ZitatOriginal von Manius Flavius Gracchus Minor
Durchaus gereichte es dem Knaben zur Irritation zu erkennen, dass jemand in der Tat freien Willens das Handwerk einer Dirne ausübte, denn obschon sie ihre Freiheiten mochte genießen, so schien es doch fernab jedweder Potentialität, dass jemand ohne Not sich dazu hingab, ihm in seiner unansehnlichen Gestalt zu Willen zu sein, respektive ihn gar in die Artes Amatoriae zu indoktrinieren und in seiner Unbeholfenheit zu jeder einzelnen Aktion zu drängen genötigt zu sein. Da sein Äußeres somit keineswegs ihre Motivation für jenes Stelldichein darstellte, verblieb lediglich sein Geldbeutel verblieb, was ihn augenblicklich erinnerte, dass in einem derartigen Etablissement zweifelsohne auch das Monetäre nunmehr zu regulieren war, solange er seines Sklaven entbehrte, der ja für gewöhnlich derartiges zu übernehmen hatte:
"Wie viel erhältst du für deine Dienste?"
Doch prolongierte Morrigan den Dialog ein weiteres Mal, fragte nach seinem Eheweib, die inzwischen eine Mixtur von Vorwitz und Gram in ihm evozierte, da er zum einen sich mitnichten fühlte geneigt, die Wahl seines Partners zur Gänze seinem ungeliebten Vater zuzueignen, zum anderen jedoch inzwischen keineswegs mehr generaliter eine Abneigung gegen das weibliche Geschlecht verspürte, wie dies noch vor zwei Jahren war gewesen, als er in trutziger Widerständigkeit seinen Unmut dem Vater hatte kundgetan, und somit durchaus eine gewisse Indiskretion verspürte, wie jene Person, derer er lediglich in frühester Kindheit war ansichtig geworden, sich entwickelt mochte haben und ob sie womöglich nicht doch als durchaus agreabel sich erweisen würde. Indessen erschien jene Explikation seines Innersten mitnichten geeignet, einer wildfremden Lupa anvertraut zu werden, zumal man ihn stets hatte gewarnt, die Dienerschaft in zu großer Weise in das eigene Seelenleben zu integrieren, um Verletzungen zu meiden, sodass er lediglich das gemeinhin Publike vermeldete:
"Ich werde Cornelia Squilla, die Nichte des Cornelius Scapula, ehelichen. Sie ist mir bereits seit einigen Jahren versprochen."
Mochte der kundige Seelenpfleger jenen Worten durchaus eine gewisse Reserve entnehmen, die Manius Minor bezüglich seiner ehelichen Pläne hegte, so mühte er sich doch, seine Furcht und Insekurität bezüglich des Kommenden zu verbergen und konfident und saturiert mit seinen ehelichen Perspektiven zu wirken.
Morrigan konnte wohl die Ungläubigkeit in den Augen des jungen Mannes erkennen. Gut für jemanden der nie Sklaven gewesen war war es wahrlich schlecht nachzuvollziehen, dass jemand diesen Beruf freiwillig ausübte. Aber dies hier war immer noch besser, als als Sklave dem Willen eines Herrn ausgeliefert zu sein, denn hier konnte man zumindest einen Teil selbst bestimmen, auch wenn man natürlich die Wünsche der Kunden versuchte zu erfüllen, so gab es dennoch Grenzen. Grenze welche es für Sklaven nicht gab. Aber wie sollte auch ein Römer – ein freier dies nachvollziehen können.
„Nun ich habe mit dem Besitzer des Lupanar ein Arrangement das mich hoffen lässt, dass ich hier nur noch ein paar Jahre meine Dienst anbieten muss um mich dann irgendwo auf einem kleinen Stück Land welches ich dann mein eigenen nennen kann zur Ruhe zu setzen.“ sagte sie doch recht ausweichend auf die Frage, wie sie hier entlohnt wurde, denn sie redete nicht gern über geschäftliches mit Außenstehenden.
Ah er würde also eine arrangierte Ehe eingehen. Nun Morrigan hatte nichts anderes erwartet, aber dennoch ließ die Art und weise wie sich der Flavier ausdrückte darauf schließen, dass er damit nicht sonderlich glücklich war. Nun jeder hatte sein Päckchen zu tragen.
„Ich denke du wirst deiner zukünftigen Frau ein gute Ehemann werden.“ sagte sie aber mit einem zuversichtlichen Lächeln. Weil eigentlich hatte der Flavier ja auch nichts auszustehen, es ging ja bei diesen Ehe hauptsächlich darum den Fortbestand der Familienlinie zu sicher. Das war ja in ihrer Heimat nicht anders als ihr und Rom und wer weiß eben jenes Schicksal hätte sie wohl auch irgendwann ereilt, also das ihre Eltern ihr einen Ehemann ausgesucht hätte. Von der Seite aus betrachte war sie hier und jetzt gewissermaßen sogar freier als der Römer vor ihr.
Der Diener des jungen Mannes betrat so eben das Atrium, Morrigan nickte in seine Richtung. „Dein Begleiter ist auch wieder da.“ Sagte sie zu ihrem „Gast“.
„Ich würde mich freuen, wenn du uns mal wieder besuchen würdest. Nicht jeder Gast ist so angenehm wie du.“ sagte sie und sie meinte es wirklich so, denn es gab auch andere unangenehme Kunden, die man am liebsten vor die Tür setzen wollte, aber wenn sie einen gewissen Einfluss in der Stadt hatte war dies nun mal leider nicht möglich. Aber wenn sie so waren, wie der junge Flavier, ja wenn sie nur alle so wären...