- Officium XV

  • Sim-Off:

    Wie du möchtest. Ich überlasse dir dahingehend gerne die Initiative. :D


    Servius Duilius Quirinalis


    Der Procurator a cognitionibus schenkte der Sergia also einen Becher Mulsum ein, den er später stirnrunzelnd - da gänzlich unangerührt - von einem Sklaven wegbringen lassen würde. Mit seinem eigenen Becher Mulsum an den Lippen lehnte er sich in seinem bequemen Scherenstuhl zurück und hörte erstmal zu, was die Procuratrix vorbrachte. Und das war eine ganze Menge. Sergia legte ihm gleich zwei Texte vor, die er sorgfältig nebeneinander auf seinem Schreibtisch platzierte, um einen guten Überblick zu haben über die Dinge, von denen die Procuratrix sprach.


    Ohne sich gleich eine eigene Rechtsmeinung zu bilden, hörte Servius Duilius Quirinalis also zu, runzelte hier und da grüblerisch die Stirn, trank einen Schluck Mulsum, oder warf beiläufig einen Blick auf die vorgelegten Schriebe. "Nun", reagierte Procurator Duilius betont gemächlich auf Sergias energische Ablehnung eines Kommentars zum Ius trium liberorum. Er zog die Augenbrauen hoch, offenbar damit beschäftigt seine Gedanken zu sammeln und zu einer adäquaten Antwort anzusetzen. "Der Kaiser wünscht also einen Kommentar zum Ius trium liberorum. Du hälst das wiederum für nicht notwendig", fasste er sodann erstmal zusammen. "Kam denn in eurem Diskurs über die Urkundenform zunächst einmal überhaupt zur Sprache, dass eine einmal ausgefertigte Urkunde ihre Rechtskraft nicht durch spätere Gesetzesänderungen verliert?" Er sah Sergia mit einem schwer deutbaren Blick an, der zwischen Neugierde und Besserwisserei lag. Ganz bewusst ließ er die Frage nach einem Kommentar erstmal unbeantwortet im Raume stehen. Getreu dem Motto: Ein Schritt nach dem anderen.
    "Denn wenn einmal das Ius trium liberorum mit namentlich in der Urkunde verliehenen Privilegien erteilt wurde, wieso sollte dann ein neues Gesetz diese Privilegien plötzlich aufheben?", schob er erläuternd nach. Vor ihm saß immerhin eine Frau! Woher sollte die schon wissen, worauf es in der Rechtslehre ankam?



  • Wunderbar! Endlich jemand, der mich verstand! "Ganz genau das habe ich ihm gesagt." Wie ich es eben auch gegenüber dem Prokurator im ersten Teil meiner langen Erzählung (deshalb nahm ich ihm die Nachfrage auch nicht übel) untergebracht hatte. "Sicher nicht in genau diesen Worten. Aber gesagt auf jeden Fall." Bei der zweiten Frage des Duiliers zog ich dann kurz grüblerisch meine Augenbrauen zusammen. "Und genau darum geht es. Ein Privileg, das einmal durch eine Urkunde verliehen wurde, ist und blieb dem Empfänger ja verliehen. Selbst dann, wenn eine Gesetzesänderung dafür sorgt, dass genau dieses Privileg eben nicht mehr zum Ius trium liberorum gehört." Weil ich auch vorher nirgends von neuen Gesetzen gesprochen hatte, immer nur von Gesetzesänderungen, fing ich auch jetzt gar nicht erst damit an. "Und auch umgekehrt gibt es das Problem natürlich. Denn der Kaiser wollte ja eine vollständige Privilegienliste auf den Urkunden. Die ich ihm dann auch widerwillig geliefert habe. Deswegen steht da auch die Formulierung "bestehend aus [den Privilegien]" auf den Urkunden und nicht nur "dazu gehören [die Privilegien]" oder sowas. Um die geforderte Vollständigkeit zu betonen.", zeigte ich. "Was dann natürlich immer dann zu Problemen führt, wenn eine Gesetzesänderung neue Privilegien mit sich bringt." Und es war ja alles andere als ausgeschlossen, dass sich nicht mal ein Senator Tertullius oder Orfitius noch ein paar weitere Privilegien einfallen ließen. (Wieso auch immer mir gerade diese beiden Namen so zufällig beispielhaft in den Sinn kamen. Die Senatoren konnten später natürlich auch Annaeus, Cornelius, Sergius, .. oder irgendwie anders heißen. Das war ja vollkommen egal.)


    Mein logischer Schluss: "Damit es also nicht nach jeder Gesetzesänderung, die zu einem veränderten Ius trium liberorum führt, eine riesige Antragsflut gibt, habe ich mich so gegen diese Art von Urkunden gewehrt." Denn wer nach so einer Gesetzesänderung feststellte, dass seine "vollständige" Privilegienliste plötzlich eben nicht mehr vollständig war, der wandte sich zum Erhalt der fehlenden Privilegien doch sofort erstmal an die Kanzlei. Und andersrum: Jedes Privileg des Ius liberorum schränkte umgekehrt ja irgendwen ein. Die Rechte eines Patrons gegenüber seiner Freigelassenen mit Ius liberorum (Munera); die Rechte eines Theaters gegenüber jemandem mit Ius liberorum (Eintrittsgeld); die Rechte des Staates gegen jemandem mit Ius liberorum (Steuer für Unverheiratete). Und wer als einer dieser "Eingeschränkten" nach einer Gesetzesänderung jetzt feststellte, dass diese Einschränkung sich nicht mehr aus einem Gesetz ableitete, der wandte sich wahrscheinlich auch an die Kanzlei. Damit dem Bevorteilten (oder Plural: den Bevorteilten) schnellstens ihre nicht länger gesetzlich verankerten Privilegien (die auf ihren Urkunden ja trotzdem immernoch rechtsgültig standen) ersatzlos gestrichen wurden. Jede. Menge. Unnötiger. Bürokratie.

