atrium | Die Saturnalienfeier der Flavier

  • Der Ball wurde ihr aus den Händen genommen und Tilla verfolgte ganz genau, was Marcus damit tat. Doch er tat gar nichts. Dafür bewegte er seinen Mund, um ihr begleitet von einem Lachen zu antworten und zu erklären. "Natürlich weiß ich es, Tilla, sonst hätte ich es dir nicht geschenkt." Aha.. hatte er auch mal so ein rundes Ding gehabt? Solche Fragen tauchten oft spontan auf und verschwanden zu schnell um wirklich bewusst erfasst zu werden. "Das ist ein Ball. Zu Hause kannst du die anderen fragen, ob sie Lust haben, mal mit dir zu spielen. Es macht Spaß, du wirst sehen. Man kann hin und her werfen oder mit dem Fuß spielen, da gibt es eine Menge Varianten. Und die Glöckchen kannst du dir an den Knöchel binden, wenn du möchtest, dann gehst du auf dem Markt nicht verloren." Aha, wieder etwas schlauer, wieder etwas gelernt. Ein Ball für zu Hause, die villa Aurelia. Tilla fühlte sich bei seinen letzten Worten ein wenig verletzt. Die Glöckchen konnte sie auch gleich wie ein Hund um den Hals binden.


    Den unschönen Gedanken verbergend nahm sie den Ball wieder entgegen, drückte ihn fest an sich. Danke. Jetzt weiss ich was das ist. Vielleicht findet sich wer zu diesem 'Spiel'. Sie wollte ihn fragen, ob er denn auch mal mit ihr spielen würde, aber dominus Ursus forderte auch seine Aufmerksamkeit. Tilla verbeugte sich noch einmal vor dem soviel Älteren und strebte wieder zu Fensterbank zurück. Das tönerne Pferd war noch da, wartete mit erhobenen Kopf auf sie. Behutsam breitete sie den blauen Stoff auf der Fenstermauer aus und tat alle erhaltenen Geschenke dort hinein. Zusammen mit dem blauen Beutel suchte sie sich an einen neuen Rückzugsort, versuchte sich unauffällig zu verhalten. Ganz so wie auf der Straße zwischen all den Passanten. Tilla versteckte sich unter einem Tisch, dessen halbwegs herunterhängende Tischdecke sie verbergen würde. Den Ball zog sie wieder aus dem Beutel heraus, befühlte und betrachtete ihn ausgiebig, rollte das neue Spielzeug hin und her. Ein seltsames Gefühl dies zu tun. Das Wort 'Spielen mit Ball' war Tilla in ihrem bisherigen Leben nicht bekannt.

  • "Tilla kenn ich von..." - dem Tag an dem sie mich aufs dreisteste beklaut hat - "einem Fest, da war ich bei den Keltinnen aus der Villa Aurelia zu Gast.", erklärte Severus auf Sivs Frage hin, und betrachtete angetan den rosigen Hauch auf ihren Wangen, zart wie die Röte einer Apfelblüte. Er schielte aus den Augenwinkeln nach Bridhe und hoffte in einem kleinen Winkel seiner Seele dass sie gerade sah wie VORTREFFLICH er sich ohne sie amüsierte.
    "Du bist aber noch nicht lange dort, oder?", erkundigte er sich dann. "Nun, wenn das Römerpack uns nicht gerade hinter Schloss und Riegel hält, können wir uns auch treffen... Und jetzt in den Tagen der Saturnalien können wir sowieso tun was wir wollen – das einzig Gute an dieser abgeschmackten Heuchelei hier, meiner Meinung nach."


    Minna schien ebenso erfreut wie er, so unverhofft eine Stammesgenossin getroffen zu haben. Und dass den beiden die Idee mit dem Julfest gefiel, brachte auch seine Augen zum Leuchten. Wo sie feiern sollten... er kratzte sich am Kinn und überlegte.
    "Unbedingt ausserhalb der Stadt", meinte er dann, "hier drin sind doch zu viele Mauern und Gestank und fremde Tempel. - Ausserdem, nicht dass uns wieder so ein tumber Römer mitten in die Feier trampelt.", meinte er dann zu Minna, angedenk des Zwischenfalls auf dem Samhain-Fest.
    "Ich habe eine Idee. Es gibt da so einen Wald, einen Pinienwald, ein Stück nordöstlich von der Stadt, wenn man durch das Stadttor Porta Collina geht, und zuerst ein Stück der Via Nomentana folgt, dann zwischen die Felder abbiegt..." Er beschrieb den Weg genau, schilderte die Orientierungspunkte, belebt und begeistert von der Aussicht endlich einmal wieder das Sonnwendfest in chattischer Gesellschaft feiern zu können. "...da könnten wir uns doch treffen! Wenn es dunkel wird. Was haltet ihr davon?"


    Er bemerkte, dass Tilla ihm zuwinkte und lächelte fröhlich zurück. Was er aber nicht bemerkte war, dass eben jeder Römer über den er eben, wohlweisslich auf Chattisch, hergezogen hatte, sich hinterrücks genähert hatte. Irritiert blickte Severus auf die Kerze, die ihm Aurelius Ursus unerwartet in die Hand gedrückt hatte. Was in Utgard-Lokis Namen sollte denn das?? Er tauschte einen verdatterten Blick mit Minna, die sich geistesgegenwärtig bedankte. Severus dagegen schnaubte abfällig.
    Was bildet sich der Kerl ein, glaubt er im Ernst ich würde von einem wie ihm ein Geschenk annehmen?
    Schon war der Römer wieder verschwunden. Severus machte auf dem Absatz kehrt und ging ihm nach, holte den Aurelier ein als der gerade dabei war das Atrium zu verlassen.
    "Behalte Deinen Tand.", sagte er kalt und drückte ihm die Kerze wieder zurück in die Hand, mit ebensowenig Umschweifen wie er sie erhalten hatte.
    Er kehrte zu seinen Stammesgenossinnen zurück, wo inzwischen schon der nächste Aurelier erschienen war, Corvinus, um Siv ein Geschenk zu übergeben, und anscheinend auch um ihn anzustarren. Was hatte der denn? Milde belustigt erwiderte Severus den Blick des jungen Mannes, den er, seitdem er damals Zeuge von dessen Reitversuch geworden war, nicht wirklich für voll nehmen konnte.
    Dann versuchte er den Faden wieder aufzunehmen: "Meint ihr, ihr findet den Weg? Und was das Essen angeht kann ich... -"
    Er verstummte - denn Bridhe kam auf einmal auf ihn zu. Zielstrebig und entschlossen. Seine Miene verdüsterte sich, und die Muskeln seiner Schulterpartie spannten sich an. Abweisend sah er ihr entgegen. Ihm entging nicht die Verzweiflung in ihren Augen, nicht das Wanken ihrer Stimme als sie seinen Namen aussprach. Der Germane verhärtete sein Herz.
    "Ja?", sagte er brüsk.

