• Das Iulier lächelte bei den beiden unterschiedlichen Antworten seiner Mitreisenden. Während der eine noch überhaupt mit der Realisation der Ereignisse beschäftigt war (immerhin war er als Ersatznominierter für Aculeo ja auch ziemlich von all dem überrascht worden), machte sich im anderen scheinbar schon die erste Nervosität breit. Und wie ging es dem dritten im Bunde? Jener versteckte seine eigene Aufgeregtheit offenbar hinter Fragen an die anderen und redete sich zeitgleich ein, dass er ja auch den Vescularier einst getroffen und diese Situation auch irgendwie überlebt hatte.
    "Das wird schon werden, solange du nur nicht daran denkst, was alles schief gehen könnte...", antwortete Dives dem Helvetier mit einem leichten Schulterzucken. Gerade bei einem offiziellen Termin gab es da natürlich mehr als nur eine Sache, die unglücklich laufen könnte. Beispielsweise hoffte der Duumvir inständig, dass man nicht irgendwie gegen das kaiserliche Protokoll verstieß und vorsichtshalber in ebendies eingewiesen werden würde, bevor man auf den Augustus träfe. Er wollte sich gar nciht ausmalen, was Phase sein würde, wenn sich später alle Gesandten an ihm orientieren würden und er einen Formfehler beging.


    "Sicherheitshalber habe ich deshalb auch noch ein weiteres Geschenk im Namen der Societas Claudiana et Iuliana, das ich dem Cornelier überreichen möchte.", lächelte der Iulier nicht ganz ernst, wenngleich ein kleiner Teil in ihm doch durchaus der Meinung war, dass dies im Zweifelsfall wohlmöglich helfen würde.
    "Wie du ja vielleicht weißt, leite ich diesen Kultverein in Abwesenheit meines Cousins Iulius Centho.", fügte er erklärend hinzu, wie er zu dieser Idee gekommen war. Beinahe unmerklich entfernte sich das Gespräch, an dem der noch immer aus dem Fenster blickende Cornuntus offenbar nicht besonders interessiert war, damit von der Thematik des anstehenden 'Besuchs'.

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  • Die aufmunternden Worte des Iuliers halfen zwar, konnten aber den Helvetier nicht vollständig beruhigen. Daher ging er im Geiste nochmal seine Planungen für den Romaufenthalt durch, denn wenn er grade mal wieder da war, konnte er auch alle wichtigen Vorhaben abarbeiten, bevor die Rückkehr nach Ostia anstand. Und jetzt, wo seine Chancen für das Duumvirat nach der Einschätzung seines Wahlkampfleiters gut standen, galt es auch mal die Fühler gen Rom auszustrecken, um vielleicht bereits mittelfristig einen politischen Wechsel dorthin vorzubereiten. Was stand daher an? 1. Besuch bei den Cousins Commodus und Varus, wo er auch hoffte für eine Nacht unterkommn zu können. 2. Beitrittsgesuch zur Societas Claudiana et Iuliana...


    Moment, was hatte Dives grade gesagt? Er leitete die Societas? Ocella wusste zwar, dass sie von einen Iulier geleitet wurde, hatte aber zuletzt die Information, dass es sich dabei um den Senator selbst handelte. Nun lag die Leitung aber bei Dives? Welch freudige Nachricht. Ocellas Gedanken wanderten nun weg vom Kaiser und hin zur Societas.


    Nein, das wusste ich bislang noch nicht. Es überrascht mich aber positiv, da ich während meines Aufenthalts in Rom ein Beitrittsgesuch an die Societas stellen wollte.


    gab Ocella unumwunden zu. Seine beiden Eltern hatten ihm bei einigen Aspekten eine sehr traditionelle Grundeinstellung mitgegeben, insbesondere was die Religion betraf. So war ihm auch daran gelegen, die entsprechenden Feiertage angemessen zu begehen und auch wenn möglich selbst daran mitzuwirken. Dass er dadurch dann auch noch die Möglichkeit bekam, Kontakte nach Rom zu knüpfen, kam ihm aber natürlich ebenfalls gelegen.

  • Überrascht zog der Iulier die Augenbrauen nach oben.
    "Du interessierst dich für die Societas Claudiana et Iuliana? Das freut mich nicht wenig, muss ich zugeben. Aber sag, wie kommts?", war Dives natürlich auch ein bisschen neugierig, was seinen helvetischen Freund zu seinem Beitrittsplan führte. Hatte er auf religiösen Gebiet etwa größere Ambitionen, wofür sich ein Kultvereins-Mitgliedschaft sicherlich nicht verkehrt machte? Oder wollte er einfach nur einem Verein beitreten um Kontakte zu knüpfen und dachte sich, dass er bei einem Verein mit iulischer Führung sicherlich nicht die schlechtesten Aufnahmechancen hätte? Oder gab es wohlmöglich noch andere, dem Duumvir bislang verborgene Beweggründe? Das hieß, stand nicht irgendwo auf der Liste der Vereinsmitglieder auch bereits ein Helvetier? Dives war sich nicht ganz sicher. 'Was macht ein Römer nur ohne seine treuen Sklaven?!'
    "Du hast nicht zufällig einen Verwandten x-ten Grades, der bereits vor langer Zeit in diesem Kultverein Mitglied war, oder?", lachte der Iulier zweimal gespielt und versuchte auf diese Weise möglichst unauffällig zu ergründen, ob an seiner leisen Ahnung etwas dran war oder nicht. Denn selbst falls sich tatsächlich bereits ein Helvetier irgendwo auf der Liste ehemaliger Mitglieder befand, so gab es schließlich noch immer mehrere Zweige jener Gens, wie der Duumvir ja bereits vor geraumer Zeit von Ocella erfahren hatte.


    "Was weißt du denn überhaupt schon alles von der und über die Societas Claudiana et Iuliana?", erkundigte sich Dives sodann weiter und stellte sich innerlich bereits darauf ein notfalls auch selbst ein paar Dinge ergänzend zu erklären.

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  • Man sollte sein Herz nicht auf der Zunge tragen. Das hatte ihm sein Großvater immer gesagt. Eigentlich hatte sich Ocella immer konsequent daran gehalten. Doch jetzt waren, vermutlich aufgrund der Nervosität etwas die Pferde mit ihm durchgegangen. Zugleich hatte er sich in eine Situation gebracht, auf die er sich nicht vorbereitet hatte, sondern eigentlich erst in Rom vorbereiten wollte. Nun gut, Ocella, mach das beste draus, dachte er sich und kratzte dann alles an Wissen zusammen, was er bereits in Ostia recherchieren konnte.


    Nun, einerseits hat es etwas mit dem Traditionsbewusstsein zu tun, das ich von meinen Eltern mitbekommen habe. Zwar plane ich keine religiöse Laufbahn, fühle mich aber verpflichtet mich neben dem privaten Familienkult, auch in einem Kultverein zu engagieren.


    umriss er erstmal seine persönliche Grundhaltung. Allerdings beruhte diese wohl in erster Linie auf dem Traditionalismus seiner Mutter, die in einem kleineren Kultverein für Ceres tätig war.


