>meditrinalia< | Das Theaterstück

  • Die erste Szene rauschte an Ursus vorüber wie die Wagen bei einem Wagenrennen in der Zielgeraden. Es blieb kaum genug Zeit zu begreifen, was da vorne vor sich ging. Dann flog sein Blick zu Corvinus. Wollte er dem nicht Einhalt gebieten? Schlimm genug, daß die Familie parodiert wurde. Doch auch einige der Gäste vermeinte Ursus wiederzuerkennen, auch wenn er sich da nicht ganz sicher war. Und diese würden doch gewiß mit Empörung auf diese Verschandelung ihrer Persönlichkeit reagieren?


    Es war nicht zu übersehen, daß auch Corvinus keine Ahnung davon gehabt hatte, was dieses Theaterstück zum Gegenstand hatte. Er trank wesentlich mehr Wein - und schneller - als Ursus das je bei ihm gesehen hatte.


    Einige Gäste lachten. Andere schmunzelten. Während die zweite Szene schon ihren Lauf nahm, beobachtete Ursus die Reaktionen. Diese waren ganz unterschiedlich. Die meisten schienen es mit Humor zu nehmen.


    Vielleicht sollte er auch einen Schluck Wein trinken. Dann konnte er vielleicht auch darüber lachen. Im Moment allerdings war ihm nicht im geringsten nach Lachen zumute. Trotzdem zwang er sich zu einem Lächeln. Wie beiläufig winkte er einem Sklaven, griff sich einen Becher Wein und trank hastig einige Schlucke. Wieder wurde gelacht und er versuchte, seine Aufmerksamkeit wieder auf das Stück zu richten...

  • Im weiteren Verlauf des Stückes wurde der Wunsch nach einem plötzlichen Loch im Boden zu meinen Füßen immer übermächtiger. Bedauerlicherweise war er so solide wie eh und je. Endlich fing dann Prisca meinen Blick auf. Ich deutete ein Kopfschütteln an und schloss schließlich einige Sekunden lang die Augen. Gerade beklagte sich Falivus Castus über seine graissierte Kleidung. Hoffentlich verstand Prisca.


    Ich spürte einige Blicke auf mich gerichtet. Gracchus selbst schien sich für den Moment zu amüsieren, was mich jedoch nicht einmal ansatzweise beruhigte. Und Menecrates? Wo steckte er eigentlich? Sein Weib unterhielt sich mit Callista, ihr roter Schopf weiter vorn war selbst im Halbdunkel unverkennbar. Ich wandte den Kopf. Ursus sah mich an, und in seinem Blick erkannte ich die gleiche Frage wie jene, die in meinem lag: Was soll denn das? Ich hielt einem vorbeiilaufenden Sklaven meinen leeren Becher hin und ließ beiläufig nachschenken. Ursus erntete eine schiefe Grimasse. Allzu offensichtlich wollte ich schließlich auch nicht überrascht wirken von dem, was sich dort vorn auf der Bühne abspielte. Abgespielt wurde. Und so hautnah an der Realität, dass es mich beinahe gruselte. Die Sklaven schinen hundertprozentig bei der Sache zu sein, ja sogar Spaß zu haben. Und wen wunderte das, immerhin konnten sie einem Großteil der Familie ordentlich was zurückgeben. Camilla konnte froh sein, dass sie nicht in dem Stück parodiert wurde - denn Sofia war auch mit von der Partie, und die beiden mochten sich schließlich so gern wie Hund und Katze.


    Auch den Blick meines besten Freundes fing ich auf. Aquilius schien...fassungslos? Ihm erwiderte ich den Blick mit einem zerknirschten Grinsen, das noch dazu nicht so überzeugend rüberkam, wie es sollte. Ich seufzte. So konnte aus einem gemütlich geplanten, feucht-fröhlichenAbend noch noch ein Fiasko werden. Und welcher Name würde dann in aller Munde sein? Aurelius. Und im schlimmsten Fall hing dann noch mein cognomen mit dran. Wie - hm - deplorabel!

  • Sisenna hatte beide Arme um den Hals der Sklavin gelegt, als in den Zuschauerraum getragen wurde. Sie überragte endlich viele der anwesenden Personen oder befand sich zumindest auf Augenhöhe mit ihnen. Als sie auf den Patz gesetzt wird, hielt sie sich zur Sicherheit noch etwas fest, ehe sie die Arme löste, ihr Kleid zurecht strich und sich durch mehrmaliges hin und herrutschen in eine günstige Sitzposition brachte. Tante Callista, so beschloss sie inzwischen, die nette Frau zu bezeichnen, setzte sich neben sie. Sisennas Hände ruhten auf den Oberschenkeln und ihr Blick war gebannt nach vorne gerichtet, als das Stück begann.


    Bei der Vorstellung der Personen auf der Bühne konnte sie sich nicht annähernd alle Namen merken, das war für ihr Gedächtnis zu viel, Aber sie erkannte schließlich die Darsteller an der jeweiligen Stimme als die ihr bekannten Sklaven. Zwar trugen sie völlig ungewohnte Kleidung, manche besaßen sogar andere Haare und die Namen stimmten ebenfalls nicht, aber das waren sie, definitiv. Sisenna schüttelte den Kopf, als Leone Camryn als Camylla vorstellte. Aufgeregt zeigte ihr Finger nach vorne und tippte mehrfach in Richtung der Sklavin.


