Albanus Mons - Praediolum Decimus Meridius

  • Na vielen lieben dank Preafectus mit was für Leuten schickst du mich hier durch die Gegend. Dachte sich Romanus nur und viel zu seinen Männern zurück und wendete sich an seinen Duplicarius.


    Was hällst du von ihm alter Freund? Ein Mann der scheinbar kein Respekt vor Praetorianern hatt.

    Romanus sprach leise so das weder der Tribun noch die Equites ihn hören konnten.


  • Seiana schenkte ein und reichte ihrer Tante den Becher, bevor sie nun endlich auch den ihren zum ersten Mal in die Hand nahm, seit sie sich her gesetzt hatte, und daran nippte. Mit der Verantwortung wächst auch die Arbeit. „Ja...“, lächelte Seiana vage. „Das ist wohl wahr. Wenn man am Ende dann die Verantwortung trägt, gibt es einfach gewisse Dinge, die man auch selbst erledigen sollte.“ Dann konnte man wenigstens auch guten Gewissens dafür gerade stehen... denn gerade stehen musste man, so oder so. Wer Verantwortung trug, konnte sich in ihren Augen nicht damit herausreden, dass man delegiert und damit jemand anderes den Fehler gemacht hatte. Man stand auch und gerade für die eigenen Mitarbeiter ein.


    Venusias nächste Worte ließen Seiana für Augenblicke gleichermaßen sprach- wie hilflos zurück. Sie hatte zwar gefragt, und sie hatte ihre Frage auch tatsächlich ehrlich gemeint – aber dass sie eine so offene Antwort bekommen würde, damit hatte sie nicht gerechnet. Und, mehr noch, darauf war sie nicht gefasst gewesen. Und sie war nicht sonderlich gut im Improvisieren, jedenfalls nicht, wenn es um Themen wie dieses ging. Genauso wenig wie sie gut war darin, Gefühle zu zeigen, oder auf die gezeigten Gefühle anderer angemessen zu reagieren. „Ich... Tante, ich wünschte ich könnte irgendetwas tun...“ Man konnte ihr ihre Hilflosigkeit anhören, fürchtete sie, und das... beschämte sie irgendwie. Sie sollte stark sein. Sie sollte Worte finden, die richtigen Worte, und nicht hilflos von sich geben, dass sie sich zwar wünschte zu helfen, aber keine Ahnung hatte wie sie das anstellen sollte. „Ich glaube nicht, dass du etwas hättest tun können. Er war bei der Classis, und das Militär hat doch ausgezeichnete Ärzte. Wenn sie ihm nicht helfen konnten...“ Seiana hob ganz leicht die Schultern an und ließ den Satz unvollendet. Wenn die Ärzte der Classis ihm nicht hatten helfen können, dann war es wohl der Wille der Götter gewesen, ihn zu holen. „Wenigstens hattest du diese letzten Wochen noch mit ihm“, murmelte sie stattdessen. Sie wusste, wovon sie sprach. Sie wusste, wie hart es war, einen Sterbenden auf seinem letzten Weg zu begleiten, sie hatte es selbst erlebt. Entsprechend wusste sie aber auch, was einem, trotz allem Leid, dass dies bedeutete, geben konnte. So schwer es gewesen war, ihrer eigene Mutter auf diesem Weg zur Seite zu stehen, wollte sie doch keinen Augenblick davon missen, keinen einzigen, den sie noch gehabt hatte, und sei es nur deshalb, weil sie wusste, dass die Vorwürfe, die sie sich selbst machen würde wäre sie nicht dabei gewesen, viel größer gewesen wären.


  • Publius Nautius Urbicus


    Publius schüttelte mit dem Kopf weil der der Tribun vor ihnen ritt. „Er ist ein bornierter Affe. Und würde keine das Tag Training der Garde durch halten. Lass ihn sich doch aufspielen wenn er will. Er konnte ja doch mit keinem Vernünftigem Ergebnis nach Rom zurück. Wenn er sich aufspielen will wie ein Windsack dann lass ihn.Ich tröste mich immer damit das solche Männer dir nur ein* bubo posterior sind uns nichts zu sagen haben.“ Sagte er ruhig und ebenso leise.


    Sim-Off:

    *Pickel am Po


  • Romanus beobachtete den Tribun, währen er Urbicus zuhörte.


