Der Krieg und die Angst

  • Folgendes: in einer Unterhaltung mit einem Mitglied unserer Legionen kam auf, dass es krasse Unterschiede darin gibt, wie man sich das Verhältnis des Legionärs zu damaliger Zeit zur Angst vorstellen sollte.


    In der großen Schlacht in Parthien gab es einen Charakter, der seine Angst in der Schlacht MEINER MEINUNG nach sehr gut beschrieben hat.


    Ich bin der Ansicht, dass Angst zum Krieg dazu gehört wie das Mehl zum Brot. Es gibt x-Aufzeichnungen von Kriegsveteranen, x-Filme zu dem Thema eingeschlossen, die beschreiben wie sehr sich auch erfahrene Soldaten im Moment der Konfrontation mit dem Feind in der Angst verkrampfen getötet zu werden.


    Ich denke einfach, dass ein Mensch in seinem Selbsterhaltungstrieb so etwas wie die nackte Überlebensangst niemals wirklich ablegen kann, egal wie sehr er gedrillt wurde, egal wie sehr er in seine Religion vertraut, und egal wieviel Mord und Totschlag er in seinem Leben mitbekommen hat.


    Natürlich gibt es die ganz harten Fälle, aber ich bin mir sicher dass der Großteil der im Krieg verwendeten Menschenmasse in der Schlacht vor Angst vergeht..



    So, Sparsus, übernehmen Sie...

  • Danke Lando


    Also natürlich finde ich, dass es auch zum Krieg gehört Angst zu haben. Man kämpft nicht ohne Angst zu haben und bei dem Anblick von einem Heer, wie es eben in Parthien besiegt wurde, hat sicherlich jeder Soldat auf dem Feld Angst gehabt. Aber was ich, der Kampfsport aus Leidenschaft betreibt, weiß, ist, wie stark sich das Kämpfen in der Gruppe auswirkt. Wie ich eben schon Lando im ICQ versuchte nahe zu bringen (was wirklich nciht leicht ist, denn manche Sachen muss man einfach erlebt haben, um sie zu verstehen) fühlt man sich mit Freunden unverwundbar im Kampf. Man hat das Gefühl das keiner einem was antun kann, solange der Mann neben einen, bzw im selben Team, noch da ist und auf einem aufpasst. Mit Familie ist es sogar noch schlimmer, da man einen starkes Beschützergefühl hat und schnell in den Adrenalinrausch kommt. Dann kommt da natürlich noch, in der Zeit des antiken Roms, das Vertrauen auf die Götter dazu. Ich habe es zum Beispiel so ausgespielt, dass Sparsus Mars sein Blut geopfert hat, um Schutz zu erhalten. Das er Unteroffizier ist und immer hinten steht hat sicherlich auch was damit zu tun, dass er einigermaßen heil wieder rausgekommen ist, aber egal.
    Das Serapio (das ist dieser Eine) sehr menschlich und gefühlsnah schreibt, darüber sind wir uns, glaube ich, alle einig. SimOn ist er auch erst drei Wochen bei der Legio I, wodurch sich dieses Truppengefühl, was ich vorhin zu beschreiben versucht habe, kaum entwickelt haben kann, aber alle anderen haben volles Vertrauen in die Miles neben sich. Das bekommen wir schon in der Grundausbildung eingetrichtert, das der Miles rechts neben dir, für deine Schutz zuständig ist. Und das schafft meiner Meinung nach eine Sicherheit, eine Verantwortung und ein Selbstbewusstsein (vorallem weil wir ja die Prima sind und außerdem noch der Imperator mit uns kämpft), wie es sie nirgends anders gibt. Diese Gefühle sind meiner Meinung nach sogar so intensiv, dass man im Angesicht des Fendes und im Moment des Aufeinanderrallens der Heere keine Angst hat. Man wil nur noch das tun, wozu man gemacht wurde. Ein Kämpfer sein.


    So, das ist meine Meinung dazu,
    ihr dürft mich jetzt auseinander nehmen...



    Wer Rechtschreibfehler findet darf sich den Text ausdrucken und über sein Bett hängen.

  • Ich würde sagen, dass jeder Soldat aber auch jeder Mensch in seinem Unterbewusstsein Angst vor Schmerz und Tod hat. Gottvertrauen kann dies mit Sicherheit lindern, aber ob alle Bedenken ausgeschaltet werden können, wage ich zu bezweifeln.


