Arbeitszimmer | Caius Flavius Aquilius

  • Ich hörte dem Wortschwall zu, den er auf mich einprasseln ließ, und darin fand ich ein wenig meines Bruders, denn auch seine Art war es oft gewesen, einem viele Details auf einmal um die Ohren zu hauen - und das mochte sich auf seinen Sohn und dann den Enkel vererbt haben. Seltsam, wie die Zeit doch manchmal spielte, nun hatte ich schon mehr als dreißig Sommer gesehen und doch meinen Großneffen nie kennengelernt.
    "Konntest Du Deine Mutter angemessen beerdigen? Wenn nicht, werde ich das veranlassen, es geziehmt sich nicht für eine Frau aus der Familie, kein richtiges Begräbnis gehabt zu haben, keinen Grabstein - keine Statue, die an sie erinnert. Mit Deinem Platz bei der Familie hatte sie allerdings Recht. Hier in Roma wirst Du alle Möglichkeiten haben, die Du in Hispania schätzungsweise niemals haben wirst - und sollte es Dein Wunsch sein, die Rhetorik in Achaia, genauer gesagt in Athen, der Wiege der Redekunst, zu studieren, sag es mir nur, und ich werde einen Weg finden, Dir dies zu ermöglichen."


    Er war noch so jung - in diesem Augenblick spürte ich die Last der vergangenen Jahre deutlicher denn je. Auch ich hatte einmal mit solchen wachen Augen in die Zukunft geblickt, und was war davon schon geblieben?
    "Da Du der Enkel meines Bruders bist und es ansonsten auch keine anderen hispanischen Flavier hier in Rom gibt, werde ich Dir zur Seite stehen, wo ich es nur kann, und ich würde Dir empfehlen, dass Du Dir alsbald einen passenden Ort suchst, an dem Du Deine Ergebenheit dem Imperium gegenüber beweisen kannst. Dass Du die Hinlänglichkeit Deiner Aussprache korrigieren möchtest, spricht für Dich, und es ist auch unerlässlich, dass Du daran arbeitest, bevor Du hier in die Öffentlichkeit trittst - Rom unterscheidet sich sehr von Hispania, und wenige der Dinge, die hier anders sind, würde ich positiv sehen. Gibt es denn etwas, wofür Du Dich besonders interessierst? Das Militär vielleicht? Der cultus deorum? Die Politik gar?"

  • Das er nach dem Begräbnis meiner Mutter frägt, ach ja: er ist ja Priester.


    Vielen Dank für die Ehre, daß Du Dich dafür interessierst: wir haben die Totenriten so weit es ging, eingehalten, Mutter verbrannt und an der Stelle einen Baum gepflanzt, den die Familie meines Freundes gestiftet hat. Um eine Steinmonument zu errichten ist leider kein Geld da gewesen, muß ich gestehen. Aber die Korkeiche habe ich selbst gepflanzt und eingezäunt, erhöht und mit Blick auf das schäumende blaue Meer. Die Familie meines Freundes wird auf sie achtgeben und wenn der Baum groß und mächtig wird, symbolisiert er sicher auch unsere Familie.


    Ist das ein schönes Bild? Oder ein etwas arrogantes Bild, schließlich wächst ja der Baum, weil ich ihn auf Mutters Grab gepflanzt hat. Ist er ein Symbol für mein Leben? Ich freue mich so, in einigen Jahren wiederzukommen und in seinem Schatten ein Fest zu Ehren von Mutter zu feiern. Und vielleicht auch dann eines Tages an seinen Stamm gelehnt selbst zu sterben.


    Ich, ich habe aber ein Bild aus Holz mit einer Zeichnung meiner Mutter mitgebracht, das ich gerne der Iuno weihen möchte, zusammen mit einem Tieropfer für, .... für meine glückliche Ankunft in Rom und zu Mutters Andenken. Ob Du mir helfen kannst, das zu organisieren? Ich möchte nichts falsch machen und kenne mich in den sicher komplizierten Riten, Vorbereitungen und Voraussetzungen dafür hier in Rom nicht aus. Ihr seid, wie Straton mir sagte, ja Priester, da wißt ihr sicherlich, an wen ich mich wie zu wenden habe?


    Ein bißchen sinke ich in mich zusammen, ein wenig Berechnung (wie bringe ich Severus in die Partie mit hinein?), ein wenig Erschöpfung wegen dieser Berechnung. Auch Aquilius frägt mich, was ich in Rom machen, was ich wohl werden will ... glücklich? Mit was im Gepäck will ich in Flaviobriga wieder ankommen?