    Warscheinlich hast du recht, nur weißt du ja, das ich mit so Wichtigtuern ein Problem habe, gerade solche die nicht mal einen Kampf gegen Strauchdiebe bestehen könnten.


    Romanus versuchte den Tribun nicht weiter zu beachten und unterhielt sich weiter mit seinem Duplicarius


    Sim-Off:

    Wie gehts jetzt weiter, Tribun?


  • Publius Nautius Urbicus


    Publius zuckte mit den Schultern. Ihm persönlich war das Wurst. Solange die Großmäuler sich vor der Schlacht in eine Zelt verpiselten und nicht nach der Schlacht behaupteten. Sie haben die Schlacht allein gewonnen. „Wenn du noch was werden willst hellst du die Füße still. Ich werde nächstes Jahr entlassen ich kann keinen Ärger gebrauchen.“ Ein gut gemeinter Rat eines Freundes. Klar war der Mann ein Aufschneider und Maulheld aber wenn er nicht Freunde an den richtigen Stellen hätte, hätte der PP ihm auch nicht so einen Wisch ausgestellt der Kampferprobte Männer an wies dem Mann zu helfen.


    Sim-Off:

    Wir solltes das vielleicht aus dem Thema auskoppeln die anderen werden sich überfahren fühlen.


  • Wäre Sirius dagewesen, hätte dieser die Information über den Verwandtschaftsgrad wahrscheinlich sofort abgespeichert, um sie bei Bedarf seinem Herrn ins Ohr zu flüstern. So allerdings durchlief die Information Valas persönlichen Bewertungsturnus, und wurde schnell in die Kategorie 'Musst du nicht wissen.' abgestempelt. Für die nächsten paar Tage wäre das sinnvoll zu wissen, danach nicht mehr. So nickte er nur einmal mitleidvoll und schickte dann mit einer knappen Handbewegung den Sklaven mit der Tabula von dannen, er würde sich später weiter den Kopf über seine Rede zerbrechen.


    "Ich stehe bequem, danke.", lehnte Vala ab, der sich sitzend sowieso viel unbehaglicher fühlte als er es im Stehen tat. Und natürlich kam die Frage nach seinem Wahlkampf, die er mit einem schiefen Lächeln beantwortete, "Mehr schlecht als Recht. Bei meiner Wahl als Vigintivir haben die Senatoren in mir noch den niedlichen Außenseiter gesehen, und ich hab vielerlei Unterstützung von Männer bekommen, die sich wohl einen lauen Spaß daraus machten den Abkömmling von Peregrinen ins Vigintivirat zu wählen. Jetzt, wo klar wird, dass der Außenseiter es tatsächlich ernst meint wird es auf einmal viel schwerer die Leute von mir zu überzeugen... oh, jammere ich da gerade?"


    Mit einem neckischen Lächeln zuckte er schuldbewusst die Schultern, suchte mit dem Blick nach einer der allgegenwärtigen saftschubsenden Sklaven, fand aber keinen. Wahrscheinlich hatte alle genug mit der Vorbereitung der Bestattung zu tun. Was Valas Kehle nicht weniger trocken machte.


    "Eh.. lass es mich so zusammenfassen: er ist anspruchsvoller als noch vor drei Jahren."

  • Etwas irritierte es Vala schon seine sonst so beherrschte Tante nun so gefühlsduselig vorzufinden. Nicht, dass er einen gewissen Bonus ob des Todes ihres Gatten anrechnete, aber in dieser Zeit starben die Menschen schneller als sie lebten, und generell: der Tod war allgegenwärtig und ein ständiger Begleiter des Menschen. Zumindest war es für Vala so. Allerdings zeigte er das nicht, sondern nickte einfach nur gekonnt mitfühlend dreinblickend. Reinen Met konnte er seiner Tante auch einschenken wenn sie sich wieder gefangen hatte. Und dann auf wichtige Dinge wie die Wiederverheitung zu sprechen kommen. Solange das Weib Kinder gebären konnte, war sie auch gewinnbringend zu verheiraten. Vielleicht wieder an einen Decimus? Nein. Oder doch? Vala grinste innerlich als er sich bei dem Gedanken ertappte, schon ins geschäftliche abzudriften wenn die kalte Hülle des Decimus immernoch wenige Räume entfernt vor sich hinruhte.


    "Er war Soldat.. natürlich hätte er es nicht gewollt, und ich bin mir sicher, dass du diese Herausforderung als Frau unserer Sippe mit Bravur meistern wirst."


