[Extra Pomerium] Feind in Sicht! Die Rebellen stehen vor Rom

  • Seneca blickte auf den gelangweilten Haufen Prätorianer, welche wohl selbst gerne einen heben gehen würden, und blickte dann zu Ferox...
    "Nein... Nein lass uns gehen.", Seneca zeigte kurz in Richtung der Straße die sie nehmen würden, "Ich kenne da eine recht nette Taverna.", sagte er und ging langsam los in Richtung der Taverna Apicia.

  • Leicht ungläubig schaute Dives seinen Verwandten nach dessen Entschuldigung an. Wieso reagierte Licinus auf einmal so? Es war schließlich nicht so, dass der junge Iulier die vermutliche Enttäuschung seines Großonkels nicht verstehen würde. Ja, vielleicht war dies sogar das schlimmste daran; DASS er nachvollziehen konnte, warum man von ihm enttäuscht war - praktisch gar enttäuscht sein musste! Da half letztlich auch der gute Wille und der Glaube an die eigene Unschuld nicht aus. Den Kerker von innen gesehen zu haben, hieß den Kerker von innen gesehen zu haben. Da ging ganz automatisch ein Teil der eigenen Ehre (und damit auch derer der eigenen Gens) flöten...
    So also sagte Dives nichts weiter hierzu, da er einerseits natürlich ganz froh war, dass sein Großonkel es scheinbar doch noch einigermaßen gelassen nahm, während er andererseits Licinus nicht in die Lage bringen wollte, dass der Dives am Ende noch verteigen musste. Nein, manchmal war es eben einfach das beste die eigene Klappe zu halten.


    "Natürlich.", stimmte er sodann der Bitte mitzukommen zu. Er konnte in seiner Lage ja wohl auch schlecht etwas anderes sagen, so sehr wie er in der Schuld bei seinem Großonkel stand. Kurz verzog er anschließend leicht die Schnute, weil es weder von Serapio und nicht einmal von Antoninus Neuigkeiten gab, bevor er auf die implizierte Frage nach den Zukunftplänen zu sprechen kam, während er Licinus wohin auch immer folgen würde:
    "Naja, erstmal will ich zurück nach Ostia, um mein zweites Duumvirat in Folge ordentlich abzuschließen. Da stehen noch einige Punkte auf dem Plan, die es zu erfüllen gilt. Anschließend... anschließend soll mich mein Weg wieder nach Roma führen, um mit der in den letzten.. äh.. knapp vier Jahren gewonnenen Erfahrung meinem Cousin Lucius auf kurz oder lang in den Senat nachzufolgen.", erklärte er relativ routiniert. Dass Centho jetzt zumindest vorübergehend vielleicht nicht mehr als Paradebeispiel genannt werden sollte, fiel dem jungen Iulier folglich auch erst auf, als die Worte schon längst seine Lippen verlassen hatten. Mist! Onkel Proximus zu nennen würde die Sache sicherlich auch kaum besser machen. Aber...
    "Und vor allem will ich natürlich auch meinem Großvater Cicero dem Censorier nacheifern!", schob er leicht verzögert hinterher. Zwar würde er selbst es sicherlich nie bis zur Censur bringen (allein schon, weil das Amt für gewöhnlich dem Kaiser vorbehalten war), doch als Richtungsweiser konnte man damit sicherlich arbeiten.


    "Zuvor werde ich mir natürlich einen Patronus suchen müssen, womit ich aufgrund des Bürgerkriegs extra noch gewartet habe. Erst nach dem Machtantritt des Cornelius wird sich ja auch endgültig zeigen, wessen Patronat die eigenen Chancen auf einen Wahlerfolg erhöht und wessen Patronat sie im Gegenteil eher mindert." So chaotisch, wie die Lage momentan war, fehlte dem Duumvir da praktisch jeder Überblick. Wer war mit dem Cornelier zu Felde gezogen? Wer war auch lebendig wiedergekehrt? Wer saß im Kerker? Wer harrte im Exil - erzwungen oder freiwillig? Wer würde aus letzterem eventuell zurückkommen, sobald Palma die Macht auch offiziell übernahm? Und und und...
    "Und was wirst du machen?", stellte Dives letztlich die Gegenfrage, um nicht nur von sich selbst zu berichten. Er hoffte dabei inständig, dass sein Großonkel nicht auf die glorreiche Idee käme, jetzt hier in Roma zu bleiben, um Dives und Proximus und wohlmöglich auch Centho auf die Finger schauen zu wollen. Bloß nicht!

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    CIVIS
    DECURIO - OSTIA
    INSTITOR - MARCUS IULIUS LICINUS
    IUS LIBERORUM
    VICARIUS DOMINI FACTIONIS - FACTIO VENETA

    Klient - Marcus Vinicius Hungaricus

  • Licinus führte seinen Neffen in sein Büro, oben im theatrum balbi gelegen.
    Dort holte er eine Amphore aus dem Schrank, nachdem er mit einer Handbewegung Dives aufgefordert hatte, sich zu setzen, und murmelte: "Irgendwo muss hier doch noch ein zweite... Ah ja, da!" Mit diesen Worten reichte er dem jungen Mann einen Becher und goss beide Becher mit schon leicht verdünntem Wein ein. Dann setzte er sich ihm gegenüber und sprach bedächtig:
    "Nun, ich stelle fest, du lässt dich von deinen Zielen nicht abbringen. Das ist gut, prinzipiell. Aber wenn du mich fragst: Bleib noch eine Weile in Ostia, bis sich die Wogen hier wieder einigermaßen geglättet haben!" Natürlich konnte er seinem jungen Verwandten keinen fundierten Rat geben, was die Politik angeht, er verließ sich auf seinen gesunden Menschenverstand. Auch wenn er nicht davon ausging, dass der junge Politiker auf ihn, den alten Soldaten, hören würde.
    "Was den Patronus angeht, sicher warten ist da besser. Vielleicht, mmmh..." Licinus war sich nicht sicher, wollte er anbieten dem Mann zu helfen, einen patronus zu finden. Eigentlich wollte er ihn nicht tiefer in die Politik verstricken, andererseits würde er das sowieso tun. Schwierig, schwierig.

  • Nachdem Cornelius Palma den Widerstand im Süden überwinden konnte, war die Kommunikation nach Rom nun sehr vereinfacht, so dass nun immer häufiger Boten mit Briefen eintrafen, die Nachrichten und unterwegs und Anweisungen für die bevorstehende Ankunft enthielten:


    Cornelius Palma Flaminio Cilo s.d.