    Weißt Du, ich bin mir ehrlich gesagt noch nicht schlüssig, wozu ich tauge. Bislang habe ich entweder gelesen oder bin mit meinen Freunden auf dem Meer Fischen gegangen. Lesen, ein wenig Rechnen, - und Fischen kann ich. Wohl kaum die richtige Kombination hier in Rom. Ich bin nicht bl... dumm, aber sicher auch nicht übermäßig gescheit, ich komm' halt vom Land, nicht? - Ich bin aber fleißig und werfe mich in Sachen hinein, egal in was - ich meine ich bin Euch allen ja wirklich dankbar, daß ich hier so großzügig und freundlich aufgenommen wurde. Sag' mir, was ich tun soll, was der gens Flavia nützt, dann mache ich es wirklich gerne.

  • "Für Hispania ist eine lebendige Eiche sicherlich eine schöne Idee - aber Bäume können gefällt werden, wenn wir nicht mehr da sind, und ich würde sie gerne, wie es angemesen ist, mit einem entsprechenden Gedenkstein verewigen. Das soll Deine erste Aufgabe hier in Rom sein - finde einen Steinmetz, der gute Arbeit leisten wird, überlege Dir, was auf ihrem Stein stehen soll und wie er aussehen soll. Ich werde die Kosten tragen, wenn dieser Handwerker nicht zu wuchern anfängt, denn es liegt nun bei uns, den hispanischen Zweig der Flavier am Leben zu erhalten, und damit auch die memoriae aller, die ihm angehört haben."
    Ich hatte ernst und bestimmt gesprochen, neben dem Weg in den cursus honorum war dies ein weiterer, wichtiger Punkt, der auf meiner geheimen, inneren Liste gelandet war. Es gab viele gute, strebsame Mitglieder des hispanischen Flavierzweigs, und diese sollten nicht vergessen werden im Schatten der wenigen, die Entsetzliches getan hatten.


    "Was das Opfer angeht, werde ich Dir gerne helfen, auch zum Gedenken an Deine Mutter, die, wie es mir scheint, einen günstigen Einfluss auf Deine Entwicklung genommen hat, nachdem mein Neffe gestorben ist. Du kannst mich morgen in den Tempel begleiten und wir werden die nötigen Opfergaben gemeinsam aussuchen, was hältst Du davon? Dann brauchst Du eine neue toga - ohne wirst Du nicht vor einen Altar treten - und ein paar anständige Kleidungsstücke, die Rom angemessen sind ..." Kurz überlegte ich, um dann zu schmunzeln. "Meine Sklavin Bridhe wird am besten mit Dir einkaufen gehen, sie macht das bestimmt gern, ich kenne keine Frau, die nicht gern einkaufen gehen würde."
    Eine Aufgabe wollte er haben, eine Aufgabe auf Dauer ... nun, ich würde sicherlich eine finden. "Was interessiert Dich? Hast Du schon irgendeine Form der Ausbildung genossen - abseits des Cursus in der hiesigen Schola? Bestimmt hast Du Dir irgendwann einmal überlegt, in welche Richtung Du gerne gehen würdest, und wenn es in meiner Macht steht, Dich zu unterstützen, werde ich dies gerne tun. Letztendlich sind wir beide Teil derselben Familie, und mein Bruder hätte sicher gewollt, dass ich mich seines Enkels annehme."

  • Er ist wirklich ein Priester, denn er ehrt die Verstorbenen und ist erfüllt von pietas seiner - unserer - Familie gegenüber. Ich bin froh, so bald mit Aquilius gesprochen zu haben. Den Anstoß gab ja Straton, bei dem muß ich mich auch bedanken. Der wird sicherlich nur die Augenbraue hochziehen und es "faszinierend" finden ...


    Ich und meine Mutter sind Dir sehr zu Dank verpflichtet, Onkel Aquilius, Ihr tut so viel für sie und mich.- Ich freue mich, daß ich Dich morgen begleiten darf und ich werde sehen, daß ich einen Steinmetz auftreibe, der eine würdige Arbeit leistet, die der pietas unserer Familie gerechten Ausdruck verleiht. Ich werde Dich nicht enttäuschen.


    Klamotten einkaufen - na, bravo. -.^ Nur mit Bridhe wird das einigermaßen erträglich sein. :) Aber der kritische und leicht amüsierte Blick meines Onkels auf meine Aufmachung läßt micht düster ahnen, daß das so oder so ein Tagsordnungspunkt werden würde. Eine rote Tunika mit einem leichten Kettenhemd ist in Rom kaum der letzte Brüller. Eher ein letztes Röcheln. Na gut.


