ZitatWie wahr. Wie gut sie mich verstand! (Wobei... so jung fand ich mich nun auch nicht mehr, gar nicht mehr lange und die entsetzliche Zahl 30 würden auch mich ereilen.) Während Pinnia mir so teilnahmsvoll mein schweres Schicksal beschrieb, mir vor Augen führte wie arm ich doch dran war, verspürte ich die Last immer vernichtender. Das war ich auf dem Gipfel meiner kühnsten Träume angekommen, und was hatte es mir gebracht?! Lügen, Mißtrauen, Einsamkeit!
Mein Blick war längst zu Boden gesunken, ich ging ohne auf den Weg zu achten, verstrickt in meine persönliche Misere. Und wie Salz brannte in meinen Wunden das süßliche Gesäusel, das bisweilen von anderen Ende des Gartens herüberwehte. Ich wollte hier weg...
"Meine Schwester ist mir wirklich eine große Hilfe." Mein Fels in der Brandung war sie, mein Pharos in der Nacht, aber das ging niemanden was an. Immerhin war es gut zu hören, dass Pinnia so eine hohe Meinung von ihr hatte. Manch andere Matrone mißgönnte Seiana sicherlich den gesellschaftlichen Stand und Einfluß.
Ehefrau?! Bona Dea, sie wollte mir doch jetzt hoffentlich nicht ihre Tochter andrehen! Alarm! tönten alle Signale, schreckten mich auf, Feind vor den Toren, alle Mann auf die Wälle, klar zur Verteidigung!
"Ähem... ja stimmt, das ist nicht so einfach. Aber mein Dienst nimmt mich zur Zeit sowieso ganz in Anspruch, da muß ich eben das persönliche zurückstellen. Von daher ist das im Augenblick kein Thema für mich." Das war die Ausrede in der ich am meisten Routine hatte. Ich hoffte nur, dass das klar genug gewesen war, und sie nur das Terrain hatte sondieren wollen. Crispina schien ja recht nett und so, und ich hatte mich mittlerweile ja auch schon dazu durchgerungen, dass ich wohl doch noch irgendwann in den sauren Apfel beißen musste, aber wenn, dann sollte es schon eine Verbindung sein von der meine Gens auch was hatte.
"Dies hier ist übrigens die Dianalaube." bemerkte ich dann, auf das bezaubernde kleine Refugium deutend, dem wir uns eben näherten. "Mein Adoptivvater Livianus hat sie vor langer Zeit für seine damalige Frau Aemilia errichten lassen." Die er wohl sehr geliebt hatte. Irgendwie war es gerade schwer, dem leidigen Thema zu entkommen...
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"Wunderschön die Laube, wie der ganze Karten deiner Casa... wahrlich deinem Amt und Person würdig. Auch wenn es mir ein wenig so vorkommt als fehle noch deine persönliche Note. Mir scheint das meiste ihr kommt noch von deinen Vorfahren. Aber ein so junger Mann wie du beschäftigt sich ja auch noch weniger mit Inneneinrichtung seiner Latifundien."
Der aufmerksame Beobachter konnte für einen kurzen Moment erkennen das Pinnia noch vor Beginn der Schlacht ihre Truppen gleich wieder von den Wällen zurückzog. Zu hoch waren sie und zu stark bewehrt als das ihr kleiner Haufen eine Chance gehabt hätte. Schnell änderte sie ihre Taktik... oder war es von vornerein ihr Anliegen ein anderes gewesen und dies gerade nur Ablenkung...
Pinnia Serena neigte kurz, ein wenig theatralisch vielleicht, dass Haupt.
"Du lässt mir zuviel der Ehre zukommen und ich danke dir für deine freundlichen Worte das es nur an deinem Dienst für das Reich liegt, dass du meine kleine Crispina nicht in Betracht ziehst. Aber bei allen Vorzügen die sie hat und die sie zu einer perfekten Ehefrau machen würde ist mir doch eines bewusst. Sie steht im Rang weit unter dir und nur in der törichten Annahme die Liebe würde bei so etwas wichtig sein und es eine zwischen euch geben, würde es eventuell möglich machen das du sie heiratest. Nein der Ruhm der Gens Helvetia ist nicht mehr der der er war. Wir waren eine Klientelgens der Gens Ulpia und gemeinsam mit ihr sind wir niedergangen, wenn auch nicht ganz untergegangen. Mein Verwandter Faustus Helvtius Milo, dass neue Oberhaupt des Hauptstammes hier in Roma... er wird hoffentlich den Senatorenposten seines Großvaters Helvetius Geminus beerben und auch mein Sohn Tiberius Helvetius Varus... sie werden dafür sorgen das wir wieder aufsteigen doch sind wir noch am Anfang.
Außerdem, wo wir schon ganz vertraulich reden, zu allem Überfluss stand Crispina ja schon einmal kurz vor einer Heirat. Wenn ihr Verlobter nicht vor einem halben Jahr gegen Barbaren gefallen wäre... wer weiß dann wäre ich nun vielleicht schon Großmuttter. Jedenfalls würden deine Gegner wohl nur zu gerne verbreiten du hättest jemanden geheiratet der dich als... zweite Wahl genommen hätte. Nein wirklich sehr großzügig von dir und ich danke dir aber das kommt nicht in Frage."
Sowas konnte man wohl als vollen Rückzug bezeichnen. Doch in der Hoffnung das Serapios Truppen siegestrunken hinter den geschlagenen hinterherstürmen würden bauten sich an den Flanken bisher unbekannte Soldaten auf.
"Aber dein Gespür hat dich natürlich nicht getäuscht. Ich habe das Gespräch mit dir gesucht bezüglich einer Heirat. In welchem Zustand die Gens Helvetia auch ist, unser Name hat durchaus noch Klang. Wir haben Senatoren gestellt und momentan ist noch einer von uns Senator. Einer deiner Vorgänger stammte ebenso aus unseren Reihen. Ebenso sind wir immer treu dem Kaiser gegenüber gewesen, denke nur an Lucius Helvetius Falco der eine sehr lange Zeit Praefectus Augusti war. Oder natürlich die zwei Legati Augusti die wir schon gestellt haben.
Ich erwähnte eben schon meinen Sohn, Tiberius Helvetius Varus. Wenn du das folgende nicht vollkommen von dir weißt was ich inständig hoffe, so würde er demnächst um ein Gespräch mit dir ersuchen. In diesem wird er dich bitten zu erlauben Decima Stella zu heiraten. Ich weiß sie ist noch sehr jung und es wäre kein Problem wenn die Heirat erst in ein, zwei Jahren statt finden würde. Wenn man die Verlobung vorher bekannt gäbe wäre das ja überhaupt kein Problem. Ich kann dir auch sagen das Varus im Moment noch nicht viel aufzubieten hat außer einen guten Patron und ein paar Verbindungen durch Mitgliedschaften bei der Germanitas und seiner Factio. Aber er ist sehr tüchtig und auch nicht arm. Ein eigenes Haus gehört ihm schon und eine Villa Rustica auf Ilva ebenso. Ebenso kann ich sagen das ihm wohl bald zwei Ländereien von Helvetius Geminus überschrieben wären. Also grundsätzlich steht seinem Aufstieg in den Ordo Equester nur noch der zu gehende Weg bevor aber die Vorraussetzungen sind gelegt."
Der Angriffbefehl an die Flankentruppen war gegeben und Pinia Serena konnte nun nur noch abwarten ob sie Erfolg haben würden oder eine zweite Enttäuschung sie heute treffen würde.