• Zitat

    Original von Iunia Attica
    Das was die Christen in erster Linie suspekt machte und ihnen den Vorwurf des Atheismus ( hier definiert als fehlender Glaube an die Staatsgötter) war das Fehlen typischer Religionselemente: Götterbilder, Tempel, Opfer, Altar.


    Man könnte auch sagen: Die antiken Kulte wurden in der ÖFFENTLICHKEIT betrieben mit einem großen Altar VOR dem Tempel, vor den Augen des Volkes, sichtbar, mit allen Ritualen die dazu gehören.


    Das Christentum indess zieht es ins PRIVATE, also IN die Kirche oder Hauszelle, es ist eher privat, VERINNERLICHT, anfangs noch ohne große öffentlichen und staatstragende Kult, damit nicht so leicht einsehbar, nicht so leicht kontrollierbar, ergo verdächtig, und Vorurteilen ausgesetzt.


    Im Mittelalter hat man das analoge:


    Die Kirche inzwischen ein zentrales, öffentliches Element des Lebens mit viel Ritual, misstraut allem, was eher im Privaten abläuft. JUDEN und HERÄTIKER dagegen sind nicht in der ÖFFENTLICHEN Kirche und praktizieren ihren Glauben abgesondert. Man weiß nicht, was sie genau machen und unterstellt ihnen daher alles. KETZER wird man im Mittelalter sehr schnell. Unter anderem, wenn man in der KIRCHE nicht gesehen wird. Denn WARUM ist er nicht in der Kirche? Alles klar, weil er ein Ketzer ist. Und was macht er zu Hause? Verbotene Dinge.


    Ähnlich muss man es in der Antike sehen. Wer nicht VOR dem Tempel steht und an den Kulthandlungen partizipiert, MUSS Staatsfeind sein.

  • @Meridius. Jetzt müsstest du aber auch hinterfragen warum sie teilweise nicht vogelfrei waren. Das hing aber mit dem schnöden Mammon zusammen, da dem Christen lange Zeit ein Zinsverbot auferlag, wie dem islamischen Gläubigen heute noch.
    Später dann hatten viele Juden durch das frühere Zinsmonopol soviel Geld erwirtschaftet, daß sie als große Geldgeber für die Herrschenden immer noch unentbehrlich waren. Ansonsten waren sie rechtlos wie die Pogrome zeigten.

  • Zitat

    Original von Marcus Claudius Constantius
    Die Juden standen nicht immer unter dem Schutz des Kaisers des H.R.R. und auch nicht alle Juden lebten im diesem. Viele lebten in England und auf der iberischen Halbinsel.


    Ich sprach explizit nur vom HRRDN. Und in diesem waren sie immer mit kaiserlichen Privilegien versehen und bekamen sehr schnell den Status kaiserlicher "Kammerknechte", gehörten also zum Haushalt des Kaisers. Im HRRDN standen sie also per Papier unter dem Schutz des Kaisers, meines Wissens immer, nur nicht jeder Kaiser hat de facto seine eigene Gesetze immer durchgesetzt. Papier ist im Mittelalte geduldig, wenn der Kaiser weit weg ist, und gegen eine Zahlung von "Entschädgiung" (des Verlustest an Juden - die ja dem Kaiser gehören) hat dieser hin und wieder die Augen zugedrückt.


    In England indess wurden sie wie in Spanien bald vollständig vertrieben. Ein Schicksal, welches ihnen im HRRDN nie wiederfahren ist.

  • Zitat

    Original von Maximus Decimus Meridius
    Ähnlich muss man es in der Antike sehen. Wer nicht VOR dem Tempel steht und an den Kulthandlungen partizipiert, MUSS Staatsfeind sein.


    Was für die Römer auch ein weiterer Punkt war, den Christen zu mißtrauen. Wer nicht am Staatskult teilnahm, erregte den Zorn der Götter.
    Das ist ja auch ein Grund, warum man im 3. Jahrhundert mit dem stärker aufkommenden Christenhass den Christen für allerlei äußere Umstände die Schuld gab wie Naturkatastrophen, Hungersnöte etc..., die gewissermaßen diesen Zorn der Götter widerspiegelten.

  • Das lag im H.R.R. aber auch nur dadran das es ein solch heterogener Staat war.


    Die Juden wurden so weit ich weiß selbst aus Spanien nie vollständig vertrieben, auch wenn die spanische Inqusition ihnen fast alles nahm.


    Auch aus England verschwanden sie nicht ganz, dort litten sie ja ab dem 16. Jhr. fast garnicht mehr, also zumindestens im europähsichem Vergleich.