    Allerdings gibt es in allen Kriegen Beispiele davon, wie Soldaten "hart" wurden, will heißen, dass sie mit ansehen müssen, wie Kameraden, mit denen sie am Tage zuvor noch aus dem gleichen Kochgeschirr gegessen haben, im Kampf fallen. Die Überlebenden verfallen dann oft in eine Art Rausch, in dem ihnen Verwundung oder Tod egal zu sein scheinen. Diese Todesverachtung findet man beispielsweise in den Berichten des letzten Weltkrieges wieder, als sich deutsche Soldaten im Winter gegen die Russen verteidigten und sahen, wie ihre Kameraden im feindlichen Feuer fielen.


    Wie muss es nun dem Soldaten der Antike ergangen sein, der seinen Feind im Kampf Mann gegen Mann gegenüberstand? Keine Schusswaffe, nur das eigene Können und sein Schwert als Waffe? Ich bezweifle, dass es viele Soldaten gab, die überhaupt keine Angst hatten...

  • Im Krieg geht es für den Soldaten um Leben und Tod,.. und folglich wird es da auch die Angst vorTod und/oder Schmerzen geben, das kann man sicher nicht bestreiten.


    Die Frage ist, wie kommt die Angst zum tragen, wann kommt Sie zum Vorschein ?


    Ich persönlich habe mir immer die Frage gestellt, wie denn ein Soldat auf Befehl in den Sturmangriff gehen kann.


    Ob es nun Griechen sind, die gegen Perser stürmen, Römer die gegen Parther kämpfen, die Kämpfer Saladins gegen die Kreuzritter, die Soldaten in den Schlachtformationen der Napleonischen Kriege, die leicht Kavalerie in der Krim, Deutsche, Franzosen und Engländer in den Gräben Flanderns,... die Allierten bei der Erstürmung der Strände der Normandie, die Sowjets beim Sturm auf Berlin,...


    Es ist immer das Gleiche : mit 100%iger Sicherheit wird es Tote und Verletzte geben, in heutiger Zeit gibt es sogar Statistiker, die die Verlustquoten im Vorraus berechnen, um die benötigten Lazerette vorzubereiten.


    So etwas wie Angst wird sicher da sein, da habe ich kein zweifel, doch wenn sie im Moment der Schlacht die Oberhand gewinnt, dann ist der Soldat ein toter Soldat. In der Schlacht vor Trafalgar sollen die Spanischen Seeleute/Kanoniere sich in dem Moment, da die Engländer ihre Kanonen aus den Lucken schoben, sich auf den Boden geworfen haben und zur Mutter Gottes gebetet haben, anstat ihre Kanonen zu laden. Mt der Folge, das sie dreimal so lange für eine Salve brauchten und hohe Verluste zu beklagen hatten.


    Letzlich bedeutet das, das mindestens für die Dauer des Kampfes die Angst bei den Soldaten verdrängt wird, vom Adrenalin überlagert wird und erst hinterher zum Vorschein kommt.
    Wann genau, das ist schwer zu sagen, genauso schwer, wie man sagen kann, wie sich diese erlebte und verdrängte Angst auswirkt. Es kann bedeuten, das man sich sofort nach der Schlacht übergibt,... oder aber noch Jahre später scheinbar total irrational reagiert.

  • Ein interessantes Thema! Ich glaube, der Kampf auf Leben und Tod ist eine der einschneidendsten und erschütterndsten Erfahrung die ein Mensch machen kann. Das lässt ganz sicher keinen kalt. Von daher finde ich, ebenso wie Lando, Angst gehört dazu zu einer Schlacht, so wie Dreck, Chaos, Blut und Eingeweide^^. Soldaten sind halt auch nur Menschen und keine Terminatoren, die völlig cool und ungerührt die Feinde niedermähen. (Ganz besonders nicht in der ersten Feldschlacht.) Das wäre ja auch langweilig zu spielen.


