Marsfeld | Equus October



  • Es war ein windiger Tag. Schals und Stolen flatterten munter im Wind und selbiger trieb bisweilen kleine Sandwolken über den campus. Caius Cossius Calenus, seines Zeichens Rennleiter, stand hinter einem provisorisch aufgestellten Tisch am Rande des Marsfeldes und wartete auf die mutigen Rennfahrer, die sich heute beweisen wollten. Er hatte sich sagen lassen, dass es nicht gerade viele mutige Männer in Rom und den Provinzen zu geben schien. Vielleicht war auch das ausgesetzte Preisgeld von dreitausend Sesterzen einfach zu gering, wer wusste das schon? Calenus zückte weiches ein Tuch und polierte sich die Glatze - dies war seine Unart. Ein Weilchen später steckte er es wieder fort und glich die Daten des ersten Fahrers mit denen ab, die auf der Wachstafel der Rennleitung vorlagen. Sosimus Imbrex, hieß der Mann, und seine Daten waren in Ordnung. Zwei fleißige Helferlein inspizierten die bigae und nickten dem Cassier anschließend zu, der daraufhin den Fahrer durchwinkte. Einige Vögel zogen träge über das Feld hinweg. Die Ränge füllten sich nur zögerlich. Ob das am Wind lag? Oder gar an der mangelnden Religiosität der....aber nein, das konnte nicht sein. Cossius schüttelte über sich selbst den Kopf und wartete auf den nächsten Fahrer...

  • Manius Aurelius Orestes, seines Zeichens Priester des größten und besten Iuppiter, sollte dieses Jahr beim Equus Octobris eine wichtige Rolle zufallen. So hatte er denn früh aufgemacht, an diesem windigen Tag, an dem die herbstliche Luft schon etwas kühl erschien, zum Marsfeld um dort zuerst dem Rennen beizuwohnen - obwohl er vom Rennsport nicht allzu begeistert war, dann würde er beim Opfer dabei sein und schließlich den Schwanz des geopferten Pferdes zu den Vestalinnen bringen. Er war die Strecke die letzten Tage immer wieder abgegangen und sogar abgelaufen, er musste nämlich schnell sein. Aber zunächst würde ja das Rennen kommen.

  • Der grosse Tag war gekommen. Überglücklich hier dabeisein zu dürfen, und zugleich ziemlich aufgeregt, lenkte ich das Zweigespann auf das Marsfeld. Der Wind wehte, zauste die Mähnen der Pferde, und machte sie unruhig. Von der anderen Seite des Platzes trug er ein Wiehern herbei, worauf Velox die Nüstern blähte und schmetternd zurückwieherte. Leicht liess ich die langen Zügel auf die Rücken der Pferde schnalzen, und sie zogen wieder an.
    Es war herrlich, hier hoch im Wagen über den Platz zu fahren, ein wahrlich episches Gefühl, ich genoss die Blicke der Menschen, und als gar ein kleiner Junge bei meinem Vorüberfahren begeistert ein goldenes Fähnchen schwenkte, fühlte ich mich wie Pompeius Musclosus persönlich, und winkte fröhlich zurück. Der grosse, triumphale, Renngeschichte-schreibende Aurata-Sieg in Missenum war ja noch gar nicht lange her, da war ich besonders stolz, hier und heute für die absolut allerbeste aller Factiones antreten zu dürfen!


    Die Biga die mein Onkel mir verschafft hatte, war eher ein robustes Modell, passend für den nicht so ganz ebenen Untergrund hier auf dem Feld, aber der Wagen war reich mit Messingbeschlägen verziert, die ich hingebungsvoll poliert hatte - im Metallputzen hatte ich ja berufsbedingt Übung - bis sie so richtig golden glänzten. Auch die Pferde, beides Füchse, waren blankgestriegelt und trugen goldene Bänder in die Mähne eingeflochten. Es waren erfahrene Tiere, standhafte Hispanier mit breiter Brust, kräftiger Kruppe und sehnigen Beinen, mit kleinen beweglichen Ohren, blitzenden Augen und einem raumgreifenden Gang. Sie machten das nicht zum ersten Mal, im Gegensatz zu mir; natürlich hatte ich in der letzten Zeit trainiert so oft ich konnte, aber das hier war dann doch etwas ganz anderes.
    Ich selbst trug natürlich den Pannus in der Factiofarbe, hatte ihn aber mit meinem Cingulum militare gegürtet. Am Gürtel hing ein Messer, in der linken Hand hielt ich die Peitsche. Kreuzweise geschlungene Lederbänder wanden sich um meine Unterschenkel und Knie. Um meinen Hals hing mein Mars-Amulett, das in Ancillium-Form, das ich schon während des Krieges immer getragen hatte, und mich - da war ich ganz sicher - vor grösserem Übel bewahrt hatte.
    Es begleitete mich ein Sklave der Factio, Geta, der mich beim Training angeleitet hatte. Er war schon recht betagt, an Haar und Bart ergraut, und war ein alter Hase auf der Rennbahn. Vor allem hatte er eine angenehme Art, Ruhe um sich herum zu verströmen, bei Mensch und Tier.