    Wir haben Misenum inzwischen verlassen und sind auf dem Weg nach Norden, unserer geliebten Hauptstadt entgegen. Unterwegs trafen wir auf eine Frau, Iunia Axilla, die mir interessante Informationen überbringen konnte, die sich zweifellos noch als nützlich erweisen werden. Sie begleitet mich nun bis nach Rom. Sie erwähnte ihren Mann, den Procurator Pompeius Imperiosus, über dessen Verbleib ihr keine Nachricht vorliegt und den sie in Rom lebend anzutreffen hofft. Wenn dir Informationen über ihn vorliegen, so fasse sie zusammen, um mich darüber zu unterrichten. Wenn du den Mann lebend finden kannst, stelle sicher, dass er unsere Ankunft in Rom erlebt, auch wenn er aufgrund seines Amtes zu den Dienern des Usurpators gezählt werden muss. Stelle mir bei dieser Gelegenheit auch weitere Informationen zusammen, welche Amtsträger aus dessen Gefolge lebend angetroffen werden konnten und unterrichte mich auch über jene, die nicht oder tot gefunden wurden.


    Ap. Cornelius Palma

  • Da führte sie doch Licinus direkt ins Innere des Theatrum Balbi, in irgendeinen Raum, den der Primus.. nein, Praefectus Castrorum zu seinem Officium hatte machen lassen. Dives bekam unterdessen ein leicht mulmiges Gefühl in der Magengegend. Das letzte Mal, als er hinter den Kulissen in einem Theater war, hatte er in Ostia gerade ein Stück spielen lassen, welches den Vescularier kritisierte, und führte den damaligen prätorianischen Tribun Decimus Serapio ins Scriptorium. Zwar glichen sich das ostiensische und dieses Theater hier nicht übermäßig (gerade in Ostia waren einst deutlich weniger Soldaten unterwegs gewesen), doch die Erinnerung an den langen, schweren Gang und die Angst, die der Iulier dereinst gehabt hatte, waren präsent, als wäre es erst gestern gewesen.
    Im Officium seines Großonkels angekommen, folgte Dives gehorsam der Aufforderung Platz zu nehmen und nahm den Becher, in den anschließend verdünnter Wein gegossen wurde, mit einem stummen 'Danke' entgegen. Schon am Farbton des Getränks meinte der Iulier allerdings zu erkennen, dass der Wein lediglich normal verdünnt war, sodass er, der ihn Bacchus nicht viel vertragen ließ, sich entschloss nur ganz langsam und ganz wenig davon zu trinken - wenn überhaupt. Da jedoch sein Verwandter, der hier nicht nur das Alter sondern auch den Gastgeberstatus in gewisser Weise auf seiner Seite hatte, weder einen Toast aussprach, noch selbst einen ersten Schluck nahm, wandte Dives seine Aufmerksamkeit im Folgenden erst einmal den Ausführungen Licinus' zu.


    "Du meinst, ich soll noch ein Jahr länger in Ostia bleiben?", hakte er nach, während sein Großonkel scheinbar überlegte, welchen Mann er ihm als Patronus empfehlen könnte. (Aber hatte der da als Soldat überhaupt selbst genügend Über- und Durchblick im politischen Urwald?) Einen missmutig-kritischen Unterton konnte Dives nicht unterdrücken bei dem Gedanken noch ein weiteres Jahr in der Hafenstadt am Tiber zu verbringen. Für ihn war diese Zeit eine Art praktisches Tirocinium und der Lern-Nutzen eines dritten Duumvirats (falls man ihn denn überhaupt nochmal wählte) stand für ihn persönlich in keinem Verhältnis mehr zu einem ganzen Jahr seines Lebens, das er dann der stadtrömischen Politik fern bleiben müsste.
    "Ich habe hier aber auch Verbündete, auf die ich sogar jetzt schon bauen könnte! Tiberius Lepidus - ja genau, ein patrizischer Verwandter des toten, consularen Pontifex pro magistro Tiberius Durus - mit dem habe ich ein persönliches Bündnis geschlossen! Und mein anderer Großonkel Matinius Agrippa der reiche Censorier, der steht Gerüchten zufolge auch auf der Seite des Cornelius! Immerhin hatten er und Vinicius Lucianus sich einst gemeinsam auf das Consulat beworben!", argumentierte der junge Iulier überzeugter als er selbst eigentlich war. Durchgefallen war bei jener Wahl nämlich auch vor allem der Matinier. Dennoch waren diese beiden Punkte wohl so gänzlich trotzdem nicht von der Hand zu weisen. Hinzu käme unter Umständen auch noch die Freundschaft mit Germanicus Sedulus, wenngleich Dives dafür erst einmal sehen müsste, inwiefern die Germanici nach dem Machtantritt Palmas ein guter Name zu erwähnen wären. Falls weiter Decimus Livianus, ein bekannter Gegener Salinators, nun aus dem freiwilligen Exil zurückkehren würde, wäre auch der Name sicherlich erwähnenswert. Soweit der junge Iulier nämlich von seinem Cousin Centho wusste, hatte der einst gar überlegt eine Iulia zu ehelichen. Und war nicht zumindest ein Teil der ostiensischen Besitzungen Centhos gar direkt von Livianus erworben? Doch auch diesbezüglich müsste man wohl zunächst schauen, wie sich die Situation entwickelte.


    Fakt war: Dives wollte nicht mehr warten! Wenn er sein zweites Duumvirat beendet hätte, würde er in Summe ganze vier Jahre in Ostia verbracht haben! Er wäre dann also 23 Jahre alt und müsste wohl oder übel auch daran denken bald zu heiraten. Da stünde er dann vor der Wahl: Würde er sein (Un-)'Glück' im politischen Geflecht Romas suchen oder würde er außerhalb einfach irgendwen erwählen? Darüber hinaus ließe sich wohl auch gerade eine Hochzeit prima zum positiven Bekanntmachen des eigenen Namens nutzen. Klar, setzte das natürlich auch irgendwo voraus, erst einmal überhaupt eine gute Partie zu finden (und an irgendwelche ehelichen Pflichten mochte der Iulier gar nicht erst denken!), doch unterm Strich hatte doch selbst Licinus gesagt, dass Dives nur ein kleiner Fisch und deshalb nun auch wieder auf freiem Fuß (oder in diesem Zusammenhang wohl eher: freier Flosse) war.
    "Außerdem würde ich mit dem Umzug nach Roma und der Suche nach einem Patron...", von der Ehe und den Ehegesetzen begann er jetzt lieber erst garnicht, "... eh nicht sofort bei der ersten Gelegenheit zur Wahl antreten, sodass so oder so noch mindestens ein Jahr lang Gras über alles wachsen könnte.", erklärte der Duumvir wieder etwas zurückhaltender und schaute seinen Großonkel mit erwartungsvoll-bittendem Blick an. 'Sag ja. Sag ja. Sag ja...', ging es ihm dabei durch den Kopf...