    Kein Wort über die Kinder. Die Kindheit war für Vala ein Zustand, den man mit Lebenserfahrung am besten so früh wie möglich beseitigte, um aus den Bälgern lebensfähige Männer und Frauen zu machen. Der Tod ihres Vaters war da nur eine von vielen Prüfungen.


    "Werden viele Gäste zur Bestattung erwartet? Dein Mann war ein Kriegsheld, sicherlich werden einige alte Freunde kommen.", fing er so arglos wie möglich ein weiteres Gespräch an, dass ihm gleichzeitig den Nutzen etwaiger Informationen bieten würde.

  • Galeo Catonius Marathus. Hatte er diesen Mann bei seiner Kandidatur zum Vigintivirat besucht? Nein, hatte er nicht. Vielleicht sollte er das ändern, der Mann verfügte laut Damio über zahlreiche Verbindungen in die dunklen Gassen der Subura, die wiederum über zahlreiche Verbindungen in die hellen Gassen der feineren Viertel verfügten. Wäre vielleicht eine gute Möglichkeit, das Netz noch etwas feiner zu spinnen.
    Derlei Gedanken waren es die Vala umtrieben während er in der Trauergesellschaft mit betont ernstem Blick der Prozession zum Verbrennungsplatz folgte. Nicht, dass ihm der Tod des Praefectus Classis nichts bedeutete. Mit ihm fiel ein wichtiges Bindeglied zwischen einer sehr einflussreichen Gens und einer de facto einflusslosen Gens weg. Andererseits kam Vala ins Grübeln... waren die Decimi so einflussreich? Die Acta hatte schon vor dem Tod des Magnus über den Bedeutungsverlust geschrieben, den der Stamm des Decimus in den letzten Jahre durchlebte, und der Tod eines ranghohen Ritters war heuer sicherlich kein Zuckerschlecken. Andererseits konnte die Gens Decima sich über zehn Dekaden in einer tiefen Höhle verkriechen, und sie hätte wahrscheinlich immer noch mehr Einfluss als die von einem barbarischen Stammesführer abstammenden Duccii. Was die ganze Rechnung viel einfacher machte.


    Und auch das betroffen Dreinschauen während der Bestattung.

  • Seiana unterdrückte den Impuls, ihre Brauen leicht zusammenzuziehen, als der Duccier es ablehnte sich zu setzen – dennoch änderte das nichts daran, dass sie leicht irritiert darüber war. Sie mochte es nicht, nicht auf gleicher Augenhöhe zu sein in einem Gespräch. Wenn sie Sklaven oder Acta-Mitarbeitern Anweisungen gab, war das etwas anderes. Aber bei Römern hatte es etwas von... herabsehen. Und sie mochte es nicht, wenn andere auf sie herabsahen. Aber vielleicht hatte er auch nur vor, ihr nicht allzu lange Gesellschaft zu leisten, was er durch seine Ablehnung bereits klar machen wollte.


    Dennoch antwortete er auf ihre Frage recht ausführlich, und Seiana erwiderte sein Lächeln, wenn auch nur vage. „Und dein abgeleistetes Tribunat verschafft dir keinen Bonus? Wie man hört, soll es doch recht erfolgreich gewesen sein. Es gibt Menschen, die dich einen Helden nennen.“ Sie musterte ihn, versuchte seine Reaktion zu deuten, bevor sie den Blick kurz abwandte und die Tafeln vor ein wenig beiseite schob. Dabei rutschte eine von denen herunter, die sie noch nicht die Gelegenheit hatte zu inspizieren. Seiana nahm sie in die Hand und wollte sie zurück an ihren Platz legen, warf dabei einen flüchtigen Blick darauf – und erstarrte, als sie das Siegel sah. Für einen winzigen Moment waren all die Bilder da, die sie so mühsam bekämpfte, überfluteten ihre Gedanken und ließen sie kalt und bleich und leer zurück.
    „Vielleicht haben sie genau davor Angst“, murmelte sie, als sie sich wieder in die Gegenwart zwang, aber ihr Blick immer noch auf die Tafel gerichtet, und in diesem Moment wusste sie nicht so genau, ob sie nicht eher sich selbst damit meinte – in der Rolle derjenigen, die Angst hatte. Und dabei wusste sie noch nicht einmal, von welchem Sicinius die Botschaft stammte, konnte nur spekulieren, dass es weit wahrscheinlicher wahr, dass der Vater ihr geschrieben hatte. Ekel, getüncht mit Hass, wallte in ihr hoch, ebenso gegen sich selbst gerichtet, weil sie sich so leicht aus der Fassung bringen ließ, wie gegen den Mann, der das bewirkt hatte. Mit einer ruckartigen Bewegung legte sie die Tafel fort – obwohl in ihr der Wunsch nach Gewissheit brannte –, und sah nun endgültig wieder zu dem Duccius. „Ein Außenseiter, der droht sie zu überflügeln mit seinen Leistungen, ist mindestens unbequem, vor allem für die, die sich nur auf ihrem Namen ausruhen.“

