden das süßliche Gesäusel, das bisweilen von anderen Ende des Gartens herüberwehte. Ich wollte hier weg...
    "Meine Schwester ist mir wirklich eine große Hilfe." Mein Fels in der Brandung war sie, mein Pharos in der Nacht, aber das ging niemanden was an. Immerhin war es gut zu hören, dass Pinnia so eine hohe Meinung von ihr hatte. Manch andere Matrone mißgönnte Seiana sicherlich den gesellschaftlichen Stand und Einfluß.
    Ehefrau?! Bona Dea, sie wollte mir doch jetzt hoffentlich nicht ihre Tochter andrehen! Alarm! tönten alle Signale, schreckten mich auf, Feind vor den Toren, alle Mann auf die Wälle, klar zur Verteidigung!
    "Ähem... ja stimmt, das ist nicht so einfach. Aber mein Dienst nimmt mich zur Zeit sowieso ganz in Anspruch, da muß ich eben das persönliche zurückstellen. Von daher ist das im Augenblick kein Thema für mich." Das war die Ausrede in der ich am meisten Routine hatte. Ich hoffte nur, dass das klar genug gewesen war, und sie nur das Terrain hatte sondieren wollen. Crispina schien ja recht nett und so, und ich hatte mich mittlerweile ja auch schon dazu durchgerungen, dass ich wohl doch noch irgendwann in den sauren Apfel beißen musste, aber wenn, dann sollte es schon eine Verbindung sein von der meine Gens auch was hatte.
    "Dies hier ist übrigens die Dianalaube." bemerkte ich dann, auf das bezaubernde kleine Refugium deutend, dem wir uns eben näherten. "Mein Adoptivvater Livianus hat sie vor langer Zeit für seine damalige Frau Aemilia errichten lassen." Die er wohl sehr geliebt hatte. Irgendwie war es gerade schwer, dem leidigen Thema zu entkommen...


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    "Wunderschön die Laube, wie der ganze Karten deiner Casa... wahrlich deinem Amt und Person würdig. Auch wenn es mir ein wenig so vorkommt als fehle noch deine persönliche Note. Mir scheint das meiste ihr kommt noch von deinen Vorfahren. Aber ein so junger Mann wie du beschäftigt sich ja auch noch weniger mit Inneneinrichtung seiner Latifundien."


    Der aufmerksame Beobachter konnte für einen kurzen Moment erkennen das Pinnia noch vor Beginn der Schlacht ihre Truppen gleich wieder von den Wällen zurückzog. Zu hoch waren sie und zu stark bewehrt als das ihr kleiner Haufen eine Chance gehabt hätte. Schnell änderte sie ihre Taktik... oder war es von vornerein ihr Anliegen ein anderes gewesen und dies gerade nur Ablenkung...


    Pinnia Serena neigte kurz, ein wenig theatralisch vielleicht, dass Haupt.
    "Du lässt mir zuviel der Ehre zukommen und ich danke dir für deine freundlichen Worte das es nur an deinem Dienst für das Reich liegt, dass du meine kleine Crispina nicht in Betracht ziehst. Aber bei allen Vorzügen die sie hat und die sie zu einer perfekten Ehefrau machen würde ist mir doch eines bewusst. Sie steht im Rang weit unter dir und nur in der törichten Annahme die Liebe würde bei so etwas wichtig sein und es eine zwischen euch geben, würde es eventuell möglich machen das du sie heiratest. Nein der Ruhm der Gens Helvetia ist nicht mehr der der er war. Wir waren eine Klientelgens der Gens Ulpia und gemeinsam mit ihr sind wir niedergangen, wenn auch nicht ganz untergegangen. Mein Verwandter Faustus Helvtius Milo, dass neue Oberhaupt des Hauptstammes hier in Roma... er wird hoffentlich den Senatorenposten seines Großvaters Helvetius Geminus beerben und auch mein Sohn Tiberius Helvetius Varus... sie werden dafür sorgen das wir wieder aufsteigen doch sind wir noch am Anfang.
    Außerdem, wo wir schon ganz vertraulich reden, zu allem Überfluss stand Crispina ja schon einmal kurz vor einer Heirat. Wenn ihr Verlobter nicht vor einem halben Jahr gegen Barbaren gefallen wäre... wer weiß dann wäre ich nun vielleicht schon Großmuttter. Jedenfalls würden deine Gegner wohl nur zu gerne verbreiten du hättest jemanden geheiratet der dich als... zweite Wahl genommen hätte. Nein wirklich sehr großzügig von dir und ich danke dir aber das kommt nicht in Frage."


    Sowas konnte man wohl als vollen Rückzug bezeichnen. Doch in der Hoffnung das Serapios Truppen siegestrunken hinter den geschlagenen hinterherstürmen würden bauten sich an den Flanken bisher unbekannte Soldaten auf.