    Die Societas im besonderen gibt mir die Möglichkeit den Kult für jene zu unterstützen, die Rom eine lange Friedensperiode gesichert haben, denken wir an Divus Augustus mit seiner Pax Augusta. Oder Divus Claudius mit seinen Verdiensten um den Ausbau der Straßen und Wege und die Eroberung Britannias.


    Zwei Namen, die ihm jetzt spontan gekommen waren. Den göttlichen Iulius vergaß er dabei, gar nicht aus bösartigen Gründen, sondern weil man manchmal den Wald vor lauter Bäumen nicht sah. Ocella machte eine kurze Pause und fuhr dann fort.


    Und letztlich ist mir natürlich auch daran gelegen, den sozialen Aspekt der Societas zu nutzen. Kontakte nach Rom können nie schaden. Und langsam muss ich - auch im Sinne meiner Gens - schauen, dass ich neue Bekanntschaften knüpfe.


    Ja, er war wieder ehrlich. Aber er wusste auch, dass er dem Iulier nichts vormachen musste. Schließlich war niemand von ihnen abergläubisch oder betrieb die Religion um ihrer selbst Willen. Sicherlich ging mit der Entscheidung eine gehörige Portion Pflichtbewusstsein einher, doch mindestens ebenso groß war das Wissen um die Kontakte, die in einem solchen Verein geknüpft werden konnten.


    Von einem früheren helvetischen Mitglied wusste er derweil nur wenig. Es könnte sich um seinen entfernten Verwandten, den Senator Helvetius Tacitus handeln, der lange in Ostia gelebt hatte und dessen Nachkommen auch die Casa in Ostia gehörte.


    Das kann gut sein. Allerdings handelte es sich dann um einen entfernten Verwandten aus einem der Roma-Zweige.


    Ocella gehörte ja zu dem Ostia-Zweig und obwohl er natürlich die ehemaligen helvetischen Senatoren kannte, wusste er doch zumeist nicht mehr von ihnen als ihren Namen, eine grobe Ämterlaufbahn und die Verortung innerhalb der Gens.

  • Interessiert hörte der Iulier den Ausführungen des Aedils zu. Familiär vermitteltes Traditionsbewusstsein klang nicht schlecht, wusste Dives doch auch selbst nur zu gut, dass die Verwandtschaft einen hin und wieder sogar förmlich drängen konnte dieses oder jenes zu tun. In der Tat war es einst nämlich sein Cousin Centho, der Dives sowohl zur Societas Claudiana et Iuliana, als auch zur Factio Veneta brachte. Die nachfolgende kurze Erklärung zu den Divi Augustus und Claudius und ihren Verdiensten zeugte unterdessen von einem grundlegenden Wissen und einer wenigstens oberflächlichen Beschäftigung mit der Thematik, bevor Ocella offen äußerte natürlich auch an den entstehenden Kontakten innerhalb des Kultvereins interessiert zu sein. Bei diesen Worten lächelte und nickte der Duumvir, der es selbstredend sehr schätzte, wenn man ihm auch solche Dinge erzählte, anstatt sie aus falscher Angst vor einem schlechten Eindruck zu verschweigen.
    "Nun, das klingt doch bereits sehr vielversprechend und ehrlich. Gerade letzteres ist mir nämlich auch durchaus besonders wichtig in diesem Zusammenhang, lautet der Wahlspruch des Vereins doch schließlich 'Virtute et Fidelitate', 'Mit Tugend und Treue'. Und wer kann schon von sich behaupten dem Verein beziehungsweise den Vereinszielen treu zu sein, wenn er nicht selbst offen und ehrlich ist?", führte Dives aus und verbreitete dabei ganz nebenbei auch noch die Information über das Vereinsmotto. Vielleicht hatte der Helvetier es bereits gekannt, vielleicht auch nicht. Spätestens jetzt wusste er es.


    Dass auch Ocella nicht genau über einen helvetischen Sodalis Bescheid wusste, registrierte der Duumvir am Rande, ging aber nicht weiter darauf ein.
    "Die Societas Claudiana et Iuliana wurde übrigens gegründet durch einen Claudius Constantius." Dieser Vater des Kultvereins trug das selbe Cognomen wie Dives' leiblicher Vater. "Er stellte diesen Verein damit in die Tradition der Arvales Fratres, die während der iulisch-claudischen Herrschaft mit den Opfern für die divinisierten Mitglieder dieser Dynastie betraut gewesen waren. Mit den flavischen Kaisern wurde jene Gedanktage nämlich aus dem Festkalender der Arvalbrüder gestrichen, musst du wissen.", machte der Iulier einen kleinen Exkurs in die jüngere Geschichte.
    "Hast du denn bereits eine Vorstellung davon, was dich bei einer Mitgliedschaft in der Societas Claudiana et Iuliana erwarten würde? Anders gefragt: Was glaubst du, macht soein Mitglied?", erkundigte sich Dives bei seinem Gegenüber und war damit mit seinem Fragekatalog soweit eigentlich am Ende, falls sich im Folgenden nicht noch ein Punkt ergeben würde. So also lehnte er sich unentspannt zurück - wer könnte sich bei dem Geruckel und Gewackel auch schon entspannt zurücklehnen? - und harrte der kommenden Antwort, die hoffentlich nicht nur aus dem zuvor Erzählten schloss, dass man hin und wieder einem Opfer beiwohnte oder dieses mitunter auch selbst durchführte.

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  • Ocella verfolgte die Ausführungen des Iuliers aufmerksam. Hätte er eineTabula beigehabt, hätte er wohl auch refelxhaft damit begonnen, sich Notizen zu machen, das ging aber jetzt - glücklicherweise - nicht. Als Dives dann auf das Motto des Vereins zu sprechen kam, musste Ocella schmunzeln, fühlte er sich doch an das Motto seiner eigenen Gens erinnert.


    Nun, ich stimme dir natürlich zu. Uns Helvetiern sind diese Eigenschaften nämlich auch so wichtig, dass sie auch Eingang in unser Motto finden: "Fides sanctissimum humani pectoris bonum est."*


    gab er deswegen auch nochmal zur Bestätigung dazu. Denn ein Helvetier, der sich für die Mitgliedschaft in einem Verein entschieden hatte, würde diesem auch treu bleiben.


    Den darauffolgenden historischen Abriss des Vereins nahm Ocella ebenso interessiert auf, denn da - so wusste er selbst - gab es noch Defizite bei ihn, die er eigentlich erst in Rom wettmachen wollte. Allerdings hatte er bereits Erfahrungen mit Mitgliedschaften in Kultvereinen. Zwar nur aus zweiter Hand von seiner Mutter, aber immerhin hatte er schon Vorstellungen davon.


    Als Mitglied der Societas Claudiana et Iuliana wäre es meine Aufgabe den Kult um die Mitglieder der claudisch-iulianischen Dynastie zu würdigen. Hierfür sind vor allem die Gedenktage angemessen zu begehen. Diese sind dann auch von den Mitgliedern vorzubereiten und durchzuführen.


    Und natürlich auch mit zu finanzieren. Aber über Geld sprach man ja bekanntlich nicht, auch wenn es sprichwörtlich nicht stank.


    Sim-Off:

    *Treue ist das heiligste Gut des menschlichen Herzens.

