[Trans Tiberim] Insula XXI - die Wohnung des Lucius Petronius Crispus

  • Spontan antwortete Apolonia: “Und was fällt dir ein mich anzubrüllen?“ Gleichzeitig ging es durch ihren Kopf, die Stimme kennst du doch. Als Petronius Crispus dann in ihr Blickfeld kam erkannte sie ihn. Ach du meine Güte, der geizige seltsame bekannte von Helvetius Varus, dachte sie. Nein sicherlich würde sie sich nicht anmerken lassen, dass sie ihn kannte. Dies gehörte zu ihren Geschäftsprinzipien. Niemals zu erkennen geben wer Kunde von ihnen war. Es sei denn der Kunde wollte erkannt werden und dies auch nur in soweit dieser es wollte. Wenn überhaupt, wollten die allermeisten einen nicht als Kunden kennen. Nein ihr war eigentlich bisher noch nie passiert, dass sie einer in der Öffentlichkeit kennen wollte, egal wie regelmäßig er kam oder ob er sogar Stammkunde bei ihr war.
    Bei dem kleinen Feigling, sie hielt ihn ja nach wie vor für einen, der sich auch noch als Geizhals entpuppt hatte, würde sie bestimmt nicht mit einem öffentlichen wiedererkennen rechnen.


    Die beiden Sklaven, nutzten die Gelegenheit und zogen sich auf Alwins Wink hin langsam zurück, um dann möglichst schnell verschwinden zu können.
    Nun Petronius Crispus alleine gegenüber, schaute sie diesen herausfordernd an. „Kann ich sonst noch mit etwas dienen?“ Ein hämisches Grinsen, welches an die Oberfläche wollte, unterdrückte sie gerade noch rechtzeitig. Sollte er es doch wagen sie in der Öffentlichkeit zu beleidigen, er würde sich doch nur selber bloßstellen.

  • Im Gegensatz zum Alten hatte Lucius doch ein ganz passables Personengedächtnis und als er den spöttischen Unterton hörte, war er sich sicher, dass seine scheinbare neue Nachbarin die Oberlupa war. Erst jetzt kamen alle Erinnerungen wieder, die er so sorgfältig verdrängt hatte, weil sie irrational und unlogisch waren. Diese seltsame Mischung aus Begehren und Angst vor den schönen Frauen im Lupanar des Helvetiers. Die unglaubliche Befriedigung, diese hochmütigen Nutten zu demütigen. Und der schale Geschmack, den die Einsicht hinterlassen hatte, dass diese Frauen ihm ihre Angst und ihren Respekt nur vorspielten und ihn letzten Endes nur ausnehmen wollten. Und natürlich die Verheißung dieses komischen Raumes mit "Spielzeugen" - was immer das bedeuten mochte...


    Das alles verschlug ihm erst einmal die Sprache, zumal die Nachfrage der Nutte völlig unlogisch war - worauf bezog sie sich? Was erwartete sie als Antwort? Um ein "geschäftliches" Angebot konnte es sich ja wohl irgendwie nicht handeln, oder? Oder zog sie hier gar nicht ein, sondern eröffnete eine Filiale ihres Lupanars? Wohnten Lupae nicht in ihrem Lupanar? Aber immerhin war sie die Verwalterin... - schon wieder tausend Fragen!
    "Nein."
    sagte er schließlich, wobei er wieder ziemlich verunsichert wirkte. Diese Verunsicherung machte ihn aber zugleich auch ärgerlich, sodass er die Fäuste ballte und sich etwas straffte.
    "Das hier ist ein Mietshaus und kein Lupanar! Hier kann nicht jeder herumbrüllen, wie es ihm passt!"
    Etwas anderes fiel ihm gerade nicht ein. Außerdem wollte er nicht, dass neben seiner Wohnung ein Lupanar aufmachte! Das war bestimmt laut, vor allem nachts - und es reichte ihm schon, dass unten auf der Straße zur Schlafenszeit pausenlos Wägen ratterten! Und überhaupt, für so etwas brauchte man doch bestimmt eine Betriebserlaubnis!