    "Hoooo..."
    Vor einem Tisch, um den sich schon eine Traube von Menschen befand, und der ziemlich nach Anmeldung aussah, brachte ich die Pferde zum halten. Velox stampfte ungeduldig, und Volucer machte noch ein paar kleine, ruckartige Schritte, bevor er dann auch stand. Geta nahm die Pferde beim Zaum und ich sprang schwungvoll vom Wagen. Einen ersten, neugierigen Blick warf ich auf meine Rivalen, natürlich interessierte es mich brennend, mit wem ich es da zu tun bekommen würde. Dann trat ich auf den Mann mit der Glatze zu, grüsste voller Elan, "Salve! Ich bin Faustus Decimus Serapio", und erklärte, nicht ohne Stolz: "Ich trete für die Aurata an."

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    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • Auch ich trat an diesem wichtigen Tag auf das Marsfeld. Zivil gekleidet und froh darüber, endlich wieder einmal wenigstens einen Moment meine Arbeit nicht zuvorderst im Kopf zu haben.


    Vielleicht würde dies hier doch auch ganz interessant werden. Zumindest wichtig war es, sich in der Öffentlichkeit zu zeigen, wenn man sein Kommando ablegen wollte. Sonst konnte es leicht passieren, dass man in der Unbekanntheit verschwand und dies war dann doch nicht meine Absicht.

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    CIVIS

    SODALIS FACTIO ALBATA - FACTIO ALBATA

  • An diesem Morgen waren die Amata in ihrer üblichen Tracht auf den Straßen Roms unterwegs. Alle Arbeiten waren am frühen Morgen bereits verrichtet worden, die übrigen Vestalinen blieben im Tempel und Pomponia Pia im Haus der Vestalinen. Die Sergierin war beauftragt gemeinsam mit einem ihr noch nicht bekannten Priester das Blut des Schwanzes zum Tempel zu bringen.


    Schweigend ging die Vestalin, leichtfüßig zum Marsfeld. Bald schon erreichte sie das Feld, hielt sich aber bedeckt um nicht gleich aufzufallen. Wichtig war heute Mars und die Jungfrau waren nur ein kleiner Part des Equus October. Trotzdem konnte sie nicht verhindern, dass einige neugierige Augenpaare die jung Frau entdeckte und beobachtete.

  • Selbstverständlich hatte sich auch Tiberius Durus an diesem Tag auf dem Marsfeld eingefunden - immerhin war er Pontifex und hatte heute die ehrenvolle Aufgabe, dem Flamen Martialis bei seinem Opfer zu assistieren! Außerdem hatte er einen jungen Mann unterstützt, der für die Factio Veneta eine Biga steuern würde. Bevor das Rennen begann, begab er sich daher hinunter zur Bahn, auf der der junge Mann gerade bei seinem Wagen stand.


    "Salve, Caius! Ist alles bereit?"


    Der junge Mann lächelte den Tiberier selbstsicher an und sagte


    "Naja, die Pferde haben wir 'n bisschen spät trainiert - aber ich glaube, ich hab' sie ganz gut aufeinander eingespielt."


    Nachdenklich nickte Durus. Natürlich verwendete man für den Equus October nicht die besten Pferde des Rennstalls: Wenn man gewann, wurde das Siegerpferd schließlich geopfert (nicht, dass Durus Mars seine besten Pferde nicht gönnte - aber er brauchte sie leider noch).


    "Du machst das schon! Hast du dich eigentlich schon angemeldet?"


    meinte Durus, da er bei dem Jungen nicht so recht wusste, wie pflichtbewusst und sorgfältig er war. Caius schüttelte den Kopf - damit hatte Durus gerechnet.


    "Da vorn sitzt Cossius Calenus! Bei dem musst du dich anmelden!"


    Caius nickte und machte sich auf, seinen Namen auf die Liste setzen zu lassen, während Durus kopfschüttelnd stehen blieb und sich die Pferde ansah, die er gekauft hatte. Sie waren relativ teuer gewesen, obwohl sie nur gescheiterte Rennpferde waren...

  • Obgleich die imperiale Zeitung Gracchus bisweilen ein heimliches Interesse an Wagenrennen anzudichten beliebte - Gracchus selbst sah dazu nicht den geringsten Anlass gegeben, gleichsam vermutete er bereits seit geraumer Weile, dass die Autoren, allfällig nur ein einzelner, ihn auf der Liste derer führten, welche ab und an der Lächerlichkeit sollten Preis gegeben werden -, hatte Gracchus nicht das geringste Interesse an der fatiganten Umrundung vor Wägen gespannter Pferde und deren Lenkern, selbst das Interesse am öffentlichen Interesse fehlte ihm dieser Tage mehr noch als ohnehin, so dass es letztlich die pontificale Pflicht war, welche ihn an dem dem Mars heiligen Tage des equus october zur Ausrichtung jenes Festaktes führte, denn obgleich ihm keine tragende Rolle während des Opferritus zu kam, so galt es für die Mitglieder des obersten Priestercollegiums Roms doch beständig, an solcherlei Tagen Präsenz zu zeigen. Ein wenig wehmütig dachte Gracchus auf dem Weg zur eigens errichteten Tribüne an seinen Neffen Serenus, welcher äußerst begeisterter Anhänger der roten Factio war, und welcher einem solch ennuyanten Rennen stets ein wenig Auflockerung hatte zu verschaffen gewusst, obgleich Gracchus dies offen niemals hätte zugegeben, gleichsam bedauerte er, dass sein eigener Sohn sich den Zwängen der Natur musste unterwerfen und jene kleinkindliche Phase durchleben, in welcher ein Kind recht unnütz und nur drollig anzusehen war, anstatt aller Kräfte nach zu wachsen und eiligst groß genug zu sein, seinen Vater zu den Feiertagen zu begleiten. Indes, aller Gram nützte nichts, so dass schlussendlich Gracchus auf den vorderen Rängen Platz nahm, den anwesenden Collegae aus Collegium Pontificium und Senat nur beiläufig zunickte und seinen Blick über den - für die eng bebaute Fläche Roms recht großen - campus martius streichen ließ.

