• Bestätigend nickte der Decurio der Equites Singulares dem Sklaven zu, damit er ihm etwas zu Trinken brachte. "Ich danke dir für deinen Brief. Eine Antwort hätte sich nicht gelohnt, mein Marschbefehl folgte zwei Tage drauf. Somit stehe ich nun vor dir." was wohl deutlich besser war, als eine postalische Antwort. Face to face konnte man sich für Dinge besser bedanken und ebenso jene besser besprechen, wenn es denn welche gab, die es zu besprechen galt. "Scarpus ist wohl auf." fügte er dann noch bei. "Er tätigt als Decurio der ALA mit seiner Turma Erkundungsritte entlang des Limes. Die Chatten werden aufmüpfig." Seinen Patron zumindest über die akute Lage in Germania zu konsultieren, war wohl das mindeste, was er tun konnte.
    Modestus zeigte sich beeindruckt und äußerte dies auch, was Vespa mit einem respektvollem und dankbaren Nicken quittierte. "Ich bin erst ein paar Wochen in Rom, Patron." auch eine weitere Sache ließ er nicht unerwähnt. "Ich leite in zwei Tagen einen Einsatz. Die Augusta wünscht die Märkte zu begehen." Das konnte durchaus auch eine wichtige Information für seinen Patron sein, vielleicht wollte er ihr ja zufällig begegnen? Wie es ihm ging, fragte er noch nicht, er war ja gerade erst angekommen.


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  • "Ja, ich habe bereits von Atius Scarpus und dem Problem mit den Chatten gehört. Ich bin allerdings zuversichtlich, dass der neue Legatus Augusti pro Praetore mit der Sache fertig werden wird." entgegnete Modestus für den Probleme mit irgendwelchen germanischen Stämmen langsam nichts neues mehr waren. Schon während seiner Statthalterschaft hatte man einen direkten Angriff der Chatten auf die Mattiaker prognostiziert aber am Ende war nichts dabei herausgekommen. Einerseits war dies Schade gewesen, da ihm Gelegenheit einen erfolgreichen Feldzug gegen externe Barbaren zu führen verwehrt geblieben war. Schließlich konnte man nur so zum Triumphator werden. Im Hinblick auf den Bürgerkrieg war dies jedoch eine erfreuliche Entwicklung. Vielleicht würde sich die Situation auch wieder auflösen. Und wenn nicht, dann waren dort zehntausende Soldaten stationiert. "Es ist bemerkenswert, dass die Augusta sich so in der Öffentlichkeit präsentiert, aber das Volk wird sie dafür lieben. Ich hatte schon während der Cena auf dem Palatin das Gefühl, dass der Augustus und die Augusta sich volksnaher als ihre Vorgänger geben wollen. Sehr bewundernswert." stellte Modestus noch einmal fest. Dass sein Klient, der erst vor kurzem zur Garde versetzt worden war, nun für den Schutz der Augusta verantwortlich war, beeindruckte ihn umso mehr. "Dass du nach so kurzer Zeit gleich für so wichtige Aufgaben heranzieht, ist bemerkenswert. Ich nehme an du hast dich schnell bei der Garde und hier in Rom eingelebt. Kein Vergleich zu Mogontiacum, nicht wahr?"

  • Atius, der alte Hund, hatte ihren gemeinsamen Patron also schon über die Chatten informiert. Somit quittierte Vespa dies nur mit einem knappen Nicken. Er hatte ja keine Ahnung, dass in diesem Moment jenseits der Alpen der neue LAPP Titus Duccius Vala in sein Amt eingeführt wurde. Hätte der gebürtige Grieche davon gewusst, wäre er vermutlich noch dankbarer für seine Versetzung nach Rom zu den Praetorianern gewesen.. die germanische Barbarenprovinz angeführt von einem Barbaren in römischen Kleidern? Das rief doch gerade zu nach Wolf im Schafspelz. Dankbar wäre er vor allem aus dem Grund gewesen, dass der Germane nun auch noch das Kommando über die Legio II übernommen hatte - unter einem germanischen Legatus zu dienen? Niemals. Wäre diese Versetzung zu den Praetorianern nicht erfolgt, hätte er sich persönlich um eine Versetzung zu irgendeiner anderen Einheit gekümmert - wie erfolgreich das gewesen wäre, bleibt an dieser Stelle mal unkalkuliert.