  • Servius Duilius Quirinalis


    Der Procurator a cognitionibus nickte verstehend. Was Sergia da sagte, leuchtete ihm zunächst erst einmal ein. Die Schlussfolgerung der Procuratrix quittierte Duilius ebenfalls mit einem verstehenden Nicken, auch wenn er selbstverständlich die daran anschließenden Gedankengänge hinter ihrer Stirn nicht erfassen konnte. Dennoch, als Jurist war der Procurator a cognitionibus natürlich in der Lage, sich seine eigenen Gedanken zum Thema zu machen und die Problematik dieser ganzen Sache zu erfassen.


    Deshalb entgegnete er schließlich: "Und deshalb sollst du nun also einen Kommentar zum Ius trium liberorum erstellen." Die Wiederholung des bereits Gesagten war natürlich überflüssig, brachte aber nochmal das Problem auf den Punkt. Duilius musste sich ein Schmunzeln verkneifen, bevor er weiter darauf einging: "Ganz so unsinnig wäre das ja nun aber nicht. Denn das Ius trium liberorum speist sich ja aus allerlei - teils sehr alten, republikanischen - Gesetzen. Diese in einem Kommentar zusammenzufassen wäre ja für sich gesehen schon sehr bereichernd. Und auch Gesetzesänderungen könnten hier erfasst werden. Wieso also sträubst du dich so sehr dagegen?"


    Sim-Off:

    Spricht etwas dagegen, das Schreiben eines sim-on-Kommentars auszuspielen, ohne ihn tatsächlich wortwörtlich zu verschriftlichen? An der Stelle könntest du ja auf das Tabularium verlinken, wenn du dort sowieso eine Zusammenfassung schreiben möchtest.


  • Sim-Off:

    Was heißt "möchte" .. Ich würde sim-off etwas schreiben, wenn das gewünscht ist. Denn der Sinn dahinter (fürs sim-off) leuchtet mir ein. Nur sim-on seh ich da einfach keinen Sinn.
    Sicher könnte ich auch einfach einen neuen Tabulariumstext 1:1 als Kommentar verkaufen. Das löst aber das Problem nicht, dass ich den Kommentar an sich im sim-on und fürs sim-on unnötig finde.


    Aus.. was? Ich zog unverständig die Augenbrauen zusammen. "Bitte entschuldige, aber von welchen republikanischen Gesetzen sprichst du?" Das war mir nämlich neu. "Soweit ich mich im Vorfeld informiert habe, ist das Ius trium liberorum .. oder auch allgemein das Ius liberorum .. eine Zusammenfassung von Vorrechten und Privilegien seit der Ehegesetzgebung des ersten Augustus und der Lex Iulia et Papia." Republikanisch war mir da völlig neu. Genauso, dass die Frauen zu republikanischen Zeiten solche fortschrittlichen Rechte, wie die Befreiung von der Tutela mulierum, gehabt hätten. "Darum muss ich dir auch ganz ehrlich sagen: Für mich ist das Ius liberorum mit seinen rund 100 Jahren eigentlich noch ziemlich jung. Und es speist sich aus nur zwei Gesetzen, der Lex Iulia et Papia." Das war ja die Zusammenfassung von Lex Iulia und Lex Papia, weil die eh keiner so genau auseinander hielt. "Was ich als alt und republikanisch ansehe, das sind viele Sachen, die vor allem mit dem Ordo Senatorius zu tun haben. Jede Menge Vorschriften aus vielen verschiedenen Gesetzen.", erzählte ich. "Aber gibt es da einen "Kommentar zum Ordo Senatorius"? Ich glaube nicht.", spielte ich das Beispiel, das mir das Kaiser selbst in die Hand gegeben hatte, jetzt gegen ihn aus.


    Ich sah meinen Kollegen mit großen Augen ernst an. Denn: Ich. Verstand. Es. Einfach. Nicht. "Wieso ich mich da so gegen einen Kommentar zum Ius liberorum sträube, ist darum ganz einfach: Es gibt die mal gerade 100 Jahre junge Lex Iulia et Papia, in der Pi mal Daumen sicher so 95 Hundertstel der Vorrechte und Privilegien strukturiert und zusammenhängend drin stehen. Die restlichen 5 Hundertstel sind irgendwelche logischen Schlüsse, die man ziehen kann oder nicht ziehen kann, die aber bestimmt nicht so entscheidend sind, dass sie einen umfangreichen Kommentar rechtfertigen." Dass eine Frau mit Ius liberorum frei testieren konnte, weil sie nicht länger unter Geschlechtsvormundschaft stand, zum Beispiel. "Und jetzt soll ein Kommentar geschrieben werden, der auch strukturiert, aber zusammenhangslos nochmal ähnlich wie in den beiden Urkunden hier jedes Vorrecht und Privileg zusammenfasst. Also einfach: Eine Lex Iulia et Papia, aus der alles rausgestrichen ist, was nicht mit dem Ius liberorum zusammen gehört." Ich sah den Prokurator skeptisch an. "Achso, und die Überschrift muss natürlich noch auf "Kommentar zum Ius liberorum" geändert werden." Ich musste mir ein Augenrollen verkneifen.