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    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Nun lenkte auch Tiberius sein Zweiergespann über die sandige Rennstrecke. Der Wind blies ihm durch das Gesicht und auch Sol schien der Veranstaltung wohlgesonnen. Der Decimus hatte sich bereits einige Tage für das Rennen vorbereiten können. Dabei war ihm sein Vorgesetzter, Senator Purgitius Macer der Russata behilflich. Er stellte ihm Biga und einen geeigneten Trainingsplatz zur Verfügung. Es war vielleicht ungewöhnlich, dass ein Decimus für die Russata fuhr, doch es ergab sich nicht anders. Crassus wusste, dass sein Verwandter Meridius viel zu tun hatte und Vorbereitungen für seine Reise nach Parthien treffen musste, so wollte der junge Aquarius ihn nicht auch noch mit dieser Angelegenheit belasten. Es war ihm eine Ehre einen solch wichtigen Tag voll und ganz dem Mars zu widmen. Allein antreten zu dürfen erfüllte den Decimus mit Stolz, zumal er noch recht jung und eher unerfahren war was Wagenrennen betraf. Er war zwar ein guter Reiter und verfolgte gerne den Rennsport, doch wusste Tiberius, dass normales Reiten und Wagenrennen Welten entfernt waren. Gemächlich über die Steppen Griechenland's zu reiten, war eine Sache, doch an einem öffentlichen Rennen in der Weltmetropole Rom zu Ehren des Mars anzutreten, war eine völlig andere.


    Langsam kam er dem Rennleiter, Cossius Calenus, näher und auch den bereits angetretenen Kontrahenten - darunter auch ein Verwandter, den Tiberius allerdings noch nicht kannte. Mit einem leichten Grinsen auf dem Gesicht und noch immer von der Sonne geblendet stoppte er mit den Zügeln seines prachtvollen Gespanns den Wagen. Macer hatte ihm eindeutig keinen Schrotthaufen zur Verfügung gestellt. Ganz im Gegenteil. Viel Mühe und Arbeit wurde in den letzten Tagen in die Grundüberholung der Biga investiert und viele helfende Hände der Russata unterstützen den Decimus bei diesem Unterfangen. Man hatte den alten Wagen quasi durch einen neuen ersetzt, der Wagen, den Macer Tiberius vor einigen Tagen noch auf dem Gelände der Factio präsentierte, war nicht wiederzuerkennen. Glanz und Farbe zierten nun das Gespann.


    "Salve! Ich bin Tiberius Decimus Crassus und melde mich für das Rennen."

  • Feiertage ließen im allgemeinen zwei Optionen offen: entweder Macer nutzte den geschäftsfreien Tag zur Entspannung, gönnte sich einen längeren Schlaf, empfing seine Klienten später und ging dann von einem langen Aufenthalt im Bad nahtlos zu einem noch längeren Abendessen über, oder er stand mindestens so früh auf wie an Arbeitstagen, hielt den Klientenempfang so knapp es ging und trat hinaus auf die Straße, nur um festzustellen, dass es immer andere Mensch gab die noch schneller waren als er und den Weg bis zum Ort des Festtagsgeschehens bereits erfolgreich verstopften.


    Nachdem Rom in den letzten paar hundert Jahren gewachsen war und das Marsfeld durch Bebauung auch noch kleiner wurde, gehörte der Schauplatz des heutigen Tages ganz besonders zu den Plätzen, die man an einem Feiertag mit Leichtigkeit zum Platzen bringen konnte. Macer machte also gar nicht erst den Versuch, schon unterwegs nach bekannten Gesichtern Ausschau zu halten, sondern suchte zielstrebig jene Plätze auf, die für Senatoren vorbehalten waren und von denen er sich dann immernoch einen Überblick über die Anwesenden verschaffen konnte.

  • Caius Cossius Calenus hatte nicht lange Zeit zum Verschnaufen. Als hätten sie sich abgesprochen, fuhr nun eine ganze Reihe von Wagen auf das Marsfeld und auf ihn zu. Zunächst entsetzt, fand er doch recht zügig wieder zurück zu seiner Contenance und winkte seine fleißigen Helferlein herbei, auf dass sie einen Wagen nach dem anderen nach verbotenen Vorrichtungen absuchten.


