Armilustrium

  • Mit einer kleine Abordnung war Labeo, gleich nachdem er seinen Dienst in Misenum angetreten hatte, kaum dass er seine sieben bis zwölf Sachen verstaut hatte, nach Roma geschickt worden. Das Armilustrium wurde dieses Jahr unter Mitwirkung der italischen Truppenverbände gefeiert. Das kam ihm natürlich gut zu pass, konnte er so an dem halben dienstfreien Tag nach dem Fest einige Dinge in der urbs erledigen, bevor der Alltag in Misenum zuschlagen würde.


    So kam die Gruppe der Marineinfanteristen - schließlich ging es um die Entsühnung der Waffen und nicht der Ruder - auf dem Aventin an, fast zu spät wie unschwer zu erkennen war, da die anderen Truppenteile schon Aufstellung genommen hatten. Dadurch blieb den Infanteristen der Classis nichts anderes übrig als sich hinten einzureihen, was ihnen den üblichen Spott einbringen würde.


    Classis! Consistite!, rief er als sie an dem Platz ankamen, der für sie vorgesehen schien und die Nautae schafften es einmütig stehen zu bleiben (schließlich wollte sich hier keiner blamieren!) und auch das "State", das von Labeo quasi direkt danach ausgerufen wurde, wurde vorschriftmäßig durchgeführt. Nun konnte es also - jedenfalls wenn man nach der Flotte ging - beginnen.

  • Bezüglich Tiberius' Eingeständnis seinen Kater betreffend konnte Gracchus nun doch auch ein Schmunzeln nicht unterdrücken, hatte er doch selbst an jenem Tage danach geglaubt, wahrlich seinem Ende näher zu sein als je zuvor. Den herannahenden Aurelius grüßte er knapp, konnte er doch zu Einladungen, wie Ankunftszeiten nichts weiter beitragen.
    "Dann warten wir noch kurz"
    , schloss der Flamen Martialis sich Durus' Einschätzung an, nachdem auch Corvinus das Fehlen der Classis bestätigte.
    "Ich werde noch einmal einen Blick auf die Opfertiere werfen, ihr entschuldigt mich."
    Wenige Augenblicke nur verstrichen, als auch die Classis herannahte und durch die Calatores auf ihren Platz wurde gewiesen. Wehmütig blickte Gracchus über die Reihen der versammelten Männer - diesbezüglich hatte er stets bedauert, nicht dem Wunsch seines Vaters entsprochen und um eine Karriere im Militär sich bemüht zu haben.

    cdcopo-pontifex.png flavia.png

    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • [Blockierte Grafik: http://img197.imageshack.us/img197/1337/flamines.jpgFlamen Martialis Volusus Genucius Cipus et Flamen Quirinalis Marcus Curiatius Fistus



    Seinem energischen Schritt folgend wippte der apex, der kurze hölzerne Stab auf dem galerus, der traditionellen ledernen Kopfbedeckung der Flamines, als der Flamen Martialis Volusus Genucius Cipus zu seinem Kollegen Marcus Curiatius Fistus, dem Flamen Quirinalis, trat, nachdem er noch einmal die Opfertiere hatte begutachtet – einen Eber, einen Widder und einen Stier, allesamt von Natur aus mit rötlichfarbenem Fell ausgestattet, welches zudem mit Spuren von Bronze- und Kupferspänen eingerieben war und dadurch im Sonnenlicht rotfarben glänzte. Die beiden Flamines bildeten die Spitze der kleinen Prozession, welche die Suovetaurilia rechtswendig einmal um die versammelte Soldatenschaft würde herum führen, dabei die lustratio, die Zeremonie zur rituellen Reinigung der Waffen, vollziehen. Kurz nur verständigten die beiden Priester sich, sodann gaben sie das Zeichen weiter, dass die Hornbläser das Signal zum Beginn der Zeremonie bliesen. In den Reihen der anwesenden Versammelten – Priester, Soldaten, Salii Palatini und Collini, kultische Helfer aller Arten und einige Zuschauer – kehrte Ruhe ein. Die Träger der tönernen Schalen gefüllt mit Sand und glühenden Kohlen griffen in die Beutel an ihren Gürteln, holten daraus getrockneten Lorbeer, Styraxbalsam und Harz von Olibanum und Akazien hervor, streuten die Räucherung auf die glimmenden Kohlen, dass sich alsbald helle, graufarbene Schwaden von Rauch durch die frische Herbstluft wanden. Sodann begannen die beiden Flamines Curiatius und Genucius den uralten Ritus.
    “Mars, Herr des Krieges!
    Mars, Hüter unserer Soldaten!
    Mars, Bewahrer Roms Stärke!“

    “Quirinus, Herr der Felder!
    Quirinus, Hüter unseres Landes!
    Quirinus, Bewahrer Roms Friedens!“

    Gemeinsam, jeder von einer Seite, traten die Flamines an den Eber heran, strichen mit ihren Fingerkuppen durch die angereichte Schale voll mola salsa und strichen sodann das Gemisch über die Stirn und zwischen die Augen des Schweines.
    “Unser Dank, Mars, und dieser Eber für Dich!"
    “Unsere Bitte, Quirinus, und dieser Eber für Dich!"
    Gleicherart wurde auch der Widder geweiht.
    “Unser Dank, Mars, und diesen Widder für Dich!"
    “Unsere Bitte, Quirinus, und diesen Widder für Dich!"
    Auch der Stier wurde solcherart den Göttern angetragen.
    “Unser Dank, Mars, und diesen Stier für Dich!"
    “Unsere Bitte, Quirinus, und diesen Stier für Dich!"
    Nachdem sie sich die Hände hatten gereinigt, traten die beiden Flamines vor die versammelten Salii und Soldaten hin.
    “Mars, wir, Deine Kinder, haben für Dich das Blut unserer Feinde vergossen!
    Mars, wir, Deine Kinder, haben Deine Stärke in die Welt hinaus getragen!
    Mars, wir, deine Kinder, haben mit Deiner Kraft unsere Schlachten geschlagen!
    Nun ruhe, Mars belli, in der kommenden Zeit des Winters!“