    "Aber dein Gespür hat dich natürlich nicht getäuscht. Ich habe das Gespräch mit dir gesucht bezüglich einer Heirat. In welchem Zustand die Gens Helvetia auch ist, unser Name hat durchaus noch Klang. Wir haben Senatoren gestellt und momentan ist noch einer von uns Senator. Einer deiner Vorgänger stammte ebenso aus unseren Reihen. Ebenso sind wir immer treu dem Kaiser gegenüber gewesen, denke nur an Lucius Helvetius Falco der eine sehr lange Zeit Praefectus Augusti war. Oder natürlich die zwei Legati Augusti die wir schon gestellt haben.
    Ich erwähnte eben schon meinen Sohn, Tiberius Helvetius Varus. Wenn du das folgende nicht vollkommen von dir weißt was ich inständig hoffe, so würde er demnächst um ein Gespräch mit dir ersuchen. In diesem wird er dich bitten zu erlauben Decima Stella zu heiraten. Ich weiß sie ist noch sehr jung und es wäre kein Problem wenn die Heirat erst in ein, zwei Jahren statt finden würde. Wenn man die Verlobung vorher bekannt gäbe wäre das ja überhaupt kein Problem. Ich kann dir auch sagen das Varus im Moment noch nicht viel aufzubieten hat außer einen guten Patron und ein paar Verbindungen durch Mitgliedschaften bei der Germanitas und seiner Factio. Aber er ist sehr tüchtig und auch nicht arm. Ein eigenes Haus gehört ihm schon und eine Villa Rustica auf Ilva ebenso. Ebenso kann ich sagen das ihm wohl bald zwei Ländereien von Helvetius Geminus überschrieben wären. Also grundsätzlich steht seinem Aufstieg in den Ordo Equester nur noch der zu gehende Weg bevor aber die Vorraussetzungen sind gelegt."


    Der Angriffbefehl an die Flankentruppen war gegeben und Pinia Serena konnte nun nur noch abwarten ob sie Erfolg haben würden oder eine zweite Enttäuschung sie heute treffen würde.

  • Instinktiv griff ich zu, hielt sie fest. Der Wein, ich hatte es kommen sehen. Das Frauen dermaßen schnell auf seine Essenzen reagierten. Ein bisschen mehr Standfestigkeit oder auch nicht. Man wusste nie wozu es gut war. Unterschiede musst es geben und nicht nur im Aussehen. Diesen Schwachpunkt konnte man sich geschickt zu nutze machen. Nanu? Sie schmiegt sich an meine Hand folgte ihrer Bewegung. Das wurde langsam gefährlich. Obwohl, ich hatte mir nichts vor zu werfen. Bis jetzt nicht. Wir hatten uns lediglich unterhalten. Innerlich war ich zwar etwas durcheinander und fast am Boden zerstört, aber das musste nicht nach außen dringen. Es ging keinen was an. Meine Mimik sprach eine andere Sprache. Romana machte es mir einfach. Ich konzentrierte mich voll auf sie. " Ich werde es zu würdigen wissen." Meine Hand an ihrer Wange sah ich sie besorgt an. " Der unverdünnte Wein. Du bist ihn nicht gewohnt so schnell zu trinken." lächelnd hielt ich sie immer noch fest. " Soll ich dich rein bringen?"

  • Gestützt von seiner Hand, fand Romana endlich wieder die Standfestigkeit, die notwendig war, um weiter zu gehen. Das merkliche Unbehagen und der Hinweis auf den unverdünnten Wein, ließen sie zu dem Entschluss kommen, dass sie dem Folge leisten sollte. Auch wenn sie nur ungern von seiner Seite weichen wollte, antwortete sie mit einem sachten Nicken. Morgen in der Frühe habe ich eine Verabredung im Balneum und dazu sollte ich wach sein. Ein verunglücktes Zwinkern, einem Klimpern mit ihren langen Wimpern gleich, folgte wenig später auf ihre Worte, ohne den eigentlichen Grund dafür anzugeben.
    Inzwischen war die Braunhaarige offensichtlich auch wieder obenauf und ihr kaum noch anzumerken, dass Bachus sie in Versuchung geführt hatte. Dennoch rieb sie sich weiter mit der Wange an seinen Fingern und tat keinen Schritt vorwärts. Im Gegenteil, sie stand aufgerichtet und demonstrativ gestrafft neben ihn und versank in seinem Blick. Du hast schöne braune Augen. Eine Feststellung ohne nachzudenken und wie ein Blitz aus heiterem Himmel, begleitet vom Leuchten zweier Sterne mitten in einem strahlenden Gesicht.

  • Ein nachdenkliches Gesicht, gefolgt von einem überlegenen Lächeln. " Wir hatten Morgen früh eine Verabredung im Balneum?" Versuch macht Klug. Ich war auf ihre Reaktion gespannt. An meiner Hand hatte sie Gefallen gefunden. Es blieb sicher nicht unbemerkt, was sollte ich tun. Sie wegziehen, nein, das brachte ich nicht fertig. Außerdem war es für mich eine neue, sehr schmeichelnde Erfahrung. Was mich am Ende sprachlos machte, war ihr Kompliment zu meinen Augen. Genau diese braunen Augen suchten den Hortus ab. Keiner war zu sehen. Alle schienen beschäftigt zu sein. Was sollte ich tun? Gewusst hätte ich was, aber das durfte ich hier nicht tun. Nicht mit Romana, wer weiß wie Serapio es aufgenommen hätte.

  • Um ihr Lippenpaar begann es zu zucken und Romana spitzte die feuchten Zartroten, als würde sich dort gleich ein Pfiff lösen. Verteilst du im Balneum morgens die Badelaken? Weiter betrachtete sie ungeniert aus ihren Hellblauen seine braunen Augen und es war nicht zu übersehen, dass der Wein mehr und mehr seine Wirkung hinterließ. Auch ihr Stand wirkte wie fest gemauert, ohne ihre Wange von seinen Fingern zu lösen und ihre Hand aus seiner zu nehmen. Ihre wippenden Löckchen unterstrichen ihren kessen Blick und rahmten ihr ebenmäßiges Gesicht mädchenhaft. Ich werde Nuha wegschicken und du bekommst dafür den Auftrag, für die Verabredung mit dem Centurio mein Berater zu sein. Dabei war der Braunhaarigen anzusehen, was in ihrem Köpfchen vor sich ging. Der Schalk fand dort seinen Nährboden in ihren Gedanken und ein Kichern den Weg über ihre Lippen. Er ist ein Mann mit Geschmack und ich möchte ihn nicht enttäuschen. Der darauf folgende Wimpernschlag war eine Mischung aus Naivität und Dominanz, genau das, was ihr Wesen im Wechsel auch auszudrücken vermochte.

