Ein unscheinbares Officium - oder: Der Skorpion im Schlangennest

  • Da es üblich war, dass die Pontifices und Flamines im Falle kultischer Unklarheiten in ihren eigenen Casae und Villae wurden aufgesucht, gab es in der Regia neben den festen Officien der Scribae und Kulthelfer nur einige unpersönlich möblierte Räumlichkeiten, welche bei Bedarf genutzt werden konnten. Während im großen Versammlungssaal die allmonatliche Contio des Collegium Pontificum abgehalten wurde und sich bereits allmählich ihrem Ende näherte, wurde in einen dieser Räume durch den Vilicus des Pontifex Flavius ein Besucher geführt, um dort auf eben jenen zu warten.

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  • Ich hatte Kreide gefressen. Zentnerweise. Soviel Kreide, dass sie mir wahrscheinlich schon zu den Ohren raus staubte. Aber was soll man machen? Um in einer Schlangengrube zu überleben, ist nun mal vor allem eines notwenig: Selbst eine Schlange sein. Oder ein Skorpion. Oder zumindest: gegenüber dem giftigen Gewürm überzeugend als ein mindestens ebenso giftiges Gewürm posieren. (Oder vielleicht noch besser: als ein mindestens ebenso giftiges Gewürm mit einer mindestens ebenso hübschen Heuchlermaske.)
    Wie auch immer. Ich brauchte... Optionen. Seit Manius' Besuch war die Klarheit, die ich im Tempel zu finden geglaubt hatte getrübt, die kostbare Ruhe mir immer wieder der Rastlosigkeit gewichen, und der weltentrückte Frieden schien mir manchmal (ausserhalb der Zeremonien)... wie erstarrt.
    Mich rief die Möglichkeit, wieder handeln zu können, etwas zu bewegen in der Welt. Oder vielleicht wollte ich auch nur... einfach wieder normal am hellichten Tag durch die Stadt gehen können, ohne die Angst davor erkannt zu werden und darauf unweigerlich von dem hämischem Getuschel schadenfroher Dummköpfe verfolgt zu werden.
    Darum war ich hier. Und weil ich den unüberwindlichen Drang hatte herauszufinden, ob Manius bei all dem was er mir im Tempel so wortreich versichert hatte, diesmal möglicherweise doch zur Abwechslung mal die Wahrheit gesagt haben könnte...? (In meinen Augen glich er, in dem Falle dass er da gerade wirklich versuchte seine besudelten Hände wieder sauber zu waschen, zwar einem, der mit einem einzigen Eimerchen Wasser bewaffnet versucht die Augiasställe zu schrubben. Aber sei's drum.)


    So kam es, dass ich meinen Widerwillen und meine Verachtung gegenüber der ganzen Kaisermörder-Bagage sorgfältig hinter einer pragmatischen Maske verbarg, mir eine seriöse Toga ausborgte, und im Tempel ein paar Instruktionen hinterließ für den Fall dass ich verschwunden wurde. Ich brachte Serapis ein Opfer, bat mir von ihm für diesen einen Tag sphinxhafte Gelassenheit aus... und leistete der freundlichen Einladung Folge. Manius' bleiches Faktotum führte mich in die Regia, ich trat in den nichtssagenden Nebenraum und harrte mit dem Anschein von Gleichmut der Dinge die da kamen.

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  • Recht unspektakulär fand die Contio ihr Ende - einige Beschlüsse waren getätigt worden, einige Aufgaben verteilt - und die Mitglieder des Collegium Pontificum strebten mehr oder minder eilig ihren nächsten Zielen entgegen. Gänzlich unspektakulär trat auch der Pontifex pro magistro an den Pontifex maximus heran - ganz so, wie sie dies hatten vereinbart - und bat um einige Augenblicke dessen Zeit, um noch einige Details der Beschlüsse ein wenig genauer zu beleuchten. Während Gracchus - obgleich man annehmen mochte ein versierter Konspirant - innerlich beständig unter großer Anspannung stand, so profitierte er nach außen hin von jahrzehntelang konditionierter patrizischer und senatorischer Contenance, ob deren an dieser der Contio nachgelagerten Besprechung in einem beliebigen, unscheinbaren Officium zweifelsohne von außen betrachtet nicht das geringste als sonderbar zu erachten war - ausgenommen ein Beobachter mochte observiert haben, welcher Besucher zuvor in eben dieses Officium war geführt worden, denn schlussendlich war alles genau derart geschehen, wie es geplant worden war: der Imperator Augustus Appius Cornelius Palma traf auf den ehemaligen Praefectus Praetorio Faustus Decimus Serapio, während Manius Flavius Gracchus irgendwo in der Mitte zwischen diesen beiden stand - auf einem schmalen, seidenen Faden balancierend, welcher unter dem Gewicht der Unwägbarkeiten jeden Augenblick zu zerreißen drohte und bereits mit dem Beginn des Gespräches einen Spannungshöhepunkt erreichte, da es Gracchus unbezweifelt ungebührlich erschien vor dem Augustus das Wort zu ergreifen - insbesondere, da die Parteien sich bereits kannten -, er gleichsam jedoch größte Nervosität hegte ob der Ungewissheit, was eben jener würde tun.

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  • Mit einem Nicken und wenigen Worten nahm Cornelius Palma die erwartete Einladung des Pontifex an und folgte ihm in das Officium. Er vergewisserte sich kurz, dass ihnen niemand unaufgefordert folgte, trat dann ein und schloss eigenhändig die Tür.


    "Salve, Decimus. Flavius Gracchus, herzlichen Dank dass du dieses Zusammentreffen wie geplant organisieren konntest. Ich nehme an, es ist dafür gesorgt, dass wir hier ungestört bleiben, oder?"


    Er wartete die Antwort nicht ab, sondern sah sich nach den Sitzgelegenheiten um.


    "Setzen wir uns doch. Decimus, ich nehme an, dieses Treffen an diesem Ort und dieser Runde findet auch deine freiwillige Zustimmung?"


    Er nahm zwar kaum an, dass Flavius Gracchus den ehemaligen Praefectus Praetorio gegen seinen Willen hierher geholt hatte, aber zumindest als Gesprächseinstieg zur Bereitung einer angenehmen Atmosphäre erschien ihm die Nachfrage passend.

  • "Salve Imperator Cornelius. Salve Senator Flavius." begrüßte ich das perniziöse Duo und nahm, dem Beispiel Cornelius' folgend, Platz. Er trat betont bescheiden auf, ohne einen einzigen Prätorianer oder Diener. Manius schien ganze Arbeit geleistet zu haben. (Ich sah Manius nicht an. Meine sphinxhafte Gelassenheit war ja schon vollends beschäftigt damit, bei den folgenden Worten jede Spur von Sarkasmus fein säuberlich herauszufiltern. Da mußte ich sie nicht noch weiter strapazieren.)
    Freiwillig, nicht wahr? Na sicher. So freiwillig wie so ein netter Plausch mit einem Massenmörder eben sein konnte, wenn die Alternative dazu hieß, auf ewig gesellschaftlich geächtet zu sein, und die gesamte Lebensleistung durch einen Federstrich von dieser Hand hinweggewischt zu sehen.


