"Aber würde es nicht den reibungslosen Ablauf der Amtsgeschäfte stören, wenn die Magistrate vor jeder Amtshandlung neu schwören müssen?" fragte Witjon nun lieber nach, denn die Intention seiner Nachfrage war gewiss nicht die gewesen, diesen Passus in der Lex beizubehalten.
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Entwurf einer Lex Municipalis
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- Diskussion
- Marcus Petronius Crispus
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Wieder einmal wurde dem Alten klar, dass er kein besonders großartiger Jurist war - er drückte sich einfach nicht präzise genug aus. Und vor lauter
"Äh, nein. Also ich meinte, dass er einmal den Amtseid schwören muss und zwar bevor er irgendeine Amtshandlung macht. Die Strafe war so gedacht, dass er für jede Amtshandlung, die er vor Ablegen des Eides vornimmt, Strafe zahlen muss. Nicht jedesmal den Amtseid ablegen, das wäre ja doch überflüssig - ein Mann, ein Wort!"
Dass man überhaupt auf die Idee kam, vor jeder Handlung den Eid abzulegen, war wirklich etwas absurd - auf so eine Nachfrage konnten wohl auch nur Juristen kommen...
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"Achso", machte Witjon, als er die Formulierung endlich verstanden hatte. "Dann sollten wir hier vielleicht ein klein wenig präziser formulieren. Dazu würde ich ehrlich gesagt im ersten Satz den Passus 'und vor jeder Amtshandlung' streichen, das finde ich zu missverständlich. Und den letzten Satz würde ich wie folgt umstellen: 'Jeder Magistrat ist verpflichtet für jede Amtshandlung, die er tätigt, ohne diesen Eid geschwört zu haben, eine Strafzahlung von je 2000 Sesterzen in die Stadtkasse zu zahlen.' Ich denke, das ist etwas klarer." Fragend sah er Petronius an. Hoffentlich störte es ihn nicht, dass Witjon ständig etwas zu mäkeln hatte.
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Crispus nickte - er hatte nichts dagegen, wenn sein Gesetz korrigiert wurde, solange der Sinn nicht entstellt wurde.
"Ja, ist vielleicht besser."
Ein anderer Duumvir - eine Anwalt - wandte allerdings noch mit einem süffisanten Lächeln ein
"Allerdings würde ich doch 'geschworen' als Partizip empfehlen."
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Beinahe wäre Witjon ein lautes Klugscheißer rausgerutscht. Beinahe. Das süffisante Lächeln konnte der Kerl sich sonstwohin schieben, fand Witjon. Er zuckte mit den Schultern und versuchte so gleichgültig wie möglich zu wirken.
"Natürlich. Geschworen. Irgendwelche Einwände, diese Formulierung in die Lex zu übernehmen?"
Witjon warf noch einmal einen Blick in die Runde. Es sah nicht so aus, als hätte jemand noch etwas auszusetzen. Er jedenfalls war zufrieden mit diesem Passus.Da sich letztlich niemand mehr zu Wort meldete - Domitius gab ja auch gerne mal seinen Kommentar ab - ließ Witjon den nächsten Absatz verlesen.
ZitatVIII. De Iuribus Magistratum
Jeder amtierende Duumvir soll das Recht haben, die Beschlüsse und Handlungen seines Collega oder der Quaestores oder Aediles für unwirksam zu erklären. Ebenso soll jedes Aedil das Recht haben, die Beschlüsse seines Collega für unwirksam zu erklären, wenn er dies innerhalb von drei Tagen tut. Jeder Aedil, Quaestor oder Duumvir, der sein Amt rechtschaffen ausgeführt hat, soll nach dem Ende seiner Amtszeit das römische Bürgerrecht für sich und seine ehelichen Kinder verliehen bekommen, soweit er dieses nicht bereits besitzt. Für die Dauer ihrer Amtszeit sollen außerdem alle Duumviri iure dicundo, Quaestores und Aediles von allen Munera und dem Kriegsdienst frei sein.