  • Zitat

    Original von Pinia Serena


    Und schon wieder das "so jung". Eigentlich hatte ich durchaus Interesse an der Verschönerung und Modernisierung der Casa, hatte deswegen sogar schon Stress mit Seiana gehabt, die einen eher "klassischen" Stil bevorzugte, ich kam nur zur Zeit nicht dazu, meine Pläne weiter voranzutreiben... aber da sowas nicht gerade als männlich-viriler Zeitvertreib galt, hängte ich es nicht an die große Glocke.
    Wie was? Seit wann hatte ich gesagt, ich würde Crispina nur wegen meines Dienstes nicht in Betracht ziehen?! Mütter! Sie hielten ihre Töchter wohl automatisch für den Hauptgewinn.
    Ich verbiss mir eine Erwiderung, gab ein mitfühlendes "Mhm." von mir, als sie den gefallenen Verlobten erwähnte. Sehr großzügig von mir?? So langsam kam ich mir verschaukelt vor. Versteh mal einer die Matronen... Jetzt holte sie aus, zählte die alten Verdiente ihrer Gens auf. Ich erinnerte mich sogar noch an einen Helvetius Falco, der damals vor unserem Aufbruch nach Parthien eine Rede gehalten hatte, die insofern ungewöhnlich gewesen war, als sie die uns erwartenden Härten und die Heimtücke des Feindes ziemlich genau benannt hatte. Die Helvetier waren auf jeden Fall eine gute Familie, nur leider hatten sie mittlerweile so gut wie keine gesellschaftliche oder politische Bedeutung mehr.


    "Es freut mich zu hören, dass dein Sohn sich bereits so gute Voraussetzungen sichern konnte..." begann ich vorsichtig. "Und der Ruf deiner Familie ist selbstverständlich tadellos." Aber Stella heiraten! So weit kam es noch dass ich meine süße kleine Cousine an jemanden verheiratete, der noch ganz am Anfang stand, und kaum was vorzuweisen hatte ausser Zukunftsmusik.
    "Und ich verstehe sehr gut, dass sein Auge auf unsere junge Stella gefallen ist. Sie ist eine zarte Blume, die mir sehr am Herzen liegt, ihre Schönheit, Sittsamkeit und ihr jugendlicher Frohsinn sind die Zierde unseres Domus. - Aber im Augenblick erschiene mir ein solches Gespräch doch noch deutlich verfrüht. Ich wünsche deinem Sohn das beste bei seinen Bestrebungen, sich den Ordo Equester zu erarbeiten und sich hier in Rom einen Namen zu machen." Die Voraussetzungen waren das eine, ob er es auch drauf hatte etwas daraus zu machen das andere. "Wenn er dieses Ziel erreicht hat, und ein angemessenes Amt innehat, dann kann er mich sehr gerne zu einem solchen Gespräch aufsuchen."

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    Klient - Decima Lucilla

  • Zitat

    Und schon wieder das "so jung". Eigentlich hatte ich durchaus Interesse an der Verschönerung und Modernisierung der Casa, hatte deswegen sogar schon Stress mit Seiana gehabt, die einen eher "klassischen" Stil bevorzugte, ich kam nur zur Zeit nicht dazu, meine Pläne weiter voranzutreiben... aber da sowas nicht gerade als männlich-viriler Zeitvertreib galt, hängte ich es nicht an die große Glocke.
    Wie was? Seit wann hatte ich gesagt, ich würde Crispina nur wegen meines Dienstes nicht in Betracht ziehen?! Mütter! Sie hielten ihre Töchter wohl automatisch für den Hauptgewinn.
    Ich verbiss mir eine Erwiderung, gab ein mitfühlendes "Mhm." von mir, als sie den gefallenen Verlobten erwähnte. Sehr großzügig von mir?? So langsam kam ich mir verschaukelt vor. Versteh mal einer die Matronen... Jetzt holte sie aus, zählte die alten Verdiente ihrer Gens auf. Ich erinnerte mich sogar noch an einen Helvetius Falco, der damals vor unserem Aufbruch nach Parthien eine Rede gehalten hatte, die insofern ungewöhnlich gewesen war, als sie die uns erwartenden Härten und die Heimtücke des Feindes ziemlich genau benannt hatte. Die Helvetier waren auf jeden Fall eine gute Familie, nur leider hatten sie mittlerweile so gut wie keine gesellschaftliche oder politische Bedeutung mehr.