    Gerne nehme ich Bridhe mit, sie wird sicher wissen, wo man auch als Mann etwas Praktisches zum anziehen bekommt, Du bist sehr großzügig. Mögen es Dir die Götter vergelten, solange ich es nicht kann!


    Mann ist der hartnäckig - was soll ich bloß sagen? Was will ich überhaupt werden?


    Meine Mutter hat mich in der Furcht der Götter erzogen und im Bewußtsein, dem Kaiser zu dienen. Allerdings war sie wohl nie glücklich, daß mein Vater Soldat war, er ist ja schließlich auch nie wieder nach Hause zurückgekehrt. Daheim habe ich halt alles gelesen, was mir in die Finger kam, Vergil, Homer, Hesiod, Ovid, Seneca den Jüngeren und natürlich Apuleius von Madaura und seine Fabeln, dafür bin ich aber schon länger zu alt. Ansonsten war das Leben meine Ausbildung, in Flaviobriga läßt sich ja kein magister blicken, was man können muß, um zu überleben, lernt man so und so.


    Kurzum: ich bin völlig unausgebildet und kann nichts vorweisen, wenn Du verstehst, Onkelchen? Ich bin die Null aus der hispanischen Provinz, das Landei der gens Flavia.

  • Ich nickte zufrieden, meine Botschaft war wohl nicht auf taube Ohren gestoßen, und er schien auch mit dem nötigen Ernst und Eifer an die Sache heranzugehen. Und auch wenn er wohl nicht wirklich ausgebildet war, so schien er doch über den Willen zu verfügen, etwas zu tun, und das war bei den meisten Dingen fast wichtiger als das Wissen allein.
    "Du wirst es mir vergelten, Lucanus, und zwar durch ein angemessenes Auftreten und beständigen Eifer darin, die gens Flavia nicht zu beschämen, sondern die Familie passend zu repräsentieren. Hier in Rom werden viele Augen auf Dir liegen, die nur auf einen kleinen Fehler lauern, und ich denke, Du wirst Deinen Weg machen, auch wenn es viele Neider geben dürfte."
    Ich öffnete eine der Schreibtischschubladen und schob ihm einen Beutel mit klimperndem Inhalt darin zu, mich dann in meinem Stuhl zurücklehnend, während mein Blick auf ihm ruhen blieb.


    "Das heißt, Dir fehlt die richtige Ausbildung in alle Richtungen .. nun, wenn es Dein Wille ist, Dich zu beweisen, dann kann diesem Zustand abgeholfen werden. Dass Du Dir aus eigenem Antrieb gleich einen Weg zur Verbesserung Deiner Aussprache gesucht hast, spricht für Dich. Hattest Du dadurch irgendwelche Kosten? Wenn ja, lass es mich wissen, dann erhältst Du das auch von mir. Ansonsten kann ich Dir anbieten, mich auf meiner täglichen Pflicht in Zukunft eine Weile lang zu begleiten - zum einen in den Tempel, zum anderen, sollte ich in das Amt eines vigintivir gewählt werden, was ich doch stark hoffe, auch dorthin. Einen genaueren Einblick in die Materie wirst Du kaum ansonsten erhalten." Ich behielt ihn im Blick, seine Reaktion gespannt abwartend - dies war ein Angebot, das man nicht oft erhielt, vor allem nicht, vielleicht einen Magistraten zu begleiten.

  • Ich blicke vorsichtig zu dem sich nähernden Geldbeutel auf dem Tisch: der schaut nicht so aus, als seien da Asse drin, Dupondien, mindestens, wenn nicht sogar Sesterzen. Etwas angespannt bin ich, denn er hat das berüchtigte Wort mit "F" gesagt: "Fehler". In Kombination mit "Luca" und "machen" eine fatale menage á trois. Luca macht Fehler. Andauernd. Hier. In. Rom. Nicht in Flaviobriga, der Ort mit "F" wie fröhlich, fantastisch und fänomenal.


    Ja, Onkel Aquilius ich werde mein Bestes zu geben.


    Und nicht nur: "mich bemühen".
    Warum kommt mir da nur ein tropfender, halbnackter und verirrter Luca in der cucina der Sklaven in den Sinn? Wenn das schon "mein Bestes" war, dann gute Nacht. Daß ich Rom und die Schiffsladungen von Fehlern nicht kenne, die man in Rom machen kann, wahrscheinlich mehr, als auf der ganzen Welt zusammen, wird Aquilius hoffentlich einkalkulieren.