"Auch hier empfehle ich der Praxis halber eine vereinfachende Umformulierung", erklärte Witjon und nannte seine Kritikpunkte: "Ich würde die ersten Sätze wie folgt abändern: Jeder amtierende Duumvir hat das Recht, die Beschlüsse und Handlungen seines Collga oder der anderen Amtsträger für Unwirksam zu erklären. Ebenso hat jeder Aedil das Recht, die Beschlüsse seines Collega für unwirksam zu erklären, wenn er dies innerhalb von drei Tagen tut.Und dann noch in den letzten Sätze das soll jeweils ersetzen durch hat beziehungsweise sind und so weiter." Den Decuriones dürfte wohl klar sein, wie er das meinte. Eben genau so, wie sie es schon bei allen vorigen Absätzen verändert hatten.
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Und schon gingen sie zum nächsten Punkt über. Crispus hörte sich kurz die Vorschläge des Duumvir an, dann erinnerte er sich, dass er die Sache noch einmal mit Iulius durchgegangen war und holte eine Tabula hervor. Nach kurzem Suchen hatte er die Stelle gefunden:
"Das sehe ich inzwischen auch so. Ich habe mir folgende Formulierung überlegt:
Jeder amtierende Duumvir hat das Recht, die Beschlüsse und Handlungen seines Collega oder der Quaestores oder Aediles für unwirksam zu erklären. Ebenso hat jeder Aedil das Recht, die Beschlüsse seines Collega innerhalb einer Frist von drei Tagen für unwirksam zu erklären. Jeder Aedil, Quaestor oder Duumvir, der sein Amt rechtschaffen ausgeführt hat, erhält nach dem Ende seiner Amtszeit das römische Bürgerrecht für sich und seine ehelichen Kinder verliehen, soweit er dieses nicht bereits besitzt. Für die Dauer ihrer Amtszeit sind außerdem alle Duumviri iure dicundo, Quaestores und Aediles von allen Munera und dem Kriegsdienst befreit."
Er sah kurz auf und überlegte, was er gesagt hatte, und zuckte mit den Schultern.
"Ist im Grunde dasselbe, was du vorgeschlagen hast."
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Marsus hatte schon ein paar mal zu mir rübergeguckt, aber ich hatte keine Stolpersteine bemerkt.
"Nein, nein, werter Kollege Marsus, bei den letzten Absätzen haben sich mir keine Haare gesträubt. Geht alles runter wie Öl. Keine Einwände."
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Witjon quittierte Massulas Worte mit einem Grinsen und hatte auch nichts gegen Petronius' Vorschlag zu sagen. "In Ordnung, wir übernehmen einfach deinen Vorschlag, Petronius. Der ist wirklich nahezu gleich. Kommen wir dann einfach zum nächsten Absatz."
ZitatVIIII. De Comitiis habendis
Die Duumviri sollen für Wahlen jährlich alle Municipes durch öffentliche Bekanntmachung mindestens zwanzig Tage vor dem Versammlungstag zu den Comitia laden. Unter dem Vorsitz eines Duumvir sollen die Municipes dann nach Vici getrennt abstimmen und zwei Duumviri, zwei Aediles und einen Quaestor wählen. Am zweiten Tag sollen die Duumviri die Abstimmung beenden und diejenigen zu Duumviri, Aediles und Quaestores ernennen, welche die meisten Stimmen, mindestens jedoch die Hälfte aller abgegebenen Stimmen erhalten haben. Das Ergebnis der Wahlen sollen sie am folgenden Tag öffentlich bekannt geben und auf dem Forum aushängen.
"Ich schlage vor:Die Duumviri müssen für Wahlen jährlich alle Municipes durch öffentliche Bekanntmachung mindestens zwanzig Tage vor dem Versammlungstag zu den Comitia laden. Unter dem Vorsitz eines Duumvir stimmen die Municipes dann nach Vici getrennt ab und wählen zwei Duumviri, zwei Aediles und einen Quaestor. Am zweiten Tag beenden die Duumviri die Abstimmung und ernennen diejenigen zu Duumviri, Aediles und Quaestores, welche die meisten Stimmen, mindestens jedoch die Hälfte aller abgegebenen Stimmen erhalten haben. Das Ergebnis der Wahlen geben sie am folgenden Tag öffentlich bekannt.
Wie ihr seht, habe ich im ersten Satz das sollen durch ein müssen ersetzt, um deutlicher zu machen, dass die Frist verbindlich und Voraussetzung für eine gültige Wahl ist. Und den letzten Halbsatz habe ich der Kompaktheit entfernt, denn Veröffentlichungen werden so oder so auf dem Forum ausgehängt. Ich denke, das muss nicht gesondert aufgeschrieben werden. Irgendwelche Einwände?"
