- Officium XXII

  • Natürlich war es aus der Sicht der Sergia nicht ganz nachvollziehbar, warum der Cursus Publicus so einfach dir-nix 1000 Sesterzen zugeschrieben bekam, doch hatte es ja wie gesagt seine Gründe, warum Titus so handelte. "Genau, ich werde die Classis anweisen die 1000 Sesterzen zu bezahlen. Damit wäre das Problem endgültig vom Tisch."


    Nachdem er sie ein wenig weiter anblickte, ging er nicht davon aus, dass diese Frau sitzhaft bliebe, sie strahlte nämlich eine Aura aus, die sich mehr als nach einem Mann sehnte. So jemanden wollte Titus ungern in der Familie haben. Monogamie war das einzige was er zuließ. Als dann der Kassenstand offenbart wurde, spitzte er seine Ohren, fast 50000 Sesterzen, da könnte man ja ohne weitere Probleme direkt mindestens 8000 Sesterzen einkassieren. Dass der Cursus Publicus in letzter Zeit weniger Einnahmen zu verzeichnen hatte interessierte ihm weniger, zumal es kein Grund war, um auf so viel Geld weiterhin sitzen zu bleiben. Was hatte der römische Bürger davon? Nämlich nichts! Der Cursus Publicus baute keine Straßen, Wasserwege, nicht einmal eine Latrine...


    Titus notierte sich die Summe und blickte auf eine weitere Wachstafel, eine, die die Personalkosten bezifferte. Da viel ihm doch glatt auf, dass die Sergia in ihrer Position mehr verdiente als er selbst. Was war das? Nicht weil sie eine Frau war, nein, vielmehr warum wurde die Arbeit am Kaiserhof nicht auch finanziell gewürdigt. Machten doch die Beamten nicht weniger als ein Postbote... "Es mag sein, doch werden zum Beispiel die Gehälter nicht vom Cursus Publicus getragen, sondern von der Staatskasse. Sodass steigende Personalkosten nie die Kasse des Cursus Publicus belasten."

  • Nein. Wirklich? Aculeo tat erstaunt. Ich wäre selbst nicht auf den Gedanken gekommen die Classis anzufordern. Und falls du den Praefectus Annonae meinst, dass dieser mit der Flotte kommunizieren könnte. Vergiss es. Er ist nicht aufzufinden. Doch ich werde demnächst beim Aedil vorsprechen. Dort wird sich sich auch noch einiges klären.


    Der zweite Punkt den du in deinem Schreiben erwähntest wäre der Stand der Kasse der Curia. Er beträgt momentan 2000 Sesterzen wobei der Betrag haupsächlich aus Spenden oder sagen wir Sicherungseinlagen besteht. Die Asugaben sind zur Zeit nicht anzuführen da es keine gibt. Was mich nun persönlich auffordert die Bürger Roms nicht vergessen zu lassen dass sie Anspruch auf Brot haben. Vermutlich kennst du den Text der in der Lex Flavia I verankert ist.

  • Will mich dieser Germanicus veräppeln? Auf dem Arm nehmen?, fragte sich Titus. Weil Aculeo Tatsachen ansprach, die Titus vorab im Schreiben formuliert hatte. Also zuckte er gelangweilt mit den Schultern. "Mach das!" Fügte mit ironischer Art an. "Der Aedil wird sich freuen." In zweierlei Hinsicht, zum einen waren die Aedils Senatoren, also Vorgesetzte die meinst wenig Ahnung von Verwaltung vor allem wirtschaftlichen Fragestellungen hatten. Nicht umsonst wurde seit Augustus vehement auf Eques in diesen Bereichen gesetzt anstatt auf Senatoren. So dass der Senator, wer immer es auch war, sich über diese Arbeit freuen würde wie auch einen so tollen Mitarbeiter wie diesen Germanicus zu haben.


    "Nur 2000 Sesterzen? Das ist doch recht wenig für eine der wichtigstes öffentlichen Kassen überhaupt. Also hat der Bürgerkrieg die Reserven so dermaßen aufgezehrt, da müssen wir was tun!" Es wurde immer sicherer, dass zum Beispiel der Cursus Publicus einiges an Sesterzen abgeben müsste, war dieser für den Informationsfluss zuständig, war die Cura Annona für die Moral vor allem für das Überleben wichtig. "Ist denn beabsichtigt den Bürgern den Anspruch wieder häufiger zu vermitteln? Ich glaube, dass würde dem Augustus sehr entgegenkommen..." Auch Titus würde das, als einer der größten Bäckereiinhaber Roms. "...,wenn der Staat intensiver wieder Brot an die Mittellosen verschenkt."