  • Es war der Tabellarius Dispositus Lucius Lapsus, der heute auf dem Weg nach Ostia seinem Namen alle Ehre machte. Aus Unachtsamkeit heraus bemerkte er einen größeren ihm entgegen kommenden Tross nicht, sondern genoss die Landschaft und die Natur. Erst im letzten Moment schaffte er es gerade noch haarscharf dem ersten Wagen auszuweichen, konnte sich danach aber nicht mehr auf dem Pferd halten und stürzte ins Feld. Seine Tragetasche mit der Post landete direkt vor der Tür des ersten Reisewagens (dessen Zugtiere nun auch ein bisschen irritiert sein mussten und deshalb sicherlich besser mal anhielten*) und ganz zufällig war der oberste, an einen Iulius Dives addressierte Brief schon halb dabei aus der Tasche gerutscht:


    Sim-Off:

    * Einmal bitte anhalten, damit ich euch die abgesprochene Post hierher zustellen kann. :D



    Duumvir
    Marcus Iulius Dives

    Curia Ostiensis
    Ostia, Italia




    Aulus Agerius Primicerius a libellis
    M. Iulio Diviti s.d.



    Salve Duumvir Iulius,


    da dem Imperator Caesar Appius Cornelius Palma Augustus die derzeitige Situation innerhalb der Kanzlei zu Plänänderungen zwingt, die nicht vorhergesehen waren, teile ich dir mit, dass die angesetzte Audienz bis auf Weiteres verschoben ist.


    Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Der Imperator Caesar Appius Cornelius Palma Augustus weiß um Ostia als wirtschaftliche wichtige Stütze des Imperiums und welche Leistungen sie unter deiner Führung in den letzten Jahren vollbracht hat. Er spricht dir seine Anerkennung aus und wünscht dir für die anstehende Wahl viel Erfolg.



    Im Auftrag


    Aulus Agerius
    ~~ Primicerius a libellis - Admistrationis Imperatoris ~~



  • Zufrieden nickend registrierte Dives den helvetischen Wahlspruch und hörte sich dann die Antwort auf seine Frage an.
    "Im Groben trifft es das schon ganz gut, ja.", setzte er an und dachte daran von der Satzung zu sprechen, die bereits umgearbeitet war und nun noch von der Kanzlei bestätigt werden müsste, wofür Dives bei nächster Gelegenheit wohl auch mit seinem Cousin Crassus sprechen würde. Dereinst hatte man sich ja bereits ganz oberflächlich darauf verständigt, dass es noch ein zu Klärendes sein würde, einmal festzulegen, wen man als großes Mitglied der iulisch-claudischen Kaiserdynastie betrachtete und wen nicht. Von einer solchen Diskussion wären natürlich auch neue Mitglieder - gerade wenn sie auch das Vertrauen des Dives hatten - keineswegs ausgeschlossen. Doch bevor der Iulier in dieser Richtung etwas hätte erwähnen können, wurde der Reisewagen plötzlich besonders heftig durchgeschüttelt, sodass der Duumvir gar für einen kurzen Moment glaubte, dass sie sich gleich alle auf der Seite liegend wiederfinden würden!
    Doch dem Lenker des Wagens sei Dank kam die wackelige Box erstmal zum Stehen. Nach zwei kurzen Wimpernschlägen, die Dives brauchte, um zu realisieren, dass wenigstens ihnen im Innern scheinbar nichts passiert war (da konnte er vorerst natürlich nur für sich sprechen), öffnete er die Wagentür mir ordentlichem Schwung, um auszusteigen und durchaus auch etwas verärgert zu sehen, was passiert war.


    Der erste Blick fiel auf den restlichen Tross. Jene beiden Wagen hielten vergleichsweise dicht hinter dem ihren, aber schienen ebenfalls soweit unbeschadet. Der Wagenführer des ersten Wagens unterdessen stand bei den Zugtieren um diese allem Anschein nach zu beruhigen. Dann entdeckte der Iulier die fremde Tasche und wenig später auch den dazugehörigen Boten.
    "Hey, du! Gehts dir gut?!", fragte der Duumvir leicht säuerlich und ging einen Schritt zur Seite, um auch den anderen beiden Wageninsassen bei Interesse den Weg auf festen Untergrund zu ermöglichen.
    "Ist das hier deine?", hielt er dann die Tasche in die Höhe, die wohl recht sicher diesem Kerl gehörte. Dabei fiel der zuvor bereits halb herausgerutschte Brief letztlich ganz aus dem Leder und Dives kam beim Aufheben nicht umhin festzustellen, dass dieses Schreiben an ihn selbst gerichtet war. Während er den Beutel an einen der Liktoren weiterreichte, von denen nämlich drei zur Klärung der Lage vom zweiten Wagen stiegen und nach dem gestürzten Reiter sahen, behielt er den Brief an seine Person in seinen Händen. Dann wandte er sich um zu Ocella und Cornuntus, während aus dem letzten Wagen nun auch der alte Cassier etwas ungeduldig wirkend ausstieg.


    "Hier steht, dass der an mich gerichtet ist... mit einem Siegel der kaiserlichen Kanzlei.", erklärte er seinen Mitreisenden, weshalb er eine Schriftrolle in den Händen behalten hatte. Anschließend brach er das Siegel und begann zu lesen, während sich auf seinem Gesicht Enttäuschung breit machte.
    "Na super! ...", begann er sodann und blickte wieder auf. Der Cassier war bereits zu ihm gestoßen, während der vermutlich etwas bequemere Pontifex Vulcani wohl lieber im Wagen wartete. "... Unsere Audienz beim Kaiser ist bis auf Weiteres auf unbestimmte Zeit verschoben.", fasste er zusammen und reichte das Schreiben zunächst an den Cassier weiter, von dem aus es bei Bedarf auch durch die helvetischen Händen gehen würde, bevor Dives es natürlich letztlich wieder für sich haben wollte (denn er war immerhin der Adressat).
    "Klasse! Dann können wir nach nicht einmal der Hälfte des Weges schon wieder umkehren!", schnaubte Hemina Maior, der extra mehrere Termine aufgrund dieses Anlasses verschoben hatte - darunter sogar seinen monatlichen (Glücks-)Spieleabend mit seinen engsten Freunden!

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  • Auch Ocella fühlte sich ziemlich durchgeschüttelt und stieg nun ebenfalls aus dem Wagen, um sich die Situation anzuschauen. Offenbar war ein Reiter aus vollem Tempo gestürzt, denn er und das Pferd lagen im Straßengraben. Vermutlich hatte er den Tross übersehen, was eigentlich recht schweirig war, da drei Wagen eigentlich weithin sichtbar waren. Na ja, wahrscheinlich irgendein Träumer.


    Doch dann stellte er sich als Tabellarius des Cursus publicus heraus, denn schon war Dives bei ihm und hielt eine Tabula mit einem Schreiben an ihn in der Hand. Die Nachricht dieses Schreibens allerdings schlug ein, wie der Stein eines Katapults. Auch Ocella ließ plötzlich seine Schultern hängen und brachte keinen Ton mehr heraus.


    Vor allem musste er jetzt überlegen, was er mit der angebrochenen Zeit noch anstellen sollte. Die Termine in Rom ließen sich wohl so kurzfristig nicht mehr absagen. Und die Termin in Ostia waren ohnehin gestrichen worden. Ocella müsste wohl nichtsdestotrotz nach Rom weiterreisen, allerdings musste er sich jetzt noch überlegen, wie er das machen sollte.