    Dass die Kaiserin sich derart in der Öffentlichkeit präsentieren wollte, hielt sein Patron für bemerkenswert. Vespa hielt es eher für leichtsinnig und äußerst gefährlich - ganz rational betrachtet. Für irgendwelche Publicity-Aktionen zum Aufbau eines sympathischen Images hatte er ebenso wenig übrig, wie für den Brei, den er bei der ALA fressen musste. Immerhin kam er so an einen Einsatz - der natürlich durch die große Gefahr viel Verantwortung und Risiko für Vespa mit sich brachte -, den sein Patron ebenfalls als bemerkenswert deklarierte. Erneut nickte er knapp und entgegnete "Der Gestank Roms ist im Gegensatz zum Barbarenland wie der Duft eines jungen Mädchens in meiner Nase, Patron." Er konnte nicht begreifen, wie der Annaeer jemals als Amt des Statthalters dieser Provinz bekleiden konnte. Dennoch war er dafür dankbar, denn ohne diesen Mann, stünde er hier und heute nicht vor ihm.


    Gespannt wartete er darauf, ob er seinem Patron irgendwie behilflich sein konnte, und trank nun seinen ersten Schluck, um seine Kehle zu benetzen.

  • "Sehr gut. Du könntest mir einen kleinen Gefallen tun. Halte mich auf dem Laufenden, was die Situation in Germanien und hier in Rom angeht. Ich habe zwar auch andere Klienten, die mir Neuigkeiten zutragen. Allerdings behauptet man von den Praetorianern, dass sie den Finger am Puls der Zeit haben." sagte sagte Modestus lächelnd und klopfte mit zwei Fingern auf sein Handgelenk. Vielmehr sagte Mann, dass die Praetorianer überall ihre Spitzel hatten. Wenn es welche in seinem Haushalt gab, dann wollte er das wissen. Und die Praetorianer würden sicherlich auch über die neuesten Informationen aus der Stadt und dem Reich verfügen. Und da war noch eine andere Sache, die Modestus unausgesprochen lies. Der aktuelle Kaiser schien kein Tyrann zu sein. Aber sollte es jemals wieder soweit kommen, dass Prokriptionslisten ausgehängt werden würden, dann hoffe er, dass sein Klient ihn rechtzeitig warnen würde. "Und sollte ich dir in Zukunft behilflich sein können, dann lasse es mich wissen." Es war nur natürlich seinen Klienten zu helfen. Mit ihrem Prestige mehrte er natürlich auch sein eigenes. Und ein Offizier bei den Praetorianern war sowieso Gold wert.

  • Crispina war auch heute wieder früh aufgestanden, um an den Tuniken für Equirria weiter zu arbeiten, allerdings war das Atrium an diesem Vormittag durch die Salutatio belegt. Sie würde sich an diesen Zustand gewöhnen müssen, da nun wesentlich mehr Personen ein- und ausgehen würden und sie das Atrium nicht so in Beschlag nehmen konnte.


    Stattdessen hatte sie sich eine dicke Palla aus Wolle angezogen und beschloss sich ein wenig zu bewegen. Mit Mella an ihrer Seite wandelte sie durch das Peristylium und bewunderte die Statuen und Säulen im Hof. Nach Equirria musste sie unbedingt ein wenig die Stadt erkunden. Vielleicht könnte jemand sie begleiten. Ob sie wohl Vindex oder Iulia Stella fragen sollte? Florus würde wohl kaum tagsüber Die Zeit dazu haben. Gedankenversunken verbrachten Crispina und ihre Dienerin noch ein Weilchen im Peristylium.

