ZitatOriginal von Narrator
... stieß das Krummschwert vor, zielte auf eben jene Schulter, doch es war nur eine Finte und im Zustoßen wandte der Parther das Schwert. Blitzschnell ließ er es zur Seite gleiten, suchte es dem Römer in den Unterleib zu stoßen, und ihm unterhalb der Rüstung den Bauch aufzuschlitzen wie einem Vieh...
Sie hatten den General zu Fall gebracht, doch sie haben ihn nicht ausser Gefecht gesetzt. Mit wütendem Gesichtsausdruck sah Avitus, wie sich dieser aus dem Sattel schwang und unverletzt aufkam, gedeckt durch einige seiner Reiter.
"Elender Feigling... komm her"
brüllte Avitus auf Griechisch, als die Reiter und weitere nachdrängende Baktrier ihn hinderten, bis zu General durchzudringen und das zu beenden, was er begonnen hatte. Ohne ihren Anführer würden die Parther den Mut verlieren. Ohne ihren Centurio aber, würden seine Milites umso verzweifelter kämpfen. Er hob sein Schild - wobei es bereits das dritte oder vierte war, das er in dieser Schlacht benutzte, Avitus wusste es nicht mehr genau, denn es kam ihm vor, als kämpfte er seit Stunden, seit Tagen auf diesem Schlachtfeld - als ein Baktrier nach ihm ausholte und seine Axt auf ihn niedergehen ließ. Sie krachte auf das Scutum, traf den Umbo und durchschlug ihn, schnitt tief in die metallene Verkleidung und hätte Avitus die Hand gespalten, wäre sie noch tiefer eingedrungen. So blieb es bei einer relativ harmlosen Schnittwunde, einer von vielen in diesem Gefecht und noch ehe der Baktrier zu einem zweiten Schlag ausholen konnte, streckte ihn Avitus nieder, stieß sein Kadaver mit einem Beintritt von sich weg und fand sich dem General der Parther gegenüber.
Er verstand nicht, was dieser ihm sagte, als er mit dem Schwert auf ihn deutete. Vermutlich irgendeine Beleidugung oder Drohung. Oder das Versprechen, ihn zu töten. Avitus spuckte verächtlich aus, eine ekelhafte Mischung aus Speichel und Blut.
"Versprich nichts, was du nicht halten kannst, caenum"
sprach er. Die Axt steckte nach wie vor in dem Schild, den er trug. Sich von ihr zu befreien, war nicht möglich, ohne die Deckung preiszugeben, doch mit ihr behinderte in der Schild womöglich mehr, als er ihm nützte. Der Parther griff an und Avitus riss sein Scutum hoch,als er sah, dass dieser es in Richtung seiner rechten Schulter stieß. Einen Augenblick lang verdeckte er damit seine Sicht, merkte jedoch im selben Moment, dass der Aufprall ausgeblieben und die Klinge im selben Moment unter der Schildkante auftauchte, auf seinen Unterleib gerichtet. Verzweifelt riss er sein Scutum nach unten, um die Klinge abzulenken, doch es rechtzeitig zu schaffen gelang ihm nicht. Schreiend wich der Artorier einen Schritt zurück. Ein Schnitt auf seinem Bauch. Nur eine weitere Schnittwunde von vielen in diesem Gefecht und Avitus warf sein Scutum weg, nachdem er auf Abstand gegangen war. Er blickte den Parther an.
"Nicht schlecht. Oder war das nur Glück?"
spottete er auf Griechisch, unwissend, ob ihn der Parther verstand.
Glück wäre genau das, was er brauchte. Avitus spürte, dass der Parther ihn tatsächlich schlimmer verletzt hatte, als er im ersten Moment angenommen hatte. Die Klinge muss mindestens einen digitus tief eingedrungen sein. Seine Atmung ging schwer, die Welt wirkte leicht verschwommen. Avitus streckte seinen linken Arm aus, die Finger gespreizt, hielt das Schwert parallel zum linken Arm, die Spitze gen Feind gerichtet, so als ob er damit den Parther auf Distanz halten konnte.
"Verdammt nochmal, Lucius... reiss dich zusammen"
flüsterte er. Lange hatte er sich diesen Satz nicht mehr sagen müssen. Er wich einen weiteren Schritt zurück, packte mit der freien Hand an die Schnittwunde am Bauch. Sofort wurden seine Finger mit Blut überströmt. Wenn das so weiter ging, würde er nicht mehr lange durchhalten, würde hier zusammenbrechen. Aber noch nicht... noch nicht. Sein Gesicht verzerrte sich, wirkte kalt und todesverachtend, als er seine letzten noch vorhandenen Kraftreserven sammelte, einen Schritt nach vorne machte, ausholte und pfeilschnell mit dem Gladius zustach, auf den Hals des Parthers zielend...