    „Das ist Camryn, ich weiß das genau!“, sagte sie, rutschte auf dem Stuhl herum, stellte sich mit den Knien auf die Sitzfläche und blickte Prisca an, die das Stück angekündigt hatte. Irgendwelche Hände drehten Sisenna schließlich um, sie musste sich hinsetzen und bekam die Anweisung, still zu sein. Jemand erklärte ihr, dass die Sklaven nur eine Rolle und nicht sich selber spielten, was sie letztlich auch verstand. Sie nickte auf die Nachfrage hin und hörte weiter aufmerksam zu.


    Im Verlauf des Stückes tauchten aber Wörter auf, die Sisenna nicht begriff. Oft wurde zu ihr gesagt, sie solle nicht alles hinnehmen, sondern hinterfragen, wenn sie etwas nicht verstand.

    Zitat

    Original von Narrator Italiae
    "Deplorabel! Solch futile Sklaven gibt es in unserem Domizil nicht! Ich insistiere, sofortig von diesem Soßenklecks degraissiert zu werden!"


    Jetzt, so dachte Sisenna bei sich, könne sie wohl wieder etwas sagen. Sie wandte sich zu Callista. Ihre kindlich helle Stimme durchschnitt die soeben kurzzeitig eingetretene Stille, in der die Sklavin die Tafel auf der Bühne umrundete.


    „Tante Callista, ich habe kein Wort verstanden. Was hat der Flavius gesagt?“


    edit: Formatierung geändert und Fehler ausgemerzt.

  • Zitat

    Original von Manius Flavius Gracchus


    Zunächst ein wenig verwirrt darüber, dass keiner der großen Komödienklassiker gespielt werden würde, wartet Antonia geduldig die Vorstellung der Schauspieler und ihrer Rollen ab. Mehr als ein Stirnrunzeln entlocken ihr Namen und Rollen jedoch (noch) nicht.
    Auch die erste Szene lässt sie noch nicht recht verstehen, worum genau es in diesem Stück eigentlich gehen soll, bis, ja, bis Falivus Castus zu Wort kommt. Augenblicklich verkrampfen sich erst die Hände, dann der gesamte Körper. War das nur wieder ein paranoider Anfall, oder sollte das tatsächlich Gracchus sein?
    Ein kurzes Schielen zu ihrem Gatten verrät ihr, dass er entweder nicht erkannt hat, dass er zu einer Bühnenfigur geworden war oder er sogar Gefallen daran fand. Andererseits konnte es auch die übliche höfliche Maske sein, so gut kannte Antonia Gracchus schließlich nicht.
    Nein, kein Zweifel, das war ihr Mann. Beziehungsweise sollte es ihren Mann darstellen. Dieses Verhalten, diese Ausdrucksweise... kein anderer in Rom war so wie er.


    Kaum war dieses Geheimnis erkannt, arbeitete die Neugier in der Claudia die anderen Personen durch. Falivus Aquarus musste der Namensgebung nach ebenfalls ein Flavier sein. Nur welcher? Aquarus... Aquilius etwa?
    Ein spitzbübisches Grinsen schleicht sich in ihre Gesichtszüge, als sie nach und nach den einigen Charakteren einen Menschen aus dem wahren Leben zuordnen kann. Zweifellos würde das eine amüsante Vorstellung werden.
    In einer wahren Hochstimmung beugt sie sich leicht zu ihrem Ehemann hin, will sie doch nur zu gerne herausfinden, ob er sich erkannt hat.
    Eine wundervolle Idee, nicht wahr?, flüstert sie, möglichst leise.

  • Ganz unbewusst beugte sich Gracchus zur Seite hin ohne den Blick von der Bühne zu nehmen, kam seiner Gattin nahe, wie sonst kaum und vernahm das leise Wispern ihrer Worte, welche mit feinem Hauch über sein Ohr strichen. Noch immer sah er sich in keinster Weise selbst vom Geschehen auf der Bühne tangiert, insbesondere nicht von jener Art der Ausdrucksweise, welche der Protagonist des Falivus Castus präsentierte, denn solcherlei Ausdruck schien ihm keinesfalls besonders exzeptionell, immerhin bediente er sich tagtäglich selbst dessen, so dass es nichts anderes war denn Normalität. Zudem, niemals hätte Gracchus sich ob eines Klecks auf seiner Kleidung derart echauffiert, natürlich legte er Wert auf ein adäquates, gepflegtes Äußeres, doch war ein frischer Makel auf dem Stoff, so änderte es ohnehin nicht das Geringste sich über dererlei zu empören, denn dies war, als würde man beklagen, dass Wasser nass war. Zu guter letzt, obgleich Gracchus durchaus bisweilen versicherte, so hätte er dem Gastgeber augenscheinlich bereits von Anfang die Gleichung assekuriert, doch mochte dies nur eine Spitzfindigkeit sein.
    "Delektabel, geradezu exhaustiv delektabel"
    raunte er seiner Gemahlin zurück.

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    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Nachdem ich mich im Atrium mit Sergia Plotina unterhalten hatte, war das Bedürfnis, die Latrinen aufzusuchen nicht mehr aufzuschieben gewesen. Darum war ich im letzten Moment vor Beginn des Stücks im Tablinium erschienen und hatte kaum mehr Zeit gehabt, mir einen Platz auszusuchen. Plotina konnte ich im schummrigen Licht nicht finden und so sass ich nun neben einem Ehepaar, vermutlich patrizischer Herkunft (Gracchus und Antonia).
    Die beiden flüsterten kurz miteinander, wohl über das Stück.