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  • Ha, dachte Apolonia zufrieden, da sieht man es wieder auftreten ist alles. Es war ja deutlich zu erkennen wie der junge Petronius total verunsichert war und sich mal wieder verkrampfte. War es weil sie ihm so aus heiterem Himmel gegenüber stand oder verhielt er sich immer so in der Gegenwart von Frauen? Dies zu ergründen, würde ihr in seiner unmittelbaren Nachbarschaft bestimmt nicht schwer fallen. Sein Körperhaltung bei seinem armseligen „Nein“, sagte mir doch alles was für ein kleiner Schisser. Wenn er mich doch mal richtig an sich ran ließe, ohne das mir Varus im Hinterkopf herumspukt, ich würde ihn schon auftauen. Steht da und ballt die Fäuste bei einer einfachen Antwort. „Schau an, dann haben wir ja die gleiche Meinung“, kicherte Apolonia, „ich hoffe doch sehr, dass dies kein Lupanar ist. Das mein Geschimpfe dich geweckt hat tut mir leid, zumindest nehme ich das an, so wie du ausschaust, manchmal bringen einen die Sklaven halt zur Weißglut.“
    Nach einer kurzen zu Lächeln, fügte sie noch hinzu: „In den nächsten Tage lade ich ein paar Freunde ein, ich darf dir doch auch eine Einladung zukommen lassen?“
    So daran hat er erst einmal zu knabbern. Ich bezweifle, dass er den Mut hat die Einladung an zu nehmen. Auf seinen Ausrede bin ich schon jetzt gespannt. Mit dieser Nachbarschaft, macht einem die neue Wohnung noch mehr Freude, dachte Apolonia äußerst zufrieden.

  • Diese Frau machte ihn total kirre - wieso lachte sie jetzt? War das Ironie? Oder sollte das so etwas wie Höflichkeit sein? Außerdem war da schon wieder diese Scheißfreundlichkeit, die ihn total verwirrte. Wieso sollte sie ihn einladen?
    "Davon gehe ich aus. Es gibt kein Gesetz dagegen!"
    antwortete er deshalb ein wenig säuerlich, aber wahrheitsgemäß, und verschränkte die Arme vor der Brust. Was er sonst dazu sagen sollte, wusste er momentan einfach auch nicht...

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  • Eine Weile wartete Lucius mit verschränkten Armen ab, was sie seinem Kommentar entgegenbringen würde. Als sie dann aber nichts sagte, fühlte er sich gleich wieder verunsichert - hatte er sie sprachlos gemacht? Oder hielt sie ihn für nicht würdig, dass sie auf diesen Kommentar reagierte?


    Oder was war das hier? Was für eine Feier mochte das sein? Vielleicht eine wilde Orgie - immerhin war sie eine Lupa! Aber wen lud sie dann zu so etwas ein? Irgendwie interessierte ihn das doch... - aber natürlich konnte er das nicht als höflich-interessierte Frage stellen. Nicht nach seinem Kommentar! Stattdessen versuchte er es mit einem abschätzigen Ton:
    "Was hat eine Lupa überhaupt für Freunde?"

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  • Ärgerlich zog Apolonia die Augenbrauen hoch als sie seine Frage hörte. Dies führte dazu, dass sich zwei Furchen, wenn auch ganz dünne, auf ihrer Stirn bildeten. Sofort tasteten die Finger ihrer rechten Hand die Stirne ab. Jetzt war es soweit, sie musste unbedingt noch mehr gegen eventuelle Faltenbildung unternehmen.
    Zu dumm sie hatte diese Situation selber herbeigeführt. Nachdem sie ganz spontan die Einladung ausgesprochen hatte, war sie gedanklich schon einen Schritt weitergewesen und hatte
    In Geiste durchforst wen sie noch einladen sollte. Etwa Leute aus ihrer Vergangenheit, noch bevor man sie dem Claudischen Haushalt zugeführt hatte. Nein, das bestimmt nicht. Da blieb eigentlich nur noch Morrigan
    „Ich hatte eigentlich mehr an eine Einladung für unsere Mitbewohner und Nachbarn gedacht. Natürlich kannst du auch wen mitbringen.“ Leise zischte sie ihm zu: [SIZE=7]„Treib es nicht zu weit, du würdest es bereuen.“[/SIZE] In normaler Lautstärke fuhr sie fort: „Du hast doch Freunde oder gar eine Freundin?“
    Dann folgte das, was er schon kannte, ihr geschäftsmäßiges freundliches Lächeln.