  • Wie in einem Taubenschlag ging es im Atrium einher, zahllose Gäste waren eingetroffen, Lachen mischte sich mit den Gesprächen der Gäste, Sklaven und Römer, Geschenke wurden verteilt, zu Didos Verdruss musste sie bemerken, dass die Erwachsenen wohl lieber in Augenhöhe schenkten und nicht hinunter spähten, dort, wo sie stand. In dem Augenblick wünschte sich Dido erneut ihren Herrn hier her, denn Serenus war immer in der Lage genug Aufmerksamkeit und Lärm zu veranstalten, damit auch niemand Dido und ihn vergaß. Die junge Dido verzog ihren Mund zu einem beleidigten Schmollmund, verschränkte trotzig die Arme und presste das einzig kostbare Geschenk, was sie erhalten hatte, an ihre magere Brust. Noch würde sie es nicht wagen, in den Beutel, den ihr Sciurus geschenkt hatte und der somit noch viel wertvoller war, hinein zu spähen, erst wenn die möglichen Neider und gierigen Blicke entschwunden war, sie Ruhe und Stille um sich hatte, dann würde sie nachsehen, was ihr der Sklave von der Gabenwand gepflügt hatte. Stattdessen beobachtete Dido erst einmal, ließ ihren Blick durch das Atrium schweifen und verharrte erneut bei dem Sklaven, den sie so gar nicht mochte.


    Mit verschränkten Armen stand Hannibal an einer Säule gelehnt, gekleidet in der dunkelgrünen Tunika, die mit einem schlichten braunen Ledergürtel verziert wurde. Dido veränderte schnell ihre Körperhaltung, wollte sie doch keinen Zweifel aufkommen lassen, keine Ähnlichkeit zu dem Mann dort zulassen. Intensiv und kalt starrten ihre blaugrünen Augen den Mann an, der seinerseits zu einer Gruppe der Menschen hinüber sah. Dido folgte dem Blick und erkannte einen der Sklaven der Villa, der Germane Severus. Das Gesicht der jungen Dido verzog sich verächtlich, denn sie fand, der Sklave hatte noch ziemliches Glück gehabt, dass er nicht am Kreuz gelandet war. Sie entsann sich noch gut, wie abfällig Serenus darüber gesprochen hatte. Aber so sehr Dido auch versuchte, den Mann als ziemlich dumm und viel zu rebellisch zu halten, so musste sie auch immer wieder den Neid nieder kämpfen, denn Dido hatte gehört, dass der Sklave ein richtiger Gladiator wurde. Außerdem wusste Dido nicht so recht, ob sie nicht lieber den Herrn verachten sollte, der doch so lasch mit seinem Sklaven umging. Oder war der Germane so geschickt im Intrigen spinnen, dass er gar den Herrn trotz aller Vergehen um seinen Finger gewickelt hatte? Wie Sciurus mit seiner Dienstbeflissenheit es bei seinem Herrn geschafft hatte? Didos Augen verschmälerten sich und sie sah den Sklaven nachdenklich an, sah zurück zu Hannibal und war etwas verwundert.


    Der starrte immer noch zu der Gruppe, aber wen genau sah er an? War es einer der beiden blonden Germaninnen, Keltinnen, oder was auch immer sie waren, was Dido nicht genau erkennen konnte? Und den Gesichtsausdruck fand Dido auch komisch, es hatte so etwas raubtierhaftes, wie wenn Nero darauf wartete eine Katze zu erwischen. Oder sah Hannibal den Germanensklaven so eindringlich an? Dido sah zurück und wieder hin und suchte danach, das komplizierte Netzwerk der Sympathien und Antipathien in der Villa Flavia zu ergründen, denn damit glaubte Dido, selbst ohne ihren Herrn, in der Villa bestehen zu können. Man musste nur wissen, wer sich nicht mochte, wer sich hasste und wer verbündet war und anschließend suchte man sich das richtige Lager aus. Gelangweilt wandte sich Dido schließlich ab, als die Keltin sich an den Germanen ran machte. Genau so eine Sklavin wollte Dido gewiss nicht werden. Dido trat von einem Bein auf das Andere und seufzte in sich hinein, sie mochte Feste nicht und hätte lieber was anderes gemacht, aber die Vorfreude auf das, was heute Nacht womöglich noch kommen würde, erfüllte sie dann doch wieder. Sie spürte einen Blick auf sich, sah, dass Hannibal kurz zu ihr sah und wandte sich demonstrativ ab. Sie hatte sich schon ihr Lager ausgesucht und das war ein anderer blonder Sklave - Sciurus.