    Allerdings sind auch die anderen Argumente nicht von der Hand zu weisen - Menschen tun viel, was sie sonst nicht tun würden, überwinden vielleicht auch Urängste, wenn sie in einer geschlossenen Gruppe agieren, in einer Gemeinschaft, wie das z.B. die Prima ist, mit starkem Zusammenhalt, einem klaren Feindbild (die bösen Parther), und einer festen, aus heutiger Sicht fanatischen, Ideologie ('Rom ist es bestimmt, die Welt zu beherrschen'). So werden die Erlebnisse im Krieg, die einfach den Rahmen des normalen Lebens sprengen, wieder in einen Sinnzusammenhang eingebettet, und damit auch weniger beängstigend und traumatisch.


    Das ist halt die eine Frage - wie ist es wohl in Wirklichkeit - die andere ist: Worauf haben die Spieler Lust? Wie sehen sie ihre IDs, wie möchten sie sie darstellen, in dieser grossen 'Geschichte' des Partherfeldzuges, die wir ja alle zusammen entstehen lassen.
    Und da denke ich, etwas Heldentum ist doch legitim wenn's Spass macht. Solange die Gefahr und Bedrohung die vom Feind ausgeht, irgendwie "gewürdigt" wird, und man nicht zu sehr terminatormässig übertreibt. Zu sehr ist dabei natürlich Ansichtssache, und über manche Sachen, die mir persönlich zu arg sind, kann ich mich dann auch immer herrlich aufregen.
    Serapio allerdings ist tatsächlich noch nicht lange dabei - wenn auch länger als drei Wochen möchte ich anmerken, Kamerad Sparsus^^, aber naja, Zeit ist eh relativ im Forum - er ist sozusagen das Nesthäkchen der Prima und ich fände es seltsam, wenn alle so zittern und zagen würde wie er. ;)

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  • Ich stimme Sparsus zu auf der einen Seite hat denke ich jeder Mensch Angst vor dem Tod (nicht umsonst ist er in allen Religionen mit ein zentrals Thema, bzw. der Umgang und das Leben danach), zum anderen kann Krieg für ewinen Soldaten auch zu Sucht werden.
    Sie lieben das Gefühl der Gemeinsamkeit, der Anspannung und des Momentes wenn es dann zum zusammentreffen kommt.
    Zu dem kommt noch hinzu das der Mensch die gabe hat sich für was größeres aufzuopfern (Also das praktisch der eigentliche Übrlebensinstinkt "ausgeschaltet" werden kann) sei es für die Familie, sei es für die Gruppe (Die 8 Mann sind ja eine Familie sozusagen), so daß er dann zwar mit der Angst im Hinterkopf kämpft, aber doch dann todesmutig in die Schlacht stürmt.
    Die Römer waren da also recht pfiffig wie ich finde und habe praktisch die Gruppe über alles gestellt um so den Soldaten die "Individual" Lebensinstinkt "auszutreiben".


    Wenn man jetzt noch die Filme und Berichte nimmt ist es ja oft so, daß die Angst dann nach der Schlacht plötzlich zurückkommt und man ihr voll ausgesetzt ist (Truamatische Erlebnisse, ALpträume usw.), also praktisch nach der Schlacht der Zusammenbruch kommt.


    Jetzt habe ich praktisch alles nochmal wiederholt, aber egal:D

  • Was bisher gesagt wurde, war schonmal ziemlich gut.


    Man muss jedoch bei der Thematik eines bedenken: Es gibt eine grundsätzliche Angst und Sorge. Die haben sicher die meisten Menschen, die im Krieg leben, seien es jetzt Soldaten oder Nicht-kombatanten. Und es gibt die spezielle Situation der Schlacht, welche noch einmal eine andere ist. Da sollte man differenzieren.


    Zum Kampf auf Leben und Tod ist es sicher auch entscheidend, wie es zu diesem Kampf kommt. Ein Soldat, welcher sich in einer Grundanspannung auf einem Marsch befindet und dann plötzlich überfallen wird oder auf den Feind stösst, wird mit einer ganz anderen Angst konfrontiert, wie einer, welcher sich stundenlang auf das Gefecht vorbereitet.