    Nach meiner langen Abwesenheit von Rom kannte ich so gut wie niemanden mehr. Aber aus der Reaktion der anderen Gäste schloss ich, dass es sich um eine Parodie auf irgendwelche edlen Herren und Damen handelte.
    Ich war in mehreren Dingen enttäuscht: Erstens hatte ich erwartet, dass eines der klassischen Werke der grossen Dichter dargeboten würde, die ich so über alles liebte und nur zu gerne las, zweitens verstand ich überhaupt nicht worum es ging und fand doch so die eine oder andere Bemerkung an der Grenze zum Abscheulichen und Unsittlichen.
    Doch zugegeben, ich musste auch manchmal schmunzeln, wenn auch stets die Abneigung gegen die Darbietung mitschwang.

  • Macer hätte diese gut gespielte Kömodie vermutlich wunderbar genießen können, wären da nicht so dermaßen viele Schauspieler auf der Bühne gewesen, die alle irgendwelche Namen hatten, von denen er die ersten natürlich schon wieder vergessen hatte, bevor die letzten vorgelesen wurden. Immerhin stellte er recht bald fest, dass es auf die Namen wohl nur in begrenztem Umfang ankam und der eine oder anderen Name im Verlaufe des Stückes zum Glück nochmal wiederholt wurde. Die Handlung war zudem glücklicherweise leicht verständlich, denn neben den vielen Namen auch noch eine tiefgreifende Hintergrundgeschichte und womöglich Vorwissen aus der klassichen Theaterkultur zu besitzen, hätte Macer für diesen Abend wohl völlig überfordert. So aber konnte er sichtlich gut gelaunt das Stück genießen und ab und zu mit einem Seitenblick versuchen festzustellen, wie es wohl den anderen gefiel.

  • Nachdem ich dem Ehepaar neben mir ein wenig zugeschaut hatte, wandte ich den Blick auf die andere Seite. Dort hatte sich ein Mann mittleren Alters niedergelassen, dem das Ganze nicht schlecht zu gefallen schien. Aber im düsteren Licht des Tabliniums war ich mir nicht sicher, was seine Gesichtszüge in Wirklichkeit ausdrückten.


    Ich sah noch etwas zu ihm hin und versuchte seine Mimik zu deuten. Schliesslich nahm es mich doch wunder, ob nur ich das Stück irgendwie despektierlich fand, um es mit den Worten dieses, wie hiess er nochmal?, Ca... Castus, zu sagen oder ob auch andere Gäste so darüber dachten.

  • Nun musste es auch noch ein Theaterstück sein. Man mochte glauben, dass besondere Unterhaltung, wie eben ein solches Theaterstück, Kinder wie ihn sehr ansprach, doch bei Lucius war dies nicht der Fall. Er hätte nun lieber weiter in seinem Buch gestöbert, hätte irgendwo in der Villa Claudia etwas gemalt oder etwas anderes gemacht, sei es nur dem Dösen gefrönt, es hätte ihm mehr gefallen als hier zu sein. Zudem war hier eine stattliche Ansammlung von Menschen und er fühlte sich ohnehin nicht wohl, scheu wie er war.
    Zudem erblickten seine Augen weder Mutter noch Vater, selbstverständlich hatte man ihn, kaum als man die Türschwelle durchschritten hatte, einfach vergessen. Was er nun jedoch sah, ließ ihn desavouiert den Kopf verdrehen, es war ein Mädchen, nämlich jenes, welches Sisenna genannt wurde.
    Angewidert machte er einen großen Bogen um sie und hoffte nicht entdeckt worden zu sein. Die Abdrücke von Mädchenzähnen waren noch immer an seiner rechten Schulter zu sehen, ja, es hatte sogar geblutet, als ihn diese Lydia in Baiae gebissen hatte. Auf so etwas konnte er gut und gerne ein zweites Mal verzichten.

  • Zitat

    Original von Antonia Annaea Minervina
    Ich sah noch etwas zu ihm hin und versuchte seine Mimik zu deuten. Schliesslich nahm es mich doch wunder, ob nur ich das Stück irgendwie despektierlich fand, um es mit den Worten dieses, wie hiess er nochmal?, Ca... Castus, zu sagen oder ob auch andere Gäste so darüber dachten.


    Bei seinen gelegentlichen Blicken ins Publikum bemerkte Macer die junge Frau, die ihn offensichtlich genauer betrachtete. Wenn er selber die Zuschauer betrachtete, sollte ihn das natürlich nicht verwundern, wenn andere mit ihm dasselbe taten. "Salve, ein Stück nach deinem Geschmack?" fragte er, auch wenn die Frau eher einen nachdenklichen als einen vergnügten Eindruck machte. Aber vielleicht hatte sie auch nur genau wie er gerade keinen Gesprächspartner, um wie viele andere Gäste mit ein paar lockeren leisen Kommentaren für weitere Erheiterung zu sorgen.

  • Zitat

    Original von Claudia Aureliana Deandra
    „Ich wusste gar nicht, dass du Interesse und Talent zum Spielleiter hast“, flüsterte ich ihr zu


    "...ehrlich gesagt wusste ich das auch nicht, aber ich könnte mich sogar daran gewöhnen..." hatte Prisca auf Deandras Bemerkung hin noch zurück geflüstert gerade als das Stück begonnen hatte. Bezogen hatte sie es eher auf das Interesse. Das war vielleicht auch gut so, denn das mit dem Talent? ... Während Prisca selbst immer mehr zu der Überzeugung fand das dieses Lustspiel für einen ausgelassenen Abend wie heute sehr gut geeignet war, auch wenn es sich dabei nicht um ein anspruchsvolles Stück von Seneca handelte, sah das ihre Familie wohl anders!


