[Stoa] Kurs: Die Lehre des Epikur

  • Tugenden waren Konventionen - Lucius hatte es schon immer gewusst! All das leere Geschwätz von Tugendhaftigkeit, Bescheidenheit und was es sonst so gab...


    Der letzte Rat leuchtete ihm dagegen nicht besonders ein - Freundschaft war etwas, was sich für ihn noch nie als sonderlich nützlich erwiesen hatte. Selbst wenn diese arroganten Schnösel von Decurionensöhnen ihn mal mitspielen hatten lassen, hatten sie irgendwann auch wieder über ihn gelacht. Wie sehr er es hasste, ausgelacht zu werden! Aber wenn er es rational betrachtete, war Freundschaft ja auch nur eine Konvention - er beschloss also, einfach die soeben gehörte Regel auch hier anzuwenden. Am Ende des Tages war dieses philosophische System doch wieder irgendwie rationalisierbar...

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    Klient - Herius Claudius Menecrates

    DECURIO - MOGONTIACUM

    MUNICEPS - MOGONTIACUM

  • Aristobulos konfirmierte prompt jene Ahnung, welche den jungen Flavius bezüglich der Tugenden hatte befallen, was nicht ohne weiteres war zu verdauen, nachdem nun bald zwei Dekaden ihm dieses stets war vermittelt worden. Dennoch verspürte er recht deutlich, dass eben jene Einsicht nahtlos sich in das Weltbild Epikurs einfügte und somit einige Evidenz zu postulieren imstande war. Zuletzt blieb es augenscheinlich Sache des Individuums, die Prinzipien seines Handelns im Angesicht der langfristigen Lust-Schmerz-Relation weise zu ponderieren und zu einem individuellen Ergebnis zu gelangen, dessen Konsequenzen wiederum selbst zu tragen waren. War dies eine furiose Antithese zur starren rhomäischen Aristokratie, welche im Prinzip jedem Partizipanten ex ante bereits den eigenen Platz beschied, doch ebenso jedwede Relation und gar jede Regung prädisponierte, indem sie definierte, welche Ämter im Cursus Honorum waren zu durchlaufen, wie man sich um selbige bewarb, welchen Umgang man pflegte und wovon man sich tunlichst distanzierte, selbst welche Kurzweil einem Jüngling der jeweiligen Rangstufe zwischen Nobilitas und Quaestorii wohl anstand und welche nicht.
    Konträr zu diesem Fangnetz jenes man wie jener Tunlichkeiten offerierte Epikur ein weites Feld der Freiheit, in dem zu bewegen jedem Menschen gänzlich frei stand, wobei es zugleich einen Weg vorzeichnete, um dem Irrtum hinsichtlich ethischer Fehltritte auszuweichen und ein glückliches Leben bar jedweder fruchtlosen Zwänge und Necessitäten zu offerieren.


    Saturiert blickte Manius Minor hinüber zu seinem Freund Anaximander, welcher jenen Blick auffing und mit einem Lächeln kommentierte. Bereits jetzt lebten sie jene Liberalität, die Epikur so weise anriet, sodass ihnen die Vorzüge jenes Lebenswegs bereits aufs Beste bekannt waren und bis auf weiteres keiner weiteren Ratschläge und Repliken bedurften.

  • Aristobulos von Tyrus

    http://www.imperiumromanum.net…isc/ava_galerie/Sulla.jpg "Die absolute Krone wäre wohl der 4. Lehrsatz, den ich noch gar nicht intensiver behandelt habe. Wer kann erraten, was er zu bedeuten hat?
    Was schmerzt, spürt man nicht ununterbrochen im Fleisch; vielmehr ist der größte Schmerz nur von kurzer Dauer; der Schmerz aber, der die Lust im Fleisch kaum übersteigt, dauert nicht viele Tage lang. Lange andauernde Krankheiten gewähren mehr Lust im Fleisch als Schmerz."

    Ein schlanker Akroat meldete sich, fuhr sich nervös durchs Haar und begann zu erklären:
    "Nun, dies ist zweifelsohne eine wahrhaft therapeutische Maßnahme zum Trost für den Kranken, nämlich die simple Einsicht, dass lang andauernder Schmerz niemals so heftig sein kann wie kurz dauernder. Dies soll unsere Furcht vor der Krankheit relativieren und uns damit auch im Übel Lust gewinnen lehren."
    Aristobulos sah sehr zufrieden aus.
    "Das ist in der Tat die korrekte Antwort. Ich denke, ihr sehe somit, dass ihr einiges gelernt habt und entlasse euch mit dem 10. Lehrsatz des großen Epikur, der noch einmal die Aspekte seiner Lehre trefflich zusammenfasst:
    Wenn das, was die Lustempfindungen der Unersättlichen hervorruft, die Ängste des Nachdenkens über die Himmelserscheinungen, den Tod und die Schmerzen auflöste und außerdem die Grenze der Begierden und der Schmerzen zeigte, dann hätten wir überhaupt keinen Anlass, sie zu tadeln, wenn sie von überall her von Lustempfindungen erfüllt wären und von nirgendwo her Schmerzhaftes oder Leidbringendes erführen, was ja das Übel ist.
    Mit dieser Einsicht geht hinaus in diese zufällige, doch trotzdem sehr schöne Welt! Genießt das Leben, ob es Leid oder Freude bringen mag und zieht die größte Lust daraus!"

    Wie zur Bestätigung klopfte er mit seinem Gehstock auf die steinernen Fließen der Stoa und nickte entschlossen. Die Vorlesung war beendet. Während die Akroaten sich langsam erhoben und die Stoa verließen, rief er ihnen noch nach:
    "Und bereitet auch mir die Lust, meine Prüfung vollzählig zu bestehen!"




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