    “Erwache, Quirinus tranquillus, für die kommende Zeit des Winters!
    Quirinus, wir, Deine Kinder, bitten um den Segen Deiner Fruchtbarkeit für unserer Felder!
    Quirinus, wir, Deine Kinder, bitten um den Segen Deines Reichtumes für unser Land!
    Quirinus, wir, Deine Kinder, bitten um den Segen Deines Friedens für unser Reich!“

    Der Flamen Martialis nahm eine Schale mit reinem Wasser, sowie einen Pinsel aus weißfarbenem Ochsenschwanzhaar entgegen, tunkte letzteren in die Flüssigkeit und begann sodann, Schild und Lanze des ersten Saliers zu entsühnen.
    “Das Blut Deiner Feinde, Mars belli, zu Deinem Ruhme! Nun lasse Deine Waffen ruhen und Deine Kinder zurückkehren in Deine Stadt!“
    Curiatius Fistus, der Flamen Quirinalis, folgte seinem Collegae, tat die Handlung ihm gleich.
    “Lasse Deine Waffen ruhen, Quirinus tranquillus, und bedenke Deine Kinder mit Deinem Frieden, dass sie Dein Land bestellen zu Deinem Ruhme!“
    Die Tat, wie auch das Gelöbnis folgten bei jedem Salier erneut, bis dass all ihre Waffen waren gereinigt. Sodann begann die Umrundung des Heeres mitsamt den Opfertieren – kultische Helfer trugen dafür Sorge, dass die mit Kräutern beruhigten Tiere teilnahmslos den Priestern folgten. Vor jeder Einheit stoppten noch einmal die Flamines und wiederholten den gesamten Ritus zur Entsühnung – begonnen mit der Anrufung der Götter bis hin zur symbolischen Besprengung einiger Soldaten mit dem reinigenden Wasser und dem Rezitieren des Gelöbnis, bis dass sie wieder vor dem Heer zu stehen kamen. Erneut bließen die Hornbläser Signal, diesmalig zum Aufbruch der Prozession zum Circus Maximus hin. Es war eine gewaltige Prozession, beinah ein kleiner Triumphzug, denn der Spitze mit den jungen Räucherträgern und kultischen Flötisten folgten nicht nur die Suovetaurilia der Opfertiere und jenen die Flamines und Pristerschaft hernach, sondern diesen anschließend die beiden salischen Brüderschaften in ihrem kultischen Tanze und sodann die Abordnungen der Cohortes Urbane, der praetorianische Garde, der Legio I Traiana und der Classis Misenensis - und selbst nach diesen reihten sich noch weitere Angehörige des Cultus Deorum und zahllose Bürger Roms ein.



    cdcopo-pontifex.png flavia.png

    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • "Nein, davon habe ich ehrlich gesagt nie zu traeumen gewagt." antwortete Serrana mit leuchtenden Augen und drueckte kurz die Haende ihrer Freundin. Sie konnte sich beim besten Willen nicht erinnern, wann sie zum letzten Mal in ihrem Leben so aufgeregt gewesen war. In Gedanken schickte sie nicht zum ersten Mal ein kurzes Dankgebet an Minerva, die sie vor einigen Wochen in diese wundervolle Stadt gebracht hatte.
    Als Calvena bei der Erwaehnung Valerians rot wurde, knuffte sie die Freundin liebevoll in die Seite.


    "Du kannst wirklich stolz sein auf deinen Praetorianer, er sieht sehr schmuck aus in seiner Ruestung." fluesterte sie leise. Es mussten ja nicht alle Mitglieder des Cultus Deorum mitbekommen, dass sich die beiden jungen Maedchen gerade nicht ueber ein allzu erhabenes Thema unterhielten. Serrana liess ihren Blick ueber die anwesenden Honorationen und die zahllosen Soldaten schweifen und kicherte dann.


    "Ueberhaupt sehen hier ziemlich viele Leute gut aus. Diese Uniformen sind schon ganz schoen kleidsam..."


    Waehrend sie sich noch umsah, entdeckte sie zu ihrer grosse Freude in der wartenden Menge die hochgewachsene Vestalin Romana und ein Stueckchen weiter weg Tiberia Septima und winkte den beiden jungen Frauen erfreut zu.


    Dann begann die Zeremonie und die beiden jungen Maedchen nahmen gemeinsam ihren Platz fuer die anschliessende Prozession ein.

  • Es war aufregend eben nicht nur Schaulustige zu sein, sondern wirklich dazu zu gehören.. Eingeweiht zu sein in die kultischen Handlungen und auch einen kleinen Teil dazu beizutragen. Sie lachte auf, als Serrana dann ganz nebenbei erwähnte, dass auch die übrigen Soldaten wirklich etwas hermachten. „Du bist doch nicht etwa auf der Suche nach einem kleinen Abenteuer?“ scherzte sie leise und musterte nun auch die übrigen Soldaten in ihren polierten Rüstungen. Serrana war zwar nicht der Typ Frau die sich einfach ins Vergnügen stürtzten, aber es würde ihrer Freundin nicht schaden, doch einmal sich den Männern zu nähern.
    Als Serrana dann jemandem zuwinkte folgte sie dem Blick ihrer Freundin und entdeckte ebenfalls die zwei bekannten Gesichtern. Auch sie erwiderte den Gruß über die Ferne.