Diesmal suchte sein Blick ganz bewusst nicht den Domitius, sondern wanderte irgendwo anders im Raum umher. Vielleicht fand sich ja ein anderer, der gerne nörgeln wollte. -
Zufrieden stellte Crispus fest, dass sein Entwurf akzeptiert wurde und es endlich vorwärts ging. Der nächste Abschnitt fasste nur die übliche Praxis zusammen, sodass er nicht annahm, dass es Probleme geben würde - und die Passage mit dem Forum war zwar nicht völlig sinnlos, aber vielleicht ausreichend verzichtbar.
Er schüttelte deshalb den Kopf - es musste ja nicht jeder seine Zustimmung verbalisieren.
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"Schön, dann kommen wir nun zu einem der relativ langen Absätze", kündigte Witjon an, nachdem er keinerlei Widerspruch feststellen konnte. Er gab dem Scriba einen Wink, den Wortlaut von Petronius' Entwurf zu verlesen.
ZitatX. De Decurionibus
Diejenigen, die als Municipes durch die Mehrheit der Decuriones auf Vorschlag eines Duumvir zu Decuriones gewählt werden, sollen rechtmäßige Decuriones des Municipium Ulpium Mogontiaciensis mit allen Rechten und Pflichten sein. Jedes Jahr soll jeder von ihnen ein Honorarium von 200 Sesterzen an die Stadtkasse entrichten oder seinen Rang als Decurio verlieren. Sie und ihre Ehefrauen und ehelichen Kinder sollen das Recht haben, bei den Spielen die vordersten Reihen zu besetzen und die städtischen Thermen kostenlos zu nutzen. Weiterhin sollen sie das Recht haben, durch Abstimmung über die Kooptation von Patronen des Municipium, öffentliche Baumaßnahmen, die Verwendung der städtischen Gelder und die Bestellung städtischer Angestellter, in einer Contio unter Vorsitz eines Duumvir abzustimmen. Weiterhin sollen sie gemäß dieser Lex und zum Wohle des Municipium Ulpium Mogontiaciensis durch Abstimmung in einer Contio unter Vorsitz eines Duumvir Decreta erlassen, die für alle Municipes und Incolae des Municipium Gültigkeit besitzen und laut auf dem Forum verkündet und im Tabularium des Municipium archiviert werden sollen. Darüber hinaus sollen sie am Ende jedes Jahres die Tätigkeit der Magistrati, insbesondere die Aufzeichnungen der Quaestores zur Stadtkasse prüfen und durch Mehrheitsbeschluss die Rechtschaffenheit ihrer Amtsführung in einer Contio feststellen.
"Hier ist mir eine Passagen aufgefallen, die irreführend sein könnte, nämlich jene über die Rechte der Angehörigen der Decuriones. Deshalb habe ich dort eine kleine Umstellung vorgenommen. Des Weiteren halte ich den Passus über die regelmäßigen Zahlungen und den Verlust der Ratsmitgliedschaft für Diskussionswürdig. Ansonsten habe ich die Reihenfolge der Nennung der Rechte und Pflichten etwas geändert, so dass zunächst die Dinge den Rat direkt betreffend aufgezählt werden und danach diverse gesellschaftliche Privilegien. Außerdem habe ich den Wortlaut wie bisher etwas vereinfacht:Diejenigen, die als Municipes durch die Mehrheit der Decuriones auf Vorschlag eines Duumvir zu Decuriones gewählt werden, sind von da an rechtmäßige Decuriones des Municipium Ulpium Mogontiaciensis mit allen Rechten und Pflichten. Jedes Jahr hat jeder von ihnen ein Honorarium von 200 Sesterzen an die Stadtkasse zu entrichten. Tut er dies nicht, soll er seinen Rang als Decurio verlieren.
Weiterhin haben sie das Recht, durch Abstimmung über die Kooptation von Patronen des Municipium, öffentliche Baumaßnahmen, die Verwendung der städtischen Gelder und die Bestellung städtischer Angestellter, in einer Contio unter Vorsitz eines Duumvir abzustimmen. Sie erlassen gemäß dieser Lex und zum Wohle des Municipium Ulpium Mogontiaciensis durch Abstimmung in einer Contio unter Vorsitz eines Duumvir Decreta, die für alle Municipes und Incolae des Municipium Gültigkeit besitzen und laut auf dem Forum verkündet und im Tabularium des Municipium archiviert werden sollen. Darüber hinaus prüfen sie am Ende jedes Jahres die Tätigkeit der Magistrati, insbesondere die Aufzeichnungen der Quaestores zur Stadtkasse und stellen durch Mehrheitsbeschluss die Rechtschaffenheit ihrer Amtsführung in einer Contio fest.