  • Zitat

    Original von Claudia Antonia


    Es war unvermeidbar gewesen, denn das Schicksal begünstigte niemanden in zweifacher Ausführung in Folge, zumindest nicht ihn, der er zudem nie sonderlich hoch in der Fortunens Gunst hatte gestanden, ohnehin waren die letzten Saturnalien in Abwesenheit seiner Gemahlin vermutlich mehr Bezeugung ihrer Gunst gewesen, als er hatte verdient - der Gunst der Fortuna, oder womöglich der seiner Gattin, oder beider. Keine der Sklavinnen konnte in ihrem Anblick bestehen, Antonia bewegte sich durch das Atrium auf ihn zu, als würden ihre Füße den Boden nicht berühren, als schwebte sie auf sanften Wolken dahin, eine Aura um sich herum leuchtend, einen diaphanen Glanz, bis dass sie vor ihm stand, unschuldig, mit lauterem Lächeln und einem Saturnaliengruß auf den Lippen, welcher seiner Farce mindestens wäre ebenbürtig gewesen, wäre nicht die seine in eben jenem Moment ein wenig ins Wanken geraten ob ihrer Anwesenheit.
    "Bona Saturnalia!"
    Es war wahrhaftig nicht adäquat, doch nichts wollte ihm in die Sinne gelangen, was einer Ehefrau wäre angemessen, vor allem und insbesondere nicht seiner eigenen, zudem war er zu derangiert über die Existenz ihres Geschenkes - nicht, dass dies nicht wäre zu erwarten wäre, doch letztlich gereichte es dennoch dazu, ihn zu frappieren.
    "Danke."
    Zögerlich stellte er den Beutel mit den Saturnaliengaben für die Gäste ab und ergriff ihr Geschenk, ließ einige Herzschläge lang seine Fingerspitzen über die raue Oberfläche des Pergamentes gleiten und löste schlussendlich das Band, welches sie in gerollter Form hielt. Er war auf alles gefasst, doch nicht auf das, was seine Augen zu erfassen begannen. Bereits nach den ersten Zeilen hatte er die Schrift erkannt - das geschwungene Pi, das große Xi, welches beinahe nur noch aus drei Punkten untereinander bestand, das gedehnte Delta und das kleine Omega, welches kaum mehr als ein kleines Ypsilon war, die Art und Weise, wie die einzelnen Zeichen sich aneinander schmiegten, die Wörter ineinander über gingen, die Sätze in feinen Linien ausklangen - und als er die letzten Worte der Schrift entrollte, drang bereits ein subliminales Zittern in seine Hände. Als hätte er den Geist der Saturnalia persönlich erblickt, schaute er Antonia an. Hatte sie dies entschieden, hatte irgendwer ihr dies empfohlen, oder wusste sie nicht einmal, was sie verschenkte? Nein, unzweifelhaft musste sie sich dessen bewusst sein nach dem sublimen Aufblitzen in ihrem Augen zu urteilen.
    "Danke"
    , wiederholte er noch einmal, sprachlos, supprimierte in sich den Drang, sie um Exkulpierung zu bitten, spürte in sich Scham emporsteigen ob seiner klandestinen Insimulation ihr gegenüber. Aquilius hatte Recht behalten.
    "Ich ..."
    Hilfesuchend blickte er sich um. Er war noch nicht an jenem Punkt angelangt, an welchem der Plan die Verteilung der familiären Geschenke vorsah, doch Antonia hatte jegliche Pläne ad absurdum geführt. Mit einer harschen Handbewegung winkte er den Freien zu sich heran, welcher über die persönlicheren Präsente Wacht hielt, und welcher sogleich zu ihm trat, das passende Kästchen mit dem kostbaren Geschmeide ihm anreichte.
    "Es verblasst in deinem Angesichte, verzeih, doch es gibt nichts auf dieser Welt, was deinem Strahlen könnte auch nur im Ansatz gerecht werden."

    cdcopo-pontifex.png flavia.png

    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Siv freute sich, zwei Stammesgenossen getroffen zu haben. Es war nicht nur die Tatsache, dass sie endlich reden konnte, wie sie wollte, und sich nicht mehr konzentrieren musste, wenn sie zuhörte. Es war einfach… sie hatte das Gefühl, mit den beiden ein Stückchen Heimat gefunden zu haben. Sie lächelte Minna an, die sie begrüßte, und antwortete dann Severus. "Nein, ich bin erst seit wenigen Wochen in Rom." Mehr sagte sie nicht zu dem Thema. Sie wollte nicht darüber nachdenken, wie sie in Gefangenschaft geraten war, wie sie hierher gekommen war, und vor allem nicht wie wenig Zeit im Grunde seitdem erst vergangen war. Sie musterte Minna, die über den Vorschlag, gemeinsam Jul zu feiern, ebenso begeistert zu sein schien wie sie, und hörte den beiden zu, wie sie das Fest – ihr Fest – planten. Siv seufzte leise. "Außerhalb der Stadt klingt gut… Einfach großartig. Ich brauche nur jemanden, der mich abholt, ich kenne mich hier überhaupt nicht aus. Diese Stadt…" Siv schüttelte nur den Kopf. "Wenn wir erst mal im Wald sind, werd ich kein Problem haben den Weg zu finden, aber ich muss erst mal hier rauskommen." Sie winkte ebenfalls Tilla zu, als diese an ihnen vorbeisprang, dann sah sie hoch, als einer der Aurelier plötzlich zu ihnen kam und ihnen eine Kerze in Form eines Schiffes übergab. Minna bedankte sich, während Siv, etwas perplex, das Ding nur in den Händen hielt. Wieso schenkte ihnen der Römer etwas? Sie hätte Brix fragen sollen, was es mit diesem seltsamen Fest auf sich hatte, nicht Niki. Ganz offensichtlich hatte sie mehr als nur die Hälfte von der Erklärung der Köchin verpasst.


    Eine Bewegung riss sie aus ihren Gedanken, und sie sah Severus hinterher, der dem Aurelier nachging und ihm das Schiff wieder in die Hand drückte, bevor er zu ihnen zurückkam. Aber die Überraschungen, die der Abend für Siv bereit hielt, waren noch nicht zu Ende. Fast gleichzeitig mit Severus trat Corvinus zu ihnen. Siv hatte den Eindruck, dass er den Germanen eingehender musterte als die anderen um sie herum, dann wandte er sich an sie, und die Art wie er sie anlächelte, machte sie verlegen – was einen Teil von ihr ärgerte, aber sie konnte es auch nicht ändern, dass sie so empfand. Ihr Gesichtsausdruck wurde weicher, und ihre Lippen verzogen sich zu einem kaum sichtbaren Lächeln, als auch er ihr etwas gab. "Danke", sagte sie leise, während sich ihre Finger um das Päckchen schlossen, ohne hinunter zu sehen. Sie wusste jetzt schon, dass sie es nicht hier aufmachen würde, wo jeder zusehen konnte. Wenn die anderen glaubten, dass sie es nicht beachtete, weil sie keinen Wert auf ein Geschenk von einem Römer legte, konnte ihr das nur recht sein, aber in diesem Fall traf es nicht zu. Sie wollte allein sein, wenn sie es öffnete, auch wenn sie nicht wusste wieso. Sie sah Corvinus noch einen Moment hinterher, als er weiter zu Cadhla ging, und Siv lächelte der Keltin kurz zu – sie wusste, dass Cadhla eigentlich nicht hatte kommen wollen und nur da war, um Siv einen Gefallen zu tun, und die Germanin war dankbar dafür. Auch wenn es im Moment so aussah, als ob sie sie nicht brauchte, tat es doch gut zu wissen, dass es jemanden gab, auf den sie sich verlassen konnte. Der für sie da war. Sie beschloss, später zu ihr zu gehen und ihr davon zu erzählen, wen sie gerade getroffen hatte, dann wandte sie sich wieder um. Severus begann erneut von ihrem Ausflug zu sprechen, als wieder jemand zu ihnen trat, eine dunkelhaarige Frau, die sie von ihrer Aufmachung her ebenfalls als Sklavin einschätzte, und den Germanen ansprach. Siv zog leicht eine Augenbraue nach oben, als sie den abweisenden Tonfall hörte, in dem er sprach, dann wandte sie sich an Minna. "Wenn wir das mit dem Julfest wirklich machen, könntest du mich vielleicht abholen? Ich bin bei den Aureliern… Es tut mir wirklich leid, aber ich bin heute zum ersten Mal seit meiner Ankunft hier wieder in Rom unterwegs – und ich hab fast die Befürchtung, dass ich mich hier in der Stadt nie zurechtfinden werde."

