Einweihung des Ulpianum

  • Mit der Consecratio Templi Ulpiorum erreichten die kultischen Zeremonien einen neuen Höhepunkt. Plotina hatte sich mittlerweile wieder etwas gefangen und verfolgte daher die Handlungen, soweit sie sich für die Menge sichtbar vollzogen, mit größerem Wohlwollen als zuvor und auch mit einer gewissen Ergriffenheit. Sie konnte nicht anders als es bewundern, wie ernsthaft und bis in alle Einzelheiten korrekt die Würdenträger der Religio romana mitsamt dem Kaiser jeden Akt durchführten.


    Wirklich hellhörig wurde Plotina aber erst wieder, als der Letztgenannte zu einer Rede an das Volk anhob, welche die Sergierin dank ihrer günstigen Position innerhalb der Menschenmenge recht gut verstehen konnte. Jedoch machten die Worte des Augustus Plotina auch von Neuem nachdenklich: Sicher, das Ulpianum sollte die Geschichte des Reiches verherrlichen, dazu war es geplant und gebaut worden. Und der heutige Tag der Einweihung dieses Gebäudes stand so ganz selbstverständlich im Zeichen der feierlichen Rückbesinnung. Was aber war mit der Zukunft des Reiches? War es wirklich auch um diese gut bestellt? Wandte man dieser überhaupt genug Aufmerksamkeit zu?


    Natürlich konnte die Sergierin solches nicht beurteilen; nur fragen, hoffen und wünschen konnte sie. Oder gab es etwa auch für sie einen Platz, an dem sie mehr tun konnte? Insgeheim hatte Plotina sich diese Frage schon des Öfteren gestellt, und eine Antwort auf sie nahm in der Vorstellung der Sergia immer deutlichere Konturen an. Dies aber war noch nicht der Tag, diese Antwort auch zu formulieren und zu geben.


    Stattdessen blickte auch Plotina zusammen mit dem Kaiser und all den Menschen vor dem Ulpianum noch einmal zurück in die Geschichte des Reiches, als der Augustus die Namen derjenigen nannte, deren Ehrenbüsten als erste in dem neuen Gebäude aufgestellt werden sollten. Voller Überzeugung stimmte Plotina hier in den Jubel der Menge mit ein, denn alle vier Namen sagten ihr etwas, ganz besonders natürlich der des Prudentius Commodus, der Konsul gewesen war während ihres ersten Aufenthaltes in Rom und der auf so schändliche Weise umgebracht worden war.


    Neben sich musste die Sergierin jedoch pubertäres Gefeixe zweier unangenehmer Gesellen anhören, welche die Lautstärke des allgemeinen Jubels dazu benützten, ihre unpassenden Bemerkungen zu überdecken: "Höh?! SenatoIN Tiberia dingsbums?! Weiber in der Curia Iulia?? Echt jetzt?? Keine Verar***e??" - "Ja, war wirklich früher mal so. Aber der eine göttliche Ulpius hat den Weibern dann endlich 'nen Riegel vorgeschoben. Schön zu Hause bleiben am Herd, he, he, und was Leckeres kochen! - Aber da geht eh' nix über Muttern."


    Verglichen mit solchem Sprachduktus konnte jede der Reden, die jetzt offenbar im Rahmen der weiteren Feierlichkeiten gehalten werden sollten, nur eine Wohltat sein.

  • Zitat

    Original von TIBERIUS AQUILIUS SEVERUS AUGUSTUS
    "Ich bitte nun diejenigen, welche auserwählt wurden, die Büsten der verdienten Männer und Frauen zu enthüllen, die heute ins Ulpianum aufgenommen wurden." Mit der Hand wies er nach unten, wo Purgitius Macer und die beiden Flavier bereitstanden. Iulius Centho hielt sich ja noch im Schatten des Vordaches auf und musste nur hervortreten. "Beginnen wir mit Cicero Octavius Anton, dem der Vorrang des Alters gebührt." Einer der Diener trat mit einer verhüllten Büste vor, während der Kaiser zurücktrat. Die Bühne war frei für Macer.