    Wenig später senkte sich dann Schweigen über die Stätte und aus der fröhlichen und fast noch unpassenden Atmosphäre wurde schließlich eine andächtige Ruhe. Ebenso wie Serrana, nahm sie unwillkürlich eine stolze und ruhige Haltung an. Aufmerksam und andächtig folgte dem dem Ritual, lauschte den wichtigen Worten der beiden Flamines. Schließlich nahmen die beiden discipuli ihre Plätze in der Prozession ein.

  • Erfreut stellte Septima fest, das sowohl Serrana als auch Calvena sie gesehen hatten und ihren Gruß erwiderten. Leider standen sie zu weit auseinander, als dass sie hätten miteinander sprechen können, so ließ Septima ihren Blick noch ein wenig durch die Menge wandern. Und schon stach eine besonders hoch gewachsene Frau aus der Zuschauermenge hervor. Claudia Romana war ebenfalls zu Feier des Armilustrium gekommen.


    Septima gab Baldemar zu verstehen, dass er ihr den Weg bis zur Claudia frei machen sollte und ging dann zu ihr herüber. „Salve, Caudia Romana.“ grüßte sie die Patrizierin. „Du lässt dir auch nicht diesen feierlichen Moment entgehen? Wieso stehst du nicht auch bei Calvena und Serrana?“ Romana war Vestalin, wieso sollte sie dem Cult nicht direkt beiwohnen können? Nun gut, Septima hatte nicht so die Ahnung vom Cultus Honorum, und desshalb fragte sie auch nochmal nach.


    Gegen den Wind auf dem Aventin zog Septima ihre Palla noch etwas enger um sich. Dann fing die Zeremonie endlich an. Aufmerksam beobachtete sie, wie die Priester zuerst die Opertiere und anschließend jede Abordnung der Soldaten weihte. ‚Die armen Tiere.’ dachte die junge Frau bei sich. Da waren sie schön heraus geputzt worden, nur um demnächst ihr Blut zu vergießen und ihr Leben für die Götter, die diese Tiere geschaffen hatten, auszuhauchen. Es schüttelte die junge Frau alleine bei dem Gedanken daran, das dem Stier oder Eber die Kehle aufgeschlitzt wurde.


    Die hier anwesenden Soldaten wurden stellvertretend für ihre ganzen Kameraden entsünd und während die Priester ihren Ritus vollzogen, musterten die Augen der Tiberia die aufmarschierten Männer. Das Gesicht des Mannes, der etwas abseits seiner Praetorianer stand, kam ihr bekannt vor. Leise wand sich Septima an die neben ihr stehende Claudia und fragte sie flüsternd. „Der junge Mann dort hinten, kommt der dir auch bekannt vor?“ dabei deutete sie möglichst unauffällig auf Valerian.


    Als sich die ganze Abordnung in Bewegung setzte, und zum Schluß auch die Zuschauer sich dem Strom Richtung des Circus Maximus anschlossen, schaute Septima fragend zu Romana. „Wollen wir gemeinsam gehen?“

  • Gerade, als Romana mit den zwei Vestalinnen, mit denen sie gekommen war, losgehen wollte, mit der würdevollen, freundlichen Papiria Occia an ihrer linken und der alten, grantelnden Minucia Milicha an ihrer rechten, vernahm sie eine Stimme hinter ihr. Sie drehte sich um und lächelte, als sie Septima sah, mit jenem Grobian von Sklaven, mit dem Romana sie schon vorher gesehen hatte. „Tiberia Septima!“, rief sie freudig aus. „Schön, dich zu sehen.“ Zwar kannte sie die Tiberierin nicht so gut, aber sie schätzte sie trotzdem als sehr nette Person ein. „Ja, Calvena und Serrana stehen leider zu weit weg. Und außerdem wollen wir ihnen nicht im Weg stehen. Du weißt, als Vestalinnen haben wir nicht viel zu melden, was das Armilustrum angeht. Dafür sind die regulären Priester zuständig. Uns hat die Festlihkeit allerdings angezogen. Darf ich dir vorstellen – Papiria Occia und Minucia Milicha.“ Gewandt an die beiden Mitvestalinnen meinte sie: „Das hier ist Tiberia Septima, eine Freundin von mir.“ Hoffentlich traf der Titel auch zu. Na ja, würde es schon irgendwie.


    Die Papirierin lächelte huldvoll. „Schön, dich kennen zu lernen, Tiberia.“, meinte sie. Milicha schnaufte nur. „Jaja... freut mich.“, meinte sie kurz angebunden, Romana wundersam anblickend.


    „Wie geht es dir denn so, Septima?“, fragte Romana wiederum. Sie bemerkte, wie die Tiberierin zu den Tieren hinüber blinzelte. Burschikos lächelte Romana sie an. „Die Opfertiere.“, meinte sie lapidar, legte ihren Zeigefinger an den Hals und fuhr sich rapid über die Kehle damit. „Zur Ehre der Götter!“, erklärte sie ihre Geste. Ihr schien es scheinbar nicht im Geringsten etwas auszumachen, in der Gewissheit zu leben, dass die Tiere sterben würden, im Gegenteil, sie freute sich immens darüber, dass die Götter ihr Opfer kriegen würden. Sie war halt schon ein bisschen eine Religionsfanatikerin, auch wenn sie das nicht zugeben würde.