  • Zitat

    Original von Publius Aelius Hadrianus
    @Meridius. Jetzt müsstest du aber auch hinterfragen warum sie teilweise nicht vogelfrei waren. Das hing aber mit dem schnöden Mammon zusammen, da dem Christen lange Zeit ein Zinsverbot auferlag, wie dem islamischen Gläubigen heute noch.
    Später dann hatten viele Juden durch das frühere Zinsmonopol soviel Geld erwirtschaftet, daß sie als große Geldgeber für die Herrschenden immer noch unentbehrlich waren. Ansonsten waren sie rechtlos wie die Pogrome zeigten.


    Es war Karl der Große, der Juden extra in seinem Reich angesiedelt und diese mit Schutzbestimmungen hergebeten hat, weil Juden den Handel und die Geldwirtschaft ankurbeln sollten. Warum Juden? Nicht weil Zinsen nehmen mit Mammon verbunden war und eine Sünde darstellte. Im frühen Mittelalter waren die Klöster die Geldgeber und verdienten sich ein riesiges Vermögen. Die Juden wurden primär als Händler gewünscht, weil sie Verbindungen in alle Teile der Welt hatten (Folge der Diaspora), vielsprachig waren und egal wo sie hinkamen, immer auf die Unterstützung einer dortigen Judengemeinde zählen konnten. Sie hatten de facto eine Infrastruktur, egal wo sie auftauchten. Händler brauchen so was. Ein Franke, der zu dieser Zeit sein Stammesgebiet verlässt, ist hingegen ausserhalb des Stammesgebietes immer ein fremder und hat keine Unterstützung, faktisch ist er verloren.


    Im Laufe des Mittelalters treten dann mehrere Entwicklungen ein. Zum einen reformiert sich die Kirche und das Zinsnehmen und die Geldgeschäfte werden den Klöstern verboten, was sich auch auf alle Christen ausweitet, so dass Juden Bänker werden. Immer noch üben sie jedoch auch andere Berufe aus. Erst als die Zünfte in den Städten die Berufsausübung organisieren und die Juden ausschließen, werden ihnen im Prinzip auch diese Sparten weggenommen.


    Und jetz passiert das Unglück. Sie werden in die Sparte der Pfandleiher gedrängt und damit verhasst. Nicht weil sie als Banker Fürsten Geld verleihen, sondern weil sie als Pfandleiher mit der breiten Masse zu tun haben. Denn wer hat im Mittelalter von der Breiten Masse schon Geld? Keiner. Was macht man wenn man Geld braucht? Man bringt etwas zum Pfandleiher. Juden werden also de facto in den Pfandhandel gezwungen, üben diese Berufe aus, und werden in der Gesellschaft, der es notorisch an Bargeld mangelt zum Sündenbock.


    Die Schutzprivilegien der Kaiser existieren jedoch immer noch. Doch wie ich schon sagte: Der Kaiser ist im Mittelalter weit weg und die Schutzprivilegien werden wie Regalien verkauft. Sprich, ein Fürst übernimmt den Schutz gegen Bezahlung, Juden werden also zur Ware. Kommt es jetzt zu einem Pogrom, muss eigentlich der zuständige Schutzherr eingreifen. Tut er aber nicht immer, denn meist kann er gut rechnen. Entweder zahlen die Juden verdammt gut, oder aber der Pöbel, der in den Städten oft von den Zünften angestiftet wird zahlt mehr. Und die Juden werden verkauft.


    Weitere Pogrome treten im Zuge der Kreuzzüge (Ziehen wir gegen die Feinde Christi) oder nach Ritualmord, Hostienschändungen, Brunnenvergiftungsvorwürfen und im Zuge der Pest auf.


    Die Kirche (in Form der Päpste) tritt immer gegen die Vorwürfe ein, es gibt unzählige Bullen und auch Dekrete der Kaiser, welche die Juden von diesen Anschuldigungen freisprechen, aber: Rom ist weit weg, der Kaiser ist weit weg, der Volksglaube ist ein ganz anderer, Aberglaube ist stark verbreitet, die Theologen vor Ort sind ungebildet, die Fürsten schwach. Es gab Bischöfe, die angegriffen wurden, als sie sich schützend vor Juden stellten, und es gab Bischöfe, welche entgegen den Anweisungen aus Rom sich gegen Juden wandten.


    Eine Verfolgung von OBEN jedenfalls ist nicht nachzuweisen. Die Progrome gingen immer vom VOLK aus, und dort aufgrund von Ängsten, Unwissenheit, Vorurteilen, Anfeindungen, Habgier, Aberglaube.

  • Um auf Konstantin zurückzukommen. Er gaubte an den Sonnengott "sol invictus" nicht den "Herrengott" der Christen, weshalb in seiner Vision (, welche als Propaganda einzustufen ist,) ein Kreuz und eine Sonne vorkommen. Auch der Sonntag wurde 321 ihm zu Ehren als Feiertag eingeführt. Diesen Glauben behielt er im übrigen bei. Er übernahm lediglich die christlichen Kultformen für seine Form der Gottesanbetung des sol invictus und ließ sich erst auf dem Sterbebett taufen. Insofern war er kein christlicher sondern ein römischer Kaiser, der sich das Christentum zu Nutze machte um den Staat zu konsolidieren.