  • Zitat

    Original von Manius Flavius Gracchus


    Auf einen zweiten Becher unverdünnten Wein verzichtete Prisca freiwillig, denn schließlich war sie es nicht gewohnt zu trinken. Und unangenehm auffallen wollte sie auf keinen Fall. Das war sie schließlich ihrer Familie und vor allem ihrem Onkel schuldig, der gerade zu ihr herüber gesehen hatte. … ja ja, diese ewigen Zwänge … , dachte sich Prisca nur und wollte gerade zu ihm hinüber gehen um ihn ein schönes Fest zu wüschen, als sie eine Stimme neben sich vernahm. Prisca drehte den Kopf und erkannte den Mann wieder, den sie bereits auf der meditrinalia zusammen mit Flavius Aquilius gesehen hatte. … ein Verwandter?... Prisca war überzeugt davon, nur an einen Namen konnte sie sich nicht erinnern. Doch bevor sie danach fragen konnte bekam sie auch schon eine kleine Figur überreicht. "… Danke! ..." entfuhr es Prisca spontan und etwas überrascht. Noch ehe sie weitere Worte finden konnte, war der edle Spender aber auch schon weiter gegangen.


    … ein Löwe! Das Wappentier der Aurelier !… , stellte Prisca bei genauerer Betrachtung der kleinen Statue in ihren Händen fest und angesichts der schmeichelnden Worte mit der gerade ihr dieses Symbol überreicht wurde, bekam der kleine Löwe eine ganz besonders wertvolle Bedeutung für Prisca.


    Noch einmal blickte sie dem Flavier hinterher, der weiter die Geschenke verteilte und überlegte, ob sie noch etwas sage sollte. Dabei bemerkte sie auch Ursus und die anderen, die untereinander Geschenke verteilten. Und mit einem Mal wurde ihr etwas bewusst. … ich selbst habe ja gar keine Geschenke mitgebracht! … was mache ich jetzt nur? ... Wie peinlich! Am liebsten wäre Prisca im Boden versunken. … aber sollten heute nicht nur die Sklaven Geschenke bekommen? … Es half nichts. Sie hatte einfach nicht daran gedacht, denn so wie heute hatte Prisca die Saturnalien bisher nie gefeiert. Ein Grund mehr sich so schnell und unauffällig wie möglich von der Feier zu verabschieden, aber ...


    Zitat

    Original von Caius Flavius Aquilius: "Bona Saturnalia, Du schönste Erinnerung an einen sonnigen Tag," ..."Ich hoffe, Du wirst heute abend eine schöne Feier erleben."


    … gerade als sich Prisca ein zweites Mal in Richtung ihres Onkels in Bewegung setzen wollte, wurde sie erneut angesprochen. Und diesmal war die Stimme nur zu vertraut. Wie unangenehm! Ausgerechnet mit der Erkenntnis, ohne Gastgeschenk auf der Feier erschienen zu sein, sprach sie ausgerechnet Flavius Aquilius an. Sichtlich verlegen begegnete Prisca seinem Blick. "Bona Saturnalia, mein Ritter mit dem edlen Ross!" In Anspielung auf ihren gemeinsam Ritt auf Lapsus, fand sie zunächst die Worte der Begrüßung und ihr herzliches Lächeln wieder. Prisca freute sich sehr Aquilius wieder zu sehen. Doch wie sollte sie ihm nur erklären, dass sie kein Geschenk für ihn hätte. "Ich freue mich sehr, heute Abend Gast im Haus der Flavier sein zu dürfen … nur … ich … ich muss mich bei dir entschuldigen, denn ich … ich fürchte, dass ich mit völlig leeren Händen da stehe…", so nun war es heraus und Prisca zuckte leicht mit den Schultern. Man konnte ihr deutlich ansehen wie unangenehm es ihr war dies einzugestehen , während sie Aquilius entschuldigend an sah. … ob ein Kuss ihn dafür entschädigen könnte? Ein flüchtiger Kuss auf die Wange vielleicht? ... zur Begrüßung? … Nein, nicht hier vor aller Augen ...

  • Mir waren nicht sein kalter Blick und die ruppige Art, wie er mich angesprochen hatte, entgangen. Das traf mich, wie ein erneuter Schlag ins Gesicht. Erst wollte ich schon umkehren, doch etwas in mir wehrte sich dagegen.
    Sah er denn nicht, wie ich litt? Hatte er nicht meine leeren Augen und die Blässe in meinem Gesicht gesehen? Konnte er nicht den Schmerz erahnen, der mich umgab? Ja, ich hatte einen großen Fehler begangen. Doch hatte er nicht auch unrechtmäßig gehandelt? Wieso musste uns nur dieser elende Streit so weit bringen?
    Während der ganzen Zeit hatte ich doch trotz allem zu ihm gestanden! Ich hatte ihn nicht bei Aquilius verraten. Lieber wäre ich gestorben, hätte ich seinen Namen preisgeben müssen.
    Ja, nach unserer letzten Begegnung wäre ich lieber gestorben. Mein Leben war ohne ihn nichts mehr wert. Nachdem mich Luca aus dem Wasser gezogen hatte und mir wieder neuen Atem eingehaucht hatte, vegetierte ich doch nur noch wie ein Schatten meiner selbst umher.


