Feralia-Opfer an die Manes Valeriani

  • Ein Kaiser starb nicht alle Tage, demnach hatten die Pontifices für diesen Tag etwas besonderes vorbereitet: Der schneebedeckte Tempel des Augustus war mit Girlanden geschmückt - allerdings nicht aus Zypressenzweigen, da diese Bäume hier nicht wuchsen, sondern mit Tanne, was zumindest so ähnlich aussah (allerdings auch einen Eindruck erweckte, der tausende Jahre später geradezu weihnachtlich wirken würde). Dazu hatte man die vergoldete, extra blankgeputzte Statue des Valerianus hervorgeholt und auf dem Tempelvorplatz hinter den Altar drapiert. Davor war der Altar bereits angeschürt und sandte einen Rauchfaden zum Himmel, sodass man die Teile der geopferten Ziege sofort verbrennen konnte.


    Die Pontifices selbst standen mit ernsten Mienen und in warmen, braunenTogae Pullae - die Praetexta war während der Parentalia nicht gestattet - ein wenig abseits. Nur einer von ihnen würde den Duumviri assistieren und das Opfergebet vorsprechen, um rituelle Fehler zu vermeiden. Dennoch hatten sich zahlreiche Opferhelfer, ein Trauerchor und eine Menge an Zuschauern versammelt, um zu sehen, ob der tote Kaiser sein Opfer annehmen würde.
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  • Natürlich ließ es sich der alte Petronier nicht nehmen, zu dem von ihm angestoßenen Opfer auch persönlich zu erscheinen. Da er es sowieso nicht sehr mochte, von Morag jeden Morgen rasiert zu werden, hatte er gestern und heute darauf verzichtet, was einen grauen Schimmer um sein Kinn zur Folge hatte. Außerdem trug er - wie auch sein Sohn Lucius, der mitkommen musste - die Toga Pulla und darüber eine warme Paenula. So stand die Kleinstfamilie bei den anderen Decuriones und wartete darauf, dass etwas vorwärts ging...

  • Zu den Personen, die den Tempel betraten, gehörte auch Menecrates - erstmalig seit seinem Eintreffen in Germania nicht in militärischer Kleidung, sondern in eine Toga Pulla gehüllt. Die Kälte erreichte ihn nicht bewusst, weil sein Innerstes bereits erfroren war. Er zog seine Senatorenschuhe aus und stellte sie zur Seite, als er durch den Eingang trat. Ihm folgten die Stabsoffiziere, unter ihnen ganz neu Artorius Massa. Hinter ihnen folgten zwei Sklaven aus claudischem Hause. Sie trugen Weihrauch und andere Opfergaben, die Menecrates gedachte, zu gegebener Zeit in separate Opferschalen zu geben.

  • In der Zeit in der ich zu dem Claudiaschen Haushalt gehörte, hatte ich schon mitbekommen wie Kaisertreu Menecrates war.. So war es für mich auch verständlich, das Menecrates zur Trauerfeier in den Tempel wollte, aber das ausgerechnet ich, ein angehender Christ, da mit musste passte mir gar nicht.
    Das einzig gute war, ich durfte das Castellum verlassen und das mitten im Winter, …haha. Klar Menecrates konnte sich auch denken, der Linos wird jetzt kaum eine Flucht wagen.


    Die Trauer meines Herren war bestimmt echt, ich hatte doch mitbekommen wie sehr ihn der Mord an dem Kaiser erschüttert hatte. Wie er sich Sorgen um die Zukunft Roms machte.
    Diese Kälte ging mir schon wirklich auf den Geist, doch einst musste zugeben, diese Schneelandschaften hatten schon etwas schönes an sich.
    So meinen Gedanken nachhängend, latschte ich mit den Opferschalen hinterher, als ich mit entsetzen sah, wie Menecrates seine Schuhe auszog. Musste ich das auch? Ich würde doch Frostbeulen bekommen. Ich hatte doch meine Hände voll, das würde doch niemand von mir erwarten oder?
    Fragend schaute ich durch die Gegend.