    Sie wurde aus ihrer Andacht herausgerissen, als Tiberia Septima die Prätorianer in der Ferne herausdeutete. „Oh, ich glaube, den kenne ich.“, meinte sie und blickte ein wenig genauer hin. „Das ist doch der Quintilier!“ sie konnte schon stolz auf ihre Augen sein. „Den Calvena heiraten will.“ Der war auch hier! Nun, erstaunen tat sie das nicht, es war ja ein stolzes Kontingent von Soldaten hier.


    Sie nickte, als sie die Worte der Tiberierin hörte. „Sicher, machen wir das. Occia, Mili...“ Weiter kam sie nicht. Rings um sie hatte sich der Zug bereits in Bewegung gesetzt, und mit ihm waren nun auch die beiden Vestalinnen gezogen. Entweder hatten sie angenommen, die zwei ins Gespräch vertieften Mädchen würden ihnen folgen... oder dies war aus reinster Höflichkeit geschehen, weil sie sich nicht in die Unterhaltung zweier junger Frauen einmischen wollten. Wer wusste dies schon?


    „Weg sind sie.“, konstatierte Romana das Offensichtliche. „Vielleicht finden wir sie ja wieder. Also, gehen wir.“ Sie setzte sich in Bewegung, darauf bedacht, immer neben Septima zu sein, um diese nciht auch noch zu verlieren.

  • Irgendwo zwischen den Zuschauern stand Macer, zusammen mit einigen anderen Senatoren, die wie er schonmal ein militärisches Kommando inne gehabt hatten. Daher konnten sie sich die rituelle Reinigung der Waffen zum Ende der Feldzugssaison natürlich nicht entgehen lassen. Macer hatte außerdem gehört, dass eine Abordnung seiner alten Legio I mit dabei sein sollte und auch wenn er nicht annahm, irgend einen bekannten Soldaten dort zu erblicken, war dies für ihn noch ein Grund mehr gewesen, die Zeremonie zu verfolgen.


    Die Männer plauderten über ihre Zeit bei der Armee und tauschten sich über vergangene Ereignisse aus, bis die Musik zum Schweigen aufforderte. Stumm beobachteten sie dann, wie die beiden Flamines mit Ruhe und großem Ernst die Zeremonie vollzogen, die hier in Rom wohl viele gar nicht mehr so genau verstanden, wenn sie noch nie ein Heer im Kampf gesehen hatten. Macer hatte es und wusste daher, wie wichtig für einen Soldaten diese rituelle Reinigung sein konnte.


    Erst als alle anwesenden Einheiten stellvertretend für alle Soldaten im ganzen Reich entsühnt waren, formierte sich die Prozession, der sich auch Macer mit seinen Senatskollegen anschloss.

  • Plötzlich trat Corvinus hinzu und löste die Fragen auf - was auch durch die herannahenden Soldaten, die eindeutig der Flotte zuzurechnen waren, bestätigt wurde. Auch der Flamen begab sich nun an seinen Platz und ließ die drei Pontifices zurück.


    Kurz darauf begann das Ritual und Durus beobachtete die Flamines genau. Curiatius Fistus vollzog es zum ersten Mal, doch offenbar war er eine gute Wahl gewesen, denn er wirkte konzentriert und dennoch würdevoll. Wie üblich wurde auch der Tiberier von einem starken Gefühl der Ruhe und Andacht ergriffen, als er die uralten Gebete hörte, untermalt vom Klang der Flöten und Kriegshörner. Wie mochte es wohl damals gewesen sein, als die Bürger Roms ihre Pflüge verlassen, die Waffen ergriffen und in den Krieg gezogen waren? Wie mochte es gewesen sein für die Legionäre, die Hannibal und andere Barbaren in die Knie gezwungen hatten? Sie hatten zweifelsohne einer solchen Reinigung bedurft um die Gräuel des Krieges abzuwaschen!


    Schließlich war der Ritus vollzogen und man formierte sich zur Prozession. Die Pontifices hatten ihren Platz natürlich direkt bei den Flamines (obwohl sie ja strenggenommen nicht selbst opferten). Als Pontifex pro Magistro nahm Durus den Platz des Pontifex Maximus an der Spitze der Schar ein (direkt hinter den beiden Flamines). Hocherhobenen Hauptes wandte er sich der Ebene zu, in der der Circus Maximus lag, und während er die ersten Schritte tat, fühlte er sich fast wie ein General, hinter dem die Truppen ins Feld zogen.

  • Punktgenau zur Lustratio hatte auch Avianus selbst als Magister der Palatini auf den Aventin gefunden. Eine Gegend in der ewigen Stadt, in derer er selbst sich nicht so oft herumgetrieben hatte, die er jedoch als gut erreichbar einstufte, war prall gefüllt mit Leuten und Beiwohnern der Zeremonie, Sodales und Milites. Der Verkehr war heute besonders grauenvoll, womit man die Verspätung des Aureliers hoffentlich entschuldigen konnte. Es kam Avianus vor, als hätte sich ganz Rom zu dieser Zeremonie versammelt und eng in den Straßen und auf dem Aventin gequetscht, um noch rechtzeitig zu sehen, was sich abspielte. Doch er war nun da, seiner Pflicht und Religiosizität wegen, um die Salii Palatini auch offiziell als Magister zu vertreten. Mit wachsamen Augen quälte er sich durch den Aventin und suchte die anderen Sodales, achtete dabei auf sein äußeres Erscheinungsbild, die rote Tunica, der Trabea, dem Ancilium und dem einschneidigen Hiebschwert an der Seite. Es war alles gut geplant gewesen und Avianus wollte es tunlichst vermeiden, dass im Plan etwas schief ging! Später wäre es seine Aufgabe, vorzusingen und vorzutanzen.