    Der cursus Latinus ist - äh - kostenlos, wahrscheinlich eine "Eingliederungsmaßnahme" für Leute wie mich, die aus der Provinz kommen oder - die Götter mögen uns beistehen - gar noch außerhalb unserer Zivilisation.


    Und das, daß ... daß ich Dich begleiten darf, also das ist wirklich ganz großartig. Ich meine, Fischen lernt man auch nicht am Schreibtisch, sondern draußen auf'm Meer, nicht?


    Achje, tolles Beispiel. Mitten aus'm Leben, meinem Leben zwar, aber eben nicht seinem.


    Ich mach' mich auch ganz unsichtbar, ich meine, ich steh' nicht dumm im Weg 'rum, oder so.


    Luca, Cnaeus Flavius Lucanus, der Begleiter und Schatten des berühmten vigintivir Caius Flavius Aquilius bei seinen täglichen Geschäften in der hohen Politik, bei den staatserhaltenden Opfern in den Tempeln. Uff. Ist das das Rom, von dem Mutter für mich sprach?


    Sag' mir nur, wenn ich irgendwas tun kann, ich bin sofort da.


    Fischen kann ich, hab' ich gelernt, mich fegt kein Meergetier vom Boot - und mit leeren Händen komm' ich auch nicht heim. Vielleicht ist das die Lösung: ich bin hier auf'm Meer. Rauer Seegang, keine Meile Sicht - und ich muß Fang machen.

  • So jung, so eifrig. So vom Leben und den Lügen Roms noch unbeleckt, fast als sei er der Venus gleich aus dem Schaum entstiegen, wenngleich es ein hispanischer Schaum war, den es nun abzuwaschen galt, wollte er nicht im orcus enden. Diese Jungenhaftigkeit galt es zu bewahren, solange es nur möglich war, zumindest nahm ich es mir vor, ihn nicht zu überfordern oder zuviel zu verlangen. Noch hatte er alle Zeit der Welt, noch mochte er auch alle Wege ausprobieren, die ihm offenstanden - und einem Flavier standen sehr viele Wege offen.
    "Du könntest eine Weile lang mein scriba personalis sein, bis Du Dich für etwas anderes entschieden hast, was hältst Du davon? Ich werde Dir 50 Sesterzen die Woche für Deine Hilfe geben, ein bisschen Geld in der Tasche ist sicherlich nicht verkehrt in einer Stadt, in der es fast alles gibt." Und er würde auch mit den Briefen lernen, die täglich über meinen Schreibtisch flatterten und mich so unendlich langweilten, sein Latein aufzubessern, zumindest stand dies zu hoffen. Der Umgang mit einer bestimmten Form der Literatur gab immer eine Hilfe. Noch immer betrachtete ich ihn, und die Erinnerung an jenhe Zeit in meiner Jugend kehrte fast übermächtig zurück. Es war damals einfach ein anderes Leben gewesen, ohne Pflichten, ohne Sorgen, ohne den Zwang, von dem ich mich damals erst kurz davor befreit hatte. Und heute ... sah alles anders aus.

  • Ich schnappe ein wenig nach Luft, als wolle ich die 50 Sesterzen einsaugen ... FÜNF-ZIG Sesterzen, ZWEI-HUNDERT Asse! ... pro Wo-che!, das sind rund 28 Asse und 1 Semis pro TAG! Nicht, daß ich geldgierig erscheinen möchte, nein, ich habe nur kaum so viel Geld und überhaupt regelmäßig in den Händen gehabt. Und auf Dauer. Das viele Geld in lukanische Würste auf die Faust umzurechnen, wage ich nicht, denn sonst bekomme ich gleich Hunger.


    Natürlich nehme ich die Gelegenheit und die Stelle mit Freuden an, Onkel Aquilius. Das ist großartig, Danke, Mutter würde sich wahnsinnig freuen, daß ich mich so schnell nützlich machen kann - und dabei auch noch eine Menge lerne.


    Ich rutsche etwas vor Aufregung auf meinem Stuhl hin und her, wann geht's los? Jetzt? Sofort? Stante pedim? Das ist ein Mann: gesagt - getan, kein Zaudern, keine Gefühlsduselei - ein Flavier wie ich!


    Wann soll ich anfangen, Onkel Aquilius? Gleich?


    Diplomatische Zurückhaltung war meine Sache noch nie, Ich will immer alles - und das sofort! Mutter hat mich eine Zeitlang beim Essen an den Stuhl gebunden, weil ich alle paar Augenblicke aufgestoben bin, irgendwas geholt habe, Mutter zeigen wollte, einen Vogel am Fenster beobachten wollte oder noch Brot aus der Küche oder einen frischen Krug Wasser oder oder oder ... Dann auch wieder sitze ich stunden- und tagelang über irgendwas und brüte und arbeite, warte geduldig mit Pedro ohne Mux und Regung im Boot darauf, daß ein Fisch anbeißt, wenn wir mal nicht mit Netzen fischen.