  • Zitat

    Original von Iunia Attica
    Um auf Konstantin zurückzukommen. Er gaubte an den Sonnengott "sol invictus" nicht den "Herrengott" der Christen, weshalb in seiner Vision (, welche als Propaganda einzustufen ist,) ein Kreuz und eine Sonne vorkommen. Auch der Sonntag wurde 321 ihm zu Ehren als Feiertag eingeführt. Diesen Glauben behielt er im übrigen bei. Er übernahm lediglich die christlichen Kultformen für seine Form der Gottesanbetung des sol invictus und ließ sich erst auf dem Sterbebett taufen. Insofern war er kein christlicher sondern ein römischer Kaiser, der sich das Christentum zu Nutze machte um den Staat zu konsolidieren.


    Na da währ ich vorsichtig, denn das Uhrchristentum war sehr Sonnenfixiert. Das Chrsitentum das wir heute kennen mit dem HERREN ist sehr vom fränkischem Lehnswesen beeinflusst.


    Zinsen waren aber bereits davor SEHR ungern gesehen. Aber Es gab christliche Zinsnehmer, man schaue auf die Medici und die Fugger.

  • Der Bezeichnung des Sonntags übernahmen die Römer die babylonischen Wochentagsbezeichnungen. also die (damals bekannten ) 7 Planeten. So ist der Sonntag dies solis. Tag der Sonne.


    Um 400 identifizierte man dies um als Tag des Jesus- Herr des Lichtes oder so ähnlich.


    Nach christlich/jüdischer Zähglung ist der Sonntag der 1. Tag der Woche und irgendwann nach dem 2. Weltkrieg wurde in Deutschland der 7 Tag draus. (Bin jetzt zu faul zum genauen nachschlagen)

  • Zitat

    Original von Maximus Decimus Meridius
    Die Juden wurden primär als Händler gewünscht, weil sie Verbindungen in alle Teile der Welt hatten (Folge der Diaspora), vielsprachig waren und egal wo sie hinkamen, immer auf die Unterstützung einer dortigen Judengemeinde zählen konnten. Sie hatten de facto eine Infrastruktur, egal wo sie auftauchten. Händler brauchen so was. Ein Franke, der zu dieser Zeit sein Stammesgebiet verlässt, ist hingegen ausserhalb des Stammesgebietes immer ein fremder und hat keine Unterstützung, faktisch ist er verloren.


    Interessanter Aspekt, den man ich aufgreifen darf und der mich irgendwie auch stört.
    Warum werden Juden generell immer in einen Topf geworfen, egal woher sie kommen, welche Sprache sie sprechen, welche Mentalität sie pflegen ?
    Ich meine, ist Judentum wirklich ein Volksstamm, den man einfach so zusammenwürfeln kann aus Juden aus allen Teilen der Welt ?
    So wie es deutsche oder meinetwegen, fränkische, hessische, spanische, italienische Christen gibt, so gibt es auch Juden unterschiedlicher Nationalität.
    Ein Jude hat doch mit einem Juden nicht automatisch mehr gemein, als mit einem Landsmann, nur weil er Jude ist ?
    Ein Deutscher, der jüdischen Glauben angehört, ist doch genauso Deutscher wie ein Deutscher, der christlichen oder islamischen Glauben angehört, und das meine ich jetzt unabhängig von irgendeiner geographischen, ethnischen Herkunft (Immigranten).

  • Zitat

    Original von Publius Aelius Hadrianus
    Das Zinsverbot für christen wurde erst im Zuge der Reformation aufgehoben.


    Das angehängte Dokument lässt eine ganz schöne Zeitspanne aus.
    Nämlich das Hoch- und Spätmittelalter. ;)

  • @Ioshua Hraluch


    Dabei solltest du aber bedenken das im Judentum Volk und Relgion untrennbar sind. Daher sind die Juden sowohl Religion als auch Volk. Aufgrund sehr hoher anpassungsfähigkeit passten sie sich dann den jeweiligen Kulturkreisen an in denen sie lebten. Was sie dann zu polnischen Juden, deutschen Juden und amerkanischen Juden machte (das sind jetzt nur Beispiele). Wenn man in das heutige Jerusalem schaut sieht man die entsprechenden Virtel sogar! Zu beginn gab es sogar Rassismus unter den einzelnen jüdischen Gruppen. Ebend dieser Sonderweg machte es den Juden so schwer in der Geschichte.


    Die Theroie mit dem Sonderweg gibts auch für die Deutschen übrigens. :D

  • @Constantius: Ich glaube, daß es mit ihrer religion zusammenhing und -hängt , daß sie es so schwer haben. Immerhin bezeichnet die Religionszugehörigkeit gleichzeitig die Volkszugehörigkeit was einmalig ist. Sprich: das auserwählte Volk ;)

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!