    Denn: "Wo ist da der Vorteil? Wo der Gewinn?" Das war das, was mir nicht einleuchtete. "Dass man sich jetzt aussuchen kann, ob man in die Lex Iulia et Papia guckt oder lieber diesen Kommentar liest, wenn man sich über das Ius liberorum informieren will? Oder dass Anwälte, die auf der Grundlage des Ius liberorum klagen, jetzt zwei praktisch identische Quellen statt vorher nur einer haben?" Klagen? Zum Beispiel Erbschaftsklagen. Caius erbte durch Testament das Vermögen seiner Tante. Cnaeus klagte, weil er leer ausging. Möglicher Ansatzpunkt: Die Tante hatte das Testament ohne Vormund aufgesetzt, obwohl sie kein Ius liberorum hatte. Möglich war so ein Streitfall ja. "Oder ist es ein Vorteil, dass eine Gesetzesänderung der Lex Iulia et Papia dann immer dazu führen kann, dass zusätzlich auch noch der Kommentar zum Ius liberorum manchmal verkürzt oder erweitert werden muss?" Ich wusste es nicht. Darum: "Kurz gesagt. Der Ordo Senatorius ist durch mehr Gesetze zig-fach komplizierter gestrickt, er ist älter und Rom kommt trotzdem ohne irgendeinen Kommentar dazu aus." Offensichtlich. "Das Ius liberorum basiert dagegen nur auf einem Doppelgesetz, es ist jünger und ein Kommentar dazu hat keine offensichtlichen Vorteile." Jedenfalls ich sah wie gesagt keine. Ich blickte meinen Kollegen bedeutungsschwanger an und zuckte einmal mit meiner rechten Schulter. Denn für mich war damit klar: Sowas zu schreiben war einfach unnütz. Einfach nur unnütz. Und darum sträubte ich mich so dagegen. Weil ich keine Lust hatte, meine Zeit mit etwas Unnützem zu verschwenden.

  • Sim-Off:

    @ Kommentar: Verstehe.
    @ Republikanisch: Kappes, da hab ich doch tatsächlich einen völligen Knick in der Optik gehabt und aus "n. Chr." ein "v. Chr." gelesen. Buttocks.


    Servius Duilius Quirinalis


    Hatte Duilius sich da eben etwa versprochen? Er runzelte irritiert die Stirn, als die Procuratrix Sergia ihm plötzlich die Rechtslage erläuterte. So etwas hatte er nicht nötig. Missbilligend machte er eine wegwerfende Handbewegung und wischte dieses Missverständnis mit einem knappen "Ja ja, zwei oder drei Gesetze, republikanisch oder nicht, weiter im Text" beiseite. Er seufzte und hörte sich dann weiter die Beschwerden der Sergia an.


    "Na gut, Procuratrix, ich verstehe deinen Punkt", sagte er schließlich leicht entnervt. Der Procurator a cognitionibus hatte langsam das Gefühl, dass er schlichtweg mit dieser Sache nichts zu tun haben sollte. Wenn der Kaiser einen Kommentar wollte, wieso musste Sergia dann ihn noch damit belästigen? Deswegen fragte schlussendlich: "Nun sag mir doch bitte: Was genau erwartest du denn nun von mir in dieser Sache?" Denn begriffen hatte Duilius noch nicht, weshalb sich Sergia ausgerechnet bei ihm beschweren musste.


  • Also doch: Wir waren uns einig. Einerseits, was die zeitliche Einordnung betraf. Andererseits, dass er meinen Punkt verstand. (Ich lächelte sehr zufrieden, als ich diesen Zuspruch bekam.) Blieb nur eine Frage: Warum war ich überhaupt hier? (Außer für den netten Zuspruch.) "Das ist eine gute Frage, Prokurator." Ich atmete einmal tief durch und lehnte mich ein Stück nach vorn, bevor ich die Karten auf den Tisch legte. "Wäre es nach mir gegangen, dann hätte ich dich heute nicht weiter gestört .. oder wenigstens nicht deswegen. Denn gerade hier bin ich nur, weil der Kaiser verlangte, dass ich mit dir über diese Thematik sprechen soll." Genaugenommen hatte mich der Kaiser wegen dem Ius liberorum jetzt schon zum zweiten Mal zum A cognitionibus geschickt. Beim ersten Mal war es noch ein Kann gewesen. (Deshalb hatte ich darauf auch großzügig verzichtet.) Beim zweiten Mal jetzt war es ein klarer Befehl, ein Muss, gewesen. (Da gab es kein Drumherum. Darum saß ich jetzt hier.)


    "Was ich mir von dem Gespräch mit dir erhofft habe, ist darum auch nicht mehr, als dass du meinen Standpunkt verstehst und nachvollziehen kannst." Was sich der Kaiser davon versprochen hatte, das musste der Duilius im Zweifel schon den Kaiser selbst fragen. "Wenn du das kannst", was er ja gesagt hatte, dass er das konnte, "dann mag ich dich nur noch bitten vielleicht, dass bei deiner nächsten Besprechung mit dem Kaiser vielleicht auch du .. als der kundigere Jurist von uns beiden und als der Rechtsexperte der Kanzlei und des Kaiserhofs" Ein bisschen Schmeicheln konnte ja nicht schaden. "den Kaiser von dieser Idee mit dem Kommentar abbringst. Wenn dieser juristische Rat von dir kommt, dann hat er dafür vielleicht ein etwas offeneres Ohr, als wenn er ihn nur von mir hört." Vielleicht weil ich nur die A memoria und kein A cognitionibus war. Vielleicht weil ich eine Frau war, er sich aber von einer Frau nichts sagen lassen wollte. Oder vielleicht kam bei meinem Glück hier auch gleich beides zusammen.


    Ich lächelte den Duilier freundlich an. "Würdest du das für mich tun?" Dann müsste ich nur sein Gespräch mit dem Kaiser abwarten, dann dem Kaiser nochmal meine schöne Liste und eine alte Urkundenvorlage (die würde ich nur noch minimal etwas verändern) vorlegen. Und mit ganz viel Glück wäre dieser dritte Anlauf dann auch endlich der, wo es am Ende eine Urkunde gab, auf der zwei Kaiserinnen und mir (und noch ein paar anderen) in einem Schriftstück das Ius trium liberorum verliehen wurde. Mal schauen....

  • Servius Duilius Quirinalis


    Der Procurator a cognitionibus sah die Sergia ausdruckslos an, während sie ihm erläuterte wieso sie ihn belästigte. Offensichtlich hatte der Kaiser dafür gesorgt, dass das Weib ihn behelligte. Aber warum? Welches Ziel sollte denn dieses Gespräch haben?