    "Sicher." gab ich ernsthaften Tonfalles zur Antwort. "Ich weiß diese Gelegenheit zu einem offenen Gespräch zu schätzen. Senator Flavius gab mir zu verstehen, dass du bestrebt bist, den tiefen Graben, den... der Krieg... durch dieses Reich gerissen hat zu überwinden -"


    Ja, streuen wir doch ein bisschen Erde über die verwesenden Leichen im Graben, bestimmt wachsen dann bald schon die schönsten Blumen darauf.

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  • Der ernsthafte Tonfall der Antwort gefiel Cornelius Palma, denn er unterschied sich in seinen Ohren positiv vom Tonfall früherer Gespräche. Der konstruktive Gesprächseinstieg schien ihm damit also geschafft und Cornelius Palma griff die Antwort sofort auf, um den Faden nicht gleich wieder zu verlieren.


    "So ist es und ich möchte an dieser Stelle nicht versäumen zu betonen, dass es eben Senator Flavius zu verdanken ist, dass wir dieses Gespräch mit diesem gemeinsamen Ansinnen führen. Er war es, der mir dabei half, Verständnis für deine Position zu entwickeln und deine früheren Äußerungen etwas anders einzuordnen, als ich es bisher getan habe. Ich gebe zu, dass es mir noch immer schwer fällt, aber ich kann nun wohl akzeptieren, dass deine primäre Intention nicht gegen mich sondern für Rom ausgerichtet ist. Und das ist eine Sichtweise, die ich ausdrücklich begrüßen kann."


    Etwas anderes wäre für einen römischen Kaiser wohl auch sehr kontraproduktiv gewesen.

  • Auch Gracchus nahm Platz und während das Gespräch bereits geführt wurde, sorgte der Sklave Sciurus für drei Becher gefüllt mit Wein, welcher mit Wasser war verdünnt. Aufmerksam, einem Jäger - oder aber der sich im Visier erahnenden Beute - gleich, behielt Gracchus sowohl den Kaiser, als auch Serapio im Blick ohne indes allzu lange Augenkontakt mit einem von diesen zu halten. Obgleich das Gespräch bisherig recht einvernehmlich vonstattenging, so fürchtete er doch jederzeit eine Eskalation - dass entweder Serapio in seiner aufflammenden Wut und Rage dem Cornelius an die Kehle würde springen - nur zu gut kannte er die Leidenschaft, welche in Faustus schlummerte -, oder aber Palma würde entscheiden, dass es doch um so vieles einfacher und allfällig gar besser wäre, sich des ungewollten Mitwissers zu entledigen - zu wenig war er doch trotz allem der Intentionen des Imperators sich gewiss. Indes, obgleich er bereits im Vorfeld ausgiebig mit diesen Möglichkeiten sich hatte beschäftigt, war Gracchus sich nicht sicher, ob und was im Falle des Falles von diesen Möglichkeiten er würde verhindern wollen. Die Aussicht, Faustus würde in die gleiche Situation hinabrutschen wie er selbst - Kaisermörder -, so dass sie gezwungen wären hernach gemeinsam als Verräter am Imperium in ein weit entferntes Land zu fliehen, hatte im ersten Augenblick durchaus ihren Reiz, während die Aussicht, zu allem auch noch Faustus' endgültig und unwiederbringlich tot zu wissen, unerträglich war. Dennoch mochte er beides, mochte er jedes Blutvergießen mit allen Mitteln verhindern wollen, respektive im Notfall mit einem einzigen Mittel - Sciurus. Andererseits hoffte er noch immer, dass dies nicht erst würde notwendig sein, dass sowohl Palma, als auch Faustus sich der Vernunft würden beugen - und zumindest in diesem Augenblicke gab es daran noch keinen Zweifeln.

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  • Was für ein absurdes Theater. Manius, Mitverschwörer, hatte also Cornelius, Chefverschwörer, zu der beschwerlichen Erkenntnis verholfen, dass es möglicherweise doch den ein oder anderen guten Grund gegeben haben könnte, Giftmord und Bürgerkrieg nicht euphorisch zu bejubeln. Hurra. Ich griff zum Weinbecher und machte gute Miene zum absurden Spiel.
    "Dann schulden wir wohl beide Senator Flavius Dank." antworte ich glatt. "Du hast Recht, ich habe für Rom gekämpft. Wie du weißt, habe ich alles gegeben, um euren blutigen Umsturz zu verhindern. Und daran magst du meine Treue zu Rom wohl ermessen, dass ich standhaft geblieben bin und bis zuletzt meine Pflicht tat, um Rom gegen deine Armeen zu verteidigen, als alle Welt schon desertierte und überlief, als die Ratten das sinkende Schiff verließen und sich die Hyänen an deine siegreichen Fersen hefteten."
    Wenn das mal nicht zu ehrlich war. Ich trank einen Schluck, befeuchtete meine Kehle. Auch wenn ich nicht glaubte, dass sie mich hier vergiften würden – zu viel Aufwand – schmeckte es mir nicht.
    "Nun haben die Dinge sich geändert. Du bist vom Aufständischen zum rechtmäßigen Kaiser geworden. Du wurdest vom Senat bestätigt, und hast den Kriegsverbrechen, die deine Anhänger in deinem Namen verübten, letztendlich Einhalt geboten. Du hast keine Proskriptionen verhängt und strebst nach Eintracht. So ruchlos, mit Verlaub, die Verbrechen sind, auf denen deine Machtergreifung beruht – " Ruhig Blut Faustus. "... Es geht um Rom, nur um Rom, und Rom braucht Frieden durch Eintracht. Ich sehe durchaus den guten Einfluß, den deine Herrschaft nun nach all den Wirren auf Rom hat. Der Bürgerkrieg war die schlimmste Katastrophe für unser Reich seit dem Vierkaiserjahr, er hat das Reich zerrissen und die unheilvolle Saat für neue Aufstände und neues Blutvergießen gelegt. Frieden ist es, was das Reich am allerdringendsten braucht, und deine Herrschaft kann den Frieden wahren, wenn es gelingt, unser gemeinsames Ansinnen zu verwirklichen und den Graben, der da quer durch das Reich klafft, zu überwinden."
    Wenn das hier nicht nur ein heimtückisches Intrigenspiel war. Mein Blick huschte zu Manius, konnte aus seiner Miene nichts lesen, und wieder zurück zu Cornelius.

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  • Cornelius Palma fühlte sich nicht übermäßig gut in der Lage, hinter die Fassade eines anderen Mannes zu blicken, so dass er schwer beurteilen konnte, wie ernst es dem Decimer nun weiterhin war. Der Tonfall erschien ihm weiterhin gemäßigt, vor allem im Vergleich zu früheren Gesprächen. Und dass er scheinbar ein Aufbrausen unterdrücken musste im Laufe seiner Antwort, machte ihn in Cornelius Palmas Augen dann tatsächlich recht glaubwürdig. Dementsprechend versuchte Cornelius Palma, seine Gesichtszüge angesichts der Wortwahl nicht zu sehr verhärten zu lassen und atmete noch einige Mal durch, ohne Decimus Serapio anzusehen, bevor er antwortete.