  • "Ach... Held...", winkte Vala ab, "... es ist Wahlkampf, und wenn meine Leute übertreiben, bleibt das trotzdem in den Köpfen der Leute. Wenn es meinen Bekanntheitsgrad steigert, kann es mir nur recht sein... und wenn mir jemand einen Strick draus dreht, kann ich immernoch relativieren und es auf die übereifrigen Wahlkämpfer schieben. Gerede also... aber sehr nützliches Gerede, wenn es darum geht seinen Namen bekannt zu machen. Und das ist schließlich, worauf es letztlich ankommt."


    Ein Sklave kam vorbeigerauscht, und Vala hob schon die Hand um ihm zu deuten, dass er etwas feuchtes für die Kehle brauchen könnte, doch da war der Mann auch schon davon geeilt, wahrscheinlich um irgendwas viel wichtigeres zu erledigen als einen popeligen Hausgast zu versorgen.


    "Ob sie Angst haben oder nicht kann mir leidlich gleich sein, es führt dazu, dass mein Weg schwerer ist... womit ich auch gerechnet habe, was die Erfahrung der Ablehnung jedoch keinen Deut erleichtert.", was untertrieben genau das ausdrückte, was er vielerorts erfahren hatte: wo Römer ohne weiteres zur Salutatio vorgelassen wurde, wurde er mancherorts aussortiert.


    So tumb Vala manchmal auch gegenüber den Reaktionen der holden Weiblichkeit war, der Schrecken, der die Decima beim Lesen einer heruntergefallenen Tabula ergriff, blieb auch dem sonst in solchen Sachen eher unaufmerksamen Vala nicht verborgen. Und rotzfrech wie er nunmal war, hatte er die Muse die paar Schritte bis zu der sitzenden Frau vorzugehen und ihr ungefragt die Tabula aus der Hand zu nehmen und das Siegel aufmerksam zu mustern. Als sein Blick sich hob, war er schon deutlich kritischer auf die Decima geheftet: "Kann ich davon ausgehen, dass der Absender dieses Schreibens kein Freund deiner selbst ist?"

  • Ein angedeutetes Schmunzeln umspielte ihre Mundwinkel, als der Duccier relativ freimütig zugab, selbst das ein oder andere von den Erzählungen auf der Straße gestreut zu haben. Sie nickte zustimmend, als er geendet hatte – und übersah, wie er versuchte einem der Sklaven ein Zeichen zu geben, weil ihr in diesem Moment die Tafel auffiel. Oder besser gesagt: das Siegel, welches sie effektiv für einige Augenblicke in seinen Bann zog, so sehr, dass sie für nichts Augen oder Ohren hatte, was sich außerhalb dieses winzigen Raums abspielte, der das Siegel und sie einnahm und innerhalb eines einzigen Lidschlags gefüllt war mit Bildern.