    "Es freut mich zu hören, dass dein Sohn sich bereits so gute Voraussetzungen sichern konnte..." begann ich vorsichtig. "Und der Ruf deiner Familie ist selbstverständlich tadellos." Aber Stella heiraten! So weit kam es noch dass ich meine süße kleine Cousine an jemanden verheiratete, der noch ganz am Anfang stand, und kaum was vorzuweisen hatte ausser Zukunftsmusik.
    "Und ich verstehe sehr gut, dass sein Auge auf unsere junge Stella gefallen ist. Sie ist eine zarte Blume, die mir sehr am Herzen liegt, ihre Schönheit, Sittsamkeit und ihr jugendlicher Frohsinn sind die Zierde unseres Domus. - Aber im Augenblick erschiene mir ein solches Gespräch doch noch deutlich verfrüht. Ich wünsche deinem Sohn das beste bei seinen Bestrebungen, sich den Ordo Equester zu erarbeiten und sich hier in Rom einen Namen zu machen." Die Voraussetzungen waren das eine, ob er es auch drauf hatte etwas daraus zu machen das andere. "Wenn er dieses Ziel erreicht hat, und ein angemessenes Amt innehat, dann kann er mich sehr gerne zu einem solchen Gespräch aufsuchen."


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    Zweimal hatte Pinnia Serena ihre "Truppen" losgeschickt und zweimal hatte sie verloren. War die erste Niederlage noch recht sicher erwartet worden war die zweite umso bitterer. Sie war natürlich keineswegs davon ausgegangen das es einfach so eine Zustimmung gegeben hätte aber ein kleines bisschen Hoffnung hatte sie sich schon gemacht.
    Natürlich war Stella auch noch recht jung. Doch auch nicht mehr weit davon entfernt im heiratsfähigen Alter zu sein. Serena war sich sicher sehr bald schon würde andere dies bemerken. Gepaart mit Stellas angenehmen Wesen, gutem Aussehen und Anlagen war Serena fest davon überzeugt das es bald von Leuten hier wimmeln würde die die Gelegenheit nutzen wollten gleich zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Eine offenbar wirklich gute Ehefrau zu bekommen die auch noch durch ihre Verwandtschaft mit dem Praefectus Praetorius gesegnet war. Sie konnte sich fast nicht vorstellen das ihr Varus da dann noch eine Chance haben würde. Der Hauptgrund für ihren frühen Vorstoß.
    Aber es nützte alles nichts, sie hatte gefragt und hatte eine Ablehnung erhalten. Nun galt es zum einen das Gesicht zu wahren und zum anderen zu versuchen das nicht alles verloren war und eine kleine Restchance blieb. Doch das würde Varus selber machen müssen den sie konnte unmöglich noch Monate oder gar Jahre in Roma bleiben. Sie vermisste ihren Mann und ihre restliche Familie und machte sich auch ein bisschen Sorgen um ihren Haushalt in Noricum. Sie bemühte sich also ihre Enttäuschung möglichst nicht nach Außen dringen zu lassen und sprach freundlich und mütterlich lächelnd weiter.


    "Ich danke dir für das Kompliment an meine Gens. Stella ist wirklich ein Geschenk und ich verstehe sehr gut bei ihren, von dir aufgezählten Vorzügen, dass sie dir besonders am Herzen liegt. Natürlich habe ich nicht damit gerechnet dass du hier und jetzt gleich zustimmst. Ich hoffe aber ich interpretiere nicht zuviel in deine Worte und entnehme ihnen das es keine vollkommene Absage wäre und nur ein schön verpacktes `Niemals´."
    Serena wartete einen kurzen Moment und sprach dann weiter.
    "Vielleicht könntest du einer alten Frau wie mir noch die Freude machen und ihr erlauben das sie ihrem Sohn den sie bald wieder alleine lassen muss hier in Roma, zu sagen das er demnächst mal bei dir Vorsprechen darf. Wenn du ihn persönlich kennen lernst, kannst du dir sicherlich noch ein besseres Bild von ihm machen und erlaubst ihn dann hoffentlich in einiger Zeit erneut bei dir wegen Decima Stella vorzusprechen."

  • Es fiel mir wirklich nicht leicht, dieser freundlichen Dame etwas abzuschlagen. Aber manche Dinge lagen eben ausser Frage. Zum Glück schien sie es mir nicht übel zu nehmen, und auch nicht weiter geknickt zu sein, nein, sie versuchte weiterhin hartnäckig herauszuschlagen was ging.
    Nein, es war keine vollkommene Absage – ich schüttelte den Kopf auf diese halbausgesprochene Frage hin – der Mann sollte sich eben ins Zeug legen und was aus sich machen, dann konnte man selbstverständlich drüber reden. Ihn vorher zum "Kennenlernen" einzuladen, das erschien mir jetzt eher unnötig, und für unnötige Termine hatte ich eigentlich keine Zeit. Mit kaum noch zu verhehlender Ungeduld sah ich mich, nach meiner Schwester Ausschau haltend, um. Ich wollte endlich hier weg, den miesen Verräter nie mehr wieder sehen, endlich die verdammte Fassade fallen lassen......
    "Wie könnte ich dir das abschlagen, werte Pinnia. Ich habe nur leider, wie gesagt, sehr wenig Zeit, er sollte also einen Termin mit meinem Sekretär ausmachen." antwortete ich, in der Hoffnung dass sie dann endlich aufhörte, mich zu bedrängen. Ravdushara konnte das ja dann immer noch auf die lange Bank schieben.
    Ich ging mit ihr noch die Runde durch den Garten zu ende, sonderte dabei noch ein paar höfliche Floskeln ab, dann verabschiedete ich mich, und unter dem Vorwand, Seiana nach Hause zu bringen entzog ich mich – ohne Massa noch eines Blickes zu würdigen - endlich dieser unsäglichen Cena, um in aller Stille meine Wunden zu lecken... und zu versuchen, den Kummer im Wein zu ertränken.

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    Pinnia Serena sah das umschauen. Natürlich kannte sie nicht den wirklichen Grund bemerkte aber das ihre "Audienz" nun endgültig vorbei war.


