Das kleine Tablinum

Die beiden Männer betraten das kleine Tablinum. Normalerweise war dieser Raum für die kleinen Gesellschaften der Damen vorgesehen, doch Meridius konnte weit und breit keine Frau entdecken. Folglich ließ er sich an einem kleinen Tischchen nieder und gab seinem Vilicus zu verstehen, dass er es ihm gleich tun solle.

"Also, ich hab mir ein paar Dinge überlegt, die wichtig sind.
Ich sag sie Dir, bevor Du abreist. Wann hattest Du gedacht, abzureisen?"

Er sah zu dem jungen Mann und erhob sich dann erneut, da er feststellte, dass die Weinkaraffe ausser Reichweite war.

"Du trinkst grundsätzlich keinen Wein oder? Kannst Du ruhig machen. Er ist sowieso verdünnt und der Alkohol ist gut gegen der Dreck der überall im Wasser rumschwimmt. Gut, wenn die Stadt in der Du bist das Glück hat, Dich mit einem Aquädukt zu versorgen, oder Du direkt an einem frischen Quellewasser lebst, dann ist gegen Wasser nichts einzuwenden. Aber in Großstädten, das lass Dir als Rat gesagt sein, ist nicht jeder Brunnen zu empfehlen. Ich war Aedil und kann Dir darauf mein Wort geben."

Er schmunzelte, schenkte sich ein Glas ein, in das andere füllte er Wasser, welches er nach wenigen Schritten zurück dem Mann reichte. Dann nahm er erneut Platz.

"Zum Wohl..."

und nahm einen Schluck.

"Also..."

sprach Meridius, stellte seine Glas ab und griffe nach einer Wachstafel.

"Ich habe mir überlegt, wie wir am Besten vorgehen. Und ich kam auf den Gedanken, dass ich die betreffenden Betriebe in Hispania an Dich überschreiben werde. Momentan laufen sie auf den Namen eines meiner Klienten, das heißt er läuft als Geschäftsführer und Inhaber, auch wenn der eigentliche Besitzer ich bin. Das könnten wir in Deinem Fall auch so machen. Das erleichtert die Arbeit."

Er hielt einen Moment inne.

"Ich werde Dir einen gewissen Grundstock an Kapital zu Verfügung stellen. Mit diesem dürfte es dann keine Schwierigkeit sein, die Betriebe am Laufen zu halten. Wenn Du Leute einstellen möchtest, tu das. Wenn Du welche entlässt, Deine Sache. Wieviel der Ware Du wo wann auf den Markt bringst, überlasse ich Dir ebenfalls. Es wäre jedoch geschickt bei den Zulieferern fixe Verträge auszuhandeln, also Preise zu festen Konditionen. Wenn Du mit dem einen oder anderen einen Grundstock vereinbarst, den dieser immer für Dich auf Vorrat hat, fährst Du ziemlich gut. Das ganze schriftlich zu fixieren, versteht sich von selbst. Ansonsten wie gesagt hast Du freie Hand.

Was einzelne Kunden, Zulieferer betrifft, frag am Besten den bisherigen Verwalter, der bis zu Deiner Ankunft noch in Tarraco weilt. Er wird Dich genauer in die Geschäfte einführen."

"Du bekommst ein üppiges Gehalt. Das dürfte als Notnagel reichen. Ob Du es in die Betriebe investierst, und bei der nächsten Ernte die entsprechende Ausgleichsbuchung übernimmst, überlasse ich Dir. Ich erwarte im Prinzip nur, dass Du unsere Waren auf den Markt bringst und die Betriebe nicht in den Ruin fährst. Ich denke die Geschäfte dürfte durchaus lukrativ sein."

Meridius klappte die Wachstafel auf.

"Unser Wein gehört zu den besseren Sorten. Ich selbst werde immer mal wieder größere Mengen nach Germanien bestellen. Ich habe mir schon überlegt, diesbezüglich ein eigenes Schiff zu kaufen, so dass wir die Warenlieferungen nach Germanien und auch nach Ostia in unsere eigenen Hände nehmen können.

Ansonsten beliefern wir die halbe Stadt Tarraco mit Brot und produzieren desweiteren auch Getreide, das nach Ostia und nach Germanien exportiert wird.