  • Es war ein schöner Frühlingstag und obwohl die Sonne scheinte, so ging doch noch ab und an ein kühler Wind. Sie hatte sich daher wieder ihre dicke Palla aus Wolle angezogen und sich von den Sklaven zwei Korbstühle und ein kleines Tischlein ins Peristylium bringen lassen. Sie drehte zuerst ein paar Runden um die Bewegung und frische Luft zu genießen, ehe sie sich mit ihrer Dienerin Mella auf die herbeigeschafften Stühle sinken ließ und sie sich mit Obst und Quellwasser stärkten.


    Wie fast jeden Tag war das Atrium mit der Salutatio belegt, weswegen sie sich hierher zurückzog um das Licht und die frische Luft zu genießen. Manchmal hatte sie Heimweh nach Misenum, wo sie fast den ganzen Tag draußen war. Wenn das Wetter es zuließ, hatten ihre Mutter und sie barfuß auf der Wiese vor dem Haus genäht, gewaschen oder Wolle gefärbt. Sie erinnerte sich an das Gefühl von weichem, saftig grünen Gras an den bloßen Füßen. Alles war einfacher und naturnaher in Misenum gewesen, aber am meisten vermisste sie ihre Mutter.


    Sie war schon eine Weile in Rom nun, aber viele Freunde hatte sie noch nicht gefunden. Sie hatte Iulia Stella einen Brief geschrieben und hoffte, dass diese Zeit für Veneralia hatte, das morgen stattfinden würde. Sie wusste, dass die Iulierin sehr beschäftigt war, aber sie hatte sie direkt ins Herz geschlossen und mochte ihre freundliche Art. Auch das gemeinsame Opfer zu Ehren von Mars hatte gezeigt, dass Stella schon ein fester Bestandteil ihrer kleinen Familie war.


    "Mella, stelle bitte sicher, dass wir morgen früh genügend frische Myrte und Rosen haben für Kränze und Blumenschmuck. Ich werde auf jeden Fall in den Venustempel gehen." Die honigblonde Frau Ende dreißig nickte und versprach, dass sie sich darum kümmern würde. Mella war bereits ihre Amme und Kinderfrau gewesen und hatte sie ihr ganzes Leben begleitet. Sie wollte die ursprünglich in Germania geborene Dienerin nicht missen. Sie würde für Liebesglück beten und vielleicht würde Venus ihr ja einen Wink geben, wer ihr Ehemann werden sollte. Sie konnte jede Gunst der Göttin gebrauchen. Vielleicht konnte sie irgendwann mit einem Ehemann und ihren Kindern in die Villa Rustica zurückkehren.

  • Bereits bei Sonnenaufgang war sie auf den Beinen gewesen um im Balneum zu baden und sich für diesen Tag zu reinigen. Die Sklaven hatten die frischen Blumen besorgt und sie hatte ihre hellblaue Tunika angezogen. Auf Drängen von Mella hatte sie auch ein wenig Farbe auf ihre Wangen gebracht und ihr Haar zu einem Zopf flechten lassen, den die Dienerin zu einem einfachen Knoten zusammenfasste. Sie erinnerte sich an den Tag, als ihre Mutter das Tuch für ihre Tunika blau färbte. Sie hatte nur wenig Waid verwendet, was zu einem sehr hellen Blau geführt hatte. Sie liebte diese Farbe und Tunika, war sie doch das letzte Geschenk ihrer Mutter gewesen.


    Nach einem leichten Frühstück hier im Peristylium hatten Crispina und Mella angefangen, die Blumen in Kränze und Blumenschmuck zu verwandeln. Aus dünnen biegsamen Zweigen formte sie ein Gerüst für ihren Kranz und flocht dann die Blumen um die Zweige so lange, bis die Zweige kaum noch sichtbar waren. Die Blüten der Myrte waren strahlend weiß und so schön. Sie sollte sich öfters Myrte als Zier in ihr Cubiculum stellen. Mella kümmerte sich derweil um die Rosen aus denen sie mit Hilfe von Garn eine Girlande bastelte, die später für die Statuen im Tempel bestimmt war. Stella sollte auch bald kommen und dann konnten sie mit dem fertigen Blumenschmuck aufbrechen.

