Cubiculum | Ein Gästezimmer

  • Während ich meinem Sklaven hinterher blickte und bereits im langsam arbeitenden Geiste die Botschaft formulierte, drangen auch die Worte des Apollonius zu mir durch.


    „Nein, ich darf es auf keinen Fall verschieben“, murmelte ich. Wer wusste schon, wann mich die nächste Schwäche ereilen würde … ?


    Ungläubig hingegen weiteten sich meine Augen, als die Sprache auf die Untersuchung kam. Natürlich! Wer krank war, wurde untersucht. Oje, wie aber sollte ich mich entscheiden? Mutter? Vater? Nicht einmal Corvinus war hier, um mir mit Rat zur Seite zu stehen. Glücklicherweise überreichte mir soeben Assindius das Schreibzeug. Ein winziges Lächeln, mehr an Kraft war nicht drin, erschien als Dank für seine Schnelligkeit.


    „Wenn ich dich nicht hätte …“, flüsterte ich.
    Sodann kamen mir die Vorschläge des Medicus wieder in den Sinn und ich schwenkte den Blick zu ihm.


    „Wenn du für mich diesen Brief verfassen würdest, werter Apollonius, bin ich im Anschluss daran deine folgsame Patientin“, bat ich mit flehender Miene. „Die Nachricht besteht nur aus einem Satz und sie soll an meinen Vater in Mantua/Italia gerichtet sein. Mein Sklave könnte den Brief sodann zum Cursus Publicus bringen und du mich währenddessen untersuchen.“

  • Wie immer leicht zerstreut wirkend nickte Apollonius langsam. Wieder einmal war er von der typischen Hilflosigkeit ergriffen, wenn es um Frauen ging, besonders junge Frauen. Schließlich war er Wundarzt und Chirurg, nicht ein Frauenarzt. Dafür waren seiner Meinung sowieso Frauen zuständig, die sich mit den Leiden der Frauen und besonders ihrer Psyche besser auskannten. Aber Apollonius folgte einfach einem inneren Impuls. Lieber den Frauen recht geben, dann sind sie immer besänftigt oder milde gestimmt. Somit nickte er ein zweites Mal und nahm das Schreibzeug entgegen. „Also gut, was soll ich schreiben, junge Dame?“ Apollonius sah sie mit einem milden Gesichtsausdruck an und wartete darauf, dass Deandra ihm den Satz diktierte.

  • Erleichtert atmete ich auf, merkte aber zugleich, wie schwer mir das Nachdenken und Sprechen fiel. Ein Lächeln – ob es wohl als solches zu erkennen war? – sollte meine Dankbarkeit zeigen. Ich holte tief Luft, zumindest versuchte ich es.


    „Assindius, bring den Brief anschließend sofort zum Cursus Publicus. Gib ihn als Eilbrief auf und bezahle mit unserer Wertkarte. Frag dich halt irgendwie durch.“


    Sodann schaute ich zu Apollonius.


    „Der Brief soll also an meinen Vater Marcus Aurelius Antoninus gerichtet sein und in unsere Villa in Mantua zugestellt werden“, sagte ich leise, eine Spur von Traurigkeit lag in der Stimme. Dass selbst ein Satz so fiel Mühe machen würde, hätte ich nicht gedacht, aber es war der schwerste, den ich je zu formulieren hatte. Ich senke den Blick, als ich fortfuhr.


    „Mein Vater, wenn du mich liebst, dann lass mich bitte gehen. Dennoch auf ewig, deine Tochter Deandra.“


    Warum fühlte ich mich jetzt bloß noch miserabler als zuvor? Waren es die Tränen, die ich nicht zurückhalten konnte? War die Kraft nun doch verbraucht? Ich rollte mich auf die Seite und starrte ein Loch in die Wand, während Träne um Träne auf das Kissen rollte.

  • Wie es der Medicus verlangt hatte, hatte sich Meridius mit Iulia vor das Zimmer begeben und stand nun mit ihr in dem Gang Richtung Atrium. Mit einem besorgten Ausdruck blickte er zu seiner Gattin, sprach aber nichts. Viele Worte musste man in dieser Situation sowieso nicht wechseln. Er hoffte inständig, dass es keine allzu ernste Gelegenheit sein würde. Einen Gast, und dazu noch Aurelia in seiner Regia in der Nähe des Todes ... Es war ein beunruhigender Gedanke. Nicht auszudenken...


