Ich hörte dem Wortschwall zu, den er auf mich einprasseln ließ, und darin fand ich ein wenig meines Bruders, denn auch seine Art war es oft gewesen, einem viele Details auf einmal um die Ohren zu hauen - und das mochte sich auf seinen Sohn und dann den Enkel vererbt haben. Seltsam, wie die Zeit doch manchmal spielte, nun hatte ich schon mehr als dreißig Sommer gesehen und doch meinen Großneffen nie kennengelernt.
"Konntest Du Deine Mutter angemessen beerdigen? Wenn nicht, werde ich das veranlassen, es geziehmt sich nicht für eine Frau aus der Familie, kein richtiges Begräbnis gehabt zu haben, keinen Grabstein - keine Statue, die an sie erinnert. Mit Deinem Platz bei der Familie hatte sie allerdings Recht. Hier in Roma wirst Du alle Möglichkeiten haben, die Du in Hispania schätzungsweise niemals haben wirst - und sollte es Dein Wunsch sein, die Rhetorik in Achaia, genauer gesagt in Athen, der Wiege der Redekunst, zu studieren, sag es mir nur, und ich werde einen Weg finden, Dir dies zu ermöglichen."
Er war noch so jung - in diesem Augenblick spürte ich die Last der vergangenen Jahre deutlicher denn je. Auch ich hatte einmal mit solchen wachen Augen in die Zukunft geblickt, und was war davon schon geblieben?
"Da Du der Enkel meines Bruders bist und es ansonsten auch keine anderen hispanischen Flavier hier in Rom gibt, werde ich Dir zur Seite stehen, wo ich es nur kann, und ich würde Dir empfehlen, dass Du Dir alsbald einen passenden Ort suchst, an dem Du Deine Ergebenheit dem Imperium gegenüber beweisen kannst. Dass Du die Hinlänglichkeit Deiner Aussprache korrigieren möchtest, spricht für Dich, und es ist auch unerlässlich, dass Du daran arbeitest, bevor Du hier in die Öffentlichkeit trittst - Rom unterscheidet sich sehr von Hispania, und wenige der Dinge, die hier anders sind, würde ich positiv sehen. Gibt es denn etwas, wofür Du Dich besonders interessierst? Das Militär vielleicht? Der cultus deorum? Die Politik gar?"