  • Es ist beabsichtigt. Das hatte ich auch bereits erwähnt. Zur Zeit sind die 2000 Sesterzen einzig und allein durch Einlagen von Germanicus Avarus und mir erzielt worden. Zuschüsse seitens des Staates sind schon seit langem nicht mehr eingegangen. Es wäre positiv wenn die Bürger wieder das bekommen würden was ihnen rechtens zusteht. Und der Augustus würde sich beliebt machen.

  • Am Ende waren die beiden doch mal einer gleichen Meinung. "Dann sollte die Cura Annona eine Summe nennen, die sie für nötig hält, um in den nächsten Monaten die Bevölkerung ausreichend versorgen zu können. Die Staatskasse wird dann die Mittel zur Verfügung stellen." Eine kurze rhetorische Pause. "Du kennst vermutlich auch den Passus in der Lex Flavia I.", manchmal konnten auch Männer untereinander zickig sein. "Wenn es nichts weiteres zu besprechen gibt, dann würde ich doch gern mit meiner Arbeit fortfahren." Bereits beim letztem gesprochenen Wort senkte sich sein Kopf, ab vom Germanicus.

  • Die Personalkosten.... Ich musste mir ein Augenrollen verkneifen. Der Cursus Publicus hatte doch nicht nur Personalkosten! "Es ist richtig, Primicerius Decimus, dass die Gehälter der Mitarbeiter des Cursus Publicus vom Staat bezahlt werden. Allerdings machen den Cursus Publicus nicht nur die Praefecti, Stationarii und Tabellarii aus. Der Cursus Publicus besitzt unzählige Mansiones, verteilt über das gesamte Imperium, damit jeder Caius seine Post bequem an seinem Wohnort oder vielleicht auch dem Nachbarort abgeben kann, und nicht selbst erst die halbe Strecke nach Rom reisen muss, um seine Post zu verschicken. Dazu kommen die Mutationes, die Pferdewechselstationen. Diese ganzen Gebäude müssen alle in Schuss gehalten werden, wie ebenfalls die dort untergebrachten Pferde, die auch die Garanten des Cursus Publicus für einen schnellen und funktionierenden Postversandt sind." Das wäre ja sonst eine interessante Vorstellung, dass die Boten von Rom nach Obergermanien beispielsweise zu Fuß liefen. Wie lange sollten die da unterwegs sein? "Und dass die Versorgung der Pferde, wie übrigens auch der Neukauf dieser Tiere, die irgendwann nun einmal auch sterben, sehr teuer ist, brauche ich dir sicherlich nicht zu erzählen." Wer nämlich ein Pferd in seinem Wappen führte, der wusste das mit Sicherheit auch selbst!
    Blieb mir nur die Fakten nochmal zusammenzufassen: "Was es nun bedeutet, dass der Cursus Publicus in den letzten vier Geschäftsjahren gerade einmal einen Überschuss in Höhe von zwei neuen Pferden erwirtschaftet hat, liegt sicher auf der Hand: Der Staatsbetrieb des Cursus Publicus erwirtschaftet kaum Gewinne, sondern arbeitet viel mehr kostendeckend.", erklärte ich und verteidigte meinen Arbeitgeber.... oder vielmehr dessen Geld. Denn es war ja nicht besonders schwer hier nun zu erahnen, in welche Richtung der Finanzprimiercius mit seinem Kommentar gehen wollte.