  • Ich hatte mich heute für die Veneralia etwas mehr herausgeputzt als üblich. Immerhin war ich ja die Leiterin der Societas Veneris und der heutige Tag war der Tag unserer Götting. In die aufwändige Frisur waren Blüten eingeflochten, so dass es beinahe aussah, als würde ich selbst einen Kranz auf dem Kopf tragen. Mit 2 Sklaven betrat ich die Domus Annaea, um meine neue Freundin und vielleicht bald Gefährtin in der Societas abzuholen und zum Tempel zu geleiten. Einer dieser Sklaven trug Kränze und Girlanden, der andere fein säuberlich geschriebene Flugblätter, welche ich an die Damen Roms verteilen wollte, um die Wiederbelebung der Societas bekannt zu machen.


    So betraten wir zu dritt das Peristyl.


    Guten Morgen Crispina. Wie ich sehe bist du bereit für unseren Ausflug?

  • Mella und ich schwatzten noch ein wenig bei einem Becher Quellwasser und einigen Trauben, nachdem wir mit dem Flechten der Kränze und Girlanden soweit fertig waren. Da hörte ich auch schon Schritte und Stimmen, als Stella in Begleitung von Sklaven und bewaffnet mit Blumenschmuck und Flugblättern erschien. Auch Stella hatte sich anscheinend zurecht gemacht, wenn auch ein wenig aufwendiger als sie selbst.


    "Hallo Stella! Ja, wir waren auch nicht untätig heute und sind bereit für den Ausflug. Wir sammeln nur schnell alles ein und dann kannst du uns den Weg weisen."


    Ein freudiges und aufgeregtes Lächeln zierte mein Gesicht, als ich mich erhob und meinen Myrtenkranz aufsetzte, während Mella die Girlanden einsammelte. Die Dienerschaft war informiert über den Ausflug und neben Mella, die die Girlanden trug kam auch noch einer der starken männlichen Sklaven mit, der noch einen Holzeimer mit Putzlappen mitnahm. Sie hoffte, dass es ein schöner Tag werden würde, nachdem das Wetter nicht allzu schlecht aussah.


    Nach zwei, drei Minuten geschäftigem Einsammeln und Verteilung der Sachen zum Mitnehmen war die kleine Gruppe bereit das Haus zu verlassen.

  • Crispina sah mit dem Myrtenkranz aus wie eine Nymphe. Vermutlich würde ich mich heute speziell um sie kümmern müssen, damit sie nicht gleich von den Herren aufgefressen wurde. ;)


    Na dann, auf geht's!


    Der Weg war nicht besonders lang und dank meiner Abkürzung durch einige enge Gassen zwischen den Häusern hindurch, waren wir schnell beim Tempel.

  • "Na dann, los gehts!" erwiderte ich und nickte Stella zu.


    Auch ich ergriff mir enthusiastisch ein, zwei Girlanden und schloß mich dann Stella an. Die kleine Dienerkolonne fächerte hinter den beiden Frauen aus, während sie das Haus verließen und den Tempel aufsuchten.

  • discrīminātiō ac dīstīnctiō
    Differenzierung und Unterscheidung


    Die Nacht ist die beste Freundin jener mit dunklen Intentionen und von jeher vermieden diese den Tag, das Licht, zu tarnen ihre Absichten. Es ist daher nicht sonderlich verwunderlich, daß man schon früh gesagt bekommt, besser in einer Gruppe zu gehen, denn eine Gruppe bietet Sicherheit. Der zweite frühe Ratschlag ist meistens, gehe schnell und trödel nicht rum. Der nächste ist meistens, sich nicht zu Unbekannten herunter zu beugen, nur weil sie am Straßenrand herumlungern und leiden tun und betteln. Schon manch einer, besser wissend zu meinen, hatte das Glück leichter zu sein - die einen nur des Geldes, andere noch des Lebens als Zugabe. Und dies alles betraf zuerst den Mann, den Jüngling, noch nicht die Rede von Frauen, ob jung, ob alt. Bei ihnen gab es eigentlich nur zwei - sei nicht alleine unterwegs, sei nicht in der Dunkelheit unterwegs, wenn deine Familie dich nicht begleitet.


