• Mein Blick erfasste wieder Iulia. Ich hörte ihr zu und versuchte mir, ihre Erklärung bildhaft vorzustellen.


    „Hm, zwar weiß ich nicht, in welcher Form deine Begleitung ist, aber für mich klingt es erst einmal nicht viel anders als meine. Ich verlasse nie ohne meinen Leibsklaven, oft sogar einen weiteren, die Villen. Selbstverständlich auch nur zur normalen Tageszeit. Mein Sklave ist groß, stark und durchaus Furcht einflösend. Er ist Germane.“ Ich lächelte. Wer Assindius einmal erlebt hatte, vergaß ihn wohl nie wieder.


    „Ich bin mir nur nicht sicher, ob diese Vorsorge in deinem Fall reicht.“

  • Iulia versuchte sich anhand von Deandras Beschreibung ihren Sklaven vorzustellen, die beidenwaren zusammen sicher eine auffällige Erscheinung. Der große kräfigt gebaute Sklave und die ein Stück kleinere zierlichere Patrizierin.


    "Die Maßnahmen die man ergreifen kann sind begrenzt und unterscheiden sich daher nicht allzu sehr. Meine Begleitung im normalen Alltag besteht aus vier bewaffneten Männern, einer allein ließe sich vielleicht doch zu leicht überwältigen. Dazu dann der Versuch nie zu bestimmten Zeiten, routinemäßig das Haus zu verlassen. Vieles dient sicher auch nur dazu sich selbst zu beruhigen oder um einen Teil der potentiellen Täter abzuschrecken. Wer weiß ob es reicht wenn es wirklich jemand darauf anlegt."

  • Meridius schmunzelte.


    "Allzuoft bist Du aus der Regia auch noch nicht rausgekommen. Das muss man dabei vielleicht erwähnen. Und wenn, dann nur am Tag. Mogontiacum ist zudem eine Garnisonsstadt, zum Stadtbild gehören Soldaten einfach dazu, man trifft sie im Grunde überall an, und wenn Iulia dann..."


    Er blickte wieder zu Deandra


    "... in Begleitung einer Ordonanz unterwegs ist, besteht im Grunde keine Gefahr. Nachts hat sie im Grunde keine Veranlassung die Regia zu verlassen, und wenn wir zu zweit irgendwo hin gehen, oder die Stadt einmal verlassen, dann sind die entsprechenden Wachmannschaften dabei.


    Ja, die Zeiten des gemütlichen Ausgehens oder Ausreitens sind weitgehend vorbei. Ich kann es mir bei der Truppe hin und wieder mal erlauben, auf eigene Faust was zu machen, doch auch dort begleitet mich mindestetens eine Turma regelmäßig. Das liegt nicht immer in meinem Interesse, doch es gehört zu meinem Beruf. Rom hätte kein Verständnis dafür, wenn ich mich in Gefahr brächte, nur weil ich Lust auf einen einsamen Spaziergang im Wald hätte. Man mag sich gar nicht vorstellen, was passieren könnte."

  • "So da wären wir"


    Iulia sah Carius an und versuchte aus seinem Gesichtsausdruck zu schließen, welchen Eindruck er vom Triclinum hatte. Vielleicht würde er auf grunddessen noch etwas zum Mosaik sagen oder einen Vorschlag machen.


    "Soll ich nach jemandem schicken, der die Möbel bei Seite stellt oder kannst du auch so Maß nehmen?"

  • Meridius betrat das triclinium und überzeugte sich davon, dass alles soweit vorbereitet war, wie er es sich vorstellte. Schon auf den ersten Blick erkannte er, dass alles gut aussah. Klinen und Korbstühle waren in ausreichender Zahl vorhanden, auf der mensa standen schon die wichtigsten Dinge, der Serviersklave ging auf und ab, und bestätigte nach einer Rückfrage, dass in der Küche alles bereit stand.


    "Sehr gut."


    sprach Meridius, und kontrollierte dann den Wein, der auf einem extra Tischchen bereitgestellt worden war. Es war guter Hispanischer Wein, vom eigenen Weingut, erst im letzten Herbst gepresst, und die letzte Ernte war gut ausgefallen.


    Im Grunde fehlten jetzt nur noch die beiden Gäste, Iulia und sein Sohn und das ganze konnte losgehen. Allerindings war es noch ein Stückchen hin. Die beiden Duumviri würden erst in einer halben Stunde erscheinen.

  • Von Meridius geführt kamen sie in dem Triclinium an und er sah sich kurz verstohlen um. Er wurde alt, hatte er das Gefühl, weil er sich nicht mehr sicher war, ob er bei der Hochzeit hier drinnen gewesen war. Schweigend und abwartend folgte er dem Legaten um die Anwesenden dann zu begrüßen.