  • Natürlich - eine Lupa hatte keine Freunde! Stellte sich natürlich die Frage, warum sie dann Nachbarn und Mitwohner einladen wollte, ja sogar die Freunde von Freunden! Es war doch völlig unlogisch, wieso man wildfremde Leute zu sich in die Wohnung ließ, diese dann auch noch bewirtete und ihnen schön tat! Sie musste irgendeinen Plan damit verfolgen...


    Und überhaupt: Mitbewohner? Zog sie etwa nicht allein ein? Er setzte schon zur Nachfrage an:
    "Zieht noch jemand-"
    als sie ihm plötzlich etwas zuflüsterte, was er wieder überhaupt nicht einordnen konnte: Es nicht zu weit treiben? Mit einer Lupa? Und wieso lud sie ihn gleichzeitig ein und bedrohte ihn? Und dann lächelte sie ihn wieder an? Das war völlig unlogisch und irrational!
    "Äh..."
    war deshalb alles, was ihm vorerst einfiel - er wusste nicht einmal, ob er auf die Frage antworten sollte! Freunde? Naja, wie war das schon definiert? Und glaubte sie tatsächlich, dass er zu ihrer Lupa-Feier kam und auch noch Leute mitbrachte? Wen sollte er auch mitbringen - er hatte keine Freunde, weil er momentan keine brauchte! Sein Patron war der einzige Freund, der ihm von Nutzen war!
    "Nein, aber was geht dich das denn an?"
    brachte er schließlich verwirrt hervor.

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  • Ohne lange zu überlegen kam ihre Antwort spontan. „Eigentlich genauso viel oder wenig, wie es dich etwas angeht, was eine Lupa für Freunde hat. Und zu deiner Frage ob noch jemand einzieht kann ich dir nichts sagen. Bin ich Hausbesitzer oder Verwalter? Da müsstest du schon sie fragen.“ Während sie ihm antwortete kam ihr eine Idee wie sie ihn ein wenig herausfordern könne. „ Allerdings hast du mich gerade auf eine Idee gebracht. Bei nächster Gelegenheit könnte ich den Eigentümer fragen ob dieses Haus zum Verkauf steht.“ Fast hätte sie gegrinst. Beider Vorstellung, sie könne Hausbesitzerin werden, sah er bestimmt dieses Haus im Geiste zu einem Lupanar verkommen. Dabei würde sie das Haus, wenn sie es überhaupt kaufen würde, als reine Geldanlage betrachten. Doch bis dahin war noch ein weiter Weg. Jetzt wollte sie sich erst um diesen hier kümmern. „Kann ich dir sonst noch eine Frage beantworten oder dir irgend etwas gutes Tun?“ Ups, der letzte Teil war ihr so rausgerutscht. Man könnte sagen gewohnheitsmäßig. Ob ein freundliches Lächeln und ein wenig Augenklimpern ihn jetzt beruhigen würden? Apolonia versuchte es wenigstens.

  • Scheinbar hatte er sich unklar ausgedrückt - beziehungsweise hatte sie ihm unpräzise zugehört, denn ob irgendwo unter dem Dach eine Wohnung den Besitzer wechselte, war ihm natürlich herzlich egal. Ihm war es eher darum gegangen, ob Apolonia die Wohnung mit jemandem teilte! Aber um das noch einmal klar zu rücken, hatte er keine Zeit, denn sie kam schon mit einer neuen schrecklichen Idee. Das hieß: Lucius glaubte ihr natürlich nicht, woraus er schlussfolgerte, dass sie ihn einschüchtern wollte. Aber nicht mit ihm:
    "Wie soll eine Lupa sich denn eine ganze Insula leisten können, hä?"
    Das war ein ganz einfacher Syllogismus: Nutten hatten kein Geld - sonst würden sie nicht in Lupanaren arbeiten und sich für Geld allen Launen ihrer Kunden aussetzen! Apolonia war eine Nutte - also konnte Apolonia auch kein Geld haben! Selbst jetzt, wo er sie schroff auf seinen Platz verwiesen hatte blieb sie noch freundlich - ein klarer Hinweis, dass seine Hypothese stimmte!