Die Decuriones und ihre Ehefrauen und ehelichen Kinder haben darüber hinaus das Recht, bei den Spielen die vordersten Reihen zu besetzen und die städtischen Thermen kostenlos zu nutzen."Er ließ seine Worte erst einmal einen Moment wirken und gab den Ratsherren Zeit, sich die Veränderungen vor Augen zu führen.
"Ich würde gerne einen kritischen Blick auf die jährlichen Zahlungen beziehungsweise die Konsequenzen für Nichtzahlungen werfen. Die Geschäftsordnung des Ordo Decurionum und auch die bisherige Lex Civitatis lassen einen Verlust der Ratsehren nur durch eigenständigen Austritt, Tod, oder aber durch Mehrheitsbeschluss der Decuriones zu. Die Frage ist: Wollen wir einen weiteren Ausschlussgrund zulassen, nämlich jenen qua Gesetzes? Oder wollen wir bei Nichtzahlung die Möglichkeit lassen, dass der Ordo zunächst über den Betroffenen berät und dementsprechend vielleicht noch eine zweite Chance zur Begleichung seiner Schuld lassen?"
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Crispus zuckte mit den Schultern - der Abschnitt war relativ lang, aber scheinbar gab es nur wenige Kritikpunkte. Ob man säumige Decuriones direkt ausschloss, war ebenfalls keine Sache, an die er sich klammerte - es würde ja nur bequemer werden...
"Der Ausschluss war als Sanktion gedacht, um etwas mehr Disziplin zu verbreiten. Aber natürlich könnten wir sie vorerst auslassen und dafür noch vermerken, dass ein Decurio durch Rücktritt oder Beschluss der Decurionen seinen Status verlieren kann - der Tod ist vielleicht doch so offensichtlich, dass wir ihn weglassen können."
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Zitat
Marsus: "Die Geschäftsordnung des Ordo Decurionum und auch die bisherige Lex Civitatis lassen einen Verlust der Ratsehren nur durch eigenständigen Austritt, Tod, oder aber durch Mehrheitsbeschluss der Decuriones zu. Die Frage ist: Wollen wir einen weiteren Ausschlussgrund zulassen, nämlich jenen qua Gesetzes?"
Crispus: "- der Tod ist vielleicht doch so offensichtlich, dass wir ihn weglassen können.""Oh", ich schlug mir auf die Brust, "wie gut, dass ich an dieser Sitzung teilgenommen habe. So bin ich daran erinnert worden, dass mein Honorarium bald wieder fällig wird".
Der Vorschlag, den Ausschluss eines Decurio wegen Nichtzahlung des Honorariums ins Gesetz aufzunehmen, erschien mir dann doch etwas übertrieben.
"Es wäre inkonsequent, werter Marsus, wenn wir die Gründe für den Verlust der Ratsehren zum einen Teil in der Geschäftsordnung des Ordo und zum anderen Teil in der Lex Municipalis unterbringen würden. Ich plädiere dafür, die Geschichte mit der Nichtzahlung des Honorars in der Geschäftsordnung zu regeln. Denn für eine Änderung der Geschäftsordnung brauchen wir keine lange Debatte und auch keinen Kaiser. Dann können wir den Passus in der Lex Municipalis streichen".
Blieb die Sache mit dem Tod, die Crispus weglassen wollte. "Werter Crispus, den Tod als Ende der Migliedschaft im Ordo sollten wir in der Geschäftsordung stehen lassen. Erstens ist es üblich so und zweitens müssten wir jedesmal einen Ratsbeschluss herbeiführen, wenn wir die Leiche eines Decurio loswerden wollen". Ich setzte ein gewinnendes Lächeln auf.
"Ach, und da ist noch einklitzkleines 'sollen' in deinem Entwurf, Marsus: Decreta werden laut auf dem Forum verkündet und im Tabularium des Municipium archiviert".