    Die Rede des Kaisers sorgte bei Macer wieder für mehr Aufmerksamkeit, auch wenn gleichzeitig langsam seine Spannung stieg, wann wohl sein eigener Einsatz kommen würde. Lange brauchte er darauf allerdings nicht zu warten, denn der Kaiser übergab ihm zum Ende der Rede sogleich das Wort. Macer verharrte noch einen kurzen Augenblick auf seinem Platz, um sich zu sammeln und trat dann nach vorne, an jenen Platz, der für die Redner vorgesehen war. Auch dort verharrte er noch einmal und ließ den Blick über das Publikum gleiten. Nicht zu theatralisch wie ein Schauspieler auf der Bühne, aber lange genug, um das Publikum auch tatsächlich wahrzunehmen und gleichzeitig jedem die Gelegenheit zu geben, in Ruhe zu verstummen. Dann versicherte er sich, dass seine Notizen dort lagen, wo er sie sehen konnte und begann.


    "Am heutigen Tag werden mehrere Männer und Frauen geehrt, die einen Platz im Ulpianum erhalten sollen und es wäre sicher falsch, nun einen von ihnen besonders hervorheben zu wollen, denn jeder und jede von ihnen ragen soweit hervor, dass sie immer ganz und gar einmalig sein werden und doch in ihrer Gesamtheit alle in gleichem Maße ein Vorbild für alle Römer dieser und kommender Generationen", begann Macer die Rede mit einem Einleitungssatz, der dezent noch einmal die Idee des Ulpianums aufgriff und sich selber als Redner von aller denkbaren Kritik für die kommende Reden freistellte. Denn wem das folgende Lob zu überschwänglich erschien, der konnte nun versichert sein, dass Macer damit keineswegs die anderen Geehrten und Redner überbieten wollte. Wem es hingegen zu bescheiden erschien, der war nun zumindest informiert, dass diese Bescheidenheit in guter Absicht passierte. Dem so vorbereiteten Publikum konnte Macer nun die eigentliche Rede präsentieren.


    "Eine solche Hervorhebung wäre aber auch deshalb falsch, da der Mann, zu dessen Ehre ich hier heute sprechen darf, trotz der zahlreichen großen Meilensteine in seinem Lebenslauf die Bescheidenheit nicht gering schätzte. Auch wenn er sich mit vielen seiner Worte und Taten im Positiven vom Volke Roms abhob, so war es nie sein Ziel, sich über dieses Volk zu erheben. Nein, Cicero Octavius Anton, Sohn des Oppius Octavius Ecidius, einer von fünf Brüder und Vater von sechs Kindern, war ein Mann des Volkes, wie sich das Volk keinen besseren Mann vorstellen konnte! Er lebte und verkörperte jene Tatkraft, die wir alle so schätzen an jenen Männern, die sich als Politiker, als Senatoren, als Magistrate um die Geschicke Roms und seines Reiches kümmern. Er beschritt den Cursus Honorum nicht aus Opportunität oder Eigennutz, sondern mit Würde und Inbrunst für den Dienst am Volke Roms." Hier warf Macer einen schnellen Blick auf seine Redenotizen, um in der nun folgenden Aufzählung nicht durcheinander zu kommen. "Er diente als Quaestor Urbanus und verdiente sich großes Ansehen als Tribnuns Plebis, in einer Zeit, in der es innenpolitisch nicht einfach war, in der diesem Amt aber eine umso höhere Bedeutung zukam als sie es heute tut. Und er ging voran, er bekleidete dieses Amt vor so großen Namen wie Caecilius Metellus Creticus oder Matinius Agrippa - Namen, die den jüngeren unter euch vielleicht nicht geläufig sind, die für die älteren unter uns aber untrennbar mit diesem Amt verbunden bleiben werden", musste er ein wenig geschichtlich ausholen, um diesen Meilenstein in der Karriere des Octavius Anton ins richtige Licht zu rücken. "Er diente danach selbstverständlich auch als Praetor Urbanus, dann als Consul und als einem der ganz wenigen wurde ihm die Ehre zuteil, unter dem vergöttlichten Kaiser Iulianus an dessen Seite als Censor zu dienen!" Macer ließ eine kurze Pause folgen, um diese Worte wirken zu lassen, bevor er mit anderen Abschnitten aus dem Leben des Octavius Anton fortzufahren gedachte.