    Nach kurzem Überlegen kam mir dann noch ein ganz ausgezeichnetes Beispiel in den Sinn: "Anhand dieser Zahlen kannst du sehen, dass heute nur zwei Pferde von irgendwelchen Wölfen in Germanien oder Dakien gerissen werden müssen, damit die Ersparnisse von ganzen vier Geschäftsjahren weg sind. Ich will gar nicht daran denken, wieviel es den Cursus Publicus kosten würde, falls die Parther die Situation im Reich ausnutzen und uns im Osten überfallen und dabei auch zig Stationen des Cursus Publicus niedermachen." Wo waren die Legionen auch gerade auf Abwegen? "Und dasselbe könnte ich auch von Germanien sagen oder Dakien....", führte ich aus.
    Weiter gedacht: "Wenn also irgendein Ereignis uns dazu zwingt auf Rücklagen zurückgreifen zu müssen, die uns vorher genommen werden.... Nun, ich bin nur eine Stationaria", was im Übrigen KEIN Postboten-Job, sondern eine Beamtentätigkeit war, "aber ich könnte mir gut vorstellen, dass sich wenigstens temporär der Briefversand verteuern könnte....", erklärte ich mit besorgtem Gesicht.

  • Wieso mussten so manche Menschen immer alles auf die Goldwaage legen, natürlich gab es mehr an Kosten zu bezahlen als nur die für das Personal. "Ja, ja... schon gut. Ich denke nicht, dass in der Finanzabteilung Unwissende arbeiten. Ich sagte nicht umsonst 'als Beispiel'." Eines war klar, die Sergia schien nur mit einem Ohr Varenus Worte zu folgen. "Kostendeckend ist doch ausreichend. Der Cursus Publicus ist nicht dafür da um Gewinne einzufahren, sondern um staatliche Aufgaben wahrzunehmen. Aufgaben die von staatlicher Seite genutzt werden. Der Staat ist also der Kunde wie auch der Anbieter. Dass der Cursus Publicus private Post von römischen Bürgern mit übernimmt ist ein Bonus, also nicht ein zwingendes Mittel. Alle öffentlichen Kassen sind Summa summarum eine Kasse, Staatskasse, - Staatshaushalt." Er lehnte sich abermals zurück und lächelte der Sergia zu. "Es steht dem Cursus Publicus frei die Gebühren bei Bedarf zu erhöhen, auch die Richtlinie könnte eine Überarbeitung gebrauchen." Gab es doch zum Beispiel den Legatus Augusti Cursu Publico nicht mehr. "Wäre alles geklärt oder? Die mitgebrachten Akten bitte ich vor Ort zu lassen, damit meine Notarii diese genauer prüfen können. Sie werden dir spätestens in einer Woche wieder übersandt." Die Absicht, dass die Finanzabteilung demnächst Sesterzen aus einigen öffentlichen Kassen abzieht, blieb weiterhin verborgen.

  • Tze. "Nur als Beispiel". Ich sah doch ganz genau, was das für ein Beispiel war! Dieser alte, bärtige Sack suchte nur einen Grund und Vorwand, um dem Cursus Publicus Geld zu nehmen. Da brauchte ich nämlich kein Genie zu sein, um zu wissen, dass ein Bürgerkrieg teuer war. Ganz simpel gedacht war der wahrscheinlich rund doppelt so teuer wie ein "normaler" Krieg gegen diese Blemmyrer zum Beispiel (das war ja damals so quasi vor meiner Haustür passiert). Hier waren ja nämlich auf beiden Seiten Römer gestanden und hatten auch praktisch ausschließlich römisches Terrain zerstört. Logisch, dass das dann auch doppelt so teuer sein müsste.... mindestens.
    Dann versuchte er mir auch noch zu verkaufen, dass alle öffentlichen Kassen nur Teile einer großen Staatskasse wären. Das hatte ich aber dereinst in Alexandria anders gelernt! Ich hatte nämlich gelernt, dass es zwei Staatskassen gab: das Aerarium und den Fiscus. Natürlich war das nur etwas, das ich grundsätzlich an seiner Aussage auszusetzen hatte, denn ich wusste selbstverstandlich, dass die Kasse des Cursus Publicus der Kasse, um die sich der Finanzprimicerius hier kümmerte, mehr oder weniger direkt unterstand. Und trotzdem fand ich es fragwürdig, dass er mir das einfach so vor den Latz knallte - so als Beamter, der das doch eigentlich besser wissen müsste!


