[Capitolium] Auguraculum

  • Ich suchte den Augur heute mit einem ganz konkreten Anliegen auf. Es ging darum, endlich einen guten Termin für die Hochzeit zu finden. Nachdem ich ihm mein Anliegen geschildert hatte und ihm auch mitgeteilt hatte, dass ich sehr wohl wusste, dass in diesem Monat eigentlich bloss die letzten Tage in Frage kämen, da alle anderen entweder Feiertage waren, oder aber der Zeitraum von 3 Tagen, den es für eine richtige Hochzeit brauchte, nicht gegeben war.


    Ich fragte also ganz konkret, ob der erste Tag der Ludi Florales, der 4. Tag vor den Kalenden des Mai (28.4.) von den Göttern als günstiger Tag angesehen werde.

  • Der Augur hörte mich in Ruhe an und nahm dann seine Beobachtungen auf. Mit seinem Krummstab bezeichnete er zuerst für sich einen Viereckigen Bereich, in welchem er seine Beobachtungen vornehmen würde. Er blickte in den Himmel und beobachtete den Flug der diversen Vögel. Er suchte auf den Dächern und der Umgebung innerhalb des Bereiches, ob sich irgendwelche Vögel gerade irgendwo niedergelassen hätten und wie sich sich dort verhielten. Er suchte und beobachtete, rümpfte die Nase, legte die Stirn in Falten und murmelte dabei irgend etwas vor sich hin, was ich unmöglich verstehen konnte.


    Dann, ganz plötzlich, fixierte er mich mit seinen grau-blauen Augen. "Der 4. Tag vor den Kalenden des Mai ist von den Göttern als guter Tag für eine Hochzeit gesegnet worden."


    Dann hielt er seine Hand auf und ich legte das kleine Ledersäcklein mit den Münzen als Bezahlung für seine Dienste hinein. Er wog es in der Hand, schloss seine Finger drum herum und entliess mich mit einem Nicken.


    Leicht, wunderbar leicht fühlte ich mich, als ich den Ort verliess. Das Datum für die Hochzeit war gefunden, nun musste sie nur noch vollzogen werden!

  • Quod non licet a Iove non licet bovi | Auspicia zur Statio Urbana


    An einem sonnigen Morgen erschien der Aedilis curulis Manius Flavius Gracchus Minor wieder einmal auf dem Auguraculum. Nicht häufig war es in seiner bisherigen Amtszeit vonnöten gewesen, die Auspicia einzuholen, um Amtshandlungen zu legitimieren, doch zweifelsohne kamen keine von ihnen an Bedeutung jenen gleich, welche er an diesem Tage einzuholen gedachte. Dies zeigte bereits die Entourage an, mit welcher er den Hügel des Capitolium erklomm, denn neben ihm stieg auch der Praefectus Urbi gemeinsam mit einer Schar an Milites hinauf zu jener bescheidenen Hütte, von der aus seit Alters her die Auguren ihres Amtes walteten.

  • Seit Monaten trainierte Menecrates mit wechselnden Milites, um die körperliche Leistungsfähigkeit zu stärken. Die Mühen zahlten sich bereits mehrfach aus, aber an diesem Tag besonders. Menecrates musste sich nicht um einen gemäßigten Atem und einen möglichst aufrechten Gang bemühen, der Aufstieg fiel ihm verhältnismäßig leicht. Eine würdevolle Haltung gehörte für ihn ebenso zum heutigen Erscheinungsbild wie eine tadellos gelegte Toga. Beides drückte seine Wertschätzung gegenüber der beabsichtigten Handlung, dem amtierenden Aedil, den Göttern und allen zuschauenden Geistern aus. Er verließ sich auf den Kommandierenden der Gruppe an Soldaten, dass jene Männer in Gleichschritt und formiert gingen.


    Seine Aufregung hielt sich in Grenzen, denn wie es auch ausfallen mochte, den Zeichen kam große Bedeutung zu und er würde sie beachten. Für ihn blieb also nichts zu tun außer abzuwarten. Seine neu erworbene Furcht, Menschen könnten Götterurteile manipulieren, begleitete ihn nicht, denn zum einen vertraute er Gracchus und zum anderen würde er mit eigenen Augen die Reaktionen der Tiere sehen können.

