ZitatOriginal von Beroe
„Ja, das habe ich so gemeint,“ antwortete sie ihm. „Wir beide lieben uns doch. Und solange das so ist, wird es immer einen Sinn machen, selbst dann, wenn ich niemals wirklich die Frau an deiner Seite sein darf. Selbst dann macht es einen Sinn.“
Ihre Antwort war eine vollkommen andere, als er erwartet hatte, er hatte von Sinn und Zweck geredet, und sie antwortete mit Liebe, die er dabei außen vor gelassen hatte, und doch klang alles, was sie sagte, so selbstverständlich und einleuchtend, dass Avianus sich für seine Fragen beinahe schämte. Sie sollten die Zeit genießen, die ihnen blieb, denn sie war es wert, wie und wann auch immer sich ihre Wege trennen würden, las er aus ihren Worten heraus. Selbst Sibel war sich der Sache vollkommen sicher, sie die ständig zweifelte und immerzu Angst hatte, und ausgerechnet er knickte heute ein und drohte ihren gemeinsamen Abend zu zerstören, der ursprünglich einen Neuanfang darstellen sollte, um sie damit beide erneut in denselben Kummer zu stürzen, der gerade erst ein Ende gefunden hatte. Vielleicht weil sie ihn jetzt nicht mehr auf dieselbe Art und Weise brauchte wie früher, denn er könnte gehen, und sich einreden, ihr ginge es gut. Allerdings hatte sie ihm eben erst gesagt, dass sie ohne ihn nicht leben konnte – nicht einfach, weil er stets versuchte, sie vor allem Übel zu beschützen, sondern weil er einfach nur da war, schlicht und ergreifend so, wie auch er sie schon immer gebraucht hatte, um einfach nur da zu sein.
Erneut dachte er einige Sekunden nach, bevor er das Wort ergriff, einerseits weil er inzwischen über jedes Wort genau nachdachte, andererseits weil ihr flehentlicher Blick es ihm schwer machte, diese Worte erst zu finden.
"All diese Probleme mit dir und mir… das sind alles Dinge mit denen ich mich nie beschäftigen musste, bevor das mit uns angefangen hat. Ich weiß nicht was das Beste für uns ist…" … und das machte ihn verrückt. "Aber für das hier bin ich nicht hergekommen, Sibel. Es tut mir leid, dass ich damit angefangen habe. Heute sollten wir uns um so etwas nicht kümmern müssen", meinte er schließlich. Hatte es ihm jemals geholfen, über etwas zu schlafen? Für gewöhnlich hatte es seine Sorgen lediglich auf den nächsten Tag verschoben. Aber vielleicht war es heute ja anders.