    "Ich werde es ihm ausrichten", sagte sie mit einem neutralem Ton.


    Sie ging, ebenso nur von ein paar Floskeln begleitet die Runde mit und gesellte sich dann wieder zu ihrer Tochter.

  • Sim-Off:

    verflixt, übersehen, entschuldige


    Eine durchaus lösbare Aufgabe. Handtücher waren nicht schwer und verkehrt konnte man mit denen nichts machen. Erinnerungen, dass reizvolle entblößen durch den Geliebten. Sie schmerzten. Ob es mit ihr genauso reizvoll sein würde. Schon aus Wut und Trotz müsste ich mich in dieses Abenteuer stürzen. Nur ein kleiner Schritt war nötig. Ein Wort, brachte alles ins Rollen. NEIN! Er war hier. Ich spürte seine Anwesenheit, sie machte mich unschlüssig. Ich müsste es tun unter seinen Augen, er sollte es hören . Laut! Treffen sollte es ihn! Warum kam dieses Wort, dieser Satz nicht über meine Lippen? Ich brachte es nicht fertig. " Wäre es nicht klüger, es Nuha zu überlassen? Der Centurio lässt sich gern überraschen, habe ich gehört. Nuha hat mehr Erfahrung als ich. Du wirst ihn nicht enttäuschen." Romana war ganz gelöst. Sie wurde übermütig und keck. Ich schmunzelte, gut dass sie bei mir war und nicht beim Helvetier. Ich stellte mir bildlich vor, wie's hätte Enden können.



    Noch einen Becher Wein? Ein Versuch... he du machst sie betrunken. Ach was. Nur ein Test. Findest gefallen dran? Zahl's ihm heim, ja. Er hat dich verletzt. Nimm sie, nimm sie dir. Nicht so schnell. Das gibt nur noch mehr Zerwürfnis. Er hat es nicht so gemeint. Nur die erste Wut. Morgen, sieht alles wieder klarer aus. Woran glaubst du denn? Dir hat der Wein das Gehirn vernebelt. Echt mal....

  • Der leichte Schmollmund stand Romana gut zu Gesicht und ihre braunen Löckchen begannen erneut zu wippen, als sie mit Nicken auf das Gesagte von Massa reagierte. Gleichzeitig löste sie ihre Wange von seiner Hand und schob die andere erneut unter seinen Arm, bereit zum Weitergehen. In ihrem Köpfchen gingen die Gedanken gerade seltsame Wege und zogen sich mit Herzklopfen, Bauchgrummeln und Kribbeln über ihren ganzen Körper. Ihre Lippen fühlten sich trocken an und das Anfeuchten gelang nicht wirklich. Ich werde dich nicht enttäuschen. Ihre Stimme klang belegt und der süßliche Weingeschmack lag wie eine Last auf ihrer Zunge.
    Über Nuha wollte sie nicht wirklich reden. Es stand immer noch die Tatsache zwischen ihnen, dass sie ahnungslos nach Rom kam und von Serapio erfuhr, weshalb sie eigentlich hergeschickt wurde. Doch wiederum sah sie es als Vorbestimmung an, hier war sie auf den Centurio getroffen und dessen Gegenwart genoss sie im Augenblick mit Anlehnen ihres Kopfes an seiner Schulter. Das Gefühl, sie könnte bei ihm Schutz suchen, egal was passieren würde, beseelte die Braunhaarige und ließ sie ganz leise aufseufzen.

  • Ein Duftgemisch von Lavendel und Rosen lag in der Luft, als Romana sich der Bank näherte, neben der Fortuna auf ihrem Sockel stand. Fast täglich saß sie zur gleiche Zeit dort, um zu Zeichnen. Seit dem Augenblick, als Massa sie im Tablinum so fluchtartig verließ, hatte sie den Raum nicht mehr betreten. Er erinnerte sie zu sehr daran und hinderte sie, wie sonst dort, unbeschwert an ihren Entwürfen zu arbeiten. Wenn sie ihren Lieblingsplatz auf der Fensterbank verließ und sich dem Hortus näherte, durch das Peristylium lief, war es wie damals. Sie spürte seine Hand, roch seinen Duft, sah in sein lächelndes Gesicht und konnte für einen kurzen Moment seine Stimme hören. Trat sie hinaus in den Garten, übertönte das Plätschern des Brunnens die Erinnerungen und ein Schatten der Traurigkeit zog über ihr sonst so fröhliches Gesicht. Erst wenn sie saß, Fortuna einen Blick zu warf und mit den Fingerspitzen eine der Rosenblüten berührte, ging es ihr besser. In Gegenwart der Glücksgöttin mit ihrem Füllhorn ward alles leichter. In ihren Gedanken sprudelte ein Quell der Kreativität und wenig später fanden die ersten Striche den Weg auf das Papyrus.

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    Nuha


    Seit Ephialtes der Grauhaarigen die Tabula übergeben hatte, war sie auf der Suche nach ihrer Domina. Sonst saß die Braunhaarige um die Zeit immer auf der Fensterbank und zeichnete an den Entwürfen, nur heute blieb der Platz unbesetzt. Auch im Tablinum war kein Hinweis auf Romana zu finden. Erst als ihr Weg von einem Sklaven gekreuzt wurde und sie die Möglichkeit bekam, nachzufragen, seufzte sie erleichtert auf und begab sich ohne Umweg in den Hortus. Einen Augenblick noch zögernd, um sie nicht bei Zeichnen zu stören, verharrte Nuha unweit der Bank. In ihren leicht trüben Blick mischte sich die Wärme einer mütterlichen Freundin und als sie auf die Jüngere zu trat, erschien ein warmes Lächeln auf ihrer faltigen Mundpartie. Ich wollte dich nicht stören, aber ich habe hier eine Nachricht aus Ostia. Dabei übergab sie Tabula und deutete auf die Unterschrift. Eine Nachricht vom Centurio.