Das wird sich unter Deiner Verwaltung sicher nicht ändern."

"Ich würde mich freuen, wenn ich über die geschäftlichen Dinge informiert werden würde. Wie Du das machst, überlasse ich Dir. Das kann in Briefform geschehen oder im Übersenden der entsprechenden Veträge. Aber allzugenau muss es nicht sein. Es würde mir reichen wenn ich einen allgemeinen Einblick in die Unterlagen und die Kontenbewegungen erhalte."

Meridius dachte nach.

"Ach ja, hätte ich fast vergessen: Mein Cousin Magnus von der Ala II Numidia bezieht regelmäßig Getreidelieferungen aus Hispania. Du solltest immer zusehen, zumindest für ihn etwas auf Lager zu haben. Und ich habe erst vor kurzem den Kauf von zwanzig Pferden unserer Pferdezucht durch die Legio II Germanica veranlasst. Ich möchte, dass meine Turmae die besten Pferde haben, die sie bekommen können. Die Überführung der Pferde müsste also noch bewerkstelligt werden. Vielleicht kannst Du dich gleich als erstes darum kümmern."

Meridius schob seine Wachstafel, die noch leer war über den Tisch und erhob sich dann, um eine weitere zu holen.

"Wenn Du nach Tarraco kommst, wird Verus auf alle Fälle noch dort sein. Falls Du Fragen hast, wende Dich an ihn. Ich habe ihn angewiesen erst dann nach Mogontiacum zu reisen, wenn Du eingewiesen bist und alleine zurecht kommst. Du kannst auch in der Casa Decima in Tarraco wohnen, das ist kein Problem, ich würde mich freuen, wenn jemand auf unseren Stammsitz aufpasst, auch wenn nicht mehr viel los ist. Aber ich lasse das Haus ungerne unbewacht zurück."

Er kehrte zurück.

"Soweit alles verstanden?"

Meridius hatte soweit alles geregelt. Zumindest fiel ihm sonst kein weiterer Punkt ein. Oder gab es noch was wichtiges?

"Gut, von meiner Seite war es das.
Hast Du noch Fragen?"

Er sah seinen neuen Vilicus musternd an.

Meridius nahm die Wachstafel und schrieb.

Meridius schob die Wachstafel über den Tisch.

"Wäre dieser Wortlaut so in Ordnung?
Dann würde ich das Pergament aufsetzen und Du zeichnest gegen..."

Meridius nahm die Wachstafel wieder an sich und setze das ganze in Pergament um.

"Jetzt bräuchte ich noch hier Deine Unterschrift."

Er zeigte mit seinem Finger auf die Stelle, wo bei der Wachstafel dieser --- gewesen war und wo er auf dem Pergament Platz gelassen hatte.

Zitat

Original von Decimus Drusus
Aufmerksam las er das Stück Pergament durch. Dann setzte er schwungvoll seine Unterschrift darunter.

BEKANNTMACHUNG

Folgende Betriebe in und um Tarraco werden ab sofort von meinem Klienten und Vilicus Decimus Drusus verwaltet und geführt:

[*]Getreidehof Decima
[*]Grossbäckerei Decima
[*]Weingut Decima
[*]Weinkelterei Decima

Die Verantwortung für Betriebe, Produktion, Preisfestlegung, Vertrieb der Waren, Einstellung und Entlassung von Angestellten und Sklaven liegt im Ermessen des Verwalters und Inhabers. Besitzer der Betriebe - die quasi als 'verliehen' anzusehen sind, bleibt Maximus Decimus Meridius. Eine 'Pacht' wurde nicht festgesetzt und wird nicht erwartet. Zu erwartende 'Gewinne' werden an den Besitzer der Betriebe überführt. Der Gehalt des Vilicus beträgt 500 Sesterzen.

ANTE DIEM V ID SEP DCCCLVI A.U.C.
(9.9.2006/103 n.Chr.)

Decimus Drusus

Maximus Decimus Meridius

"So..."

Sim-Off:

Ich hoffe ich hab alles richtig gemacht.

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Meridius nahm das Schreiben wieder an sich und setzte noch das Siegel darauf.