    Ich falle zurück auf meinen Stuhl - Angelzeit ist angesagt, also langsam, Luca.


    Wie es Dir recht ist, relativiere ich meinen Übereifer vorsichtig abwartend, wie ein kleines Raubtier, das sich scheinbar desinteressiert zeigt, aber jederzeit kehrtmacht und blitzschnell in die Beute schlägt.

  • So viel Eifer. Was gäbe ich doch darum, die Zeit ein paar Jahre zurückzudrehen und mit diesem jungen Mann mit den eifrigen Augen durch Rom zu streifen, ohne Bitterkeit, ohne Sorgen, einfach nur erkunden und kennenlernen, wie ich es damals in Athen gemeinsam mit Gracchus getan hatte. Aber es war nun einmal nicht mehr möglich, und so blieb mir nur, ihn anzulächeln und ihm zu zeigen, dass mir sein Eifer gefiel.
    "Ich würde sagen, morgen beginnst Du - heute solltest Du den Tag noch nutzen, Dich ein bisschen in der villa umzusehen und Dich mit dem Haushalt vertraut zu machen. Morgen werde ich nach der salutatio zum Tempel aufbrechen, und da wäre es gut, wenn Du mich gleich begleiten könntest - zum einen wegen der Opfergaben, zum anderen siehst Du dann gleich, was tagsüber so alles los sein kann in einem Tempel, derzeit ist Mars ein sehr beliebter Gott."


    Wahrscheinlich würde er genauso Augen machen, wie ich es getan hatte, als ich dem ersten Ansturm gegenüber gestanden hatte. Die Nachricht eines neuen Krieges war nicht allzu alt gewesen, als der Tempel bereits übervoll gewesen war.
    "Ansonsten ... gibt es noch etwas, was Du wissen willst? Oder was Du vielleicht dringend bräuchtest?" Ich hatte ihm jetzt lange genug meine Vorstellungen um die Ohren geschlagen, es wurde Zeit, dass er seine eigenen Wünsche auch noch formulierte.


    Sim-Off:

    Es wäre zum Zweck der Auszahlung Deines Gehalts dann ganz gut, wenn Du ein Wisim-Konto hättest ;) und bitte bestätige in Deinem Tabularium die Ernennung als Scriba Personalis.

  • Eigentlich musste ich innerlich bei dem Gedanken an das, was mir gleich bevorstand, grinsen. Der Auftrag, der zu vergeben war, gefiel mir nicht nur wegen der Praktikabilität besonders. Er würde ihn fordern, und gleichzeitig auch bis an den Rand der Selbstbeherrschung treiben, schätzte ich, wer machte so etwas schon gern? Aber es musste sein, und ich konnte mir keinen besseren Kandidaten dafür vorstellen als ausgerechnet meinen Straton, mit dem ich schon so viel Blödsinn gemeinsam gemacht hatte.
    "Komm herein," sagte ich, während ich der Tür den Rücken zuwandte und darauf wartete, dass der Grieche eintreten würde. Er schaffte es oft, so leise zu sein, dass ich seine Präsenz nicht bemerkte, aber glücklicherweise nicht immer. Es hätte mich wohl auch ziemlich frustriert, wäre es immer der Fall gewesen.

  • Mars hat den Kaiser und unser Heer in Parthien beschützt, nicht? Man hört immer wieder Nachrichten aus dem Osten, meistens gute Nachrichten, wie nicht anders zu erwarten. Aber gegen die Parther hatten wir in der Vergangenheit schon manche Schlappe einstecken müssen. Aber was ist schon ein verlorener Kampf, wenn der Krieg schließlich gewonnen wird?


    Nein danke, vielmals, Onkel Aquilius, ich bin jetzt rundum zufrieden, das ist mehr, als ich mir für die erste Zeit erhofft habe. Sollte ich ihn vielleicht auf die deplorable Puls-Situation in der cucina ansprechen? Nein, das wäre zu schnell, das mach' ich später einmal.