    Gehen wir vom geplanten Gefecht aus, befinden sich die Männer tage- stundenlang in einer Daueranspannung, die dann auch noch vorher bis zum Höhepunkt aufgeladen wird. Barabrische Heere z.B. puschen sich noch einmal richtig hoch, und aus der Theaterpädagogik weiß ich, dass man sich (vor allem in der Gruppe) in regelrechte Zustände hineinpuschen / begeben kann, aus denen man heraus Dinge tut, die man sonst nie täte. Sprich: Die unzähligen Komponenten des Kollektivs, der Gemeinschaft, die Anspannung, die Gruppendynamik, die Schlacht als seit langem anvisiertes Ziel der Reise usw... das alles gibt einen Cocktail, der nur für die erklärbar ist, die dabei sind. Ein Aussenstehender fragt sich vielleicht, wie die das machen konnten, und er wird vielleicht analysieren, wie wir das jetzt tun. Doch bleibt er an der Oberfläche. Und wir tun das auch ;)


    Es gibt nette Phänomene: Massenpanik zum Beispiel. Ein anderes bringt Tausende von Männer dazu mit scharfen Metallgegenständen aufeinander zuszustürmen und aufeinander einzuhacken. Kann man das rational verstehen? Und emotional nachvollziehen? Kaum.

  • Zitat

    Original von Maximus Decimus Meridius
    Massenpanik zum Beispiel.


    Etwas annähernd in diese Richtung gehendes habe ich mal in einem Skilager erlebt. Ich kann euch sagen, das war nicht lustig als Lehrer mit lauter 13-Jährigen.


    Damit ihr vielleicht etwas verstehen könnt, wie sowas abläuft, hier zuerst die Fakten:


    - Das Lagerhaus steht auf der Skipiste, ca. 800m von der Talstation und etwas das Doppelte von der Bergstation entfernt.


    - Ein Schüler stürzt, auf der Rückkehr ins Haus, rund 200m oberhalb des Hauses und bleibt liegen.


    - Ich als Gruppenleiter fahre zu Hinterst und komme daher als Letzter der Gruppe beim Verletzten an.


    - Ich schicke die Schüler mit der Folgenden Gruppe ins Haus, der Leiter dieser Gruppe fährt in die Talstation weiter uns verständigt den Notfalldienst.


    - In der Zwischenzeit nutze ich meine militärische Notfallausbildung und den Vorbereitungskurs vor dem Lager, um den Schüler zu kontrollieren, die Unfallstelle zu markieren, damit keiner uns überfährt, etc.


    - Befund: Der Schüler war kurz nicht ansprechbar, hat Schmerzen im Knie und im Rücken. Ihm ist leicht übel. Bewegen ist daher nicht gut, also zudecken und auf Hilfe warten.


    - Der Notfalldienst sichert den Schüler und transportiert ihn ins Lagerhaus, wo natürlich die Lehrer es versäumt haben die Schüler in ihre Zimmer zu schicken.


    Resulat: Alle warten auf uns und Gerüchte machen die Runde.


    Was nun weiter geschah, kann ich nicht wirklich beschreiben. Die Kombination unserer schnell ausgeführten Handlungen wie Decken suchen, Transport des Schülers auf dem Schlitten ins Haus, etc. mit den Gerüchten im Haus, führten zu der absurden Situation, dass noch Stunden nachdem der Schüler zum Glück schon wieder munter war, rund 20 Mädchen intensiv betreut werden mussten, weil ihre Heulanfälle nicht enden wollten. Der Junge dürfe nicht sterben, was wenn er nie wieder gehen könne, etc. waren da häufig gehörte Aussagen.


    Nun, es war ein Skilager und keine Schlacht, es war ein Schüler der ohne Verletzungen davon kam und kein Adler der an die Feinde verloren ging, doch das Resultat war erschreckend ;)

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  • Wobei man auch feststellen muss das es etwas anderes ist, wenn man mit 13-jährigen Kindern unterwegs ist, die eine Erziehung genossen haben die mit der römischen so gar nichts zu tun hat, als wenn man mit Menschen unterwegs ist, die Monatelang gedrillt und ausgebildet wurden.


    Auch in den Soldaten ist Angst vorhanden und besonders in der Antike ist es von essentieller Bedeutung, dass die Angst vom Drill besiegt wirde. In einer griechischen Phalanx starben relativ wenige Menschen während des Kampfes sondern vor allem auf der Flucht, da sie sich so gegen die Attacken der Gegner nicht mehr mit ihren Schilden verteidigen konnten.