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  • Langsam reichte es Apolonia, konnte dieses Exemplar von Mann, sich nicht ein klein wenig, weniger kleinkariert benehmen?
    Schließlich war er es doch der total abnormal war. Gut Männer hatten nun mal den Hang, das Verlangen oder Bedürfnis, wie immer man es nennen wollte, sich in den Öffentlichkeit als den Nabel der Welt hin zu stellen, doch die Frauen waren die eigentlichen Herrscher oder um es präziser auszudrücken, die Strippenzieherinnen. Sie waren nur klug genug den Männern ihre Illusionen nicht zu zerstören. Diese Weisheit schien ihn nur noch nicht durchflossen zu haben. Er wollte ihr seine Verachtung zeigen in dem er ihr sie mit seinem angebliches Wissen herabsetzen wollte. Nur vergaß er eins, die Klugheit der Frauen. Sie wussten was Männer für ihr körperliches und seelisches Wohlbefinden brauchten und ließen sich dieses gut und manchmal mehr als gut bezahlen. Es war aber nicht nur der materielle Wert den ihr Beruf ihnen einbrachte, es war die Macht. Sie hatten die Macht ihr Wissen und dies konnte Weltreiche zerstören, auszunutzen, anzuwenden oder für sich zu behalten. „Indem sie sich von Männern mit den abnormsten Sexualpraktiken gut bezahlen lassen und ihrer Geheimnisse hüten. Manche jedoch scheinen den Wert einer Lupa nicht verstehen zu wollen. Was machen zum Beispiel Männer ohne Frauen im Haushalt, die keinen hoch bekommen ohne einer Fau Gewalt anzutun? Richtig sie gehen zum Lupanar und leben sich dort aus, wie du selber vor einiger Zeit.“
    Nach dieser Antwort von ihr, hoffte Apolonia, dass er endlich Ruhe geben würde, sonst musste sie hier lauter und deutlicher werden. „Was machst du eigentlich beruflich? Du kannst ja auch von deiner Arbeitsstelle Gäste mit bringen.“ Immer noch freundlich lächelnd, schaute sie ihn herausfordern an.

  • Natürlich vermutete Lucius, dass seine sexuellen Bedürfnisse, die er ja gerade eben erst bei dem Besuch in Apolonias Etablissement richtig entdeckt hatte, nicht gerade der Norm entsprachen - genaugenommen hatte er sogar ein wenig Angst, dass man ihn deshalb ausgrenzen würde! Aber noch viel mehr Angst hatte er davor, sich dies vor einer Fremden einzugestehen und sich damit auszuliefern! Natürlich musste er immer wieder an die Befriedrigung denken, die ihm die Sache dort verschafft hatte - aber andererseits war dies umso verwirrender, weil seine Gefühle diesbezüglich doch völlig irrational waren! So wusste er wieder einmal nicht, was er nun sagen sollte und klappte stumm den Mund auf und zu. Dass man ihn als impotent bezeichnete - dass das eine empfindliche Beleidigung war, wusste er immerhin - zwang ihn aber doch zu einem gepressten
    "Pass' bloß auf, was du sagst!"


    Zum Glück folgte aber sofort eine neue Frage, die ihm wieder etwas Selbstbewusstsein einflößte, denn sein Beruf war zwar nicht gut bezahlt, aber dafür an den Schalthebeln der Macht:
    "Ich bin Eques! Und Leute vom Palatin kommen bestimmt nicht zur Feier einer gewöhnlichen Lupa!"
    warf er ihr entgegen und hielt ihr zur Bekräftigung seinen goldenen Ritterring unter die Nase.