    Ich geh' gleich Bridhe suchen und dann mit ihr in die Stadt, um micht auszustaffieren und auch nach einem Steinmetz suchen. Damit werde ich vollauf beschäftigt sein - und meine Latein-Übungen muß ich auch noch machen. -.^ Nachdem Du so viel für mich getan hast, will ich Dich nicht länger von Deiner Arbeit abhalten - ich bin morgen früh für Dich sofort verfügbar. :)


    Todmüde, weil ich vor Aufregung nicht schlafen kann, ich muß mir irgendwo her etwas Baldriankraut besorgen, damit ich morgen nicht so zerknittert dreinschau' wie meine Tunika heute.- Ich schiele vorsichtig zum Geldbeutel und warte darauf, daß ich entlassen werde.

  • Zitat

    Original von Caius Flavius Aquilius
    ....
    "Komm herein," sagte ich, während ich der Tür den Rücken zuwandte und darauf wartete, dass der Grieche eintreten würde. Er schaffte es oft, so leise zu sein, dass ich seine Präsenz nicht bemerkte, aber glücklicherweise nicht immer. Es hätte mich wohl auch ziemlich frustriert, wäre es immer der Fall gewesen.


    Fast, dachte der Grieche und runzelte kurz die Stirn. Womit hatte er sich verraten? Durch den Luftzug? Nun, das nächste Mal würde es wieder klappen, soviel war sicher. "Du willst sicher erfahren, was Dir Aurelia Prisca ausrichten lässt, dominus," sagte er gelassen und blieb in der Nähe des Schreibtischs stehen, bis er sich sicher war, die Aufmerksamkeit Aquilius' zu haben. "Sie lässt Dir bestellen, dass sie zurückfordert, was ihr gehört - in fünf Tagen. Und anscheinend hat ihr auch gefallen, was Du ihr schriebst, sie sah ziemlich verklärt aus, als sie den Brief durchgelesen hatte." Straton machte eine kurze Pause. "Nun sage es mir ehrlich - liegt Dir wirklich etwas an ihr? Sie ist noch sehr jung. Und Du ... nun ja, darüber müssen wir nicht sprechen, oder?" Er verschränkte die Arme vor der Brust und blickte zu dem Flavier herab, eine Braue marginal erhoben.

  • Zitat

    Original von Cnaeus Flavius Lucanus
    ......Ich geh' gleich Bridhe suchen und dann mit ihr in die Stadt, um micht auszustaffieren und auch nach einem Steinmetz suchen. Damit werde ich vollauf beschäftigt sein - und meine Latein-Übungen muß ich auch noch machen. -.^ Nachdem Du so viel für mich getan hast, will ich Dich nicht länger von Deiner Arbeit abhalten - ich bin morgen früh für Dich sofort verfügbar. :)


    Todmüde, weil ich vor Aufregung nicht schlafen kann, ich muß mir irgendwo her etwas Baldriankraut besorgen, damit ich morgen nicht so zerknittert dreinschau' wie meine Tunika heute.- Ich schiele vorsichtig zum Geldbeutel und warte darauf, daß ich entlassen werde.


    "Natürlich schützt Mars den Kaiser und unsere Soldaten in Parthia, die Verluste sind gering und der Feldzug schreitet anscheinend gut voran. Die Frömmigkeit der Bürger trägt ihre Früchte - und ich bin mir sicher, die Parther werden die Wunde dieses Feldzuges sehr deutlich spüren." Ich war davon überzeugt, dass sie siegreich zurückkehren würden. Solange nur Mars nicht verstimmt würde, so lange würden die Legionen siegreich sein, und der Kaiser als triumphator zurückkehren.


    "Dann wünsche ich Dir gutes Gelingen für Deine Übungen, und ich erwarte Dich morgen nach der salutatio im atrium ..." sagte ich verabschiedend und schmunzelte etwas. Er wollte etwas tun? Er bekam etwas zu tun - damit hatte ich nicht wirklich Probleme. Wenn ich Priesterschüler herumscheuchen konnte, dann sicherlich auch Neffen. Respektive Großneffen.

  • Ich richtete meinen Blick auf Straton und ließ mir seine Worte durch den Kopf gehen. In fünf Tagen .. ein Ausflug zum Strand, mit einer schönen jungen Frau und ihren schätzungsweise zwanzig Anstandssklaven ... man konnte seine Zeit auch schlechter verbringen als das, soviel war sicher. "Ach Straton," sagte ich nach einiger Zeit, und die Frage wollte mir nicht gefallen, hatte ich sie mir doch in den letzten Tagen immer wieder gestellt und keine wirkliche Antwort darauf gefunden.
    "Ich schreibe ihr doch nicht, weil ich sie anlügen will. Oder ihr etwas vormachen, was nicht ist. Sie hat etwas lebendiges, etwas warmes an sich, und ich würde sie einfach gerne näher kennenlernen. Frage mich nicht, warum, ich kann es Dir ohnehin nicht erklären."