    "Hmm", brummte Duilius schließlich zögerlich. Er war selbstredend der kundigere Jurist, so viel hatte Sergia verstanden. Und er war der Rechtsexperte der Kanzlei! Aber warum sollte er den Kaiser von seiner Idee abbringen? Am Ende hätte er nur Ärger, falls Aquilius beharrlich bliebe. Er verzog nachdenklich den Mund.


    Aber Fausta lächelte letztlich so entzückend, dass der Procurator nicht anders konnte, als ihr Lächeln mit einem einlenkenden Seufzen zu beantworten. "Wenn ich dir also in dieser Sache Unterstützung biete", fragte er, "wäre das natürlich ein nicht unerheblicher Mehraufwand..." Dass Sergia Fausta ihm damit nun im Gegenzug einen Gefallen schuldete, war nunmehr hoffentlich offensichtlich genug für sie, dass Duilius es nicht direkt aussprechen musste.



  • Mein Lächeln wurde eine winzige Spur breiter, als ich sah, dass ich trotz meiner zwei Schwangerschaften (davon einer Zwillingsschwangerschaft) und obwohl auch ich mit meinen *hust*undzwanzig Jahren nicht jünger wurde, immer noch fit genug war, den einen oder anderen Kerl um meinen kleinen Finger zu wickeln. "Aber natürlich, Duilius. Und ich verspreche dir, dass ich das auch nicht vergessen werde." Dazu noch ein bekräftigendes Nicken. Dann war das Thema eigentlich abgeschlossen und ich bereit, zu gehen..


    Eigentlich. Denn uneigentlich erinnerte mich die Sache mit dem Vergessen noch an ein anderes Thema. "Da fällt mir ein", lautete also nach kleiner Pause mein Übergang, "dass ich vor einer Weile ja schon mal kurz hier bei dir war." Ich sah meinen Kollegen an und versuchte zu erkennen, ob er sich daran erinnerte. "Damals ging es um solche Städte wie Mogontiacum, die ohne Rechtsgrundlage mit ihren Betrieben produzieren und aktiv in die Privatwirtschaft eingreifen.", wiederholte ich den Kern. "Ich glaube, du hattest damals gerade keine Zeit und wolltest zu später nochmal mit mir darüber sprechen." Ich lächelte schmal. "Wo wir jetzt also schon mal hier zusammensitzen und uns unterhalten .. Hattest du inzwischen Gelegenheit, über meine Worte von damals nachzudenken, sodass wir jetzt darüber reden können?" Denn dass Städte wie Mogontiacum auch weiterhin froh und munter unbehelligt produzierten und ungestraft die Privatwirtschaft kaputt machten, war mir ein Dorn im Auge. Heute genauso wie damals.

  • Meine Frage bekam erstmal ihren Raum, zu wirken. Dann setzte ich nach: "Ich frage auch deshalb, weil ich höre, dass sich genau dieses Mogontiacum seit kurzem wieder verstärkt in der Wirtschaft betätigt. Damals war es der Wachs-Markt. Bis heute dauert die Aktivität im Ton-Markt an. Und jetzt macht sich die Stadt auch im Keramik-Markt breit .. zu erstens Preisen, die teils über der staatlichen Preisempfehlung liegen, .. und obwohl es zweitens sehr wohl auch andere aktive Anbieter gibt, zu denen sie hier also mal wieder direkt in Konkurrenz getreten sind." Ich fand es also auf den Punkt gebracht mal wieder (oder besser: immer noch) eine dreiste Frechheit, welches Verhalten diese Stadtverwaltung im hohen Norden da gegenüber Rom und den Römern an den Tag legte. Und wäre ich nicht die Leiterin der Memoria-Abteilung, sondern hätte ich die Finanzabteilung unter mir, dann hätte ich der Stadt aber schon längst erste Strafmaßnahmen wenigstens angedroht und den Kaiser über diese Zustände unterrichtet. (Denn vielleicht zeigte sich hier ja auch nur, dass diese Stadt, die gerade erst vom toten Cornelius ein paar mehr Rechte bekommen hatte, einfach nicht mit diesen Rechten umgehen konnte .. und sie also schleunigst wieder verlieren musste....)

  • Servius Duilius Quirinalis


    Oh. Die Sergia hatte doch tatsächlich noch etwas auf dem Herzen. Die rechte Augenbraue des Procurators wanderte ein klein wenig in die Höhe, als sie auf ihr wirtschaftliches Anliegen zurückkam. "Hmmjaja, sprich nur", sagte Duilius und musste erstmal kurz rekapitulieren, worum es Sergia überhaupt ging. Die Procuratrix erzählte und der Procurator versuchte sich zu erinnern und ihr zu folgen.


    "Also, du bist der Meinung, die Gemeinden des Reiches produzieren ohne rechtliche Grundlage Waren", bemerkte der Procurator a cognitionibus erstmal. Dann resümierte er weiter: "Und du hälst es für falsch, dass Civitates sich in irgendeiner Weise am Markt betätigen, verstehe ich das richtig?"


    Nachdenklich kratzte Duilius sich am Kinn. "Dann erlaube mir zunächst zwei Verständnisfragen: Woraus leitest du ab, dass Civitates eine Rechtsgrundlage für wirtschaftliche Tätigkeiten benötigen? Und ist denn der Markt so gesättigt, dass der Verkauf von Waren durch Mogontiacum andere Anbieter schädigen könnte?"*



    Sim-Off:

    *Ich beziehe mich hiermit insbesondere darauf, dass immerhin Grobkeramik noch vor kurzer Zeit nicht ausreichend am Markt vorhanden war. Ebenso scheint Wachs wöchentlich stets ausverkauft zu sein. Und die aktuell einzige alternative Tongrube auf Stufe I kann den Bedarf auch nur eines Töpfers nicht decken.
    Nur zur Klarstellung. Das soll hier jetzt bewusst keine sim-off Diskussion über die Wisim werden.