    Ja ihre Familie war überhaupt so anders und benahm sich so seltsam ... zuerst ihr Onkel, der blass wurde und sie vorwurfsvoll angesehen hatte, jetzt auf einmal Deandra, die ebenfalls blass wurde und regelrecht mit einem entsetzten Gesichtsausdruck zur Bühne starrte und Ursus, den sie dort drüben unter den Zuschauern entdeckt hatte, blickte auch schon ganz angestrengt in die Runde. Obwohl Ursus eigentlich immer recht streng drein schaute, schien es auch ihrem Cousin gerade nicht gut zu gehen. "Und was ist mit Cotta und den anderen? ... Was ist denn nur plötzlich mit denen los? ... haben die etwas Schlechtes gegessen? ... bei den Göttern wir werden doch nicht alle vergiftet worden sein??" ... suchend blickte sich Prisca nach ihren Verwandten um und hielt sich dann einen Moment lang die Hand an die Brust, als wolle sie in sich selsbt hinein horchen. Nein! ihr war nicht schlecht, sie fühlte sich immer noch blendend, angespannt zwar durch die vielen Eindrücke dieser Feier, aber insgesamt betrachtete war Prisca sehr gut gelaunt.


    Lag es am Theaterstück? ... aber das war doch ganz lustig. Zumindest schien es vielen Gästen zu gefallen, auch wenn man im Halbdunkel nicht wirklich viel erkennen konnte. Außer die Bühne selbst und auf der spielte sich gerade ein Dialog ab, der auch Prisca kurz stutzten lies. "Typisch! Sofia ..." dachte sie sich spontan "... die hatte doch in Wirklichkeit auch keine Ahnung von Männern und der Liebe, genauso wie ..." Prisca musste sich räuspern. "... wie ich? ..." . Prisca spürte, wie ihre Wangen wieder zu glühen begannen und kurz sah sie sich verstohlen nach allen Seiten um. Dann aber musste sie angesichts der Szenen auf der Bühne selbst kichern, denn wer sollte das schon ahnen. Schließlich gab sie sich nach außen hin immer sehr wissend und erfahren ...

  • Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer
    Bei seinen gelegentlichen Blicken ins Publikum bemerkte Macer die junge Frau, die ihn offensichtlich genauer betrachtete. Wenn er selber die Zuschauer betrachtete, sollte ihn das natürlich nicht verwundern, wenn andere mit ihm dasselbe taten. "Salve, ein Stück nach deinem Geschmack?" fragte er, auch wenn die Frau eher einen nachdenklichen als einen vergnügten Eindruck machte. Aber vielleicht hatte sie auch nur genau wie er gerade keinen Gesprächspartner, um wie viele andere Gäste mit ein paar lockeren leisen Kommentaren für weitere Erheiterung zu sorgen.


    Ich lächelte den Mann an, wurde dabei aber etwas rot im Gesicht. Anscheinend hatte er meinen steten Blick bemerkt, was ja eigentlich nicht verwunderlich war.
    Nun, nach meinem Geschmack wäre falsch gesagt. Aber ich kenne die Parodierten nicht, daher ist es für mich schlicht ein Lustspiel ohne besondere Reize.

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    ...während man sich bei Tisch noch vielsagende Blick zuwirft ob des Tischgesprächs, räumt Camylla bereits die ersten leeren Teller ab. Wohlweislich umrundet sie dabei das Tigerfell, dem sie einen kritischen Blick zuwirft, ehe sie es passiert. Kaum fehlt den Gästen der Teller vor der Nase, breitet sich Unruhe aus. Man hat Hunger, man wartet auf den ersten Hauptgang, und jener soll nur zu bald auf die Vorspeise folgen. Neuerlich betritt die Sklavin Camylla mit einem silbernen Tablett in den Händen das Speisezimmer, wo ihr wolfshungrige Blicke entgegen geworfen werden. Sie beeilt sich, vor jedem Gast den Teller abzustellen, welcher für ihn gedacht ist. Es ereignet sich jedoch ein Zwischenfall, der nicht ganz unbeabsichtigt ist...


    Als Camylla Menetekel serviert, stößt sie mit dem Rand des Tellers an seinen Hinterkopf. Gerade noch so kann sie ein boshaftes Grinsen unterdrücken. Menetekel hingegen springt augenblicklich auf und fixiert die Sklavin mit durchdringendem Blick. "state!” Camylla richtet sich allerdings nur auf und steht nicht richtig stramm, wie es ein Soldat können sollte. Menetekel ist außer sich. “Wenn ich sage ‚stillgestanden’, dann kneifst du deinen Hintern so zusammen, dass deinen Filzläusen die Augen tränen! Ein Sklave hat sich ordentlich zu verhalten bei Tisch! Wo sind denn deine Sitten, junge Dame? Hat man dir nicht beigebracht, dass Tellerränder an frisch gefärbten Haaren nichts zu suchen haben? Hm?! oculos ad me! Dass du mir heute Abend deine Leibesertüchtigung nicht vergisst - dreißig Liegestütz sollten tat- und schuldangemessen sein. abite!“ Daraufhin setzt sich der Soldat neuerlich und mustert seinen Teller, Camylla indes die Augen verdreht und einfach weiterserviert.


    ...gebratene Wachtelkeulchen, in köstlicher Marinade eingelegte Filetstücke eines Ochsen, Garnelenschwänze und allerlei leckere Beilagen sind auf jedem Teller wundervoll angerichtet. Einzig Pupsus bekommt erneut eine Schüssel vorgesetzt, in der sich Puls befindet. Sich die Lippen leckend, ergreift er bereits einen Löffel und wartet ungeduldig auf das Startsignal zum Breischöpfen. Doch der Hausherr hat sich zuerst der erneuten Frage der bedienenden Sklavin zu widmen...