    Wieder entstand ein Moment der Stille, in der ich mich an den Abend der Meditrinalia erinnerte. An eine leuchtende, strahlende junge Frau, die mit ihrem Lächeln zu bezaubern wusste. Was wäre es wohl für ein Gefühl zu wissen, dass sie abends auf mich warten würde? Dass wir unser Leben miteinander teilten, die Sorgen, die schönen wie die unangenehmen Dinge? Würde sie stark genug sein, das dunkle flavische Blut auszugleichen? Wenn sie lächelte, war ich mir fast sicher, sie könnte es. Etwas Wärme in mein Leben bringen.
    "Sie hat etwas Besonderes an sich, das mich einfach interessiert. Ganz abseits dessen, was ist. Mehr gibt es dazu auch nicht zu sagen." Damit war das Thema für mich vorerst beendet und ich wies auf einen verschlossenen Kübel mitsamt einem Pinsel darauf, der in der Ecke des Raums seinen Platz gefunden hatte. "Das hier ist übrigens für Dich. Es muss noch ein bisschen Wahlwerbung an die Mauern dieser Stadt angebracht werden, und ich denke, Dir fällt sicher eine Menge ein, was man über mich positives sagen könnte." Mit einem unschuldigen Lächeln blickte ich meinem Sklaven ins Gesicht und erwartete insgeheim schon den Aufstand.

  • Etwas zweifelnd hatte Straton den Worten seines Herrn (und alten Freundes) gelauscht, die Stirn vage gerunzelt. Verliebt klang er nicht wirklich, also hatte sich an dem, was er ihm einmal geschrieben hatte, nichts geändert - dass er jemanden liebte, den er nicht bekommen konnte. Das Gespräch mit Bridhe kam ihm wieder in den Sinn: So viel Prunk zu haben als Ausgleich für eine unglückliche Kindheit? Wohl war der Prunk nicht einmal ausreichend, die Tatsache auszugleichen, dass man niemals bekommen würde, was man sich ersehnte. Gefühle waren ohnehin nicht rational, und auch wenn er fand, sein Herr maß dem zuviel Bedeutung bei, konnte er doch eine gewisse Neugierde und Anteilnahme nicht unterdrücken. Wärme suchte er bei der Aurelierin, Lebensfreude. Hast Du davon so wenig, Aquilius? Aber diese Frage stellte er wohlweislich nicht laut. Und er hütete sich auch, das Thema nun weiter zu vertiefen, diesen bestimmenden Ton kannte er schon von Aquilius' Vater, und er bedeutete stets, vorsichtig werden zu müssen.


    "Das ist jetzt nicht Dein Ernst, oder?" Entgeistert starrte Straton auf den Fabrkübel und den Pinsel. Dass sein Herr sich auf ein Amt bewarb, wusste er ja, und auch, dass man irgendwann würde Werbung machen müssen - aber dass er in das zweifelhafte Vergnügen kommen würde, der Dumme zu sein, der die Sprüch an die Wand pinseln musste - und sich womöglich auch noch vollkleckern würde - war für den reinlichen Griechen die reinste Horrorvorstellung. "Ich kann doch überhaupt nicht dichten. Und diese Sprüche von wegen 'Blabla sagt, wählt diesen und jenen' sind doch absolut aus der Mode." Das KONNTE er nicht ernst meinen, oder doch? Die Augen zu schmalen Schlitzen zusammengezogen, sah er seinen Herrn misstrauisch an.

  • Auch wenn ich meinen Onkel Aquilius inzwischen täglich sehe, gibt es Dinge, die umgehender Behandlung bedürfen.


    Darum schaue ich kurz vor den Tagesgeschäften im officium im privaten Arbeitszimmer vorbei. PochPochPoch

  • Ich hatte gerade noch zwei der Akten durchgesehen, die ich mir vom officium in der Basilica Ulpia mitgenommen hatte, und blickte etwas fragend zur Tür - um diese Zeit konnte das eigentlich nur Straton sein, der noch irgend ein Anliegen des Haushalts geklärt haben wollte, bevor ich aus dem Haus war. "Herein?" sagte ich denn mit dem fragenden Unterton eines Mannes, der eine Pflicht nahen fühlt.

  • "Salve, Onkel Aquilius." Ich strecke meinen Kopf durch die Tür, um die Lage zu sondieren. Er nickt mich herein, ich schlüpfe durch den Spalt.


