Die Duccia folgten brav zur Niesche. Die beiden Kinder sahen sich um. Wieder hatten sie große Augen und offen stehende Münder. Aus dem Staunen kamen sie im Moment nicht heraus.
"Ich habe schon ein paar Wünsche zusammengetragen um deren Erfüllung ich sie bitten möchte. Allerdings finde ich meine Worte spontan. Selbst wenn ich etwas vorbereite, trage ich es dennoch anders vor. ich würde also gern spontan einige Worte an sie richten."
Reden hatte sie damals nur sehr ungern vorbereitet und sich dann nie wirklich dran gehalten. Irgendwann sprach sie dann nur spontan und hatte nur einige wichtige Stichpunkte vorbereitet. Die Glut begann zu glühen und der Weihrauch entfaltete seinen Geruch. Was wohl ihr Verwandter der Priesterin antworten würde.
[Forum Holitorium] Templum Fortunae
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"Ich habe normalerweise Goden... ehm... Priestern das sprechen überlassen. Gibt es Dinge, die man im Zwiegespräch mit Fortuna beachten sollte?", fragte Vala die Priesterin arg- und ahnlos.
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Daher muß man sich durchringen zur Freiheit;
diese aber erreicht man durch nichts anderes
als durch Gleichgültigkeit gegen das Schicksal.
- Seneca
Einer im kalten Sonnenlicht strahlenden Schlange gleich kroch der Opferzug dem in gleßenden Farben glänzenden Tempel entgegen, langsam doch unaufhaltsam. Krause Melodien durchschnitten die kühle Luft, die zehn Nubier marschierten im Gleichschritt vorwärts. Zehn großgewachsene, nachtschwarze Wesen, an ihren Seiten zehn glühend weiße Zicklein. Ihre Augen von zarten Schleiern getrübt, wanken sie einer höheren Bestimmung entgegen. Davor abermals zehn griechische Mädchen von nahezu überirdischer Schönheit, angeführt von Aglaia der Reinen, von Aglaia der Strahlenden. In ihren Händen tiefrote Äpfel und feuriger Wein, Ceres' und Bacchus' Gaben, auch süßes Gebäck und nicht zuletzt kostbarer Weihrauch aus dem Osten. Erlesen allesamt die Gaben, erlesen die Jungfrauen, erlesen die Tiere. Erlesen der Zweck ihres Daseins. Am Ende des Zuges der Flavius in reinem Weiß, schlicht und schnörkellos strebt auch er dem Tempel entgegen, Schritt für Schritt treten die roten calcei auf harten Grund. Tyche entgegen, der Zeustochter, führte der Weg, in ihres hohen Tempels festem Gemäuer hoffte der Flavius das Schicksal zu leiten. Zehn Zicklein für das Wohl derselben Anzahl an edlen Männern, zehn Zicklein für das Wohl des hehren Unterfangens; Ruhig und bestimmt erklomm der Jüngling die Stufen zum Tempeleingang, zur schlanken Säulenhalle empor stieg er sicheren Schrittes, ein ernster Ausdruck zierte sein edles Antlitz. Vor ihm die Jungfrauen, hinter ihm die schwarzen Ungeheuer befand er sich nun am Scheideweg, ein letzter Blick strich über den Tempelhof, ehe die heilige Atmosphäre der Göttin ihn umfing.Kraftvoll tauchten die schlanken Hände in eisiges Wasser, durchbrachen die vormals ruhige Fläche in unruhig zitternden Wellen und führten das Naß empor zum Antlitz des Flavius, um ihn rein zu machen vor dem Angesicht der Gottheit. Mit klammen Fingern hüllte er sein Haupt in die Toga und trat Schritt für Schritt ein ins Innere des Heiligtums, geradewegs ins Herz des Tempels, zum Bildnis Fortunens. In demütiger Würde senkte er sein Haupt vor der göttlichen Macht und verharrte lange Momente in regungsloser Stille. Hinter ihm im Halbkreis warteten die zehn Jungfrauen ebenso still, ebenso demütig, bis er sich umwandte und eine Schale mit Weihrauch ergriff. Näher an den Altar tretend fuhr er geradewegs hinein in die edlen Körner und warf sie entschieden auf die glühenden Kohlen der Feuerschalen. Erste dünne Rauchfahnen kräuselten sich daraufhin langsam empor, verdichteten sich immer weiter zu schweren Wolken, als er noch neun weitere Male in die Schale griff, bis schließlich die gesammte cella von schweren Rauchschwaden verhüllt war. Nun erst begann der junge Flavius, die Handflächen gen Himmel gerichtet, langsam und leise zu sprechen.
"O Fortuna, mächtige Gottheit, die du das Schicksal regierst und den Lauf der Dinge lenkst nach deinem Willen. Höre mich an. Ich bin Quintus Flavius Flaccus und hier um deinen Schutz und Beistand zu erflehen für eine große Aufgabe, der allein dein Wohlwollen zum Erfolg verhelfen mag." Aus dem sinus seiner Toga ein kleines Stück Papyrus zum Vorschein bringend, fuhr er fort, "Doch mit mir flehen neun weitere Männer deine Unterstützung an und bringen durch mich Opfer und Gaben dar. Ihre Namen stehen auf diesem Papyrus und sie alle haben sich zu diesem großen Unterfangen verbunden." Dem Weihrauch folgte das Schriftstück nach, welches sofort in hellen Flammen sich auflöste, welche gierig über die dunklen Buchstaben leckten, bis lediglich schwarze Asche zurückblieb, wo noch vor wenigen Augenblicken loderndes Feuer sich verzehrte. Sich erneut umwendend ergriff der Flavius den großen Krug, in welchem randvoll dunkler Wein geheimnisvoll schimmerte und goß die blutrote Bacchusgabe gänzlich in güldene Schalen am Altar. Auch Früchte und Gebäck umfingen die schlanken Fingern aus den Händen der griechischen Jungfrauen und fanden ihren Weg auf den Altar der Gottheit. "O Fortuna, wie der Mond bist du veränderlich, wächst an nach Belieben oder nimmst ab. - Umschirme unser Vorhaben mit deiner Macht, steh uns wehrhaft zur Seite, wenn der Tag und die Stunde kommen, da die neue Ordnung anstelle der alten tritt. - Nimm diese Gaben an." Eine Drehung nach rechts bildete den Abschluss des Gebetes und ein letzter Blick in die Hoheit des steinernen Antlitzes unstrich die würdevolle Bitte des Flaviers, ehe er sich umwandte, und aus der göttlichen Atmosphäre des Tempels hinaustrat ins Freie.