    Ein Wagen, der aus der factio Aurata tammen musste, war der erste, dem Cossius sich widmete. Voller Elan sprang der junge Lenker herunter und kam ihm schwungvoll entgegen. Cossius besah sich den Mann, es schien ihm, als habe er ein übergroßes Selbstbewusstsein. Na hoffentlich ging dem Jungspund das nicht während jeder Runde mehr verloren, dachte Cossius bei sich. Wer so lange dabei war wie er selbst - immerhin hatte er es bis zum Rennleiter geschafft, was durchaus ein verantwortungsvoller Posten war - wusste, dass Mut so manches Mal schwand während eines Rennens. Er winkte den Helfern, dass sie beginnen sollten, woraufhin sie Deichseln, Speichen und Gestänge genaustens untersuchten. Cossius selbst wandte sich dem Mann zu, der sich als Decimus Serapio vorstellte. Er überflog seine - kurze - Liste und und tippte schließlich mit dem Griffel auf den Namen des Decimus. "Faustus Decimus Serapio, da haben wir dich. Schicker Wagen, übrigens." Der stylus ritzte einen Haken ins Wachs hinter dem Namen, dann legte Cossius die Tafel wieder auf den Tisch zurück. "So, für die Aurata." Er zuckte mit den Schultern, man hatte bewusst darauf verzichtet, die erfahrenen Rennfahrer der Ställe einzuladen. "Tja, dann wünsch' ich dir man Glück für's Rennen, nech. Wenn du einen Rat von mir willst, dann denk' am besten nicht zu viel über den Gewinn nach, den der Sieger am Ende bekommt." Er beugte sich zu Serapio und fügte in verschwörerischer Manier hinzu: "Und sag deinen Pferden nich', dass eins von ihnen hin is', wenn du's wirklich machst. Die merken sowas!" Er grinste den Decimus an, zwinkerte und warf dann einen Blick zu seinen Kollegen. Sie schüttelten mit dem Kopf, was ein Zeichen war, dass alles in Ordnung war, und Cossius klopfte dem Decimus wuchtig auf die Schulter. "Also, Hals un' Beinbruch denn, nech?"


    Kaum hatte er sich dem einen ab- und dem nächsten zugewandt, wuselten die Helfer auch schon um den nächsten Wagen herum. Er war in blau gehalten, und Cossis schlussfolgerte daraus, dass er von der Veneta zur Verfügung gestellt worden war. Diese Leihgaben waren durchaus üblich bei solchen zivilen Rennen, immerhin hatte kaum jemand, den kurzfristig die Lust packte, an einem solchen Wettbewerb teilzunehmen, eine bigae im Keller stehen. An den Speichen dieses Wagens waren einmal Dornen angebracht worden, man sah die dunkle Verfärbung noch am Holz, doch hatte man sie augenscheinlich abmontiert für das heutige Rennen. Der Fahrer war bald angemeldet, der Wagen kontrolliert, und so wurde Platz geschaffen für den nächsten in der Reihe.


    Die Pferde spielten neugierig mit den Ohren, als Cossius, mit seiner Wachstafel bewaffnet, dem Fahrer entgegen ging - Decimus Crassus. Er klopfte einem der beiden Tiere auf die Kuppe und lehnte sich dann leicht ans Holz der Kanzel. "Salve, Decimus. Ha, ich hab' grad nen Dejá vu, ein Verwandter von dir hat sich eben auch angemeldet." Cossius suchte und fand den Namen und machte einen Anwesenheitsvermerk dahinter. Die Helfer nahmen derweil den Wagen in Augenschein. "Nen Netten Wagen hast'e da. Von der Russata geliehen?" fragte er den Mann, den er irgendwo doch schon einmal gesehen hatte... "Also, ich wünsch' dir nen angenehmens Rennen. Den Senator hab' ich vorhin auch schon geseh'n." Er deutete unbestimmt in die Richtung, wo die ganzen Senatoren saßen, und grinste. Die Männer, die ihm halfen, fanden auch an diesem Gespann nichts auszusetzen, und Cassius winkte ihn durch. "Hals un' Beinbruch, Junge!"


    Allmählich stieg die Sonne, und Cossius förderte sein Tuch zu Tage und wischte sich über die Glatze. Der nächste Fahrer war nicht weit, sein Gespann nicht als Leihgabe eines bestimmten Rennstalls zuzuordnen. Das war aber auch nicht weiter schlimm, denn den Wagen konnte der Rennleiter ohnehin nicht zulassen. Dornenbewährt bis an die Zähne, ausstaffiert mit allerlei raffinierten Tücken, musste Cossius den Fahrer samt Gefährt leider sperren. Während der Fahrer tobte, schaffte man seinen Wagen aus dem Weg, um so Platz für den nächsten zu machen.