    Ja, da war ich jetzt schon ein bisschen beleidigt. Und das hatte natürlich auch ein bisschen damit zu tun, dass der Decimer so schon herablassen mit "Ja, ja" begonnen hatte, als wenn ich als Frau eh keine Peilung hätte! Alter Greis mit hässlichem Bart! "Oh, das finde ich auch.", äußerte ich in neutralem Tonfall (vielleicht ein klitzekleines bisschen schnippisch), als er mir zu allem Überfluss auch noch mit den überarbeitungswürdigen Richtlinien ankam. Er wollte mich provozieren? Das konnte er haben! "Aber ich als Stationaria habe wohl kaum die nötige Autorität, um da etwas zu verändern, reicht mein Aktionsradius doch gerade einmal um Rom. Doch halt, auch mein Vorgesetzter, der Postpräfekt von Italia, ist ja nur zuständig für.... Italia.", tat ich überrascht und machte große Augen. Gespielt dachte ich kurz nach. "Ja, wenn ich mir das recht überlege, dann solltest du da vielleicht lieber deinen Verwandten fragen.... diesen Gefangenen in den Castra Praetoria.... wie heißt dieser Verbrecher gleich? .... dieser hochverräterische Prätorianerpräfekt.... ich komm einfach nicht auf diesen.... Namen.... Decimus Serapio, oder? Vielleicht möchte er ja der Nachwelt noch eine neue Richtlinie für den Cursus Publicus hinterlassen?", fragte ich hintereinander weg mit meinem hübschen, teils naiven, teils hinterhältigen Lächeln und einer Stimme so hell, als würde ich über das ganz belangslose, fantastische Wetter sprechen. Das hieß natürlich: Wahrscheinlich müsste dieser Serapio sich damit dann schon ziemlich beeilen, um das noch zu schaffen, bevor er sein Urteil durch den Kaiser verkündet bekam....
    Lieb und nett und einen Hauch gehässig lächelte ich den Graubart an. "Natürlich werde ich dir die mitgebrachten Akten gerne hier lassen, damit deine Notarii auch eine Woche mal in meine Arbeit reinschnuppern können.", erklärte ich dann und leerte meine Ledertasche. "Wenn ich sonst noch etwas für dich tun kann, werter Primicerius Decimus?", blinzelte ich ihn noch ein bisschen an - und genoss die Fülle indirekter Beleidigungen, die er sich (aus meiner höchsteigenen Sicht) rätlich verdient hatte! Ich konnte mir wirklich nicht erklären, weshalb sich immer und immer wieder alle Leute (abgesehen vielleicht von meinen helvetischen Cousins und meinen annaeischen Onkeln) mit mir anlegten.... Stand auf meiner Stirn etwa in großen Lettern geschrieben "STREIT GESUCHT", oder was??

  • Was für ein Glück für die Sergia, dass Titus keine Gedanken lesen konnte, weil sonst hätte er ihr ausführlich berichtet, dass seit Augustus die strikte Trennung zwischen den Staatskassen Aerarium und den Fiscus so gar nicht mehr gab.


    So vielversprechend das Gespräch auch begann, so endete es dann doch als Enttäuschung. "Liebe Sergia!" Vielleicht würde sie nun den genauen Wortlaut von Titus folgen. "Du bist als Stationaria angestellt, ja. Doch besteht der Cursus Publicus aus mehr als einer Stationaria." Sagte er doch '... dem Cursus Publicus steht es frei...'. "Ich bin davon sehr angetan, dass eine Frau ihren Dienst für Rom in solch einer Funktion leistet, doch manchmal sollte auch du als Frau den Worten Gehör schenken und nicht die Worte des Gegenübers im Munde herumdrehen. Ich denke, dass wir beide das gleiche Ziel verfolgen. Das Beste für Rom! Jeder eben auf seiner Art und Weise.


    Deine Worte über meine Familie interessieren mich nicht, zumal ich denke, dass diese nur aus deinem Munde kommen, weil dir die Argumente ausgegangen sind. Ist es doch oft einfacher den Fehler bei einer anderen Person zu suchen, zu schieben als sich einzugestehen dass man selbst unrecht hatte. " Ebenso auch, weil er Frauen gut kannte, sie oft in Stimmungsschwankungen gerieten, wenn es nicht mehr weiter wussten oder ihr Willen nicht mehr bekamen, so wie seine Tochter Messalina es auch tat. "Du bist meiner Tochter ziemlich ähnlich von daher bin ich dir keineswegs böse.", sprach er so als hätte er ein sehr junges Mädchen vor sich sitzen, dass dabei war ihre Grenzen auszutesten. "Ich habe nichts mehr. Nur solltest du mich informieren, wenn die 1000 Sesterzen bei euch eingegangen sind.