  • Auf den Zuschauerrängen inmitten einiger Dutzend anderer Soldaten befand sich auch Corvinus. Er war zusammen mit einer 8 weiteren Soldaten als Abordnung ihrer Centurie erschienen. Sie die Kleidung die man zu solchen Anlässen trug und ihre Ausrüstung grundlichst gereinigt und poliert. Corvinus hatte fast eine Stunde gebraucht um als allen Männern der Centurie die 8 rauszusuchen mit dessen auftreten er am zufriedensten war. Das hatte zwar den Effekt gehabt das die ganze Centurie die halbe Nacht geputzt und poliert hatte aber dafür konnten die Soldaten die jetzt nicht dabei waren schon die neue Militärkleidung die Ihnen laut Aushang sogar kostenlos zur Verfügung gestellt wurde in Empfang nehmen.
    Gespannt wartete Corvinus auf die Zeremonie und hoffte eventuell sogar neues zu erfahren.

  • Da sich sowas wie ein Opfer für die Geister des verstorbenen Kaiser nicht jeden Tag ereignete hatte sich auch eine entsprechende Menschenmenge aufgemacht dem Treiben beizuwohnen, wobei die Nähe zum Opfergeschehen auch den sozialen Rang eines jeden darstellte. Silanus stand dementsprechend ganz hinten, wobei sich nur Tagelöhner, Bettler, Sklaven und Prostituierte hinter ihm befanden. In einer Gemeinschaft wie Mogontiacum hatten es selbst Peregrine bis in die vordersten Reihen geschafft, was immernoch etwas an seinem Selbstverständnis nagte. Mitbekommen tat man hier draußen gelinde gesagt gar nichts. Worte und Geschehnisse wurden von drinnen nach draußen wiedergegeben, und es dauerte gute zwei Minuten bis tuschelnd immer wieder Nachrichten zu Silanus und den neben ihn stehenden Menschen durchgegeben wurden: der und dieser waren da, jenen hatte man noch nicht gesehen. Schön geschmückt sei der Tempel, jawohl.. hier ein paar Soldaten, sogar den Legaten der hiesigen Legion wollte man erblickt haben. Alles Namen, die für Silanus zumeist sowohl Schall als auch Rauch waren.. aber seit seiner Anstellung als persönlicher Schreiber des Princeps Praetorii zumindest nicht mehr in einem anderen Universum weilten, auch wenn Silanus' Abstecher in dieses Universum meist sehr kurz und vor allem trocken beruflicher Natur waren.

  • Inmitten der acht aus ihrer Centurie, umgeben von den Abordnungen der anderen Einheiten der Legion, stand Hadamar hinter Corvinus. Dass der jetzt Optio war, hatte noch einen ziemlich ungeahnten Effekt auf ihn – mal davon abgesehen, dass er ihm im Contubernium fehlte und dass es irgendwie seltsam war auf ihn zu treffen, jedenfalls in Gegenwart anderer, wenn sie sich einfach an die Hierarchie und die Regeln halten mussten. Der dritte Effekt also, den das hatte, war eigentlich recht simpel, aber nichtsdestotrotz überraschend, am meisten vielleicht für Hadamar selbst: er hatte mehr denn je das Bedürfnis, sich anzustrengen. Er wollte Corvinus keine Schwierigkeiten machen. Er wollte nicht, dass der Kamerad je in die Situation kam, wo er sich entscheiden musste zwischen seinen Aufgaben als Vorgesetzter und seiner Loyalität als Freund. Und der einzige Weg, den Hadamar da sah, war eben dass er sich anstrengte – und dabei nicht nur keinen Ärger mehr machte, sondern überhaupt keinen Anlass mehr zur Beschwerde gab. Oder, naja, es zumindest versuchte. Und dann war da noch der Fakt, dass er wollte, dass Corvinus als Optio Erfolg hatte, dass er Lob dafür bekam, dass alle sahen, dass er gute Arbeit leistete und die Beförderung auch verdient hatte, trotz seiner Jugend und seiner erst kurzen Dienstzeit – und wie ging das am besten? Natürlich. Indem die Leistung der Soldaten seiner Centurie über jeden Zweifel erhaben war. Und das schloss ihn mit ein, denn gemessen wurde so was ja nicht an denen, die ohnehin immer gut waren und ihre Arbeit tadellos machten, sondern an denen, die auffielen.