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    CIVIS
    DECURIO - OSTIA
    INSTITOR - MARCUS IULIUS LICINUS
    IUS LIBERORUM
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    Klient - Marcus Vinicius Hungaricus


  • Centurio L. Helvetius Corvinus
    Legio II Germanica
    Roma, Italia


    F. Domitius Massula L. Helvetio Corvino salutem dicit.


    Es fällt mir schwer, diesen Brief zu schreiben, denn er bringt dir eine traurige Nachricht. Alwina ist gestorben. Sie ist einfach eingeschlafen und am Morgen nicht mehr aufgewacht. Niemand weiß, woran sie starb, sie hatte keinerlei Krankheiten. Nachbarn haben sie gefunden. Weil sie seit einiger Zeit zu meiner Familie gehört, werde ich für ihre Bestattung Sorge tragen.


    Lass dich nicht vom Schmerz besiegen, lebe und achte auf dein Leben!


    Vale.
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    F. Domitius Massula | Casa Domitia
    Mogontiacum | Provincia Germania Superior

  • "Gut", antwortete er erleichtert. "Mir ist zu Ohren gekommen, dass du einigen Ärger mit einer Hand voll Skythen hattest." Was genau er gehört hatte, sagte er jedoch nicht, da er die Geschichte aus dem Mund des Gefangenen selbst hören wollte.


    "Ich stelle fest, du hast trotz allem deinen Humor nicht verloren." antwortete Licinus trocken. Ein unausgesprochenes "das ist immerhin etwas" hing in der Luft. Ungefragt erklärte er mit gleichsam trockener Stimme


    "Die Lage aktuell ist wie folgt: Nach der Übergabe der Stadt - ich nehme übrigens an, dass man die dir anrechnen wird - haben wir diese gesichert. Nur den Palast selbst halten noch die Vescularianer. Aber das ist nur noch eine Frage der Zeit.
    Ich gehe auch davon aus, dass du bald in die castra praetoria überführt werden wirst. Das werde ich dir nicht ersparen können."

    Und hätte er wohl auch nicht, da es seinem Gerechtigkeitsempfinden widersprechen würde.
    "Dir ist klar, dass dir ein hochverratsprozess bevorsteht?!"

  • "Nicht unbedingt ein ganzes Jahr. Ich glaube kaum, dass die anstehenden Prozesse dermaßen viel Zeit in Anspruch nehmen werden." Man lebte schließlich noch nicht in einer Zeit, in der es Mammutprozesse mit Presseaufkommen gab, schon gar nicht in dringend abzuhandelnden Fällen wie Hochverrat und Regizid. "Aber bis dahin würde ich an deiner Stelle warten. Vielleicht noch etwas länger. Ich kann mir kaum vorstellen, dass Prozesse oder Urteile gegen Verwandte da besonders vorteilhaft sind, weder bei Wahlen, noch bei der Suche nach einem patronus."


    Wie üblich war Licinus weder über die genauen Verwandtschaftlichen Verzweigungen und genauso wenig hatte er sich gemerkt, wer wann mit wem um welches Amt kandidiert hatte. Also konnte er nur allgemeine Antworten geben.


    "Diesen Tiberier kenne ich nicht, aber das will nichts heißen, wie du ja weißt. Allerdings denke ich, die Tiberier werden nicht den schlechtesten Stand unter dem neuen Kaiser haben. Das gleiche gilt für die Aurelier. Und dieser Duccier hat das Zeug es zum homo novus zu schaffen. Vom Reichtum des Matiniers habe ich schon gehört! Aber sonst... eigentlich nichts."
    Seine Einschätzung der Chancen des Ducciers mochte etwas blauäugig sein, denn er schrieb ihm zwar die Fähigkeiten zu, aber bedachte nicht im Mindesten den Futterneid, mit dem die althergebrachten Familien über ihre Pfründe wachten. Dessen ungeachtet setzte er seine Analyse fort:
    "Ich denke, wenn es dir gelingt, einen patronus aus einer dieser beiden Patrizischen Familien zu bekommen, wäre das ein guter Schritt. Wie erfolgreich du darin sein kannst, kann ich dir jedoch nicht beantworten."
    Er musterte den Jungen noch einmal und überlegte, was er eigentlich von ihm hielt. Zwar erschien er ihm noch immer opportunistisch oder naiv, je nach Auslegung, zugleich aber auch nicht auf den Kopf gefallen. In jedem Fall aber merkte man ihm das Ungestüm der Jugend an. Wäre er ein Soldat gewesen, hätte Licinus gesagt, wenn er mal Gehorchen gelernt hätte und das ein oder andere Mal auf die Schnauze gefallen wäre, dann könnte aus ihm was werden. Für die Politik jedoch wagte er keine Prognose und stellte die Frage anders: War er es wert, dass er ihm etwas unter die Arme griff. Licinus entschloss sich, ihm eine eventuell unangenehme Frage zu stellen.
    "Lass mich mal etwas anderes Wissen: Wie finanzierst du eigentlich deine ganzen Aktivitäten. Denn dass ein Politikerleben nicht billig ist, dass weiß sogar ich. Erst Recht hier in Rom."

  • Corvinus hatte es endlich geschafft. Nach etlichen Tagen durch die Stadt gerenne und Gefangene in den Carcer der Castra Praetoria bringen war ihm heute die "Flucht" gelungen. Es hatte ungewöhnlich lange gedauert die heutigen Liste abzuarbeiten und als er dann bei der Castra ankam und die Gefangenen abgab war kaum noch jemand da. Anders als die anderen Tage lag aber keine Anweisung für weitere Aufträge für ihn vor und der Tribun der ihn die letzten Tage ja fast Wochen "verhaftet" hatte war nicht anwesend. Diese Chance nutzte Corvinus und schnappte sich mit seinen Männern ihre Sachen und sahen zu das sie wieder zu ihrer Legion kamen.
    Sie mussten dazu zwar durch die komplette Stadt laufen aber das war es ihnen allemal wert. Bei der Secunda angekommen, meldete er sich zurück, holte sich eine Standpauke ab wo er geblieben war die er aber noch Schilderung der Geschehnisse abmildern konnte. Man übergab ihm einen Stapel Tabulas und einem Brief und entließ ihn in den Bereich seiner Centurie.
    Zum Glück hatte sein fähiger Optio Calvisius Fabullus in seiner Abwesenheit die Männer geführt. Sowieso bestand die Centurie im Moment nicht mal mehr aus drei Dutzend einsatzbereiten Männern. Er ließ sich, noch vor seinem Zelt einen kurzen Überblick über die letzten Tage geben, primär waren dabei natürlich die Ereignisse bei der Erstürmung des Kaiserpalastes zu erwähnen. Fabullus berichtet das dabei ein großes Durcheinander geherrscht hatte und er selber und die Masse der Centurie nicht wirklich zum Zuge kam da sie einen Seitentrakt durchsucht hatten der hauptsächlich alte Möbel und dergleichen enthalten hatte. Aber ein paar seiner Männer waren wohl direkt mit dabei und Corvinus nahm sich vor diese noch einmal genauer zu befragen.