    So fand Avianus zumindest schon Orestes inmitten der Menge und grüßte ihn mit einem freundlichen Nicken. "Salve, Orestes, hast du die anderen schon gefunden? Wir sollten sie schnell finden, denn wenn sie mit der Lustratio fertig sind, wären wir am Zug."


    Auch die Aufstellung war genauestens überdacht - Flavius Gracchus konnte zu jenem Tage leider nicht mittanzen. So abseits der anderen Salier würde vielleicht sein Sprachfehler nicht auffallen, wenn er singt. (Denn Singen konnte der gute Mann ja hoffentlich!)
    Avianus müsste ohnehin vorne stehen. Orestes würde aufgrund seiner kultischen Erfahrung und seines Talentes in solchen Dingen direkt hinter Avianus stehen. Und Corvinus direkt neben Orestes. Und bei den restlichen spielte es keine Rolle mehr, wo sie standen, da sie ebenso talentiert waren, wie die restlichen Salier.


    Doch es ging schon weiter und zum Glück war Avianus just in diesem Moment schon angekommen - die Entsühnung der Waffen hatte schon begonnen, womit sich die Frage erübrigen sollte, ob sie sich noch gegenseitig finden würden... es würde spätestens vorne geschehen, wenn sie alle an der Reihe waren. So traten sie nach vorne, vollzogen zu Ehren des Mars den Ritus zur Entsühnung der Waffen. Ein Moment, der Avianus inspirierte und ihm Stärke verlieh.

  • Antoninus war mächtig Stolls das er für die Abordnung der I Legio ausgesucht worden war. Noch dazu waren nur 4 Eques dabei das macht ihn zu etwas besonderem. Mit seinem früherem Centurio Marcus Iulius Licinus war er hier her geritten. Nach ihrer Ankunft wurden eiligst die Rüstungen auf Hochglanz Poliert worden. Dann führte der Centurio sie auf den Aventin geführt wo die Zeremonie statt fand. Es war alles so aufregen für den 17 jährigen Eques Antoninus. Aber er wusste das er sich hier mit rumzappeln keine Blöße leisten durfte. Er stand einfach nur da und lies alles auf sich wirken und als er an der Reihe war machte er einfach das was die anderen vor ihm auch getan hatten. So war er sich sicher das nix schief ging.

  • Alle hatten ihren Platz eingenommen. Und nun wurde es doch endlich feierlich. Valerian ließ dies auf sich wirken und verfolgte die Entsühnung der Waffen genauestens. Die Flamines machten das wirklich gut. Jedem schenkten sie die gleiche Aufmerksamkeit, reinigten die Waffen, sprachen die rituellen Worte. Zwar gab es für die Praetorianer niemals Frieden, trotzdem gab diese feierliche Handlung ein merkwürdig friedliches Gefühl im Inneren. Vielleicht kam es einfach durch die feierliche Atmosphäre, doch war es nicht egal, woher es kam? Wenn es nur da war.


    Es dauerte seine Zeit bis die Zeremonie durchgeführt war. Dann setzte sich die Prozession in Bewegung. Zum Glück war jeder Einheit zuvor gesagt worden, welchen Platz sie einzunehmen hatte. Und schon ging es im Gleichschritt los, in Richtung Circus Maximus. Hin und wieder konnte er einen Blick auf die weiter vorne tanzenden Salier erhaschen. Ein Anblick, den er schon früher, wenn er als Zuschauer dabei gewesen war, sehr genossen hatte. Zumindest, wenn die Tänzer einigermaßen talentiert waren und alles im Einklang passierte.

  • Als Optio marschierte Quintus hinter dem Centurio her und vor den Männern weg. Die Zeremonie war schon sehr interessant gewesen, zumal er bei den Flötenspilern und Tänzern den Eindruck gewonnen hatte, dass nicht alle römischen Riten stocksteif von statten gingen. Kombiniert mit einem Saufgelage wäre diese Veranstaltung hier schon fast als germanisch zu betrachten gewesen, aber eben nur fast und auch nur mit extrem viel Met und Bier.
    Wie auch immer, die Prozession hatte begonnen, und so marschierte Quintus zusammen mit den anderen Praetorianern hinter Valerian her. Der Weg war von Zuschauern gesäumt, und bei den flüchtigen Blicken, die der Duccier auf die Umstehenden werfen konnte, entgingen ihm nicht die durchaus hübschen römischen Frauen, die so nah standen und für einen Soldaten wie ihn dennoch so unerreichbar waren...

  • Als Calvena sie fragte, ob sie auf der Suche nach einem Abenteuer wäre, musste Serrana erneut kichern, diesmal allerdings hauptsächlich aus Verlegenheit. Für sie bedeutete es ja schon ein Abenteuer, mit einem Mann überhaupt zu reden, alles was es darüber hinaus noch geben mochte, lag in ihrem Fall bislang noch hinter einem rätselhaften Nebel. In dieser Hinsicht hatte Großmutter Laevina mit der jahrelangen strengen Abschottung ihrer Enkelin von allem, was ihrer Meinung nach schädlich für das Gemüt eines jungen Mädchens war, wirklich hervorragende Arbeit geleistet, auch wenn sich der Vorhang seit Serranas Ankunft in Rom mittlerweile an der einen oder anderen Stelle etwas zu lichten schien.


