Valetudinarium - Krankenhaus

  • Bei der nächsten Übung lief es für Scato wesentlich besser, was Lurco extrem freute. Vielleicht hatte Scato Arme wie Brei, aber dafür hatte er Augen wie ein Luchs. Ganz so schlimm wie er sich sonst gerne darstellte war er also nicht. Dennoch würde Lurco bei seiner Entscheidung bleiben und Scato einen Glücksbringer beschaffen. Schaden konnte es nicht.


    Er wartete ab wann er an der Reihe war und hoffte er hatte ebenso Glück, nicht dass er etwas Winziges oder Abstraktes entziffern musste. Lurco nickte kaum merklich Scato zu.

  • Der Medicus nickte er erneut.
    "Soweit alles richtig. Jetzt du." Er sah zu Scatos Kollegen und holte eine zweite Tafel.



    X I X


    V IV V


    [SIZE=7]II[/SIZE]


  • Lurco starrte mit stählernem Blick auf die Tafel, als wäre diese ein persönlicher Feind den es niederzuringen galt. Und so fühlte er sich auch.


    "Erste Reihe - Zehn, eins, zehn.
    Zweite Reihe - fünf, vier, fünf.
    Dritte Reihe - zwei",
    antwortete er mit fester Stimme, als wären damit die Zahlen geschlagen worden und Feind besiegt.

  • Der Medicus war zufrieden.
    "Nun gut. Eine letzte Frage. Gibt es noch irgendwas an... besonderen Krankheiten, von denen ich wissen sollte?"
    Er spielte dabei natürlich auf die Krankheiten an, über die man in der Öffentlichkeit ungern redete. Und auf Malaria und solche Sachen. Das kam schon mal vor.

  • "Nein, keinerlei Erkrankungen Medicus. Ich erfreue mich bester Gesundheit", antwortete Lurco freundlich. Falls das schon der Aufnahmetest gewesen war bei dem Medicus, war er mehr als glücklich. Man stellte sich jeden Gang zum Medicus schlimmer vor, als er letztendlich war. Aber seine Erleichterung wollte er sich hier nicht anmerken lassen.


    Vermutlich folgte der eigentliche Test erst nach Feststellung der Gesundheit, dann würden sie durch zig Übungen gejagt. Aber das verschwieg Lurco, Scato sah im Moment zu glücklich aus.


  • Tauglichkeitsprüfung von Manius Purgitius Lurco und Sisenna Iunius Scato
    Alter: 20


    Vorerkrankungen: Keine


    Körperlicher Zustand: Gut


    Gehör: Gut


    Augen: Gut


    Sonstiges: -


    Medicus: Serranus



    Und wieder ein paar durch geschaufelt.
    "Dann wären wir auch schon fertig. Ab zurück zum Conducendi mit euch."

  • Scato war froh, dass er die Tauglichkeitsprüfung damit tatsächlich bestanden hatte. Das war eine große Hürde weniger. Verschwitzt, aber zufrieden nahm er die Tabula stellvertretend für sie beide entgegen. "Dankesehr und vale." Um Lurco hatte er sich dahingehend keinerlei Sorgen gemacht, der Mann wirkte nicht, als könne er je im Leben irgendeinen Test oder irgendeine Prüfung nicht schaffen.


    Draußen vor der Tür beäugte neugierig die Wachstafel, ehe er auch Lurco einen Blick darauf werfen ließ. "Schau mal, wir haben eine zusammen bekommen. Vielleicht heißt das, dass wir auch zusammen in eine Einheit gepackt werden. Oder er wollte einfach Material sparen. Und mein S ist wieder da! Das ist auf jeden Fall ein gutes Zeichen."


    Guter Dinge marschierte er voran ins Officium Counducendi.

  • Lurco erging es kaum anders als Scato. Er freute sich, dass sie den Medicus hinter sich gelassen hatten. "Von mir ebenfalls Danke und vale", verabschiedete er sich von dem Mann und folgte Scato, der ihre Tafel wie einen Siegeskranz trug.


    "Ja eine Tafel für uns beide, wenn das kein Zeichen ist. Ein guter Medicus, ohne viel Federlesen hast Du Dein S wieder angehangen bekommen", grinste Lurco und folgte seinem Kumpel zurück ins Officium Counducendi.


    "Zur Not bitten wir darum, in eine Einheit versetzt zu werden. Wir sind es schließlich auch gemeinsam angegangen. Aber ich denke, so wird es auch kommen. Warum sollten sie Kameraden trennen? Zusammenhalt ist doch in jeder Gruppe das Wichtigste. Und hier erst Recht", sagte Lurco.