  • Jaa, der Wagen, der war mordsmässig schick, und ich grinste breit, als der Rennleiter das bemerkte. Ich dachte ja schon die ganze Zeit darüber nach, dass ich so ein tolles Gefährt auch gerne besitzen würde. Das machte wirklich was her! War halt teuer im Unterhalt, und man durfte in Rom auch nur nachts damit fahren, aber nichtsdestotrotz, man konnte bestimmt eine Menge Spass damit haben, und Eindruck schinden sowieso.
    Einen Rat? Natürlich wollte ich einen Rat, eine geheime Rennfahrer-Weisheit womöglich, ich beugte mich ebenfalls ein wenig vor und lieh dem Mann aufmerksam mein Ohr. Hm, der Gewinn, der war natürlich hoch, aber er blendete mich nicht, ich fuhr vor allem mit weil ich immer schon von sowas geträumt hatte, und weil mich wirklich die Herausforderung reizte. Ich nickte ernst, verzog dann unwillkürlich ein bisschen das Gesicht, bei dem Rat mit den Pferden. Das war schon traurig, dass das Siegerpferd geopfert werden würde, aber für Mars war eben nur das beste gut genug.
    "Verstehe", meinte ich, und grinste schief zurück, "ich werd es ihnen nicht auf die Nase binden."
    Der Wagen wurde eingehend untersucht, ich hatte aber weder Dornen noch Sichelklingen noch irgendwelche anderen Gemeinheiten daran versteckt, so gab es nichts zu beanstanden.
    "Danke!", rief ich fröhlich - das war doch ein netter Kerl, wirklich - und da sah ich schon das wuchtige Schulterklopfen kommen, ich stemmte mich rechtzeitig dagegen und bewahrte so meine aufrechte Haltung.


    Andere Wägen trafen ein, gleich nach mir einer von der Veneta - pff, Veneta -, und ich stieg wieder auf, ergriff die Zügel und liess die Pferde anziehen. Geta schritt nebenher, als ich die Pferde im Schritt in Richtung des Startes lenkte, und dort die mir zugewiesene Position einnahm.
    Die Sonne beleuchte hell den Campus, die hohen Fassaden der Gebäude drumherum, und die Tribünen für die Zuschauer. Viele Zuschauer... bei ihrem Anblick wurde mir doch etwas... nein, mulmig ist zuviel gesagt, Lampenfieber könnte man es wohl nennen. Für gewöhnlich behandelte mich Fortuna ja mit Wohlwollen, aber vielleicht hätte ich ihr sicherheitshalber doch nochmal opfern sollen, vorher? Nicht dass ich mir hier tatsächlich Hals und Bein brach, oder schlimmer, mich und meine Familie blamierte... Naja, jetzt war es eh zu spät dafür. Die Pferde stampften und warfen die Köpfe, kauten auf dem Zaum und wären wohl am liebsten gleich losgestürmt.
    Ich fasste die Zügel fester, richtete den Blick auf die Rennbahn, und versuchte alles andere auszublenden. Geta gab mir auch noch einige Ratschläge - nicht gleich verausgaben, die Kurve immer entlang der Tangente anvisieren, die erste Wendung ruhig angehen etc. Ich nickte dazu, und betrachtete dann doch wieder die anderen Fahrer, versuchte sie nach dem Augenschein einzuschätzen.

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    Klient - Decima Lucilla

  • Feiertage mit Wagenrennen gehörten nicht unbedingt zu meinen Favoriten, was Feiertage betraf, doch sie waren immer noch um längen besser als Gladiatorenspiele. Außerdem mochte mein Sklave Tuktuk die Rennen und er schilderte um so ausführlicher und farbenprächtiger, je besser ihm selbst etwas gefiel. Ich selbst mochte zudem natürlich das Drumherum, die Anfeuerungs-Chöre der Zuschauer, die Neckereien zwischen den Factio-Anhängern, die manchmal sogar zu echten Schlägereien mutierten, die vielen Händler, das Geschwätz und das Geplapper auf den Rängen. Beim Equus October traten zwar keine Factiones an, doch Gruppierungen um die Fahrer würden sich sicherlich trotzdem finden.


    Mittlerweile hatte ich mich schon fast an die Mengen in Rom gewöhnt. Ich versuchte erst gar nicht, mir irgendwelche Wege zu merken, teilte die Stadt nur grob in ihre Viertel mit den markantesten Bauwerken oder - was ich mir viel eher merken konnte - den besten Tabernen und Lupanare ein. Obwohl die Villa Claudia immer noch mehr Leere als Leben zeigte, hatte ich beschlossen, nicht vor dem Winter zurück nach Ravenna zu reisen. Was gleichzeitig bedeutete, dass ich nicht vor dem nächsten Frühjahr abreisen würde, denn im Winter wollte ich nicht einmal durch Italia reisen. Zudem ließ sich die Trägheit der Villa prächtig durch die Lebendigkeit Roms ausgleichen. So wie heute.


    Tuktuk schlängelte sich durch die Menschen hindurch und ich folgte ihm, meine Hand auf seiner Schulter und den leisen Warnhinweisen lauschend, die er an Stufen, Kanten und sonstigen Hindernissen einstreute. Bevor wir die Zuschauerränge erreichten, hielt ich ihn zurück und wir kauften geröstete und mit Honig überzogene Nüsse, die herrlich in meinen Ohren knackten, wenn ich sie zwischen den Backenzähnen zermalmte. Als wir einen Platz gefunden hatten, beschrieb Tuktuk die Szenerie. Ganz besonders hatten es ihm natürlich die Wägen und Pferde angetan und er war ein bisschen entrüstet, als ich ihm erklärte, dass das eines der Siegespferde am Ende geschlachtet werden würde. Obwohl Tuktuk schon so lange im römischen Imperium lebte, verstand er immer noch nicht, warum wir unseren Göttern Opfer brachten. Seine Götter waren da anders, aber das verstand ich nicht.