Prüfend ließ er seinen Blick schweifen über die weißen Zicklein und die schwarzen Schlächter, welche, der Kälte zum Trotz lediglich mit einem aufwändigen Lendenschurz bekleidet worden waren, stumm an den Seiten der Tiere ausharrten. Langsam tastete sich der scharlachrote Schuh die Stufen vom Säulengang hinab zum Tempelhof, gemessenen Schrittes trat der junge Flavius an den Altar. Die zehn griechischen Jungfrauen, welche, von den Lasten ihrer Gaben befreit, ihrem Herrn ins Freie gefolgt waren, übernahmen es nun, die Menge der Anwesenden mit kaltem Wasser zu besprengen und auf diese Weise unmittelbar vor dem blutigen Opfer abermals zu reinigen. Schon erscholl ein deutliches "Favete linguis!", schon setzte aeolische Musik sanft ein und umschwebte den Ort, als der Flavius näher trat an die Tiere und Sklaven. "Fortuna, Herrin des Schicksals, ich bringe dir diese Ziegen dar, sie sind jung und rein, deiner Gottheit wahrhaft würdige Opfer. Nimm' sie an und lass' unser Anliegen von Erfolg gekrönt sein." Mit ihren sanften Händen reichte nun Aglaia, die Führerin der Jungfrauen, dem Flavius eine Schale mit klarem Wasser, auf dass jener sich abermals die Hände säubere von jeder Unreinheit. Auch das mallium latum wurde gereicht um die Hände zu trocknen, ehe der junge Patricius nun jedes einzelne der Tiere sorgfältig mit mola salsa bestrich und mit Wein übergoß, zuguterletzt auch das Messer über ihren Rücken führte. In rauem Chor erschollen nun die Stimmen der Sklaven, als sie ihren Opferherrn in ritueller Form um Erlaubnis baten, das Opfer zu vollziehen. "Agite!", durschnitt die starke Stimme des Flaviers den kurzen Moment der Stimme, und einem Donnerschlag gleich hallte das Wort über den Tempelhof.
Nach und nach erschlafften auch die letzten zuckenden Glieder der leblosen Tiere ehe der Flavius zum ersten trat, um den Willen der Göttin aus der blutigen Schau der Eingeweide zu erkunden. Nach einer Weile der genauen Prüfung erscholl ein klares "Litatio!" und das nächste Opfertier wurde genau untersucht. Acht weitere Male erklang das befreiende Wort aus der Kehle des jungen Mannes, ehe er sich, von den roten Malen des Todes martialisch übersät, ein letztes Mal niederließ um die Organe des Opfertieres zu begutachten. Doch bereits der erste Blick in das Innere der Ziege schlug dem Flavius mit einem Schlag den Ausdruck blanken Entsetztens ins Antlitz. Geweitet die Augen, begann er mit fahrigen Händen einzelne Organe zu untersuchen, welche allesamt mit unübersehbaren Schwielen, mitunter gar schwarzen Flecken und unförmigen Ausweitungen überzogen waren, suchte in einem panischen Anflug immer tiefer in der geöffneten Bauchhöhle nach einer Möglichkeit, das Unglück doch noch abzuwenden, ehe er völlig entgeistert davon abließ, und stattdessen versuchte, eine Erklärung des Rätsels zu finden, die Aussage der Gottheit zu deuten. Unruhig fuhr er sich mit blutigen Fingern durchs Haar, richtete sich auf, betrachtete die zehn toten Leiber. Andere würden es übernehmen, die Innereien jener Opfertiere, die Wohlgefallen erregt hatten vor dem Angesicht der Göttin, auf ihrem Altar zu verbrennen. Er selbst würde nun seinen Geist martern, um das seltsame Zeichen zu verstehen.
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Messalina wollte nicht nur auf die Gutmütigkeit des neuen Imperators hoffen, zumal auf den Straßen gegen ihn gewidert wurde. Er hätte sich, nach den Meinungen einiger ihr angetroffenen Römer, angeblich unrechtmäßig auf den Thron verholfen. Sondern sich auf Fortuna berufen, um ihre Eltern durch ein Opfer in ihrem Wunsch - Vestalinnen zu werden, zu unterstützen.
Die Gedanken zur aktuellen Situation waren gleich wieder verflogen, es interessierte ihr nicht, sie hatte nie verstanden, wieso in ihrer Familie der Großteil immer einem Mann gefolgt war, wenn doch alle in ihren Augen miteinander umgehen können. Zum anderen war sie zu klein, um das Ganze im vollen Maße zu verstehen. Ihre Eltern haben sie weder in Politik ausgebildet, oder sie nie als einen Sohn behandelt, dass sie je ein Gladius hätte tragen müssen.
Bevor sie sich auf dem Weg machte, packte sie einige benötigte Dinge ein, etwas Weihrauch, als Trankopfer Honig und nicht wie allgemein üblich Wein, das fast ausschließlich von Erwachsenen verwendet wurde, die Wein nur nutzen, um am Ende berauscht zu sein, ob es wirklich dem Opfer selbst diente, vermochte sie nicht zu urteilen. Zuletzt das Opfertier selbst, eine weiße Amsel hatte ihr Philodemos, der ansässige Kuchenjunge, besorgen können. Zusammengepackt war sie nun bereit dem Tempel aufzusuchen. Sie wurde auf Anweisung ihrer Tante Seiana durch den hauseigenen Leibwächter Argus begleitet. Am Tempel angekommen, blieb Argus draußen vor der Tür stehen, Messalina betrat die Räumlichkeiten und wusch sich erst einmal an den vorhandenen Becken ihre Hände. Dann versuchte sie aus der Ferne einen Priester auswendig zu machen.
Sim-Off: Gibt es evtl. einen Priester?