  • Ernst nach dem dritten Mal lesen, ließ Romana die Tabula sinken und sah auf. In der Zwischenzeit war Nuha davon gegangen und die Braunhaarige fühlte sich verlassen und einsam. Die Zeilen von Massa beunruhigten sie. Er schrieb von Krieg und Sicherheit, wusste nicht, ob Rom oder Ostia … dabei wollte sie doch zu ihm reisen. Das Gefühl der Trauer, was plötzlich über ihren Rücken kroch, hinterließ ein Frösteln und der sonst so sonnige Platz neben Fortuna, fühlte sich schlagartig so eisig an.
    Du gehörst zur Familie und ich schätze dich sehr. Noch einmal las sie leise die Zeilen, wiederholte das fremd klingende Wort ...'schätze'. 'Was wollte er damit ausdrücken, ihr sagen?' In ihrem Kopf hämmerten die wilden Herzschläge. 'War das Gefühl der Vertrautheit ein Schätzen … für ihn eine Verpflichtung …?' Das heftige Kopfschütteln mündete in einen tiefen Seufzer und um nicht noch länger auf die tanzenden Worte starren zu müssen, erhob sie sich. 'Wenigstens steht Minerva ihm bei.' Der Gedanke daran beruhigte sie dann doch, als sie ihr Zeichenzeug über die Nachricht schob und beides unter den Arm klemmend, mit leicht gesenktem Kopf und zu Boden blickend den Hortus verließ.

  • Ohne sich zu regen, stand Seiana da, mit eng um ihren Oberkörper geschlungenen Armen. Es war kalt hier im Hortus, selbst am Rand im Schatten des Gebäudes, selbst mit wärmender Stola, und sie fröstelte – worüber sie allerdings dankbar war, denn jeder, der sie zufällig so sehen mochte, würde ihre Haltung wohl darauf schieben. Und es stimmte ja auch, es half... genauso stimmte aber auch, dass sie das Gefühl hatte, sich festhalten zu müssen, um nicht auseinander zu fallen. Sie hatte in den vergangenen Tagen, seit es ihr wieder etwas besser ging, versucht, die Bruchstücke ihres Lebens zu sortieren... aber es wollte ihr nie so recht gelingen. Was zum Teil daran lag, dass sie innerlich immer noch wie gelähmt schien von dem, was geschehen war, von Terentius, von den Prügeln, von dem Rausschmiss. Zum Teil allerdings auch daran, dass sie nach wie vor davor zurück scheute, sich überhaupt wirklich mit ihren Problemen zu beschäftigen.


    Aber sie würde nicht darum herum kommen, das wusste sie. Je länger sie brauchte, bis sie sich endlich aus dieser Starre löste, die die Scheidung und das damit verbundene Desaster ausgelöst hatte, desto schwieriger würde es werden. Seiana seufzte lautlos und schlang ihre Arme noch ein wenig enger um den Körper, als ein kalter Windhauch durch den Garten wehte. Eine Bestandsaufnahme. Sie brauchte erst mal eine Bestandsaufnahme. Aber schon damit hatte sie ihre Schwierigkeiten, weil sie jedes Mal, wenn sie versuchte sich daran zu machen, sich verzettelte... sie wollte es innerlich aufzählen, all das, was schief gegangen war, worum sie sich kümmern musste, aber sie kam nie sonderlich weit. Sie verzettelte sich in Gedanken an mögliche Lösungswege genauso wie in Kleinigkeiten, vornehmlich in Kleinigkeiten, hieß das, alles um von dem abzulenken, was im Augenblick ihr größtes Problem war, das sie schlicht und ergreifend seit ihrem Rausschmiss aus der Casa Terentia verdrängte. Um jeden Preis, unter allen Umständen verdrängte. Aber jetzt, wo sie hier im Garten stand, eingehüllt in warmen Stoff und trotzdem frierend, zwang sie sich dazu, sich dem zu stellen, zum ersten Mal. Sie war schwanger. Immer noch, und inzwischen recht weit fortgeschritten. Sie dankte den Göttern, dass es Winter wurde, dass man ihr bekleidet immer noch nichts ansehen konnte, schon gar nicht jetzt, wo sie dank der Kälte noch leichter Kleidung tragen konnte, die verschleierte... nicht, dass sie zugenommen hatte, dass sie insgesamt weiblichere Formen bekommen hatte, das nicht... aber dass sie schwanger war, sah man nicht. Sie hatte nicht allzu viel zugenommen, und das Wenige verteilte sich – nur wer sie nackt sah, konnte wohl erkennen, dass sich ihr Bauch zu wölben begann, aber da gab es nun niemanden mehr, dem das auffallen konnte. Trotzdem hatte sie gar keine andere Wahl, als sich endlich damit zu beschäftigen. Sie war schwanger. Ihr Mann hatte sie verstoßen. Sie konnte nicht zulassen, dass das bekannt wurde. Es wäre eine Sache gewesen, wenn er das Kind nicht angenommen hätte, sie hätte behaupten können es wäre tot geboren worden, aber so, wo er sich von ihr getrennt hatte? Nein. Sie musste irgendwie verhindern, dass jemand mitbekam, dass sie schwanger war. Und das hieß, dass sie irgendwann in der nächsten Zeit die Casa würde verlassen müssen... um irgendwo das Kind auf die Welt zu bringen, wo sich niemand darum kümmern würde.