  • Sim-Off:

    Ich versuche gerne, alles so gut wie möglich im sim-on zu lassen. 8)


    Der Duilius fasste meine Worte zusammen.. und ich nickte. "Ja, ganz genau." Dann stellte er mir zwei "Verständnisfragen". Ich überlegte kurz. "Ich selbst bin keine Juristin, Duilius. Deshalb bin ich zu dir gekommen mit diesem Anliegen. Und deshalb kann ich dir deine erste Frage auch nicht beantworten.", zog ich mich dann erstmal aus der Affäre. "Aber deine zweite Frage, auf die will ich dir gerne meine Meinung sagen." Das war nämlich schon deutlich einfacher.


    Kurz sammelte ich meine Gedanken. "Am aktuellen Beispiel der Keramik gesprochen. Ich denke, wir beide wissen, dass es auf dem Keramik-Markt seit einiger Zeit vielleicht ein paar Engpässe gibt. Gerade nachdem binnen kurzer Zeit plötzlich gleich mehrere Weingüter die Produktion aufgenommen haben, die jetzt natürlich alle ihre Grobkeramik haben wollen, um damit Landwein-Amphoren herzustellen." Ich nickte. "Das verstehe ich." Das verstand ich. "Die erste Frage, die ich mir dann aber stelle: Mit welcher Intention tritt eine Stadt wie Mogontiacum in den Markt ein? Um den Weingütern zu helfen oder doch eher um an den Weingütern zu verdienen?!", fragte ich provokant. "Denn wie soll ich mir anders erklären, dass die Stadt die Preisempfehlungen des Staates offensichtlich bewusst links liegen lässt und stattdessen an einem vorhandenen Mangel durch höhere Preise zu verdienen versucht?" Ich sah den Prokurator mit großen Augen ernst an. "Es mag sein, dass es hier keine rechtliche Grundlage gibt, weil der Senat es verschlafen hat, die mit der Lex Mercatus zu schaffen. Aber umso mehr betrachte ich es als die Aufgabe der Kanzlei, hier ein starkes Auge drauf zu haben, solchem unmoralischen Treiben hier konsequent einen Riegel vorzuschieben." Da verstand ich keinen Spaß. "Oder findest du, dass es richtig ist, dass sich eine Stadt wie Mogontiacum offenbar an der Not der Weingüter bereichern will?!" Ich fand dieses Gebaren nämlich ziemlich unwürdig für eine Ortschaft, die sich Stadt nennen wollte. (Und ja, da maß ich natürlich auch mit verschiedenem Maß und bewertete nicht nur bei der Preisgestaltung die gewinnorientierten Privatleute anders als eine dem Staat und Gemeinwohl verpflichtete Civitas.)


    "Soviel erstmal zu der Preisgestaltung, aus der man die wahren Motive einer Stadt oftmals sehr gut ablesen kann." Fand ich. "Aber du hast ja gefragt, ob andere Anbieter geschädigt werden. Da will ich dir eine Gegenfrage stellen: Denkst du, dass so ein Handeln einer Stadt die Märkte unbeeinflusst lässt? Oder denkst du, dass so ein Handeln einer Stadt die Märkte verzerrt?" Entweder oder. "Oder anders gefragt: Wenn über längere Zeit ein Keramik-Mangel herrscht, dann wird sich früher oder später ein Privatmann.. oder eine Privatfrau.. finden, der oder die diese Marktlücke erkennt und sich einen passenden Betrieb zulegt. Wenn jeder Mangel aber ganz frei und nach Belieben jetzt von irgendwelchen Städten beseitigt wird, denkst du nicht, dass das mittelfristig zu einer völligen Marktverzerrung führt? Denkst du nicht auch, dass sowas nur oberflächlich die Symptome beseitigt?" Das war nämlich meine Meinung dazu. "Oder ist sowas aus deiner Sicht eine Dauerlösung? Wenn morgen Gold auf den Märkten fehlt, dann findet sich eine Stadt in Dakien, die eine Goldmine geerbt hat und beseitigt den Mangel. Und wenn übermorgen die Gemüsebauern finden, dass sich ihr Geschäft nicht genug lohnt, dann schließen sie ihre Betriebe und gehen lieber in die Fischerei.. weil sich ja eh irgendeine Stadt finden wird, die sich um die Produktion von Gemüse und Kräutern dann kümmert?" Klar war das eine überspitzte Darstellung jetzt. Aber genau darauf lief es ja hinaus: Überall, wo sich eben niemand fand, der sich dort engagieren wollte, da nahmen eben einfach irgendwelche Städte das Heft in die Hand. Ohne eine Grundlage in der Lex Mercatus oder sonstwo. Sondern unkoordiniert, ohne Regeln, völlig chaotisch - wenn sich die Kanzlei nicht einmischte und als Staat, den sie im Namen des Kaisers repräsentierte, selbst die Kontrolle übernahm (bis sich vielleicht mal der Senat mit dem Thema beschäftigte).