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Witjon nahm die Wortmeldungen zur Kenntnis und überflog die diskutierten Stellen nochmal kurz, um sich etwas Zeit zum Nachdenken zu nehmen. Dann entgegnete er nachdenklich: "Also ich denke, dass es vermutlich sogar am klügsten ist, einen schlichten Verweis auf die Geschäftsordnung in die Lex Municipalis einzuflechten. Statt 'Tut er dies nicht, soll er seinen Rang als Decurio verlieren' könnte man beispielsweise sagen: 'Der Verlust des Ordo Decurionum bestimmt sich nach der in einer Contio unter Vorsitz eines Duumvir bestimmten Geschäftsordnung.' So hätte man ein Werkzeug, das man - wie Domitius angemerkt hat - wesentlich unkomplizierter modifizieren kann, als die Lex Municipalis. Allerdings, gerade aus diesem Grunde, würde ich die Zahlungspflicht in der Lex benannt lassen, um spätere Streichungen zu verhindern. Die Nennung des Mitgliedschaftsverlustes von Todes wegen kann man diesbezüglich dann immer noch besprechen, falls gewünscht." Witjon sah die anderen Redner an, um die Reaktionen auf ihren Gesichtern lesen zu können. Insbesondere wollte er hier nicht über die Geschäftsordnung im Details sprechen, denn das würde nur zu sehr vom Kern ablenken.
"Ahja, das klitzekleine 'sollen' können wir gerne in 'werden' umwandeln", ergänzte er dann noch schmunzelnd. Das 'sollen' hatte er bewusst stehen gelassen in spontaner Ermangelung eines passenden Ersatzes. Das von Massula vorgeschlagene 'werden' passte ihm aber ganz gut.
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Zitat
Original von Faustus Domitius Massula
"Oh", ich schlug mir auf die Brust, "wie gut, dass ich an dieser Sitzung teilgenommen habe. So bin ich daran erinnert worden, dass mein Honorarium bald wieder fällig wird".Blieb die Sache mit dem Tod, die Crispus weglassen wollte. "Werter Crispus, den Tod als Ende der Migliedschaft im Ordo sollten wir in der Geschäftsordung stehen lassen. Erstens ist es üblich so und zweitens müssten wir jedesmal einen Ratsbeschluss herbeiführen, wenn wir die Leiche eines Decurio loswerden wollen". Ich setzte ein gewinnendes Lächeln auf.
Die Bemerkung Massulas ließ den Alten etwas schmunzeln - er selbst hatte seinen Beitrag fristgerecht abgegeben, aber es standen wohl einige Decuriones mit ihren Ehrengeldern im Hintertreffen.Auf die Frage des Todes zuckte der Alte dagegen einfach mit den Schultern.
"Ach, das is' üblich? Na gut. Aber die Idee, einfach auf die Geschäftsordnung hinzuweisen, finde ich gut. Das Ausscheiden finde ich weitaus weniger problematisch und grundsätzlich als das Eintreten, da schließ' ich mich Duccius Marsus an."
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"Gut, dann heißt es also bisher:
Diejenigen, die als Municipes durch die Mehrheit der Decuriones auf Vorschlag eines Duumvir zu Decuriones gewählt werden, sind von da an rechtmäßige Decuriones des Municipium Ulpium Mogontiaciensis mit allen Rechten und Pflichten. Jedes Jahr hat jeder von ihnen ein Honorarium von 200 Sesterzen an die Stadtkasse zu entrichten. Der Verlust des Ordo Decurionum bestimmt sich nach der in einer Contio unter Vorsitz eines Duumvir bestimmten Geschäftsordnung.
Weiterhin haben sie das Recht, durch Abstimmung über die Kooptation von Patronen des Municipium, öffentliche Baumaßnahmen, die Verwendung der städtischen Gelder und die Bestellung städtischer Angestellter, in einer Contio unter Vorsitz eines Duumvir abzustimmen. Sie erlassen gemäß dieser Lex und zum Wohle des Municipium Ulpium Mogontiaciensis durch Abstimmung in einer Contio unter Vorsitz eines Duumvir Decreta, die für alle Municipes und Incolae des Municipium Gültigkeit besitzen und laut auf dem Forum verkündet und im Tabularium des Municipium archiviert werden. Darüber hinaus prüfen sie am Ende jedes Jahres die Tätigkeit der Magistrati, insbesondere die Aufzeichnungen der Quaestores zur Stadtkasse und stellen durch Mehrheitsbeschluss die Rechtschaffenheit ihrer Amtsführung in einer Contio fest.