    Also strengte Hadamar sich an, auf eine Art, die ihm bisher völlig fremd war – und das wiederum hatte nun dazu geführt, dass Corvinus tatsächlich zufrieden genug mit seiner Polieraktion und Haltung und überhaupt war, dass er ihn ausgesucht hatte mitzukommen. Was ihn ja schon ein klein wenig stolz gemacht hatte... aber nun ja, seine Paradeausrüstung blitzte auch so sehr, dass es fast in den Augen weh tat.

  • Kaum zurück aus der CCAA erfuhr ich, dass das Opfer für den verstorbenen Kaiser schon heute stattfinden sollte. Nachdem die unabdinglichen Angelegenheiten erledigt waren, eilte ich zum Tempel, angetan mit der Toga pulla, über die ich einen warmen Mantel geworfen hatte.


    Als ich über die Menge blickte, die sich schon versammelt hatte, wurde mir bewusst, dass viele hier die Hintergründe dessen, was sich abspielte und was in nächster Zeit auf sie zukommen würde, noch gar nicht kannten. Ich stellte mich zu den Decuriones. Petronius Crispus war schon da; ich nickte ihm zu. Nicht weit von uns stand der Legatus Legionis mit einigen Truppen; auch einer, der sicher mehr wusste als die meisten hier. Ich beschloss, den Göttern an dem Tag ein Opfer zu bringen, wenn dies, was da auf uns zukam, von allen Beteiligten gemeistert wäre.

  • Witjon hatte sich im Kreise seines Amtskollegen, der anderen Magistrate und der Honoratioren vor dem Tempel versammelt und war dann, nur von seinem Amtskollegen begleitet, zum Opferaltar vorgetreten. Ein prüfender Blick ging über die Opferkulisse. Witjon war sehr zufrieden, die Priester hatten gute Arbeit geleistet - beziehungsweise leisten lassen. Die Familie des Duumvirs war ebenfalls anwesend und hielt sich im Kreise der mogontinischen Elite auf. Milites der Legion standen in geschlossener Reihe parat und eine große Menschenmenge war erschienen, um diesen Vorgang mitzuerleben.


    Witjon gab dem zuständigen Pontifex ein Zeichen. Das Opfer konnte losgehen. Er hoffte inständig, dass es angenommen wurde und ihm keinerlei Fehler unterlaufen würden...

  • Als das Zeichen des heute opfernden Duumvir kam, trat der Herold hervor und schlug mit seinem Stab auf den steinernen Boden vor dem Augusteum. Mit lauter Stimme befahl er


    "Favete linguis!"


    und sofort legte sich Stille auf den Platz, ehe der tiefe, blecherne Klang der Tubae erscholl. Hierbei handelte es sich um Musiker der Legio, welche für diesen Zweck von der Stadt "geliehen" worden waren. Begleitet von deren getragener Melodie trat einer der Pontifices vor und trat auf das wartende Opfertier zu. Der Opferhelfer zog die schwarze (extra ein wenig nachgefärbte) Ziege in die Mitte des Platzes, wo sie leicht zitternd zum Stehen kam. Zweimal umrundete der Priester das Tier, ehe er dem Duccier zufrieden zunickte.


    Nun folgte die rituelle Reinigung des Opfertieres, aber auch der Zuschauer - bei ersterem durch das Begießen mit Wein, bei zweiteren durch das Besprengen mit Wasser. Dann aber war das Voropfer an der Reihe und die Ziege wurde ein wenig beiseitegeschoben.


    Stattdessen stellte man nun den Foculus, den kleinen Opferaltar, in die Mitte und eskortierte den Opferherrn, der im Namen der ganzen Gemeinde opferte, vor ihn.