    Eine feierliche Stimmung ergriff ihn.

  • Scato war dabei gewesen, als die Station in Flammen aufgegangen und mehrere Kameraden gefallen waren. Als tief religiöser Mensch war er in erhabener Stimmung, als es nun daran ging, die Auspicia für die Statio I Urbana einzuholen. Manius Flavius Gracchus Minor kannte er inzwischen; er war ein Magistrat der umgänglicheren Sorte.


    Scato hielt Ausschau, ob er auch dessen Tiro Fori Ravilla irgendwo entdeckte, der in letzter Zeit entweder in Arbeit in seinem Büro erstickte oder kränkelte, denn er hatte lange nicht von sich hören lassen. Dass Ravilla begonnen hatte, den üblichen Sünden der Männer in seinem Alter zu frönen und deswegen nicht mehr in die Gänge kam, wagte Scato zu bezweifeln. Niveau war etwas, auf dass der Onkel großen Wert legte und er definierte diesen Begriff anders als der Durchschnitt.


    Heute meinte Scato das Gewicht der zahlreichen Amulette um seinen Hals besonders zu spüren und von ihnen schien eine besondere Wärme auszugehen. Vielleicht lag es an der Sommerhitze, vielleicht an der Gegenwart der Unsterblichen. Die zum Bersten vollgestopfte, aber dabei sehr ordentliche Capsa hatte er natürlich dabei, ebenso zwei Capsarii, falls bei der Hitze irgendwer umkippte oder sonst etwas geschah, das seiner Heilkunst bedurfte.


    Sim-Off:

    Edit: Zwillingsstation zu Statio I Urbana korrigiert.

  • Numerius Matius Metellus höchstselbst hatte sich bereit erklärt, bei jenen Auspizien dem Aedilis Curulis zu assistieren, weshalb der greise Magister Augurum es war, der die Schar der Aufsteigenden mit gewichtiger Miene am Auguraculum erwartete.

    "Salve Praefectus Urbi, ave Aedilis Curulis! Wie lautet euer Begehr?"

    , fragte er mit klarer Stimme, als Flavius und Claudius endlich jene bescheidene, an die ruralen Anfänge Roms erinnernde Hütte erreichten. Der Aedil hatte jene formelle Frage bereits erwartet, da dies nicht die ersten seiner Auspicia minora waren und ohnehin jedwedes Auspicium derartiger Tragweite gemeinsam mit dem betreffenden Auguren wurde präpariert, aufdass stets die Formen jenes altehrwürdigen Rituals gewahrt blieben, weshalb er freiheraus zu antworten vermochte:

    "Ich wünsche den Willen des Iuppiter Optimus Maximus zu erfahren, ob es ihm gefällt, dass der ehrenwerte Praefectus Urbi Herius Claudius Menecrates zum Schutze Roms und des Volkes der Quiriten innerhalb der Grenzen des römischen Pomerium im Bereich des Clivus Suburanus eine Statio für die Cohortes Urbanae errichtet."
    Matius Metellus lauschte den Worten und nickte. Mit beiden Händen zog er den Zipfel seiner Toga übers Haupt und wandte sich nach rechts zu seinem Calator, welcher sogleich ihm den Lituus reichte. Auch sämtliche weiteren Utensilien waren bereits präpariert: Neben dem Eingang der Augurenhütte stand ein kleiner Käfig mit jenen heiligen Hühnern, die Legenden zufolge bereits seit den Tagen des Romulus an jener Stelle wurden gehalten. Ein wenig amüsant erschien es Manius Minor, dass ausgerechnet jenes Federvieh wurde herangezogen, um den Willen des Größten und Besten der Unsterblichen in kriegerischen Belangen zu konsultieren, doch Matius Metellus hatte konsentiert, dass jener Modus der Auspicia für diese Fragestellung adäquat war.