    Doch ist die Nacht so still, so einsam, wie jene es zu wünschen hoffen? Wenn all die guten, die besseren Männer und Frauen zu Hause sind, wer bleibt in der Nacht auf den Straßen, den Plätzen?


    Nun, es können nicht nur Halunken sein, Strauchdiebe und Betrüger. Sie wären ja nur unter sich, keiner vermögend genug anderen als Beute wirklich dienen zu können. Doch wenn es nun diese Anzahl an dunklen Gestalten gibt, und zwar in einer Zahl, die zu schätzen schwer, doch zu empfinden ausreichend ist, für eben diese Sicherheitsorgane zu unterhalten, wer stellt nun die Beute? Wer ist das Rehkitz, wer das Lamm, der Wolf zu reißen gedenkt?

    Und wenn die Dunkelheit nun ist die Freundin der Dunklen und der Tage der Freund des Lichtes ist, stellt die Frage sich, ob Dunkelheit auch im Licht gedeihen kann. Denn das ist ebenso wahr, wie der Tod gewiß ist, auch im Licht findet Dunkelheit statt. Sie nutzt die Schatten, jene veränderlichen halbdunklen Flecken, die durch die Wanderung des Lichts entstehen. Und nur hier kann die Dunkelheit sich behaupten. So fragst man sich, ist aller Zeit von Dunkelheit umgeben, gar durchdrungen? Wo bleibt die Tat des Guten, des Lichts, die Abwehr von Gefahr?


    Oh, wie grausam zu wissen, daß selbst der Tag Dunkelheit bringt über einen, in Momenten, die ungewiss Fortūna einem bereitet. Die Tat des Guten, so war deine Frage, ist, zu wissen ob der Dunkelheit am Tage, zu wissen, daß Dunkelheit umschließt alles menschliche Leben, da des Menschen Drang des Menschen Leid sein kann. Und dies zu wissen ist Licht, ist die Fähigkeit zu schaffen Recht, zusammen mit allen in lichten Momenten, zu schaffen ein gemeinsames Licht im Recht. Doch wer glaubt die Dunkelheit ist blind und taub, verdrängt der Dunkelheits Befähigung auch Recht zu schaffen, sich dabei als Licht tarnend in die leichten Gemüter zu schleichen. So wird Recht zu Schatten, ist licht und dunkel gemeinsam, und im Laufe der Zeit, weiß keiner zu unterscheiden, was war Licht und was war Dunkelheit und der Prozess beginnt erneut von vorn.


    Wenn nun scheint alles vergebens, da Dunkelheit Licht zu Schatten werden läßt und Schatten zu dunkel geraten können, was, oh Freund, sollen wir nun tun? Wie, oh Freund, können wir dem Licht verhelfen zu währen immerfort, die Dunkelheit verdrängen? Oh mein Bester! Welch Frage du stellst, so voller Zweifel, so voller Verzweiflung! Wechsel die Perspektive, mein Freund! Ändere deinen Standpunkt und erkenne, daß Licht und Dunkelheit sich bedingen beidseitig, denn ohne Licht keine Dunkelheit, ohne Dunkelheit kein Licht. Und sieh, Mārcellus, daß eine Veränderung deines Standpunktes auch Licht und Dunkelheit vertauscht. Denn was des einen Licht, ist des anderen Dunkelheit. Erkennst du, Mārcellus, nicht den Irrsinn zu reiten den gleichen Gaul? Bist du denn so besser in deinem Handeln, als jener, den du Dunkel nennst? Ihr beide seit eins, denn du nimmst von ihm und er von dir. So ist es nun einmal, und alles was bleibt, ist zu erkennen, ihr seit die selbe Münze, nur mal ist oben er, mal du, Mārcellus.