  • Bereits als das Voropfer zelebriert wurde, zog Menecrates einen Zipfel seiner Toga über den Kopf. Er suchte das Zwiegespräch mit den Göttern, hoffte auf Eingebungen und Hinweise. Er wankte noch in seiner Position, suchte die richtige Richtung trotz der fehlenden Gewissheit, was wirklich in Rom vorgefallen war. Von seinen Entscheidungen hing viel ab, nicht nur das Leben vieler Männer, sondern auch zum Teil Roms Zukunft. Kombinierte er falsch, wertete er die Indizien falsch aus, stellten sich automatisch auch die Weichen für Rom falsch. Würde er den richtigen Heerführer unterstützen? Würde er den falschen sicher erkennen? Wem konnte er vertrauen? Menecrates bat um die Unterstützung der Götter, während er gleichzeitig der Opferung an die Manen Valerianus' beiwohnte und dessen Gelingen erhoffte.

  • Witjon ließ sich gerne von den Opferhelfern in die Mitte nehmen und begab sich zum Foculus hin. Die Februarkälte machte seine Hände zwar schnell steif, aber im Gegensatz zu den Tempeldienern musste er zum Glück nur ein paar Texte aufsagen und keine anderweitigen Tätigkeiten verrichten. Trotzdem gründete sich ein leichtes Zittern nicht ausschließlich auf der kalten Luft, die ihm in der Nase und auf den Wangen brannte. Der Pontifex trat ebenfalls dazu, dann konnte das Voropfer beginnen. Ein Opferhelfer, Minister genannt, trat an Witjons Seite. Er reichte dem Duumvir zunächst eine Schale voll Weihrauch, den Witjon mithilfe eines Löffels in das Feuer des Foculus gab. Die aufsteigenden Rauchwolken wurden dichter und heller und es begann wohlig nach dem edlen Harz zu duften. Dann las der Pontifex das Opfergebet vor, das Witjon laut für die Menge wiederholte, wobei er sich in eine - wie er hoffte - würdige Gebetspose schmiss.


    "O Manes Imperatoris Caesaris Augusti Ulpii Valeriani und aller Divi Augusti, Ihr Divi Parentes! Wie dieser Weihrauch zum Himmel steigt, so mögen unsere Gebete aufsteigen und an Euer Ohr gelangen! Hört unsere Bitten!"


    Als nächstes warf Witjon eine gute Handvoll Getreide ins Feuer und die Prozedur wiederholte sich.


    "O Manes Imperatoris Caesaris Augusti Ulpii Valeriani und aller Divi Augusti, Ihr Divi Parentes! Wie ihr unsere Civitas schützt und begünstigt seit alters her, so bitte ich euch durch dieses wie durch all jene jährlichen Opfer von Getreide für die Zukunft um Euren Schutz."


    Dann wurde eine ordentliche Portion Salz Opfer des zehrenden Feuers, dessen Duft mittlerweile einem seltsam stinkenden Qualm gewichen war.


    "O Manes Imperatoris Caesaris Augusti Ulpii Valeriani und aller Divi Augusti, Ihr Divi Parentes! Wie ihr unsere Civitas schützt und begünstigt seit alters her, so bitte ich euch durch dieses wie durch all jene jährlichen Opfer von Salz für die Zukunft um Euren Schutz."


    Und schließlich kam noch ein saftiges, in Preiselbeeren eingelegtes Stück Wildschweinfleisch hinzu, das augenblicklich scharf rauchend zu brutzeln begann.


    "O Manes Imperatoris Caesaris Augusti Ulpii Valeriani und aller Divi Augusti, Ihr Divi Parentes! Wie ihr unsere Civitas schützt und begünstigt seit alters her, so bitte ich euch durch dieses wie durch all jene jährlichen Opfer von gesüßtem Keilerfleisch für die Zukunft um Euren Schutz."


    Damit war Witjons erste Hürde geschafft. Er verharrte einen Augenblick in würdevoller Pose, dann ließ er die Arme sinken und trat einen Schritt zurück, um die Opferhelfern ihre Arbeit machen zu lassen.