    Als Seiana wieder auftauchte, langsam, dachte sie zunächst kaum daran, dass der Duccius etwas gemerkt haben könnte. Und als sie seiner gewahr wurde, versuchte sie, nahtlos an das Gespräch anzuknüpfen, und seine erste Reaktion machte ihr berechtigte Hoffnung, dass ihm entweder tatsächlich nichts aufgefallen oder er taktvoll genug war, einfach darüber hinweg zu gehen, was auch immer er bemerkt haben mochte. Aber dann kam er zu ihr und griff nach der Tafel, bevor sie ihn daran konnte. Oh, sie versuchte es noch, im ersten Augenblick, sie reagierte reflexartig, neigte sich leicht nach vorn und versuchte im Gegenzug nach der Tafel zu greifen, um sie wieder an sich zu nehmen, aber in diesem Moment war es schon zu spät – einen weiteren machte keine Anstalten mehr, sie noch zu bekommen. Dieser erste Augenblick war aus reinem Impuls heraus geschehen, aber im nächsten hatte schon wieder ihre Kontrolle die Oberhand, die sie daran hinderte, etwas zu tun, was sie unter die Kategorie sich gehen lassen einordnete. In diesem Fall noch schlimmer: sich verraten, mit dieser Reaktion, noch mehr als ohnehin schon.
    Langsam ließ sie sich also wieder zurück sinken und beobachtete ihn, ihr Gesicht verschlossen, die Lippen zu einem schmalen Strich zusammengepresst, die Kiefer so angespannt wie ihr Hals und ihre Schultern. Und wartete. Darauf, dass er ihr die Tafel zurückgab, darauf, dass er etwas sagte, darauf, dass er irgendetwas tat. Idealerweise: einfach die Tafel wieder hinlegen und kein Wort darüber verlieren.


    Dass es so einfach nicht werden würde, war ihr schon in dem Moment klar gewesen, als er sich die Nachricht einfach genommen hatte. Dennoch lief es ihr heiß und kalt den Rücken hinunter, als der Duccius sie nun tatsächlich darauf ansprach. Sie begegnete seinem Blick und versuchte ihm standzuhalten, öffnete den Mund, wollte etwas sagen, leugnen, verharmlosen, oder vielleicht auch erklären – dass sie nach wie vor nicht wusste, von wem die Botschaft denn nun genau war. Aber sie presste die Lippen wieder aufeinander, bevor ein Wort darüber kommen konnte. Sie wusste, dass sie sich verhaspeln würde, bei allen Varianten, die letztlich nur dem Zweck dienen würden, auszuweichen. Was diese Sache betraf, fehlten ihr die Worte dafür, die Fantasie, sich etwas auszudenken, was annähernd glaubhaft gewesen wäre, und nicht zuletzt die kühle Selbstsicherheit, es so zu präsentieren, dass es Nachfragen von vornherein lächerlich machte und alles weitere einfach an ihr abprallen ließ. Der Sicinius und alles, was mit ihm zu tun hatte, traf einen höchst empfindlichen Nerv bei ihr, und sie hasste ihn – und sich – nur umso mehr dafür, dass sie das nicht in den Griff bekam. Nicht nachts, in ihren Träumen, nicht tags, wenn sie etwas daran erinnerte.
    Mit halbgaren Ausflüchten, die noch dazu schlecht vorgebracht wurden, würde sie sich wohl nur erst recht verdächtig machen. Und lächerlich. Und das immerhin konnte sie vermeiden. Trotzdem wandte sie ihren Blick ab, wich dem seinen aus und sah für endlose Augenblicke zur Seite, während sie unbewusst eine Hand zur Faust ballte. „Ja“, gestand sie schließlich ein. Es spielte keine Rolle, von wem die Nachricht genau war. Es ging um den, der ihre Reaktion ausgelöst hatte, nicht um den, der möglicherweise die Worte auf jener Tafel verfasst hatte. „Davon kannst du ausgehen.“ Erst danach schaffte sie es, ihn wieder anzusehen, und das auch nur kurz. Ihr Blick wanderte gleich darauf zu der Tafel in seiner Hand, und sie streckte die ihre danach aus, die Faust dabei lockernd, nicht in der Absicht sie ihm wegzunehmen, aber doch in einer auffordernden Geste – und änderte noch in derselben Bewegung ihre Absicht, als sie bemerkte, dass ihre Hand zitterte. Sie erhob sich leicht, neigte sich nach vorn, um den Abstand zu ihm zu überbrücken, und legte ihre Finger an die Tafel, um einen Halt zu haben. Sie machte allerdings keine Anstalten, sie ihm aus der Hand zu reißen, sondern sah ihn nur auffordernd an. „Darf ich?“

  • Während die Decima mit sich selbst rang verschwendete Vala keinerlei Gedanken an ihre Gemütsfassung. Er war auf Informationen aus, und bis er diese bekam war ihm vollkommen gleich was in der Iunia vor ging. Er selbst hatte nicht unbedingt das, was man eine offene Fehde mit einem gewissen Menschen anging, der dieses Siegel auf seine Schreiben drückte, doch er war auch fern jedes freundschaftlichen Wortes.