    Ohne weiters Worte zu wechseln trat daher der Pullarius, ein Beamter für die Haltung der heiligen Hühner, heran und öffnete den Käfig, aus welchem zunächst bedächtig, dann recht zügig sämtliche der Hühner heraustraten und erwartungsvoll auf die Patera in der Rechten ihres Herrn blickten.

  • Am Treffpunkt angelangt, atmete Menecrates zunächst durch, dankte dem Gruß Matius' mit einem Nicken und grüßte seinerseits: "Salve Augur!" Dem Informationsaustausch der beiden Männer lauschte er wortlos, es gab auch nichts hinzuzufügen. Außerdem schätzte der Claudier immer das respektvolle Schweigen an kultischen Orten. Er hoffte, die Männer in seinem Rücken würden es ähnlich handhaben.

    Alles kam, wie es der Praefectus Urbi erwartet hatte: Als Tiere dienten die heiligen Hühner und sie befanden sich an genau dem erhofften Ort - dem Hügel des Capitolium. Er hätte auch alles andere akzeptiert, fühlte sich aber bei dieser Form der Befragung am wohlsten. Entscheidend am heutigen Tag würde das Verhalten der Hühner sein und ihnen würde Menecrates ohne Skepsis glauben können. Tiere waren unbestechlich. In diesem Moment blitzte der Verdacht in ihm auf, dass er womöglich Tieren mehr vertrauen konnte als Menschen. Er vertiefte den Gedanken nicht, sondern konzentrierte sich auf den Verlauf. Natürlich trug Menecrates eine Hoffnung in sich, aber gleichermaßen die Ergebenheit, sollte das Urteil der Hühner nicht positiv ausfallen.

    Er drehte sich flüchtig zu den Soldaten um, bevor der Käfig geöffnet wurde, dann harrte er dem Fortlauf der Handlungen. Sie begannen sehr zufriedenstellend - ohne Lamentieren und Gedrängel, aber wie würde es weitergehen?

  • An dem Einholen einer Auspicia hatte der Octavier noch nie teilgenommen. Von seinem Standort hatte er ein gute Sicht auf die Geschehnisse. Von je her interessierten ihn kultische Handlungen, leider hatte er nicht so oft Gelegenheit dazu.

    Die Handlung fand in einer respektvolle Ruhe statt. Auf dem dem Hügel des Capitolium standen heilige Hühner in einem Käfig bereit. Diese würden dem
    Götterurteil dienen.

    Also liegt die Entscheidung über den Standort der Statio dem Urteil der Tiere. Somit würde kein Mensch die Wahl des Standortes manipulieren können. Ein wirkliches Götterurteil fand Frugi und beobachtete was weiter nach der Öffnung des Käfigs geschehen würde.

  • Lurco stand mit andächtigem Schweigen neben Frugi und beobachtete das Geschehen. Die heiligen Hühner wurden aus ihrem Käfig entlassen und sollten ihres Amtes walten. Lurco betrachtete die Vögel. Hühner und Pfaue ließen sich problemlos zusammen halten, dass hatte er igendwo einmal aufgeschnappt. Lurco überlegte, ob ihr Pfau nicht einige kleine Hühner zur Gesellschaft bekommen sollte. Nun hieß es jedoch sich auf die Sache zu konzentrieren und den Tieren die volle Aufmerksamkeit zu schenken. Sie würden den Willen der Götter durch ihr Handeln verkünden.


    Ob die Tiere den Frevel spürten, der an der alten Statio vollzogen wurde? Ob ihre kleinen, schuppigen Füße den rechten Weg finden würden und sie zu einem Standort leiteten, an dem die Götter ihnen gewogen waren?


    Heilige Hühner wurden ebenso vor Schlachten befragt, so hatte es Lurco gehört. Zur Befragung wurden den heiligen Tieren Körner vor die Schnäbel geworfen. Natürlich nur Körner der reinsten Güte. Alles andere wäre eine Schmähung gewesen. Aßen die Hühner das Futter, so war dies ein gutes Zeichen für die Schlacht. Aßen sie jedoch zögerlich, langsam oder noch schlimmer überhaupt nicht, dann konnte man die Schlacht gleich vergessen und am Besten wieder nach Hause marschieren.