    "Ich hätte es nicht besser ausdrücken können. Der Bürgerkrieg war eine Katastrophe, wir benötigen Frieden und müssen für Eintracht sorgen. Rom braucht uns. Und du stehst also auch zu Rom. Wie standest du zu Vescularius Salinator? War er für dich auch ein rechtmäßiger Kaiser? Hat er seine Anhänger von Verbrechen abgehalten und nach Eintracht gestrebt?"

  • Früher einmal - als er gerade vom Kind zum Knaben reifte - war es Gracchus' sehnlichster Wunsch gewesen Theaterschauspieler zu werden. Nichts schien ihm fantastischer zu sein als in die Rolle eines anderen zu schlüpfen, als ein Spiel aufzuführen, ein Stück eines Lebens - und dabei genau zu wissen, wie all die komplexen Stränge miteinander verwoben waren, genau zu wissen, wie all die anderen Charaktere auf der Bühne dachten, und genau zu wissen, welches Ende dies alles nahm. In diesem Raum zu sitzen schien ihm nur allzu sehr wie ein Bühnenstück und obgleich es schien, dass zweifelsohne jeder an diesem Tisch eine Maske trug, dass dieses gesamte Gespräch einer Posse glich, so hätte er vieles darum gegeben den Text dieses Schauspiels zu kennen, zu wissen, was Serapio und Cornelius tatsächlich dachten und zu wissen, welches Ende dies alles nahm. Indes rissen die Worte, welche ausgesprochen wurden, ihn nur allzu unbarmherzig in die Realität zurück - dies war kein Drama, kein Bühnenstück, und die Sätze der Protagonisten waren nicht ausgedacht, um das Fundament einer perfekten Szene zu bieten. Sie waren wahr, nur allzu wahr, schrecklich wahr.
    … Verbrechen … schlimmste Katastrophe … zerrissen ... Aufstände ... Blutvergießen … Katastrophe ...
    Viel zu wahr. Dumpf starrte Gracchus in den rotfarbenen Wein, der unangetastet vor ihm stand - ein Meer aus Blut, dutzende tote Leiber darin schwimmend.
    … Rom braucht uns ...
    Früher einmal, früher einmal hatte Gracchus dies geglaubt, hatte geglaubt für Rom geboren zu sein, hatte geglaubt, Rom voranbringen zu können, sein Leben für das Leben Roms zu geben, dazu bestimmt zu sein, Rom einer goldenen Zukunft näher bringen zu können. Wie hatte er nur glauben können, all jene, die er liebte, ins Verderben stürzen zu müssen und Rom dabei aussparen zu können? All jene, die er liebte … Sein Blick hob sich zu Serapio, seine Gedanken suchten zu fassen, um was es eigentlich ging. Er musste sich konzentrieren, er durfte nicht zulassen, dass dieses Stück neuerlich in einer Katastrophe endete. Für Rom, und für all jene, die er liebte.

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  • "Er war der vom Senat bestätigte Kaiser, und er war mein Kommandant. Ich schuldete ihm Treue und habe ihm loyal gedient um Rom gegen euren blutigen Aufstand zu verteidigen. Heißt es nicht 'Treue ist das Maß des Mannes?' Das Maß des Soldaten ist sie auf jeden Fall." sprach ich gelassen. Die Verschwörer hatten zwar bewiesen, dass sie auf die Treue spuckten, trotzdem konnten auch sie nicht leugen dass die Treue der römischen Soldaten zu ihrem Kaiser das Fundament unserer Staatsform war.
    "Ich habe ihm gedient, nicht anders, als ich als junger Soldat unter dem vergöttlichten Kaiser Ulpius Iulianus im Krieg gegen die Parther gedient habe. Nicht anders, als ich später zur Zeit Kaiser Ulpius Valerianus' als Tribun gegen die Wüstenvölker des Zwölfmeilenlandes ins Feld zog."
    (Nicht, dass ich die Verschwörer mit den Parthern gleichsetzen wollte. Die Parther hatten ja deutlich weniger Unheil angerichtet als die Kaisermörder.)
    Es schadete jedenfalls nicht, Cornelius dezent daran zu erinnern, dass ich mein ganzes Erwachsenenleben lang Soldat gewesen war, und mich nicht nur im Dienst bei den Urbanern und Prätorianern sondern auch auf so manchen Schlachtfeldern gegen die Feinde Roms vielfach ausgezeichnet hatte.
    Im Gegensatz zu den opportunistischen Nutznießern, die auf Cornelius Trittbrett gesprungen und sich im Krieg wie Zecken vollgesaugt hatten, war ich bekanntlicherweise ein alter Haudegen (wenn auch, mit Verlaub, ein alter Haudegen in den besten Jahren), dessen Verdienste unbestritten waren.


    Die darauffolgene Frage irritierte mich. Cornelius wußte selbst am allerbesten, dass Vescularius kein guter aber doch der rechtmäßige Kaiser gewesen war. Und Cornelius selbst wußte am allerbesten, dass der Krieg, den er selbst losgetreten hatte, natürlich zu unzähligen Kriegsverbrechen geführt hatte, wie Kriege das nun mal so an sich hatten, Greueltaten gegen die Vescularius Ausschweifungen und Versäumnisse verblassten. (Aber es wäre wohl vergeblich und nicht so gesund, mein Gegenüber hier darüber zu belehren, darüber dass es so etwas wie... sagen wir einen "sauberen" Krieg nicht gab und niemals geben würde.)
    Ich blickte zu Manius, witterte schon wieder Verrat, fürchtete dass er mich hier doch gerade ins Messer laufen ließ. Er sah... abwesend aus, und... gequält? Oder ...skeptisch? Quälte er sich vielleicht gerade mit neuen Selbstvorwürfen, weil er mir, als er mich mit dem Versprechen von Wiedergutmachung des erlittenen Unrechtes zu diesem Treffen lockte, das Blaue vom Himmel erzählt hatte?! Bisher war davon nämlich noch keineswegs die Rede gewesen, statt dessen stellte der Cornelier gerade verhörartige Fragen. Sag endlich was, Manius, verdammt noch mal!! Da blickte er mit einem Mal auf, traf meine Augen. Ich hatte keine Ahnung was er dachte und wandte meinen Blick rasch ab, um mich auf die Frage konzentrieren zu können.
    War Vescularius der rechtmäßige Kaiser?
    "Ich muß gestehen, ich bin überrascht über diese Frage. - Wenn Vescularius nicht der rechtmäßige Kaiser gewesen wäre..." folgerte ich harmlos, "dann hätte euer Umsturz ja keiner weiteren Legitimation bedurft, und somit wäre es vollkommen überflüssig gewesen, eure eigenen Vergehen Vescularius zuzuschreiben, um eurem Aufstand den Anschein von Rechtmäßigkeit zu verleihen. Dass, wie wir drei hier wissen, genau dies geschehen ist, und ihr an dieser Zuschreibung noch immer festhaltet... müsste deine Frage doch eigentlich beantworten?" schloß ich mit höflicher Miene.