    Allerdings nicht mehr heute. Er entließ also seinen Optio und trat durch die Zeltplane in sein Zelt. Aufgrund der fortgeschrittenen Tageszeit war es in dem Zelt sehr dunkel und Corvinus wäre fast über einiges Zeug gestolpert welches im Eingangsbereich lag. Auf dem dahinter stehenden Tisch fand er einige Säckchen die eine klare Sprache sprachen und sein Anteil an den Aktionen der letzten Tage und Wochen entsprach. Seufzend nahm Corvinus seinen Helm ab, setzte sich an den Tisch, legte die "Post" ab und entzündete eine Lampe.


    Ein Geräusch hinter ihm erschreckte ihn kurz und er drehte sich um. Von seiner Liege erhob sich jemand, der dort scheinbar geschlafen hatte. Gerade als er "loslegen" wollte kam die Person ins Licht.


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    Plötzlich fiel es ihm wieder ein. Das war Melitta die Sklavin aus dem Haus der Decimer die er von dort als Anteil mitgenommen hatte und die ihn zur Insula geführt hatte wo Decima Seiana sich versteckt hatte. Die Sklavin sah recht verängstigt, ungewaschen und sogar ein wenig abgemagert aus.
    Nach wenigen Sätzen erfuhr er den Grund dafür. Wie befohlen hatte der Veteran die Sklavin ins Lager gebracht, da er erst einmal nicht weiter wusste wohin (Corvinus hatte ja durchklingen lassen das er sie behalten wollte, weswegen der Veteran sie nicht zu Geld gemacht hatte) mit ihr hatte er sie im Zelt abgeladen und befohlen da zu bleiben bis er oder Corvinus kommen würde.
    Nun die nächsten Tage kam weder der Veteran noch Corvinus zurück. Da sein Zelt recht mittig im Legionslager lag hatte die Sklavin sich immer nur wenig vom Zelt entfernt. Corvinus konnte ihr das gar nicht verdenken, wenn er eine junge gut aussehende vermeindlich herrenlose Sklavin wäre würde er auch nicht alleine durch ein Lager voller Legionäre laufen.


    Gleich morgen würde er sich um die Lösung dieses Problems kümmern.
    Sein, nun sogar vorgewärmtes Bett, rief nach ihm. Er legte Rüstung usw. ab, gab der Sklavin ein paar Decken aus einer Kiste und wies ihr eine Stelle auf dem Boden zu wo sie schlafen konnte und wollte sich gerade zur Ruhe legen.
    In diesem Moment fiel sein Blick auf die Post. Er erkannte das der eine Brief keine Legions"post" mit Anweisungen usw war sondern aus Germanien kam.
    In freudiger Erwartung etwas von Alwina zu lesen schnappte er sich den Brief, ohne groß den Absender zu lesen und laß ihn.



    Centurio L. Helvetius Corvinus
    Legio II Germanica
    Roma, Italia


    F. Domitius Massula L. Helvetio Corvino salutem dicit.


    Es fällt mir schwer, diesen Brief zu schreiben, denn er bringt dir eine traurige Nachricht. Alwina ist gestorben. Sie ist einfach eingeschlafen und am Morgen nicht mehr aufgewacht. Niemand weiß, woran sie starb, sie hatte keinerlei Krankheiten. Nachbarn haben sie gefunden. Weil sie seit einiger Zeit zu meiner Familie gehört, werde ich für ihre Bestattung Sorge tragen.


    Lass dich nicht vom Schmerz besiegen, lebe und achte auf dein Leben!


    Vale.
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    Mogontiacum | Provincia Germania Superior


    Bereits die erste Zeile ließ ihn erschauern und die zweite verpasste ihm einen Schlag das er dachte er würde auf der Stelle wahnsinnig werden. Mit großer Mühe schaffte er es den Brief zu Ende zu lesen.
    Wie ein lebender Toter erhob er sich dann vom Stuhl, den Brief auf den Tisch liegen lassend und legte sich in sein Bett. Er schloss die Augen und beschloss sie nie wieder zu öffnen.



    Am nächsten Morgen, die Sklavin war schon länger wach und stand hilflos im Zelt herum, stand Corvinus nicht auf.
    Schließlich betrat sein Optio Fabullus und der Centurienscriba Senecio (der am längsten in der Centurie Dienst leistet) das Zelt und fanden alles so vor.
    Die Sklavin sorgte bei beiden für kurze anfängliche Verwirrung. Als sie an Corvinus herantraten lag dieser wie tot auf seiner Liege. Sie konnten ihn zwar wecken aber er starrte nur vor sich hin und sprach kein Wort. Eine ganze Weile versuchten die beiden das Problem irgendwie in den Griff zu kriegen konnten aber an der Situation nichts ändern. Sie wollten noch nicht einen der Ärzte holen, wenn sich das rumsprach würde Corvinus wahrscheinlich als "Kriegszitterer" aus der Legion entlassen oder sowas. Sie kamen schließlich auf die Idee denjenigen zu holen von dem sie glaubten er sowas wie ein Freund von Corvinus war. Optio Lucius Duccius Ferox

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    Centurienscriba Servius Scaevius Senecio ging nach dem Fund im Zelt des Centurios auf mehr oder weniger direktem Weg zum I.Cohorte und fragte sich da zum Optio Lucius Duccius Ferox durch. Da auch die I.Cohorte einiges an Verluste hatte ging dies recht schnell und der Tag war noch als "am frühen Morgen" zu bezeichnen als Senecio beim Zelt von Ferox ankam.


    Die Zeltplane war halb offen und Senecio ging davon aus das der Optio anwesend war und vielleicht Schreibkram oder dergleichen erledigte.
    Er stellte sich also direkt vor den Zelteingang, räusperte sich hörbar und wartete.