    Seine Kälte ließ mich er schaudern. Noch immer hafteten meine Augen an ihm. Erst dachte ich, meine Stimme müsste versagen. Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und sprach aus, was ich zu sagen hatte.


    Severus, bitte höre mich an! Es tut mir so unendlich leid, was ich dir angetan habe! Bitte verzeih mir! Ich bitte dich! Ich liebe dich doch!


    Ich flehte ich an, mir zu vergeben. Ich liebte ihn doch noch immer! Ich wollte wieder sein Schwanenmädchen sein. Alles sollte wieder wie früher sein.
    Meinen verzweifelten Blick senkte ich zu Boden. Völlig hilflos und ergeben stand ich vor ihm, in der Hoffnung auf Vergebung. Würde doch nur noch ein Fünkchen liebe für mich in seinem Herzen stecken! Würde er mich doch nur wieder in die Arme schließen! Ich wäre ihm so unermesslich dankbar. Ich sehnte mich so sehr nach ihm.

  • Ein wenig bleibe ich noch unschlüssig stehen, die Grüppchen und Gruppen verschieben sich, ehe man sich versieht, finden sich neue Konstellationen, stehen neue Menschen beieinander. "Junger Mann, was ist denn das Feines?" Eine ältere Dame unbestimmter Zugehörigkeit beugt sich sichtlich mühsam über mein Tablett und schnuppert eifrig.


    "Gnädige Frau, das ist eine Saturnalien-Spezialität aus meiner Heimat. Teigtaschen, gefüllt mit in Rotwein und Gewürzen eingekochtem Obst, einige mit Birne, einige mit Apfel, andere mit Feigen und auch Pflaumen. Der Teil hat eine Konsistenz wie aufeinandergelegter Papyrus, ist aber viel brüchiger, wir nennen ihn el hojaldre, blättrigen Teig. - Nehmen Sie doch ein oder zwei!" Die Dame sucht sich drei verschiedene Bällchen aus und beißt in eines hinein und verdreht gespielt oder wirklich erstaunt die Augen: "Ah, wundervoll, ... Birne ..."


    Ich lächele sie an und tauche in die Menge ein - "Io Saturnalia, greift zu, vorsicht, die Füllung ist nicht kalt - Bona Saturnalia, greift zu, vorsicht, die Füllung ist nicht kalt - Io Saturnalia, greift zu, ..."

  • Fiona seufzte, als sie sich von Bridhe abwandt und zu Ursus und Tilla zurück gehen wollte. "Armes Mädchen!"
    Doch dummerweise hatte sie sie im Gewühl der Leute verloren.
    Auch nicht schlimm, dachte sie. Es gab hier noch genug andere Leute, mit denen man sich unterhalten konnte.
    Dieser junge Mann (Lucanus) zum Beispiel, der mit einem Tablett Leckereien in den Händen umher lief und jedem etwas anbot.
    El hojaldre, eine Leckerei aus seiner Heimat? Ihre Nase fing einen verführerischen Duft ein. Das machte sie neugierig. Sie nahm sich ein Stück und probierte es vorsichtig, so wie er es gesagt hatte. "Mhhm! Das ist ja wundervoll! Schmeckt nach Äpfeln! Ich liebe Äpfel! Wo ist das, deine Heimat, wenn ich fragen darf?"
    Genüßlich, doch mit einer gewissen Vorsicht, verspeiste sie das Gebäck, dessen Füllung noch recht heiß war.
    Seitdem sie für das geheime Samhainfest gebacken hatte, entwickelte sie immer mehr und mehr eine Vorliebe für´s Backen. Sie müßte sich unbedingt noch das Rezept geben lassen!

  • Zitat

    Original von Fiona


    "Der reinste Größenwahn, nich'?" :D frage ich die junge Frau, die einen Teigball mit Apfelfüllung gefunden hat. "In Rotwein zwei Tage eingelegt, dann mit getrockneten Weintrauben, gehackten Mandeln, Cinnamomum, Anis und anderen Gewürzen aufgekocht, die Masse dann in den Teig gefüllt und dann kräftig gebacken." Ich grinse: "Bin leider nicht sehr handwerklich begabt oder finanziell genug gepolstert, sodaß diese Gabe anstelle von Ton- oder Holztierchen ein Pläsierchen sein soll.- Ist ein Rezept meiner Mutter, die es von ihrer Amme aus Noricum hat - gab's immer zu den Saturnalien bei mir daheim in Flaviobriga." "Das ist im Norden Hispaniens", setze ich kurz hinzu. "Io Saturnalia", sage ich zu ihr und zu jemandem, der von hinten ein Teigbällchen greift

  • "Absoltut! Der Größenwahn schlechthin!"antwortete Fiona grinsend und war sehr über die Wortwahl ihres Gegenüber belustigt. "Das Rezept muß ich mir unbedingt merken! Ein Hoch auf deine Mutter, die uns mit diesen Leckereien bedacht hat! Oder hast du die selbst gebacken?"Noch einmal biß sie herzhaft zu und genoß den Rest des Teilchens.
    "Aus dem Norden Spaniens, soso! Wie ist es denn da so?"
    War das denn zu fassen? Der junge Mann, wie immer er auch heißen mochte, kam aus Nordspanien! Noch vor gar nicht langer Zeit hatte Fiona mit ihren beiden Schicksalsgenossinnen Minna und Aintzane beschlossen, in Aintzanes Heimat, dem Land der Basken, zu fliehen. Da war es doch wirklich praktisch, sich hier bei einem Unbeteiligten zu informieren! Sollte doch schließlich dieses Land, Fionas neue Heimat werden, so alles gut gehen würde.
    "Ach übrigens, mein Name ist Fiona und ich komme aus Cymru. Das liegt im Westen Britanniens."