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Das Chaos, das durch den Tod des Imperators und seiner Familie ausgelöst worden war, hatte inzwischen auch die Bereiche des täglichen Lebens innerhalb Roms und damit auch die Tempel erreicht. Nicht nur einige hochrangige Vertreter des Cultus Deorum waren entweder gestorben oder aus der Stadt geflohen, auch unter den Aedituii hatten sich in den letzten Wochen Lücken aufgetan, sodass Serrana inzwischen nicht mehr ausschließlich im Tempel der Minerva Dienst tat sondern auch in anderen Heiligtümern, denn der Bedarf der verunsicherten Bevölkerung nach göttlichem Rat und Beistand war deutlich gestiegen.
Heute hatte sie sich in den frühen Morgenstunden im Tempel der Fortuna eingefunden und bereits dem einen oder anderen Gläubigen weitergeholfen, als sie am Eingang ein junges Mädchen entdeckte, das sich gerade sehr sorgfältig die Hände und Unterarme wusch. Ein sehr junges Mädchen, eigentlich noch ein Kind, was Serrana dazu veranlasste, auf die junge Besucherin zuzugehen und sie anzulächeln."Salve, und willkommen im Tempel der Fortuna. Kann ich irgendetwas für dich tun?"
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Kurze Zeit später erschien ihr eine jüngere Frau die Kleidung einer Aedituus trug. Messalina konnte zwar nicht unterscheiden, welche Gottheiten der jeweilige Aedituus angehörte. Aber sie wusste wie dieser allgemein zu erkennen war, sie war nämlich oft mit ihren Eltern in einem Tempel gegangen, nur leider hatte die dortige Kleinstadt nicht alle Tempel der Gottheiten zur Verfügung somit sie nur ihr allgemein bekannte Merkmale zuordnen konnte. Sie ebenso froh war, dass es sich um eine Frau handelte, wobei oft die Tempel von einem Mann beherbergt wurden, dieser auch grundsätzlich das Opfer durchführte. Sie konnte sich auch gar nicht daran erinnern, je eine Frau als Aedituus gesehen zu haben, aber Ihr Vater meinte, dass es nicht ganz unüblich war, Frauen diese gleiche Tätigkeit ausüben zulassen, zu mindestens als Tempelverwalterin. Trotzdem war es nicht Häufigkeit, sogar die Opfer für weibliche Göttinnen wurden vom männlichen Geschlecht durchgeführt.
Messalina war ihrer Meinung nach gut vorbereitet, sie wusste, dass ihr Opfer eigentlich nicht abgelehnt werden dürfte, die Farbe stimmte, das Geschlecht – zu mindestens glaubte sie das Philodemos ihr einen weiblichen Vogel besorgt hatte.Sie hörte mit dem Waschen auf als sie angesprochen wurde und sagte leicht verlegen.
"Salve, ich habe hier eine Opfergabe." Zeigte der Aedituus die kleine Weise Amsel. "Ich möchte meinen Eltern in ihrem Wunsch unterstützen, etwas Glück zu erfahren." -
Dass das junge Mädchen zugunsten ihrer Eltern und nicht für eigene Belange opfern wollte, war in Serranas Augen durchaus lobenswert, und dementsprechend wohlwollend schaute sie auf die kleine Amsel, die ihr entgegengehalten wurde.
"Also soll es ein blutiges Opfer sein." sagte sie, ohne wirklich eine Antwort darauf zu erwarten. "Ich bin mir sicher, die Göttin wird dein Opfer wohlwollend betrachten, allerdings sollten wir sicher stellen, dass alles auch seine Ordnung hat und den richtigen Weg geht. Das hier ist doch sicher ein weibliches Tier, und du hast beim Reinkommen die rituelle Waschung durchgeführt und die Reinigungsformel gesprochen, nicht wahr? Du wirst bei diesem Opfer als Opferherrin fungieren, solltest du also irgendwelche Fragen haben, dann stell sie ruhig. Ich beantworte sie gern." -
Messalina empfand die Frau als sehr einfühlsam, genau jemand, die ihr das Gefühl gab, das Richtige zu tun. Als sie dann nach der Reinigungsformel fragte, kam Messalina ins Stottern.
"Öhm, das habe ich vergessen. Entschuldigung.", sagte sie mit einem betrübten Gesicht. Sie übergab die Amsel kurzfristig ihrer Sklavin, damit sie sich nochmal wusch und dabei die Reinigungsformel aufsagte. Dass sie das vergessen konnte. - Es ist auch verdammt lange her, als sie das letzte Mal opfern war. Als sie sich fertig gewaschen hatte, ging sie zu Serrana zurück, um ihr die weiteren Fragen zu beantworten.
"Ja, die Amsel ist weiblich und sogar weiß.", sagte sie mit einem Lächeln. Die Farbe hätte sie gar nicht erwähnen müssen, da diese für alle ersichtlich war.
"Meinst du wirklich die Göttin wird zufrieden sein? Nicht das meine Eltern ein Unglück wiederfährt." Sie wollte ja das Gegenteil erreichen. "Ich werde das blutige Opfer selbst durchführen, auch wenn ich das bisher nicht so oft getan habe." Serrana würde sie bestimmt tatkräftig beiseite stehen, damit die Opferhandlung nicht unnötigerweise wiederholt werden musste. -
Alles war besorgt und gemeinsam mit einem Sklaven stieg Flavus die Stufen zum Templum Fortunae empor. Es war ein wundervoller tag, die Sonne schien herab, einige wenige Wolken waren zu sehen und es schien als wären die Götter heute gnädig gestimmt. Ein guter Tag für ein Opfer, ein guter Tag um den Segen Fortunas zu bitten. Um sich auch sicher zu gehen was das eigentliche Opfer anging hatte sich Flavus einen Priester zu rate gezogen, welcher auch die Eingeweidensichtung vornehmen sollte.
Er stieg die Stufen des Tempels empor und wusch sich mit dem Wasser rein von jeglichen störenden Elementen, auch wenn Flavus in den letzten Wochen weder Tod, Sexualität noch einer Geburt begegnet war. Aber die Reinheit war zwingend notwendig um die Götter gnädig zu stimmen, es war Teil des Rituales und Flavus würde in keinster Weise davon abweichen.Er betrat das Heiligtum in Demut, still und langsam schreitend. Er griff in einer Schale nach etwas Weihrauch und sorgte dafür dass der Raum nun von Rauch durchflutet war, so wie er es auch aus Tarraco von seiner Familie kannte. Es war sicher eine prägende Erinnerung seiner Kindheit, der außergewöhnlich geruch des Weihrauches, der Nebel der allem eine sehr spirituelle und besondere Stimmung verlieh. Langsam hob Flavus seine Hände mit den Handflächen nach oben und begann zu sprechen.