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  • Zur Bestätigung seiner Antwort nickte Apolonia mit dem Kopf. „Da muss ich dir recht geben es wäre ja auch unter ihre Würde, wenn sie es in den Straßen oder in einem dreckigen Hinterhofzimmer treiben müssten. Doch manche, dafür bist du ja das beste Beispiel lieben das Extreme. Eine gewöhnliche Lupa könnte sich eine solche eine Wohnung auch nicht leisten. Wie kommt es, dass du das kannst, hat Papa in die Tasche gegriffen?“
    Nach einer kurzen Pause fügte Apolonia noch provozierend hinzu. „Glaub mir, wenn ich es wollte kämen Gäste, denen du auf allen Vieren hinterher kriechen würdest, nur um einen Blick von ihnen zu erhaschen.Oder anders ausgrückt du würdest dir die Finger danach lecken ihre bekanntschaft machen zu dürfen. Doch genug der Nettigkeiten. Komm oder lass es bleiben, dies gilt auch für meinen Wirkungskreis. Wir werden uns bestimmt noch öfter begegnen.“ Mit einem anzüglichen Blick, einem kurzen Kopfnicken betrat Apolonia ihre Wohnung und schloss die Türe hinter sich.
    Drinnen blieb sie fürs erste lauschend stehen.

  • Er liebte das Extreme? Was sollte das heißen? Dass er abnormal war? Und was wusste sie überhaupt über seine finanziellen Verhältnisse? Sicher hatte er im Lupanar nach den Kosten gefragt, aber war Sparsamkeit nicht eine Tugend? Zumindest hatte der Alte das immer behauptet... Dass sie daraus schloss, dass er sich so eine Wohnung nicht leisten konnte, war ja geradezu eine Unverschämtheit und er war kurz davor, Pythagoras zu holen und diese vorlaute Nutte umzuschneiden.


    Aber gerade als er sich umdrehen wollte, begann sie auch schon von seinen angeblichen Gelüsten oder Wünschen oder Sehnsüchten oder so zu quatschen, die bei ihr angeblich ein- und ausgingen. Und dann war sie auch schon wieder weg und alles war ruhig.


    Zurück blieb ein mehr als verwirrter Petronier, der gar nicht wusste, worüber er zuerst nachdenken sollte. Offensichtlich glaubte sie, dass er trotz aller Ablehnung Interesse daran hatte, ihre Freunde kennenzulernen - scheinbar wichtige Leute, die Einfluss hatten und ihm nützlich sein konnten. Aber warum sollten die zu einer Lupa nach Hause kommen? Waren diese Frauen nicht eher so etwas wie Werkzeuge, die man für seine Gelüste benutzte und dann weglegte, bis man sie wieder brauchte? Verarschte sie ihn, wie auch seine Kommilitonen ihn immer wieder hereingelegt hatten? Oder war das tatsächlich eine Drohung gewesen, dass er eine günstige Gelegenheit verpassen würde?


    Voller Verwirrung ging er langsam in seine Wohnung zurück und setzte sich aufs Bett. Das war alles zu viel so früh am Morgen - und sein Schädel erst!

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  • Zufrieden nickte Apolonia oder war sie doch nicht zufrieden? Wirklich sicher wusste sie nicht was sie war. Auf der einen Seite nervte der Kerl sie auf der anderen Seite interessierte er sie. Es interessierte sie wirklich wie man so werden konnte wie er war.
    Die Ursache lag nach ihrer Meinung eindeutig in seiner Vergangenheit. Es mussten Frauen gewesen sein die ihn zu dem gemacht hatten was er war. Es konnte aber auch sein das es an seinen Vorbildern in der Männerwelt lag oder war es das diese ihn durch ….. Ach was soll‘s dachte sie leicht verärgert über sich selber. Da stand sie nun hinter ihrer Türe und lauschte. Was wollte sie da hören er würde seine Gedanken nicht laut auf dem Flur vor aller Welt ausbreiten. Ärgerlich trat sie in ihr kleines neues Reich und lies sich auf der Kline nieder.
    Die Idee von einem kleinen Fest fand sie jetzt so im nachhinein betrachte gar nicht schlecht, auch wenn es vorher eine spontane Idee war. Nein das sollte sie wirklich machen. Seufzend stellte sie dann fest sie wusste wirklich nicht wenn sie einladen sollte. Hatte sie überhaupt Freunde. Hatte der da draußen doch recht, wen sollte sie schon kennen. Ja da waren Morrigan und Dracon. Aus einer einstigen Zweckgemeinschaft, deren Mitglieder sich nicht besonders mochten, war wirkliche Freundschaft entstanden. Grundverschiedener wie sie drei waren, konnten Menschen fast nicht sein. Wer war aber sonst noch als Freund da?
    Mit einem Ruck setzte sich Apolonia aufrecht, pustet ärgerlich eine Haarsträhne aus ihrer Stirn. So ein Blödsinn, schalt sie sich selber. Wer sagt denn, dass zu diesem Fest nur Freunde kommen sollen, du schlugst ihm doch selber Alternativen vor.
    Die Gästeliste würde sie in aller Ruhe zusammenstellen. Jetzt musste sie unbedingt zurück zum Lupanar. „Alwin wir müssen“. Alwin der in der sich in die kleine Culina zurückgezogen hatte, kam sofort herbeigeeilt und war froh, dass es heimwärts ging.
    Für Apolonia stand aber fest mit ihrem lieben Nachbarn war sie noch lange nicht fertig.