    Und Lurco erinnerte sich an eine Geschichtsstunde mit seinem Vater, in der ebenfalls die heiligen Hühner vorgekommen waren.


    Während des Krieges gegen Karthago kam es zu einigen Seeschlachten. Die Schlacht von Drepana ging sozusagen auf mehrfache Art in die Geschichte ein. Der Kommandant der

    der militärischen Operation war Publius Claudius Pulcher. Bei der Erinnerung an den Namen, fiel Lurcos Blick kurz auf seinen Praefectus Urbi. Neben Publius Claudius Pulcher und seinen Soldaten hatten das Kommandoschiff noch eine ganz besondere Fracht an Bord und zwar - heilige Hühner!


    Auch hier wurden die heiligen Vögel vor der Schlacht über deren Ausgang befragt. Es wurde Futter ausgestreut und jeder harrte der Dinge, die nun kommen würden.

    Und es kam.... NICHTS!


    Die heiligen Hühner hatten damit der Flotte eine Niederlage prophezeit. Pulcher war außer sich und sagte angeblich folgenden Satz:

    "ut biberent, quando esse nollent/dann sollen sie trinken, wenn sie nicht essen wollen".


    Und mit diesen Worten erlebten die Hühner die erste Schiffsmentalität, alles was nicht an Bord gebraucht wird... geht über Bord!

    Kurzum Pulcher ließ die Hühner ins Meer werfen. Die heiligen Hühner sollten dennoch Recht behalten, Rom musste eine große Niederlage gegen die Karthager einstecken. Durfte man der Geschichte glauben, hatte der Frevel ein gewaltiges Nachspiel für Pulcher. Da er die Tötung der Heiligen Hühner angeordnet hatte, hieß seine Strafe Verbannung.


    Lurco hoffte die Cohortes wussten wie man mit den heiligen Vögeln respektvoll umging.

  • Numerius Matius Metellus begann Gebete zu sprechen, deren Stilistik allzu deutlich machte, dass es sich um einen altehrwürdigen Hymnus handelte, wie ihn einst wohl bereits der göttliche Romulus mochte gesprochen haben, während er dem Pullarius die Patera mit dem Korn entnahm und begann, in einem augenscheinlich exakt prädisponierten Muster und Duktus die Körner auf den Boden zu werfen.


    Der Aedil verfolgte die schweigend, denn obschon jene Auspizien unter seiner Potestas standen, so war er doch nicht viel mehr als ein Statist in diesem Ritual, dem er lediglich den Anschub hatte gegeben. Dennoch stand er so nahe bei dem Auguren, dass es ihm mitnichten möglich war, die auf dem Boden verteilten Körner zu identifizieren. Lediglich der Umstand, dass das ausgesprochen ansehnliche sich geradezu würdevoll langsam darauf zubewegte, ließ sie als Destination ihres Strebens erahnen. Augenscheinlich hatte der Magister Augurum nicht sich gemüht, jenen Ablauf zu manipulieren, indem die Hühner zuvor gehungert hatten oder anderweitig in ihrem Appetit waren gemindert oder gestärkt worden.


    Für einen Augenschlag kam dem Flavius auch der neuerliche Gedanke, dass sein Engagement an dieser Stelle womöglich den Erfolg der gesamten Initiative gefährdete, vermochte er doch noch immer nicht recht zu ponderieren, ob die Unsterblichen nicht ihm noch immer zürnten und Iuppiter Optimus Maximus daher jedwede Anfrage größerer Tragweite aus seinem Munde würde refutieren. Indessen hatte er auch bei seiner Wahl, welche ja ebenfalls unter den Auspizien des Consuls waren abgehalten worden, keinerlei Einwände formuliert, sodass er endlich jenen Gedanken hinfortwischte.