    Zeit für eine Gegenfrage, und Zeit zu erfahren in wie weit es ihm mit seinen Beteuerungen ernst war...
    "Wir haben von der Eintracht gesprochen, die wir beide anstreben. Wie ist diese Eintracht nun am besten zu erreichen? Lass mich etwas weiter ausholen: In der Vergangenheit habt ihr ja nicht nur Vescularius zum puren Bösen stilisiert, ihr habt im Zuge dieser... Neudefinition der Wahrheit... ja auch all die Männer als Tyrannenschergen diffamiert, die unter ihm ihre ganz normale Pflicht taten, Rom verteidigten und anstatt überzulaufen auf ihrem Posten ausharrten. Von diesen Männern gibt es viele, viele die gefallen sind, viele die noch leben, und ich bin nur einer, wenn auch der prominenteste und der mit der größten Symbolkraft. Du hast sie, hast uns, verfemt oder der Kommandos enthoben oder an die entferntesten Ecken des Reichs versetzt. Du hast das Reich bluten lassen, nicht nur durch den Krieg, sondern auch indem du all diese Männer, die im Krieg ihre Pflicht taten, die Treue und standhafte Loyalität zu Rom bewiesen haben, nun davon abhältst, ihre Kraft und Erfahrung für Rom einzusetzen.
    Statt dessen stützt du deine Herrschaft vorzugsweise auf die Männer, die im Bürgerkrieg zu dir übergelaufen sind, und die dabei wohlgemerkt zumindest einmal schon ihren Treueschwur gebrochen haben. Heißt es nicht auch, dass wer an seinem alten Herrn einmal Verrat übte, es auch ein zweites Mal bei seinem neuen Herrn tun wird? Oder wie Caesar sagte: 'Proditionem amo, sed proditores non laudo.'"
    *
    Ich ließ mein Zitat nachwirken, und hoffte dass er es geschluckt hatte - Caesars Nimbus war doch eines jeden Potentaten feuchter Traum - um dann zum Ende meines feurigen Plädoyers zu kommen:
    "Das spaltet. Das, und die Tatsache, dass die Kriegsgrausamkeiten und Frevel, die deine Armeen - sicherlich ohne dein Wollen und doch in deinem Namen beim Einmarsch nach Italia, beim Angriff auf die Ewige Stadt, beim Bruch des heiligen Pomeriumsrechtes, beim Plündern und Blutvergießen innerhalb des Pomeriums... - verübt haben, noch immer ohne Sühne vor den Menschen und den unsterblichen Göttern sind. -
    Gerade in diesen instabilen Nachkriegszeiten, wo sich jeden Augenblick, von deinem erfolgreichen Beispiel inspiriert, Marius Turbo oder ein anderer Feldherr zum Gegenkaiser aufschwingen und nach der Macht greifen kann – kann das Reich es sich da leisten, weiter gespalten zu sein, kann es sich das leisten, sich auf die Rücken der Wendehälse zu stützen, und die Treuen von sich zu stoßen und um ihrer Pflichterfüllung wegen zu ächten?! - Erlaube mir die Frage: Wie gedenkst du das zu ändern? Wie gedenkst du die Eintracht wieder herzustellen?"



    Sim-Off:

    * "Ich liebe den Verrat, aber den Verräter lobe ich nicht."

  • Während der Rede des Decimers wanderten die Augenbrauen des Cornelius Palma leicht nach oben, was weniger am Inhalt des Gesagten als an der Form lag. Tatsächlich hörte er inhaltlich nichts Neues und er konnte nicht leugnen, dass der Decimer ein bemerkenswertes rhetorisches Talent besaß, das ihn zu früheren Zeiten in Griechenland zweifellos zu einem prominenten Demagogen gemacht hätte. Da Cornelius Palma allerdings nicht im Griechenland früherer Zeiten saß, sondern hier und jetzt in einem kleinen Raum in der Regia des Cultus Deorum, ließ er sich von der feurigen Rede nicht mitreißen, zumal er ihm den braven, idealistischen, stumpf seine Pflicht erfüllenden Soldaten eh nicht abnahm. Und wenn er doch genau so ein simpler Kopf war, konnte er ihn als hochrangigen Präfekten auch wieder nicht gebrauchen.


    "Decimus, spare dir deinen feurigen Worte für deine nächste öffentliche Rede. Wir sitzen hier unter sechs Augen und dem Blick der Götter in einem mäßig belüfteten und beleuchteten Büro der Regia und wenn alles so läuft wie geplant, weiß außer uns niemand, dass wir uns hier überhaupt treffen. Auf rhetorische Blüten kann ich hier gerne verzichten und mich lieber um die Fakten kümmern. Und du hast meine Frage nicht beantwortet: Hat Vescularius Salinator deiner Meinung nach seine Anhänger von Verbrechen abgehalten und nach Eintracht gestrebt?"


    Cornelius Palma nahm nicht an, dass sein Gegenüber so dumm war zu übersehen, dass eine klare Distanzierung von seinem Vorgänger wohl das mindeste war, was er hören wollte. Im Gegenzug war er gerne bereit, seinem Gegenüber ebenfalls seine Fragen zu beantworten.


    "Ich strebe die Einheit an, indem ich im Gegensatz zu dir eben nicht jede Kleinigkeit aufrechne und nicht jede Entscheidung so negativ wie möglich auslege. Nenne mir die Namen jener, die ich geächtet habe. Nenne mir die Namen jener, die ich öffentlich als Tyrannenschergen diffamiert habe. Zeige mir die von mir veröffentlichten Proskriptionslisten - ich zeige dir die des Vescularius Salinator. Nenne mit die Namen jener, die ich ans Ende des Imperiums versetzt habe - ganz abgesehen davon, dass genau dort, am Ende des Imperiums, unsere Grenzen verteidigt werden und ich einst selber an diesen Grenzen stand, genauso wie du, der stolz darauf ist, dort Dienst getan zu haben. Ich bin offen für jeden, der in die Zukunft blickt und nicht die Vergangenheit aufrechnet. Kommst du mit?"