    Camylla stellt den Teller liebevoll vor Corvus ab. Als sie sich nach vorn beugt, ist deutlich eine nur zu gut bekannte Frage zu vernehmen. “Herr, aber wir machen es doch so wie immer?“ Ein vielsagender Blick bohrt sich nach einem koketten Augenaufschlag in Corvus’ Augen. Jener räuspert sich vernehmlich. “Äh…ja… Ja, in der Tat...so machen wir es – aber später!“ Camylla seufzt herzzerreißend, richtet sich aber auf, um den Gästen Wein nachzuschenken. Corvus erhebt sich bereits mit seinem Becher in der Hand. Pupsus erhält sein Wasser, und dann tönt es auch schon vom Kopf des Tisches: "pro deos deasque!“


    Augenblicklich erheben auch die anderen Gäste erst sich selbst und dann ihre Trinkgefäße. Wieder einmal ist Costa der erste, der etwas erwidert.
    " ...ein Hoch den Perfekten!
    ...die nicht so wie ich sind, sich niemals versteckten...“

    Costa räuspert sich, trinkt hastig einen Schluck und setzt sich sogleich wieder. Das kann Corvus natürlich nicht so stehen lassen, immerhin ist Costa sein Vetter. “ ..auf Ehrbarkeit und Pflichtgefühl“, versucht er daher Costa aufzumuntern, schaut dabei jedoch Ursus an – natürlich gaaanz zufällig. Jener erwidert den Blick mit versteinerter Miene, ehe er breit grinst und erwidert: “Auf den Erfolg, das ist besser!“ Siegessicher trinkt er und setzt sich sodann. Pupsus, der sich als einziger nicht erhoben hat und dem der stumme Disput nicht entgangen ist, schwingt seinen Bart über die Schulter und lässt verlauten: “Da könnt’ ich glatt schwach werden und Wein trinken, - nur um’s ertragen zu können...“ “Auf die Tugend“, ertönt es da von Diana. “Sie ist der beste Adel!“ Indes erhebt Falivus Castus seinen Becher mit abgespreiztem kleinen Finger. Vernehmlich räuspert er sich und gibt alsdann seinen Spruch zum Besten. "Adel verpflichtet! Und ein Adliger sollte sich nicht vom Onus exzepieren!“ Graziös nimmt er neuerlich Platz. "Papperlapapp! Adel will verdient sein! Und zwar mit Feuer und Schwert!“ lässt Menetekel verlauten und reckt dabei sein Messer einem Schwerte gleich in die Höhe. Priscilla weicht etwas zurück, um ihr Auge zu behalten. “Dem Feind mitten in das Herz!“ fährt Menetekel fort und spießt das Messer in gnadenloser Manier in seine unschuldige Wachtelkeule. Priscilla lässt langsam ihren Becher wieder sinken und erwidert mit erhobener Braue: “Perfektion im Aufspießen von Vogelbeinen, fürwahr erstrebenswert. Da trinke ich doch lieber auf Ehrbarkeit und Pflichtgefühl...“ Und damit setzte sie sich und nippt an ihrem Wein. Falivus Aquarus folgt ihr mit dem Blick und reagiert mit einem charmanten Lächeln und den Worten “Wollen wir nicht lieber auf die Schönheit trinken?“


    ...als alle wieder sitzen, läutet Corvus den Beginn des ersten Hauptganges ein, indem er zur Keule greift. Nur kurz herrscht Schweigen, da jeder über die soeben durchlaufene Trinkspruchrunde nachdenkt. Plötzlich fliegt eine Erbse quer durch den Raum und trifft die Kleidung des sich im Publikum befindenden Senators Purgitius Macer, ehe sie zwischen den Füßen der Gäste verschwindet und nicht mehr gesehen ward. Kurz schauen alle am Tische Sitzenden entsetzt auf und man merkt deutlich, dass das Fliegen der Erbse zwar geplant war, deren Flugbahn aber eigentlich anders hätte verlaufen sollen. Die Souffleuse flüstert hektisch, dass man sich nicht ablenken lassen sollte, und so geht das Stück einen Augenblick später auch schon weiter...


    Camylla eilt am Fell des Tigers vorbei in den Zuschauerraum und sucht nach der Erbse. Kurz darauf taucht sie direkt vor Senator Flavius Gracchus wieder auf, japst “Hab sie!“ und macht sich bereits auf den Weg, die Erbe zu entsorgen, als das Fell sich erhebt, sich einen Moment verwirrt umschaut und dann die Souffleuse leise fragt: “Waff kommt jetft noch mal? Ffnurren oder fauchen?“ Die Antwort lässt nicht lange auf sich warten, und so greift dar Tiger der vorübereilenden Camylla an den Po und schnurrt dabei leicht lispelnd. Camylla sich indes herumdreht und dem Tiger eine Ohrfeige verpasst. Fortan befindet sich ein grüner Erbsenfleck auf der Wange des Tigers, der nun k.o. auf dem Boden liegt.