"Oh Fortuna, Göttin des Schicksals, welche du mein Leben und mein Handeln lenkst, höre mich an. Ich bin Caius Decimus Flavus und hier um dich um deinen Beistand bei meinen kommenden Aufgaben zu bitten und um deinen Beistand zu flehen meinen Geschäften und Zielen Erfolg zu beschehren, was alleine durch dein Wohlwollen geschehen kann." Er nahm kurz Luft, das sprechen und Atmen im dichten Rauch war immer schwer, seine Worte fand er gut und hoffte dass die Göttin es ebenso fand und ihn erhöhrte. Er dehte sich kurz um, nahm die Kanne mit dem tiefroten Wein und goss diesen langsam und mit bedacht in eine goldene Schale auf dem Altar.
"Fortuna, Göttin des Glücks, ich erbitte deine Unterstützung bei meinen Vorhaben. Göttin des Schicksals, mögest du meine Wege leiten und mir eine gute Zukunft bescheren. Oh Fortuna, nimm diese Gaben an die ich dir zu Ehren opfere." Er legte des Gebäck in eine weitere Schale und beende sein Gebet mit einer Drehung nach rechts. In diesem Moment harrte er inne, denn sein Blick kreuzte die Augen der Statue und er erhoffte sich davon eine Verstärkung seiner Bitte und des Opfers.Als er den Tempel verlassen hatte stand sein Sklave immer noch mit dem Opfertier, einem Lamm, dort wo er ihn zurückgelassen hatte. Nur wenige Menschen waren vor dem Tempel zugange, aber das würde nicht schaden. Es konnte eventuell ein schlechtes Omen sein, aber daran wollte Flavus nun wirklich nicht denken, denn zum ersten Mal würde er das Opfertier selbst töten und die Sichtung der Innereien vornehmen. Seinem Sklaven ein fast unsichtbares Zeichen gebend schallte seine laute Stimme über den Platz. "Favete linguis!" Flavus trat näher an den Opferaltar und began erneut zu sprechen.
"Oh Fortuna, Göttin des Schicksals, ich bringe dir dieses junge, reine Lamm als Opfer dar. Nimm es an und lass meine Bitte erhört sein." Er wusch seine Hände in einer Schale mit Wasser und nahm die mola salsa, mit welcher er nun das Opfertier sorgfältig bestrich und mit etwas Wein übergoss. Da auch ein Priester als Opferleiter anwesend war fragte er diesen "Agone?" worauf dieser laut und deutlich antwortete "Age!"Flavus führte das Messer mit großen Geschick und schnitt dem Lamm die Kehle gekonnt durch und das Blut floss in eine Schale. Als das Blut soweit aufhörte zu fließen wurde das Lamm auf den Rücken gelegt und Flavus öffnete den Bauchraum um mit der litaito zu beginnen. Er entnahm die Innereien und legte diese in eine Schale. Der Priester sah sich die Eingeweide genau an und nach kurzer Weile stand sein Ergebnis fest.
"Litatio!"
Zufrieden blickte Flavus in die Menge, überreichte dann unauffällig dem Priester den schuldigen Betrag und verließ das Tempelareal. -
"Das kommt häufiger vor, als du denkst, also mach dir keine Gedanken." beruhigte Serrana das junge Mädchen und nickte zufrieden, als diese nach erfolgter und korrekter Reinigung schließlich zu ihr zurückkehrte. "Nun, ich kann natürlich nicht die Entscheidung der Göttin vorwegnehmen, aber ich zuversichtlich, dass dein Opfer ihr gefallen wird. Wir müssen nur darauf achten, dass in ihren Augen alles perfekt und vollkommen abläuft." Serrana warf einen Blick auf die übrigen Gaben, die das Mädchen mitgebracht hatte und nickte erneut. "Ich seh schon, für dein Voropfer ist bereits gesorgt. Und wenn du das blutige Opfer selbst durchführen möchtest, dann steht dir das natürlich frei. Ich selbst werde mich gleich ein wenig zurückziehen, weil ich ein Kind erwarte und daher nicht am Ritual teilnehmen darf." Auf ihren Wink hin näherte sich ein junger Mann, an dessen Schurz die Scheide mit dem Opfermesser hing und blieb abwartend bei den beiden Frauen stehen. "Du musst dir aber keine Gedanken machen, dieser Opferdiener hier führt normalerweise die Schlachtung der Tiere durch und wird dir jederzeit helfen, wenn du es wünschst."
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Messalina war froh über die Worte von Serrana, die taten ihr richtig gut und ein wenig von ihrer Unsicherheit konnte deshalb genommen werden. Als dann ein junger Mann, in Tracht eines Popa erschien, wurde die Amsel mit Schmuck, einem über dem Rücken gezogenene dorsuale und infulae mit vittae geschmückt.
Nun war sie bereit die Opferung durchzuführen, doch bevor sie begann, ging sie nochmals im Geiste den Ablauf durch, denn sie hatte keine Lust den Vorgang zu wiederholen, gar die Göttin zu erzürnen, schlimmer noch den Zustand des ira deorum zu verursachen. Sie lächelte Serrana zu und machte sich mit dem Popa zum Bildnis der Göttin Fortuna auf. Nach einigen Schritten ertönte sanfte Musik von den fidicines, die durch ihr Spiel etwaigen Lärm, der als schlechtes Omen galt, überdeckte. Nachdem die beiden das Ziel erreicht hatten, verstummte die Musik und absolute Stille war angesagt. Weihrauch war entzündet worden. - Messalina war dran gewesen, ein Gebet zu sprechen. Sie ließ sich nieder und richtete ihre Handflächen nach oben.