  • << Exerzierplatz


    Scato führte Lurco zu einer Bank, wo er sich setzen sollte. "Schön hier warten, ja? Ich klopfe für dich. Entspann dich einfach, ich kläre das." Scato begluckte den Patienten regelrecht. Er hatte zwar auf dem Exerzierplatz ziemlich gemotzt, doch in seinem Inneren nagte das schlechte Gewissen. Er war schuld daran, dass sie nun hier waren und Lurco sah ziemlich blass aus. Er klopfte an der Tür und hoffte für Lurco, dass nicht gerade alles voller Notfälle war. Dann würde er ihm zur Überbrückung der Wartezeit ein Buch vorlesen.

  • Lurco nickte knapp und bereute die Aktion, da ihm davon kodderig wurde.


    "Ich laufe nicht weg, keine Sorge. Geht gleich wieder. Kann sein dass ich ein schlechter Verlierer bin, aber Du bist nicht besser. Das Du mir nicht noch die Ohren abgerissen hast ist alles. Aber gut, Schwamm drüber. Wir haben es wohl beide etwas übertrieben, die Pferde und der Spaß sind mit uns durchgegangen. Hast Du meinen Kopf mehrfach auf den Boden geschlagen? Er fühlt sich so an und ich glaube ich habe zwei oder drei Arschhaare von Dir im Mund", murmelte Lurco.

  • Scato drehte ihm das Gesicht zu, auf dem knapp über der Braue eine Beule wuchs. "Tut mir leid, Lurco. Ich habe es im Übermut voll übertrieben. Es hat einfach solchen Spaß gemacht, sich da zu kloppen. Falls es dich beruhigt, ich muss jetzt einen Monat lang Scheiße schippen und morgen den Rüstungsmarsch mit doppeltem Gewicht absolvieren. Maro hat gesagt, ich wäre eine verfluchte Seekuh und ein nutzloses Rindvieh. Der war RICHTIG sauer, oh Mann. Wenn er mich noch nicht gehasst hat, dann tut er es ab jetzt." Er klopfte weiter. "Die Arschhaare solltest du aber vielleicht ausspucken, ich weiß nicht, ob der Medicus deine Zunge sehen will."

  • "Na wunderbar, dass auch noch. Du musst Dich bei Maro wieder einkratzen! Übernimm eine Arbeit freiwillig, die ihn stolz machen wird. Ich werde Dir beim Scheiße Schaufeln helfen. Nicht dass ich dazu Lust hätte, aber das hat wohl niemand. Zudem sind wir Freunde und ich lass Dich nicht hängen. Und wir haben ja alle was von einer sauberen Latrine. Aber dafür habe ich was bei Dir gut.


    Überleg Dir eine gute Entschuldigung für unseren Centurio. Vielleicht kaufst Du ihm etwas Leckeres als Wiedergutmachung sagst, dass es Dir leid tut. Aber ich warne Dich, frag nicht nach Straferlass etc. und gibt ihm die Wiedergutmachung erst, wenn Du die erste Strafe bereits erledigt hast. Du willst schließlich bei den Cohortes und bei mir bleiben. Nichts wäre schlimmer als das Du rausfliegst!


    Denk an unsere Pläne, an unsere Taberna, an unseren Altersruhesitz. Mach das nicht kaputt Scato. Wenn Du Scheiße schaufelst und schleppst, denk daran und auch wenn Du Dich entschuldigst. Hast Du mal was zu trinken?", fragte Lurco.

  • "Ach, wer redet denn von Rausfliegen!" Scato versuchte sich in einem aufmunternden Schmunzeln. "Maro wollte mich doch nur häuten. Nein, im Ernst: Ich gebe mein Bestes, damit so was nicht noch mal vorkommt. Die CU ist mein Leben geworden, die Castra mein zu Hause und du bist mein Freund. Was auch immer noch auf uns zukommen wird, wir werden den Weg gemeinsam gehen." Er machte eine Geste, als sähe er vor sich eine Vision. "In einigen Jahren werden wir als alte, humpelnde und faltige Veteranen unsere eigene Taberna eröffnen. Wir tragen alles in uns, was dafür notwendig ist. Alles, was wir tun müssen, ist kontinuierlich einen Fuß vor den anderen zu setzen. Und dabei möglichst wenige Fehltritte zu machen."


    Scato setzte sich zu Lurco auf die Bank. Der Medicus würde ihn schon gehört haben. Vorsichtig knuffte er seinen Kumpel.