    Inzwischen begannen die Hühner, nach den Körnern des Auguren zu picken, während jener wiederum in höchster Konzentration das Geschehen zu seinen Füßen verfolgte. Laien mochten lediglich die Differenz zwischen dem Fressen oder dem Verschmähen der Nahrung erkennen, doch der geschulte Blick des zuständigen Collegium war selbstredend differenzierter, beachtete jede Regung der Tiere, welches Körnlein in welcher Reihenfolge wurde erhascht und welches am Boden verblieb. Niemals war Minor Zeuge einer Obnuntatio während derartiger Zeremonien geworden, doch diesmalig fehlte ihm die Sekurität, zumal er selbst nicht recht zu prognostizieren wusste, ob das Ansinnen Menecrates' ein zu großer Eingriff in das divin definierte Pomerium war oder nicht.


    Viele uralte Rituale kannte der Cultus Deorum und als Spross eines Pontifex waren die meisten Manius Minor wohlvertraut und damit wenig bedenkenswert. Nun jedoch, da das Ergebnis wahrhaftig offen war und ein wohlbetagter, honoriger Herr in Toga mit gravitätischer Geste Hühnchen fütterte, während nicht allein ein Magistrat, sondern dazu der Praefectus Urbi und eine ganze Schar an Urbaniaci diesem Treiben erwartungsvoll folgte, erschien es ihm ein wenig amüsant, dass die Götter nicht durch Stiere oder Löwen, sondern just durch das liebe Federvieh, wie es jeder Bauer und mancher Städter in seinem Hofe hielt, zu den Menschen zu sprechen pflegten, was wiederum belegte, dass Rom im Herzen beständig ein Volk von Bauern war gewesen.

  • Scato mochte diese Art, den göttlichen Willen zu erfragen, bei der kein Tier zu Schaden kommen musste. Als jemand, der Vogelfleisch nicht aß und auch keine Eier - in jenen befanden sich auch unmittelbar nach dem Legen kaum sichtbare Babyvögel, falls ein Hahn in der Hühnergruppe lebte - konnte er es nicht gutheißen, wenn Vögel zur menschlichen Gaumenfreude getötet wurden. Für ihn gab es keine edleren Geschöpfe als die gefiederten Himmelsboten, die den Göttern von allen Tieren am nächsten standen, die den Willen der großen Unsterblichen verstanden und ihn so zu übersetzen vermochten, dass auch der Mensch in seiner Einfachheit ihn entschlüsseln konnte. Wie konnte man sich erdreisten, ein solches Tier zu verzehren? Scato konnte es nicht und wollte es auch nicht. Innerer Frieden erfüllte ihn, als er die Hühner dabei beobachtete, wie sie langsam und würdevoll ihrer Aufgabe folgten.

  • Obwohl viel vom Ergebnis abhing, lag Menecrates' Augenmerk auch auf dem Akt ansich. Er verfolgte die Handlungen interessiert, weil sie ihm stimmungsvoller und bedächtiger als in der Vergangenheit erschienen. In gleichem Maße interessiert beobachtete er das Verhalten der Hühner, ohne es zu bewerten. Allein ihre Art, sich zu bewegen, den Kopf zu neigen und den Blick auf etwas zu richten, weckte seine Sympathie. Er beschloss, sich persönlich Hühner zuzulegen, würde sich aber vorher informieren müssen, um keine Haltungsfehler zu begehen. Einen Hahn sollte die Schar ebenfalls haben. Menecrates glaubte, das gehörte ins Sozialgefüge von Hühnern, aber auch da würde er sich erkundigen müssen.

    Die Gemächlichkeit der Ereignisse erlaubten den kurzen Gedankenausflug. Wie das Urteil des Augurs ausfallen würde, wusste niemand vorauszusagen, aber vermutlich waren sich alle Anwesenden über die Atmosphäre einig: friedlich und stimmungsvoll.

  • Alle schienen bester Dinge, sogar die Hühner die die Körner annahmen und wohlgefällig pickten. Hoffentlich fanden sie durch göttliche Fügung die richtige Stelle für die Statio. Jeder beobachtete die kleinen Vögel bei ihrer doch so großen Aufgabe, Lurco ebenso wie alle anderen. Gespannt wartete er die Verkündung des Ergebnisses ab. Ebenso war es möglich, dass die Hühner vielleicht selbst die Stelle aufsuchten?