  • Ja, nicht jeder hatte in Roma noch andere Termine gemacht, um die Reise lohnenswerter zu gestalten. Dabei meinte 'nicht jeder' genau genommen wohl jedes Mitglied ihrer Reisegesellschaft, bis auf Ocella und Dives. Jene beiden waren ja beispielsweise noch bei Aculeo eingeladen, wo der iulische Duumvir sogar bereits in gutem Glauben und ihrer beider Namen zugesagt hatte.
    "Nun, dann sieht es ganz danach aus, als würde unsere gemeinsame Reise nach Roma an dieser Stelle enden.", stellte Dives nüchtern fest, nachdem er den Brief wieder in seinen Händen hielt und die erste Welle der Enttäuschung abgeklungen war. An der Entscheidung der Kanzlei oder gar des Kaisers selbst konnte man eh kaum etwas ändern - weder als Pontifex Vulcani, noch als Aedilis Ostiensis und auch nicht als Duumvir von Ostia.
    "Allerdings habe ich für meinen Teil bereits im Vorfeld noch einige andere Termine in der Ewigen Stadt gemacht, die ich jetzt, wo Ostia heute bereits auf meine Abwesenheit eingestellt ist, nicht allein deshalb auch noch kurzfristig absagen will. Folglich halte ich es für das beste, wenn die Liktoren mit dem Aurum Coronarium wieder zurück nach Ostia fahren und ebenjenes in die Räumlichkeiten unter dem Capitolium bringen. Der hintere Reisewagen hat vier Plätze, wie auch der vordere, sodass jeder hier die Möglichkeit zur freien Entscheidung hat, ob er mit mir weiter nach Roma reist oder mit dem Aurum Coronarium wieder zurück nach Ostia.", erklärte der Iulier und war sich natürlich im Klaren darüber, dass im Zweifelsfall wirklich vier Leute in einen Wagen steigen müssten, um jeden zu befördern. Aber dann wäre es eben nicht anders...


    "Also der Pontifex und ich reisen bestimmt nicht weiter nach Roma...", begann der Cassier und sprach auch gleich für seinen bisherigen Reisegefährten. "... nicht nach dem, was dem letzten Cassier wiederfahren ist, als er unangemeldet in diese Stadt wollte!", spielte er auch gleich auf seinen Sohnemann an, drehte sich um und ging demonstrativ wieder in Richtung des letzten Reisewagens.
    "Nundenn, werde ich euch wohl zurück in die Civitas begleiten, Cassius.", erklärte Cornuntus deutlich ruhiger, aber doch hörbar etwas geknickt, während er dem ersten Wagen entstieg, um Hemina zu folgen.
    "Ich möchte natürlich ausdrücklich sagen, dass jeder, der heute bereit war das Aurum Coronarium zum Kaiser zu begleiten auch dafür bedacht werden wird, sobald wir eine erneute Zusage erhalten.", versuchte Dives nicht nur den Sulpicier zu beschwichtigen, sondern auch für seine eigene Person einen Platz warm zu halten - für den Fall nämlich, dass jener Termin erst nach den Wahlen stattfinden sollte.
    "Ocella, was ist mit dir? Kommst du weiter mit mir oder willst du jetzt auch gleich wieder zurück nach Ostia?", erkundigte sich der Duumvir abschließend.




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  • Langsam fand sich Ocella damit ab, dass der Traum, den Kaiser leibhaftig zu sehen und gar mit ihm zu sprechen wohl fürs Erste außer Reichweite fiel. Was sollte er auch machen? Solche Entscheidungen waren, wenn sie erstmal die Kanzlei verlassen hatte, endgültig und kein einfacher lokaler Würdenträger wäre wohl in der Lage etwas dagegen zu unternehmen.


    Doch passte es ihm ganz gut, dass er sich keine alternative Reisemöglichkeiten eröffnen musste, sondern der Iulier einfach einen der städtischen Wagen für die private Weiterreise beanspruchte. Schnell machte sich Ocella eine Notiz in seinem Gedächtnis, dass er - sollte er bei den kommenden Wahlen gewählt werden - das auch durfte, wenn es sich anbot. Denn sowas ist ja immer gut zu wissen.


    Die Theatralik des alten Cassiers amüsierte den Helvetier derweil nur. Als ob die Palmaner jetzt noch so unvernünftig wären, rechtschaffene Lokalbeamten zu verhaften, nachdem dazu auch überhaupt keine Veranlassung für vorliegen durfte. Die beiden Duumvirn hatten ihrerseits schlichtweg Pech, dass Ostia noch nicht offiziell die Seiten gewechselt hatten. Aber jetzt? Der Bürgerkrieg war vorbei, die Stadt bot offiziell das Aurum Coronarium an und hätte sogar für den Fall der Fälle noch das Angebot zum Stadtpatronat im Gepäck. Ostia stand dem neuen Kaiser treu zur Seite und es gäbe keinen Grund, die Stadtvertreter festzusetzen.


    In jedem Fall würde Ocella die Chance zur bequemen Weiterreise nach Rom nicht verstreichen lassen.


    Ich reise mit dir nach Rom, Dives. Ich habe dort bereits einige Termine gemacht, die sich jetzt nicht mehr absagen lassen.


    stellte Ocella daher kurz fest und ihm war die Erleichterung bezüglich der Weiterreise durchaus anzumerken.

  • So also sollte es dann sein. Der Pontifex Vulcani, Sulpicius Cornuntus und der alte Cassius Hemina stiegen in den letzten Reisewagen und warteten sodann darauf, dass es weiter- oder besser zurückgehen würde. Dass Hemina Maior sich dabei jener ablehnenden Worte bedient hatte, derer er sich bedient hatte, hatte derweil sicherlich weniger mit einer tatsächlichen Angst oder der Meinung einer realen Bedrohung dieser Art zu tun, als dass es vielmehr seiner Verärgerung Ausdruck verleihen sollte. Erst hatten Palmas Männer seinen Sohn verhaftet und jetzt lud man den alten Cassier selbst ganz spontan einfach wieder aus. Ein solcher Unmut staute sich eben auf und man rief sich bei jedem neuen Ärger den alten noch einmal ins Gedächtnis.
    Nachdem sich weiterhin die Liktoren dessen versichert hatten, dass der Reiter vergleichsweise 'weich' ins Feld gestürzt war (er würde es schon überleben), bestiegen sie sodann erneut den mittleren Wagen und diese beiden Gefährte verließen den Ort des Geschehens in Richtung Ostia.


