Die Porta (Jeder Gast hat sich hier anzumelden!)

  • Der Präfekt hatte tatsächlich alles für diesen Besuch penibel durchgeplant. Vom Boten der die Einladung überbracht hatte, bis auf den Geleitschutz, der den jungen Prudentier sicher und rasch zum Landsitz geleitete. Es war zwar bereits Abend, doch immer noch hell genug, dass er sich einen guten Eindruck von den Ausmaßen des iunischen Landbesitzes machen konnte. Und dabei verstand er recht schnell, warum der Präfekt seine Freizeit lieber Zeit verbrachte, als in seinem Praetorium in der Castra. Es war zwar keine Villa, aber viel fehlte nicht mehr. Auf jeden Fall konnte man erkennen, dass hier nicht die ärmste Familie wohnte. Am Eingang angekommen, machten sich seine Begleiter wieder auf den Rückweg, während Gaius darauf wartete von den Sklaven des Hauses in Empfang genommen zu werden, denen zweifellos die eingetroffenen Reiter nicht entgangen waren.

  • Nun war es soweit, Proximus hatte Mogontiacum erreicht und verschwendete auch keine Zeit damit die Stadt etwas näher kennen zu lernen. Bestimmt würde er noch die Möglichkeit erhalten, dies nachzuholen, jetzt stand an erster Stelle, seine Schwester zu finden. Wo sie sich wahrscheinlich aufhalten würde, war schnell herausgefunden, und so machte er sich auf den Weg. Angekommen bei der porta, klopfte er gegen diese und wartete geduldig auf seinen Empfang.

  • Ein älterer Mann mit weißen Haaren öffnete die porta und stellte Tiberius zugleich die Frage, wer er denn sei. "Mein Name ist Tiberius Iunius Proximus, ich möchte zu meiner Schwester Caerellia, sollte sie nicht anwesend sein, bitte ich trotzdem um Einlass da ich eine lange Reise hinter mir habe!" beantwortete der junge Mann die Frage seines Gegenübers. Auch wenn seine Schwester ihn nicht empfang nehmen könnte, so sollte er trotzdem Zugang gewährt bekommen, da er sich ein wenig ausrasten wollte.

  • << Ankunft der Prätorianer


    Nachdem Scato sich im Castellum Mattiacorum eingerichtet hatte, brachte er seine Sklaven und die privaten Habseligkeiten zur Domus Iunia. Nicht protzig, aber durchaus den überdurchschnittlichen Wohlstand der Familie zeigend lag das Landgut an einer kleinen Seitenstraße der Via Borbetomaga, irgendwo zwischen dem Reiterkastell und dem Zentrum Mogontiacums. Umgeben von alten Bäumen war es erst zu sehen, als er davor stand. Es handelte sich hier nicht um ein Stadthaus wie die Domus Iunia in Roma, sondern um ein rustikales Landgut im Grünen, das den rauen Charme des Nordens verströmte. Zufrieden betrachtete er die doppelte Holztür. Er war nicht sicher, ob jemand darin lebte. Der verwilderte Garten konnte entweder Zeichen sein, dass die Domus Iunia momentan leer stand, oder teil der Mentalität des Nordens.

  • Terpander überholte seinen Herrn und drosch mit der Faust gegen das Holz.

  • In einiger Entfernung hielten die drei Reiter. Hier wohnte der Iunier also, mitsamt dem sklavischen Anhang, auf den Zisimos so wild war. Er behauptete, den silberbärtigen Sklaven zu kennen und hatte so lange genervt, bis Sabaco sich breitschlagen ließ, Scatos Unterkunft in Erfahrung zu bringen. Auch Alwin war nicht eben begeistert über den Umweg. All das Gemaule, nur damit Zisimos erfuhr, wo der verdammte Sklave wohnte! Nun starrten sie alle drei auf den vollbeladenen Tross, der bislang vergebens auf eine Antwort aus dem Inneren wartete.