  • Das Voropfer verlief wie geplant, sodass das Ritual fortgesetzt werden konnte. Ein Opferhelfer trat herbei und hielt dem Duumvir eine dampfende Schüssel hin. In Rom überflüssig, war es bei diesem Wetter doch angenehmer, wenn die Finger nicht noch durch Rituale zusätzlich gekühlt werden mussten. Trotzdem wurden die Finger anschließend abgetrocknet - der kühle Wind würde sie nass auch schnell eisig werden lassen.


    Dann reichte man ihm das Culter.




  • Witjon wusch sich bereitwillig die Hände in dem warmen Wasser und versuchte sich dann so schnell wie möglich abzutrocknen. Trotz des Handtuchs blieben seine Finger dabei klamm, denn die Luft war kalt und Feuchtigkeit zog schnell als Eiseskälte in die Haut ein.


    Dann nahm Witjon das Culter, ein aus Elfenbein gearbeitetes und fein ziseliertes Opfermesser, und strich damit über den Rücken der Ziege, die beunruhigt meckerte. Das Tier schien zu spüren, was es erwartete. Darauf folgte das Gebet für das Hauptopfer, das Witjon - nun wieder in imposante Pose geworfen - laut über den Platz schallen ließ.


    "O Manes Imperatoris Caesaris Augusti Ulpii Valeriani und aller Divi Augusti, Ihr Divi Parentes! Wie ihr unsere Civitas schützt, unsere Führer mit Weisheit beschenkt, wie ihr seit Menschengedenken uns und das römische Volk der Quiriten begünstigt, so bitten wir, wie wir durch das Opfer von Getreide, Salz, Brot, gesüßtem Keilerfleisch und Wein gut gebeten haben, auch durch das Opfer dieser makellosen Ziegen um unser Wohl und euren Schutz für das Werdendende, aufdass wir die Bitten im folgenden Jahr erneut an Euch richten können, verbunden mit dem gleichen Opfer.


    O Manes aller Divi Augusti, Ihr Divi Parentes! Nehmt unseren geliebten Imperator Caesar Augustus Gaius Ulpius Aelianus Valerianus unter die Götter auf, aufdass sein Schutz und Wohlwollen uns und unsere Nachkommen über den Tod hinaus begünstige und wir ihn verehren können, wie es ihm gebürt. Mögen seine Mörder und alle Feinde unserer Civitas und des römischen Volkes der Quiriten getötet werden wie dieses Opfertier!"

  • Lucius hasste den Winter, er hasste ihn aus tiefstem Herzen. Was hatten sich die Götter nur dabei gedacht, ein viertel Jahr lang nur Kälte und Feuchtigkeit regieren zu lassen? Die Erklärung aus der Xanthos-Schule, dass Ceres trauerte, weil Proserpina in der Unterwelt war, erschien ihm nicht sonderlich logisch. Überhaupt fragte er sich, was all das mit den Göttern sollte! Gut, es donnerte und blitzte und auch der Olymp schien zu existieren - aber welches Interesse sollten die Götter daran haben, Opfer zu bekommen? Wenn sie Nektar und Ambrosia aßen, was wollten sie dann mit einer Ziege oder Getreidekörnern oder sonst etwas? Und warum wollten sie nur die Teile vom Tier, die sowieso nicht besonders schmeckten? Dieser ganze Kult war doch irgendwie fragwürdig...


    Dementsprechend war er nicht sonderlich davon begeistert, heute in der Kälte zu stehen, die langsam durch seine Schuhe die Füße hinauf kroch, und die Anrufungen des Duumvir zu hören. Wieder so eine Sache: Wie wurde aus einem Menschen, der der Kaiser zweifellos war, ein Gott?