  • Worte waren das Medium, in welchem Gracchus selbst sich zweifelsohne am wohlsten fühlte, er goutierte schöne Worte, badete sein Gemüt regelrecht darin, ebenso wie er unter schroffer Sprache litt, gleichwohl er dazu neigte, sich von Worten in die Welt ihres Narrators hinfort tragen zu lassen. Faustus' Worte trugen ihn weiter fort als es ihm angenehm war, zurück auf den Fußboden eines Atriums, zu einer Lache aus rotfarbenem Blut, in das Gebrüll eines Aggressors, in das Chaos einer Verwüstung im Herzen des Imperium Romanum. Als der Senat beschlossen hatte, dass die Zeit des Bürgerkrieges ad acta gelegt werden sollte, war der Flavier überaus erleichtert gewesen, dass es keine weitergehenden Nachforschungen sollte geben - aus Furcht, die Handlungen der Konspiranten würde letztlich doch noch entlarvt werden -, gleichwohl davon überzeugt, dass der Frevel, welcher begangen worden war, durch private Anklagen würde aufgearbeitet werden. Doch tatsächlich hatte es bis dato keinerlei Anklagen und darob auch keinerlei Sühne gegeben. Weshalb nicht? Weil die Menschen die Herrschaft Cornelius Palmas fürchteten? Weil sie sich sorgten, dass er gleichwohl wie der Vescularier unliebsame Stimmen würde ersticken? Gracchus nahm sich vor, dies zu einem späteren Zeitpunkt zu thematisieren, denn in diesem Augenblicke forderte Cornelius Antworten ein - und obgleich er zumindest auf die erste Frage eine Antwort doch eben durch Tatsachen, wie Palma sie forderte, gegeben sah, schwieg Gracchus vorerst weiterhin, blickte Faustus an - und wer ihn sehr gut kannte, mochte den marginalen Ausdruck von hoffnungsvollem Bangen in seinen Augen erblicken können.

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  • Es war ungeheuer befremdlich, mit jemandem zu sprechen, den alle meine Worte, alle meine geäusserten Gedankengänge und alle vorgebrachten Überlegungen überhaupt nicht zu erreichen schienen.
    Als stünde ich ganz alleine inmitten einer weiten, weiten Ebene... in der meine Worte, mochten sie noch so wahr sein, noch so klar und deutlich vorgebracht, ungehört verhallten.
    Auf der Suche nach irgendeinem Halt in all dieser Befremdlichkeit war mein Blick instinktiv zu Manius geeilt... und, auf eine Art von Verständnis, das irgendwie jenseits des ganzen Bürgerkriegszerwürfnisses lag, war mir mit einem Mal klar, dass ich doch nicht so ganz vollkommen alleine war, dass meine Worte zumindest von einem gehört wurden bevor sie verhallten. Das... würde ich später sicherlich auch noch hinterfragen... im Augenblick jedoch gab es mir einen dringlich gebrauchten Schub von Zuversicht.
    Und so ergriff ich wiederum das Wort – wobei ich mich bemühte, die Sätze möglichst einfach zu halten, und Cornelius abstruse Aussagen nicht, wie eben schon, durch Wortgewandtheit zu zerpflücken und zur Schau zu stellen. Denn das machte ihn offenbar zornig. Und die kleine Genugtuung, seine fadenscheinigen Heucheleien ad absurdum zu führen, war das (leider) nicht wert. (Auch wenn es zu verlockend war! Besonders als er sich damit brüstete, unsere Reichsgrenzen bewacht zu haben. Er, der unsere Hochrisikogrenzen zu den Parthern und den Germanen zugleich skupellos von Truppen entblößt hatte, um sich den Thron anzueignen...)



    "Weder noch, Cornelius. Vescularius war kein guter Kaiser. Er hatte viele Fehler, und viele gute Männer haben ihm nur zähneknirschend gedient."
    Es lag mir auf der Zunge zu konstatieren, dass Vescularius zwar ein Übel, im Vergleich zu meinem kriegstreibenden Gegenüber aber doch eindeutig das kleine Übel gewesen war, etwa so wie die Masern im Vergleich zur Beulenpest, doch ich hielt meine Zunge diesmal tapfer im Zaum.
    "Der größte seiner Fehler – und letztendlich sein Untergang – war wohl, dass er es stets ablehnte, der Wahrheit ins Auge zu sehen, dort wo sie seinen Wünschen nicht entsprach. Er lauschte lieber Speichelleckern als denen, die ihm ehrlich Bericht erstatteten. Wenn ein Bote ihm schlechte Nachricht brachte, wurde er zornig auf den Boten. Er verachtete die Kunst der Rhetorik, die einen Bürger Roms dazu befähigt, sich an den öffentlichen Angelegenheiten zu beteiligen, und förderte lieber die Panegyrik. So verlor er hoch oben auf dem Palatin den Sinn für die Wirklichkeit, und dafür was getan werden muß, um gut zu herrschen. - "


    Er hatte mich aufgefordert ihm die Namen zu nennen. Ich wiederholte noch einmal, was ich zuvor schon ausgiebig erklärt hatte und was offenbar noch nicht angekommen war: "Deine Propaganda ist es, die Vescularius zum puren Bösen stilisiert, um euren blutigen Umsturz zu rechtfertigen, und die damit einen jeden, der unter Vescularius gedient hat, zum Tyrannenschergen diffamiert. Ihr habt die Wahrheit neu definiert und damit Überlaufen zur Tugend und Rom zu verteidigen zur Schmach gemacht. Eine Ansicht, die nun im vorauseilendem Gehorsam von deinen Leuten verbreitet wird – am lautesten von jenen, die damit zu verbergen versuchen, dass sie sich selbst einst bei Vescularius anbiederten, bevor sie zu dir überliefen..."
    Ich dachte dabei die Wendehälse Aurelius Lupus und Duccius Vala, die bei der Kandidatur meines Vaters am lautesten krakeelt hatten, er könne doch, ob der Verbindung zu mir, keinesfalls Konsul werden.


    "Ich soll dir die Namen nennen, gut..."
    Und so begann ich, ihm die Namen der Diffamierten, Verfemten, Abgesetzten und Strafversetzten aufzuzählen, von Tiberius Octavius Dragonum, ehemals Kommandant der Classis Missenensis, den er seines Kommandos enthoben hatte, über die Offiziere der Classis bis zum ehemaligen Adjutanten Dragonums, Appius Decimus Massa, der zur ägyptischen Provinzflotte geschickt wurde, dann zu den Offizieren der Garde, bei denen ich jeden einzelnen kannte und beim Namen nannte, zum Beispiel mich und zum Beispiel den (jetzt ehemaligen) Gardetribun, Antonius Hortalus, den er nach Britannien strafversetzt hatte, auch die Centurionen der Garde zählte ich auf, dann kam ich zu Marcus Iulius Proximus und den anderen Offizieren der Stadtkohorten während des Bürgerkrieges.
    Nach dieser langen Aufzählung fuhr ich fort:
    "Die Namen all der Menschen, die durch deinen Aufstand gestorben sind, Soldaten und Zivilisten, werde ich nicht aufzählen. Selbst wenn ich sie alle kennen würde. Wir säßen dann wohl noch bis morgen hier.
    Ebenso wenig die Namen der Mütter, die ihre Söhne in deinem Aufstand verloren haben. Ich spreche offen zu dir: Der Bürgerkrieg, den du losgetreten hast, hat nun mal eine tiefe Kluft durch das Reich gezogen, und du wirst die Einheit in der Zukunft nicht erreichen, indem du diese totschweigst. Versöhnung erfordert Verantwortung. Es gibt keinen 'sauberen Krieg', auch wenn man ihn 'Befreiungskrieg' nennt, und ein Bruderkrieg ist noch verheerender. Die Einnahme einer Stadt, durch ausgehungerte Soldaten die monatelang im Felde standen, ist ein Greuel für die Stadt, auch wenn man diese Einnahme als 'Befreiung' bezeichnet. Die Verheerungen des Krieges sind keine 'Kleinigkeiten'. Aber dazu.."
    - ich wandte mich zu Manius – "kann möglicherweise ja Senator Flavius gleich noch etwas sagen, der anders als wir den Einfall deiner Soldaten in die Ewige Stadt direkt miterlebt hat. Und der sich natürlich auch mit Möglichkeiten der rituellen Ent-Sühnung auskennt, die doch mindestens ebenso wichtig ist wie weltliche Gerechtigkeit."
    (Es hieß ja, Apollon könne einen Frevler, insofern er Reue zeigte, sogar von einem Muttermord reinwaschen.)
    Sag jetzt nichts falsches, Manius...