    Mārcus legte seine Schreibfeder bei Seite und verschloß das Gefäß mit der Schreibflüssigkeit. Die Rolle, die er beschrieben hatte, legte er zum trocken vorsichtig an die Seite des Tisches. Er streckte seine Glieder aus und blickte hoch in den Himmel. Die Sonne warf ihre Strahlen nieder und tauchte das peristȳlium in ihr warmes Licht. Es war eine schöner Tag, angenehm warm mit einem leichten Windhauch, der fast schon lieblich die Blätter streichelte.

    'Ja, es ist Licht und dort ist auch Schatten.' , ging es Mārcus durch den Kopf, während er mit seinen Augen die besonnten Pflanzen betrachtete und weiter zu den Schatten werfenden Säulen glitt.
    'Licht und Schatten, Leben und Tod, Gut und Böse. Verdammt, irgendwann werde ich wohl noch einmal ein philosophus.' Er lachte kurz auf, erhob sich und ging Richtung culīna. Die Rolle ließ er zum weiteren trocken auf dem Tisch liegen.

  • Als neue Hausherrin musste ich mich erst noch an die Gewohnheiten der bisherigen Bewohner anpassen. So zum Beispiel die Tatsache, dass die Herren teilweise nicht in ihren Officia arbeiteten, sondern im Perystilium, wo es zwar oft angenehmer war, aber halt dann die Arbeiten anderer Familienmitglieder ebenfalls davon betroffen waren.


    So kam ich auch heute wieder an einer Rolle vorbei, welche zum Trocknen noch auf einem Tisch lag, zusammen mit dem Schreibset.


    Rutila, wem gehört diese Rolle hier? fragte ich die Sklavin, welche dabei war das Perystil sauber zu machen.


    Sie muss Dominus Annaeus Conservator gehören, Domina. Er sass bis vor einigen Augenblicken noch hier.


    Also war Conservator der "Übeltäter". Ich würde ihn bei gegebener Zeit darauf hinweisen müssen, dass wir Damen den Tag hindurch durchaus auch Platz im Perystilium brauchten, um unseren Tätigkeiten nachgehen zu können und dass er daher seine Rollen bitte in seinem Officium oder Cubiculum trocknen lassen solle.


    Wenn die Tinte nicht mehr läuft, dann bringst du die Rolle mitsamt dem Schreibset in sein Officium oder Cubiculum! befahl ich ihr, bevor ich das Perystilium wieder verliess um weitere Teile der Domus zu kontrollieren.


    Sim-Off:

    Ob Cubiculum oder Officium darfst du gerne selbst aussuchen. ;)

  • Der neue Sklave


    Im Peristylium der Domus liess ich dann die Familie zusammen kommen, zumindest die, welche gerade anwesend waren. Dies waren natürlich nie alle, auch nicht bei den Sklaven, aber es war wichtig, dass der Neue direkt möglichst viele Leute kennen lernte.


    So, da sind wir also in der Domus Annaea. Dein Name ist Ancillus? Ist dies der Name, den dir dein früherer Herr gegeben hat, oder dein richtiger Name? Wir wollen ja, dass du auch hörst, wenn wir dich rufen.

    Doch nun zu deiner ersten Aufgabe. Du wirst dich zuerst mit dem Aufbau der Domus bekannt machen, damit du die gewünschten Räume schnell findest. Deine Aufträge wirst du in Zukunft von allen Mitgliedern der Familie erhalten, auch wenn du offiziell mir gehörst. Dies hier ist meine Frau, Iulia Stella. Sie ist offiziell die Domina des Hauses und du wirst sie auch mit Domina ansprechen. Mich sprichst du entweder mit Dominus oder mit Senator an.


    Dabei streckte ich meine Hand aus, als Zeichen für Stella, sich vorzustellen.

  • Florus kam mit einem neuen Sklaven zurück. Das war auch wirklich nötig, denn der Haushalt wurde durch seinen Aufstieg im Senat immer grösser. Als er die Hand nach mir ausstreckte, trat ich vor und nahm sie.