    Ähnlich ist es bei der römischen Schlachtordnung. Solange die Formation bestehen bleibt, ist die individuelle Gefahr relativ gering (die Gefahr zu sterben ist natürlich weiterhing latent vorhanden), was die Ausbilder natürlich auch wissen. Deswegen wird mit Erziehung und Drill versucht den Soldaten der natürliche Fluchtreflex auszutreiben.


    Angst haben sowohl Schüler als auch Soldaten (um bei der Geschichte von Florus zu bleiben), aber der Soldat wird auf die Situation vorbereitet und kann im entscheidenden Moment, wenn das aktive Denken endet und die Urtriebe die Kontrolle übernehmen wollen auf die ausgebildeten Elemente umschalten und dann in einer Art Bewusstlosigkeit richtig reagieren, ohne sich wirklich darüber im Klaren zu sein, was er gerade tut.


    Diese Reaktionen auf unterschiedliche Gefahrensituationen hängen viel mit der allgemeinen Erziehung, Lebenssituation und Ausbildung zusammen. Aber die Urtriebe die durch Angst ausgelöst werden, kann auch die beste Ausbildung nicht vollständig aus dem Unterbewusstsein drängen.

  • Ich klinke mich hier auch mal ein...


    Wir müssen hier zunächst einmal differenzieren.
    Die Gemütsverfassung eines römischen Legionärs mit allgegenwärtiger Gefahr um Leib und Leben und unserer modernen, aufgeklärten Lebensweise.
    Ich verstehe die Angst als leib-seeligen Alarmzustand, dem die biologische Funktion zukommt, die energetisierenden und mobilisierenden Potentiale freizusetzen, welche angesichts einer tatsächlichen Gefahr die ums Überleben willen notwendige Angriffs- oder Fluchtreaktion ermöglichen. Dieses Potential wird natürlich in der Gemeinschaft schwächer, besonders in einer solch extremen Gemeinschaft, wie etwa einem modernen Einsatzteam, sei es Polizei oder Militär. Hier findet eine der Doppeldeutigkeiten der Angst Anwendung, welche sich im Kontinuum Lust/Unlust vollzieht. Im allgemeinen wird Angst unlustvoll erlebt und im Extremfall macht sie krank. Zugleich können wir jedoch so etwas wie Lust auf Angst entwickeln, welche wir mit kulturell verfeinerten Mitteln etwa bei einer Achterbahnfahrt, einem Fallschirmsprung o.ä. stimulieren. Angst erscheint dabei zunächst als der eine Pol des Kontinuums, dessen Präposition die Neugier ist. Allgemein ausgedrückt, Die Konfrontation mit dem Unbekannten kann sowohl angstvolles Davonlaufen, als auch neugierige Hinwendung hervorrufen. Interessanterweise werden beide Reaktionen von ähnlichen somatischen Spannungszuständen begleitet. Angst, ebenso wie Neugier äußern sich über gesteigerte Nervosität und erhöhter Stimmulierbarkeit. Ist aber die Neugier die Grundlage aller kognitiven Motivationen, so scheint die Angst eher deren Verhinderungsinstanz zu sein.


    Diese ursprünglichste aller Empfindungen suchte man durch Wechselwirkungen, Gruppendynamik, Rituale oder Mechanismen zu minimieren. Sei es in der Phalanx oder einem Katharprakten- Angriff. Jene Männer hingen ihr Leben an Personen, wie Cäsar, Varus,…oder an Symbole, wie die Insignien oder Adler der Legion.
    So lange diese präsent sind, haben sie einen Glauben an die Sache, auf sich allein gestellt überwiegt jedoch in einer ausweglosen Situation die irrationale Angst, welche zu Panik oder Fatalismus führt.
    So haben der Sage nach sich viele noch kämpfende Legionäre ins Gladius gestürzt oder sich den Feinden überlassen als sich Varus und somit ihr Führer das Leben nahm. Wie uns die Geschichte lehrt, sind große Siege nicht nur blutig und moralisch verwerflich, sie basieren allein auf dem Zusammenhalt der Einheit und der Funktionsfähigkeit der Führung und Befehlsübermittlung.
    Daher ist es die Aufgabe eines jeden Führers seinen Männern die Angst zu nehmen, völlig egal was er selbst empfindet.
    Versagen und Heldenmut sind also Geschwister, sie sind an keinen Rang gebunden und niemand weiß, was im entscheidenden Moment zum tragen kommt.

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