  • Ein Bote überbrachte die geheime Botschaft.


    ad Lucius Petronius Crispus
    Insula XXI, Roma


    Ich bitte um ein Gespräch unter Vier-Augen. Es geht um deinen Vater und was ihm bevorstehen könnte. Ich gehe davon aus, dass du niemanden von diesem Gespräch unterrichtest, nicht einmal deinem Quaestor.


    Ich treffe dich zur zehnten Stunde am ANTE DIEM VIII KAL SEP DCCCLXIV A.U.C. (25.8.2014/111 n.Chr.) in der Taverna Apicia.

  • Armin nahm die Tabula entgegen und ahnte nicht, worum es ging - er gab sie einfach seinem Herrn weiter. Als dieser den Text gelesen hatte, stutzte er erst einmal. Dann sah er den Text noch einmal an, ob es einen Absender gab - nichts!
    "Armin, wer hat den Brief denn überbracht?"
    fragte er dann, doch der Sklave zuckte nur mit den Schultern.
    "Irgend so'n Typ, 'n Sklave, würde ich tippen!"
    Ein Sklave, der sich mit ihm treffen wollte? Wegen seinem Vater? Und was sollte diese wolkige Ankündigung "etwas bevorstehen"? Und die Geheimhaltung?
    Es klang ja fast so, als ginge es um etwas Illegales! Dann war es natürlich auch gefährlich - aber andererseits war es völlig unlogisch, dass man ihm ausgerechnet in einer gut besuchten Taverne auflauern wollte!
    "Sieh' nach, ob du ihn noch erwischt! Ich will wissen, wer das war!"
    befahl er plötzlich Armin, der ihn zuerst ansah wie eine Kutsche, dann aber erkannte, dass sein Herr es ernst meinte. Mit einem Seufzen stand er auf und ging zur Tür.
    "Mach hinne!"
    ergänzte der junge Petronier gereizt, woraufhin der Sklave tatsächlich die Tür aufriss und hinausrannte. Kurz darauf kam er aber wieder.
    "Hab' ihn nicht mehr erwischt!"
    Verdammt! Aber wer rechnete schon mit so etwas?

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  • [FONT=cataneo bt, amaze]

    L Petronius Crispus - Insula XXI - Regio XIV - Roma



    Pater filio suo s.p.d.


    Ich bin sehr enttäuscht, dass ich immer noch nichts von dir höre! Ich habe Unsummen Geld an dich geschickt, da kann ich ja wohl erwarten, dass du mir zumindest einen ordentlichen Bericht lieferst, was du so treibst da unten in Rom! Es wird vorerst kein Geld mehr geben, bis du mir nicht einen ausreichend ausführlichen Bericht geschickt hast!


    Hier in Mogontiacum geht inzwischen alles sehr gut voran: Dein Cousin, der Sohn meiner Schwester Fabia, ist hierher gekommen. Leider ist Fabia verstor Er heißt Titus Petronius Marcellus und ist ein sehr aufgewecktes Bürschchen. Er ist hierher gekommen, weil Fabia leider gestorben ist, genauso wie sein Vater, ein Legionär aus Mantua. Vorher war er sogar kurz in Rom - wir hätten ihn vielleicht fast dort treffen können! Er ist auf jeden Fall ein ziemlich aktiver Kerl, geht morgens meilenweit Laufen und arbeitet jetzt für mich als Scriba.