    Ruhig und sachlich wollte ich bleiben, auch wenn ich mich bei diesem Thema (das mich als Unternehmerin ja auch selbst betraf) nur schwer zurückhalten konnte. "Ich persönlich finde es wichtig, dass wir im Reich gesunde Märkte haben. Und ich glaube, das wollen auch alle anderen - von Mogontiacum bis Alexandria." Das unterstellte ich jedem. "Dabei ist in meinen Augen ein gesunder Markt einer, der auch ohne fremdes Eingreifen durch den Staat.. oder eine Stadt oder andere steuerbefreite Institution.. funktioniert und die Bedürfnisse befriedigt. Ich denke nicht nur.. ich bin davon überzeugt, dass ein unkoordiniertes, von den Städten nach eigenem Gutdünken gelenktes und völlig chaotisches Eingreifen mit dazu noch einer Preisgestaltung, die deutlich sagt, dass es der Stadt um den Profit und um nichts anderes geht, das Reich eben nicht zu einem gesunden Markt führt." Eher im Gegenteil. "Eher im Gegenteil.", erklärte ich eindringlich. "Denn solche Aktionen schaden auf Dauer nicht nur einem einzelnen Caius oder Lucius. Solche Aktionen schaden auf Dauer dem kompletten Markt." Es sei denn natürlich, man wollte den Markt auf Dauer verstaatlichen, um dann ganz geplant genauso so viel zu produzieren, dass der Markt gerade so gesättigt wurde. In einem Wort also: Planwirtschaft. "Das ist die große Gefahr, die ich hier sehe. Und deswegen trete ich auch so entschieden dagegen ein, dass die Städte wie Mogontiacum hier anfangen, auf eigene Faust einfach in die freie Privatwirtschaft einzugreifen." Ich sagte nicht, dass eine Stadt wie Mogontiacum bewusst mit ihrem Handeln den Markt schädigte. Nur: Dass sie ihn schädigte, das stand für mich völlig außer Frage. Denn nicht ein städtischer oder staatlicher Eingriff in die freie Privatwirtschaft löste Mangel-Probleme auf Dauer gesund. Sondern entweder eine neue Lex Mercatus, nach der dann jeder zum Beispiel noch einen fünften Betrieb führen durfte.... oder eben die Pleite und Schließung eines Weingutes. (Da hatte sich ja die Produktion gefühlt verdreifacht in den letzten Wochen und Monaten - die Überkompensation eines vorherigen Mangels. - Eine Überkompensation, bei der ich sowieso fand, dass der Staat die nicht auch noch blind unterstützen musste. Denn welches Interesse sollte der Staat ganz allgemein an überhaupt irgendeiner Überkompensation und mittlerweile also Überproduktion haben? Keine. Und das hieß, dass man nicht auch noch dabei helfen musste, die zu ermöglichen. Ganz einfach. Hart, aber konsequent.)

  • Servius Duilius Quirinalis


    Der Procurator a cognitionibus Servius Duilius Quirinalis lehnte sich in seinem Stuhl zurück und lauschte den nun folgenden Ausführungen der Procuratrix. Gelegentlich machte er sich hierbei eine knappe Notiz auf einer Wachstafel, um den Überblick nicht zu verlieren, denn diese Frau redete und redete und redete und wollte beinah gar nicht mehr aufhören. Duilius überlegte insgeheim, ob er dem Kaiser nicht einen anderen Kandidaten für ihren Procuratorenposten vorschlagen sollte, denn so ein Weibsbild war auf dem Palatin doch irgendwie fehl am Platze, wenn man es sich einmal recht überlegte.


    Dennoch, sie saß nun einmal hier bei ihm und brachte ihre Argumente vor, mit denen Duilius sich beschäftigen musste. So oder so war ihre Frage von Belang.


    "Wiederum kann ich zunächst sagen, dass ich dein Vorbringen nachvollziehen kann, werte Sergia."


    Es folgte ein Blick auf die Wachstafel, bevor er ihre Argumente im Einzelnen abarbeitete.


    "Zur Preisgestaltung: Man könnte auch anders argumentieren. Nämlich, dass bei einem erhöhten Kaufpreis für Produkte städtischer Betriebe andere Verkäufer bevorteilt sind, die ihre Ware günstiger anbieten. Denn natürlich wird jeder kluge Käufer die günstigen Angebote nutzen. Die Städte werden dementsprechend reagieren oder eben nicht. So oder so ist es dann aber die Entscheidung des Käufers."


    Als nächstes ging es um die Beeinflussung der Märkte.


    "Ich sehe das nicht so dramatisch wie du, um ehrlich zu sein. Wenn andere Produzenten auf den Markt drängen, dann werden sich die Städte eben überlegen müssen, ob sie weiterhin im jeweiligen Segment tätig bleiben wollen. Eine besondere Verzerrung der Märkte kann ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht erkennen."


    Und zuletzt zu einem Punkt, den die Sergia offensichtlich noch gar nicht in Betracht gezogen hatte:


    "Letztlich bin ich aber der Meinung, dass es auf all dies auch gar nicht ankommt. Denn meiner bescheidenen Meinung nach sind die Gemeinden des Reiches nicht unter die staatlichen Institutionen im Sinne der Lex Mercatus zu zählen. Wenn eine Civitas Betriebe erbt und sodann fortlaufend betreibt, um ihre Kassen zu füllen, dann kommt dies den Bewohnern dort doch zugute. Denn das so gewonnene Geld wird wiederum investiert in öffentliche Bauten oder für laufende Kosten von Bädern und Theatern aufgewendet. Letztlich kommt es damit den Menschen zugute und wird ja auch wieder in die Wirtschaft eingebracht, indem etwa Brennholz oder Baumaterial gekauft oder Angestellte bezahlt werden.


    Aber unabhängig von der Frage, ob und wie das städtisch verdiente Geld der Bevölkerung hilft, halte ich die Gemeinden - wie gesagt - nicht für staatliche Institutionen und bin deshalb der Ansicht, dass sie auch nicht an die Grenzen gebunden sind, die dem Staate aus der Lex Mercatus auferlegt sind."


    Nach dieser Aussage war Duilius gespannt, wie die Procuratrix reagieren würde.