    Er wusste es nicht, war aber bereit den gefiederten Freunden zu folgen und sie zur Not vor den Gefahren der Örtlichkeit abzuschirmen. Das Christentum sah man so manchen der Ungläubigen nicht an und wie er hörte fraßen die scheinbar alles. Vermutlich auch heilige Hühner in Ausübung ihres Amtes. Lurco schob den Gedanken beiseite und konzentierte sich darauf, was er bei dem Picken erkennen konnte. Es schien den Hühnern zu schmecken.

  • Eine Schar Gläubige hatte sich versammelt, Ihr Anliegen war für sie von großer Bedeutung, so dass sie ihn um seine Meinung baten. Iuppiter selbst sprach nicht zu jenen Männern, die hier seine Antwort erhofften. Die wenigstens Götter wandten sich jemals selbst und persönlich an die Sterblichen. Die Boten seiner Worte waren gefiedert und ihre Handlungen waren zu deuten. Die Hühner pickten fleißig, die Körner schienen ihnen zu schmecken.


    Ein wohlwollendes, positives Zeichen. Mit ruckenden Köpfen und scharrenden Füßen verkündeten sie, dass sie dem Bau der Statio zustimmten. Mal scharrte das eine Huhn und schaute umher, dann pickte das andere. Haltung, Gestik, ja sogar wie und wohin die Hühner schauten, all dies wusste der Augur zu deuten. Er las in den Tieren, wie in einer Schriftrolle. Hochkonzentriert nahm der Mann jede noch so kleine Regung der heiligen Tiere wahr.


    Der Blick eines heiligen Huhns fiel auf Manius Flavius Gracchus Minor, ehe das Tier Herius Claudius Menecrates einen Blick zuwarf. Beide Männer schauten in die Augen des Vogels und sahen darin ein Wissen, dass ein Huhn nicht besitzen konnte. Der Blick war alt, uralt, das Wissen darin immens und sie spürten für den Hauch eines Augenblicks ein Bewusstsein jenseits ihrer Vorstellungskraft. Das Tier legte den Kopf schräg und musterte sie mit einer Intensität, die bis hinab auf ihre Seele zu schauen schien. Der Blick von etwas Unsterblichen fiel in diesem Moment auf sie und beide wussten, wem dieser Blick gehörte.


    Iupppiter war ihnen hold!

    Menecrates durfte die Statio erbauen und sie sollte innerhalb des Pomeriums liegen. Auf geheiligtem Grund durfte Menecrates seine Statio errichten und bewaffnete Truppen stationieren.


    Einen Wimpernschlag später pickte das Huhn wieder nach den Körner.


    "Die heiligen Tiere verkünden den Willen Iuppiters! Die Statio darf erbaut werden. Mehr noch, auf heiligem Grund und Boden dürfen die bewaffneten Truppen stationiert werden", sagte der Augur mit tragender Stimme.

  • Je älter Menecrates wurde, umso häufiger kam er in Situationen, bei denen er eine innere Gewissheit spürte, ohne erklären zu können, woher er sie bezog. Diese Fähigkeit oder Eingebung betraf sowohl gute als auch schlechte Nachrichten. Die Überzeugung wohnte in ihm, unerschütterlich. Er dachte sich das nicht aus. Vielmehr glaubte er, jemand oder etwas übermittelte ihm Entscheidungen oder Absichten und er erhielt sie mittels Gedankenübertragung. Da er aber wusste, dass es so etwas nicht gab, grübelte er nicht nach und hielt sich selbst auch nicht für verrückt. Er nahm das Phänomen an, sprach aber mit keinem darüber - bisher.


    Die positive Erwartung ließ keine Anspannung aufkommen. Menecrates konnte die einzigartige Atmosphäre wahrnehmen, sie genießen und für Augenblicke ein Stück von dieser Welt entrücken. Während dieser Phase kommunizierte er wortlos mit einem der Hühner. Es begann mit einem Blickkontakt, der länger als üblich anhielt und seine Aufmerksamkeit fesselte. Anschließend flossen Gedanken, übertrugen sich Empfindungen und erfolgten Antworten. Er wusste nicht zu sagen, ob er mit der Götterseele in Verbindung stand oder ob Iuppiter für den Moment der Auspizien das Huhn lenkte. Fest stand, das Huhn wurde nicht von Menschen manipuliert, und es gab dem Claudier bereits Antworten, ehe der Augur sie formulierte.