    "Marcus Sicinius Labienus?", hakte er schließlich nach, als er der Decima das Schreiben in die Hand drückte, "Ist das sein Name?"


    Er erinnerte sich noch ziemlich genau daran. Er hatte einiges an Hohn und Spott über sich ergehen lassen müssen, doch dass er einzig zu einer Salutatio eingeladen wurde um sich beleidigen zu lassen war neu. Von dem altehrwürdigen Senator als schmutziger Barbar, unwürdigen Wurm der nur versuche sich am gesunden Fleisch der Stadt Rom satt zu fressen, ein Nichts im Angesicht vieler alter römischer Geschlechter. Sein Vorhaben Senator zu werden sei so aussichtsreich wie der Wunsch eines Erdgeistes der Sonne beizuwohnen. Und schlimmeres... viel. Schlimmeres.
    Vala hatte sein Ego bei diesem Vorhaben runtergeschluckt, wie oft hatte er sich von oben herab behandeln lassen, ausgeharrt um seinem Ziel näher zu kommen? Er war es fast gewohnt nur bei jeder vierten Salutatio überhaupt angehört zu werden, und das meist nur ob seines Patrons, des Consulars. Manchmal wurde er auch einfach rausgeworfen, gerade aus Häusern der älteren Familien Roms. Nur die Familien, die selbst vor einiger Zeit Homines Novi in den Senat geschickt hatten waren da etwas zugänglicher.


    Der Sicinius hatte den Vogel allerdings nicht nur abgeschossen, er hat ihn mit Belagerungsartillerie vom Himmel gefegt. Und da war der sonst so berechnend politische Vala eher gewillt, einmal über seinen Schatten zu springen und ein gewisses Rachebedürfnis zu entwickeln.


    "Wenn es so sein sollte.. hätten wir vielleicht etwas gemein."

  • Er gab ihr die Tafel, ohne groß Aufhebens darum zu machen, und ein Teil von ihr war dankbar dafür, dass sie das verfluchte Ding weglegen konnte, wieder, ohne es aufzuklappen und zu lesen, und mit dem Siegel nach unten, um auch dieses nicht mehr sehen zu müssen. Sie setzte sich allerdings nicht wieder hin. Sie wollte es, wollte sich hinsetzen, irgendetwas in die Hand nehmen, lesen, all die Zeichen setzen, die einem anderen bedeuteten, dass seine Anwesenheit nicht mehr gewünscht war. Und so sehr sie einen Moment zuvor noch die Ablenkung zu schätzen gewusst hatte, wollte sie nun allein sein. Um sich zu sammeln. Um ihre bröckelnde Fassade wieder zu festigen, hinter der sie sich versteckte, die Fassade, die sie nach außen hin so mühelos ruhig und glatt scheinen ließ, während die Ruhe, die sie im Augenblick bewahrte, einfach nur angestrengt und angespannt wirkte. Der Duccius allerdings stellte noch im gleichen Augenblick, in dem er ihr die Tafel zurückgab, eine Frage, und Seiana blieb stehen und sah ihn an. Sie wusste zunächst nicht, was sie darauf sagen sollte. Das Eingeständnis, einen Feind zu haben, mochte ihr schwer gefallen sein, aber das war dem Grund geschuldet, das wusste sie auch. Feinde zu haben in Rom war nichts Ungewöhnliches, schon gar nicht in einer Position wie der ihren. Umso mehr war aber Vorsicht geboten, mit wem man über was sprach, und in diesem speziellen Fall kam noch dazu, dass Seiana eigentlich gar nicht darüber reden wollte. Sie wollte das Ganze einfach nur vergessen. Aber wie konnte sie das, wenn sie mit der Familie nach wie vor Kontakt hatte, den sie auch nicht so einfach brechen konnte? Der Senator spendete häufig für die Acta, und davon abgesehen würde es schlicht auffallen, ihm, seiner Frau, diversen anderen, wenn sie von einem Tag auf den anderen mit den Sicinii brach. Und ohnehin war sie sich nicht so sicher, ob das wirklich helfen würde. Ob sie dann vergessen würde, wenn sie nur ihre Ruhe hatte.