  • Das Ja blieb aus und stattdessen relativierte Licinus lediglich, dass er kein ganzes Jahr in Ostia gemeint hätte. Der junge Iulier fragte sich daraufhin, was er mit einem viertel, halben oder dreiviertel Jahr anfangen sollte? Eine Kandidatur für irgendein Amt, politisch, kultisch oder anders, wäre damit ausgeschlossen. Erwartete sein Großonkel etwa, dass sich Dives auf Centhos Gut zurückzog und für die Öffentlichkeit unsichtbar würde? Das könnte der Duumvir schlichtweg nicht - und wollte es auch garnicht.
    "Ich verstehe auch nicht, was es letztlich für einen Unterschied machen würde, ob ich nun hier in Roma oder flussabwärts in Ostia wohnen würde. Will man mich irgendwie belangen, dann wird man es hier wie dort tun. Will man dies nicht, so sollte es keine Rolle spielen, wo ich lebe. Andererseits aber habe ich hier in Roma die Möglichkeit meinen Verwandten zu helfen und zu schauen, dass der Schaden für die iulische Gens so gering wie möglich gehalten wird.", erklärte er. Diese Hilfe könnte vom Hüten der Casa Iulia bis hin zur Suche weiterer Freunde und Verbündeter gehen - je nachdem, wie die entsprechenden Verwandten sich letztlich helfen lassen wollen würden.


    Als Licinus anschließend auf die Patronats-Angelegenheit zu sprechen kam, musste sich der junge Iulier einen bissigen Kommentar gegenüber seinem Großonkel verkneifen. Er sollte sich einen aurelischen Patronus suchen - ja klar. Am besten sollte er sich wohlmöglich auch noch an diesen Aurelius Lupus in dieser Angelegenheit wenden, da genau dieser Wolf ihn ja so gut leiden konnte. Ganz sicher: Der Aurelier würde Freudentänzer aufführen, sobald Dives in solcher Sache vorspräche... Nein, von dieser Seite aus erwartete er keinerlei Unterstützung. Die Tiberier auf der anderen Seite hielt der Duumvir in der Tat für gute Verbündete, jedoch nach dem Tod des großen Durus für politisch nicht mehr so einflussreich, dass er derzeit ein Patronat in dieser Richtung anstreben würde. Soweit er informiert war, war der Pontifex pro magistro auch der vorerst letzte Senator seiner Gens gewesen...
    "Hm. Was ist mit den Flaviern oder den Consulares Aelius, Purgitius oder Vinicius?", fragte Dives und ließ damit durchscheinen, dass er die Meinung seines Großonkels nicht teilte. Gut, der flavisch und der vinicische Consular waren von Salinator verbannt worden und ob und falls ja, wann sie zurückkehrten, wussten nur die Götter. Dazu würde mit Palma eine neue Ära anbrechen, die cornelische Ära, was den so mit den Ulpiern verbundenen Aelier vielleicht nicht mehr so ganz 'zeitgemäß' erscheinen ließe. Aber selbst dann blieben zumindest noch der purgitische Consular und der flavische Pontifex - falls die natürlich den Bürgerkrieg überlebten und nicht bisher schon irgendwo gestorben waren oder bei der aktuellen Belagerung Romas starben.


    "Ich habe mit meinem Verdienst als Duumvir etwas Land ganz in der Nähe von Bovillae gepachtet und betreibe dort ein Gestüt, baue Getreide an, Gemüse und Kräuter. Nach dem letzten Bericht meines Vilicus läuft es eigentlich ganz gut.", erklärte Dives. Später, das stellte er sich schon dann und wann einmal vor, würde er das Land ganz kaufen... dann würden auch endlich diese lästigen Pachtgebühren von wöchtenlich einem halben Aureus wegfallen.
    "Wieso fragst du?", schob der junge Iulier anschließend nach und blickte Licinus leicht sorgenvoll an. Stünden etwa größere Ausgaben in irgendeiner Weise an? Denn dass sein Verwandter sich lediglich nach der Finanzierung von Dives' Plänen erkundigen wollte, glaubte er seinem Großonkel nicht ganz.

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  • Wie so häufig in letzter Zeit war Hadamar schon ziemlich früh wach. Die Alpträume wurden nur langsam weniger, und obwohl er sich halbwegs daran gewöhnte, eher schlecht und eher wenig zu schlafen, war er dann doch nicht scharf darauf, sich noch mal hinzulegen und gleich wieder in einen Traum abzudriften, wenn er denn mal wach geworden war – jedenfalls dann, wenn ihm das ohnehin in den frühen Morgenstunden passierte. Tatsächlich war er also schon seit einiger Zeit am Arbeiten, hatte sich zuerst draußen um seine Rüstung gekümmert, um dann, als die anderen in seinem Zelt – der Scriba, der Aquilifer und die anderen, die Sonderpositionen einnahmen in der Centurie –, drinnen weiter zu machen, mit all dem Kram, der gerade so anstand. Der Legat war immer noch abgetaucht, und keiner wusste so recht, was genau mit ihm los war... und mit ihm auch der Pilus Primus, der sich nah beim Legaten hielt, ihm berichtete, im Stab aushalf. Er sah regelmäßig nach dem Rechten, dass Hadamar sich nicht völlig aufgeschmissen fühlte, aber so selten, dass die Arbeit nahezu komplett an ihm hängen blieb mittlerweile – aber inzwischen hatte Hadamar den Dreh raus. Mit ein bisschen Übung war das alles leichter geworden, und spätestens seit Vicetia hatte er auch kein Respektsproblem mehr... und sowieso war ja der Alltag noch lange nicht eingekehrt bei ihnen.
    Als er draußen ein Räuspern hörte, war er aber trotzdem erleichtert über die Ablenkung. „Was gibt’s?“

  • Jaja, die Skyten Proximus lächelte. Sie haben versucht die letzten Aufträge des Dicken auszuführen, nachdem die Tore geöffnet wurden. Das hat ihm wohl nicht gepasst. Lebt er denn noch ?


    Nach einer kurzen Pause fuhr er fort....


    Sollen sie einen Prozeß machen. Proximus schaute sein Gegenüber an. Ich habe stets zum Wohl Roms gehandelt. Wenn das mein Tod bedeuten soll, dann ist das eben so! Danach lächelte Proximus wieder. Ich kann Dir leider keinen Wein und keine Trauben anbieten, die Küche ist schon zu. Aber wenigstens musst Du keine Angst haben, das die Ratten Dich beissen, Es ist eine der besseren Zellen hier.