"O Fortuna, Göttin des Glücks und Schicksals, die über beides wacht und nach ihrem Willen lenkt. Höre mich an. Ich bin Decima Messalina, ich bitte dich dringend, dem Wunsch meiner Eltern, wohlwollend entgegen zu kommen." Messalina schenke ihren mitgebrachten Honigwein in kleine Schälchen ein, und legte dazu Gebäck runterrum. Dann fuhr sie fort. "O Fortuna, wie der Mond so veränderlich, mal mehr mal weniger, bitte ich dich, mach mich zu Vestalin. Nimm bitte diese Gaben an." Sie machte eine Körperwendung nach rechts und schloss somit die Bitte ab. Weiterhin blieb sie eine Weile sitzend, bevor sie aufgestanden war und sich zum Tempelvorhof begab, um dort am Altar den letzten Teil der Opferung zu vollziehen.
Es ertönte eine Stimme: „Favete linguis!“ Messalina trat näher. "Fortuna, Göttin des Schicksals, ich bringe dir diese Amsel, sie ist jung und rein, deiner Gottheit wahrhaft würdiges Opfer. Bitte nimm sie zu dir und lass den Wunsch in Erfüllung gehen." Die Amsel wurde anschließend gereinigt, ihr Kopf mit Wein übergossen und mit mola salsa bestreut. Anschließend der Schmuck abgenommen und mit dem secespita vom Kopf über den Rücken gezogen. Auch Messalina wusch sich nochmal die Hände, damit sie weiterhin rein geblieben waren. Der junge Popa fragte: "Agone?" Ein cultrarius sagte: "Age!" Der Popa betäube anschließend die Amsel mit einem leichten Hammerschlag, da es ein kleines Wesen war, direkt auf dem Schädel des Tieres. In Anschluss Durchschnitt der cultarius mit dem culter die Kehle des kleinen Vogels, und das Blut strömte nur so heraus. Auf die Tötung erfolgte die Eingeweideschau, die Eingeweide wurde entnommen und in einer Schale gelegt, damit der Priester sie betrachten konnte, und mit dem Ausruf: "Litatio!" war die Opferung zu einem guten Ende geführt worden, ohne ein Ersatz-Opfer durchführen zu müssen.
Sie ging nach dem Opfer wieder zu Serrana, bedankte und verabschiedete sich, verschwand dann aus dem Tempelbezirk.
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Wer viel tat dieser Tage wurde verdächtigt und rasch eingelocht. Avarus hingegen versuchte so wenig wie möglich öffentlich zu tun. Doch erinnerten ihn seine nächtlichen Träume immer wieder daran das es Zeit war sein Schicksal zu hinterfragen und mit einem besonders aufwendigen Opfer vielleicht in die richtige Richtung zu lenken. Er brachte zwei äußerst üppige Stiere mit, betrachtete man mal nur ihre Männlichkeit.
Die Riten wurden streng nach Vorbild alter Regeln vollführt, bis schlussendlich das Opfer den finalen Stoß verlangte. Ungeübt wie der neue Priester war -die alten saßen im Carcer der Schwarzröcke- wurde es eine ziemliche Sauerei. Doch wenigstens die Organe wurden als sauber befunden. Ob und wie das Opfer der zwei Stiere wirklich Wirkung zeigen würde, sollte sich bald herausstellen...
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Ein Versprechen sollte man halten. Besonders wenn man es gegenüber einer Gottheit gegeben hatte. Ich hatte Fortuna vor Tasheribat eines gegeben. Heute wurde es von mir eingelöst.
Zwei Lämmer, weiß, unbefleckt, rein. Ein Füllhorn mit allem was die Jahreszeit bot. Eine kleine bauchige Amphore Wein.
Die Waschung wurde vollzogen, am inneren Altar Trankopfer und Füllhorn niedergelegt. Den Kopf bedeckt, dankte ich für ihren Beistand und erneuerte meinen Wunsch auf Beistand von ihr, in meiner jetzigen Berufung als centurio der classis, endete mit einer Drehung nach rechts.
Am Altar vor dem Tempel, wurden die zwei Lämmer geopfert. Nochmals dankte ich ihr. Ein Priester nahm sich der Opferung der Lämmer an, Blut floss reichlich. Die Lesung der Organe ergab nichts auffälliges. Ich blieb für einen Moment am Tempel. Vieles war passiert seit Tasheribat. Mit der Gunst der Göttin gewonnen, durch menschliche Hand verloren. Der Tempel war meine vorläufig letzte Station in Rom gewesen.
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Geh lieber in die Horti Lucullani. Das hatte meine alte Nachbarin gesagt. Die Kultstätte dort ist schöner und neuer. Das hatte sie behauptet. Und ich hatte ihr natürlich blindlings vertraut. Pustekuchen. Denn das Heiligtum dort war so kaputt wie meine Geldbörse leer war. Schöner Mist. Das fing ja gut an mit meiner Suche nach dem großen Glück. Wirklich fantastisch. Ich musste also den ganzen Weg zurück in die Stadt laufen. Bis zum Forum Holitorium. Der Tempel dort war wenigstens noch intakt.
Interessiert hielt ich nach allen Seiten Ausschau. Langsam nährte ich mich dabei dem Tempelbau. In meiner Hand ein Einkaufskorb mit nicht eingekauften Dingen. Fünfunddreißig Schneerosen. Das war alles blumige gewesen, was der Garten der Domus Artoria zur Zeit hergab. Dazu ein später Apfel vom Apfelbaum der Domus. Ja, mit meinen Essensvorräten musste ich zur Zeit ein bisschen haushalten. Die Göttin würde das bestimmt verstehen. Aber nur um auf Nummer sicher zu gehen, vielleicht redete ich vorher noch schnell mit einem Tempeldiener. Es ging immerhin um 7300 Sesterzen. Mein Magen grummelte. Schon wieder. Ich musste aufhören an diese Zahl zu denken. 7300. Vielleicht hätte ich mein gerade erst verdientes Geld wirklich nicht mit vollen Händen ins Glücksspiel investieren sollen. (Und wahrscheinlich würde ich es trotzdem immer wieder tun.)
Sim-Off: Gibt es einen nachsichtigen Tempeldiener, der mir dabei hilft, meine Chancen beim Lotto etwas zu erhöhen?
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Wünsch dir was!