    Nach Beginn der Prozession verflog ihre Verlegenheit jedoch schnell und machte einem erhabenen Glücksgefühl Platz. Ihre sonstige Unsicherheit löste sich auf und sie fühlte einen großen Stolz, ein Teil dieser wundervollen Zeremonie zu sein, auch wenn dieser in ihrem Fall nur winzig klein war. Glücklich schritt sie an der Seite ihrer Freundin und hoffte, dass die Prozession noch lange andauern würde.

  • Höflich erwiderte Septima den Gruß der ihr vorgestellten Damen. An deren traditionellen Kleidung war zu erkennen, dass es sich bei den Frauen ebenfalls um Vestalinnen handelte. Allerdings Vestalinnen, die dem Kult schon länger angehörten. 'Wie lange dient eine Vestalin ihrer Göttin eigentlich?' fragte sich Septima in diesem Moment. Sie würde Romana bei passender Gelegenheit danach fragen.


    „Oh, danke der Nachfrage, Romana. Mir geht es sehr gut. So langsam finde ich mich in Rom auch zu Recht und muß nicht ständig meinen Sklaven hinterher laufen um den Weg zum Domus zu finden.“ scherzte die junge Tiberia, wurde aber sogleich wieder ernst als die Vestalin auf die Opfertiere deutete. „Ja, ich weiß. Ich verstehe nur nicht ganz, warum unsere Götter immer Blutopfer fordern. Weihrauch ist doch auch eine schöne Opfergabe und absolut etwas besonderes.“ Septima machte keinen Hel daraus, dass sie von der Tötung solcher Tier nicht viel hielt.


    Dank der guten Augen von Romana, bestätigte sich Septima Verdacht, dass der Centurio bei den Praetorianern der junge Quintilia war. Und die Claudia verriet sogar noch mehr. „Calvena und er wollen heiraten? Ist das denn schon öffentlich?“ fragte Septima sehr erstaunt und auch sehr leise nach. Hier waren viele Zuschauer und somit auch viele neugierige Ohren.


    Während der Zeremonie schwiegen die Frauen und verfolgten mit den Augen der Entsühnung.


    Erfreut schloss sich Septima zusammen mit Romana dem Zug in Richtung Circus Maximus an. Die Sänfte der Tiberia wurde ganz am Schluss von ihren Sklaven hinterher getragen, so dass sie den Weg zurück nach Hause nicht ebenfalls zu Fuß zurück legen mußte. Auch wenn es sich womöglich gotteslästerlich anhörte, so konnte sich Septima einen Kommentar zu den tanzenden Männern nicht verkneifen. „Findest du es nicht auch merkwürdig, Männer tanzen zu sehen?“ fragte sie Romana in vertraulichem Ton. Das Durus vorne an der Spitze, direkt hinter den beiden Flamines ging, machte Septima sehr stolz auf ihren Onkel. Durus hatte schon sehr viel erreicht in seinem Leben. Hoffentlich würde Septima eines Tages auch einem so erfolgreichen Mann zur Seite stehen. Ob dieser Mann vielleicht ein gewisser Octavia sein würde? Die Röte auf ihren Wangen kam nicht nur vom strengen Wind auf dem Aventin.

  • „Das ist sehr schön! Es ist halt so, dass Rom eine elend riesige Stadt ist. Ein Moloch, mögen manche sagen. Der wundervolle Nabel der Welt, sagen die anderen. Für mich ist es beides.“ Sie blickte zu irgendeinem Punkt hinüber, in die Dächerlandschaft der ewigen Stadt. „Meine Eltern hielten es für passend, mich nach dieser Stadt zu benennen. Und ich ich trage meinen Namen mit stolz. Selbst wenn ich viel etrurisches Blut in meinen Adern habe, und mich sehr mit Etrurien verbunden fühle – weißt du, ich verbrachte einen großen Teil meiner Kindheit dort... ich bin zuallererst Römerin, ein Kind der Stadt, auch wenn ich manchen wie der Bauerntrampel aus Clusium, als der ich mich hie und da auch fühle, vorkomme.“ Sie lachte leise in sich hinein. „Sag, bist du Stadtrömerin?“, fragte sie.


    Was die Opfer anging, blickte Romana sehr ernst drein. „Weihrauch ist keine Gabe an sich, sie macht nur den Weg zu den Göttern frei! Wiehrauch muss verbrannt werden, sodass das Opfer erst zustande kommt!“, schulmeisterte sie, bevor sie wieder lächelte. „Nein, ein besondereres Opfer als ein blutiges gibt es nicht. Jetzt sag mir bloß nicht noch, du bist eine von diesen, die sich nur von Früchten, Brot und Gemüse ernähren?“ Es gab ein paar, vor allem in den Oberschichten, wo man genug Essen bekam, sodass man nicht unbedingt auf das stärkende Fleisch, welches den Unterschichten elementär war, angewiesen war. Romana war ein echter Fleischtiger, und es machte ihr nicht im Geringsten etwas aus, zu wissen, dass Tiere für die Nahrung der Claudierin sterben mussten. So war die Natur. Die Götter hätten es anders eingerichtet, wäre es nicht gut so.