    Ich frass noch ein metaphorisches Stück Kreide, und pflichtete Cornelius bei. Manchmal, das wußte ich seit Circesium, musste man beherzt in eine Kloake tauchen um eine Stadt zu gewinnen.
    "Selbstverständlich blicke ich in die Zukunft, Cornelius. Ich weiß dein Angebot zu schätzen und bin bereit dich zu unterstützen, auf dass deine Herrschaft, als tätiger Ausgleich all der Schrecken mit denen sie begann, dem Reich den Frieden wiederbringt und bewahrt. Und genau darum versuche ich hier so energisch, dir vor Augen zu führen, dass diese... ähm, wie soll ich sagen, unaufgearbeitete Vergangenheit, diese ungeahndeten Kriegsverbrechen und Frevel, genau das sind, was der Einheit des Reiches noch im Wege steht."

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    Klient - Decima Lucilla

  • Cornelius Palma atmete zweimal tief durch, während der Decimer sprach. Das erste Mal, als dieser sich zum ersten Mal klar und deutlich von Vescularius Salinator distanzierte und von dessen Fehlern sprach. Wie ehrlich er das meinte, war Cornelius Palma erst einmal egal. Dass er es gesagt hatte und das auch noch vor Zeugen war wichtiger.


    Das zweite Mal atmete er durch, als Decimus Serapio Namen nannte, die er als diffamiert und strafversetzt betrachtete. So hatte er etwas handfestes in der Hand, auf das er antworten konnte. Zumindest, soweit er es im Kopf hatte, denn natürlich kannte er nicht alle Centurionen beim Namen, die nach dem Krieg aus den verschiedensten Gründen ihre Einheit gewechselt hatten und von denen nicht wenige inzwischen befördert oder mit genug Geld für den Ritterstand entlassen oder gar beides wurden. Dass er Octavius Dragonum persönlich gesprochen und ihm die Wahl gelassen hatte wusste er dagegen noch und sagte es, ebenso wie er noch Iulius Proximus kannte, dessen turnusmäßge Entlassung aus dem senatorischen Tribunat schon mehr als überfällig gewesen war, als Cornelius Palma damals seinen Fall vorgelegt bekam. Insgesamt erschien Cornelius Palma die Liste der Namen, die sie nun diskutierten recht kurz im Vergleich zu jenen, die unter Vescularius Salinator schlicht und ergreifend auf unbestimmte Zeit in Verbannung geschickt wurden. Cornelius Palma war innerlich zutiefst überzeugt, dass eine zeitlich befristete Versetzung auf einen bezahlten Posten im Vergleich dazu nicht schlechter abschneiden konnte.


    Die weiteren Ausführungen des Decimus Serapio erschienen ihm dann eher philosophischer Natur und durchaus interessant, wenngleich für einen hochrangigen Offizier eher selten.


    "Dir scheinen durch den Bürgerkrieg erhebliche Zweifel am Kriegshandwerk gekommen zu sein. Ich bezweifle nicht, dass der Begriff des Kriegsverbrechens ein wichtiger ist, ebenso wie der bellum iustum ein wichtiges Element unseres Verständnisses von Herrschaft ist. Jeder tote Bürger in einem Bürgerkrieg ist einer zuviel, daran gibt es keinen Zweifel."


    Auch hier sprach Cornelius Palma aus Überzeugung, aber genauso war es seine Überzeugung als Offizier und nun Imperator, dass es einen Krieg ohne Tote nicht geben konnte.


    "Aber vielleicht ist es wirklich eine gute Idee, an dieser Stelle Flavius Gracchus zu Wort kommen zu lassen. Haben die mich unterstützenden Truppen Greuel in Rom angerichtet, als sie Rom betraten?"

  • Gracchus wollte diese Namen nicht hören - die Namen all jener, deren Schicksal auch er hatte zu verantworten -, doch Cornelius hatte sie eingefordert und Serapio nannte sie, und er war dankbar dafür, dass Faustus zumindest die Namen der Toten nicht aufzählte, glaubte er doch, dass die larven bei ihrem Namen gerufen sehr schnell würden identifizieren können, wer in diesem Raume ihr Verderben hatte induziert. Schlussendlich nannte Faustus auch seinen Namen, und obgleich die Wut und Abscheu, welche noch im Tempel des Serapis mit diesem war einhergegangen, sich hatte verflüchtigt - allfällig waren sie auch nur supprimiert-, so war dieses emotionslose, nüchterne Senator Flavius doch beinahe noch schmerzlicher, selbst wenn es womöglich nur der paradoxen Situation mochte geschuldet sein. Zumindest stimmte Serapio hernach zu, in die Zukunft blicken zu wollen, was Gracchus Anspannung ein wenig löste, bis zu jenem Augenblick als auch Cornelius seinen Namen nannte.
    "Das haben sie"
    , bekannte er und ein kalter Schauer zog ihm über den Rücken.
    "Ver..wüstung, Plünderung und … Totschlag."
    Gracchus Hände fanden zueinander und er begann unbewusst an seinen Fingern zu reiben, den Blick auf die Tischplatte gerichtet.
    "Ich war nie Soldat, kenne nur die Theorie, nicht jedoch die Regeln des Krieges, und dennoch … sie haben nicht einmal versu'ht, für Frieden zu sorgen. Sie haben sich gebrüstet der Legio Secunda des Kaisers Appius Cornelius Palma anzu..gehören, das Reich vor wilden Barbaren geschützt zu haben und schlussendlich Rom vor den Truppen Vescularius' - gleichsam wüteten sie selbst durch die Casa Decima wilden Barbaren gleich, zer..störten mutwillig Besitz und Inventar, und als einige Veteranen - alte Männer bewehrt mit Knüppeln - die Arretierung Decimus Varenus' be..einspruchten … der Centurio selbst war es, der das Blut vergoss, er hat diesen Mann ... einfach .. rücklings ab..gestochen ..."
    Einen Augenblick fehlten Gracchus schlichtweg weitere Worte. Zweifelsohne hatte er sich während der gesamten Bürgerkriegszeit zu so mancher Gelegenheit am tiefsten Punkt seines Lebens gewähnt, doch letztlich war er dem Tod, dem Schrecken des Krieges niemals so nahe gewesen wie in diesem Moment, letztlich hatte er in seinem gesamten Leben keine Vorstellung davon gehabt, was Krieg, was Schlachten oder Soldatendasein bedeutete - und hatte es zweifelsohne auch in diesem Augenblicke nicht, da der Tod dieses einzelnen Mannes für ihn bereits die Apokalypse Roms darstellte, ihm alles hatte zerstört, was er Rom glaubte zu sein. Er blickte zu Palma auf und die Qual, welche dieses Ereignis in ihm hatte hinterlassen, war deutlich auf seinem Antlitz abzulesen.
    "Das war nicht, was wir wollten, Cornelius, das war nie unsere Intention, dass römische Soldaten römische Bürger inmitten des Pomeriums Opfertieren gleich abste'hen!"
    Es war gleichwohl eine Aussage wie auch eine Frage, wenngleich Gracchus keine Gelegenheit zu einer Antwort ließ.
    "Doch niemand hat dies hinterfragt"
    , fügte er beinahe ein wenig ungläubig hinzu.
    "Serapios Einwand ist durchaus gere'htfertigt. Niemand hat Kompensation gefordert für die Plünderungen während der Einnahme der Stadt, niemand hat Sühne gefordert für das Blut, das im Pomerium wurde ver..gossen, nicht einmal der Senat hat es gewagt, Fragen zu stellen ... weshalb nicht?"