  • Zitat

    Original von Cadhla
    Es war kühl draußen, und das war es, was Cadhla gebraucht hatte. Ein wenig Luft, die nicht nach irgendwelchen Essenzen roch, frischer Wind, in dem niemand zuvor gestanden hatte, und sie niemandem nahe sein musste, allein mit ihren Gedanken und der wieder zurückgekehrten Ungewissheit ihrer Zukunft. Wahrscheinlich wusste ihr Herr nicht einmal um die Besonderheit seines Geschenks, aber es war auch keine rationale Reaktion gewesen, die sie nach draußen getrieben hatte, weg von der erzwungenen Fröhligkeit eines idiotischen Festes mit vielen Fremden. Hier waren nur einzelne Lichter aufgebaut und die übliche Dekoration konnte sie auch erblicken, aber ausser ihr schien niemand im Garten zu sein, was Cadhla nur recht war. Sie suchte sich eine Bank neben einer der Hecken und blickte in den schweigsamen, dunklen Himmel, der von glitzernden Sternen durchsetzt war. Die Nacht war sternklar, keine Wolke trübte ihren Blick, und die Sterne schienen so fern zu sein, nicht wie zum Greifen nahe in ihrer Heimat. Die Sehnsucht quälte sie mit einem Mal so heftig, dass sie das Brennen der Augen nur widerwillig zur Kenntnis nahm. Ebenso die Stimme aus dem Dunkel, die nach ihr rief. Ursus.
    "Ich bin hier," sagte sie schlicht und blieb sitzen. Heute musste sie nicht bei seinem Nahen aufstehen, was auch der einzige Vorteil des vermaledeiten Fests war.


    Ursus folgte dem Klang der Stimme und fand Cadhla schließlich hinter einer der Hecken auf einer Bank. Eigentlich war es etwas kühl, um einfach hier zu sitzen. Aber vermutlich empfand sie das anders, war sie doch gewiß ganz andere Temperaturen gewöhnt. Er trat auf sie zu und legte den Kopf schief. "Sicher möchtest Du lieber allein sein", warum sonst wäre sie in den Garten geflüchtet, "und wenn Du mich fortschickst, werde ich auch gehen und Dich allein lassen. Aber... aber vielleicht magst Du es mir auch erklären?" Er selbst fand das Geschenk von Corvinus überraschend passend. Immerhin erkannte er damit an, daß Cadhla eine Kriegerin war und schien ihr einen entsprechenden Platz zuweisen zu wollen. Doch schien es sie irgendwie vor den Kopf gestoßen oder gar beleidigt zu haben.

  • Zitat

    Original von Fiona


    Pfft, was denkt die sich? Als ob ich nicht in der Küche zurechtkäme! "Nene, Füllung und Teig habe schon ich selbst gemacht, unser Koch Attalus, Meister aller Tassen hat nur die Temperatur im Ofen organisiert und den letzten Rest überwacht. Da hat er mehr Erfahrung." Inzwischen ist nur noch ein Bällchen auf dem Tablett, das stecke ich mir in den Mund, fast krieg' ich Maulsperre. Der Küchenjunge rollt mit einem weiteren vollen Tablett an, das wir gegen das leere schweigend austauschen. Offenbar hat auch er ein Bällchen im Mund "''Unuch'" kommte es ihm von hinten aus dem Hals - Prunus, Pflaume. Ich nicke - ich auch. Er schwirrt ab und ich wende mich an die Frau "Warm", mampfe ich weiter. "Warm und tro'en, aber manfmal von Aflanti' 'er im Finter fiemlich naf" ich schlucke hinunter. "Tschulligung; Cnaeus Flavius Lucanus, zu Diensten, wenn Dir das zu lang ist, dann sach' 'Luca' - is bequemer". :)

  • Hätte er doch, wie die Helden in den Sagas, mit einem Wort, einem Schwur, einer einmal getroffenen Entscheidung, der Liebe Macht für immer entsagen können. Dann hätte Bridhes Erscheinen, ihr verzweifeltes Flehen, ihn jetzt nicht in diesen vermaledeiten Aufruhr gestürzt. Wie sehr sie litt. Völlig am Ende schien sie zu sein. Lucas Worte, sie wolle nicht mehr leben, kamen ihm in den Sinn... am liebsten hätte er sie jetzt in die Arme genommen und getröstet, hätte sie dann aufs Pferd gehoben und wäre mit ihr zusammen geflohen, zurück in die Freiheit und seine Heimat, um sie dann dort zur Frau zu nehmen... und Rom, die Gefangenschaft, die Schmach und der Verrat, all das würden sie vergessen als wäre es niemals gewesen...
    Sentimentaler Schwachsinn. Sie lügt. Würde sie Dich lieben wäre sie Dir treu gewesen. Sie stellt doch nur ihren Schmerz zur Schau um Dich erneut zu umgarnen...
    "So." sagte er mit bemüht nüchterner Stimme und trat einen Schritt auf Bridhe zu, legte ihr die Hand in den Nacken und richtete ihren Kopf auf, so dass sie ihm wieder ins Gesicht sehen musste. Er senkte den Kopf zu ihr, dämpfte die Stimme, sprach ganz leise und eindringlich, um nicht - so wie schon des öfteren morgens in der Cenatio – die versammelten Anwesenden mit ihrer beider Liebesangelegenheiten zu zerstreuen.
    "Du sagst Du liebst mich. Aber ich glaube Dir kein Wort. Lüge, Verrat, Betrug – diese Dinge verdienen es nicht verziehen zu werden. Ich hätte auf Dich achtgegeben. Für Dich gesorgt. Dich geliebt, denke ich. Aber Du hast es vorgezogen für den Mann die Beine breit zu machen, dem ich verpflichtet bin, an dem ich nicht einmal Rache nehmen kann!"
    Tiefe Verbitterung umdüsterte seine Worte. "Das nenne ich eines Argen Art! Ja, wahrscheinlich kannst Du Dich so bei ihm einschmeicheln, aber Du wirst immer eine Metze bleiben, ein loses, verachtetes Weib, und das hast Du Dir selbst zuzuschreiben. - Vorbei ist vorbei, Süße."
    Noch etwas leiser wurde seine Stimme, und nahm einen schneidenden Unterton an. Er flüsterte ihr jetzt beinahe ins Ohr. Sinnenverwirrend stieg ihm der Duft ihres Haares in die Nase.
    "Und hör gefälligst auf die Sache mit dem Halsreif rumzuerzählen. Wenn Du Dich zugrunde richten willst, ist das Deine Sache, aber ich gedenke noch eine Weile am Leben zu bleiben. Ich werde wieder frei sein, ich werde meine Heimat wieder sehen und für sie kämpfen, ich werde die Schmach der Sklaverei mit Blut von mir abwaschen und wieder sein was ich war. - Also behalt diese blöde Geschichte verdammt noch mal für Dich."