    Dives unterdessen stieg wieder in 'seinen' Reisewagen und wartete anschließend darauf, dass auch Ocella sich entsprechend seiner getroffenen Entscheidung wieder zu ihm gesellte. Anschließend könnte es weitergehen - dem Herzen des Imperiums entgegen. Ob es dem Duumvir dabei gestattet war den Wagen weiter zu nutzen oder nicht, bedachte er dabei nicht. Im Zweifelsfall würde sich schon eine passende Erklärung finden, mit der sich dies auch schnell zur Dienstreise deklarieren ließ. Ja, besuchten sie nicht später noch Aculeo? Sich nach dem Befinden eines wichtigen - und er war immerhin ein Eques - Decurios der Civitas zu erkundigen, ließe sich im Falle des Falles sicher als Anlass verwenden. Doch, wie gesagt, machte sich der Iulier darüber im Moment wirklich keinen Kopf.
    "Äußerst ärgerlich ist das.", stellte Dives, nachdem sich ihr Wagen erneut in Bewegung gesetzt hatte, noch einmal kopfschüttelnd fest. Aber man musste wenigstens versuchen einen klaren Kopf zu behalten und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Jenes war in diesem Fall wohl, was der Duumvir mit der zusätzlichen Zeit in Roma anstellen würde. Nachdem Ocella sich für die Societas hier mehr oder wenigster spontan beworben hatte, könnte er den entsprechenden Eintrag im Vereinsregister gleich erstellen und sich bei Tasius auf den neusten Stand der Dinge bringen lassen, was den Kultverein betraf.
    "Was hast du eigentlich noch vor in Roma? Ich meine, außer der kleinen Cena in der Casa Germanica, zu der wir beide eingeladen wurden?", erkundigte sich Dives nach einer Weile.




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  • Ocella schaute noch kurz, ob der Bote noch irgendwelcher Hilfe bedurfte. Als dies nicht der Fall war, folgte er Dives in den Wagen und setzte sich wieder in den Wagen, der danach auch sofort anfuhr und sie weiter Richtung Rom fuhren.


    Auf die Feststellung von Dives nickte Ocella nur.


    Ja, ärgerlich ist es allemal. Aber es ist auch schade. Aber gut, jetzt müssen wir wohl damit leben.


    Ein bisschen Stoizismus konnte da praktisch sein. Vor allem bei solchen Entscheidungen.


    Nun, es sind einerseits familiäre Angelegenheiten. Nach dem Bürgerkrieg möchte ich in der Casa meines Cousins Varus vorbeischauen und vielleicht auch in der Casa Helvetia. Nach den Vorkommnissen in Rom ist es wohl sinnvoll, dort mal nach dem rechten zu sehen.


    Ocella wusste zwar, dass es Varus gut ging. Doch von seinem anderen Cousin Commodus hatte er noch keine neuen Nachrichten bekommen. Sein letzter Stand war, dass er vermisst wurde, was im Moment einer Katastrophe gleichkam, da er eigentlich aktuell der aussichtsreichster Kandidat für den Senat innerhalb der Familie war. Varus und Ocella strebten derzeit ja nur den Ritterstand an, doch auf kurz oder lang müsste jemand auch die Nachfolge des alten Geminus, von dem Ocella auch schon erstaunlich lange nichts mehr gehört hatte, einnehmen.


    Ansonsten habe ich auch einige geschäftliche Dinge zu erledigen. Mir wurde von einem bekannten Händler aus Ostia das Angebot gemacht, einen seiner Betriebe zu übernehmen. Ich treffe mich daher mit ihm, um den Betrieb zu begehen und auf Produktivität und Einträglichkeit zu prüfen.


    fasste er dann noch einen weiteren Plan zusammen. Der alte Händler wollte sich zur Ruhe setzen und seinen Lebensabend irgendwo in Gallia oder Hispania verbringen. Nun wollte er seine Geschäfte unter die Leute bringen und hatte Ocella ein Angebot gemacht, einer seiner gut laufenden Betriebe in Rom zu übernehmen. Ein Angebot, das der Helvetier nur sehr ungern ausschlagen wollte.

  • Bei der Erwähnung der familiären Angelegenheiten nickte Dives verstehend, hieß dies doch mehr oder weniger direkt, dass sich ihre Wege nach Ankunft in der Ewigen Stadt in jedem Fall bald trennen würden. Dann würde er sich wohl einfach umso ausgiebiger mit Tasius im Domus Societatis unterhalten und vielleicht auch mal zur Casa Iulia schauen, wenngleich ihm letzteres doch ein gewisses Unbehagen bereitete, wusste er doch kaum, was ihn dort erwartete.
    "Du willst dir einen neuen Betrieb zulegen? In welcher Branche willst du denn da einsteigen, wenn ich fragen darf?", erkundigte sich der Iulier durchaus interessiert, während ihr Reisegefährt sich unaufhaltsam immer weiter und weiter der Urbs Aeterna nährte. Kurz bevor sie die Porta Raudusculana erreichten, hielt der Wagen an einem der Grundstücke vor den Mauern der Romas. Nachdem sie des Termins beim Kaiser für heute verlustig gegangen waren, konnten sie wohl kaum noch damit rechnen, dass sie mitsamt des Reisewagens einfach in die Ewige Stadt einfahren könnten. So also konnte hier der große Wagen abgestellt und auf kleinere Sänften umgestiegen werden - alles gegen eine gewisse Bezahlung verständlicherweise, denn der Eigentümer des Grundstücks wollte an seiner Idee schließlich auch ein paar Sesterzen verdienen. Folglich war dies wohl der Augenblick, in dem sich die Wege der beiden ostiensischen Magistrate für den heutigen Tag erst einmal trennen sollten.


    "Nun, dann wünsche ich dir viel Erfolg bei deinen Geschäften und wir treffen uns dann kurz vor der Hora Nona vor der Casa Germanica in der Nähe des Marcellumtheaters, damit wir auch gemeinsam bei Aculeo aufschlagen. Vale bene!", verabschiedete sich der Duumvir Ostiensis letztlich aus einer von vier Nubiern getragenen Sänfte heraus, bevor er irgendwo im Getümmel vor dem Stadttor verschwand und seine eigene kleine Liste zu erledigender Dinge abzuarbeiten begann.




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    Einmal editiert, zuletzt von Marcus Iulius Dives ()

  • Irgendwie gab es ja immer familiäre Angelegenheiten zu besprechen, wenn man nach Rom kam. Denn jeder hatte irgendwie einen Verwandten dort wohnen, zumindest, wenn man Römer war. Daher ging Ocella auch nicht weiter darauf ein. Die Frage nach dem Betrieb kam dann natürlich kaum überraschend.


    Es geht um einen Schusterbetrieb bei den Traiansmärkten. Die Lage an sich ist sicherlich verlockend. Aber ich möchte mir den Betrieb erstmal ansehen und auch einen Blick in die Bücher werfen, bevor ich die Zusage gebe.


    stelle Ocella nochmal klar. Ocella kannte den Händler schon lange, doch wusste der Helvetier auch, dass dieser schon hoch betagt war und die Zügel für den Betrieb zuletzt recht locker gelassen hatte. Ein Blick in die Bücher wäre deswegen wohl mal überfällig und notwendig.


    Langsam näherten sich die Stadtmauern Roms. Für Ocella blieb es immer ein besonderer Augenblick, wenn er die Mauern und deren Türme erblickte. Das Zentrum der Macht türmte sich auf. Anders als gewohnt entschied sich Ocella dieses Mal für die Sänfte.


    So können wir es machen, Dives. Wir sehen uns dann spätestens bei der Cena des Germanicus und ich werde wohl auch noch bei der Societas vorbeischauen.


    bestätigte der Helvetier dann nochmal den Termin, bevor er mit seinem leichten Gepäck in die Sänfte stieg und dann zur Casa seines Cousins Varus gebracht wurde.