    "Apollonius ist ein guter Arzt."


    sprach er letztlich in Richtung seiner Frau um diese zu beruhigen. Wenn er ehrlich war sprach er diese Sätze aber ebensosehr auch um sich selbst Hoffnung zuzusprechen.

  • Die Schreibfeder in der Hand haltend, wartete Apollonius ab, bis Deandra ihrem Sklaven die Anweisungen gegeben hatte. Sorgfältig notierte Apollonius den Empfänger des Briefes. Bei dem Satz, den er sogleich mitschrieb, zögerte er am Schluss jedoch kurz, ehe er auch das letzte Wort nieder schrieb, Deandras Namen. Stumm sah Apollonius auf den Satz herunter und hatte nur eine Erklärung. Es war ein Abschied an ihren Vater. Frauen, dachte er innerlich. Immer ein Hang zum Drama. Zwar konnte er nicht sagen, woran sie denn jetzt genau erkrankt war, schließlich hatte er sie noch nicht untersucht. Aber Todesangst brauchte die junge Frau nicht zu verspüren. Innerlich seufzte Apollonius und wünschte sich wieder eine Frauenärztin herbei. Schließlich hatte er in den letzten Jahren nur Gladiatoren versorgt. Apollonius nickte und lächelte ganz vage. Dann stand er auf und trat auf den Sklaven zu. Er reichte ihm den Brief und raunte leise. „Schick ihn besser noch nicht ab, sonst macht sich der arme Vater nur unnötig Sorgen um seine Tochter.“



    Apollonius ging wieder zum Bett zurück und nahm wieder Platz. „Und seid ihr zu einer Entscheidung gekommen? Die Untersuchung durch eine Sklavin oder durch mich?“

  • Ich wartete noch, bis sich mein Sklave mit dem Brief auf den Weg gemacht hatte, dann wandte ich mich wieder dem Medicus zu.


    "Ich hatte ja zugesagt, deine folgsame Patientin zu sein. Du kannst mich also untersuchen, allerdings bin ich es nicht gewohnt, mich selbständig zu entkleiden", fügte ich sicherheitshalber an. Dafür hatte ich immer Sklaven. 'Hoffentlich muss es auch nicht allzu weit sein.'

  • Raeticus stand da und beobachtete das Ganze eher skeptisch, war der Medicus nicht eigentlich geholt worden um der Frau zu helfen? Und nun schrieb er Briefe? Er sah über Apollonius' Schulter und guckte was der da überhaupt schrieb, bestimmt nur die Kosten seiner Untersuchung. :P

  • Einerseits erleichterte Apollonius die Entscheidung seiner Patientin, auf der anderen Seite war ihm mindestens genauso unbehaglich. Apollonius war es nun mal gewöhnt Männer zu behandeln. Als er sich leicht umwandte bemerkte er erst den Iulianer in seinem Rücken. Sonst waren alle aus dem Raum verschwunden. Apollonius musterte ihn und übte sich wieder in der Kunst der Logik. Also, er hatte dessen Name vergessen? Aber er war sein Schüler. Dann muss es in Hispania gewesen sein. Waren da nicht zwei aus der Legion gewesen? Apollonius winkte ihn näher zu treten. Wenn der junge Mann schon hier war, konnte er ihm gleich noch etwas erzählen. Zuerst nickte Apollonius jedoch Deandra freundlich zu. Dabei verwunderte ihn die Tatsache, dass so eine doch erwachsene junge Frau sich nicht alleine ausziehen konnte. Aber der gute Apollonius war ja auch nicht mit den Tücken der römischen Damenmode vertraut.