Kaum nährte ich mich Schritt für Schritt dem Tempel, da kam auch schon der zuständige Aedituus auf mich zu. Mit strammem Schritt. Hinter ihm zwei Gehilfen. Nein, drei. Der letzte rannte ein Stück, um zu den anderen beiden aufzuschließen. Alle drei folgten dem Aedituus. Der kam auf mich zu. Er fragte mich vornehm nach meinem Begehr. Dann delegierte er ein paar Aufgaben an seine Gehilfen. Zu fünft gingen wir ins Tempelinnere. - Dann öffnete ich die Augen.
Wir sind hier nicht bei "Wünsch dir was"! hörte ich meinen Vater. Sein üblich tadelnder Ton. Bis zuletzt hatte er den gehabt. Aber heute: Er hatte recht. KEIN Aedituus, der mich sah. KEINE flinken Gehilfen, die mir ein bisschen zur Hand gehen wollten. Allein gelassen. Das war ich. Hoffentlich ließ mich Fortuna nicht auch allein. Ich schluckte.
Ich betrat den Tempel. Meinetwegen dann eben auch ohne Unterstützer. Umso mehr wusste die Göttin mein Opfer dann vielleicht zu schätzen! Hoffentlich. - Hände waschen. Dann etwas Knister-Weihrauch opfern: Artorius Rufinus an Ianus. Ianus, bitte kommen. Ich erbitte einen Gesprächsaufbau zu Fortuna. Do ut des. Weiterleitung....
"O Fortuna! O Fortuna privata! O Fortuna Imperatrix Mundi!
Vor dir steht Marcus Rufinus von den Artorii Rufi!
Vor dir steht der Sohn des Marcus Artorius Uranius!
Vor dir steht ein Römer in Not!O Fortuna! O Fortuna privata! O Fortuna Imperatrix Mundi!
Ich danke dir für deine hohe Gunst in der Vergangenheit!
Ich danke dir für meine glückliche Reise nach Rom!
Ich danke dir für das tolle Dach der Domus Artoria über meinem Kopf!O Fortuna! O Fortuna privata! O Fortuna Imperatrix Mundi!
Ich opferte dir regelmäßig als Kind!
Ich opferte dir regelmäßig als Jugendlicher!
Ich opferte dir regelmäßig als Erwachsener!
Ich opfere dir heute prächtige weiße Schneerosen!
Ich opfere dir heute ganze 35 davon - das sind alle aus der Domus Artoria!
Ich opfere dir heute dazu einen späten Apfel vom Apfelbaum in meinem Garten!O Fortuna! O Fortuna privata! O Fortuna Imperatrix Mundi!
Ich bitte dich, schenk mir noch einmal deine Gunst!
Ich bitte dich, hilf mir, meine finanzielle Zukunft zu sichern!
Ich bitte dich, segne meine Glückszahl in der staatlichen Lotterie 1 aus 44!"Welche Zahl ich zu meiner Glückszahl erklärt hatte, sprach ich nicht laut aus. Nicht direkt. Aber die Anzahl der Schneerosen war vielleicht ein kleiner Hinweis.
"O Fortuna! O Fortuna privata! O Fortuna Imperatrix Mundi!
Dann gelobe ich dir, deinen Namen auch weiter immer in höchster Ehre zu halten!
Dann gelobe ich dir, dir auch weiter regelmäßig zu opfern!
Dann gelobe ich dir, das nächste Opfer an dich wird wieder üppiger ausfallen!O Fortuna! O Fortuna privata! O Fortuna Imperatrix Mundi!
Do
ut
des."Ich wandte mich nach rechts ab. Dort hatte ich neben mir meinen Korb abgestellt. Erst landeten die Blumen hübsch arrangiert auf dem Opferaltar. Dann folgte der goldrote Apfel zum Schluss. Und dann wartete ich auf irgendeine Art von Zeichen.
Sim-Off: Liebe Venus, dein Charakter kommt Fortuna hier am nächsten! Vielleicht küsst du mich ja an ihrer statt? Dabei meine ich küssen jetzt natürlich nur im übertragenen Sinne....
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Wie so oft in der letzten Zeit war Venus in der Stadt unterwegs und versuchte ein nettes Eckchen zu finden wo sie finden ein wenig ihrem kleinen Laster fröhnen konnte. Es hatte schon etwas für sich hier und dort dem Schicksal ein wenig auf die Sprünge zu helfen und die zarten kleinen Pflänzchen der Liebe kräftig wachsen zu lassen. Das gefiel der Göttin wirklich sehr. Vielleicht konnte sie ja die ein oder andere Nacht noch ein wenig stürmischer werden lassen. Sehr zufrieden mit ihren Plänen durchstreifte sie die Stadt. Da erweckte doch tatsächlich Weihrauchgeruch ihre Aufmerksamkeit. Der zarte Duft hatte ihre Nase sofort erreicht und sie machte sich daran die Herkunft zu orten. So schade es war, es war kein Opfer für sie. Theatralisch seufzte sie und man konnte es kleines auflebendes Lüftchen auch ausmachen. Aber der Opfernde ging mit großer Leidenschaft an die Sache. Ihre Neugierde war geweckt. Interessiert betrachtete sie das tun und hätte dem armen Sterblichen im Auftrag von Fortuna gern gesagt Derzeit bin ich nicht erreichbar. In dringenden Fällen wende dich an Venus. So bald ich das Glücksgeschick in Dalmatia gerichtet habe, kann ich mich auch wieder persönlich darum kümmern. Aber das konnte sie nicht und so schenkte sie ihm einfach ihre Aufmerksamkeit auch wenn das mit dem Glück im Spiel nicht so ganz ihre Baustelle war. Eigentlich hatte sie es eher mit dem Pech im Spiel und dem Glück in der Liebe. Aber sie wollte mal schauen was sie für den armen Wicht tun konnte. Schneerosen waren zwar nicht unbedingt ihre Blume, aber sie sahen wirklich gut aus. Eine für sich ausgezeichnete Wahl. Äpfel hingegen mochte sie sehr und dann waren sie auch noch aus dem eigenen Garten und nicht einfach irgendwo gekauft. Hmm...die 35 war es also. Noch einmal prüfte sie genau was der Sterbliche gesagt und wie er das Opfer arrangiert hatte. Es sprach ihr Herz einfach zu sehr an. Was sie in diesem Fall für ihn tun konnte, wollte sie tun.