    "Alleine diese Konsequenz und Energie, mit denen er den Cursus Honorum bis zu seinem allerhöchsten Abschluss beschritt, macht ihn zweifellos zu einem Vorbild, dessen Andenken gewahrt werden sollte und dass heutigen und kommenden jungen Männern ein Beispiel sein kann, wie man sich für Rom einsetzen kann. Doch es war nicht nur der Cursus Honorum und die Curia, die ihm am Herzen lag und auf die er seine Energie verwendete. Auch außerhalb Roms hinterließ er seine Spuren und diente Italia als Magister Scriniorum und Comes, nachdem er bereits als junger Mann zweimal im Auftrag des Kaisers als Legatus Augusti in das ferne Tylus reiste, um Roms Interessen dort zu vertreten. Ich brauche nicht zu erwähnen, dass er sowohl dafür als auch für seine Dienste im Cursus Honorum Ehrungen und Auszeichnungen erhielt, denn alleine die Tatsache, dass er diese Dienste verrichten durfte, war ihm die höchste Auszeichnung. Was freilich nicht bedeutet, dass er Ehrungen ablehnte, die ihm angetragen wurden. So genoss er während seines Consulats das Vorrecht, den Ehrentitel des Princeps Iuventutis zu tragen und selbst in hohem Alter bis zu seinem Tode noch einmal als Legatus Augusti dem Kaiser zu dienen." Es folgte eine erneute Pause, in der Macer schnell auf die nächste Seite seiner Notizen wechselte und den Zuhörern erneut Gelegenheit gab, das Gehörte zu verarbeiten.


    "Wer nun glaubt, wir ehren hier einen Mann, der von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang im Dienste des Volkes, des Senates und des Kaisers stand, der von früh bis spät nur an Politik, Gesetze und Diplomatie dachte, der hat den Menschen Cicero Octavius Anton noch nicht in seiner Gänze erfasst. Denn auch wenn dieser Einsatz alleine schon mehr ist, als manch anderer heute leistet, so würde er ihn noch nicht soweit hervorheben, wie wir es heute tun. Denn er verstand es auch, das Leben zu leben und er wusste auch um die anderen Dinge, die neben der Politik und Diplomatie im Alltag, in der Freizeit wichtig waren. Er wusste es, denn als Auctor der Acta Diurna war er über alle diese Dinge informiert und trug die Verantwortung, dass möglichst viele Menschen im ganze Reich möglichst umfangreich informiert waren. Er wusste es auch, denn als Dominus Factionis stand er dem Rennsport nahe, fieberte mit seinen Fahrern und dem einfach Volk um den Sieg und durchlebte die Enttäuschungen bitterer Niederlagen. All dies tat er nicht als lästige Pflicht, sondern mit derselben Freude und Energie, mit der er Roms Interessen nach innen und außen vertrat. Und so ist er uns auch darin ein Vorbild, dass man den Alltag eben nicht vergessen darf, wenn man mit hohen und wichtigen Belangen befasst ist, und dass es nicht schadet, auch mal eine Niederlage hinzunehmen, wenn man nur weiß, dass das nächste Rennen schon bald kommen wird!" Eine weitere Pause nutzte Macer für einen kurzen Blick, ob das Publikum inzwischen gelangweilt eingeschlafen war oder wie geplant dezent anerkennend und zustimmend nickte. Aber unabhängig davon näherte sich die Rede langsam auch ihrem Ende.