    Es musste ein Geistesblitz der Musen gewesen sein, doch Apollonius war dem sehr dankbar. Ein Iulier! Natürlich. Zwei Iulier, eine Decima (Valeria) und ein Matinier. Apollonius lächelte vage. „Iulius, wie ich schon im Cursus erläutert habe, gibt es eine bestimmte Rangehensweise für die Erstellung der Prognose. Beginnen wir mit der Beobachtung und Befragung des Patienten. Doch vorweg gesagt, möchte ich Euch noch etwas Theorie mitgeben, die ich im Cursus, mangelnder Zeit wegen, nicht erwähnt habe. Frau und Mann sind sehr unterschiedlich!“ Apollonius nickte bekräftigend bei dieser angeblichen Binsenweisheit. „Das erscheint schon auf den ersten Blick offensichtlich. Aber es ist tiefgründiger als meine Aussage im ersten Moment erscheint. Die für uns sehr wichtigen Unterschiede liegen nämlich in der Säfteverteilung. Frauen haben ein anderes natürliches und harmonisches Mischungsverhältnis als Männer. Frauen sind mehr kalt und feucht und Männer mehr warm und trocken. In der Untersuchung und der anschließenden Prognose ist das von entscheidender Bedeutung. Denn wenn die Frau eher das Kalte bevorzugt, hat die Hitzewallung, das Fieber, eine völlig andere Ursache und Bedeutung. Ebenso die Errechnung der Krisen verändert sich hieraus, wenn natürlich auch die Grundzahlen des Hippokrates davon nicht betroffen sind.“


    Apollonius beugte sich zu Deandra vor. Erneut tastete er vorsichtig über ihre Stirn. „Prima, die Inspektion. Was beobachten wir, Iulius? Ihre Haut ist von Wärme durchzogen. Die Hitze und das Pneuma des Blutes erreicht ihre Oberfläche. Was heißt das? Es wird vermehrt Blut gebildet, heißes und wallendes Blut, was die Peripherie erreicht und dort versickert. Zuviel Blut verursacht gerne ein kontinuierliches Fieber. Doch sind vielleicht auch noch die anderen Säfte betroffen? Wie steht es mit der Testes oder der Milz? Spielt die schwarze Galle hier noch eine Rolle? Das Quartanafieber? Es ist Herbst, man könnte das natürlich annehmen. Oder die gelbe Galle und das Tertianfieber? Weniger wahrscheinlich, aber mit der Palpation ist dies auch zu überprüfen, wenn sich die Leber als verändert erweist, dann spürt es die Hand. Fragen?“


    Apollonius war in keinster Weise besorgt, dass Deandra das Ganze verstehen würde. Zum einen war sie einLaie und zum anderen nun mal eine Frau. Und Apollonius war immer noch der festen Überzeugung, dass Frauen zu solchen komplexen und logischen Themen nicht leicht mit ihrem Geist Zugang finden konnten. Dafür waren sie einfach viel zu emotionale Wesen, die sich besser für die häuslichen Tätigkeiten eigneten. Es gab nur mal sehr wenige Frauen, denen Apollonius das Gegenteil zusprach. Vorsichtig begann Apollonius mit der Palpation, der Betastung von Deandras Körper. Hals und Kopfbereich, Nacken, unter den Achselhöhlen und am Bauch und sogar am Ansatz der Lendengegend. Dabei achtete er jedoch immer darauf, dass dann die intimen Teile von ihrer Kleidung verdeckt waren und er tat das Ganze mit völlig distanzierter Miene. „Werte Dame, seid wann habt ihr die Beschwerden? Wann fing es an und wie äußerten sich die Schmerzen und das Leid?“ Apollonius Untersuchung und Befragung schritt voran- nicht ohne dem Iulier alles zu erläutern.

  • Krankheit, was war das? Ich konnte mich nicht erinnern, jemals wirklich krank gewesen zu sein. Klar, mal etwas Halsschmerzen, mal ein Schnupfen, aber doch nicht sowas. Mit den Körpersäften verband ich daher ganz andere Dinge. Hatten sie nicht etwas mit den Temperamenten zu tun? Natürlich, die Galle und der Choleriker. Ich hatte ja einmal gerätselt, zu welchem der Temperamente Sophus neigte. Bestimmt war er Phlegmatiker – ich lachte in mich hinein – oder vielleicht auch Melancholiker? Wer wusste das schon? Ich glaubte, selbst Sanguiniker zu sein. Hm, zu was tendierte Corvi? Jetzt wurde es kompliziert. Choleriker war auszuschließen, Phlegmatiker passte auch nicht so recht. Oder doch? Beide handelten immer so besonnen. Apollonius’ Frage riss mich aus den Gedanken.


    "Tja, diese Schwäche kam ganz plötzlich", erwiderte ich schleppender als sonst. "Ich hatte Pläne für heute, wollte nach Italia abreisen. Zwar habe ich mich bereits bei den Spielen etwas schlapp gefühlt, dem aber keine besondere Bedeutung beigemessen. Seit heute Morgen jedoch fiel jeder Schritt schwer. Ich konnte mich einfach nicht aufraffen und für die Reise fertig machen; nichts als hinlegen lag mir im Sinn. Das kenne ich gar nicht von mir. Jetzt verspüre ich erhebliche Halsschmerzen."

