Porta - Der Eingang der Villa Claudia

  • Genauso hatte Vulpis sich das vorgestellt. Es war doch überall gleich, die erste Hürde waren immer die Sklaven. Was bildeten die sich ein, er war ein freier Römer, immer schon gewesen. Wütend hämmerte er diesmal gegen die Eingangstüre. „He du da, komm sofort zurück. Du lässt mich nicht einfach so stehen. Komm zurück oder deinem Herrn wird es leid tun.

    Mal sehen was dann mit dir geschieht, du bist also auch nicht besser als die anderen. In der anderen Hand hielt er eine Wachstafel, die er jetzt zum Posteingang schob.

    Er gab denen da drinnen eine letzte Gelegenheit, indem er noch wenig wartete.

  • Anders als von Marco erwartet, zeigte der Hausherr ein gesteigertes Interesse daran, den Mann an der Porta zu sprechen. Nicht, weil er sich erpressen oder einschüchtern lassen würde, sondern weil keiner außer den Beteiligten von der Mission wusste, auf die er sein Schiff samt Besatzung und Linos geschickt hatte. Die Schlüsselwörter Tiberius und Cappadocia schlugen ein wie ein Steingeschoss. Hastig eilte Menecrates selbst zur Porta, als fürchtete er, der Mann würde bei zu viel Wartezeit wieder verschwinden. Der Claudier riss die Tür auf und starrte nach draußen. Der Mann, dessen Gesicht er irgendwann schon einmal gesehen hatte, aber vielleicht irrte er sich auch, dessen Ausdruck wenig freundlich erschien, aber vielleicht hatte er sich auch über die vorangegangene Abweisung geärgert, stand zum Glück noch da.

    "Wir können drinnen weitersprechen", verkündete Menecrates und ging vor. Sein Herz schlug kräftig gegen die Rippen, während die Handflächen zu schwitzen begannen.

  • Ein Bote der kaiserlichen Verwaltung erschien vor der Porta und klopfte. Er wollte das Schreiben nicht, wie üblich, in den dafür vorgesehenen Kasten stecken sondern persönlich übergeben.

  • Als Marco die Tür öffnete, erfasste er einen Briefboten. Es stand ihm nicht zu, zu beurteilen, welche Wichtigkeit die jeweilige Post hatte, daher behandelte er alle Eingänge gleich.

    "Salve, gibt es noch etwas auszurichten, oder soll der Brief nur überreicht werden?" Der Empfänger würde sicherlich aus dem Schreiben hervorgehen, denn in der Villa wohnten mehrere Familienmitglieder.

  • Der Bote wirkte so als wäre er soeben von einem Wagen überrollt worden. Ob noch etwas auszurichten wäre...


    " Nein" antwortete er schlussendlich im Wussen dass es nicht sein Fehler sein würde. " Die Nachricht, für Senator Claudius soll einfach überbracht werden."

    Für ihn hatte es sich erledigt. Mit einem " Vale " verabschiedete er sich und ging zurück zum Palast.

  • Eine prachtvolle Sänfte hielt vor der Villa Claudia an, ein fülliger, prunkvoll gekleideter Herr, stieg mithilfe seines Sklaven heraus. Nagib du elender Nichtsnutz, immer warte ich auf dich. Und schon kriegte der Sklave eine ordentliche Ohrfeige. Der schlaksige Sklave glitt mit der Hand über die nun rote Wange, in 10. Jahren seines Dienstes beim Sabinus hat er gelernt, die Launen und Wutausbrüche seines Herren stillschweigend zu ertragen. In gebeugter Haltung stützte er seinen korpulenten Herren.

    Müde und erschöpft blickte Sabinus zur Villa, die lange Heimreise, raubte ihm die letzten Kräfte, die Überfahrt gestaltete sich schwierig, es stürmte stark, als ob der Neptun selbst seine Heimreise missbilligte, umso mehr freute er sich jetzt den festen Boden unter seinen Füßen zu spüren: Den Göttern sei Dank, nach all den Strapazen bin ich am Ziel.

    Wie allzu oft der Fall verlor sich Sabinus in Gedanken. Mit 18. verließ er die verhasste Stadt und begab sich auf Reisen, es zog ihn hinaus, ständige Sehnsucht ließ ihm keine Ruhe, er wusste selber nicht, wonach er so verzweifelt suchte. In Ägypten, wo ägyptische, griechische und römische Einflüsse sich auf so wundersame Weise miteinander vermischten, fand er eine zweite Heimat, hier frönte er all seinen Lastern und fand zumindest für eine kurze Zeit den erhofften inneren Frieden. Doch so sprunghaft wie er war, beherrschten alsbald neue Pläne all seine Gedanken. So entschied er sich, Alexandria den Rücken zu kehren und sich in Rom, natürlich nur zu seinen Vorteilen, mit der Familie wieder zu vereinen.

    Nun war er da und all die Jahre so gut verdrängte Schatten der Vergangenheit holten ihn wieder ein. Schnell sammelte sich der Sabinus wieder, nie zeigte er nach außen, was in ihm vorging, niemand durfte seine Schwächen sehen.