  • Niemand öffnete. "Versuche die Tür möglichst wenig zu beschädigen, Terps." Aber irgendwie mussten sie ja hineinkommen. Das massive Ding bedurfte allerdings wohl eines Rammbocks. "Oder doch eher ein Fenster?" Auf den ersten Blick sah Scato an der Außenmauer allerdings keins.


    Seine Inspektion wurde unterbrochen. Als Scato die Pferdehufe vernahm, drehte er sich um. Da standen sie nun, die drei Reiter, wie bestellt und nicht abgeholt, schauten herüber, als stünden sie vor einer unsichtbaren Mauer. Scheinbar wollte Sabaco herausfinden, wo er wohnte. Da hätte er auch einfach fragen können. Scato grüßte die Reiter mit der Hand und bedeutete ihnen, näher zu kommen.

  • Sabaco gab den Befehl, abzusteigen. Die drei Reiter führten ihre Pferde die Straße hinauf, die mit Laub und Erde bedeckt an einen Waldweg erinnerte. "Wir haben nicht viel Zeit", brummelte er Scato zu. "Sind eigentlich im Dienst." Doch sein Blick war auf die verschlossene Porta gerichtet. "Ich weiß, wie man einsteigt", informierte er. "Soll ich?"


    Im Hintergrund starrte Zisimos derweil den Sklaven ihres Gastgebers in Grund und Boden. Wurde Zeit, dass der Kamerad einfach mal das Maul aufmachte und sagte, was zum Henker los war.

  • "Tu dir keinen Zwang an." Scato trat einen Schritt beiseite, ließ den Blick die schön gefertigte Tür hinaufstreichen. Wäre schade darum. Andererseits würde Sabaco das massive Ding wahrscheinlich kaum eintreten.

  • Sabaco warf Scato einen unbestimmten Blick zu. Sie kannten einander nur flüchtig, sonst hätte Scato daraus lesen können: Lass mich mal machen.


    Und das tat Sabaco. Aus seinem Sattelgepäck, auch wenn es momentan winzig ausfiel, wühlte er einen Z-förmig gebogenen Draht und einen kleinen Eisenstab hervor. Warum er solche - und andere ungewöhnlich anmutende - Dinge stets mit sich führte, verstand man, wenn man seine Biografie kannte. Im Unterweltleben von Tarraco war er während seiner Jugend kein unbeschriebenes Blatt gewesen. Solche Zeiten prägten für den Rest des Lebens.


    Er schob den gebogenen Draht hochkant in den Türspalt und tastete damit. Dann führte er zusätzlich den Stab ins Schlüsselloch ein und tastete dort ebenfalls herum. Sabaco fühlte, lauschte und probierte eine ganze Weile herum. Zwischendurch schnaufte und ächzte er, agierte kraftvoller, nahm nur den Draht oder nur den Stab zur Hilfe, um zu sehen, wie die Tür darauf reagierte. Das hier war ein gutes Schloss, doch für jemanden, der Schlösser zu knacken jahrelang als Mutprobe und Herausforderung zelebriert hatte, war es am Ende doch kein Hindernis. Dafür bräuchte es noch einen Riegel von innen und einen Hund, der bei dem Geklapper loslärmte. Zum Glück fehlte beides. Mit einem finalen Klacken sprang die Tür auf.


    Sabaco starrte Scato erneut ausdruckslos an und wartete auf sein Lob.

  • Das war erstaunlich professionell zur Sache gegangen. Bei der Ala lernte man so was sicher nicht. Den durchdringenden Blick allerdings vermochte Scato nur schwer zu deuten. Es fühlte sich an wie das Taxieren eines Raubtiers, das ihn zur Beute auserkoren hatte. Also trat er kurzerhand aus der Blickachse und schob die Tür auf, dem Decurio kurzzeitig den Rücken zukehrend. Scato stieß einen anerkennenden Pfiff aus.


    "Saubere Leistung! Keinerlei Schaden. Jetzt weiß ich, wen wir das nächste Mal für die Türöffnung anfordern, wenn nichts kaputtgehen soll." Das war ja bei Bürgern immer so eine Sache. "Kommt doch rein. Ich hoffe, es ist nicht allzu unordentlich. Ich bin selber gerade erst in Mogontiacum angekommen. Das Castellum Mattiacorum war mein erster Halt, und das hier ist mein zweiter."