  • „So, keine Beschwerden vorher? Halsschmerzen? Hmh!“ Apollonius hatte die Untersuchung kurz unterbrochen, während Deandra sprach und sah sie dabei aufmerksam an. Er hatte durch viele Jahre durchaus gelernt auch kleinere Reaktionen im Gesicht bei Patienten zu deuten. Zwar war er trotzdem nicht gerade ein guter Menschenkenner, aber was die Schlichen seiner Patienten waren, erkannte er mittlerweile. Apollonius nickte und beugte sich nach vorne. „Mund öffnen bitte!“ Apollonius beugte sich vor und griff sanft an Deandras Kinn. Sehr vorsichtig bewegte er ihren Kopf ein klein wenig nach links und zu der nächsten Lichtquelle. „Hmh...aha...hmm...ah!“ Ominöse Geräusche gab der ältliche Medicus von sich. Schließlich nickte er langsam und zog die Decke vorsichtig wieder über Deandra. Er setzte sich zurück und sah zu Iulius. „Wenn Du am Hals tastet, spürst Du die Verdickung schon am Hals. Ein Blick in den Hals bestätigt es jedoch. Die weichen Anteile im Gaumen sind rot geschwollen und mit Blut und Schleim gefüllt. Das sind jedoch nur die Zeichen einer weitgreifenden Dyskrasie der Säfte, der wir Herr werden müssen. Wir müssen die Hitze und die üblen Säfte aus dem Hals der Patientin ziehen, was zur Besserung und Genesung führt. Eigentlich ist bei einer solchen Krankheit schon lange vorher eine andere Krankheit vorrausgegangen, aber jeder Patient ist anders, das wirst Du noch lernen. Nicht immer folgt der Körper einem festgefügten Schema!“


    Apollonius wandte sich wieder Deandra zu und schüttelte mit einem, für ihn, recht milden Ausdruck den Kopf. „Es tut mir leid, werte Dame. Aber eine Reise nach Italia wird Dir heute nicht mehr möglich sein. Du musst bestimmt die nächsten zwei Wochen noch das Bett hüten ehe an eine längere Reise nach Italia zu denken ist. Das feuchtkalte Wetter zurzeit könnte Dich noch kränker machen und Dein Fieber so schlimm, dass Du dem erliegen könntest. Jetzt jedoch ist Deine Heilung, in Anbetracht Deiner Jugend, leicht möglich.“ Apollonius wandte sich wieder an Iulius. „Was ist nun zu tun? Ich sage Dir das auch, falls ich in den nächsten Tagen verhindert sein werde. Zum einen muss das Fieber aus dem Kopf gezogen werden. Zuviel warmes Blut ist schlecht für den kalten Schleim im Gehirn. Wenn die Ventrikel diesen nicht genug bilden können, dann ist die Gesundung gefährdet. Wadenwickel helfen gut dagegen. Für die Hitze im Hals sind andere Mittel notwendig. Ein Sud aus Salbei, Weide und Honig mit etwas Pfeffer zerstampft sollte regelmäßig im Hals gegurgelt werden. Dazu sollte eine Natter mit einer purpurnen Leinenschnur erdrosselt werden. Diese wird dann während der Krankenphase um den Hals der Patientin gelegt, bis eine Besserung eintritt. Gegen die Schmerzen und Kopfleiden ist ein Tee aus Weidenrinde oder auch dem verblühten Dolden des wilden Mohnes, Schlafmohn genannt, zu empfehlen. Doch in begrenzten Maße und der Verfassung des Patienten gemäß. Nicht mehr als einen Viertel Drachmen an einem Tag.“