Der Sterbliche konnte beobachten wie eine weiße Taube einige Runden über seinem Kopf drehte und dann gurrend auf dem Blumenarrangement landete. Für einen Moment saß sie dort einfach und gurrte immer wieder. Dann begann sie an den Blumen zu picken. Venus hatte eine ins Auge gefasst und die wollte sie gebracht haben. Als die Taube diese schließlich freigelegt hatte, nahm sie diese in den Schnabel, zog sie heraus und flog ein wenig mühevoll mit dieser davon. Vielleicht würde er Sterbliche das ja als gutes Zeichen für sich verstehen können. Sie selbst roch an der Rose und befand den Duft ganz wunderbar. Erneut frischte der Wind für einen Moment ein wenig auf als sie ganz hingerissen seufzend ihren Weg fortsetzte. Sie hatte ja noch etwas vor.
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Pech im Spiel, Glück in der Liebe. Daran musste ich auch denken beim Anblick dieser Taube. Ein Symboltier der Venus. Mein Bauch grummelte, als wollte er darauf antworten: Von Luft und Liebe allein kann man aber auch nicht leben. Aber naja. Immerhin war Venus ja nur für das Liebesglück zuständig - und nicht auch für das Pech im Spiel. Deshalb ließ ich das Täubchen in Ruhe auch eine der Blumen entführen. Außerdem war das eine Sache zwischen Venus und Fortuna, wenn die eine Göttin etwas von den Opfergaben an die andere nahm. Besser, man mischte sich nicht ein in solche Dinge. Troja war schon einmal gefallen.
Und das Vögelchen zwitscherte ab. Ich blickte ihm noch einen Moment hinterher. Dann war es weg. War mein Opfer damit nun angenommen? Ich überlegte: Wenn ich mir keine Gedanken mehr darum machen müsste, wie ich mir meine Mahlzeiten und mein Dach überm Kopf finanzierte, dann hätte ich meinen Kopf auch frei für ein bisschen Liebe. Das konnte sich bestimmt auch Venus zusammenreimen. Legte sie also bei Fortuna ein gutes Wort für mich ein, erhöhten sich auch die Chancen, dass eines meiner nächsten Opfer an die Göttin der Liebe gerichtet wäre. Einfache Rechnung. Meine triviale Folgerung: Das Opfer war stellvertretend angenommen worden.
Erleichtert atmete ich einmal tief durch. Der intensive Weihrauchgeruch war betörend schön. Dann machte ich mich guter Dinge auf den Heimweg.
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Es war lange her, dass Valentina das letzte Mal in einem Tempel ein Opfer dargebracht hatte. Nicht weil sie nicht wollte, doch jetzt war es ihr tief empfundener Herzenswunsch, dass Fortuna es nun endlich gut mit ihr meinte. Doch sie blieb bescheiden, wollte Fortuna nun nicht mit einem zu üppigen Opfer heuchlerisch dazu bringen, dass es der jungen Quintila ab sofort an nichts mehr fehlte. Nein, sie bat die Göttin einfach nur darum, dass sie an der momentanen Situation nichts mehr änderte. Das sie ihr den Mann, der seit einiger Zeit nun ihr Verlobter war, nicht mehr wegnahm. So hatte sie es auch dem älteren Priester erzählt, der für sie das Opfer dargebracht hatte und dieser hatte schweigend genickt.
Nun stand sie bereits seit ein paar Momenten wieder auf den Stufen, die zum Tempel hinauf führten und wollte noch etwas die Atmosphäre, die den Tempel umgab, auf sich wirken lassen. In ihrer rosa Tunika und den hochgesteckten Haaren unterschied sie sich kaum von den anderen Leuten, die wortlos und ehrfurchtsvoll die Stufen emporkamen oder gerade wieder den Tempel verließen. Ihr Blick glitt an den Säulen empor und sie war wieder einmal überwältigt von diesem, den Göttern geweihtem Bauwerk. Sie hoffte so sehr, dass Fortuna sie dieses Mal anhören würde und nahm sich fest vor ihr ein gewaltiges Opfer zukommen zu lassen, an dem Tag nach ihrer Hochzeit.
Den Blick noch immer nach oben gewandt, nahm Valentina eine Stufe und berührte dabei jemand anderen an der Schulter. Sofort sah sie schuldbewusst zu der Person und erkannte Marcus Iulius Dives.
„Bitte entschuldige, ich habe dich nicht gesehen.“ -
Sein jüngster Besuch bei Aculeo in Ostia beschäftigte Dives nun bereits eine ganze Weile lang. Denn es war in der Tat doch wirklich erstaunlich, was dieser kleine Ortswechsel für einen großen Unterschied machen konnte. Weder gab es eine intrigante Fausta in der Hafenstadt - keine immerhin, die ihm irgendwie bekannt gewesen wäre -, noch waren die Praetorianer - und mit ihnen ein Praetorianer Faustus - dort stationiert. All das war in Roma geblieben, als Dives seinen germanicischen Freund dereinst besucht hatte. Einzig beim Anblick des großen ostiensischen Theaters, dem man bei dessen Lage an einer der Hauptstraßen der Stadt kaum großartig aus dem Weg gehen konnte, musste der Iulier an jene beiden Theaterbesuche denken, welche ihm einerseits für kurze Zeit das größte Glück, andererseits am Ende doch nur großes Leid beschert hatten.