    Ehe es sich abwendete, legte Menecrates seine Hand auf die Herzgegend und bedankte sich auf diese Weise - wortlos und doch inhaltsschwer.


    "Vielen Dank!", sagte er, nachdem der Augur die Antwort verkündete. Er klang zutiefst berührt. Keiner außer ihm wusste, wem der Dank außer Matius noch galt. Insgeheim fragte sich Menecrates, ob ein Augur aufgrund ähnlicher Erlebnisse seine Bestimmung fand.

  • Während hochbetragte Herren und ein honoriger Magistrat sie beflissen anstarrten, pickten die Hühnlein das dargebotene Korn mit einer Routine, welche implizierte, dass es ihnen eine Gewohnheit war, bei ihren Speisungen von derartigem Trubel disturbiert zu werden, wobei selbst die Präsenz einer ganzen Abteilung von Milites sie nicht in ihrem Treiben hemmte. Für den Aedil verschwammen die Silhouetten des Federviehs, je näher sie ihm kamen, doch das abseitigste der Hühner, welches nach einigen verirrten Körnlein pickte, bei denen er sich fragte, ob sie womöglich Restanten des letzten Auspiciums repräsentierten, war selbst für des fehlsichtigen Flavius in ganzer Schärfe zu identifizieren.


    Dieses nun blickte für den Hauch eines Augenschlages auf und wandte den Kopf, sodass sein starrer Blick den Minors kreuzte und in seinen Bann zog. Obschon ein Hühnerauge wie jedes andere, so schien ihm das unergründliche Schwarz, umrahmt von einem güldenen Nimbus, geradehin als ein Fenster in jene jenseitige, divine Welt, als blickte er just in die Heimstatt Iuppiter Optimus Maximus', dessen Willen er heute ergründete. Beinahe vermeinte er, der Göttervater selbst nutze jenes Ritual, um ihn zu inspizieren, anstatt lediglich als willfähriger Erfüllungsgehilfe ihrer im Grunde höchst profanen Frage zu fungieren, als wolle er kontrollieren, ob er tatsächlich seine Obliegenheiten seinen Gelübden entsprechend erfüllte, die Regularien der Riten einhielt und beflissentlich sein Amt versah. Zumindest schien jener Blick nicht allzu abweisend, denn obschon jener Eindruck sich binnen eines Herzschlages wieder verflüchtigte, so hinterließ er doch in dem Gracchen eine positive Gestimmtheit, die vom Votum des Magister Augurum wurde konfirmiert.


    Dennoch hinterließ jene unerwartete, mysteriöse Begegnung mit dem Divinen bei Manius Minor eine gewisse Konfusion, erschien ihm doch einerseits es impossibel, dass der höchste und beste aller Unsterblichen, der Schirmherr der Res Publica und König der Götter sich im Blick eines ordinären Huhnes offenbarte, andererseits vermochte er doch mit gewisser Sekurität zu sagen, dass just jener beiläufige Moment die Quelle einer tiefen Satisfaktion hatte evoziert, die seine Intuition eben mit dem Göttlichen in Verbindung brachte.


    Es dauerte daher einige Augenschläge, ehe mit ein wenig nachdenklicher Stimme er sich der Dankesadresse des Claudius anschloss:

    "Ich danke dir ebenfalls, verehrter Matius Metellus!"


    Sodann wandte er sich Menecrates zu und mühte sich, seine mäandernden Gefühle beiseitezuschieben, um seinem Mentor ein offenes, freundliches Lächeln zu präsentieren:

    "Nun, wie wir erhofften, war dies wohl lediglich eine Formalität und die Götter legen uns keine Hindernisse in den Weg! Die Bahn ist somit frei für die Klärung der rituellen Rahmung mit den Pontifices, während deine Architekten bereits mit der baulichen Planung beginnen können!"