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    DECURIO - MISENUM

    Klient - Lucius Aelius Quarto

  • "Es ging mir weniger darum, wo genau du dich jetzt aufhältst," erklärte Licinus und musste langsam kämpfen um seinen Unwillen nicht zu zeigen. Irgendwie bekam er langsam das Gefühl, als wollte ihn Dives unbedingt missverstehen.
    "Da ist es egal, ob jetzt Rom oder Ostia. Ich glaube allerdings, dass du hier einfacher Kontakte knüpfen kannst, wenn nicht noch alles von den sicherlich anstehenden Prozessen überschattet wird. Und das ist es, womit ich an deiner Stelle warten würde und stattdessen alte pflegen würde. Die ich bei dir einfach eher in Ostia denn in Roma vermutet hätte."


    "Senator Purgitius," dessen Namen Licinus tatsächlich kannte, da er ein ehemaliger Kommandeur der prima war "Hat sich in dem ganzen Bürgerkrieg sehr zurückgehalten. Vielleicht sogar zu sehr. Andererseits war er schon ein enger Berater des Iulianus, mit ihm wird man sicherlich wieder rechnen dürfen. Der Vinicier wurde meines Wissens nach hingerichtet und der Aelier ist auch verschollen, vermutlich sogar tot." Zumindest ging der Lagertratsch, dass der Vescularier auch ihn hatte ermorden lassen, da er der naheliegendere Nachfolger seiens leiblichen Bruders gewesen wäre. Und die Tatsache, dass man nie etwas von ihm gehört hatte, bestätigte dies in Licinus Augen. Er wäre doch sicher der erste gewesen, der sich zur Rebellion entschlossen hätte. Böswilligere Gerüchte unterstelltem ihm gar eine Beteiligung an der Ermordung seines Bruders, nur dass der Vescularier ihn anschließend ausgebootet hatte.
    "Weil ich dir tatsächlich meine Hilfe anbieten möchte!" antwortete Licinus unwirsch, als die für seinen Geschmack beinahe schon misstrauische Nachfrage kam. "Ich verdiene als Lagerpräfekt mehr Geld als ich gebrauchen kann und das fröhlich in einer Truhe vor sich hinrottet. Bevor du also mal aus Geldgründen irgendwelche undurchscheinenden Abmachungen besiegelst, komm erstmal bei mir vorbei. Ich garantiere dir, meine Gefallen werden dich weniger kosten."

  • "Die Wahrheit ist das, was am lautetesten behauptet wird.", orakelte Vala aus seiner düsteren Weltsicht heraus und nickte dann zufrieden, als der junge Vinicier wiederholte, was er als die Wahrheit zu verkaufen gedachte: "Sehr gut, ich sehe, dumm bist du nicht. Vielleicht wirst du mir irgendwann dafür danken... aber lass uns nun gehen, du wolltest den Flaminier sprechen, und ich denke er wird den einen Moment für dich Zeit finden."


    Sprach's, klopfte dem jungen Mann auf die Schulter und führte ihn durch einige Gänge hindurch in einen größeren Raum, wo es vor Offizieren, Uffzen und Sklaven nur so wimmelte. Der eine oder andere grüßte den Duccius mit einem knappen Nicken oder gleich beim Namen, andere bedachten den jungen Gast mit verstohlenen Blicken, immerhin wusste man entweder nicht wer er war... oder umso mehr.


    "Legatus Flaminius.", grüßte Vala den Feldherrn der Rebellen, "Dies ist Lucius Vinicius Massa, der Sohn des Marcus Vinicius Lucianus."
    Als der Name des jungen Mannes genannt worden war, erstarben viele der Gespräche um sie herum, und aus den verhohlenen Blicken wurden offene mit zahlreichen Stimmungen: viele der Männer hier kamen aus dem Norden, und natürlich war ihnen der Name des Mannes ein Begriff, hatten doch einige noch mit dem Vinicius zusammen gearbeitet als dieser noch Legat in Obergermanien gewesen war.

  • In der Tat wollte Dives seinen Großonkel in keinster Weise missverstehen, aber Licinus hatte ihm wortwörtlich dazu geraten noch eine Weile in Ostia zu bleiben. Und in ebendiesem verlängerten Aufenthalt in Ostia sah der junge Iulier nicht wirklich einen Nutzen. Denn selbstredend hatte er in der Hafenstadt so einige Kontakte. Aber was nutzten die ihm später in Roma? Die meisten würden ihm bestimmt nicht weiterhelfen, während der Rest seine Situation sicherlich kaum entscheidend beeinflussen könnte.
    "Ich war vor meiner Quaestur in Ostia auch etwa ein Jahr in Roma. Ich habe also auch hier Kontakte - ältere, die daher wohl auch dringenderer Auffrischung bedürfen.", rechtfertigte sich der Duumvir. Den Senator Sedulus hatte er beispielsweise während dieser Zeit kennengelernt, als er dereinst in die Veneta eingetreten war. Bei den Sergiern war er zu Besuch gewesen und hatte seine Nichte Severa und den hübschen Messalla kennengelernt. Informell war er sogar schon bei Tiberius Lepidus eingeladen, wenn dieser Krieg vorbei sein würde. Und gerade darauf war der Iulier bereits gespannt, da er damit rechnete, dass es keine Cena zu zweit werden würde. Anstehen würde in jedem Fall auch noch ein Besuch beim Censorier Matinius Agrippa, was ebenfalls sicherlich nur in Roma gehen würde. Und und und. Seine persönliche Agenda war bereits jetzt reichlich gefüllt. Und da hatte er noch nicht einmal damit angefangen, dass er auch an seinen Cousin Crassus zwei-drei Bitten haben würde, in der Schola vielleicht noch die eine oder andere Verpflichtung hätte und zumindest nah dabei sein wollte, wenn es um die Zukunft seiner iulischen und octavischen Verwandten ginge... (und natürlich auch die Zukunft Serapios - aber das selbstverständlich nur eher inoffiziell und gaaanz nebenbei.)


    Die weiteren Einschätzungen über die Herrn Senatoren nahm Dives so hin und verkniff sich zu sagen, dass er natürlich den anderen Consular Vinicius meinte, der nur verbannt worden war und unter Palma wohlmöglich rehabilitiert würde. Summa summarum jedenfalls hatte sich der Standpunkt des Iuliers nicht wesentlich verändert. Bevor Palma nicht in Roma wäre und das sprichwörtliche Zepter übernommen hätte, würde sich wohl kaum zeigen, welche Chancen und Möglichkeiten es in der Breite gäbe. Und auch das war, ganz nebenbei, ein weiterer Grund dafür besser früher als später in Roma zu sein - nah dran am Geschehen.
    Um jedoch das Thema nicht weiter und weiter durchkauen zu müssen, sodass es am Ende so ekelhaft süß würde wie zu lange zerkautes Brot, ließ der Duumvir seinem Großonkel das letzte Worte in dieser Sache und hoffte, dass es das fürs Erste damit wäre.