    “Perfektion… Pah, wer ist schon perfekt? Kleine Fehler muss man schon in Kauf nehmen, wenn man weiterkommen will“, sagt Upsus mit verächtlichem Unterton in die folgende Stille hinein. Falivus Castus fühlt sich angesprochen, er legt seine Gabel fort, tupft sich den Mund und erwidert: “Fehler akzeptiert nur jener, der vollkommen amethodisch und derangiert existiert. Ein veritabler Perfektionist lässt ab ovo erst gar keine Misslichkeit naszieren!“ Ratifizierend verifiziert Castus seine eigenen Worte mit einem Nicken. Upsus hingegen sieht nun tatsächlich derangiert aus und starrt Castus kurzzeitig mit offenem Mund an. Fast kann man das Fragezeichen über seinem Kopf hören, und damit es deutlich wird, hebt ein hinter Upsus sitzender Junge nun eine Tafel mit einem großen, schwarzen Fragezeichen über Upsus’ Kopf. Kurz danach senkt er die Tafel wieder. Inzwischen haben alle den Kopf gehoben und betrachten die beiden interessiert. “Ja, äh, aber....werter Castus, was haben denn die Nase und die Ohren eines Perfektionisten mit Fehlern der anderen zu tun“, fragt Upsus nach einigen Momenten des Nachdenkens, denn er hat Castus gar nicht verstanden. Falivus Castus indes marginal die Braue hebt und Upsus penetrabel kalkulierend lorgnettiert. “Ohren? Nasen? Die Nasen und die Ohren kohärieren de facto sogar sehr damit! Wie sagt man? nam vitiis nemo sine nascitur. Kein Mensch wird ohne Defekt geboren und gleichwohl kann man an ihm bei der Geburt meist kein Defizit an Nase und Ohren konstatieren.“ Upsus schaut sich verstohlen um. Bemerkt jemand die Misere, in der er sich befindet? Er räuspert sich und entgegnet:”Die Tatsache, dass der Mensch mit zwei Augen und zwei Ohren, aber nur mit einem Mund geboren wird, lässt ja eigentlich darauf schließen, dass er zweimal soviel sehen und hören sollte als reden...oder essen! Aber wir sollten nun trotzdem den Weg frei machen für den Nachtisch...“ Und damit beugt er sich auch gleich wieder über seinen Teller und knabbert hastig an seinem Wachtelbeinchen. Falivus Castus schürzt die Lippen, wendet kurz den Blick nach oben und schüttelt sodann den Kopf. Kurz vermeint man noch das Wörtchen „desolat“ zu hören, dann nurmehr Kaugeräusche.

  • Ich hatte die ersten zwei Szenen einfach auf mich zukommen lassen und versuchte, ohne dass ich wahnsinnig viel vom Zusammenspiel der Gesellschaft Roms verstand, zu erkennen, um was es denn ging. Einige Tuscheleien und Bemerkungen aus der Nachbarschaft um mich herum liessen mich aber nicht los.


    Florus, erklär mir bitte, ist es normal, dass man an einer Feier so über Gäste und die eigene Familie herzieht? versuchte ich mich so leise als möglich bei meinem Gatten zu erkundigen.


    Ja, Liebste, es ist zumindest römisch, über die eigenen Schwächen zu lachen. Doch ich hatte das bisher auch immer etwas subtiler erlebt. Vielleicht ist diese beinahe übertriebene Offenheit die neue Mode in Rom. antwortete mir mein Ehemann ebenso leise.


    Dann bist du dir sicher, dass wir hier weiter zuhören sollen? Es war mir sichtlich unangenehm, denn ich war es gewohnt, die eigenen Probleme selbst zu lösen und sie nicht einem breiten Publikum zum Fest zu zeigen.


    Ein Nicken zeigte mir an, dass es sich wohl nicht vermeiden liess, weiterhin die Nachbarn zu belauschen.


    :D

  • Durus stand hinter Corvinus, während er sich das Schauspiel ansah. Er persönlich konnte hervorragend über die Verspottung anderer lachen, was ihm bei ihm selbst nicht immer gelang. So lachte er bei der Darstellung des Claudius Menecrates - genau diese Charakterzüge hatte er selbst stets bei ihm erkannt. Aber auch Falivus Castus entlockte ihm ein leichtes Grinsen - die Ausdrucksfähigkeit dieses Flaviers war legendär!


    Anders hingegen war es bei Corvus - die Verwirrtheit des Aurelius war ihm noch nie besonders aufgefallen, aber andererseits kannte er diesen ja auch kaum. So wartete er gespannt darauf, was nun kommen würde.

  • Zitat

    Original von Aurelia Helena
    Als Helena den Ort des Geschehens betrat war dieser schon abgedunkelt und Saba stand auf der Bühne, um die Rollenverteilung kundzugeben. Helena blieb einen Moment stehen um sich zu orientieren. Viele Plätze waren schon besetzt, denn sie war als eine der Letzten hinein gekommen. Einfach irgendwo hinsetzten wollte sie sich aber auch nicht. Plötzlich blieb ihr Blick auf Ursus hängen, neben dem glücklicherweise noch ein Platz frei war. Man konnte zwar nicht davon sprechen, dass sie sich kannten, aber er gehörte zur Familie und war damit den anderen Gästen eindeutig vorzuziehen. Zumindest in ihrer momentanen Gefühlslage dachte sie so, denn auf einfaches Geplänkel hatte sie keine Lust. Zudem war es auch von Vorteil, dass sie bis jetzt kaum Zeit gefunden hatten miteinander zu reden. Ursus würde sicher nicht auffallen, dass sie ihre wahren Gefühle unter einer Maske verbarg.


    Helena schlängelte sich durch die Reihen und ließ sich neben Ursus nieder. Sie lächelte ihm zu und legte kurz eine Hand auf seinen Arm, bevor sie ihre Aufmerksamkeit auf die Bühne lenkte. Dort waren mittlerweile die Sklaven in ihren Rollen aufgetaucht und das Stück war in vollem Gange. Helena blinzelte ein paar Mal als ihr bewusst wurde, worum es da gerade ging. Helvetia? Esskastanien? Trösten? Ihre Augen wurden ein wenig größer als sie sich selbst in dieser Rolle erkannte. Nun gut, wahrscheinlich würde kaum jemand anders das bemerken, außer Marcus. Und ihm war hoffentlich klar, dass die Zeit des Tröstens nun vorbei war. Helena, nun gespannt auf den weiteren Verlauf des Stücks lehnte sich ein wenig vor. Unter den neuen Gesichtspunkten erkannte sie die wahren Gestalten hinter den Rollen und während sie lauschte wurde ihr Schmunzeln immer breiter.