    [Hortus] Die Ala zu Gast in der Domus Iunia >>

  • Nachdem Terpander mich zur Domus Iunia geschickt hatte, machte ich mich auf den Weg hierher vom Stadttor aus. Ich hatte mir Zeit dabei gelassen durch Mogontiacum zu schlendern, aber nun musste ich mich mal sputen, da mein Magen schön langsam bedrohlich laut knurrte. Der Apfel, den ich vorhin gemampft hatte, war mein letzter Proviant gewesen und laut Stand der Sonne war es nun Zeit fürs Mittagessen. Als ich vor der Domus angekommen war, stieg ich gemütlich vom Pferd ab und klopfte dann an die Tür.

  • Es öffnete aber kein Sklave, sondern Fango, der sich, in tiefer Trauer versunken, während seiner kargen Freizeit hier für ein Stündchen vor seinen Kameraden versteckte. Unauris hörte das Klopfen wahrscheinlich nicht, weil er gerade im Außenbereich des Anwesens das wuchernde Unkraut bändigte, so dass Fango selber an die Tür gegangen war. Als er seinen jüngsten Onkel sah, war er einen Moment sprachlos. Was machte Atticus denn hier oben in Germania, wo er doch in die Sonne des Südens gehörte? Dann drückte Fango ihn so lieb, wie man nur einen Verwandten drücken darf oder einen Menschen, der einem sehr am Herzen liegt.


    "Komm rein und dann musst du erzählen! Schön, dass du da bist, Onkel Atticus. Etwas zu Essen und zu Trinken? Ein Bad?"

  • Ich war ebenfalls ein wenig verblüfft, dass mir Fango selbst die Tür öffnete und nicht einer der Sklaven. Bevor ich noch etwas sagen konnte, überrumpelte mich mein gleichaltriger Neffe mit einer Bärenumarmung, die ich ohne Zögern erwiderte. Ich hielt Fango fest, bis dieser von alleine los ließ. Ob er einsam oder traurig war? Ich hatte seinen Gesichtsausdruck nur kurz gesehen und er war recht finster gewesen. Wir waren fast gleich alt und bei der Titulierung als "Onkel Atticus" verzog ich nur gespielt genervt das Gesicht. "Ich komm gerne rein, Fango - aber nur wenn du mich nicht Onkel nennst. Ich bin ja kein alter Knacker!" erwiderte ich gut gelaunt. "Ach baden kann ich auch noch morgen...sei so gut und iss etwas mit mir, bevor das Rumpeln in meinem Magen noch ein Erdbeben auslöst. Ich bringe nur schnell Adonis in den Stall und nehme ihm Sattel und Satteltaschen ab. Der letzte Sklave, der versucht hat Adonis abzusatteln, hat das mit einem gebrochenen Arm bezahlt. Er hat ein bisschen Temperament." Ich zuckte schmunzelnd mit den Schultern...so war Adonis halt. Dann klopfte ich Fango noch einmal freundschaftlich auf die Schulter, ehe ich Adonis am Zügel Richtung Stall führte.

  • Sabaco fand immer neue Vorwände, um die Domus herumzuschleichen. Er war krank und brauchte einen Arzt, aber nicht den verdammten Feldscher, er brauchte Scato, der einen nicht gleich fortschickte, wenn man nicht aus allen Venen gleichzeitig blutete oder das Bein nur noch an einem Faden hing. Der Optio valetudinarii wusste, dass es auch Krankeiten gab, die niemand sehen konnte. Sabaco hätte ihn gern in der Ala gehabt, was sollte er bei den Prätorianern, er gehörte zu ihnen, weil er zu Stilo gehörte. Die Welt war falsch, alles umsortiert, Sabaco würde sie korrekt zusammenfügen, wenn man ihn nur lassen würde.