    Wieder wandte sich Apollonius Deandra zu und nickte ihr zuversichtlich zu. Aus seiner Tasche holte er alles Notwendige und fing an die Therapie, die er kurz zuvor vorgeschlagen hatte, auch anzuwenden. Wadenwickel, den Kräutersud mit dem er Deandra gurgeln ließ und anschließend den Schlafmohnsud, damit die Schmerzen besser wurden und Deandra schlafen konnte. Apollonius nickte ihr freundlich zu. „Schlaft jetzt, junge Dame. Ruht Euch aus und dann werden die Kräfte der Natur und der Götter Euch schnell wieder auf die Beine bringen. Ich werde in den nächsten Tagen immer mal wieder nach Euch sehen. Auch mein Kollege hier!“ Apollonius nickte Reaticus noch mal zu und verabschiedete sich, nachdem er wieder alles zusammen gepackt hat, mit einem Nicken von Deandra. „Vale, junge Dame!“ Dann wandte sich Apollonius um und schritt nach draußen. Dort nickte er auch noch mal Meridius zu. „Kein Grund zur Sorge, werter Patron. Doch es wäre wichtig, dass die junge Dame sich in den nächsten Tagen absolut schont und sich nicht aufregt. Ansonsten ist sie jung genug, um die Krankheit zu überwinden, wenn sie auch eine Frau ist. Meine Arbeit ist nun erst mal getan. Vale!“ Apollonius wandte sich um und verschwand wieder im Gang.

  • Während ich die Untersuchung wortlos über mich ergehen ließ, versuchte ich trotz des schwerfälligen Geistes zumindest etwas von den Aussagen des Medicus’ zu verstehen, aber auf meine Geistesschärfe war derzeit kein Verlass. Vieles wabberte an mir vorbei, ohne das ich es überhaupt aufnehmen, geschweige denn durchdenken konnte. Ich registrierte, dass ich heute nicht reisen konnte, aber das hätte ich freiwillig auch nicht gemacht, ich hörte, dass ich nicht sterbenskrank war, was mich schon einmal beruhigte, und ich vernahm den Vorschlag mit der Natter.


    In ungeahnter Schnelligkeit riss ich meine Augen auf. „Das ist doch nicht nötig, oder?“ Das arme Tier, es musste doch auch anders gehen. „Gibt es keine Alternative oder vielleicht eine zahme Natter? Eine, die nicht extra wegen mir ihr Leben lassen muss?“


    Ich schaute bittend. Tiere und ich, das war so eine Sache für sich.

  • Na toll, wat mach ich den gez? Abschicken oder nicht? Wie wahrscheinlich ist es das ihr Vater mal in der Villa ist? Nicht sehr, aber ausgerechnet wenn der Brief kommt ist er da. Scheiße, dann hat der da eben Probleme mit und macht sich Sorgen. Gibt es denn einen richtigen Zeitpunkt den Brief abzuschicken? Eigentlich doch nicht, also weg damit! Bevor die Untersuchung stattfände müsste ich den Raum sowie so verlassen, also ging ich raus und machte mich auf den Weg.

  • Auf meinen Vorschlag bezüglich der zahmen Natter oder einem gänzlichen Verzicht darauf wollte offenbar niemand eingehen. Resigniert lehnte ich mich auf das Kissen zurück. Bald darauf schickte sich der Medicus an, das Zimmer zu verlassen.


    „Vielen Dank für die Auskunft, die Untersuchung und die Anweisungen für die Behandlung“, rief ich ihm noch hinterher, war mir aber nicht sicher, ob er meine zwar angestrengte, aber trotzdem nicht laut vernehmbare Stimme hören konnte. Nicht einmal nach der Bezahlung konnte ich mehr fragen.


    Also verbrauchte ich die nächste Zeit mit Grübeln und Warten auf die Rückkehr meines Sklaven.

  • Raeticus verabschiedete sich ebenfalls von seinem Lehrer und blieb noch ein Weilchen im Raum um sich die vorgeschlagene Behandlung zu notieren. Er nahm also eine Wachstafel aus seiner Tasche und fing an zu schreiben.


    Salbei, Weide, Honig, Pfeffer, Schlafmohn und eine Natter...mit Leinenschnur, purpur.

  • Tja, soll ich reingehen oder soll ich warten bis ich gerufen werden? Ich geh schomma rein und sage das ich wieder da bin. Ich klopfte, wartete ging rein und sagte leise:


    "Ich bin zurück Herrin!"

  • „Oh, das ist gut“, begrüßte ich meinen Sklaven mit leiser Stimme und winkte ihn heran.


    „Die Absendung des Briefes verlief reibungslos?“ Große Zweifel hegte ich nicht, vermutlich bewegte sich mein Sklave in diesem Landstrich sicherer und zielstrebiger als ich.