Glück, das mochte letztlich wohl auch genau das Wort sein. Denn wann hatte er das letzte Mal wirklich bis tief in die Knochen und ausnahmslos Glück empfunden? Zweifelsohne war die Geburt seines Sohnes ein sehr glücklicher Moment im divitischen Leben. Zugleich jedoch war jener Moment auch ein sehr sorgenvoller gewesen - aus mehr als nur einem Grund. In zweiter Instanz dachte der Iulier daher an seine mehr oder weniger intensiven Bekanntschaften mit Caelius Caldus, Claudius Felix, Duccius Callistus oder auch dem Fabier aus den Agrippathermen. Doch während mit den drei Letztgenannten noch nicht einmal ansatzweise etwas 'Glückliches' passiert war, hatte es zuletzt auch der Caelier scheinbar nicht länger in der divitischen Nähe in der Casa Iulia ausgehalten. Echtes Glück, so wenigstens betete Dives, sah doch hoffentlich anders aus. Damit schlussendlich blieb dem Iulier das Glück einiger wirklich ausgesprochen guter Freundschaften - sowohl innerhalb der eigenen Verwandtschaft als auch fern jeder familiären Verbindungen. Und er hatte das Glück, dass es mit seiner Karriere bisher doch stets ganz gut vorangegangen war. Doch so ausgesprochen wundervoll dies alles auch war, fehlte Dives zum ganz großen Glück dennoch auch weiterhin der kleine göttliche Funken, welcher mit einem Schlag jede trostlos graue Welt in ein farbenfroh buntes Paradies mit ewigem Sonnenschein und rosarotem Licht verwandelte.
Keineswegs nun wollte der Iulier undankbar sein für all das, was er hatte. Es gab in ganz Roma gewiss hunderte, tausende Menschen, die träumen würden vom Leben des Iuliers. Und dennoch war es Dives, der am heutigen Tage nun beschloss, Fortuna um ein wenig mehr ihres kostbaren Glücks zu bitten. Immerhin hatte das mit dem Entlieben - dem Apoll sei Dank - ja ebenfalls vergleichsweise gut funktioniert, obgleich man wohl nicht behaupten konnte, dass es schmerzfrei oder auch nur ansatzweise angenehm gewesen war.
"...", derart wortlos stieß der in seine derzeitige Lage vertiefte Iulier beim Emporsteigen der Tempelstufen mit einer anderen Person zusammen. Dabei blickte er zunächst nur kurz zu der getroffenen Person und hätte wohl auch normalerweise nichts weiter gesagt, sondern wäre nur stumm wieder in seine Gedanken entschwunden und weiter die Stufen nach oben gestiegen. Normalerweise. Doch diese Begegnung war alles andere als normal. Im Gegenteil war sie sogar in so vielerlei Hinsicht ganz und gar unnormal - auf eine überaus verstörende Weise unnormal. Allein schon ihr Wissen um eines der intimsten Geheimnisse des Iuliers, ein Geheimnis, welches er nie mit ihr und überhaupt nur mit sehr wenigen Menschen geteilt hatte, nährte doch seine Vorbehalte."Quintilia Valentina.", sprach er ihren Namen aus und rang sich ein Lächeln ab, da er es sich wohl kaum leisten konnte, unhöflich zu ihr zu sein. "Salve. Und verzeih, ich habe dich ebenfalls nicht kommen sehen.", erklärte er anschließend. Denn er hatte es in der Tat nicht im Geringsten kommen sehen, hier nun ausgerechnet auf die Verlobte Decimus Serapios zu treffen. Eine kurze, unangenehme Pause entstand. Sollte er nun einfach weitergehen? Oder sollte er sie fragen, wie es ihr ging? Beides schien Dives nicht sonderlich passend.
"Ich bin hier, um der Fortuna ein Opfer darzubringen.", brachte er letztlich hervor, obgleich er sich eigentlich recht sicher war, dass es der Quintilia wohl egal war, was er hier trieb. Auf ihrer Verlobungsfeier schließlich hatte sie doch deutlich genug gemacht, wie wenig erquicklich sie die divitische Anwesenheit fand. Vorsorglich also setzte der Iulier schon einmal sein Abschiedlächeln auf, da es ihm nur logisch erschien, dass sie nur allzu schnell diese Begegnung wieder hinter sich lassen wollen würde. -
Es war immer unangenehm jemanden so ungewollt anzurempeln. Und für gewöhnlich war Valentina aufmerksam genug, so einem Missgeschick aus dem Weg zu gehen, doch heute... Irgendwie hatte sie ihren Kopf nur bei Serapio und der bevorstehenden Hochzeit. Sie würde glücklich werden, dessen war sie sich jetzt nach dem Besuch im Tempel umso sicherer. Dieses mal musste es einfach so werden wie sie es sich wünschte. Jetzt und hier aber vor Faustas Mann zu stehen war unangenehm. Bei jedem anderen hätte sie diesem vermutlich ein Lächeln geschenkt und wäre weitergegangen. Hier aber... sie wusste selbst nicht wie sie es sagen sollte. Es sollte ihr gleichgültig sein das dieser Mann hier einen Hass auf ihren zukünftigen Mann hatte. Er war vermutlich schon vollkommen in den Bann seiner Frau gesogen worden. Und er hatte ihr damals im Theater auch nicht geglaubt als Valentina ihm vorgetragen hatte welche schauriger Vorfall sich ereignet hatte und wer dafür nur verantwortlich sein konnte. Sie hätte einfach gehen sollen. Doch sie konnte nicht. Sie wollte nicht, dass so viel Böses zwischen ihr und diesem angesehen Herrn stand.
"Da komme ich gerade her, ich habe Fortuna gerade ein Opfer dargebracht." Völlig unnötigerweise deutet Valentina zum Tempel hinauf, als wäre dieser nicht schon groß genug um ihn nicht übersehen zu können.
"Darf... darf ich dich noch um ein paar Momente deiner kostbaren Zeit bitten?"[ Valentina sah zu dem Iulier und versuchte so selbstsicher wie möglich zu sein. Und vor allem sprach sie möglichst schnell weiter um ihren Gegenüber eigentlich gar keine Möglichkeit zu geben sich für etwas anderes entscheiden zu können als stehen zu bleiben."Unsere Begegnung auf meiner Verlobungsfeier war nicht mit sonderlich viel Herzlichkeit gesegnet. Das lag an mir, denn ich befürchtete deiner Frau an deiner Seite zu begegnen. Und sagen wir, nach allem was bisher geschehen ist, wollte ich sie an diesem schönen Abend nicht dabeihaben." Valentina hatte die ganze Zeit den Blickkontakt nicht unterbrochen. Sie sprach ehrlich aus was sie dachte und auch wenn sich ihr Gesprächspartner nun erzürnt umdrehen würde, so wusste er wenigstens die Wahrheit. Ob er sie ihr glauben würde, war etwas anderes. "Deswegen möchte ich mich bei dir entschuldigen."
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