  • Am Morgen nach ihrer Ankunft hatte man zwei Ochsenkarren vor dem Haus ihrer Gastfamilie abgestellt, die mit sämtlichem mitgebrachten Hab und Gut von Aurelia Corvina beladen wurden. Vermutlich hätte hierzu auch schon einer genügt, denn allzuviel Gepäck hatte sie von Griechenland nicht mitgebracht. Immerhin war die Villa Aurelia in Roma wohl gut ausgestattet, so dass man nicht das persönliche Bett und anderes Mobiliar erst einschiffen musste. Für ihre wenigen Kleidertruhen und die paar Geschenke, die sie mitgebracht hatte, wäre also ein Wagen mehr als ausreichend gewesen. Allerdings wollte Corvina da nicht altklug klingen oder gar undankbar wirken, indem sie darauf aufmerksam machte. Überhaupt schien hier alles gut organisiert zu sein, so dass sie sich bis zum Vormittag noch etwas unterhalten hatte können.
    Erst ungefähr zur vierten Stunde kam schließlich auch eine von einem Maultier gezogene Birota, auf der dann Corvina Platz genommen hatte.


    Während ihre Sklaven also sich ebenfalls noch auf die Ochsengespanne verteilt hatten, um nicht laufen zu müssen, fuhr sie mit dem Sklaven Rufus auf der Birota in Richtung Rom. Ein überdachter Wagen wäre sicherlich etwas geschützter gewesen, aber das Wetter war gut und so ging es wohl auch etwas schneller. Die Ochsengespanne lagen bald schon ein gutes Stück zurück. Was Corvina etwas besorgte, aber sie bemühte sich, sich nichts anmerken zu lassen. Sie zog ihre Palla etwas besser über den Kopf, um von der Frühlingssonne keinen Sonnenbrand zu bekommen und damit der Wind nicht ihre Haare zerzauste, und besah sich die Gegend.
    “Und, ist Italia sehr anders als Griechenland?“ begann der Sklave auf dem Weg auch ein Gespräch, um sie etwas abzulenken. Die Reise war immerhin lang.
    Corvina sah sich also noch einmal etwas um und wusste nicht so recht, was sie sagen sollte. “Ich bin in Griechenland nie weitere Strecken über Land gefahren. Wir wohnen – also ich wohnte – in Athen ziemlich zentral in der Nähe der Akropolis, und es gab wenig Anlass zum Reisen. Im Sommer sind wir einmal zu Freunden meiner Eltern gefahren. In Sparta, glaube ich. Aber ich war noch sehr klein. Das hier ist meine erste weite Reise. Aber die Pappeln wirken nicht sehr viel anders als die in Achaia. Hier stehen höchstens weniger Olivenbäume.“ Damit war das Gesprächsthema wohl auch eher erschöpft.
    Aber Rufus war wohl gut darin, sich zu unterhalten, denn er nahm den fallen gelassenen gesprächsfaden ohne Probleme wieder auf. “Nun, in Griechenland war ich noch nie. Eigentlich nur in Italia, und da meistens auch nur bis Ostia. Ich fänd es interessant, mal mehr zu reisen, aber gut, als Sklave kann man sich das ja nicht so aussuchen. Und für einen Mann ist das auch etwas anderes als für eine Frau.
    Aber da hast du ja Glück, dass du erst gestern angekommen bist und nicht schon vor ein paar Wochen. DA hättest du später erst einmal etwas zu erleben gehabt auf deinen Reisen!“

    “Wieso denn?“ fragte Corvina dankbar für die Abnahme des Gesprächsthemas nach.
    “Tja, ich weiß ja nicht, ob ihr auf dem Schiff die Nachrichten gehört habt, aber der Kaiser ist gestorben.“
    “Was? Nein, wir... auf See haben wir da nichts gehört. Oder zumindest hat mir keiner was gesagt. Wie denn?“
    “Oh, doch, doch. Vor ein paar Wochen. Hat einfach den Löffel abgegeben... äh, verzeih mir, Domina. Ich wollte sagen, er ist einfach eingeschlafen und nicht mehr aufgewacht. Sagte zumindest Senator Aurelius. Der muss es wissen, ist Testamentsvollstrecker und all sowas, war auch kaiserlicher Klient.“
    “Oh, ja, Vater sagte sowas. Dann... ist das jetzt wohl vorbei. Oder wer ist der Nachfolger? Es gibt doch einen, oder?“
    “Ja, der Senat war grade dabei, zu wählen, als ich nach Ostia aufgebrochen bin. Wenn das Stadtgespräch von Ostia stimmt, ist ein neuer nun auch gewählt. Fehlt nur noch das ganze Brimborium wegen Priesterämtern und Machtübertragung und so. Der zeremonielle Teil halt. Ist wohl ein Aquilius. Auf jeden Fall ein Patrizier wieder. Aber kein Verwandter des Cornellius. Was das für die Familie bedeutet, musst du aber wohl deinen Onkel fragen. Ich fahr nur Kutsche und mach keine Politik.“
    “Oh, natürlich. Entschuldige bitte.“
    “Domina, ich sag das ja nur ungerne, aber du musst dich bei einem Sklaven nicht entschuldigen.
    Naja, auf jeden Fall kam da irgend so ein genie auf die Idee, zwischen dem Tod des letzten Kaisers und der Wahl des neuen jetzt die Stadttore schließen zu lassen.“

    Corvina guckte etwas entgeistert. “Wie...? Du meinst... man konnte gar nicht mehr nach Rom hinein? Ich wäre vor verschlossenen Toren gestanden?“
    Der Sklave lachte, als wäre das ein großer Scherz gewesen, und Corvina lächelte unsicher mit, verstand aber die Pointe des Scherzes nicht. “Hahaha... nein, nein, das ist ja grade der Witz an der Sache! Man könnte meinen, die hohen Herren schauen sich nie eine Stadtkarte an! Oder kommen auch nur aus ihrem Haus raus. Weißt du, Rom ist schon ein paar hundert Jahre über die Servianische Mauer hinausgewachsen. Die halbe Stadt liegt jetzt schon außerhalb der Mauern! Zur Not hätten wir dich dann im Haus deines Vetters, des ehrenwerten Senators Aurelius Ursus, untergebracht. Der hat wegen seines Militärkommandos sich extra außerhalb des Pomeriums ein Haus gekauft und renovieren lassen.
    Aber das wär nichtmal nötig gewesen. In der Servianischen Mauer klafft schon seit ein paar Jahrhunderten ein Loch von der Größe eines ganzen Stadion, wenn nicht von zwei! Jetzt musste nur jeder einen Umweg über das Forum Boarum und die Umgebung machen, und die Tiberbrücken in Rom, ich sag dir, da kam man gar nicht mehr drüber, so verstopft waren die andauernd. Und die weniger ortskundigen stapelten sich vor verschlossenen Toren und haben nach drinnen Nachrichten für Sondergenehmigungen geschickt!“
    Wieder lachte Rufus, und Corvina, die jetzt zwar den Witz verstand, lächelte mehr aus Höflichkeit weiter mit. Wirklich witzig fand sie das Ganze trotzdem nicht. “Wenn du mich fragst, sollten die Leute öfter ihre Landkarten studieren, oder die einfachen Leute von der Straße fragen, bevor sie etwas entscheiden. Aber... uns fragt ja nie einer.“
    Was Corvina auch irgendwie richtig fand. Sie war so erzogen worden, dass möglichst die gebildete Elite ein Reich lenken sollte, und der würdigste unter ihnen Kaiser war. Wenn man da jeden fragen würde, auch wenn der gar nicht die nötigen Kenntnisse hatte... das wäre doch viel zu kompliziert.
    “Aber jetzt sind die Tore wieder ganz normal offen und wir können ganz normal nach Rom fahren?
    “Keine Angst, dOmina. Ich wollte dich nicht erschrecken. Ja, wir können jetzt ganz beruhigt nach Rom fahren. Aber hinein dürfen wir erst mit der Dunkelheit. Tagsüber ist das Fahren in Rom verboten. Wär sonst zu viel Verkehr. Aber ich werde dafür sorgen, dass du heil und gesund noch vor Mitternacht dort ankommst.“