    Vale, Sergia und vergiss deine Tasche nicht."

  • Öffentliche Kassen


    Fiscus:



    Über wenig Arbeit konnte sich Titus überhaupt nicht beschweren, stand zum einem die Auktion einiger Staatsbetriebe bevor, der Census und das allerwichtigste die Konsolidierung der Staatskasse.


    An diesem Tag hatte er sich mal wieder mit dem wichtigsten Anliegen beschäftigt und dazu eine Liste aufgestellt. Er stellte fest, dass bisher recht wenige ihre Stände der Finanzabteilung mitgeteilt hatten, sodass immer noch kein abschließender Bericht angefertigt werden konnte. Zumal gar einige öffentliche Kassen bisher noch gar nicht informiert worden waren, dies wohl aber seine erste Aufgabe war, um überhaupt zu ermöglichen, dass jemand den jeweiligen Stand übermittelt konnte, sodass er die letzten Briefe in Kürze aufsetzen würde.


    Doch bevor er die Briefe aufsetzte, blickte er geschwind in die Unterlagen der zu versteigernden Betriebe. Er mochte die Abwechslung, nicht immer das Gleiche tun zu müssen. Und es hatte sich sogar gelohnt, er sah nämlich, dass einige Betriebe weiterhin unter dem Namen des verstorbenen Augustus eingetragen waren, doch eigentlich gemäß der Testamentsvorlesung dem neuen Augustus übertragen werden mussten, dies war wohl nun doch die allererste Aufgabe, nicht dass man ihm Vorwurf er täte seine Arbeit nicht ordentlich.

  • Natürlich. Auf der Position eines Stationarius konnte sich der alte Graubart eine Frau vorstellen, ja. Wie aber sah es bei dem Amt des Postpräfekten von Italia aus? Das war nämlich ein Job, auf dem ich wirklich etwas zu sagen hätte und den man auch nicht als Freigelassener mit vermindertem Bürgerrecht einfach so ausüben konnte. Modern tun konnte jeder. Hier ging es um das modern Sein!
    Dass ich ihm nicht richtig zugehört hatte, das sah ich natürlich auch völlig anders! Ohne seinen grässlichen Bart, in den der Decimer da halb nuschelte, hätte ich ihn bestimmt auch gleich deutlich besser verstanden! Aber ich sparte es mir dem alten Zausel das nun auch noch zu verklickern. Der würde wahrscheinlich eh eine halbe Ewigkeit brauchen, bevor er diese Meinung mit seiner alteingefahrenen Beamtendenke in Übereinstimmung brächte! (Da könnte man sich fast schon fragen, ob nach besagter halber Ewigkeit der Decimer überhaupt noch lebte und nicht längst schon zum Gerippe geworden wäre....)


    Tze. Ich ließ die in meinen Augen völlig UNberechtigte Kritik mit einem arroganten Lächeln an mir abprallen. Denn mal ehrlich: Hatte ICH mit dieser Richtlinien-Überarbeitung angefangen oder ER?? Die Antwort darauf lag auf der Hand. Und dass ich kein zahmes, kleines Schmusekätzchen war, sondern auch scharfe Krallen besaß, die ich nicht groß versteckte, das könnte der Finanzprimicerius ruhig wissen. Mir fuhr niemand mal einfach so mir nichts dir nichts in die Parade!
    Zuletzt verglich er mich noch mit seiner Tochter. Ohne einen Namen sagte mir das natürlich nichts und ich konnte nicht darauf antworten. Aber irgendwie bezweifelte ich, dass der alte Sack damit recht hätte. Diese Decima müsste schon ganz schön auf sich selbst bedacht sein, damit man diesen Vergleich ziehen könnte. ICH dachte nämlich immer zuerst an mich selbst! Meinen Verwandten Sergius Agrippa hatte ich zu vergiften versucht, meinen Vormund, wie auch früher meine Eltern hatte ich nicht nur einmal durchdacht belogen und meinen künftigen Göttergatten erpresste ich, damit er mich heiratete! DAS war ich! Und apropos Götter: Selbst die waren mir so ziemlich egal, weil ich es noch nicht einmal erlebt hatte, das die einen Menschen irgendwie beeinflusst hatten! Ja, ich glaubte an ihre Existenz, aber ich war mir beinahe sicher, dass sie das Leben der Menschen als riesiges Theaterstück einfach nur beobachteten und sich teils köstlich dabei amüsierten.