    Romana blickte die Tiberierin schmunzelnd an. „Du weißt das noch gar nicht? Na ja, wenn Calvena es dir noch nicht gesagt hat, wird sie ihre Gründe haben. Also, Septima: Das hast du nicht von mir!“, wies sie die Tiberierin an.


    Sie blickte sich unwillkürlich um. „Schöne Sänfte. Ich muss, solange ich nicht formell mit meiner Ausbildung fertig bin, latschen. Macht mir aber nichts aus.“, eröffnete sie Septima. Gleichsam blickte sie nach vorne, wo sie die Pontifices erblickte. „Sag einmal, inwieweit bist du mit Tiberius Durus verwandt?“, fragte sie Septima.


    Si zuckte mit den Achseln und musste schmunzeln, als Septima erwähnte, es wäre seltsam für sie, tanzende Männer zu sehen. „Ich habe schon die eine oder andere Sauforgie beobachtet. Aus der ferne, natürlich. Aber es ist und bleibt komisch. Ich habe noch niemals einen Mann gesehen, der tanzen kann. Das mag auch für einige der Zeitgenossen vor uns gelten.“, kicherte sie.

  • Die Entsühnung der Marineinfanteristen der Classis Misenensis war für Labeo ein beeindruckendes Erlebnis. Die alten, gar altertümlichen Worte, der Geruch, all dies verfehlte seine Wirkung nicht. Er dachte zurück an die Kämpfe seines ersten Abschnitts in Misenum. An die fast schon Schlacht gegen Gorgus und seine Mannen, bei der sein guter Freund Verus einen inneren Knacks bekommen hatte, von dem er sich nicht wieder erholt hatte und der eine neue Unstetigkeit in ihn hinein gebracht hatte. Auch an ihm Labeo war diese grausame Schlacht nicht ohne weiteres vorübergegangen:


    Seine eigene Krise, dass er die Flotte hatte verlassen wollen, sich dann aber hatte versetzen lassen, das alles war Folge gewesen, dieses blutigen Gemetzels. Jetzt aber würden diese Erinnerungen zusammen mit den Schwaden des Weihrauches zu den Göttern getragen. Mars und Quirinus würden seine Waffen und sein Inneres entsühnen. Er betete auch für Verus, wo auch immer dieser nun war. Er betete für seinen alten Kommandanten Florus, und für die neuen.


    Er fühlte es. Für ihn begann am heutigen Tag, hier auf dem Aventin, mit diesem Armilustrium ein neuer Abschnitt. Sühne und Schuld würden vergessen sein, auch weitere Kämpfe würden ihn nicht so bewegen. Er wüsste ja nun, dass die Götter bereit waren ihn zu entsühnen. Mars sei Dank, Quirinus sei Dank.


    Sie waren die letzten gewesen, die sich hatten lustrieren lassen, und standen auch in der Prozession an deren Ende, das heißt bevor sich die vielen anwesenden Mitfeiernden, oder Zuschauer, sich anschlossen.

  • Während wir warteten, und die verschiedenen Truppenteile eingewiesen wurden, hatte die ganze Veranstaltung wenig feierliches an sich. Ich wurde etwas nostalgisch, als ich die Abordnung der Prima eintreffen sah, und freute mich sehr, an ihrer Spitze Licinus zu erblicken. Mehr als sein Nicken zu erwidern erlaubte ich mir aber nicht. Die von der Classis machten ihrem Ruf mal wieder alle Ehre und erschienen als letzte. Dann ging es los - Hörnerklang, der Duft des Räucherwerkes, andächtige Stille. Die Flamines weihten die Opfertiere, gingen zu den Saliern und kamen auch zu uns. Eine Gänsehaut überlief mich, bei den kraftvollen Worten der Anrufung, und so intensiv wie schon lange nicht mehr war ich mir bewusst, durch meinen Dienst Teil von etwas Größerem zu sein.


    Seitdem ich bei den Urbanern war, hatte ich nur ein einziges Mal jemanden getötet (der Kerl, der die kleine Camilla hatte abstechen wollen, und der mich angegriffen hatte, also der hatte es zweifellos verdient), aber davor, bei der Prima... in den Hügeln jenseits des Euphrat... oder nein, erinnerte ich mich, damals war ich noch zu weich gewesen, aber dann vor Edessa natürlich, zum ersten Mal... dann am Chaboras... in Circesium... diese Nacht war vage, ganz verschwommen wenn ich daran zurückdachte... und später in dem vermaledeiten Dorf, dessen Namen ich nicht kannte, da wo es meinen Centurio erwischt hatte... Ich hielt mich sehr gerade, presste die Kiefer zusammen. Es war eben Krieg gewesen.
    Und es hatte keine besondere Lustratio für uns gegeben, nach der Rückkehr aus dem Osten. Ich hatte schon das Gefühl gehabt, dass man uns mit unseren Taten, die man uns befohlen hatte, und mit den Spuren die sie hinterließen, einfach alleine ließ. Aber jetzt spürte ich auf meinen Händen, meinem Gesicht, die Feuchtigkeit des reinigenden Wassers, und ich stellte mir vor, wie es alles alte Blut einfach abspülte, von mir, meinen Waffen, von all den Soldaten, die hier mit mir zusammen standen, von den Armeen, die über das ganze Imperium verteilt unter dem Adler Dienst taten... Eine große Erleichterung kam über mich, eine Ruhe und Gelassenheit, die ich gar nicht beschreiben kann.