    Einen Augenblick lang stand sie da und sah ihn einfach nur an, aber bevor ihr etwas einfiel, was sie erwidern konnte, fügte er noch ein paar Worte an, und diese nun ließen sie aufhorchen, machten sie doch deutlich, dass er kein Freund des Seniors war. „Einer seiner Söhne“, antwortete sie langsam. Gegen den Vater direkt hegte sie keinen Groll, auch wenn der Mann nun niemand war, mit dem sie je wirklich mehr als unbedingt nötig hätte zu tun haben wollen. „Haben wir dennoch etwas gemein?“ Möglich, dass dem Duccius die Söhne völlig egal waren. Möglich auch, dass er nun einen Rückzieher machte. Möglich aber ebenso, dass er dennoch bejahte... Sie wusste zwar noch nicht, was das bedeuten könnte, wenn die Antwort des Duccius nun ja lautete. Aber der Gedanke, jemanden zu haben, der ihren Widerwillen gegen den Sicinus teilte – völlig egal, ob nun tatsächlich der Sohn gemeint war –, zündete in ihr das Gefühl, nicht mehr ganz so allein zu sein... Nicht mehr ganz so verloren. Und nicht mehr ganz so hilflos.

  • "Einer seiner Söhne...", dachte Vala laut nach, in dessen Geist sich bereits ein sehr konkretes Bild von der Art und Weise abzeichnete, wie er sich bei dem Sicinier zu revanchieren dachte. Sein Sohn... naja... an den würde man wenigstens einfacher heran kommen als an den Alten.


    "Ich denke, wir haben immernoch viel gemein.", brummte Vala daher zufrieden, entsann sich aber des Wahlkampfs und der Aufgaben, die noch auf ihn warten würden.
    "Ich denke, ich werde in der Sache noch einmal auf dich zukommen, Decima, sobald es meine Zeit erlaubt. Wenn du mich nun entschuldigst..", sprach's, nickte der Frau zu und verschwand mit nachdenklicher Miene in der Casa der Decimi.

  • Zitat

    Original von Decima Seiana


    ....


    Kurz sah sie zu Seiana auf als diese mit ihr sprach und eine kleine Spur eines Lächelns erschien in ihrem Gesicht.
    "Ja, das stimmt. Ich konnte die letzten Wochen bei ihm sein und ihm beistehen. Das stimmt und jetzt muss ich für meine Kinder da sein und stark sein."
    Sie musste ihr ganzes Leben stark sein. Damals als ihr Dorf überfallen wurde und sie sich um Leif und Sarolf kümmern musste. Dann der Abschied und ihr Weggang nach Britannien. Dann wieder ein Überfall, ihre Gefangennahme, der Weg ins Römische Reich und wie ihr Bruder sie fand. Ihr Weg in die Gesellschaft, der Tod aller, die sie wiedergefunden hatte und die neuen Familienmitglieder. Sie hatte so viel erlebt und war immer stark gewesen. Das schaffte sie sicher wieder. Sie versuchte es positiv zu sehen. Eine neue Herausforderung.
    Es gab abe rnoch etwas anderes zu besprechen.
    "Zur Beerdigung deines Onkels. Da wir ja doch ein ganzes Stück von Roma entfernt sind, habe ich mir gedacht, dass wir eine kleine Bestattunsgsfeier durchführen. Eine nur in der Familie. Sicher hätte er eine bedeutend größere Feier verdient, aber ich denke, dass eine Zeremonie in der Familie ihm lieber gewesen wäre."
    Allerdings würde das dann eine wirklich kleine Feier werden.


  • Ja, die Frauen dieser Sippe hatten vieles durchzustehen gehabt und würden es immer weitertun müssen. Allerdings war sie sich sicher, dass er nicht wusste welche Prüfungen sich in ihrem Leben ihr schon in den Weg gestellt hatten und sie langsam genug davon hatte. Sie war eine Kämpferin und würde natürlich weiterkämpfen. Aufgeben kam ihr nicht in den Sinn.
    Zur Beerdigung wandte sich nun das Gespräch und sie musste ihren Verwandten wohl enttäuschen.
    "Ja, er war ein Kriegsheld. Wir haben jedoch nur die Familien verständigt und werden die Betattung in einem kleinen Rahmen angehen. Wir sind zu weit von Roma entfernt um innerhalb der wenigen verbleibenden Tage eine große Feier auf die Beine zu stellen. Es werden nur wir und die Hausangestellten sein."
    Venusia hatte kein schlechtes Gewissen dabei es auch klein angehen zu lassen.