    Nur wo sollte sie hin? Faustus hatte dringend davon abgeraten, auf eines der Landgüter zu gehen, solange Bürgerkrieg herrschte. Und in eines ihrer Mietshäuser hier in Rom wollte sie eigentlich nicht gehen... schon gar nicht um dort ein Kind auf die Welt zu bringen. Nein, so schwer ihr das auch fiel: im Moment war es wohl das Beste, noch abzuwarten... die Gunst zu nutzen, die die Götter ihr wenigstens in dieser Hinsicht schenkten, solange man ihr nichts ansah, und hier zu bleiben. Nachrichten erreichten Rom nur spärlich im Augenblick, aber die Prätorianer waren nun schon seit mehrere Tage fort. Was auch immer geschah, wie auch immer dieser Krieg ausging, Seiana betete darum, dass die Entscheidung schnell fiel. Dass wer auch immer verlor, die Niederlage akzeptierte... und sich nicht einfach nur zurückzog, die Wunden leckte und einen neuen Versuch startete, und so diesen Bürgerkrieg immer weiter in die Länge zog. Was sie stattdessen allerdings tun konnte, war endlich eine Hebamme aufzusuchen. Sich untersuchen zu lassen. Und trotz der ungewissen Situation im Moment gewisse Dinge zu organisieren – auch wenn sie nicht planen konnte, wie es genau laufen würde, konnte sie doch für verschiedenste Varianten vorbereitet sein.
    Nur an eines konnte sie nicht denken: dass Faustus und Seneca in diesem Krieg kämpften. Und dass sie vielleicht nicht wieder kommen würden.

  • Seit ihrer Rückkehr in die Casa Decima, hatte Dexter sie nur ganz flüchtig mal zu Gesicht bekommen, viel zu sehr war er mit den momentan Veränderungen in seinem eigenen Leben beschäftigt gewesen. Erst der Streit mit seinem Vater, dann dem neuerlichen Vertrauensbonus vom Selbigen, die geschäftlichen Entwicklungen und die Verantwortung, die er seit neuestem zu tragen hatte.


    Während Caius Füße sich nun ihren Weg durch die langen Gänge der Casa bahnten, weilte sein Kopf noch immer in verschiedenen Gedanken, weshalb er seine Tante beinahe übersehen hätte. Im Augenwinkel hatte sich er einen Schatten wahrgenommen, der am Rande des Hortus stand. Kurz blieb Caius stehen und warf einen Blick durch die marmornen Säulen nach Draussen, und da erkannte er Seiana nun. Bedächtigen Schrittes näherte er sich dem Durchgang, der ihr am nächsten und trat hinaus in den Hortus.


    ,,Ist dir nicht kalt?", nicht das Dexter selbst es als ausgesprochen kalt empfand, eher etwas kühl, aber aus der Nähe hatte er das leichte Zittern seiner Tante wahrgenommen und es sofort auf die Temperatur unter freiem Himmel geschoben.

  • Obwohl Seiana wusste, dass es wenig Sinn hatte allzu viel darüber zu grübeln, was die nächsten Wochen wohl bringen würden – dafür war die Lage einfach zu unsicher, während sich das Reich im Bürgerkrieg befand –, tat sie es natürlich trotzdem weiterhin, versank tief in Gedanken darüber, welche Alternativen ihr offen stünden je nach Entwicklung der Situation, je nach Stand zwischen den Kämpfenden, je nach Sieger, je nach zeitlicher Dauer, je nach... allem möglichen. Sie war gern gewappnet. Sie war gern vorbereitet. Sie war gern in Kontrolle. Dass ihr das diesmal so wenig möglich war, machte sie auch jetzt noch nervös, wo sie wenigstens einen Schritt weiter war. Als würde eine Schwangerschaft nicht schon genug Unwägbarkeiten bedeuten, als wäre das schon nicht genug Kontrollverlust, den sie da erleiden musste, weil etwas Fremdes in ihrem Körper wuchs, etwas, das sie gar nicht kontrollieren konnte – und das dafür sorgte, dass sie selbst ihren eigenen Körper nur noch bedingt unter Kontrolle hatte. Das reichte offenbar nicht... es mussten auch noch weitere Unsicherheiten dazu kommen, die es unmöglich für sie machten, zu weit in die Zukunft zu planen, was sie am liebsten getan hätte.


    So in Gedanken versunken, bemerkte Seiana nicht, dass sich ihr jemand näherte, bis sie die Stimme hörte. Rasch wandte sie den Kopf, als sie den Klang hörte, und hatte wie stets seit ihrem Wiedereinzug sofort ein leicht ungutes Gefühl dabei, gesehen zu werden. Sie schlang ihre Arme noch ein wenig fester um sich und zuckte kurz zusammen, als ihre geprellten Rippen protestierten, hatte sich aber sofort wieder im Griff und setzte ein vages Lächeln auf. „Es geht“, erwiderte sie ruhig. Es war kalt, hier draußen, der Winter kündigte sich deutlich an, man konnte es im Wind spüren... vor allem im Wind. Aber noch hielt es sich in Grenzen, und mit der warmen Kleidung ging es tatsächlich noch, auch für sie, die eher schnell fror. „Was führt dich hier heraus?“