    "Meine Bestrafung ist gerechtfertigt und fair, ich habe sie mir selbst zuzuschreiben. Ich bin schließlich nicht diese vor lauter Selbstmitleid zerfließende Sklavin, die wir eingebuchtet haben, die erst Scheiße baute und dann allen die Ohren volljammerte. Sie kannte die die Regeln - und ich kenne sie auch. Ursache und Wirkung, eine Strafe trägt man mit Rückgrat! Und darum werde ich meine annehmen ohne zu lamentieren. Die einzigen Leute, die Grund zur Klage haben, sind du, dem ich mit meinem Übermut geschadet habe, und Maro, der einfach nur enttäuscht sein muss. Mal schauen, wie ich das wieder gut machen kann."


    Er stand auf, drückte Lurco die Schulter und ging ihm einen Becher Wasser holen.

  • Lurco wartete bis Scato mit dem Wasser zurückgekehrt war und nahm den Becher mit dankbarem Nicken entgegen.


    "Setz Dich wieder zu mir. Was Du gesagt hast, klingt sehr schön und ich hoffe es wird eines Tages in Erfüllung gehen. Bevor wir unseren Altersruhesitz genießen und unsere Taberna eröffnen, haben wir hier noch unsere Ausbildung abzuleisten. Und zwei Jahrzehnte Dienst haben wir auch noch vor der Brust, dafür machen wir das alles. Die möchte ich nicht verpassen. Möglicherweise rede ich später einmal anders, oder ich bin noch fester davon überzeugt die richtige Wahl getroffen zu haben. Aber um das herauszufinden ist durchhalten angesagt.


    Falls wir vorher schon an Geld kommen, können wir nebenbei eine Taberna eröffnen. Geld investieren um zusätzlich Geld einzunehmen. Damit müssen wir ja nicht bis ins hohe Alter waren. Wir wollten ja einen guten Sklaven hinter den Tresen stellen.


    Das Sklavenweib? Man wie kommst Du denn jetzt auf diese dusslige Gans? Wobei diese? Es gibt einige davon. Leben hier wie die Maden im Speck, bekommen Kleidung, ein Dach über dem Kopf, Schutz und was weiß ich noch alles und dann ist Rom der letzte Mist? Meine Güte, was machen die denn alle noch hier? Ich meine ganz in der Nähe ist der Tiber und rein mit Euch!
    Möchtest Du eines von den nutzloses Stücken durchfüttern? Die kennen alles, nur keine Dankbarkeit. Feige sind sie zudem, verstecken sich hinter ihrem Sklavenstand wie hinter einem Wall. Denen fehlt eine ordentliche Tracht Prügel, ansonsten wird der Sklavenstand sehr bald wieder zum Sklavenaufstand, wenn man solchen Subjekten nicht ihren Stand verdeutlichen darf.


    Wer darf sie nur bestrafen, Ihr Herr? Und wenn er es versäumt? Müssen sich gute, ehrliche Bürger Roms von Sklaven die sich wie Narren aufführen auf der Nase herumtanzen lassen? Haben diese Narrenfreiheit, ich bin ein Ding, niemand darf mich beschädigen?


    Damit hätten diese Sklavenluder ja durch ihre Sklaverei mehr Freiheit als jeder freie Bürger Roms!Das darf es nicht geben Scato.


    Soweit mir bekannt ist, sind Sklaven keine Tiere, sondern Gegenstände. Stell Dir vor Dein Wasserkrug würde Dich dafür anranzen, dass er für Dich Wasser transportieren soll. Und dann, weil Du ihn nicht "bestrafen" kannst, er ist ja ach so schön bemalt - fängt er auch noch an die Nachbarschaft zu terrorisieren.


    Klingt witzig oder?


    Ist aber nichts anderes als was diese beiden Vogelscheuchen sich da geleistet haben. Ein Unglück kommt bekanntlich selten allein und wenn es noch auf Weiberfüßen daher trampelt mit schwingenden Wabbelärschen, ist der Tag eh gelaufen.


    Es fehlt Rom in diesen Tagen Eindeutig an Zucht und Ordnung, der Arm des Gesetzes muss härter durchgreifen und die Herren dazu anhalten, Sklaven wie Sklaven zu behandeln und nicht wie werte und geliebte Haustiere. Sie sind es nicht!


    Und jetzt Schluss mit dem Thema, ich will nichts mehr von den blöden Weibern hören Scato, sonst bekomme ich zu den Kopfschmerzen noch Dünnschiss!