    Mithilfe des Sklaven ging Sabinus zur großen Porta und klopfte laut.

  • Proculus, Ianitor im Hause der Claudier


    Mit einem strengen Gesichtsausdruck bewachte Proculus den Eingang zur Villa Claudia. Das Tor war natürlich geschlossen, also musste er nicht fortwährend auf der Hut sein, aber dennoch war er es. Dies war seine Aufgabe. Auf der Hut sein. In der Villa Claudia hatte sich in den letzten Monaten einiges geändert und die Claudier hatten sich einige neue Sklaven ins Haus geholt und alte ausgetauscht. Proculus war einer der neuen Sklaven. Er war groß, hatte breite Schultern und war loyal. Das war sozusagen sein Markenzeichen, seine Garantie für ein gutes Leben. Er war groß, stark und loyal. Im Gegenzug wurde er gut behandelt, bekam gutes Essen und gute Kleidung. Sein letzter Herr war gestorben. In hohem Alter und eines natürlichen Todes. Darauf legte Proculus wert. Nun diente er den Claudiern, hier hatte es vor einigen Wochen einen Giftmord gegeben. So etwas sollte nicht noch einmal passieren. Proculus passte auf!


    Am heutigen Tage kam ein Besucher an und Proculus öffnete die Tür. Dort stand ein fetter Römer, neben ihm ein gegängelt wirkender Sklave und dahinter war eine teure Sänfte zu sehen. Proculus hatte es nicht so mit unterwürfiger Höflichkeit, wenn er einen Fehler hatte, dann war es dieser. Kurz zögerte er, dann verbeugte er sich.


    "Herr? Was ist dein Begehren bei der Gens Claudia?" fragte er und fast hätte er statt dem Familiennamen der Claudier jenen seines vorherigen Herren herausgeplaudert. So etwas war ihm schon einmal passiert, das durfte nicht so weiter gehen! Innerlich ohrfeigte der große Mann sich. Trotz seines römischen Namens sah man ihm im übrigen an, dass er nicht wirklich italienische Wurzeln hatte. Soweit Proculus wusste, war seine Mutter eine Hispanierin gewesen und sein Vater ein Barbar weit aus dem Norden. Allerdings war er in der Sklaverei aufgewachsen und konnte sich an beide nicht erinnern.

  • Ein Sklave öffnete das Tor und Sabinus machte instinktiv einen Schritt zurück, der Sklave war groß und wirkte bedrohlich. Die Gestalt des Sklaven brachte ihn kurz aus der Fassung, nach außen ließ er sich jedoch nichts anmerken.

    Sabinus sah den Ianitor verachtungsvoll an: "Ah, diese Sklaven", dachte er, "allesamt nichtsnutzige Parasiten". Für ihn hatten diese nur eine Daseinsberechtigung, nämlich sein Leben so angenehm wie möglich zu machen.

    Als dann noch die ersten Worte den Mund des Sklaven verließen, tobte Sabinus innerlich vor Wut, hat dieser dreckige Sklave tatsächlich gewagt, seine vornehme Herkunft mit der Frage "Herr?" anzuzweifeln. Schon zum zweiten Mal ließ ihn der Sklave um Fassung ringen, so etwas passierte sehr selten, Sabinus war äußerst stolz auf seine Fähigkeit in jeglicher Situation, zumindest nach außen, ruhig und beherrscht zu wirken. "Unser größter Feind sind die Emotionen", das hat er von seinem Vater gelernt, doch schaffte es der freche Sklave, dass Sabinus die Worte des Vaters, welche er stets vor sich trug, vergaß. Wütend über die gesamte Situation zischte er: "Ich bin Titus Claudius Sabinus, Sohn des ehrenwerten Marcus Claudius Constantius. Und nun, Sklave, steh mir nicht länger im Weg".

  • Proculus, Ianitor im Hause der Claudier


    Es fehlte nicht viel, da hätte Proculus sich am Kopf gekratzt und dabei zweifellos nicht unbedingt intelligenter gewirkt. Der reiche Römer dort behauptete ein Verwandter seines Herrn zu sein. Das war ein Problem, denn sein Herr hatte wirklich viele Verwandte. Die meisten lebten aber nicht in Rom und so war Proculus zwar grundsätlich dazu geneigt dem Römer nicht zu glauben (denn es könnte ja jeder daher kommen und behaupten sein Name wäre Claudius) auf der anderen Seite aber wusste Proculus auch nicht was dieser Mann nun davon haben sollte zu lügen.


    Unterm Strich war es ihm einfach viel zu viel Entscheidungsgewalt und mit grimmigem Gesicht machte er einen Schritt zur Seite. Er erinnerte sich daran höflich zu sein und verbeugte sich nochmals. "Tritt bitte ein Herr." sagte er und nachdem der korpulente Römer herein gekommen war, führte er ihn in das Atrium des Hauses. Dort wurde dem Römer von einem jungen Sklaven ein kleiner Trunk angeboten und Proculus bat ihn zu warten.


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