  • Iulia war inzwischen auch schon ins Triclinium gekommen und hatte dort auf das Eintreffen der Gäste gewartet. Valentin Duccius Germanicus hatte sie zwar schon zu vielen Anlässen getroffen, konnte sich aber nicht daran erinnern sich je wirklich mit ihm unterhalten zu haben. Mal sehen was der heutige Abend in dieser Hinsicht bringen würde. Den jungen Mann der ihn begleitete hatte sie ihrer Meinung nach noch nicht gesehen. Aber konnte sie das bei den vielen Leuten die sie in letzter Zeit hier in Germanien getroffen hatte wirklich so genau sagen? Er musste jedenfalls der andere Duumvir sein. Trotzdem ging sie als erstes auf Germanicus zu.


    "Salve Valentin Duccius Germanicus"

  • Auch ich folgte stumm dem LAPP und harrte der Dinge die da kamen. Und sie schienen hübsch zu kommen. Die junge Frau, die uns entgegentrat und meinen Vater da begrüßte sah auf jeden Fall nicht übel aus und ich lächelte sie frendlich an.

  • Er neigte seinen Oberkörper leicht nach vorne, die rechte Hand locker auf der Brust liegend. "Iulia Severa, ich grüße Dich. Es ist schön Dich einmal wieder zu sehen." Er lächelte die Frau des LAPPs freundlich an. "Gestatte mir Dir meinen Kollegen und Sohn Sextus Duccius Parfur vorzustellen."

  • Iulia war also zumindest schon einmal da. Fehlten nur noch die anderen im Hause, Maximian, vielleicht noch Mattiacus, Corbulo, Maior natürlich. Mal sehen, wer noch alles hinzustoßen würde. Ein angenehmes politisches Essen im Kreis der Familie war immer wieder interessant, weil es das Nützliche mit dem Angenehmen verband und der Gesprächsfluss immer locker blieb. Meistens zumindest. Mit Schaudern dachte er an Senator Germanicus Avarus.


    "Haben die anderen gesagt, wann sie kommen?"


    wandte er sich an seine besser Hälfte, als jene die Gäste begrüßt hatte.

  • "Dann nehmen wir einfach schon einmal Platz und fangen an."


    sprach nun Meridius und wies die beiden Gäste an, Platz zu nehmen. Der Ehrenplatz gebürte im Falle des heutigen Abends natürlich dem älteren der beiden Duccier.


    "Was darf ich zum Trinken servieren lassen? Ich hätte eine Menge unterschiedlicher Weine, ich würde einen guten Falerner vorschlagen, wenn es auf Zustimmung trifft."


    Er hoffte inständig, dass die beiden romanisierten Germanen mit römischem Bürgerrecht diesem Vorschlag zustimmten, Honigwein schmeckte gegenüber guten Tropfen eher nur schal, oder besser gesagt zu süßlich, er hatte bisher nie verstanden, wie Männer dieses Frauengetränk lieben konnten. Und um Bier machte er grundsätzlich einen weiten Bogen, schließlich sollte es erst mehr als 1000 Jahre später ein Reinheitsgebot geben. Bier, und das war fast schon erschreckend, wurde bis dato mit allem möglichen Kraut und Unkraut gebraut und war geschmacklich oft eine negative Überraschung.

  • Honigwein wäre ihm natürlich lieber gewesen, denn je nach Zubereitungsart gab es da durchaus auch die herbe Sorte. Es kam immer darauf an, was man noch mit reinmischte und in was man diesen anmachte. Bier durfte man aber auch wirklich nur trinken, wenn man wusste wer es braute und wie es gebraut wurde, auch wenn ein richtig gutes Wodelsbier das Beste überhaupt war und wen interessierte bei der Wirkung schon das Reinheitsgebot. Aber geschmacklich negative Überraschungen gab es leider auch all zu oft beim Wein. Der schmeckte dann entweder nach nichts oder nach Essig, wobei er auch schon andere unangenehme Überraschungen erlebt hatte. Jedoch war er höflich und verständig genug um zu nicken. "Falerner wäre eine gute Wahl, ja. Für mich gerne."

  • "Sehr schön."


    Meridius schmunzelte und begab sich dann in Richtung der Klinen.


    "Ich habe meinen Cellarius angewiesen die besten Tropfen herbeizuschaffen. Es gibt einige erlesene Sorten, die auch Kaiser Augustus seinerzeits beschwor. Italia hat eine lange Weinbautradition und auch aus Hispania kommen sehr gute Weine."


    Sie ließen sich nieder.


    "Mit den Essgewohnheiten hier in Germanien konnte ich mich bisher noch nicht wirklich auseinandersetzen. Wenn nur die Hälfte von dem stimmt, was Tacitus und Plinius schreiben, dürfte es ein Abenteuer werden..."


    In der Tat hatte er Tacitus und Plinius erst in den vergangenen Wochen gelesen. Ein Vorzug, den die Nachwelt nicht haben sollte, denn die Schriften des Plinius sollten tatsächlich verloren gehen und nur im Werk des Tacitus erhalten bleiben.