    Reden wir lieber über unsere Taberna und was wir dort so verkaufen. Also eine normale Taberna mit Wein, lecker Essen und guten Gesprächen oder eine Taberna medica? Oder eine Kombination aus beiden? Dazu unsere Zimmer wo wir wohnen. Das stelle ich mir gemütlich vor. Ich dachte wir schaffen uns einen ausgedienten Löwen als Haustier an, so als Markenzeichen", erzählte Lurco und knuffte Scato freundschaftlich.

  • Scato musste grinsen, als Lurco sich dermaßen ausschweifend über die beiden Sklavinnen ausließ. Er musste sich noch mehr über sie geärgert haben als Scato und der war schon gewaltig auf Prass gewesen. Ein wenig fühlte er sich ja geschmeichelt, dass Lurco ihre Zukunftspläne dermaßen ernst nahm, so besorgt um ihn war, während er selbst verletzt auf den Medicus wartete und sich dermaßen für ihn ärgerte. Geträumt und fantasiert wurde in trunkener Runde ja viel, doch Scato war es genau so ernst.


    "Dafür, dass du eben noch bewusstlos warst, funktioniert dein Mundwerk wieder ganz gut. Du hast Recht, vergessen wir diese Puten, in unserer Taberna oder auch Taberna Medica wird es keine Weiber geben, stattdessen den kleinen Griechen oder einen vergleichbaren guten Mann. Aber über den Löwen ist noch nicht das letzte Wort gesprochen!"


    Froh darüber, dass sie sich wieder versöhnt hatten und dass es Lurco offenbar recht gut ging, starrte er auf die Tür, aus der hoffentlich bald die Stimme des Medicus schallen würde, um sie hineinzubitten.

  • Lurco kippte sich den Rest des Wassers ins Gesicht und wischte es langsam mit der Hand ab. Es ging ihm schon besser, nur das Gesprächsthema war nicht gerade erbaulich gewesen. Wie kam Scato ausgerechnet jetzt auf die Weiber mit Sprung in der Schüssel? Es war gleich, er selbst wollte nichts mehr davon hören, dann sollte er auch nicht mehr an diese Schauergestalten denken.


    Lurco stand auf und blieb einen Moment stehen. Es ging wieder, er hatte sich von dem Würgegriff und dem Aufschlag erholt. Er hatte schon anderes weggesteckt, aber der Angriff von Scato war hinterrücks gewesen und irgendwie waren sie beide schuld. Er könnte seinem Kumpel nicht mehr böse sein, vor allem da sie sich versöhnt und er ihn in den Arsch getreten hatte.


    Er knuffte Scato vor die Schulter und machte sich auf zurück zum Exerzierplatz, ehe der Medicus tatsächlich noch die Tür öffnete und es ihm nach der Untersuchung schlechter ging als vorher. So schlecht ging es ihm nicht mehr, er wollte dem Medicus und sich die Behandlung ersparen.


    "Komm wir gehen zurück", sagte er, während er schon ein gutes Stück losgelaufen war.

  • Scato sah seinem Kumpel erstaunt nach. Lurco wirkte etwas angefressen nach diesem Gesprächsthema. Die Wut verlieh ihm offenbar neue Kräfte - er erhob sich und marschierte davon. "Jetzt warte doch mal", rief Scato und rannte ihm hinterher.


    Exerzierplatz >>

  • [Blockierte Grafik: https://www.minpic.de/t/a90a/cxkenRamnus


    << [Prügelei] Ramnus vs Tarpa


    Ramnus wurde von zwei Kameraden mehr schlecht als Recht ins Valetudinarium geschliffen. Da er nicht sitzen konnte, legten sie ihn auf eine Wartebank, die sich unter seinem Gewicht beträchtlich bog. Dann verschwanden sie wieder - keiner wollte verpassen, wie Tarpas Anschiss für diese Prügelei verlaufen würde. Stöhnend blieb Ramnus allein zurück und wartete darauf, dass ihn jemand verarzten würde.

  • << [Subura] Ganymed - Lupanar


    Scato folgte dem Befehl von Optio Furius Cerretanus, indem er die verletzten Milites ins Valetudinarium begleitete. Er sortierte sie schon einmal eigenmächtig vor. Wer unverhältnismäßig blass und still war, kam nach vorn in die Wartereihe, auch wenn nicht jeder mit seiner Einschätzung einverstanden war. Es kam zum Streit, weil jemand sich für hilfsbedürftiger hielt als den Vordermann. Als er Scato auch noch anbrüllte, wollte dieser ihn zur Strafe nach ganz hinten packen. Um ein Haar wäre das in einer Schlägerei geendet, bis ein vorbeikommender Capsarius schlichtete und die Milites dann tatsächlich so sortierte, wie Scato es sich überlegt hatte. Am schlimmsten hatte es ihren griechenhassenden Schluckspecht Stilo erwischt. Äußerlich schien er unverletzt, aber er blickte drein, als würde er gleich umfallen und wirkte geistesabwesend. So ließ Scato ihn auf einer Bank liegen, damit er nicht stürzte. Asper, der ohne Verletzungen davongekommen war, organisierte ihm und den anderen etwas zu trinken, nachdem Scato mit dem Capsarius Rücksprache dazu gehalten hatte.