    "War Cicero Octavius Anton nun also ein Mann, der höchstes Lob und höchste Anerkennung auf sich zog für seinen Lebenswandel und seinen Einsatz und alles nur in Form von Taten zurückzahlte, die einen Eintrag in Protokollen und CHroniken wert sind? Nun, es wird euch nicht verwundern zu hören, dass der Mann auch dort nicht untätig zurückstand, wo es um den stillen, ehrenden Dienst an anderen ging, den er dadurch erfüllte, als Sodalis der Augustales ein waches Auge und eine tatkräftige Hand bei der Verehrung unserer vergöttlichten Kaiser zu haben." Es war natürlich kein Zufall, dass Macer sich diesen Aspekt für diesen Punkt der Rede aufgespart hatte, wo er die Überleitung zum Ulpianum einleiten konnte. "Und nun stehen wir hier, vor dem Tempel der vergöttlichten Ulpianischen Kaiser und erinnern uns in ehrfürchtiger Anerkennung an Cicero Octavius Anton, der hier einen Platz einnehmen soll als Vorbild für diese und kommende Generationen. Wahrlich, Cicero Octavius Anton wäre zurecht stolz und glücklich über diese Aufnahme. Nicht, weil sein Name nun für immer herausgehoben sein wird aus der Menge des Volkes, sondern weil er nun einen Platz hat unter demselben Dach, unter dem auch die vergöttlichten Ulpianischen Kaiser ihren Platz haben, so dass sein Vorbild für Rom und der Dienst an den vergöttlichten Kaisern für immer untrennbar miteinander verbunden sein werden!" Noch einmal machte Macer eine Pause und blickte über die Zuhörerschaft, bevor er den Abschluss der Rede formulierte.


    "Römer! Römerinnen! Cicero Octavius Anton, der Sohn des Oppius Octavius Ecidius, war ein großer Staatsmann, ein großer Politiker, ein großer Diplomat. Eine Verkörperung der Tatkraft, wie sie uns allen ein Vorbild sein sollte. Deshalb nimmt er heute für alle Zeiten seinen Platz ein unter denjenigen, deren Beispiel das ganze Volk nach dem Willen der vergöttlichten Ulpianischen Kaiser folgen sollte. Ich danke euch, dass ich heute die Ehre hatte, hier zu seinem Lob zu sprechen. Dankt ihr den Göttern, dass sie uns Cicero Octavius Anton geschenkt habe und tut alles dafür, dass wir ihn nie vergessen werden." Mit einem letzten festen Blick ins Publikum verstummte Macer, verharrte einen Augenblick, um nicht wie ein peinlich berührter Schuljunge nach seinem ersten öffentlichen Auftritt von der Bühne zu flüchten, und schritt dann gemessenen Schrittes wieder zurück zu jenem Platz, an dem er die bisherige Zereomine verfolgt hatte.

  • Der Kaiser hörte die Rede über den Octavier mit steinerner Miene. Er hatte den Mann nur flüchtig gekannt. Trotzdem war es bewundernswert, was er geleistet hatte. Das war ihm gerade bei der Vorbereitung dieses Anlasses wieder aufgefallen.


    Als Macer endete und Anstalten machte, die Rednerposition zu verlassen, machte Severus eine Geste in seine Richtung. Die Büste, die der Diener neben ihm tapfer gehalten hatte, musste ja noch enthüllt werden! Und dafür waren die Redner immerhin offiziell engagiert worden!

    ir-augustus.png 4fjhbrgq.png

    CENSOR - CURSUS HONORUM

    PONTIFEX MAXIMUS - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Macer hatte sich schon ein wenig gewundert, dass es vor Beginn der Zeremonie niemanden gegeben hatte, der den Rednern kurz das vorgesehene Protokoll für den Ablauf erläuterte, aber offenbar wollte das Kaiser das nun persönlich durch Regieanweisungen übernehmen. Die nachfolgenden Redner würde sich den korrekten Ablauf dann sicher abschauen dachte sich Macer und hielt möglichst elegant in seiner Bewegung inne, um sich der verhüllten Büste zuzuwenden. Um den Kaiser jedoch nicht noch einmal zu einer unterbrechenden Geste zu nötigen, wartete er dann noch einen Augenblick, ob der Kaiser zur Enthüllung mit nach vorne treten wollte oder sonst noch etwas passieren sollte, bevor Macer das Tuch entfernte.