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  • Cornelius Palma nickte leicht, als Flavius Gracchus sprach, und atmete einmal mehr durch.


    "Ja, das war nicht das, was wir wollten. Die Männer, die dies taten, handelten nicht auf meinen Befehl und auch nicht mit meiner Billigung. Und wenn sie für ihre Taten noch nicht zur Verantwortung gezogen wurden, dann muss dies noch geschehen. Das habe ich bei meinem Amtsantritt versprochen und dazu stehe ich, vor den Augen Roms und den Augen der Götter."


    Warum weder der Senat noch andere Bürger Roms dieses Kapitel bisher aufgearbeitet hatten, entzog sich dagegen zum Teil auch der Kenntnis von Cornelius Palma. Gemeldet hatte man ihm persönlich diese Vorfälle in dieser konkreten Form bisher nicht. Auch Flavius Gracchus hatte sie bisher nicht beklagt.

  • "Es war nicht das ihr wolltet, doch es ist das was ihr verursacht habt. Du hast diese Soldaten nach Rom geschickt, Cornelius. 'Heute ist der Tag gekommen, an dem der Militärstiefel die Straße nach Rom betritt ' sagtest du in Syrien zu deinen Truppen" zitierte ich seine Rede, die ich, der ich zu eben jener Zeit als Spion dort unterwegs gewesen war, ja genau dokumentiert hatte.
    "Diese Soldaten wurden von dir dorthin gesandt, erfüllt von eurer Propaganda, die besagte: 'Salinator ist ein Monster, und die Verteidiger Roms sind nichts als Schergen dieses Monsters.' Diese Soldaten haben durch deine Taten und in deinem Namen gemordet, Cornelius."
    Es wunderte mich, dass Cornelius so verwundert erschien. Was hatte er denn erwartet, wenn da indoktrinierte, aufgehetzte, im Krieg gegen andere Römer für das Töten von Römern enthemmte Horden von "Befreiern" in die Stadt einfielen?
    Als würde ein Junge, der mit Armeen von sauber polierten Zinnsoldaten großer Eroberer gespielt hatte, mit einem Mal ganz unschuldig verblüfft sehen, wie diese Soldaten seine restlichen Spielsachen massakrierten.... so etwa wirkte er auf mich.
    "Was ihr ausgelöst habt, das war, auch wenn ihr es gerne so bezeichnen wollt, kein 'gerechter Krieg' gegen die Tyrannei. Euer Mord an den Ulpiern war es doch gerade, der es Vescularius erst ermöglichte, vom Stadtpräfekten zum Kaiser aufzusteigen. Und der Krieg, den ihr losgetreten habt, um selbst an die Macht zu gelangen, der wurde zum schlimmsten Gemetzel unter uns Römern seit dem Vierkaiserjahr." so fasste ich ruhig und sachlich die traurigen Tatsachen zusammen, in der Hoffnung diesen Hauch von Verwirrung den Cornelius gerade gezeigt hatte, diesen winzigen Riss in der Fassade unendlicher Ignoranz mit der er sich in der Vergangenheit so erfolgreich gegen alle Fakten und Argumente gewappnet hatte, zu nutzen. Für einen Funken Einsicht.
    Wie Anastasius gerne sagte: "Verwirrung ist die Pforte zum Verstehen."

    "Versöhnung erfordert Verantwortung. Diese Soldaten für ihre Morde und Plünderungen zur Rechenschaft zu ziehen - und ebenso ihre Offiziere, die es teils auch sehr schlimm trieben -, das ist ein wichtiger erster Schritt. Ich bin sehr froh dass du das ebenso siehst. Und zugleich ist es lediglich der erste Schritt auf dem Weg, das kriegszerissene Reich wieder zu Einigkeit und Eintracht zu führen..."


    Und da zählten nur Taten, keine salbungsvollen Versprechen. Taten, und nicht etwa Worte ohne Konsequenzen, von denen hatte es nämlich schon genug gegeben. Taten, die letztendlich natürlich seinem Machterhalt dienen würde.
    Aber darauf mußte ich diesen Machtmenschen ja wohl kaum mit der Nase stoßen, nicht dass er sich noch beleidigt fühlte wenn ich das Offensichtliche so herausstellte. Darum schwieg ich, durchaus beklommen wie er auf diese ungeschönte Darstellung des Geschehenen reagieren würde. Ob staatsmännisch, mit dem Versuch wirklich Versöhnung und Ausgleich herzustellen, oder auf die Vescularius-Art: mit Leugnen und Zorn.


    Bang huschte mein Blick zu Manius, hoffend dass er wieder etwas so scharfsinniges und treffendes wie eben dazu sagen würde. Seine eindrückliche Schilderung hatte gerade tatsächlich etwas bewirkt, und in diesem kurzen Augenblick da war ich ihm, alles geschehene ausgeblendet, einfach... dankbar. Dafür dass er so deutlich gesagt hatte wie es war, und die Frage gestellt hatte, die mitten ins Schwarze traf:
    Weshalb hatte niemand es gewagt, Sühne für die Verbrechen zu fordern?
    Eine Frage, auf die Cornelius noch nicht geantwortet hatte.