  • Aye.. Da musste ich an einigen Ecken wirklich automatisch ein bisschen mit dem Kopf schütteln. Und ich fing dann natürlich da an, wo der Prokurator aufhörte: "Dann sind wir schon mal einer Meinung. Denn ich sehe Städte auch nicht als staatliche Institutionen." Denn der einzige Staat, das konnte nur Roma sein. Und da mit untergeordneter Bedeutung vielleicht auch das Aerarium, vor allem aber der kaiserliche Fiscus, um den sich der A rationibus kümmerte. "Wenn wir uns da aber schon mal einig sind, dann frage ich dich nochmal: Warum.." Worte sortieren. "Warum hat die frühere Schola Atheniensis, auch eine öffentliche Institution, ihren Buchhandel und ihren Maler im Jahr 861 geschlossen? Warum greift der Steinbruch der Classis Misenensis * nicht mehr in den Markt ein? Und warum haben sich viele andere militärischen Institutionen sogar dagegen entschieden, überhaupt erst irgendwelche Betriebe zu eröffnen? Nicht zu vergessen: Warum gibt es sogar ein Gesetz, die Lex Communitatis, die es einer Reihe von Institutionen, nämlich den Vereinen, verbietet, Gewerbe zu betreiben?", zählte ich auf. "Dienen nicht auch gerade Kultvereine einem "höherem Zweck" und dem Allgemeinwohl?" Ich machte eine künstliche Pause und sah meinen Kollegen groß an. "Darum frag ich dich: Seit Jahren und Jahrzehnten geht die Entwicklung dahin, dass sich Institutionen mehr und mehr aus den Märkten zurückziehen. Und wo sie es nicht freiwillig tun, da entstehen plötzlich Gesetze, die sie dazu zwingen." Das sagte für mein Dafürhalten schon eine ganze Menge darüber aus, in welche Richtung sich die Rechtsauffassung hier (in meinen Augen völlig zurecht) entwickelt hatte.


    Sim-Off:

    * Gerade gesehen, dass sogar als Betrieb ganz aus der WiSim gelöscht wurde.


    Und genau gegen diese Sitte verstieß die Stadt Mogontiacum gerade. Und das nicht erst seit gestern. "Außerdem finde ich es sehr lustig, dass du vom Allgemeinwohl und der Bevölkerung sprichst. Denn ich möchte dir mal ganz konkret etwas vorrechnen." Mein Zeigefinger ging in die Höhe, während ich lächelte. "Wenn Mogontiacum eine Imkerei betreibt, dann kostet die Stadt das erstmal 195 Sesterzen. Dafür werden Honig und Wachs produziert. Der Honig, weil der Honig-Markt ausreichend gedeckt ist, wird nicht verkauft, sondern wahrscheinlich eingelagert oder so. Das Wachs wird für insgesamt 70-80 Sesterzen verkauft." Das war der Stand der Dinge. "Da frage ich dich: An welcher Stelle begeht die Stadt da eine gute Tat für ihre Bevölkerung? An welcher Stelle ist das gut für ihre Stadtkasse?" Da brauchte mir der Prokurator nichts erzählen. Ich betrieb selbst eine Imkerei. In der Branche kannte ich mich aus. Da kannte ich die Zahlen, die zu so einer Imkerei gehörten. Und da wusste ich, dass man im Leben nicht in die schwarzen Zahlen kam, wenn man keinen Honig verkaufte. "Das Argument.. ist also leider keins." Ich zuckte mit den Schultern.


    Also: "Auf den Punkt gebracht ist Mogontiacum also eine Institution. Keine staatliche Institution, da sind wir uns einig, aber eine Institution." Bis da gabs sicher noch keinen Widerspruch. "Und als diese Institution mischt die Stadt auf den Märkten mit. Durch Produktion und Verkauf von Ton, von Wachs, von Grobkeramik, von Feinkeramik." Auch eigentlich nichts, was man anzweifeln konnte. "Dabei wird nicht auf die staatliche Preisempfehlung geachtet. Du sagst, dass sie vielleicht andere Anbieter bevorteilen wollen. Ich halte es für eine klare Benachteiligung der Käufer, denen auf die Weise ja eigentlich vorgeblich geholfen werden soll." Der Fakt, dass die Preisempfehlung des Staates ignoriert wurde, blieb. "Und nicht nur, dass sich die Stadt an diese Preisempfehlung nicht hält. Es ist der Stadt offensichtlich auch egal, ob sie damit ihrer Bevölkerung schadet oder nicht. Das hat mein Beispiel aus dem Imkerei-Bereich sicherlich hinlänglich gezeigt." Ich sah meinen Kollegen ernst an. "Und neben diesen Dingen, die allein ich schon für schlimm halte, sagst du noch: Wenn andere Produzenten auf den Markt drängen, dann werden sich die Städte eben überlegen müssen, ob sie weiterhin im jeweiligen Segment tätig bleiben wollen.", wiederholte ich. "Das heißt, dass du offen sagst: Selbst wenn es genug Marktteilnehmer zur Sättigung des Marktes gäbe, wäre es für dich immer noch die freie Entscheidung der Städte, ob sie trotzdem weiter in der Branche produzieren und verkaufen oder nicht."


    Fragend sah ich meinen Kollegen an. "Freie Preisgestaltung. Die völlig freie Entscheidung, in welcher Branche man produziert. Keine Rücksicht auf die Allgemeinheit. Also weder auf die Stadtkasse der eigenen Bevölkerung. Noch auf die Not der Unternehmer, die unter einem Rohstoffmangel leiden.", brachte ich ein paar Sachen auf den Punkt. "Das alles hört sich für mich so an, als würdest du den Städten die gleichen Rechte zusprechen wollen, wie sie auch private Unternehmer haben." Von dieser Erkenntnis war ich selbst ganz erschrocken. "Mal abgesehen davon, dass ich der Überzeugung bin, dass die Entwicklung in den letzten Jahren und Jahrzehnten in die genau andere Richtung ging, und das nicht ohne Grund." Denn die Marktverzerrung war nun mal da. Ob sie besonders war oder nicht. Eine Marktverzerrung blieb eine Marktverzerrung. Und wer den Anfängen nicht wehrte, der brauchte sich über das Ende (einen kaputten Markt) nicht zu wundern oder zu beschweren. "Abgesehen davon also: Wenn zwei Marktteilnehmer also die gleichen Rechte haben. Sollten sie dann nicht auch die gleichen Pflichten haben, um einen fairen Wettbewerb zu garantieren?"