  • Zwei Tage nach dem eintreffen des Frachtschiffes brach denn schließlich der Treck auf.
    Vorne an der Spitze ritt Commodus, auch wenn er als Inselbewohner kein wirklich guter Reiter war. Aber die ganze Strecke per Sänfte oder Kutsche war nicht nach seinen Vorstellungen. Am Anfang wäre es noch gegangen aber später dann... er wollte Italia und Rom sehen, riechen und spüren. Sich wieder einstimmen auf dieses Land und dann auf die Stadt.
    Ihm folgten seine Gefolgsleute und Sklaven die er in dem letzten halben Jahr mühsam und sorgfältig zusammen gesucht hatte.
    Die Gefolgsleute kamen alle von Paxos oder Antipaxos, sie waren quasi direktes Umfeld und dementsprechend war Commodus sich ihrer Treue so sicher wie das bei nicht blutsverwandten überhaupt möglich war.
    Die Sklaven hatte er in der Masse in Nicopolis gekauft und auch sie sorgfältig geprüft. Für jede Position hatte er mindestens zwei, meistens drei Sklaven gekauft und dann nach einer noch genaueren Prüfung alle bis auf einen für jede Position verkauft.


    Neben Menschen, ein gutes Dutzend, mochten es wohl sein, umfasste sein Gepäck dann überraschend wenig. Also Mengenmäßig. Commodus hatte zum Beispiel keinerlei Möbel oder dergleichen mitgenommen. Er hatte vor zunächst in der Casa von Varus zu wohnen die er schon kannte und dann weiterzusehen

  • Ein Wagen - bei Nacht - umgeben von einigen Toten stand am Wegesrand. Die Toten waren durch schnelle Klingen niedergemacht worden. Schnitte in ihre Kehlen oder Stöße in ihre Bäuche mit der breiten Klinge eines Gladius ließen Blut auf den Boden tropfen. Auch der Wagen war mit Blut beschmutzt, welches einige Kisten zierte. Kisten, die fest mit großen Schlössern verschlossen waren. Auch ein Pferd mit der üblichen Decke der Equites Singulares lag getötet vor dem Wagen, welcher schlicht dort stand, da sich die beiden Ochsen nicht mehr weiter bewegen wollten und sich lieber am Gras verköstigten. Die Kisten trugen keinerlei Standeszeichen oder Hoheitszeichen, doch ihre Verfertiung wieß auf eine staatliche Stelle, da nur diese massive Holzkisten dieses Bautyps für Transporte einsetzten. Es handelte sich im fiskale Truhen. Truhen für den Transport von Wertgegenständen und Geld. In der Tat war eine Truhe am Boden aufgebrochen, da sie scheinbar einen Schlag mit einer Axt erhalten hatte. Ein paar Goldmünzen fielen heraus und sammelten sich unter dem Wagen. Wenn man die Leichen untersuchen würde, würde man eine Narbe im Nacken feststellen, die ein Zeichen bildete. Das Zeichen des Mars. Nur Prätorianer trugen diese Art Markierung unter dem Haaransatz im Nacken. Dennoch wieß nichts auf eine militärische Einheit hin, da diese armen nicht einmal ein cingulum trugen. Dennoch fanden sich römische Waffen in ihren Händen, die sie in verzweifelter Tat erhoben hatten, um sich zu verteidigen. Auch ein paar ihrer Gegner hatte es brutal dahingerafft, die sich um den Schlachtort sammelten. Scheinbar hatten sie auch kein Glück und vermeintliche Überfall kostete sie auch das Leben. Ein Soldat hatte sich noch sterbend an den Wagen retten können, wo er im Sitzen verstorben war; als er sich betend an das große Rad lehnte. Mars hatte diese Einheit verlassen. Auch die Angreifer waren glücklos aber vielleicht nicht der Finder Wagens? Die Prätorianer transportierten hier einen Teil ihrer Kasse und des kaiserlichen Vermögens für ihren Imperator. Wahrscheinlich handelte es sich um Tribute, die per Schiff in Ostia angelandet waren. In der Tat würde man feststellen können, dass dort ein Schiff der Flotte Steuereinnahmen aus Aegyptus angelandet hatte.


    Sim-Off:

    * Wenn ausgespielt, kann der Finder eine erstaunliche Summe auch in der WiSim erhalten, sofern er den Prätorianern Reichtümer stehlen will. ;)

  • Feras war nachdem Fehlschlag mit einem Pferd nach Rom zurückgekehrt. Das römische Pflaster hatte sich als zu heiß und partherfeindlich erwiesen. Ostia weiter südlich war vielleicht eine Möglichkeit unter zu tauchen. Am Tage wollte Feras nicht reiten. Er zog es vor das des nachts zu tun. Das war weit gefährlicher aber er zählte auf sein Pferd, dessen Schnelligkeit und sein reiterliches Geschick. Mit der Peitsche und dem Messer machte ihm ebenfalls keiner was vor. Ihre Handhabung hatte er in unzähligen Wagenrennen gelernt.