    "Oh.", wurde aus dem nach der Finanzierungsfrage zunächst leicht sorgenvollen Blick des jungen Iuliers ein ehrlich etwas überraschter Ausdruck. Es schien damit ja beinahe so, als wäre die Belehrungsstunde mit den gut gemeinten Ratschlägen des Alten (Ups, das hatte er zum Glück nicht laut ausgesprochen.) vorbei. Und mehr noch: Die Geste erweckte bei Dives den Eindruck, als wollte Licinus - der zuvor noch von Warten und Zurückhaltung und Ostia gesprochen hatte - damit nun seinen Verwandten als Wahlkampf-Sponsor unterstützen. Diese Wendung kam unerwartet.
    "Ich meine natürlich: Danke! Das ist ein äußerst großzügiges Angebot, dass du meinen Wahlkampf unterstützen willst und liebend gerne würde ich darauf zurückkommen, wenn es soweit ist.", erklärte der Duumvir mit einem breiten, dankbaren Lächeln und freudig glänzenden Augen, während er hoffte, dass er dieses Angebot damit nicht missverstanden und sein Großonkel eigentlich garnicht an einen Wahlkampf gedacht hatte.
    "Und sei dir sicher, dass ich schon jetzt für deine Hilfe tief in deiner Schuld stehe und dir jederzeit, wirklich jederzeit, mit einem Gefallen helfen werde, sofern ich dazu in der Lage bin.", fügte er anschließend noch hinzu, weil Licinus gerade so von Gefälligkeiten gesprochen hatte. Dabei kam Dives die Frage in den Sinn, worum es seinem Großonkel dabei eigentlich ging? Wollte der Militär einfach nur seinen Einfluss auf die in Roma lebenden Iulier ausweiten? Oder aber benutzte er Dives unter Umständen als eine Art 'Familienprojekt'? - Ja, hatte Licinus eigentlich eine Frau? Hatte er Kinder?
    "Was wirst du eigentlich machen, wenn der ganze Spuk hier ein Ende hat und der Bürgerkrieg vorüber ist?", wiederholte der Iulier die Frage, auf die sein Verwandter ihm bisher eine Antwort schuldig geblieben war. Und wenn sein Großonkel eine Familia hätte, dann würde er diese in seinen Zukunftsplänen sicherlich erwähnen, überlegte sich Dives...

    ir-senator.png Iulia2.png

    CIVIS
    DECURIO - OSTIA
    INSTITOR - MARCUS IULIUS LICINUS
    IUS LIBERORUM
    VICARIUS DOMINI FACTIONIS - FACTIO VENETA

    Klient - Marcus Vinicius Hungaricus

  • So sehr ihn der Schreibkram bei aller Akkuratesse, die er dabei an den Tag legte, nervte, so wünschte er sich diesen allmählich für diesen Fall hier. Ihr Götter, gebt mir Personalakten für meine Verwandten. Da würde dann genau drin stehen, wer wann wo was gemacht hatte. "Wenn das so ist und Kontakte schon da sind, spricht freilich nichts dagegen, auch jene in Rom zu pflegen" gab er bei und vielleicht konnte man das Gefühl haben, dass er nachgab. Licinus hätte jedoch gesagt, er revidiere sein Urteil auf Grund von veränderter Informationslage, wie es jeder gute Offizier zu tun in der Lage sein sollte.


    Hätte Dives ihn auf das vermeintliche Irrtum angesprochen, so hätte er ihm geantwortet, dass die Legionen diesbezügliche Meldungen erreicht hatte, dass auch der zweite Vinicier im Exil hingerichtet worden sei. Ein Irrtum freilich, aber zu jenem Zeitpunkt, glaubte Licinus es tatsächlich.*


    "Ich dachte in erster Linie an die kostspieligeren munera der Ämter gedacht, als an den Wahlkampf. Allerdings helfe ich dir auch da, wenn du Hilfe brauchst." erklärte er trocken, was er eigentlich im Sinn hatte, und noch trockener fügte er hinzu "Und hier kommt der Haken an der Sache: Erstens erwarte ich regelmäßig von dir zu hören, wie es bei der speziell, der Familie und in Rom allgemein aussieht. Zweitens ist das Angebot wiederruflich meines Eindrucks von dir." Was genau er damit meinte, ließ er offen, aber es sollte klar, sein, dass er ein Verprassen seines Geldes nicht gern sehen würde.
    "Drittens" und jetzt stahl sich ein schiefes Grinsen auf sein Gesicht "verlange ich niemals zu einem Wahlkampfessen eingeladen zu werden, wenn es sich dabei nicht um ein Familienereignis handelt."


    Was für Gefallen er darüber hinaus haben konnte, wusste er selbst noch nicht. Aber das würde mit der Zeit schon kommen. Und wenn nicht, dann hatte Dives Glück gehabt. Die Frage nach seiner eigenen Zukunft war da schon eine andere. Eine deren nächster Teil ihm ein schweres Herz berscherte, ging es doch um die Nachwirkungen des Bürgerkrieges.
    "Meine legio wieder zusammenflicken, erstmal. Wir haben vor Vicetia ganz schön Blut gelassen. Nachschauen, was mein Adoptivsohn in Mantua die ganze Zeit gemacht hat. Und zu allererst mein kleines Mädchen besuchen. Ah, von dem weißt du noch gar nichts, nicht wahr. Ein alter Freund von mir ist vor gut einem Jahr gestorben und hat mich gebeten, mich seines Sohnes anzunehmen." Dass jener Freund seine Jugendliebe geheiratet hatte, verschwieg er. Dass er sie geliebt hatte, wusste nur er, und auch wenn er glaubte, dass sie es auch gewusst hatte und hoffte, dass sie seine Liebe erwiedert hatte, so würde er dennoch niemals darüber sprechen.
    Dass dagegen "sein kleines Mädchen" eventuell auch missverständlich war, war für ihn absolut unvorstellbar, wie er sich auch nicht vorstellen konnte, seine kleine Esquilina extra erwähnen zu müssen, schließlich war sie als kleine Victoria der Liebling der Soldaten gewesen und jeder in der legio und damit praktisch seiner Welt, kannte seine Schwäche für das Mädchen.


    Sim-Off:

    Hehe, schade, ich hatte gehofft, du willst ihn korrigieren, ich fand es zu wahrscheinlich, um es nicht zu behaupten

  • Zitat

    Original von Titus Duccius Vala
    ....