    Ich habe die Wahlen übigens gewonnen und jede Menge zu tun seither. Einerseits soll die Curia abgerissen und neu gebaut werden, weil sie wohl nicht ordentlich gebaut ist. Dann wohnen die Duccier immer noch bei mir im Haus, dann müssen die Bestimmungen der Lex Municipalis umgesetzt werden, bald steht das Drususfest an und und und. Du wärst mir sicherlich auch eine große Hilfe, wenn du noch da wärst - zum Beispiel müssen wir den Stadthaushalt aufstellen!


    Aber ich hoffe, dass es sich wenigstens gelohnt hat, dich in die große Stadt zu schicken. Berichte mir also, was es Neues gibt! Es wird langsam Zeit, dass bei dir etwas passiert - ich kann dich nicht ewig finanzieren!


    Übrigens ist ein Centurio der Secunda an mich herangetreten und hat mich gebeten, als Praefectus Castrorum wieder in den Dienst einzutreten. Ich bin noch unschlüssig, aber wir werden sehen...



    Vide ut valeas!

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  • Aufgeregt aus Vorfreude über den Festtages des Iuppiter Liber, Babila und eine Sklavin immer wieder zurechtweisend, obwohl kein Grund vorhanden war, kam Apolonia und ihr Gefolge an ihrer Wohnungstür in der Insula XXI an.
    Ihre Aufregung bezog sich nicht auf den Festtag sondern auf den gast den sie an diesem Abend erwarten würde.
    Natürlich ging die Wartezeit während es Türe aufschließen und Türe öffnen nicht leise vor sich. Natürlich geschah dies mit voller Absicht. Ihr Nachbar sollte ihre Ankunft schließlich mitbekommen. Ferner war es ihr wichtig, das er erfuhr, dass sie Besuch erwartete. Und welch ein Besuch, sie durfte nicht daran denken, sofort wurde sie ganz fickerig. „Babila wird das den heute nch etwas? Wie lange soll ich denn noch warten“, ertönte es lauthals von ihrer Seite.
    Jetzt hieß es die Wohnung gründlich zu säubern und alles für vorzubereiten. Die Sklavin würde am Nachmittgag kommen Blumen mitbringen. Sie würden gemeinsam diese arrangieren und dann hatte die Sklavin für das leibliche Wohl zu sorgen. Obwohl Apolonia nicht wusste ob dafür die Zeit reichte und sie sich lieber nur angenehmeren Dingen zuwenden würden.

  • Als Antias die Insula schließlich erreicht hatte, musste er feststellen, dass sich seine Zivilkleidung in der Zwischenzeit was Zustand und Optik betraf wohl kaum mehr von den müffelnden dreckigen Militärklamotten unterscheiden ließ, die er in seinem Leinensack mit sich schleppte. Nicht gerade die passende Aufmachung für einen offiziellen Besuch. Allerdings war der Besuch nichts weniger als offiziell und er konnte schon froh sein, überhaupt noch einen zusammenhängenden Fetzen Stoff am Leib zu haben. Mit ausgelassenen Menschenmassen hatte er zwar gerechnet, sie sogar in seinen ach so genialen Plan einbezogen, die Dimension des Trubels allerdings, der ihn erwartet hatte als er tiefer in die Stadt gekommen war, ließ sich mit den Iuppiterfeiern, die er von Mogontiacum her kannte, kaum vergleichen.


    Ursprünglich hatte er geplant, gedeckt von der feiernde Menge unauffällig die Hauswände entlang zu schleichen, stur geradeaus blickend, die Kapuze des Mantels tief ins reglose Gesicht gezogen. Aber schon in der ersten überfüllten Gasse war ihm klar geworden, dass das so nicht hinhauen würde. In diesem tanzenden und drängenden Gewimmel war es einem einzelnen Mann schlichtweg unmöglich aufzufallen, es sei denn, er stünde lichterloh in Flammen oder schlich bemüht unauffällig die Hauswände entlang. So war er also mitten ins Getümmel getaucht, hatte sich einen Blumenkranz auf den Kopf drücken und sich mit Wein, Früchten und allerlei anderen klebrigen Substanzen besudeln lassen bis er schließlich ausgesehen hatte wie ein besoffener Schweinetreiber. Der alte Mantel seines Vaters war von Fackeln angekohlt und seine Tunica an der Schulter eingerissen, nur seine Caliqae sahen seltsamerweise noch immer aus wie neu.