  • Siv war also noch nicht lange in Rom. Deswegen hatte Minna sie noch nie bei den Aureliern gesehen. Sie nickte und musste ein wenig lächeln, als die Chattin sie bat sie abzuholen. Das Gleiche wollte sie auch gerade vorschlagen. "Du brauchst dich doch nicht zu entschuldigen. Selbstverständlich kann ich dich abholen. Mir ist es eh lieber gemeinsam dort hin zu gehen." So ganz alleine wäre ihr sicher nicht wohl gewesen. Den Weg zur Villa Aurelia kannte sie mittlerweile ja auch ganz gut. Das dürfte also das kleinste Problem für sie werden.


    Plötzlich stand Bridhe bei ihnen. Die ganze Zeit über hatte sich Minna schon gewundert, dass sie nicht bei Severus war. Sie wollte sie schon herzlich begrüßen, doch der Ton, in dem sie den Germanen ansprach, hielt sie zurück. Irgendetwas stimmte hier nicht. Ihre Stimme, sie klang so zerbrechlich. Überhaupt sah sie nicht sehr gut aus. Sie war furchtbar blass. Was war denn mit der geschehen? Hatte sie wieder irgendwelches Zeug zu sich genommen? Als dann auch noch Severus so schroff erwiderte, war Minna vollends verstört. Mit einem Mal herrschte eine eiskalte Stimmung um ihnen herum und sie wich instinktiv eine Schritt zurück. Anscheinend hatten die Beiden etwas ernstes zu besprechen und da wollte sie nun wirklich nicht stören. Für einen kurzen Moment blickte sie die Beiden noch verwundert an, wandte sich dann aber lieber Siv zu.

  • Als ich seine Hand in meinem Nacken zu spüren bekam, erzitterte ich vor Schreck. Es war nicht eine seiner liebreizenden Berührungen gewesen, die ich einst so mochte und die mir jetzt so unglaublich fehlten. Im Gegenteil! Er richtete meinen Kopf wieder auf, so dass ich ihn ansehen musste, als er mir seine Antwort zukommen ließ.
    Es war zu erwarten gewesen! Er glaubte mir nicht. Lüge, Verrat, Betrug! Doch was sagte er da?


    Du denkst nur, du hättest mich geliebt? Oh, ja! Ich verstehe! Offensichtlich spukt Arrecina immer noch in deinem Hirn herum. Wahrscheinlich auch in jenem Augenblick, als ich dir meine Unschuld zum Geschenk gab! Warum nur habe ich damals nichts davon bemerkt?


    Meine Antwort ließ nicht lange auf sich warten und sie kam in einer ebenso gedämpften, leisen Weise über meine Lippen, wie er zu mir gesprochen hatte. Allerdings war die Verzweiflung aus meinen Zügen fast vollständig gewichen. Stattdessen keimte in mir die Wut. Aquilius Geschichte über seine Nicht war mir wieder eigefallen. Arrecina!


    Ich habe an jenem Abend, wie du sagst, nur die Beine breit gemacht, weil ich so wütend und verzweifelt war! Ich habe dich vermisst und ich war so sauer, auf dich, auf Aquilius und auf diesen verdammten Halsreif!


    Die Wut trieb mir die Tränen in die Augen. Doch unvermindert hart blickte ich ihn an. Ich wußte, es war alles vorbei! Es gab keine Hoffnung mehr!
    Und für dich bin ich ins Wasser gegangen! Wollte mich für dich umbringen! Ich stand bereits vor Tir na nÓgs Pforten, als mich Luca zurückriß. Ich habe ihm sogar Vorhaltungen gemacht, weil er micht rettete. Dabei sollte ich ihm die Füße küssen, daß er mich vor der größten Dummheit meines Lebens bewahrt hat!
    Im Übrigen habe ich außer Luca niemanden von deiner Bluttat erzählt! Ich tat es nur, um jemanden zu haben, der dir helfen könnte. Warum das alles? Weil ich dich liebte! Und zu meinem Bedauern muß ich dir gestehen, tue ich es immer noch, ich törrichtes Ding! Aquilius hat immer noch keine Ahnung davon und er wird es aus meinem Mund nicht erfahren!


    Seine letzten Worte versetzten mich dann doch noch in Erstaunen. Doch ich vermied es, mir dies ansehen zu lassen. Er wollte wieder frei sein? Wie wollte er dass denn anstellen? Dachte er mal wieder an Flucht?


    Schön für dich, wenn du wieder frei sein wirst! Nimm doch am Besten deine Arrecina oder eine andere Schlampe mit, vielleicht eine der blonden Wallküren hier! Doch ich sage dir eins, auch ich werde wieder frei sein! Jetzt nachdem ich endgültig alles verloren habe, hält mich nichts mehr hier! Und diesmal wird mich niemand rechtzeitig finden, um mich zu retten!


    Mit diesen Worten wollte ich mich aus seinem Griff winden. Ich war selbst über meine beleidigenden Worte über die beiden Germaninnen erstaunt.
    Jetzt wollte ich nur noch weg von hier. Es gab für mich nichts mehr, was es wert gewesen wäre, gefeiert zu werden.

  • "Ach Prisca, es geht doch nicht darum, dass jeder Gast hier zu dieser Feier einen Berg an Geschenken anschleppt," erwiederte ich lächelnd, denn zumindest für mich war es nie von Bedeutung gewesen. Man schenkte etwas, wenn man schenken wollte und etwas passendes gefunden hatte, aber zu einem Zwang sollte es nicht ausarten. Allein bei den Sklaven hatte ich mir immer ein Geschenk überlegt. Ich zuckte also schmunzelnd mit den Schultern, andeutend, dass es mich nicht enttäuschte, dass sie nichts mithatte.


    "Ausserdem ist mir Deine Anwesenheit heute abend Geschenk genug. Was sollte man sich schon mehr wünschen können als die Anwesenheit einer reizvollen jungen Dame? Ich dürfte Dir heute eine Menge mehr an Komplimenten sagen als sonst, da uns die Standesgrenzen nicht mehr so sehr behindern. Im Grunde sollte ich Dir dankbar sein dafür, dass Du kein Geschenk dabei hast, denn jetzt musst Du mich zur Strafe wohl oder übel ertragen." Ich winkte einen der Freien herbei, die uns an diesem Abend mit Getränken versorgten und ließ uns beiden Wein einschenken - lieblichen Wein, der süss genug war, um der Zunge zu schmeicheln, aber nicht schwer genug, dass man betrunken wurde. Beiläufig ließ ich meinen Blick über die Anwesenden schweifen und entdeckte Claudia Antonia im Gespräch mit ihrem Gemahl - so verdaddert, wie Gracchus im Augenblick wirkte, hatte er wohl gerade sein Geschenk bekommen - ich hätte gern gewusst, was es war, aber ich würde ihn später fragen.