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    Klient - Herius Claudius Menecrates

    DECURIO - MOGONTIACUM

    MUNICEPS - MOGONTIACUM

  • Meine Zehen fühlten sich sehr merkwürdig an. Dann diese Kälte die allmählich von den Fußspitzen immer höher kroch. Dazu kam das ich hier wie eine Säule still stehen musste. Zwischendurch hatte ich die Augen geschlossen und mir die Sonne Kretas vorgestellt, aber außer Heimweh hatte es mir nichts gebracht. Dazu kam das ich aufpassen musste um irgend einen eventuellen Einsatz zu verpassen.
    Eigentlich brachte mir das hier sein nur meine ganze Situation zum Bewusstsein. Ich wollte Christ werden, mich taufen lassen und musste jetzt schon wieder in einem Tempel stehen. Jeder hier hatte seinen persönlichen Götter Favoriten, seinen Tagesgott, seinen Familiengott, seinen Berufsgott, seinen Hausgott und was wusste ich noch, wofür sie ihre Götter noch brauchten. Sollten sie doch machen was sie wollten.
    Was für mich noch wichtig war, war der Tod des Kaiser und ob dieser Tod für Menecrates Folgen haben würde.
    Ob der Kaiser nur einen Sohn als Verwandten hatte. Wenn es noch Verwandtschaft gab musste sich doch unter dieser ein weiterer Erbe befinden.
    Zu ärgerlich das wir nichtig Rom waren, dort hätte ich bestimmt schon mehr erfahren. Nein statt dessen hockte ich hier in dem Eisloch und hatte eine finstere Zukunft vor mir.
    Seufzend konzentrierte ich mich wieder auf die Zeremonie.
    Aber das Gefühl in meinen Zehen oder besser das nicht mehr fühlen meiner Zehen war schon merkwürdig.

  • Nach dem Hauptopfergebet ging es relativ schnell - der Cultrarius trat vor und griff sich die Ziege. In seiner Hand lag das Culter, das der Duumvir ihm gereicht hatte. Dies alles schien dem schwarzen Tier nicht allzu sehr zu gefallen, denn es blökte und wehrte sich.


    "Agone?"


    fragte der Schlächter mit einem leichten Keuchen, da die Ziege stärker war, als er erwartet hatte. Hoffentlich antwortete der Duumvir schnell, dass er sein blutiges Handwerk verrichten konnte, ehe sie ausbüxte!

  • Nachdem Witjon das Opfergebet gesprochen hatte, ging wirklich alles sehr schnell. Ein Opferdiener zog die Ziege herbei, für die Witjon beinahe ein wenig Mitleid empfand. Das Tier wand und sträubte sich wie es sonst wohl nur ein Esel täte, aber es konnte nicht entkommen. Und dann richtete man schon die Frage an ihn, die das Ende des schwarz gefärbten Tieres einleitete.


    "Age!"


    Witjon beeilte sich, die Antwort zu geben und betrachtete dann gebannt den Mann, der das Culter in der Hand hielt und mit der Ziege rang. Jetzt war es aus. Vorbei. Er hoffte inständig, dass dieses Opfertier bloß makellose Innereien in sich trug.

  • Die Ziege schrie noch einmal auf, dann brach das Geräusch abrupt ab und ging in ein Gurgeln über, als das Opfermesser die Kehle des Tieres durchtrennte. Der Schlächter und der Boden vor dem Tempel wurde vom Blut bespritzt, ehe das gelegentlich noch zuckende Tier über eine Schüssel gehalten wurde, die das Blut aufnahm.


    Die Tubae stimmten wieder eine finstere Melodie an, während das immer schwächer schlagende Herz die rote Flüssigkeit schwallartig in das Behältnis pumpte. Das dauerte allerdings eine Weile und erst danach konnte man die Ziege endlich auf den Boden legen und mit fachmännischen Bewegungen aufbrechen. Nacheinander holten die Opferhelfer mit ihrem blutigen Händen Leber, Lunge, Herz und weitere Innereien hervor.


    Nun war die Stunde des Haruspex, dem die streng riechenden Organe gereicht wurden, um sie einem geübten Blick zu untersuchen. Unterdessen wurde bereits die Blutschüssel gegen den Opferaltar geschüttet, der nun etwas aufgeschürt wurde.

  • Gebannt betrachtete Witjon die folgenden Szenen. Das Opfertier hauchte seinen Lebensatem aus und wurde zügig ausgenommen. Sein Lebenssaft fand Verwendung, ebenso die Innereien, die nun begutachtet wurden. Gespannt erwartete Witjon das Ergebnis der Opferschau und bangte dabei um ein gutes Omen.

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