    "Ich werde mich freuen, dir in absehbarer Zeit erneut schreiben zu dürfen.", lächelte ich zwielichtig. Ich hasste das Schreiben von irgendwelchen langweiligen Briefen. Dann erhob ich mich langsam und elegant von meinem Platz und zupfte hier und dort kurz an meinem Outfit, um wieder für einen fließenden Fall des Stoffs zu sorgen. "Vale, Primicerius!", wünschte ich ihm abschließend ganz förmlich und ohne sein Nomen Gentile auch hübsch unpersönlich. Keine Viertelstunde später befand ich mich (natürlich MIT meiner Tasche, denn ich war von ihm und mir nicht der alte vergessliche Sack gewesen, die schon mit einem Bein im Reich der Toten stand!) irgendwo auf den Treppen vom Palatin zurück ins Leben!

  • Öffentliche Kassen


    Fiscus:



    Weitere Tage waren vergangen als er sich das letzte Mal mit dem Thema beschäftigt hatte. So allmählich füllten sich leeren Felder. Doch auf die Berichte aus Germania musste er weiterhin vergeblich warten. Das gefiel ihm überhaupt nicht. Die schienen sich einen Kehricht darum zu scheren, also war es eventuell von Nöten ihnen jeweils einen Strafzahlung aufzuerlegen. Ein wenig würde er noch warten bis er dann wirklich diese Bescheide entsendete. Titus war gnädig, doch nur solange wie man seinen Forderungen nachkam. Als Finanzbeamter oder wenn es überhaupt um Moos, Moneten, Kohle, Kies, Knete, Zaster ... ging war er eine ganze andere Persönlichkeit als wie er es daheim oder sonst privat war.

  • Ein Notarius brachte Varenus die Antwort des Procurators vorbei - natürlich als Subskript zur Anfrage:

    Salve Procurator Plennius,


    hiermit übersende ich dir folgenden Hinweis.


    Testament von Gaius Ulpius Aelianus Valerianus


    Gemäß Pars Prima sind alle Betriebe, Grundstücke, Immobilien, das Privatvermögen und die Lagerbestände i.V.m. Pars Tertia an Appius Cornelius Palma Augustus zu übertragen.


    Betriebe sind:


    Lapicidinae Ulpiae - Marmorbruch (I)
    Metallum Aureum Gentis Ulpia - Goldmine (II)
    Metallum Ferrum Gentis Ulpia - Erzmine (IV)


    Diese Betriebe weisen in den Unterlagen weiterhin den Namen/Eigentümer Gaius Ulpius Aelianus Valerianus auf. Daher bitte ich dich die Übertragung der Betriebe auch in den Unterlagen niederzuschreiben.


    Oder eben bei Nichtannahme die Übertragung in die Obhut der Finanzabteilung zu übergeben, um sie eventuell bei der Autkion in Betracht ziehen zu können.


    Primicerius Decimus
    Die Betriebe werden deiner Obhut übertragen. Kümmere dich um eine entsprechende Bewirtschaftung und Umbenennung bzw. die Versteigerung der betreffenden Betriebe/ProcR


    Sim-Off:

    Sie gehören jetzt dem Pasceolus Imperialis.

  • Ja, ja... auch ein Senator patrizischer Abstammung hatte anzuklopfen... fein... fein... "Herein!", ertönte es von drinnen nach draußen. Saß doch Varenus an seinem Schreibtisch und lies sich einige Trauben seines Neffen Aquila zugutekommen.

  • Der Senator trat ein und nickte demjenigen zu, der verantwortlich erschien.


    "Salve, Schreiberling.", grüßte er und setzte sich auf den Stuhl. Das Stehen raubte ihm die Kraft.