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  • Gracchus war ein wenig erleichtert, dass Cornelius ohneweiters zustimmte, dass dies nicht gewesen war, was sie hatten erreichen wollen, gleichwohl dass er den versäumten Obliegenschaften wollte nachkommen und nicht darauf vertraute, dass die Wellen der Zeit alle Wunden, allen Gram, allen Zorn und alles Unrecht würden hinweg spülen. Denn die Zeit heilte nichts von selbst - dies war Gracchus nur allzu bewusst -, und sofern man geneigt war zu lange in Lethargie zu verharren, kappten die Parzen letztlich nur den ein oder anderen der verworrenen Schicksalsfäden, so dass auf ewig die Möglichkeit genommen war, jene zu entwirren, dass Wunden, Gram, Zorn und Unrecht sich in das Selbst einfraßen für alle Ewigkeit. Ein wenig verlegen realisierte der Flavier, dass er aus Scham vor die Götter zu treten selbst ebenfalls diesen noch einiges schuldig war, insbesondere als Serapio neuerlich die Fakten präsentierte, neuerlich die Auswirkungen seiner Taten - Tyrannei, Krieg, Gemetzel - elaborierte. Doch auch die Worte über Verantwortung trafen ihn zielsicher, erinnerten ihn an den Zweck dieses Treffens, an seinen kläglichen Versuch, ein wenig seiner Verantwortung zu tragen, auch nur ein winziges, marginales Aufglimmen von Versöhnung zu erringen.
    "Um jene Gerechtigkeit einzufordern, diese Untaten zu ermitteln und präzise zu recherchieren bedarf es eines Mannes, welcher zu dieser Zeit nicht unter deinem Befehl stand, Cornelius, welcher nicht am Einmarsch beteiligt war und auch sonstig keine Ver..bindungen zu deinen Truppen hatte. Gleichwohl ist die Gefahr groß, dass bei einer solchen Ermittlung Dinge aufgewühlt werden, welche wir unter dem Staub des Krieges verborgen wissen möchten, welche die Wahrheit, die wir geschaffen haben, in Gefahr könnten bringen - denn diese Gefahr ist längst nicht ver..gangen. Es bedarf darob eines Mannes, welcher zu separieren weiß, wann eine Ermittlung zu tief vordringt, wann sie schlafende Hunde zu wecken imstande ist und wann eine Information gefahrenträ'htig ist für den Status quo, denn letztendlich ist es noch immer ein schmaler Grat den wir gehen zwischen der Einigkeit und Eintracht des Reiches und einem neuerlichen Sturz ins Chaos."
    Gracchus ließ offen, ob das Imperium in diesem Falle mit ihnen würde stürzen - doch Cornelius und er würden es zweifelsohne.
    "Von den Männern, die mit uns begonnen haben, kommt niemand für eine solche Untersuchung in Frage."
    Letztendlich waren ohnehin nicht viele von ihnen übrig.
    "Und selbst den Vertrauensvollsten aller Männer in all die Details der Vergangenheit einzuweihen, um die notwendige Entscheidungsgrundlage ihm zu bieten, halte ich für überaus riskant."
    Kurz blickte Gracchus zu Serapio, um sogleich wieder Palma zu fixieren. Obgleich er zu Beginn des Gespräches durchaus noch Zweifel hatte gehegt, dass Faustus ihnen nicht allfällig doch schlichtweg nur die Kehlen würde durchtrennen wollen, so zweifelte er doch längst nicht mehr an Serapios Worten, war überzeugt davon, dass jener seinen Eid nicht leichtfertig würde versprechen.
    "Decimus Serapio aber kennt alle Details, ist sich der Brisanz jeder einzelnen Information zweifels..ohne mehr als bewusst, stand während des Bürgerkrieges nie unter deinem Kommando und hat den Einmarsch nach Rom auch nicht mehr als Soldat miterlebt. Weiters hat er während seiner Zeit bei den Praetorianern bewiesen, für solche Ermittlungen mehr als tauglich zu sein - gerade in Anbetra'ht dessen, was er über uns hat herausgefunden -, und wer könnte besser geeignet sein, deinen unvoreingenommenen Willen zu Gerechtigkeit in dieser Angelegenheit zu verdeutlichen als jener Mann, der nach dem Bürgerkrieg zu Unre'ht zum Feinde Roms stilisiert wurde nur weil er für das Rom kämpfte, an welches wir alle glauben? Wer könnte besser geeignet sein als er, der alle Details deiner - unserer - Ver..gangenheit kennt und dennoch bereit ist, dem Kaiser des Imperiums, dir Cornelius, zum Wohle Roms zu dienen?"

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  • "Ich fürchte, jeder Mann, der Truppen ins Feld führte, wird in der Öffentlichkeit schwerlich als neutral wahrgenommen werden. Auch wenn er erst die Prätorianer ins Feld führte und später im Kerker eben jener Einheit saß."


    Dass Decimus Serapio an der Sitze einer Aufarbeitung stand, war für Cornelius Palma ausgeschlossen, so sehr er auch den Bedarf nach Aufarbeitung und Aussöhnung sah. Aber zum Glück war dieses heutige Treffen ja auch mit viel geringeren Zielen gestartet worden, so dass er keine Bedenken hatte, so weitgehende Entscheidungen nicht jetzt zu treffen.


    "Aber um zurück zu deinen Worten zu kommen, Decimus Serapio: Ja, es waren meine Männer, die von meinen Worten dazu gebracht wurden, nach Rom zu marschieren. Dies leugne ich nicht, habe es nie geleugnet und werde es auch nicht leugnen. Warum auch? Wir sind beide Offiziere, haben beide Truppen ins Feld geführt und auch wenn ich deine Ansprachen nicht kenne, bin ich mir sicher, dass du deinen Männer keine differenzierte philosophische und historische Betrachtung mit auf den Weg gegeben hast, als du sie aus ihrem Lager führtest. Ich weiß auch nicht, bei wie vielen Belagerungen du schon dabei warst und wie oft du plündernde Soldaten erlebt hast und ihnen Einhalt gebieten musstest. Feldherren aller Generationen standen vor diesem Problem, die wenigsten von ihnen haben Exzesse angeordnet, kaum mehr werden sie geduldet haben, wenn es um römische Siedlungen ging, aber nicht wenige haben sie nicht verhindern können. Dies ist keine Ausrede, keine Ausflucht, kein Plädoyer gegen eine Untersuchung. Aber es ist Teil einer notwendigen und realistischen Einschätzung, zu der ein Offizier meines Erachtens fähig sein muss. Dass die eigenen Truppen plündernd über eine Stadt herfallen, die verschont werden sollte, gehört genauso zum Risiko des Krieges, wie die Gefahr, in einem Hinterhalt eine halbe Legion zu verlieren. Beides ist unerwünscht, beides muss verantwortet werden, aber beides kann passieren. Ist dir die Bestrafung für die Plünderung wichtiger als die Belohnung für die Einnahme der Stadt? Würdest du auf diese Stadt verzichten, wenn du nur so eine Plünderung verhindern kannst? Was machst du mit dem Offizier, der eine halbe Legion in einem Hinterhalt verliert? Ihn bestrafen? Oder ihn dafür ehren, dass er eine halbe Legion gerettet hat? Und was ist dieser Mann für die Gegenseite? Ein Ärgernis, weil er Männer vor dem Hinterhalt bewahrt hat? Oder ein willkommener Idiot, der tausende Männer ins Verderben geführt hat?"


    Cornelius Palma blickte Decimus Serapio eine Weile schweigend an.


    "Was bin ich für Rom? Schächter? Befreier? Ein Kaiser unter vielen? Held? Versager? Verräter? Retter? Oder irgendetwas dazwischen? Und was bist du? Was willst du sein? Und welches Risiko bist du bereit, dafür einzugehen?"

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