    Ursus hatte zwar gemerkt, daß jemand sich neben ihn setzte und gedankenverloren mit einem Lächeln auf die kurze Berührung seines Armes reagiert, aber wirklich wahrgenommen hatte er seine Cousine nicht. Zu sehr hatte ihn da gerade die Erkenntnis getroffen, was für eine Art von Theaterstück dort vorne aufgeführt wurde.


    So langsam aber ließ der erste Schock nach. Und er mußte zugeben, daß es stellenweise nicht mal eines gewissen Humors entbehrte. Daß sogar genug davon da war, um ihn auch mal zum schmunzeln zu bringen. Aber dennoch überwog insgesamt der Ärger. Es war doch alles ein wenig zu übertrieben und wäre im Familienkreis noch denkbar gewesen, aber doch nicht vor derart vielen Gästen! Zumindest hätte man die veralberten Familienmitglieder darauf vorbereiten können.


    Zwischen der zweiten und der dritten Szene trat eine kleine Pause ein und Ursus gewahrte endlich, wer sich da neben ihn gesetzt hatte. Seine Cousine Helena! Es überraschte ihn, daß sie seine Nähe gesucht hatte, denn bisher waren sie sich kaum begegnet und er hatte schon angefangen sich zu fragen, ob sie ihn mied. Doch sie war ja auch sehr krank gewesen.


    "Entschuldige bitte, Helena! Es ist wirklich unerhört von mir, aber ich war so ... nun... von dem Stück und den Charakteren gefangen..." Er atmete tief durch und lächelte sie um Verzeihung heischend an. Natürlich hatte er sehr leise gesprochen, denn die dritte Szene begann gerade. Er neigte sich noch ein wenig mehr ihrem Ohr zu, damit niemand sonst seine Worte hören konnte. "Ein klein wenig peinlich ist es schon, findest Du nicht?"

  • Mit voller Absicht betrat Menecrates den Raum als einer der Letzten. Er hoffte, seine Gemahlin würde bereits Platz genommen haben, was ihm die Möglichkeit eröffnete, den Abend nicht unmittelbar neben ihr verbringen zu müssen, denn mit einem eigens für ihn freigehaltenen Sitzgelegenheit rechtete er nicht. Es störte den ehemaligen Offizier keineswegs, nur eine geringe Auswahl an Randplätzen vorzufinden, er wählte den erstbesten und setzte sich – gerade rechtzeitig, denn die Vorstellung begann just in diesem Moment. Der Inhalt: Ein Stück, bei dem es vor dem Essen am heutigen Abend ebenfalls um ein Abendessen ging. 'Wie tiefsinnig', dachte Claudius. Die Darsteller waren allesamt keine Schausteller, sondern irgendwelche Fachunkundige oder Straßenkünstler, das erkannte er sofort. Die Ungeschicklichkeit beim Auftreten, der teils holprige Textwiedergabe und die katastrophale Intonation der Phonetik belustigten den Claudier von Anbeginn derart, dass er bereits bei der Verkündung der Rollenbesetzung und insbesondere beim ersten Auftritt des Hauptdarstellers schallend zu lachen anfing. Die anschließend verkündeten Familienverhältnisse dieser Theaterfigur waren desolat, was Claudius jedoch nicht von einem leisen Glucksen abhielt. Kurz stutzte er, als einer der Darsteller einen Morgenappell in einer Villa erwähnte, was er nicht nur witzig, sondern zugleich absonderlich fand, aber er gab sich schnell wieder der Belustigung durch diese drittklassige Vorstellung hin. Es störte ihn keineswegs, dass er offensichtlich der einzige war, der teils aus lautem Halse lachte - eine Eigenart, die vermutlich noch keiner der Anwesenden je bei ihm erlebt hatte.


    Dann jedoch ereignete sich eine Sequenz, die das breite Grinsen auf Claudius' Gesicht einfrieren ließ. 'Claudus Menetekel', War das nicht jener mit dem Morgenappell? 'Rote Haare des Eheweibes' … Ein Teil des Stückes rauschte an seinen Ohren vorbei, denn in seinem Kopf ratterte es - wenn auch nur kurzfristig. Schon bald spuckte sein Geist das präzise Ergebnis aus: In diesem Stück wurden reale Personen parodiert! Unter anderem er selbst. Aber Menecrates wäre kein Claudier gewesen, wenn er sich davon hätte beeindrucken lassen. Er wusste, woher er kam, welche Leistungen er erbracht hatte, also warum über ein bisschen Rumgeäffe ärgern? Wieder lachte er laut, und abermals erstarb das Lachen. Moment! Wie war das gleich noch? "Da ihn seine Frau wieder einmal windelweich geschlagen hat?" Ein Blick, der Ofella hätte töten können, flog quer durch den Raum. So einen Blödsinn verbreitete also sein Eheweib? Anders konnte sich der gestandene Mann diese Spielidee auf der Bühne nicht erklären. Weiber tratschten, wenn der Tag lang war, und wer sollte sonst zur Information herangezogen worden sein? Dass sein Weib jedoch solcherart abwegige Angaben gemacht hatte, ihn und damit sich selbst der Lächerlichkeit preisgegeben hatte, ärgerte ihn. Das würde Folgen haben, schwerwiegende Folgen, beschloss er und drehte sich wieder zur Bühne um.