    Sogar Ramnus kam aus einem der Zimmer gestapft, der immer noch furchtbar zerbeult aussah und tiefe Augenringe hatte. Misstrauisch schaute er sich um, aber als er Tarpa nicht entdeckte, war er beruhigt.


    "Darfst du hier rumspazieren?", lautete Scatos wenig herzliche Begrüßung, da er gerade eine Brandwunde beäugte. Seine Absicht war, sich im Kopf die korrekte Behandlung zu überlegen, um sie später mit der tatsächlich stattgefundenen abzugleichen.


    "Nö, ich soll liegen", antwortete Ramnus. "Ich hab die ersten Nächte durchgekotzt."


    "Schwindelgefühl?", riet Scato.


    "Ja, klar. Gehirnerschütterung."


    "Erzähl mal, was die gesagt haben. Warum bist du noch hier? Du weißt, warum mich das interessiert, also lass dir nicht jedes Wort aus der Nase ziehen. Wer rumläuft, kann auch reden."


    "Weil ich schief laufe, wenn sie mich über einen Strich balancieren lassen und manchmal doppelt sehe. So kann man mich nicht mit dem Gladius hantieren lassen. Das wird wieder, dauert aber seine Zeit. Das ist nur Tarpas Schuld."


    Scato schwieg dazu, prägte sich aber alles ein. "Und was wird unternommen?"


    "Am Anfang kühlen, dann schlafen, schlafen und noch mehr schlafen. Kann sich noch einen Monat hinziehen. Wenn es blöd kommt, noch länger." Ramnus zuckte mit den Schultern. "Ihr seht ganz schon Scheiße aus", stellte er dann fest. "Was war denn los?"


    "Großbrand im Lupanar Ganymed. Wir sehen ganz gut aus im Vergleich zu den Vigiles. Deren Tribun ist in die Flammen gegangen, um Menschenleben zu retten, danach war er fertig. Lurco war kein Stück besser, zwei Mal ist er da rein, um Lupos rauszuziehen!" Besorgt schaute Scato sich nach Lurco um. Hoffentlich war der klug genug gewesen, ihn ins Valetudinarium zu begleiten, sonst würde Scato ihn dann noch aus der Stube hierher prügeln. "Am schlimmsten erwischt hat es freilich die Lupos. Einige haben es nicht geschafft, bei anderen steht es auf Kippe. War kein schöner Anblick. Und sie dann so verletzt ohne Dach über dem Kopf zurückzulassen ... ich weiß nicht, ob der Staat in so einem Fall einspringt. Sollte nicht meine Sorge sein, aber irgendwie ist es das doch."


    Ramnus legte ihm kurz die Pranke auf die Schulter. "Da kann man nichts machen, ihr habt getan, was ihr tun konntet. Wo ist Tarpa, der Hund?"


    "Im Carcer."


    Ramnus grinste breit. "Ernsthaft?"


    "Jap, dort verfault er jetzt und kann über seine Untaten nachdenken, so wie du es hoffentlich auch tust. Ich werde dann mal nach ihm sehen. Soll ich was ausrichten?"


    "Sag ihm, dass er ein mieses Aas ist."


    "Noch was?"


    "Nö."


    Die Einstellung wollte Scato nicht gefallen. "Ihr könnt doch nicht ewig aufeinander böse sein. Ihr wohnt in der selben Stube, wie soll das in Zukunft werden? Wie stellst du dir das vor? Wir sind alle Teil eines Contuberniums, einer Centurie und einer Kohorte. Wir müssen uns aufeinander verlassen können."


    "Der hat angefangen. Bevor der sich nicht entschuldigt, will ich nichts von ihm wissen. Das heißt ja nicht, dass ich im Dienst deswegen Mist baue. Aber niemand kann mich zwingen, privat so was einfach hinzunehmen."


    Scato ließ erschöpft die Schultern hängen. In Anbetracht dessen, was er gerade erlebt hatte, mutete der Streit der beiden kleinlich an. "Ich werde dann mal mit ihm reden."


    Er kümmerte sich weiter um die Verwundeten.

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