    "Zur Abgabe aller über die Zahl 4 hinausgehenden Betriebe können wir sicher niemanden so einfach zwingen." Nicht ohne einen handfesten Enteignungsgrund. "Aber wer produzieren kann, wie alle anderen. Der kann doch zum Beispiel auch Vermögenssteuer zahlen, wie alle anderen, oder nicht?" Gerne auch nur eine reduzierte. Da war ich ja nicht so. "Ich finde, das sollte man die Finanzabteilung vielleicht mal durchrechnen lassen. Um es anschließend dem Kaiser vorzuschlagen. Oder dem Senat. Findest du nicht?" Noch viel länger nur untätig dieses Fehlverhalten (ob nun illegal oder illegitim oder vielleicht auch einfach nur unmoralisch) hinnehmen, wollte ich jedenfalls nicht. Es war an der Zeit, endlich zu handeln!

  • Paullus Germanicus Aculeo

    VI - Kanzlei - Procurator a cognitionibus


    Ein neues Officium. Aculeo war den Bediensteten des Kaisers gefolgt die den Auftrag hatten dem Germanicer seine neue Wirkungsstätte zu zeigen und für alles nötige zu sorgen.

    Da Aculeos Ansprüche von je her recht niedrig waren beanstandete er nichts, wünschte nichts und war zufrieden mit dem was vorhanden war. Eigentlich war einiges da was für den Germanicer als ' Firlefanz ' angesehen wurde aber er wollte nun nicht unangenehm auffallen.

    Kurzerhand setzte er sich und starrte nun zur Türe in Erwartung dass gleich ein Schreiber hereinpöatzen würde und ihn mit geschäftlichen Dingen bedrängen würde.

    Eins hatte Aculeo aber ganz oben auf seiner ' neuen' Liste.

    Was sich da ergeben würde....



  • Ich musste mich dringend mit den Senatoren treffen die an der Steuerreform gearbeitet hatten. Soweit ich informiert war hatte es sich dabei aber nicht um eine allgemeine Steuerreform gehandelt sondern explizit um jene die die Erbschaftssteuer betraf. Dessen ergebnis war mir nicht bekannt und berührte mich auch nicht sonderlich.


    Im ersten Impuls hatte ich eigentlich vorgehabt mich persönlich den Sebatiren vorzustellen und diese, persönlich zu einem Gespräch einzuladen aber vermutlich wprde das eher zu einer Einschätzung führen die für mich nicht besonders günstig wäre. Also...Griffel raus und ein Schreiben verfasst welches aber nicht gleich an alle Senatoren gerichtet sein würde.

    Claudius Menecrates war der älteste Senatir war die Dienstjahre betraf, so dachte ich, und er würde sicher dafür Sorgen dass eben auch andere Senatoren zu einer Zusammenkunft bereit waren.



    Ad

    Senator

    Herius Claudius Menecrates


    Salve Senator Claudius Menecrates.


    Als neuer Procurator a cognitionibus stehe ich vor einer nicht einfach zu bewältigenden Aufgabe hierfür ich deine Hilfe und Unterstützung benötigen werden.

    Der Kaiser, Imperator Aquilius Severus Caesar betreute mich mit dem Senat über eine Reform der allgemeinen Steuer zu sprechen und eine adäquate Lösung für Rom und dem Imperium zu finden.


    Mein Anliegen kann daher nicht einfach durch Briefwechsel oder zwischen Tür und Angel geklärt werden sondern m

    üssen wir einem geeigneten Zweitraum finden um das Anliegen des Kaisers im Sinne des Volkes abzuklären und durchzusetzen.


    Nötig ist es auch gleichzeitig andere Senatoren zu einer Unterredung zu animieren um eine eventuelle langwierige Sitzung im Senat zu vermeiden.


    Für Vorschläge deinerseits bin ich jederzeit bereit und hoffe auch dass es zeitnah zu einem Zreffen kommen wird.


    Es grüsst dich


    Paullus Germanicus Aculeo


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  • Ein Bote des Kaisers brachte die folgende Mitteilung in das Officium des Procurator a cognitionibus:


    Der Kaiser erwartet den Procurator a cognitionibus, Paullus Germanicus Aculeo, zu einer dringlichen Besprechung.

    Der Procurator meldet sich bei erster Gelegenheit gemäss Terminplan des Kaisers im entsprechenden Officium.

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    CENSOR - CURSUS HONORUM

    PONTIFEX MAXIMUS - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Der mich begleitende Prätorianer klopfte an die Türe des Officiums, während ich in würdiger Haltung darauf achtete, dass meine Toga nicht verrutschte, während ich wartete, dass mir geöffnet würde.

  • Lange musste der Iunier nicht warten. Wenige Augenblicke nachdem der Praetorianer geklopft hatte öffnete sich die Türe.

    Aculeo stand nun vor den beiden und lächelte, nickte kurz dem Soldaten zu und bedankte sich.

    " Iunius Tacitus. Es freut mich dich zu sehen. Bitte komm rein und schließe die Türe."

    Der Germanicer wandte sich um und umrundet den Schreibtisch.

    " Bitte" eine kurze Armbewegung deutete auf den Stuhl. " Nimm Platz."

    Es verstrichen einige Sekunden dann setzte Aculeo fort.

    " Ich hoffe ich halte dich nicht von dringenden Angelegenheiten ab...."

  • Ich schloss die Türe hinter mir und nahm Platz wie geheißen.


    "Wenn ich etwas Dringendes zu tun hätte, wäre ich nicht hier, Germanicus Aculeo. Was verschafft mir die Ehre, dass mich der Procurator a cognitionibus zu sehen wünscht?"


    Natürlich nahm ich an, dass es um meine juristische Expertise ging, doch kam auch der Fall Kyriakos in Frage. So wartete ich, was mir der Procurator mitteilen würde.

  • " Nun die Ehre.....ich hatte das Vergnügen Gast zu sein bei der Anhörung letztens. Wegen diesem Kyriakos...die Falschmpnzgeschichte. Und es war recht interessant wie du diesen Mann vertreten hast. Natürlich war es deine Pflicht dies zu tun auch wenn der Mann nicht unbedingt unbescholten ist."

    Da Aculeo noch stand schritt er gleich auf ein kleines Tischchen zu.

    " Zu trinken, Iunius?"

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