  • Ich nickte zu den Worten meines Vaters. Ich hatte nicht im geringsten etwas gegen Weine, auch wenn mir Bier und Met auch sehr gut schmeckte.
    Ich lies mich auf den für mich bestimmten Platz nieder und verzog leicht das Gesicht, als Meridius auf die Essgewohnheiten zu sprechen kam. Doch ich versuchte es durch einen leicht abgewandten Kopf zu verbergen. Mit den Essgewohnheiten hatte ich mich den ganzen Nachmittag beschäftigt und fand, dass die der Römer auch nicht die allerbeste war, wenn man es von einem anderen Standpunkt betrachtete. Außerdem hatte ich mir von den ganzen Regeln und Rechten und Pflichten vielleicht mal die Hälfte merken können.
    Ich hoffte dass das reichte.

  • Zitat

    Original von Maximus Decimus Meridius
    "Mit den Essgewohnheiten hier in Germanien konnte ich mich bisher noch nicht wirklich auseinandersetzen. Wenn nur die Hälfte von dem stimmt, was Tacitus und Plinius schreiben, dürfte es ein Abenteuer werden..."


    Er wackelte leicht mit dem Kopf und lächelte. "Es kommt darauf an, worauf man sich einlassen möchte. Reingermanische Kost oder die Mischkost. Ich bevorzuge mittlerweile Letzteres, was aber wohl auch an unserer Köchin liegt, die einfach eine Zauberhand zu haben scheint, wenn es ums Essen geht."
    Er dachte an früher. "Allerdings ist es richtig, das diverse Gewürze zum Beispiel nicht so bekannt sind auf der anderen Seite des Limes. Auch werden dort manche Sachen reingemischt, die der römische Magen nicht so gewohnt ist und die Zunge erst recht nicht. Aber wenn man nichts anderes gewohnt ist, kann es durchaus sehr lecker sein," schmunzelte er.

  • Der Statthalter hörte aufmerksam zu und nickte.


    "Man darf auch nicht ungerecht sein. Die römische Küche unterliegt schon seit Jahrhunderten einer Vielzahl an Einflüssen aus dem gesamten Mittelmeerraum und dem Orient. Alleine die Zutaten geben schon eine Menge her, und zudem darf man nicht vergessen, dass es auch im Imperium eine einfache Nahrung gibt, die der armen Leute."


    Er unterbrach sich selbst.


    "Ich habe mir die Unterlagen in der Regia angesehen. Die Ernten bei den Germanen fallen sehr häufig nicht sehr üppig aus. Den Wald zu roden ist nicht einfach, die fruchtbaren Böden sind knapp, die Strecken sind weit, Städte existieren nicht, der Handel kann die notwendigen Bedürfnisse oft nicht decken. Verständlich, dass Kimbern und Teutonen schon vor vielen Jahren auf der Suche nach neuem Ackerland waren..."

  • Er schmunzelte und war doch auch etwas erstaunt, dass der Legat neuerdings über dieses Wissen verfügte. Doch war es ein positives Erstaunen. "Ja, durchaus. Wobei es Gerüchte gibt, es hätte noch weitere Gründe gegeben, weshalb sie damals gen Süden zogen. Doch entgegen aller Unkenrufe, die man heutzutage nur zu gerne noch hier und da hört, waren sie wirklich nur auf der Suche nach Land um zu überleben." Dann zuckte er leicht mit den Schultern. "Der technische Standard ist in Magna natürlich bei Weitem nicht so hoch wie im Imperium, doch seien wir einmal ehrlich, wäre aus Rom nicht eine Expansionsmacht geworden, wie weit wäre er dann dort?" Er lächelte leicht um zu zeigen, dass er dies nicht zu einem Streitthema machen wollte heute. "Man lebt in Magna eher abgeschieden, auf seinem Gehöft, in seinem Dorf, vielleicht noch in der Gaue. Handel als solches, ist bei Weitem nicht so bekannt wie hier oder andernorts. Spezialisierungen von Handwerkern und so auch nur in viel geringerem Maße. Das Meiste wird in Heimarbeit selber gemacht."

  • "Nunja, aber wir wollen nicht über Germanien reden. Dazu ist ein anderesmal vielleicht der bessere Zeitpunkt."


    sprach Meridius dann und lächelte. In der Zwischenzeit waren die beiden Sklaven eingetreten und hatten den Wein aufgetragen. Danach folgten die Platten mit den ersten Speisen, welche allesamt auf der Mensa plaziert wurden, so dass die liegenden Teilnehmer dieses Treffens, sich auf dieser bedienen konnten.


    "Reden wir lieber über Mogontiacum. Und über Dich möchte ich auch noch einiges mehr kennenlernen..."


    sagte er in Richtung des Jüngeren.


    "Greift bitte zu!"


    Sim-Off:

    WISIM

  • Das Zugreifen ließ er sich nicht zwei Mal sagen, wartete aber höflich, bis jemand der gastgebenden Partei entsprechendes zuerst tat, ehe auch er sich etwas nahm. Dann wartete er geduldig, während er dem Gespräch lauschte, das nun zwischen Meridius und seinem Sohn stattfand, bis er gegebenfalls was einzuwerfen hatte oder Fragen gestellt bekam.

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