    Salve Ancillus. Willkommen in der Domus Annaea. Du wirst schnell merken, dass es dir hier gut gehen wird, wenn du deine Arbeit gewissenhaft erledigst und uns treu dienst. Zuerst werden wir dir einmal neue Kleider bringen, damit du dich nachher umziehen kannst.


    Auf einen Wink von mir verschwand eine Sklavin und kam wenig später mit einem Satz frischer und qualitativ guter Kleidung inklusiver solider Schuhe mit Ledersohle zurück.

  • Ancillus war seinem neuen Herrn und Gebieter durch die Stadt gefolgt. Schweigend er hatte sich fieberhaft eine kluge Frage überlegt aber in seiner Aufregung kam dabei nichts heraus. Das Domus Annaea war verglichen mit dem Haus seines bisherigen Herrn sehr groß und man sah diesem Haus die Eleganz und den Reichtum des Eigentümers an. Einen Schritt hinter seinem Herrn betrat der neue Sklave das Haus . Zwar hatte er wie es sich gehörte den Blick gesenkt gehalten, aber er schaute sich verstohlen um.

    "Ja Dominus mein Name ist Ancillus , so wurde ich schon immer gerufen.

  • Ancillus wandte sich Domina zu. Wie er es immer praktiziert Hatte knickste er tief," Euer neuer Sklave Ancillus grüßt Dich Domina."

  • Mit Freude nahm ich zur Kenntnis, dass Ancillus tatsächlich der richtige Name war und der Mann nicht das Pech hatte, von seinem früheren Herrn einfach zu dessen Belustigung umbenannt worden zu sein.


    Gut Ancillus, dann werden wir dich ebenfalls so nennen. Hier, nimm diese Kleidung. Du darfst sie nachher in aller Ruhe in den Unterkünften der Sklaven anziehen.


    Die Sklavin übergab das Bündel. Tunika, Gürtel, Schuhe.


    Ich möchte zudem, dass du dich täglich im Schreiben übst. Da du bereits lesen kannst, sollte das nicht mehr ganz so schwer sein. Nimm diese Tabula und den Stilus und übe fleissig.


    Ich übergab ihm eine doppelte Wachstafel mit offener Schnürung, also so etwas, was auch die Schüler auf dem Forum als "Übungshefte" für ihre Schreibübungen nutzten, nicht eine offizielle Tafel mit versteckter Schnürung, wie sie für Dokumente benutzt wurde.

  • Auch ich hatte den Aufruhr mitbekommen und kam ins Peristylium mit meiner Dienerin Mella im Schlepptau. Wir waren gerade dabei gewesen Wolle für das Kardieren zu sortieren und waren ohnehin auf dem Weg ins Peristylium, als wir den anderen Sklaven folgten. Ich nickte Iulia Stella und meinem Vetter Florus freundlich zu und stellte mich dann neben sie, um mir den neuen Sklaven anzusehen. Er sah nicht gerade stark aus, aber er hatte bestimmt seine Qualitäten, denn sonst hätte mein Vetter ihn nicht gekauft. Ich ließ den Hausherren und die Hausherrin mit dem neuen Sklaven sprechen und lächelte dem verschreckt aussehenden Mann nur höflich zu.

  • Ancillus nahm die Kleidung von einer Sklavin entgegen. Leide flüsterte er der Sklavin ein" Danke " zu. Dann wandte er sich seinem Herrn zu der ihm zusätzlich Schreibutensilien und Wachstäfelchen übergab. Verbunden mit dem Befehl sich im Schreiben zu üben. Wie er das machen sollte wusste Ancillus noch nicht, denn das mit dem Schreiben war immer seine schwache Seite. Aber er beeilte sich seinem Herrn zu danken: Danke Dominus für die Kleidung und die Schuhe . Ich werde fleissig üben Dominus ."

    Ancillus ballancierte den Kleiderstapel und die Wachstäfelchen oben auf.

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