    Doch seine Schritte stockten. Da war noch mehr besuch, ein schmucker Jüngling, den Sabaco ziemlich lecker fand. Was wollte der hier? Ah ja ... ließ sich herzen von Iunianus Fango. Auf den Gedanken, dass es sich hier um einen Verwandtschaftsbesuch handeln könnte, kam Sabaco nicht, stattdessen fand er den Anblick interessant, zog sich aber erstmal zurück. Er würde an einem anderen Tag noch einmal Scato besuchen, wenn sie mehr Ruhe hatten.

  • Fango erschrak, als er über die Schulter seines Onkels den Decurio Matinius entdeckte. Doch der verschwand, als sei er nur zufällig hier vorbeigekommen. Von wegen! Irgendwas hatte der gewollt, es sich aber augenscheinlich anders überlegt. Fango grübelte. Wahrscheinlich wollte der zu Scato und Fango störte. Egal, das hier war ihr privates Haus und der Decurio konnte Scato auch zu sich ins Officium zitieren, wenn er was von ihm wollte.


    Er widmete sich wieder ganz seinem Onkel, den er nicht Onkel nennen durfte und grinste schräg. "Einverstanden. Kein Onkel." Er wartete, bis Atticus das Pferd in den Stall gebracht hatte, dann ließ er von Unauris einen Tisch für sie decken.


    Cena mit Seius Atticus ->

  • Einstieg


    Nachdem der kleine noch verbliebene Reisetross endlich in Mogontiacum angekommen war, hatte man sich natürlich zunächst um die Verletzten gekümmert. Etwa eine halbe Tagesreise vor der Stadt hatten ihnen Wegelagerer aufgelauert und sich einen kurzen Kampf mit den Wachen – welche sie offensichtlich unterschätzt hatten – geliefert. Obwohl die Banditen sich an dem Gepäck hatten vergriffen und auch ein paar Kleinigkeiten erbeuteten, konnte man sie dann doch recht schnell zurückschlagen und es hatte auch nur leichte Verletzungen unter den Verteidigern gegeben.

    Unglücklicherweise hatte ein verirrter Pfeil Matidias Mutter Ursicana getroffen, zwar ‚nur‘ in die Schulter, aber das bedeutete nicht, dass ihr Zustand nicht dennoch kritisch gewesen war, als man die Stadt erreicht hatte.


    Sofort hatte man die Schwerverletzte (und die anderen Begleiter mit Blessuren) zu einem Heilkundigen gebracht, wo sie denn auch behandelt wurden.

    Matidia war ein wenig aufgelöst gewesen, immerhin hatte sie ihre Mutter schon fast vor sich sterben sehen, doch seit man in der Stadt war, hatte es Menschen gegeben, die sich um alles kümmerten, und nun war sie sich sicher, dass alles gut werden würde. Zumindest würde es so schnell nicht mehr schlechter werden.


    Es kam, wie es kommen musste. Nachdem ihre Mutter aus ihren Augen verschwunden war, und man ihr sagte, dass es dauern würde, hatte sie sich nicht nur beruhigt, sondern auch sehr schnell gelangweilt. Ihre Mutter würde leben, aber sie saß hier fest. Das war nicht in Ordnung, daher hatte sie beschlossen, die Stadt ein wenig zu erkunden. Etwas Besseres gab es ja ohnehin nicht zu tun, nicht wahr?


    Kurzerhand hatte sie sich also verabschiedet, den Weg zur domus iunia erfragt, und sich auf den Weg gemacht. Dieser war zum Glück erstens einfach und zweitens nicht sehr weit, aber es war doch eine kleine Odyssee, bis sie aus der eigentlichen Stadt heraus, durch das Tor, an den Feldern vorbei und vor den Türen stand. Nun, das war recht beeindruckend, musste sie zugeben.

    Sie klopfte vernehmlich an die Tür und wusste eigentlich selbst nicht so genau, was sie hier wollte. Nun, man würde ihr hier sicherlich helfen können, und wenn sie hier nur einen Brief an ihren Bruder in Rom aufsetzen würde können.

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