    Die Flamines zogen vorüber, und schließlich setzte sich der ganze Zug in Bewegung. Da wir schon so früh dagewesen waren, marschierten wir Urbaner jetzt dicht hinter den Saliern – das freute mich, zum einen (ein bisschen zumindest) weil wir noch vor der Garde gingen, zum anderen weil ich sehr gespannt auf die Tänze der Salier war.

    cp-tribunuscohortispraetori.png decima.png

    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • Der Zug wandte sich dem Vicus Armilustri zu, jener uralten Straße, die seit der Zeit der Könige der Weg dieser Prozession war. Sie führte auf relativ direktem Wege vom Platz der Literatio hinab in das Tal, in dem majestätisch der Circus Maximus lag. Heute durfte die sonst eher traurige Gasse in vollem Glanz erstrahlen, als zuerst die Weihrauchträger voranschritten, dicht gefolgt von den Tibicines, deren Flöten im Wechsel mit den folgenden Hornisten spielten und mal eine träumerische, dann spannungsgeladene Atmosphäre entwickelten.


    Nun folgten die Opfertiere, deren Schmuck im Wind des jungen Tages wehte, während die Tiere selbst gleichmütig einen Huf vor den anderen setzten und den Opferdienern keine Probleme bereiteten, sie in Schach zu halten. Von ebensolcher Ruhe waren die beiden Flamines, die heute wieder einmal auf die Anwesenheit ihres Collega, des Flamen Dialis verzichten mussten. Wie üblich strahlte Genucius Cipus die männliche Potenz des Mars aus, während Curiatius Fistus, der neue Flamen Quirinalis wesentlich rundlicher war - was vermutlich auch dahingehend passend wirkte, da Quirinus ja die friedliche Form des kraftstrotzenden Mars war. Die würdevolle Miene beider wurde nur einen Augenblick unterbrochen, als sie ausscheren mussten, um dem weichen Fladen aus dem After des Stieres auszuweichen (offenbar hatte man ihn derart stark beruhigt, dass auch seine Verdauungsmuskulatur sich entspannt hatte).


    Den beiden Hauptdarstellern folgten die Pontifices, jeweils geleitet von einem Calator und dann schließlich die Salii, gehüllt in archaische Rüstungen, bewaffnet mit dem Ancilium und seinen Kopien, sowie uralten Lanzen. Während dem Marsch vollführten sie ihre Tänze und mochten dabei auf den einen oder anderen Unwissenden leicht befremdlich wirken.


    Erst jetzt marschierten die, die eigentlich der Anlass jener Feierlichkeit waren: Traditionell in abwechselnder Reihenfolge hatten diesmal die Cohortes Urbanae die Ehre, den Zug anzuführen. Ihnen folgten die Praetorianer und erst dann jene Einheit, die bereits seit der Königszeit das Rückgrat der römischen Armee bildete: Stellvertretend für die etwa dreißig Legionen durfte die Abordnung der Legio I Traiana Pia Fidelis voranschreiten und damit eine Tradition fortführen, die viele Jahre, während keine einzige Legion in Italia stationiert gewesen war, unterbrochen worden war. Erst danach waren die Seeleute der Classis an der Reihe (die als überwiegend nichtrömische Einheit jedoch niemals die Ehre der vorderen Plätze genossen hatte). Dennoch fanden sie große Bewunderung bei den Passanten, die voller Begeisterung "ihren Jungs" zujubelten - kannte man in Rom doch nur wenige Seeleute oder traf sie auch nur in den Straßen.


    Den Abschluss der "offiziellen Prozession" bildeten weitere Angehörige des Cultus Deorum, darunter Ministri, Popae und Victimarii, aber auch Discipuli und Aeditui der Mars- und Quirinus-Tempel.


    Das Volk schließlich tappte ihren kultischen Repräsentanten weitaus weniger würdevoll hinterher, viele fröhlich schwatzend oder sogar Kleinigkeiten essend, sodass die Masse der Menschen, die vom Aventin herunterkam, eher den Eindruck einer Menge auf dem Weg zu einem Volksfest als zu einem Staatsopfer machte.

  • Zitat

    Original von Tiberius Aurelius Avianus
    So fand Avianus zumindest schon Orestes inmitten der Menge und grüßte ihn mit einem freundlichen Nicken. "Salve, Orestes, hast du die anderen schon gefunden? Wir sollten sie schnell finden, denn wenn sie mit der Lustratio fertig sind, wären wir am Zug."


    Sein sagen wir einmal Vetter Avianus kam zu ihm. "Salve Tiberius!", konnte er ihm noch schnell zurufen, als sie schon eigewiesen wurden. Darauf kamen auch die anderen Palatini, so dass sie der Lustratio folgen konnten. Dann wurde die Procession geformt, in welcher sie eine besondere Rolle auszuführen hatten: sie tanzten. Es war der alte, lang geübte salische Tanzschritt, den sie durchführten, in den ebenso archaisch, wie warmen Rüstungen, so dass es nicht lange dauerte bis die ersten Schweißperlen die Stirn bedeckten.


    Die Palatini hatten die von Tiberius entworfene Formation eingenommen, so dass Orestes ziemlich weit vorne tanzte, das machte ihm - bis jetzt - noch nichts aus, er kannte die Schritte (so schwer waren sie auch nicht) und das Tempo der Prozession war gemächlich angenehm. Dennoch würde es ein langer Weg bis zum Circus sein, in dem das Opfer durchgeführt werden sollte.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!