  • Der Kaiser war nicht von der Bildfläche verschwunden, sodass er es nicht für nötig hielt, noch irgendetwas zu unternehmen. So nickte er unmerklich und ließ den Purgitier seines Amtes walten. Als der Consular das Tuch beiseitezog, wurde das ernste, faltendurchfurchte Gesicht des Octavius Anton, abgenommen von seiner Totenmaske und in Bronze gegossen, sichtbar:



    Unter Applaus hob der Diener die Büste noch ein wenig an, sodass der Geehrte besser zu sehen war. Dann trat er wieder einige Schritte zurück in die Reihe der übrigen Büsten und sein Nachbar trat vor.


    Severus übernahm wieder die Rolle des Moderators und erklärte: "Auf den verdienten Cicero Octavius Anton, dessen Verdienste Consular Spurius Purgitius Macer soeben treffend in Erinnerung gerufen hat, soll nun Tiberia Livia folgen. Ich bitte also Caius Flavius Scato um sein Wort." Wieder bat er den Redner mit einer Geste auf die oberste Stufe neben des noch verhüllte Bild.

    ir-augustus.png 4fjhbrgq.png

    CENSOR - CURSUS HONORUM

    PONTIFEX MAXIMUS - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Das Tuch, welches die Büste verhüllte, hatte Macer mit einem feierlichen Schwung entfernt und sah dann selbst zum ersten Mal das bronzene Abbild des ehemaligen Senatskollegen. Der verantwortliche Künstler hatte seiner Ansicht nach gute Arbeit geleistet und den Verstorbenen gut getroffen. Macer trat etwas zur Seite, während die Büste hochgehoben wurde und stimmte in den Applaus mit ein. Dann trat er zur Seite, um die Bühne dem nächsten Redner zu überlassen.

  • Kaum merklich atmete Scato einmal tief ein und aus bevor er langsamen Schrittes die Bühne betrat und dabei erst dem Kaiser die Ehre erwies, bevor er sich an Macer wandte und diesen ebenfalls mit einem ehrwürdigen Nicken und einem Gruß würdigte.
    Als er auf der Bühne stand, die Masse im Blick, wünschte er sich kurzzeitig das die Menschen nur für um seinetwillen hier stehen würden doch kurz darauf holte ihn sein Pflichtbewusstsein und er setzte an um einer ehrbaren Frau die Dankbarkeit und Würde zuteil werden zu lassen welche ihr zustand...