Die Decuriones und ihre Ehefrauen und ehelichen Kinder haben darüber hinaus das Recht, bei den Spielen die vordersten Reihen zu besetzen und die städtischen Thermen kostenlos zu nutzen."Witjon wollte nur sicher gehen, dass alle auf einem Stand waren, denn ihm war noch etwas eingefallen, das er gerne mit einführen wollte.
"Des Weiteren kam mir kürzlich ein Gedanke, der meines Erachtens ebenfalls sinnvoll scheint. Was haltet ihr davon, die Söhne der Decuriones als Praetextati an den Sitzungen teilnehmen zu lassen? Man könnte ein bestimmtes Mindestalter festlegen, vielleicht ein, zwei Jahre vor der Mannbarkeit, um den jungen Männern unserer Gemeine die Möglichkeit zu bieten, die Geschäfte ihrer Väter bereits vor oder während eines Tirocinium Fori aus nächster Nähe kennen zu lernen. Ich würde dementsprechend einen Satz am Ende anfügen, etwa so:
Im Übrigen dürfen die Söhne der Decuriones ab dem sowiesovielten Lebensjahr als Praetextati an den Sitzungen teilnehmen."
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"Auch die Idee ist gut! Aber ich denke, das wäre auch eher etwas für eine Geschäftsordnung, wo wir dann auch genauer klären könnten, wann sie teilnehmen dürfen und wann nicht, wann Sitzungen öffentlich sind und wann nicht und so weiter."
Er hatte nicht im Kopf, was bisher geregelt war - aber er war ja auch kein Jurist.
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"Hm", machte Witjon, für einen Moment ins Grübeln geraten. Er brauchte einen Moment, um seine Gedanken zu Petronius Antwort in eine geordnete Reihenfolge zu bringen und die richtigen Worte im Kopf zusammenzufügen.
"Die näheren Bedingungen der Teilnahme sind sicherlich in der Geschäftsordnung zu bestimmen", begann er dann erstmal zustimmend. Jedoch äußerte er dann auch seine Zweifel:
"Allerdings bin ich der Meinung, dass solcherlei Regelungen dennoch einer Grundlage bedürfen, die die Lex Municipalis nennen muss. Die Rechte der Ratsmitglieder sind ja auch in der Lex Municipalis genannt und teilweise, nämlich in Bezug auf den Ablauf ihrer Sitzungen, in der Geschäftsordnung konkretisiert." -
Zitat
Marsus: "Der Verlust des Ordo Decurionum bestimmt sich nach der in einer Contio unter Vorsitz eines Duumvir bestimmten Geschäftsordnung."
Ich war insoweit auch einverstanden. Doch halt, da war noch etwas Sperriges.
"Ich lese diesen Satz immer wieder: 'Der Verlust des Ordo Decurionum bestimmt sich nach der in einer Contio unter Vorsitz eines Duumvir bestimmten Geschäftsordnung'. Wie oft ich ihn auch lese, ich verstehe ihn nicht. Lass mich raten: geht es um den Verlust der Mitgliedschaft im Ordo Decurionum? Wenn ja, dann sollten wir es dazu schreiben. Und ich bin dafür, dass wir nur schreiben: Der Verlust der Mitgliedschaft im Ordo Decurionum wird in einer Geschäftsordnung geregelt. Ich würde dann an anderer Stelle schreiben: Der Ordo Decurionum gibt sich eine Geschäftsordnung in Form eines Decretum".
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"Diese Formulierung ist ganz bewusst so gewählt, Domitius", antwortete Witjon prompt. "Es geht um den Verlust des Ordo Decurionum, den Rang, Status, wie du es auch nennen willst, den der einzelne verliehen bekommt. Die Mitgliedschaft im gleichnamigen Rat steht und fällt mit der Innehabung des Ordo Decurionum. Ebenso spricht man bekanntlich vom Ordo Equester oder dem Ordo Senatorius, den man verliehen bekommt."
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Zitat
Marsus: " ... den Rang, Status, wie du es auch nennen willst, den der einzelne verliehen bekommt.
"Hätte ich wissen müssen, werter Duccius Marsus, mea culpa. Ich füge mich also der höheren Weisheit, auch wenn ich dabei bleibe, dass diese Formulierung für viele mißverständlich ist. Aber da diese Vorschrift nur wenige betrifft, die es wissen oder doch wissen sollten, brauchen wir daran nicht weiter rumzuzobbeln".
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