    Dunkelheit, kaum etwas zu erkennen. Pegasus scheute, tänzelte auf der Stelle. „ Ruhig, Ruhig.“ Redete Feras auf ihn ein. Vorsicht war geboten. Das war etwas auf der Straße. Feras versuchte etwas zu erkenne, kniff die Augen zusammen. Metall schlug aneinander. Feras war unschlüssig. „ Wer da!“ rief er. Kein Laut. Er stieg vom Pferd ab , bereit gleich wieder aufzuspringen und davon zu preschen. Nichts rührte sich. Er ging langsam weiter. Plötzlich vor ihm ein dunkler Schatten am Boden. Pegasus schnaubte und versuchte nach hinten weg zu kommen. Feras hielt ihn fest am Zügel. Endlich kam der Mond hinter den Wolken hervor und beschien das Szenario. Feras lief es kalt den Rücken herunter. Schnell sah er nach, ob einer der hier liegenden Männer noch lebte. Nichts alle Tod. Ein Überfall? Bestimmt. Wenn sie tot waren, dann brauchten sie nichts mehr von dem was sie bei sich trugen. Der eine trug gut erhaltene Sandalen, bei einem anderen nahm er den Mantel. Eine ganze und unbefleckte Tunika war da schwieriger zu finden. Der da sah gut aus. Feras versuchte sie ihm auszuziehen. Der Mond schien hell und Feras erschrak als er das Zeichen im Nacken des Mannes sah. Egal tot war tot. Die Tunika war endlich seine. Die Waffen, ließ er lieber liegen. Sein Blick fiel auf den Ochsenkarren am Wegesrand. Ein schönes Gespann. Was auf seiner Ladefläche stand war noch viel viel schöner. Und da unterm Wagen glitzerte es im Mondlicht. Goldmünzen!! Schnell sammelte er sie auf. Da waren noch mehr auf der Ladefläche. Die eine Truhe war kaputt. Feras holte sich noch zwei oder drei Mäntel. Wie schön es aus dem Loch rieselte. Ein wahrer Goldregen. Vier Mäntel voller Goldmünzen. Schwer, aber die mussten mit. Während er die kaputte Truhe leer räumte überlegte er was er mit den anderen machen sollte. Die waren verschlossen. Verstecken? Viel zu schwer für ihn. Außerdem würde er mit dem Gespann auffallen. Die vier Mäntel mit den Münzen reichten. Einen nach dem anderen lud er Pegasus auf. Für alle Fälle nahm er eine Gladius den er bei einem der Männer fand mit. Sollten sich andere um den Rest kümmern. Er brauchte jetzt ein Versteck für seine Münzen. Als er an dem Prätorianer vorbei ging spuckte Feras aus. „ Römer !“ zischte er verächtlich. Sein Ziel war das Waldstück an dem er vorbei geritten war. Dort wollte er ein Versteck anlegen.

  • Die Via Ostiensis war länger, als Gracchus dies erinnerte und ob des Umstandes, dass noch immer die Restanten seiner Detoxifikation ihm Fatigue und Blümeranz bescherten, was durch das Holpern des Wagens auf dem gepflasterten Weg mitnichten gemindert wurde, geradehin unerträglich. Cornelia Philonica blickte ihn sorgenvoll an, wann immer er heftiger zu atmen begann und Patrokolos das Schüsselchen anreichte, um ihm eventuell beim Vomitieren zu assistieren. Dessenungeachtet folgte sie dem in der vergangenen Zeit erworbenen Habitus, ihn schweigend lediglich zu betrachten und jedwede Konversation zu ersparen, was einerseits eine eigentümliche Atmosphäre zwischen den beiden Eheleuten evozierte, andererseits Manius Minor nicht unrecht war, da ihm ohnehin kein Sujet in den Sinn kam, welches zu debattieren er mit seiner Gattin geneigt gewesen wäre.


    Stattdessen hing er neuerlich seinen Gedanken nach, welche in den vergangenen Tagen und Wochen ihn hatten befähigt, dem Opium aufs Neue den Rücken zu kehren (selbstredend stets assistiert von seinem geliebten Patrokolos, welcher auch in schwachen Momenten seinem Zürnen widerstanden und ihm den Becher der Träume vorenthalten hatte): Seinem Vater waren neue Erben geboren worden! Inzwischen mochten die beiden Sprösslinge der aurelischen Natter schon ihre ersten Schritte getan haben, mochten seine wahren, ursprünglichen Nachkommen gänzlich dem Sinne Manius Maiors entfleucht sein, weil Manius Minor seine Pflicht aufs Neue hatte vergessen! Mochten all jene Emporkömmlinge und Habenichtse, welche die Straßen Roms zu Tausenden bevölkerten, vermeinen, eine Geburt ins Haus eines Patriziers impliziere ein sorgenfreies, privilegiertes Leben, so vermochten sie doch nicht einmal zu ahnen, mit welchen Bürden und Pflichten jene Existenzen waren verbunden, ja dass die Imagines Maiorum im Atrium der patrizischen Häuser mitnichten ein Recht waren, das seinen Stand von anderen abhob, sondern eine Mahnung, jenen höchsten Maßstäben der eigenen Ahnen gerecht zu werden und die Fahne der Familie empor zu halten, mochte einem der Sinn danach stehen oder nicht!


    Obschon diese Last somit groß genug war, so torquierte ihn die Inkommodität dieser Reise noch vielmehr, sodass unwillig er letztendlich formulierte:
    "Mehercle, wie lange mag es noch dauern?"
    "Gedulde dich, Domine! Wir sind schon auf Höhe der Aquae Salviae!"
    , erwiderte Patrokolos geduldig, doch deplorablerweise wusste Gracchus Minor jene als tröstlich intendierte Information nicht recht zu kontextualisieren, da ihm jener Ort, obschon er sein ganzes Leben in Latium hatte verbracht, nicht bekannt war, sodass letztlich ihm nichts als ein desillusioniertes Seufzen entfleuchte und er wieder aus dem Fenster des Wagens blickte, wo lediglich Fuhrleute ihrem geschäftigen Treiben nachgingen und weniges von Interesse präsentierten.


    Schließlich schweiften seine Gedanken zu dem, was an diesem Abend ihn in der Villa Flavia Felix mochte erwarten, welche zweifelsohne erst nach Anbruch der Dämmerung sie würden erreichen. Wie sollte er seinem Vater begegnen? Wie der flavischen Natter und insonderheit wie ihrer Brut, die doch gewisslich unschuldig waren an ihrem für die Flavia erschröcklichen Schicksal? Als Sohn mochte es ihm nicht anstehen, seinen Vater freiheraus zu kritisieren, zumal es einem wiederverheirateten Manne offiziell ja durchaus wohl anstand, der Res Publica wie der eigenen Gens neuerlich Kinder zu zeugen, selbst wenn damit Manius Maior in jene Direktion sich bewegte, deren Zielpunkt der legendäre und nicht unumstrittene Matinius Agrippa, jener hispanische Stier, mit seinen zahllosen Kindern und Kindeskindern repräsentierte. Und doch würde er etwas unternehmen müssen, um den sinistren Machenschaften Priscas Einhalt zu gebieten. Doch was?


    "Patrokolos, möchtest du uns nicht noch ein Gedicht vorlesen?"
    , disturbierte Cornelia Philonica sein Nachsinnen, woraufhin der Genannte aufs Neue den Tornister mit der Lyrik hervorholte, um eine Weise auszuwählen, mit welcher er seine Herrschaft zu unterhalten vermochte. Einen Augenschlag erwog Manius Minor, enerviert seiner Gattin den Mund zu verbieten und jenem unschuldigen Versuch, ihm Zerstreuung zu gewähren, zu zerschlagen. Doch als Patrokolos anhob, die Verse des Kallimachos zu rezitieren, verflog jener Vorsatz sogleich und er beschloss, die weiteren strategischen Erwägungen besser zu prokrastinieren, da doch bald schon seine Aufgabe jeden Tag (und womöglich jede Nacht, wenn die Schreie der Nattern-Brut zu jedweder Stunde durch die Villa gellten) ihm vor Augen würde sein und somit ihm womöglich wenig Raum mehr wäre, sich den schönen Dingen des Lebens zu widmen, die zwar ihn in der vergangenen Zeit von seinen Pflichten hatten abgehalten, die dennoch zweifelsohne zu genießen eine Freude blieben.

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