    Verunsichert zog er die angelehnte Holztür auf und trat zögernd in das spärlich beleuchtete Stiegenhaus. Sein Blick wanderte abwechselnd die Stufen hinauf und an seinen Kleidern hinunter. Wollte er so vor Apolonia treten? Nein! Wollte er er nicht. Das heißt, doch, wollte er schon. Nur nicht so. Aber wie sonst? Seufzend ließ er sich auf den knarrenden Stufen nieder. Was will ich überhaupt? fragte er sich flau. Apolonia, natürlich, was sonst? Aber nicht so wie Hispo dachte, nicht so wie Apolonia vielleicht selbst dachte. Er war nicht gekommen, um sich wie ein dummgeiler Patrizierhammel auf sie zu stürzen, nicht so, nicht er. Nicht er auch noch. Ob sie das wusste? Ob sie wusste, dass er ihr niemals etwas nehmen würde, was sie ihm nicht offenen Herzens von sich aus zu geben bereit war? Ob sie wirklich wusste, was er empfand? Grübelnd begrub er den Kopf in den Händen, und bemerkte, dass er immer noch diesen bescheuerten Blumenkranz trug. Wütend auf sich selbst riss er den Kranz herunter, und warf ihn in eine dunkle Ecke.


    Haben wir's dann bald, Vollidiot? Sie ist da oben und du willst sie! Mehr als andere sie wollen und weit mehr als du andere gewollt hast. Du bist hier, sie ist hier. Also schwing deinen knackigen Rekrutenarsch endlich von dieser wurmstichigen Treppe und sieh gefälligst zu, dass du da hochkommst! Genau das war der Punkt. Er war ihretwegen hier, nicht seinetwegen. Kopfschüttelnd erhob er sich, nahm den Mantel ab und stapfte die Stufen hinauf. Hoffentlich würde er die richtige Tür erwischen, nach Nachbarschaftstratsch stand ihm nun wirklich nicht der Sinn.

  • Apolonias Nachbar, jener merkwürdige Lucius Petronius Crispus war wohl doch nicht zu Hause, stellte Apolonia fast schon enttäuscht fest. Babila, dessen zittern bei der Bemühung die Türe zu öffnen, wegen Apolonias anmeckern, sich verstärkte, hatte es schließlich doch geschafft.
    Nun galt es an die Arbeit zu gehen. Alles sollte perfekt sein, so wie sie es bei ihren früheren Herrschaften erlebt hatte und selber oft genug herrichten musste. Bilder tauchten vor ihren Augen auf, welche sie aber schnell verdrängte. Jetzt wollte sie ihr eigenes kleines Glück erschaffen.


    Es war alles nach Apolonias Vorstellungen hergerichtet, in ihren Augen einfach perfekt. Die letzten Stunden bis zum eintreffen Antias zogen sich zäh dahin. Mehrmals hatte sie Babila schon auf die Straße geschickt um Ausschau zu halten. Dieser hatte natürlich bei dem Anblick der feiernden Menschmasse sofort die Flucht ins Haus zurück ergriffen und auf ihre Frage, ob er etwas gesehen hätte, den Kopf geschüttelt. Was bei der Menschenmenge die er gesehen hatte und wegen der geflohen war, s ja nicht stimmte. Sie selber hatte schlichtweg ihre Erinnerungen, von dem was an diesem Tag auf den Straßen Rom immer los war, verdrängt.
    Sie wurde immer nervöser, quälte sich mit Selbstkritik, was es bisher noch nie bei gegeben hatte. Rannte nervös hin und her, schmiss sich auf die Kline um gleich wieder auf zu springen um an irgendeinem Teil herum zu rücken oder zupfen. Strich prüfend über ihr Haar, rannte in die kleine Culina um einen prüfenden Blick über alles hergerichtete zu werfen. Einen tadelnden Blick auf die verängstigte Sklavin, die sich in eine Ecke verkrochen hatte und wieder zurück.
    Abermals wurde Babila nach unten gescheucht, der nun mit dem Gedanken spielte, nicht bis zum Eingang zu gehen, langsam die Treppe hinab stieg und fast mit Antias zusammen gestoßen wäre. Natürlich kam nun als erstes sein übliches „Ähm.“

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