ZitatOriginal von APPIUS AQUILIUS BALA
Und schließlich betrat ein Octavius das Rednerpodest und verteidigte Medea. Oh weh, dieses Unterfangen gestaltete sich nun wahrlich äußerst schwierig! Wie verteidigte man eine Kindermörderin? Zudem, wo es ja auch noch die eigenen Kinder waren! Bala verfolgte die Rede mit großer Spannung, wurde jedoch letztlich enttäuscht. Zu seinem Vater gewandt war er es nun, der kommentierte: "Naja, Iason hat er ja ganz gut in die Pfanne gehauen. Aber ob Medeas Schuld dadurch nun geringer zu bewerten ist? Also ich weiß nicht..." Er warf nochmal einen grüblerischen Blick auf den jungen Redner, der gerade das Podest verließ. Vielleicht war der Kaiser ja von der Entschuldigung der Medea überzeugt.
"Zumindest beweist er Kenntnis der griechischen Historien." bemerkte Severus und ließ sich einen Becher Wein reichen. An diesem nippte er immer wieder, während die folgenden Reden und Fälle an ihm vorbeizogen. Es fühlte sich fast ein wenig so an wie die morgendliche Korrespondenz, die ebenfalls oft verschiedenste Rechtsfälle aus den Provinzen und aus Rom selbst beinhalteten. Auch dabei hatte er meist nicht viel mehr als eine knappe Darstellung des Falles und dann ein oder mehrere Positionen der Parteien. Glücklicherweise war es in seinen Fällen aber nicht die Kunstfertigkeit der Anwälte, sondern allein die Sachlage zu beurteilen. Wofür er auch noch einen A Cognitionibus hatte.
Das machte es natürlich einerseits besser systematisierbar, andererseits aber auch trockener und komplexer. Alles in allem war er froh, dass es hier fiktive Fälle waren und es doch nur um den angenehmsten Teil der Rechtsprechung ging: den Genuss der Redekunst.