    "Consular Flavius Furianus. Jüngst erhielt ich einen Brief, der mich auf den Umstand Aufmerksam machte, dass ich in den Listen ohne Grundstücke geführt werde. Das kann nicht sein, ich habe mehr als genug und fordere Aufklärung in dieser Sache."

  • Da es Varenus war, der darauf gedrängt hatte, dass Crassus den Aelier in den Terminplan des Kaisers reinschob, wollte er ihm auch sogleich von seinem Erfolg berichten, weshalb einer der Notarii eine kleine interne Notiz, zusammen mit der Abschrift des Briefs an den Consular in das Officium des Decimus brachte.



    Ad
    Decimus Varenus
    Prim. A Rationibus


    anliegend darf ich Dir die Abschrift eines Briefes übersenden, der am heutigen Tage den Palatin verlassen hat.



    Tib. Iul. Crassus
    Prim. Ab Epistulis

  • "Halt! Legt eure Schreibtafeln weg.", sagte Varenus mit einem deutlich hörbaren Ton.
    "Wie?!" Was will bloß der Schleifer nur?
    "Ich habe eine Eingebung."
    "Ja, und? Die haben wir gerne alle mal."
    "Ich immer auf dem Locus."
    Varenus schaute den einen Noatrius mit einem bösen Blicke an. "Dafür wirst du die Bittschriften der Senatoren bearbeiten."
    "Ach, menno. Die sind immer so kleinlich und öde.", mummelte er vor sich hin.
    "Also, ihr wisst doch noch das vor einiger Zeit ein paar Einsiedler aus Germania beim Palmi waren."
    "Ja, ich kann mich an einem alten Pontifex erinnern."
    "Ach der, ja, der hatte ziemlich fett aufgetragen. Schwafelte von 'Wir sind den weiten Weg vom Rhenus hierher gekommen...'."
    "Ein Brief hätte es auch getan."
    "Pssst, meine Herren. Die Wände haben oftmals Ohren. Also, kommen wieder zurück zum eigentlichen Kern. Die Finanzabteilung hat ja die Geschenke überprüfen lassen, sodass auch diese Person gründlich überprüft wurde. Es wurde im Nachgang festgestellt, dass die Person Betriebe besitzt."
    "Na, toll. Das war nun die Eingebung?", was für ein Held.
    "Moment, kein Wunder dass ihr weiterhin die Karriereleiter nicht erklimmt. Dieser darf gar keine Betriebe besitzen!"
    "Aber wir waren noch nie der Meinung einen kleinen Mann anzuschwärzen. Senatoren und die Nobilitas ist unserer Ziel!"
    "Richtig, doch möchte ich diesen Fall als Anlass nehmen, um vielleicht einen Präzedenzfall herzuleiten."
    "Öhm?"
    "Meine Tochter schreibt mir ständig, wie sehr die Regelung, dass Mitglieder des Cultus Deorum keinen Betrieb führen dürfen. Wurde sie doch selbst dazu angehalten."
    "Tochter?"
    "Ja, die Hübsche. Die würde ich so gerne mal...", sagte ein Notarius zu seinem Kameraden, ohne es laut zu sagen."
    "Bist du bekloppt. Sie ist Vestalin. Wäre ja ein sehr kurzes Vergnügen."
    "Schon merkwürdig, dass jemand wie unserer Primicerius sowas hübsches gezeugt hat."
    "Was will denn eine Vestalin mit einem Betrieb? Die leben doch sowieso im Überfluss."
    "Es geht ums Prinzip und um die Einschneidung von Rechten. Und um meine Tochter!" Kurze Pause. "So, also. Wieder an die Arbeit. Ich möchte, dass ihr mir nochmal den Namen raussucht und welche Betriebe er tatsächlich besitzt.", fügte er an und machte sich selbst mit einem breitem Grinsen im Gesicht an die Arbeit.


    Sim-Off:

    Damit Vala was zu tun hat. =)

  • Wie ihm aufgetragen worden war, marschierte Lucius zum Officium der Notare der Finanzabteilung. Dort klopfte er und trat ein.
    "Ich suche einen Decimus Varenus!"
    erklärte er und sah suchend in die Runde.

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    Klient - Herius Claudius Menecrates

    DECURIO - MOGONTIACUM

    MUNICEPS - MOGONTIACUM

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