  • Als Cossius einen Verwandten erwähnte, blickte sich Crassus eilig um, als ob er diesen auf Anblick erkennen würde. Es war wohl mehr eine automatische Reflex als eine wirklich überdachte Reaktion auf Cossius' Bemerkung. Doch bemerkte der Decimus erst im Nachhinein, dass die Suche nach dem Verwandten gar nicht so abwegig war. Nur wenige Teilnehmer waren bereits angetreten und noch weniger standen schon bereit. Genau genommen nur zwei. Die Chance stand also 50 zu 50, dass einer der beiden ein Decimus war. Tiberius lächelte leicht, als der Rennleiter das Gespann des jungen Decimus bestaunte. Ob die Biga allein etwas herausreißen konnte, würde sich noch herausstellen, doch sicherlich kam es mehr auf die Qualitäten des Lenkers selbst, als auf das Gespann bei einem solchen Rennen an. Tiberius nickte abermals, als der Rennleiter die Russata nannte. Wenn er nicht Aquarius bei Purgitius Macer wäre und sein Verwandter Decimus Meridius nicht so beschäftigt wäre, hätte er vermutlich einen Wagen der Aurata gefahren. Doch war er in keinster Weise enttäuscht über diese Fügung, vermutlich war es sowieso der Wille der Götter.


    Der Decimus bedankte sich noch bei Cossius für die Glückwünsche, ehe er langsam seinen Wagen gen Start bewegte und sich nach dem Sponsor seines Gespanns umsah, Senator Macer. Die Plätze um die Rennstrecke waren schon beinahe alle besetzt, so war es für Tiberius beinahe unmöglich den Curator zu finden. Mit dem Wissen, dass er ihn spätestens sehen würde, wenn das Rennen zuende war, erreichte er den Start. Er befand sich nun rechts von Decimus Serapio, einem Verwandten, wenn auch wahrscheinlich weit entfernt, so groß wie die Gens Decima war. Natürlich wusste Tiberius nicht, wer nun links neben ihm den Rennstart abwartete, doch erkannte er die Markierungen der Aurata an dessen Wagen, was ihn vermuten ließ, dass das Gespann von Meridius herbeigesteuert wurde und somit die Person links neben ihm höchstwahrscheinlich ein Verwandter war. Er richtete seinen Blick auf Serapio.


    "Bist du zufällig ein Decimus?", formulierte Crassus vorsichtig, er wollte ja niemanden kränken - beziehungsweise überbewerten.

  • Während Caius sich anmeldete, schlenderte Durus den Weg zu seinem Platz hinauf. Dabei wechselte er ein paar Worte mit Campus Calidus, dem Auriga-Trainer der Veneta. Natürlich ließ sich dieser solch ein Rennen nicht entgehen und so konnten sie einen Augenblick über die Chancen der Kandidaten schwadronieren, ehe Durus zu den ersten Reihen kam, die den römischen Senatoren vorbehalten waren. Dort verabschiedete sich Calidus und kehrte in Richtung der Rennbahn zurück.


    Unterdessen beobachtete Tiberius Durus, wie sein Auriga Caius Optimus seine Biga direkt neben die Decimus Crassus lenkte und dort zum Halten kam. Der Junge spielte mit den Zügeln, sodass sein Wagen abwechselnd einen Schritt nach vorn und nach hinten rollte. Offensichtlich wollte er das Gespann noch einmal ausprobieren - oder aber schlicht und einfach etwas angeben!

  • Auch Ursus hatte sich heute auf dem Marsfeld eingefunden. Nicht nur, weil ein Wagenrennen geboten wurde. Sondern auch wegen des Feiertags. Immerhin war dies Rennen nicht einfach ein Rennen, sondern weil es zu Ehren der Götter stattfand und man sie auch ehrte, indem man den Feiertag zusammen mit all den anderen Menschen hier beging.


    Er blickte sich aufmerksam um, ob er irgendwelche bekannten Gesicher erblicken konnte. Doch bisher hatte er damit kein Glück. Natürlich sah er in den Reihen der Senatoren einige, die er kannte. Doch die Plätze dort waren eben nur den Senatoren vorbehalten. Und es würde wohl noch einige Zeit dauern, bis auch er dort Platz nehmen durfte.


    Seufzend löste er seinen Blick von den Ehrenplätzen und blickte sich weier um. Wenn schon kein Bekannter hier war, so ergab sich ja vielleicht eine Möglichkeit, neue Bekanntschaften zu schließen?

  • Nicht jeder hatte ein so freundliches Wort für Cossius gehabt wie die beiden Decimusse - oder hieß es Decimeen? - ...Decimer. Am Ende des Anmeldevorgangs jedenfalls war der kleine, drahtige Mann ganz schön geschlaucht, dabei hatte das Rennen noch nicht einmal begonnen. Allerdings waren nun zumindest die Fahrer samt ihrer Wagen kontrolliert worden, und bis auf den einen Witzbold hatte auch niemand mehr versucht, sich an Cossius und seinen Kollegen vorbeizumogeln. So waren es statt der gemeldeten acht Fahrer nur sieben, die ihre Wagen an den Start lenkten.