    „Ja, und dann habe ich ein Problem.“ Mein Blick fixierte Assindius, war er doch meine einzige Hoffnung, aus dieser Natterangelegenheit herauszukommen. „Der Medicus hat allerlei Medikament- und Behandlungsanweisungen hinterlassen. Unter anderem soll ich eine zuvor erwürgte Natter um den Hals tragen. Assindius, das geht nicht. Du kennst mich doch. Weißt du noch? Ich habe letztes Jahr trotz großem Hunger das Reh verscheucht, das du als unser Abendbrot gedacht hattest. Was mache ich denn jetzt?“


    Hilflose Augen waren unverwandt auf meinen Leibsklaven geheftet.


    edit: Fehlerbeseitigung.

  • Is ja widder geil ey. Gez fragt sie ausgerechnet mich. An der Natter wird sie aber wohl nicht vorbeikommen.


    „Tja Herrin, das Reh war eine Sache, wenn man ein wenig hungert ist das weniger schlimm als wenn man seine Medizin nicht nimmt. Ohne die Natter werdet Ihr doch wahrscheinlich nicht oder nur sehr schlecht wieder gesund.“


    Ich kniff denkend die Augen zusammen und fragte mich, ob ich die Herrin schon einmal Fleisch habe essen sehen. Dann fiel mir der Keiler ein, den ich damals für Samira erlegt hatte, den wollte die Herrin doch essen, oder? Was war mit Geflügel, das doch meine ich auch.


    „Das ist ein notwendiges Übel, genauso wie im Bett zu bleiben.“


    Vielleicht sollte ich mal in eines der Dörfer gehen und einen germanischen Heiler herschleppen.

  • „Also, das war jetzt irgendwie keine Hilfe“, erwiderte ich enttäuscht. „Kannst du vielleicht eine zahme Natter auftreiben? Ich habe ja nichts gegen ein solches Tier als Halsschmuck, aber es soll nicht meinetwegen sterben und vor allem will ich kein totes Tier um den Hals tragen!“


    Trotz aller Kraftlosigkeit – meine Worte waren bockig hervorgebracht. Ich würde das nicht tun, keinesfalls! Einem Widder gleich senkte ich meinen Kopf und schaute meinen Sklaven von unten her an.

  • Warum wusste ich bloß das so was kommen würde? Ich kenn doch meine Herrin! Wo kriege ich denn eine zahme Natter her? Der Typ wird ja wohl irgendwo Nattern besorgen, frag ich doch den mal.
    Die Rehgeschichte hab ich noch gut in Erinnerung, also halt ich mal lieber meine freche Klappe und nimm die Zahme und bloss auf deinen Gesichtsausdruck und deine Hände achten.


    „Ich werde versuchen, ob ich eine auftreiben kann, Herrin. Ich werde auch den Heiler fragen ob er nicht ein anderes Mittel kennt.“


    Der kennt bestimmt nur ein noch viel schlimmeres, bestimmt muss sie 3 mal am Tag in Ochsenblut baden und vorher die Ochsenzunge essen. Das Vieh muss dann bestimmt auch mit einer purpurnen Schnur erwürgt werden oder vielleicht mit einer gelben.


    „Habt Ihr sonst einen Wunsch?“

  • „Na bitte, warum denn nicht gleich so?“ Ein den Umständen entsprechend munteres, ja, fast triumphierendes Lächeln, erschien auf meinem Gesicht. Zufrieden strich ich die Bettdecke glatt und hob sodann wieder den Blick. „Und wenn es keine zahme gibt, kannst du als Jäger doch sicher eine wilde fangen. Der Medicus hatte schließlich nicht erwähnt, wie lange ich diese Natter tragen muss. Du könntest sie – aber bitte zart – halten, eben für kurze Zeit. Hm? Was hältst du davon?“


    Und ja, es ging mir gleich viel besser, wenn ich als Ausgleich für meine Krankheit meinen Sklaven etwas ins Schwitzen bringen konnte.


    Noch ein Wunsch? „Nein, Hauptsache keine toten Tiere. Und Hauptsache, du beeilst dich. Und Hauptsache, ich bekomme jetzt schnell etwas zu trinken. Und Hauptsache, mein Kissen wird noch aufgeschüttelt. Und Hauptsache, du findest so eine Natter. Und Hauptsache, du tust ihr nicht weh! Und keine Schnur, versprich es!“


    Mit zur Seite geneigtem Kopf lächelte ich Assindius an.

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