    So blieb mir mehr Gelegenheit, den nun zu einem Kleid verarbeiteten Seidenstoff zu bewundern und die darin steckende Frau - Antonia hatte wirklich sehr viel Geschmack und noch mehr Stil, es war eine Schande, dass mein Vetter dafür nie wirklich Sinn entwickeln würde. "Was hieltest Du davon, wenn ich Dir meine Schwägerin und ihren Gemahl vorstellen würde? Antonia wird sich sicher freuen, Dich kennenzulernen, und mein Vetter ganz gewiss auch. Wobei Du ihm gerade schon begegnet bist, wie es aussieht." Ich deutete auf ihren Löwen, den sie noch immer hielt.

  • Zitat

    Original von Cnaeus Flavius Lucanus


    "Ach das ist ja interressant! Du hast also ein Händchen für die Zubereitung für Backwaren! Das ist ja wirklich außergewöhnlich! Wenn ich da an meine Brüder denke, denen wäre so etwas sicherlich nicht eingefallen! Also geht das Kompliment an dich! Die Teile sind abgrundtief gut!" :D Fiona konnte sich aum noch halten, als sich dieser Luca noch eines der Teilchen in den Mund steckte und dabei doch sehr unbeholfen wirkte.
    Amüsiert hörte sie seinen Beschreibungen seiner Heimat zu. Das Teilchen in seinem Mund mußte immer noch sehr heiß gewesen sein, weswegen seine Worte nur sehr undeutlich herauskamen.
    Erstaunt blickte Fiona drein, als der junge Mann seinen Namen nannte.
    "Dein Name ist also Cnaeus Flavius Lucanus oder Luca, weil´s bequemer ist, aha! Ich dachte, du wärst vielleicht, ach vergiß es, was ich dachte!
    Du ist also einer von diesen Flaviern! Komisch, die hatte ich mir immer anders vorgestellt! Oh, bitte versteh mich jetzt nicht falsch! So wie es aussieht, habe ich es bislang nur mit der falschen Sorte Römer zu tun gehabt!"
    Wieder mußte sie schmunzeln, doch sie war auf der Hut. Den wenigsten Römern konnte man wirklich trauen, auch wenn sie vielleicht so nett und witzig waren, wie Luca. Doch alleine die Tatsache, daß es witzige Römer gab, empfand Fiona als recht erfrischend.
    "Das muß ja richtig schön sein, in deiner Heimat, Luca! Nun in meiner Heimat ist es sicherlich nicht so heiß, doch wenn man ein warmes Jahr erwischt, kann man manchmal sogar noch im Herbst im Meer schwimmen."

  • Zitat

    Original von Fiona


    Ich schaue ein wenig unglücklich an mir herunter. "Jaja, ich weiß, was Du dachtest. Während Onkel Flavius Gracchus - der ältere Herr da hinten, der uns gerade den Rücken zuwendet - aussieht, als sei er der direkte Abkömmling einer ununterbrochenen Reihe von Patriziern und Konsuln seit Aeneas' Zeiten, was er auch ist, sehe ich selbst im teuersten maßgeschneiderten Fummel aus wie der direkte Abkömmling einer ununterbrochenen Reihe von Pennern und Tagedieben, was ich nicht bin. Schau' Dir das Zeug an, was ich da trage, die Tunika ist aus Rohseide, 500 Sesterzen die doppelte Elle, die Toga irgendeine Wolle vom Goldenen Vlies oder von Wasweißich. Ich hab' das gerade mal eine halbe Stunde an und jetzt schaut das aus, als hätt' ich seit Tagen darin gepennt." Hätte ich eine Hand frei, würde ich mich jetzt gerne hinten am Hals kratzen, aber sonst fallen mir die Hojaldres herunter.


    "Je weiter nach Norden man kommt, desto kälter wird es. Flaviobriga blickt direkt nach Norden, rechts da irgendwo ist die Küste Galliens, da sind die Pyrenäen, da kommt es im Winter ziemlich kalt her. Ansonsten aber ist es wirklich wunderschön, keine Extreme, aber wild und nich' viel los. Außer in den Wäldern natürlich.- Io Saturnalia, Onkel Aquilius", rufe ich, als sich in der Nähe ein bekannter Kopf vorbeischiebt. "Mein zweiter Onkel, Flavius Aquilius" wende ich mich wieder zu Fiona, "auch er ein direkter Abkömmling einer ununterbrochenen Reihe von Patriziern und Konsuln seit Aeneas' Zeiten, heiratet demnächst eine Aurelierin ... bist Du auch von denen? Kennst Du Aurelia Helena" Ich habe meine Aufgabenliste für heute Abend stets parat.

  • Fiona errötete vor Scham über Luca Reaktion auf ihre Äußerung. Ihre Augen hafteten an Lucas Mund. Zwischedurch fiel ihr Blick zu jenem Mann, den er seinen Onkel Flavius Gracchus genannt hatte. Ein stattlicher Mann, durchaus! Sogleich fiel ihr Blick auf den anderen Onkel, Flavius Aquilius, der nicht minder stattlich wirkte.
    Oh, eine Hochzeit! Mit einer Aurelierin. Was, Fiona eine Aurelierin?
    "Oh, nein! Ich gehöre zu den Claudiern. Tut mir leid!"
    Die Worte sprudelten nur so aus Lucas Mund und sie hatte kaum Gelegenheit gehabt, ihre Äußerung zu konkretisieren.
    "Nein, nein so habe ich das doch nicht gemeint! Du siehst wirklich gut aus. Und die Seidentunika erst. Wirklich schick!" Die Verlegenheit war ihr ins Gesicht geschrieben.
    "Nein, es ist vielmehr deine Offenheit und die Art, wie du sprichst, die mich vermuten ließ..Ach was! Ich finde dich einfach nett!" Verlegen lächelte sie und lauschte weiter seinen Ausführungen über seine Heimat. "Die Pyrenäen? Lebt dort nicht auch das Volk der Basken?"
    Sie erinnerte sich wieder an Aintzanes Beschreibung ihrer baskischen Heimat. Ob sie jemals dort ankommen würden?

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