    Der kleine Italiener verscheuchte mit ungeduldigem Winken seine Helfer, die auf ihrem Rückzug den Tisch gleich mitnahmen, und begab sich dann zum Start. Aufgereiht wie an einer Perlenschnur standen Pferde Seite an Seite, warteten die Wagen mit ihren Fahrern darauf, dass es endlich losging. In Ermangelung eines Kaisers, der das Starttuch hätte fallen lassen können - geladen hatte man ihn, doch wie vermutet worden war, hatte ein förmlicher Brief eine Absage als Ehrengast enthalten - war dem flamen dialis diese Würde zugetragen worden. Der Gesündesten einer war auch er zwar nicht, doch hatte er es sich nicht nehmen lassen, an diesem Tage das Tuch fallen zu lassen. Ein Opfer würde es erst nach dem Rennen geben, denn das Opfertier würde schließlich erst durch den Siger bestimmt werden.


    Cossius bezog also seinen Platz zwischen zwei weiteren Richtern in der Mitte des Ovals, durch dessen Mitte man dicke, mit bunten Bändern geschmückte Poller in einer Reihe entlang aufgestellt hatte, um das sonst freie Marsfeld in eine provisorische Circusarena zu verwandeln. Cossius winkte einem ganz bestimmten Jemand auf der mittleren Tribüne zu, einem weißgewandeten Jungen, der daraufhin nickte und sich dem flamen zuwandte, der sich seinerseits nun erhob. Auf dieses Zeichen hin - alles war eine wohleinstudierte Choreographie - sorgen einige Fanfarenstöße für ein wenig mehr Ruhe auf dem Feld. Der flamen dialis - der im Übrigen direkt neben dem ein wenig eingeschnappten flamen martialis saß - hob die Hand. Passenderweise bauschte ein Windhauch das weiße Tuch in seiner Hand. Er ließ diese Geste kurz wirken und öffnete dann die Finger. Das Tuch fiel...und fiel....und fiel.....und kam letztenendes sanft auf dem Sand des Marsfeldes an....

  • [Blockierte Grafik: http://img65.imageshack.us/img65/5320/bacillusxy0.jpg] Iullus Bacillus Axilla


    Nervös stand Iullus Bacillus Axilla auf dem Wagen der biga, seine Nase zuckte alle paar Augenblicke, an seinen Händen klebte bereits jetzt der Schweiß, und seine Augen ruckten beständig über die Bahn hinweg zu den Flamines, zurück auf die beiden Hengste vor ihm, ein braun-weißfarben gescheckter und ein Schimmel - denn obgleich Stuten bisweilen für unerfahrene Wagenlenker besser geeignet waren, da sie einfacher ruhig und leichter in der Spur zu halten waren, so war die Vereinigung der rechtschaffenen Bäcker der Via Lata froh gewesen, sich überhaupt zwei Pferde zu diesem Zwecke leisten zu können, immer im Hinblick darauf, dass allfällig eines davon würde dem Opfer zum Opfer fallen, im Grunde sogar davon fest überzeugt. Seit drei Jahren bereits hatte jedes Mitglied des Vereines, einer Untergruppe der Gilde der Bäcker, allmonatlich einen kleinen Beitrag seiner Gewinne in die gemeinsame Kasse eingezahlt und damit nicht nur die Aktivitäten entlang der Via Lata zu den Vestalia finanziert, sondern auch den einfachen Wagen und die beiden Pferde. Über und über war der Wagen beschrieben mit Werbebotschaften aller beteiligten Backstuben - Cornificius - alles aus dem ganzen Korn, TemPANIuS - Brot über Brot, Vespa - weil's besser schmeckt und Timarchides - hier kommt der Teig! waren nur einige davon - und daher nicht eben von besonders ästhetischer Qualität, doch unverwechselbar, gleichsam setzte Bacillus Axilla seine Hoffnungen darin, dass die zusätzliche Farbe die Stabilität des Fahrkorbes ein wenig würde erhöhen, denn da an den Pferden kaum etwas zu sparen gewesen war, musste dies an anderer Stelle getan werden. Auch am auriga war gespart worden, denn der Bäckergesselle Axilla gehörte selbst der Vereinigung an, als Anhang seines Lehrmeisters Popertius Rufo. Seit einigen Monaten trainierte der junge Mann das Lenken der Pferde und den Wagen auf der Bahn zu halten, doch da nicht nur der Broterwerb für einen einfachen Bürger eine oftmals anstrengende Angelegenheit war, sondern auch das davor stehende Brotbacken an sich, hatte sich nicht übermäßig viel Zeit gefunden, dieser Aufgabe nachzugehen. Vier Amulette trug Bacillus daher unter seiner Tunika, je eines geweiht Fortuna, Felicitas und Euphrosyne, welche mit Glück ihn sollten bedenken, und selbstredend auch eines der Venus, Schirmherrin der Bäcker. Als die Lautstärke um die Bahn herum langsam abebbte, der Flamen Dialis das Tuch hob, spannte der Bäckergeselle mehr noch sich an, schob den Kopf ein wenig nach vorn als könne er damit bereits sich einen Startvorteil sichern, hob die Hände an und ließ hastig sie herabfahren, kaum dass der Stoff die Bahn berührte, knallte die Zügel und war - wie ein jedes Mal - selbst zutiefst überrascht, als die Pferde mit einem Male losspurteten, der Wagen mit einem heftigen Ruck sich in Bewegung setzte.