    "Ich will nicht lange stören, ich habe nur drei klitzekleine Punkte, die ich kurz vorbringen möchte ... primum würde ich gerne wissen, an welche Priesterin ich mich wegen dem Opfer für Iuno zu Ehren meiner Mutter wenden muß, secundum wollte ich Dich informieren beziehungsweise vielmehr um Erlaubnis bitten, scriba Logei der Schola Atheniensis zu werden, der Rector Aelius Callidus will mich einstellen und tertium wollte ich fragen, was Du zu den Saturnalien geplant hast ... ?"


    Und quartum würde mich interessieren, welcher Kerker vom tresvir capitalis betreut wird, aber das ist einen andere Sache, die kann man auch im officium klären ...


    Sucht jemand nach einem klassischen Fall von "mit der Tür ins Haus fallen", findet er wahrscheinlich hier ein Musterexemplar. :hmm:

  • Mein eifriger Neffe ... nun, das wäre nah Straton wohl meine zweite Vermutung gewesen. Er schien den Eifer unserer Ahnen geerbt zu haben, der leider sowohl an meinem als auch an seinem Vater vorübergestrichen zu sein schien wie eine lästige Erinnerung. "Was die Iunopriesterin angeht, solltest Du Dir wohl im Iuno-Tempel die passende Dame erwählen, die einzige, die ich persönlich kenne und für ihre Arbeit schätzte, weilt gerade leider in Alexandria, und ich glaube nicht, dass sie zurückgereist käme, hätte ich ausser einem Opfer nichts zu bieten ..." Ich musste bei dem Gedanken kurz schmunzeln, hatte ich doch unlängst einen Brief erhalten, der mich anderes vermuten ließ. "Wenn es Dein Wunsch ist, als scriba logei zu arbeiten, dann sei Dir sicher, dass ich Dich dessen gern unterstützen werde - allerdings wird Dir dann kaum die Zeit bleiben, weiterhin als mein scriba personalis zu fungieren, oder? Aelius Callidus ist ein kluger Mann, bei ihm bist Du in jedem Fall gut aufgehoben."
    Es gab noch einiges zu sehen in Rom, und zeigen wollte ich ihm dies so oder so, in sofern kam es da auf seine Berufsbezeichnung eher weniger an. "Die Saturnalien ..nun, ich denke, wir werden wohl hier mit allen gemeinsam feiern, wie es der Brauch ist - ich wollte mich ob desse noch mit Gracchus besprechen, er hat letztes Jahr die Feier ausgerichtet, wie ich hörte." Kurz hob ich meine Braue an. "Wieso fragst Du? Hast Du ein besonderes Anliegen auf dem Herzen?"

  • 8o Oh! "Neinein, Onkel Aquilius!" Katastrophe! Zu Hülfe! "Neinein, ich habe mir das gut" (mindestens so lange wie eine Nachtigall braucht, um mit ihren Flügeln zu schlagen) "überlegt, das läßt sich alles prima koordinieren. Ich möchte um keinen Preis meine Arbeit für Dich aufgeben, bitte ... "


    Ich sehe mich schon, nachdem ich einmal aus der Bibliothek nicht herausgefunden habe, zwischen den Rollen langsam vor mich hinmodern und als abgemagerter und lichtscheuer Greis mein elendes Alter zahlos von und Puls-Spenden fristen. Oder ich fange an, wie Onkel Gracchus zu denken und zu reden - Hölzchen, Stöckchen, Ästchen ...


    "Gerade die Kombination aus Wissenschaft und vita activa, bios politikos, das ist doch die beste Ausbildung, nicht?" Kramkram in meinem Kopf nach Argumenten. Ich kaue angestrengt und ein wenig choquiert auf meiner Unterlippe herum. "Oder bist Du nicht mit meiner Arbeit zufrieden?" Doppelseufz.


    "Und wegen den Saturnalien ... ich dachte, ahem, wenn wir ein großes Fest organisieren, bei dem wir alle fröhlich sein können, selbst in diesen Zeiten" ich denke an das verhunzte, äh, mißglückte Mars-Opfer "dann zeigen wir, daß wir Flavier doch auch mit tatkräftigem ... äh, naja, Optimismus auf die Götter und den Kaiser vertrauen." Ich zögere etwas. "Und ein wenig Aufmunterung können wir alle sicherlich gebrauchen, oder? Neue Freunde finden, alte pflegen, Onkel Gracchus scheint mir - es geht mich natürlich nichts an - aber er scheint mir wirklich nicht glücklich zu sein ... er wirkt so, so zurückgezogen, so abwesend ...."


    Und ein intimes Mahl mit 40 Tänzern und Tänzerinnen, 80 Musikern und 300 einfachen Gerichten könnte uns alle wieder kräftig stärken ... :D

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