    Abgesehen von diesem Teil, den Claudius fein säuberlich in sein Gedächtnis eingelagert hatte, amüsierte er sich weiterhin. Weniger über den Inhalt des Stücks, als vielmehr über die Gedankenlosigkeit der Aurelier, die sich in aller Öffentlichkeit einer nach dem anderen in dieser Parodie lächerlich machten. Dabei hatte er bislang große Stücke auf den Gastgeber gehalten, hätte nie angenommen, dass jener derart kurzsichtig ist. Er musste doch wissen oder wenigstens ahnen, dass manch einer der Gäste eins und eins zusammenzählte und, wie er selbst, den Darstellern reale Personen zuordnete. Wie fahrlässig hier mit dem guten Ruf umgegangen wurde, denn der überwiegende Teil der karikierten Personen mussten Aurelier sein, wenn man der Vorstellung des ersten Aktes Glauben schenken mochte. Corvinus’ Rolle selbst war auch nicht gerade rühmlich. Claudius fragte sich, ob der Aurelier sich vielleicht selbst so sah. Claudius’ Lachen wurde daher häufig von Kopfschütteln unterbrochen. Er hätte jeden Verwandten eigenhändig umgebracht, der delikate Einzelheiten des Familienlebens - mochten sie wahr oder unwahr sein - an die Öffentlichkeit gebracht hätte. Über so viel Gedankenlosigkeit musste er einfach lachen, ob er das nun wollte oder nicht.

  • Mattiacus folgte dem Stück. Es ging wohl um die Familie der Aurelier selber. Alle um ihn herum lachten und erfreuten sich an den Scherzen, die wohl auf Kosten der Gastgeber gemacht wurden.


    Er war zwar schon lange nicht mehr in Rom gewesen, um das "Wer mit wem" der Hauptstadt genau im Detail zu kennen. Dennoch fand er das ganze Stück sehr amüsant, denn solche Szenen konnten in jeder Familie vorkommen.

  • Zitat

    Original von Manius Flavius Gracchus


    Die Worte ihres Mannes kann die Claudia schließlich nicht recht deuten. Nicht, dass sie sie nicht verstanden hätte, im Laufe ihrer Ehe hatte sie die unmöglichsten Fremdworte gelernt - und das, obwohl sie so wenig miteinander sprachen. Es scheint ihr nur unmöglich, daraus zu lesen, ob Gracchus "sich" erkannt hatte.
    So brummt sie ein leises Ja.. delektabel. und widmet ihre Aufmerksamkeit wieder dem Stück.


    Mehr als einmal muss sie in der folgenden Szene ein verräterisches Kichern unterdrücken, hält sogar die Hand vor den Mund, um ihre Erheiterung nicht all zu deutlich zu zeigen. Perfekt getroffen, wahrlich perfekt getroffen. Nur diese Sache mit dem Tiger erschloss sich ihr nicht ganz.
    Als schließlich ein Geschoss durch den Raum auf einen Senator fliegt, keimt sofort die Angst in ihr auf, nun wäre ein Gast nach dem anderen dran. Nicht auszudenken, was das an ihrer Frisur anrichten würde. So entschwindet die locker-entspannte Haltung so schnell wie sie gekommen ist und die für Antonia so typische Verkrampfung kehrt zurück.
    Endgültig ein Attentat wittert sie dann, als die schauspielernde Sklavin vor Gracchus wieder auftaucht. Verwirrt, fast enttäuscht blickt die Patrizierin ihr jedoch hinterher, als nichts weiter geschieht, als das Zurückbringen des Corpus Delicti auf die Bühne. Schnell vergessen ist jedoch die Enttäuschung, als der Verdacht in ihr keimt, dass ihr Gatte womöglich kein zufälliges Opfer gewesen war. Eventuell kannte er diese Sklavin? Hatte gar ein Verhältnis mit ihr? Und fand darum nicht mehr ins Ehebett. Ooooh, wie konnte er es wagen.
    Ein bitterböser Blick trifft den unschuldigen Flavius, doch schnell ist der Fokus wieder auf das Schauspiel gerichtet. Zum streiten war hier nicht der rechte Ort.

  • Zitat

    Original von Antonia Annaea Minervina
    Ich lächelte den Mann an, wurde dabei aber etwas rot im Gesicht. Anscheinend hatte er meinen steten Blick bemerkt, was ja eigentlich nicht verwunderlich war.
    Nun, nach meinem Geschmack wäre falsch gesagt. Aber ich kenne die Parodierten nicht, daher ist es für mich schlicht ein Lustspiel ohne besondere Reize.


    "Ich muss zugeben, dass ich bisher auch erst wenige erkannt habe", antwortete Macer leise. "Es sind wohl auch Angehörige der gastgebenden Familie, die dort dargestellt werden." Mit geübtem Blick konnte man daher vielleicht während des Stückes feststellen, wer sich da jeweils betroffen fühlte. Was vermutlich sogar bei allen anderen auch gehen würde, die vermutlich ebenfalls im Raum waren. Macer hatte so einen geübten Blick natürlich auch nicht. Sein Blick war aber immerhin gut genug, um die Erbse fliegen zu sehen. Die Toga hemmte aber ein wenig seine Reaktion, so dass die Erbse zu Boden fiel. Mit aufgesetzt traurigem Gesichtsausdruck schaute er ihr hinterher und dann zur Bühne. "Ist runtergefallen. Bekomme ich eine neue?"

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