    Massa nahm die Worte mit einem Nicken hin und folgte dann Vala. Aufgeregt war er als er dem Legaten entgegen trat, noch immer auf der Suche nach Antworten.

  • Ja, hätte Dives seinen Verwandten auf dessen vermeintlichen Irrtum angesprochen und hätte jener wiederum anschließend seinem Großneffen von einer Hinrichtung im Exil berichtet, so hätte der junge Iulier dies wohl oder übel sicherlich geglaubt, da er nicht mehr von dem vinicischen Consular wusste, als dass jener einst über Ostia ins Exil reiste. Doch hätte, hätte, Circuswette... Und damit waren sie nun thematisch auch schon bei den munera.
    Ganz ehrlich musste Dives bei dessen Erwähnung erst einmal überlegen, was genau sein Großonkel nun damit meinte. Er konnte doch unmöglich bereits von der Veranstaltung großer öffentlicher Spiele und/oder Rennen sprechen, oder? Soetwas machten später ja eigentlich erst die Aedile und bis der junge Iulier hoffentlich einmal Aedil wäre, würden noch Jahre ins Land gehen. Drei Wahlen wären zuvor zu gewinnen, ein senatorisches Tribunat müsste abgeleistet und eine Ernennung zum Senator erreicht werden. Ergo: Um diese Zeit sorgte sich der Duumvir bisher eigentlich noch überhaupt nicht. Er würde, wenn man sich die jüngsten Wahlergebnisse seines Onkels und die seines senatorischen Cousins anschaute, genug damit zu tun haben, überhaupt Vigintivir zu werden. Insbesondere nach diesem Bürgerkrieg würden die Chancen gewählt zu werden für einen Iulier sicherlich noch einmal um einiges reduziert sein.


    Anschließend folgten die Bedingungen seines Großonkels für dessen Unterstützung. Er wollte Einfluss auf die iulischen Gensmitglieder in Roma. Und bei diesen Worten traf Dives die Erkenntnis wie ein Schlag: Licinus und er standen vor den belagerten Mauern Romas. Centho und Proximus befanden sich innerhalb jener Mauern...
    "Na..türlich.", antwortete der gerade glücklich aus seiner Gefangenschaft befreite Iulier etwas geistesabwesend, während irgendwelche Mimiken völlig an ihm vorbei gingen. Scheinbar rechnete Licinus mit dem Schlimmsten, Verbannung oder gar Tod, für Centho und Proximus. Und nun sollte der noch keine vollen 23 Jahre alte Dives in die großen Sandalen seines Cousins treten? Denn dass er seinen Großonkel über alle Geschehnisse in Roma auf dem Laufenden halten sollte, hieß unterm Strich ja genau dies. Nicht von Centho, nicht von Proximus wollte er regelmäßig hören, sondern von Dives. Und dafür wollte er den jungen Iulier finanziell fördern. Ungläubig blickte der Großneffe seinen Großonkel an, während ihm tausend Fragen durch den Kopf schossen: Womit hatte er das verdient - er kam gerade direkt aus einer Zelle der Castra Praetoria? Sah es wirklich so düster für Centho und Proximus aus - vielleicht kannte der Militär ja Gerüchte über die Art und das Wesen des Cornelius? Und war er, Dives, überhaupt einer solchen Verantwortung gewachsen, die all das mit sich zöge?
    "Natürlich.", bekräftigte der Duumvir noch einmal, nachdem er kurz die Augen geschlossen und all diese Fragen für einen Moment in einen imaginären Raum in seinem Kopf verbannt hatte. Er konnte sich selbst förmlich dabei zusehen, wie er sich verzweifelt mit dem Rücken gegen die Tür zu diesem Raum der Fragen stemmte, während vor ihm übergroß Licinus stand, der von dieser Unsicherheit nichts merken sollte; ja, nichts merken durfte.


    So erreichten die Worte des Praefectus erst leicht verzögert dessen Großneffen. Die Reihen der Legio mussten aufgefüllt werden, logisch. Dann aber kamen die Antworten, die Dives haben wollte. Licinus hatte offenkundig eine Frau, der Beschreibung nach vermutlich recht jung, und einen Adoptivsohn. Erneut wurde damit unterstrichen, dass sein Großonkel nicht auf der Suche nach einem Ersatzsohn war, sondern tatsächlich Einfluss auf die Geschicke der stadtrömischen Iulier nehmen wollte. 'Halt die Tür geschlossen..!', ermahnte sich Dives gedanklich und zog die Augenbrauen leicht nach oben. Anschließend lächelte er Licinus oberflächlich an.
    "Du hast einen Sohn? Dann gratuliere ich dir zu deiner Vaterschaft." Denn ob leiblich oder nicht, spielte insbesondere nach dem Tod des biologischen Vaters wohl eh keine große Rolle mehr. Tja, was sollte er noch zu diesem Sohn seines Großonkels, der damit wohl faktisch sein Onkel wäre, sagen?
    "Ist er auch..." in der Legion? Was für eine Frage! Wäre er in der Legion, hätte Licinus ihn sicherlich nicht in Mantua zurückgelassen, sondern ihn für Ruhm und Ehre auf dem Schlachtfeld kämpfen lassen. "... Ich meine, wie heißt er denn überhaupt?", lenkte Dives also von der angefangenen Frage mit einer anderen Frage ab. Und vielleicht erzählte der Praefectus ja auch von sich aus etwas mehr über seinen Sohn und/oder seine Frau. Wie die wohl überhaupt damit zurecht käme, dass der Sohn nicht von ihr war? Oder ob sie wohlmöglich unfruchtbar wäre? - Fragen über Fragen, die nun aber glücklicherweise nichts mehr mit denen über sich selbst zu tun hatten...

    ir-senator.png Iulia2.png

    CIVIS
    DECURIO - OSTIA
    INSTITOR - MARCUS IULIUS LICINUS
    IUS LIBERORUM
    VICARIUS DOMINI FACTIONIS - FACTIO VENETA

    Klient - Marcus Vinicius Hungaricus

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    Senecio betrat das Zelt, ging in Grundstellung, salutierte und fing seine Meldung mit Nennung seines Namens und Dienstgrades an.
    Im Anschluss daran stockte er allerdings etwas, für einen solch erfahrenen Mann der wohl schon etliche junge Optios gesehen hatte ungewöhnlich, bevor er weitersprach.
    "Öhm ich bin auf der Suche nach Optio Lucius Duccius Ferox.... mein eigener Optio schickt mich... es gibt ein... ähm Problem... ja ein kleines Problem mit unserem Centurio... Helvetius Corvinus... bei dessen Lösung der Optio Duccius Ferox wohl... ähm benötigt wird."

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