  • ,,Ich wollte gerade zu meinem Vater. Muss mit ihm noch was besprechen.", immerhin musste Dexter ja aufgrund der Patria Potestas, unter der er stand, beinahe jegliche Kleinigkeit seines geschäftlichen Auftretens mit seinem Vormund, also Varenus, abstimmen. Auch wenn dieser ihm schon eine allgemeinere Erlaubnis für das führen eigener Geschäfte erteilt hatte, wollte Dexter meist einfach noch auf Nummer sicher gehen, denn ihm fehlte auch die langjährige Erfahrung seines Vaters in dem leiten und organisieren eines Betriebes. Und Seit neuestem, fielen bereits zwei Betriebe unter seine Leitung, zum einen die selbst eröffnete Schmiede und zum anderen die riesige Eisenerzmine bei Genua, mit dessen Führung er doch noch etwas überfordert war, auch wenn er dies niemals vor einem anderen Menschen zugeben würde. Den Schein wahren, solange noch alles in geordneten Bahnen läuft.


    ,,Da hatte ich dich hier stehen sehen.", beendete Caius den bisher unvollständig gelassenen Grund seines Erscheinens im Hortus.
    Er hatte seit Seianas Ankunft, oder Rückkehr, wie man es nennen wollte, nicht ein wirkliches Wort mit ihr gewechselt, Warum war sie wieder hier? Was ist geschehen? Wie geht es ihr überhaupt? Alles mehr oder weniger schwierigere Fragen, auf die Caius bisher noch keine Antworten erfahren hatte, was auch daran lag, dass er es bisher auch noch nicht geschafft hatte jemanden genauer danach zu fragen. Allerdings wollte er seine Tante jetzt auch nicht direkt mit solch etwas belästigen, sie sah irgendwie erschöpft aus, ob das wirklich nur der Temperatur geschuldet war, konnte der junge Decimer nicht einordnen, weshalb er mit einer, in seinen Augen eher einfachen Frage, die wohl mehr einer Floskel glich, aber deshalb nicht ihre Ernsthaftigkeit verlor.
    ,,Wie geht es dir, Seiana?"

  • Seiana trat ein wenig zurück, näher zum Säulengang heran, wo Dexter stand. Aus dem Haus drang noch kein Licht... eines der Dinge, an denen man den Bürgerkrieg und die zwangsläufige Rationierung von Gütern auch hier in Rom merkte. Obwohl der Himmel zu dieser Jahreszeit häufig wolkenverhangen war und das Zwielicht zudem recht früh einsetzte, wurde im Haus dennoch erst dann Licht entzündet, wenn es tatsächlich zu dunkel wurde. Es war purer Luxus, selbst an düsteren, verregneten Tagen, schon vorher Lampenöl zu verbrauchen – ein Luxus, den sie sich für gewöhnlich leisten konnten, aber während eines Bürgerkriegs war es besser, sich einzuschränken... auch wenn mit genügend Geld auch entsprechend Vorräte aufgestockt werden konnten – Verschwendung musste in Zeiten wie diesen nicht sein, fand Seiana.


    „Und du hast dir gedacht, du leistest mir Gesellschaft“, führte sie seinen Satz weiter und lächelte vage. Und hielt dann für einen Moment inne, als Dexter sie nach ihrem Befinden fragte. Wie es ihr ging. Normalerweise wäre ihr Antwort klar gewesen, ganz egal, wie es wirklich in ihr aussah, aber irgendetwas in Richtung gut kam nicht in Frage. Sie war frisch geschieden, auch wenn sie das ihrer Familie noch nicht gestanden hatte – geschieden, ohne Kinder, und ohne irgendeinen Grund, politische Differenzen, oder die Aussicht auf einen neuen, einflussreicheren Mann, oder einen anderen Grund politischer oder gesellschaftlicher Natur. So wurde recht deutlich, dass die Scheidung nicht von ihr ausgegangen war und für sie von Nachteil war. Dazu kam ihr derzeitiges Aussehen... Nein. Sie konnte nicht einfach behaupten, es ginge ihr gut, es wäre zu offensichtlich, dass es nicht stimmte.
    Seiana hob schließlich leicht die Schultern an. „Es geht“, wiederholte sie ihre Antwort von zuvor, auf seine Frage ob ihr kalt war, und fügte nach einigem Zögern an: „Ich hatte schon bessere Tage, um ehrlich zu sein, aber ich komme zurecht.“ Sie schwieg erneut einen Moment und sah in den Garten hinaus, bevor sie wieder zu Dexter zurücksah. „Und dir?“

  • ,,Ich bin zurzeit immer etwas im Stress - geschäftlich. Du verstehst? Ansonsten kann ich mich aber nicht beklagen.", führte er ehrlich und ohne viel drumherum aus.


    In dem getrübten Licht der letzten Sonnenstrahlen konnte Caius seine Tante nur vage Erkennen. Ihre Umrisse waren selbstverständlich klar und deutlich, doch die Feinheiten ihres Gesichts und etwaige Veränderungen darin, waren nur mittels einer weiteren Lichtquelle wirklich zu erkennen.
    ,,Sag, bleibst du eigentlich länger in der Casa, Tante?", versuchte Caius nun auf beinahe direktem Wege seiner Neugier Luft zu machen, in der Hoffnung, dass seine Tante dies nicht als Affront aufnahm. Es war für Dexter garnicht so einfach, nach dem Grund ihres Aufenthalts in der Casa zu fragen, ohne dies direkt anzusprechen. Für große Reden war eher sein Bruder bekannt.

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