  • Nach einer Weile waren sie am Verbrennungsplatz angekommen. Dort war bereits Holz für die Verbrennung aufgeschichtet worden und die Träger legten den Toten oben auf. Dann wurde der Schweiterhaufen entzündet. Die Sklaven gaben in das Feuer Duftstoffe um den Geruch von verbranntem Fleisch abzuschwächen. Die beiden Kinder warfen ihre Gaben an ihren Vater ebenfalls in das Feuer. Sie sollten ja bei ihm sein und ihn an sie erinnern. Erst brannte der untere Bereich des Haufens und schnell griff das Feuer auch auf den obenren Bereich über und somit auch auf den Leichnam. Die Flammen schlugen hoch und der Haufen brannte lichterloh.


    Venusia stand reglos daneben und sah dem ganzen Geschehen mehr oder weniger unbeteiligt zu. Sie hatte ihre Gefühle eingesperrt und wollte sie nicht wieder hinauslassen...

  • Mattiacus, der bis dahin sich eher ruhig im Hintergrund gehalten hatte, trat vor und sprach:


    "Mein Bruder, folge allen Ahnen der Gens Decima, die bereits im Leben danach auf dich warten. Reite ein auf den elysischen Feldern wie ein Held der Vorzeit und wache dort über jene, die dich hier geliebt haben."

  • „Sicher“, antwortete Seiana auf die Verabschiedung des Duccius und sah ihm nach, als er das Tablinum verließ. Langsam ließ sie sich dann wieder sinken, als er verschwunden war, während sie immer noch auf die Stelle starrte, wo er zuvor noch gewesen war, wobei ihr Blick mittlerweile nurmehr ins Leere gerichtet war. Wir haben immer noch viel gemein, hallte es in ihren Gedanken nach. Die Worte, deren Bedeutung, rannen in ihr Innerstes, tropften durch Schutzwälle und legten sich wie eine kühlende Paste auf schwärende Wunden, die darunter verborgen lagen. Allein dieses Wissen, tatsächlich nicht allein zu sein mit ihrem Widerwillen, was diesen Namen betraf – und nicht nur das theoretische Wissen, dass es andere gab, geben musste wie bei allen hochrangigen Familien, die den Siciniern nicht wohl gesonnen waren, sondern die praktische Bestätigung durch jemanden, den sie kannte –, brachte ihr ein wenig Ruhe. Machte den bloßen Gedanken an den Sicinius ein wenig erträglicher. Es spielte überhaupt keine Rolle, warum der Duccius nun Groll hegen mochte; es spielte auch keine Rolle, dass er nicht wusste, warum sie Groll hegte – und wenn es nach ihr ging, würde er so wenig wie irgendein anderer Mensch je davon erfahren –; wichtig war ihr nur das Wissen, dass es jemanden gab, der ähnlich empfand wie sie.


    Die Frage, die bereits jetzt schon in ihr lauerte, bereit zuzuspringen, war nur: was sollte sie damit anfangen.

  • Seiana erwiderte das schwache Lächeln vage und nickte zu den Worten. Stark sein. Das war etwas, was sie nachvollziehen konnte, den Wunsch danach. Oder besser: das Gefühl, stark sein zu müssen. Keine andere Wahl zu haben... obwohl das bei ihr persönlich gar nicht stimmte. Seiana konnte sich schlicht nichts anderes vorstellen. Es war nicht so, dass sie keine Wahl hätte, obwohl andere Möglichkeiten da wären, die nur einfach keine Option waren... es war einfach so, dass sie keine andere Möglichkeiten sah.


    Die Decima nickte erneut leicht, als Venusia auf die Beerdigung zu sprechen kam. „Ja, das wird wohl das Praktikabelste sein. Und du kanntest ihn sicher am besten und weißt, was sein Wunsch war.“ Und sie hatte Recht. Hier, mitten in den Bergen, würde es schwer werden, eine angemessene Trauerfeier zu organisieren, mit all den Gästen, die womöglich kommen würden... dafür fehlte ihnen schlicht die Zeit.
    Ein anderes Thema lag Seiana aber noch am Herzen, eines, das ihr nicht wirklich leicht fiel, und noch weniger leicht fiel ihr, es nun anzusprechen, nur wenige Tage nach Magnus' Tod... aber es half nichts. „Weißt du schon, wohin dein Weg dich danach führen wird? Die Casa Decima steht dir immer offen, ich hoffe du weißt das.“

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