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    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • | Caius Optimus


    Vor Beginn des Rennens wurde Caius langsam nervöser. Der junge Kalabrier hatte zwar schon oft Rennen gefahren und war Spezialist für die Biga (sein Vater hatte auch schon Rennen im Zweispänner gefahren), doch er hatte es nie so weit gebracht, dass er wirklich professioneller Rennsportler hätte werden können.


    Und mit diesem neuen Gespann, das er erst seit wenigen Wochen einfuhr, war er sich noch unsicherer, ob seine Konkurrenten nicht doch stärker waren. Er hatte beide Zügel fest um die Brust gebunden, wie es die Aurigae normalerweise taten, nun zupfte er seinen Helm noch einmal fest - er würde ihm das Leben retten können!


    Dann fixierte er die Flamines, denn das Senken des Geräuschpegels deutete an, dass der Beginn des Rennens unmittelbar bevorstand. Der Flamen Dialis nahm das Tuch, das im Wind flatterte, als hätte er es bereits losgelassen (zumindest aus Caius' Blickwinkel). Gerade rechtzeitig konnte er noch verhindern, das Gespann loszujagen!


    Doch dann flog das Tuch doch und Caius brüllte seine beiden Tiere an, sodass sie sofort lospreschten. Mit der Peitsche versuchte er, noch mehr aus den Tieren herauszuholen.





    AURIGA - FACTIO VENETA

  • Während des Wartens besah ich mir die anderen Wägen und Fahrer. Alles aus dem ganzen Korn, sprang mir da ins Auge, und allerlei andere aufdringliche Werbebotschaften. Naja. Ich schmunzelte mitleidig, und betrachtete, so von meinem schönen, golden glänzenden, von meinem lieben Onkel gesponserten Wagen, ein wenig spöttisch diesen Konkurrenten. Nicht mal die Pferde passten farblich zusammen - das ging ja gar nicht!
    Der Veneta-Fahrer dagegen machte, bei aller Feindschaft, einen ziemlich professionellen Eindruck, fand ich, und wie er da den Wagen vor- und zurücksetzte, das offenbahrte doch eine sehr gute Kontrolle über das Gespann... Angeber!
    Zu meiner rechten hatte sich ein weiterer, auch sehr schmucker, Wagen an den Start geschoben, russatarot. Ich wandte den Kopf als der Fahrer mich ansprach, musterte ihn überrascht und neugierig wie er jetzt da drauf kam - wegen der Aurata-Farben?
    "Ja! Decimus Serapio. Und wer bist Du?"


    Bald darauf ertönten Fanfaren. Jetzt ging es los...! Mein Magen zog sich zusammen. Kurz umschloss ich mein Ancilium-Amulett mit der Hand und atmete dabei tief ein, dann überprüfte ich schnell nochmal den Kinnriemen meines Helmes, und die korrekte Führung der Zügel, spielte auch mit ihnen um die Pferde schon etwas anzuheizen. Doch das war gar nicht nötig, denn die schlauen Tiere kannten dieses Signal schon, begannen zu tänzeln und wollten sogleich nach vorne streben, so dass ich sie hart zurückhalten musste, bis das Tuch der Hand des Flamen entschwebte. Kaum liess ich den Pferden den Freiraum, sprengten sie los, über die Startlinie und fielen sofort in einen raumgreifenden Galopp, als ich die Zügel auf ihre rotgoldenen Rücken schnalzen liess.
    Phantastisch! Die Hufe donnerten auf die Erde, stampften und dröhnten, als der Wagen die Bahn entlang raste. Es war wie im Gefecht, ich dachte gar nicht mehr, tat einfach nur... Der Fahrtwind wehte mir um die Nase, Sand stob auf von den Rädern und Hufen. Es war ein richtig guter Start, die Hispanier legten sich kraftvoll ins Geschirr und zogen an den Gespannen rechts und links vor mir vorüber. Ja! Perfekt! Und vor mir war auf einmal nur noch ein anderer Wagen! Der blaue natürlich.
    "Lauft meine Tapferen, lauft meine Schönen!"
    Euphorisch feuerte ich die beiden an, halb auf Latein, halb in der iberischen Mundart.
    "Lasst sie alle den Staub von euren Hufen schlucken! Vamos, vamos!! Lauft meine Treuen, meine Pegasus-gleichen Renner!"
    Rasant näherte sich das Ende der Bahn, und damit die erste Kurve...

  • Während sich die Junglenker am Start meldeten und aufstellten, zu dem, was einer der Höhepunkte dieses Festes werden sollte, sammelte sich auch langsam das Volk.


    Mitten darunter, da ich hier noch nicht zu den auf Ehrentribünen eigeladenen Gästen gehörte, auch ich.


    Gespannt wartete ich den Start ab, der sicherlich bei so unerfahrenen Lenkern zu einige brenzligen Situationen führen würde.

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    CIVIS

    SODALIS FACTIO ALBATA - FACTIO ALBATA

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