  • Das offene Lächeln gelang Gracchus bestens, zumal das gerade Erlebte Menecrates noch gefangen hielt. Dessen Worte allerdings erforderten die vollständige Rückkehr in die Wirklichkeit, sodass der Claudier durchatmete und die Aufmerksamkeit vollständig auf den jungen Flavius richtete.

    "Um ehrlich zu sein, hatte ich sehr viel mehr Gewicht dieser Antwort beigemessen als bloße Formalität." Diese Aussage entsprang nicht religiöser Über-Überzeugung, sondern der Gewichtung, die Menecrates im Vorfeld vorgenommen hatte. Er wollte dem Götterurteil folgen und nicht der Begutachtung weltlicher Priester. Allerdings formulierte Flavius den Part der Pontifices beruhigender als im Erstgespräch. Ein Gutachten kam nicht zur Sprache, sondern eine Klärung der Riten, womit Menecrates gut leben konnte - zumal die Bauplanung bereits anlaufen konnte. Er wirkte erleichtert und voller Tatendrang, als er bat: "Würdest du deinen Vater bei Gelegenheit darüber informieren, dass ich ihn in naher Zukunft zur Abklärung der Riten aufsuchen werde."


    Sim-Off:

    Ich würde jetzt das Gespräch dem Brief vorziehen, da Gracchus Maior augenscheinlich wieder mehr Zeit zur Verfügung steht.

  • "Das sollte man wohl auch."

    , erwiderte der Aedil und schmunzelte, war es ihm selbst doch ebenfalls stets paradox erschienen, dass just die von Göttern und Menschen berufenen Hüter des Cultus Deorum, die zugleich die ersten Fürsprecher divinatorischer Verfahren und vehementesten Verfechter der Bedeutsamkeit jener Riten waren, sich allem Anschein nach nicht scheuten, eben jene Verfahren schamlos zu manipulieren und entsprechend ihrem, respektive des Kaisers Wunsch zu verfälschen.


    "Selbstredend werde ich meinen Vater in Kenntnis setzen, sodass er sich bereits ein wenig präparieren wird können."

    , konfirmierte er sodann die weitere Bitte des Claudius.

  • Menecrates zeigte sich zufrieden mit dem heutigen Tag, dem Ausgang der Auspizien, sowie der Unterredung und nickte.

    "Danke für die Ausrichtung und die Begleitung. Ich wünsche noch einen guten Verlauf der restlichen Amtszeit." Ein kleines Lächeln lag auf seinen Zügen. Es hob die Mundwinkel und verstärkte die Fältchen um die Augen.

    "Ich weiß nicht, welchen Weg du einschlägst. Ich für meinen Teil wollte die Gelegenheit nutzen, das Gelände außerhalb der Stadtmauern zu inspizieren." Da sie den Bereich der Augurenhütte zunächst auf selbem Weg verlassen würden, teilten sie zumindest einige Schritte, bevor der Tross um den Praefectus Urbi abbog, um der Stadt den Rücken zu kehren und den Hügel des Capitolium auf seiner Nordseite hinabzuschreiten. Sie suchten nach der perfekten Lage für die nördlich Roms geplante Castra, das zusätzliche kleine Kastell für jene Soldaten, die aus der Castra Praetoria abgezogen werden sollten, um an anderer Stelle stationiert zu werden.

  • Der Octavier stand noch immer da und starrte vor sich hin. Jeder der ihn sah musste glauben er wäre im Gebet versunken. Seine Gedanken bearbeiteten aber noch immer das eben Erlebte. Er konnte es einfach nicht fassen, war sich immer noch unsicher, war es wirklich wahr oder nur Einbildung?

    Hatte das eine Huhn wirklich den Praefectus Urbi und den Aedilis Curulis angeschaut? Das Auspizien wirklich so ausgehen konnten, hätte er trotz seines Glaubens nicht für möglich gehalten.

    Alles was noch weiter geschehen war, hatte er nicht mehr mitbekommen, das Gesehene war für ihn einfach unfassbar.

    Jetzt schreckte er fast hoch, weil er noch so gerade gesehen, dass die Beiden den Platz der Auspizien verließen. Dann kann ich wohl auch gehen, dachte er.

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