    "Nur wenigen Frauen ist es bestimmt aufgrund ihrer herausragenden Leistungen in die Chroniken unseres Imperiums einzugehen. Die meisten Namen bleiben in Erinnerung als Ehegattinnen wie Terentia, oder ob ihrer Schönheit wie Helena von Troja, sie sind Schall und Rauch, Beiwerk und Mittel zum Zweck in Geschichten welche weitaus größer sind als die Frauen die in ihnen vorkommen."
    Scato pausierte bewusst nach dieser kurzen Einleitung in das Szenario welches Tiberia Livia durchbrach und lächelte kurz bevor er fortfuhr…
    "Tiberia Livia war Ehefrau, sie war die Gattin eines großen Mannes keine Frage und doch war sie viel mehr als das. Sie war eine Römerin, eine Römerin welche auch den größten Römern Respekt und Anerkennung abringen würde und deren Taten ich nur an der Oberfläche behandeln kann ohne den Rahmen einer solchen festlichen Rede zu überspannen.“ erlaubte sich der Flavier einen kleinen Scherz hinsichtlich ihrer Taten und der Relation in welcher das gemeine Volk stets abbaute sofern die Reden allzu ausführlich wurden…
    “Aus Carthago Nova, einer eher provinziellen Stadt in Hispania, machte sich Tiberia Livia auf in die höchsten Kreise des Imperiums. Zunächst machte sie sich in ihrer Stadt verdient, als einfache Scriba und doch trat sie schon früh in der Curia Provincialis in Erscheinung wo sie ihren Weg mit anderen bekannten Gefährten wie dem großen Maximus Decimus Meridius beschritt, ein weiteres Zeichen dafür in welch illustrer Gesellschaft sie sich stets hervorzutun vermochte. Ihre Liebe zur Literatur und dem geschriebenen Wort war es wohl auch die sie schließlich in die Reihen der Acta Diurna führte, einem Herold und Informant des ganzen Volkes, welcher dem Volk den Blick über den eigenen Rand hinaus ermöglichte und das Imperium somit ein Stück näher zusammenbrachte.“ Scato pausierte kurz und schaute zum Boden bevor er seinen Blick wieder hob “Während ich diese Rede vorbereitete kam mir der Gedanke ob nicht diese Arbeit, die Neuigkeiten und Informationen aus allen Teilen des Reiches zusammenzutragen und sie jedem verfügbar zu machen, die größte Errungenschaft dieser bemerkenswerten Frau war. Doch, und es sollte niemanden überraschen, beließ sie es nicht dabei als Leiterin der Acta über die Politik zu berichten. Sie beließ es nicht dabei die großen Taten einiger Römer für Rom wiederzugeben, sondern sie wollte selbst, sie wollte selbst mit ihrem eigenen Verstand und ihrem Ehrgeiz, einer römischen Tugend wenn ich dies einschieben darf, ihren Teil zur Größe Roms leisten. Sie beschritt den Cursus Honorum, welcher zu ihrer Zeit noch von Frauen beschritten werden durfte und sie schaffte den Schritt aus Hispania nach Roma mit Bravour. Sie wurde Quaestor, dann wurde sie zum Aedil gewählt und schließlich diente sie dem Volk von Rom gar als Praetor. An diesem Punkt hatte sie schon mehr erreicht als viele in ihrem ganzen Leben. Doch ihr Wille, ihr Mut und ihr Tatendrang war ungebrochen. Zwischen ihren Amtszeiten machte sie sich um den Postdienst verdient und sorgte dafür, dass Briefe, Erlasse und Informationen mittels eines durch sie immer dichter gewordenen Netzes aus Poststationen schnell in die entferntesten Winkel unseres Reiches gelangten. Sie widmete ihr Dasein und ihr Schaffen dem Ziel Rom und seine Provinzen näher zusammenzubringen und dieses Ziel verfolgte sie mit eiserner Disziplin und Weitsicht. Eine Senatorin welche sich auch in den Reihen der heutigen Senatoren nicht verstecken müsste angesichts ihrer Leistungen und ihrem menschlichen auftreten."


    Der Flavier trat einen Schritt zur Seite und betrachtete die noch verdeckte Büste
    "Wir erheben heute eine große Römerin zur Seite eines vergöttlichten Kaisers. Ihr Leben soll uns alle daran erinnern zu welchen Taten ein jeder im Stande ist wenn er nur den Ehrgeiz und ein größeres Ziel, Rom, mit sich trägt. Senatorin Tiberia Livia war eine liebende Ehefrau und Mutter, eine großartige Senatorin, ein großartiger Menschen. Mit dem Volk im Herzen, dem Feuer in den Augen und von unbändigen Tatendrang getrieben verkörperte sie das was unser Imperium einst groß werden ließ. Ich verneige mich mit allergrößtem Respekt vor ihrem Werk, ihr Name soll nie vergessen werden."
    Mit einer galanten Bewegung enthüllte Scato die Büste und blieb noch einen andächtigen Moment stehen bevor auch er zur Seite trat um seinem Verwandten Gracchus Minor den Rednerplatz freizumachen.

  • Auch dieser Laudatio lauschte Severus von seiner seitlichen Position aus und dachte ein bisschen wehmütig daran zurück, dass zu Zeiten der Acta Diurna eine noch etwas bessere Kommunikation der politischen Nachrichten in die Provinzen existiert hatte. Heute schien das politische Interesse selbst inmitten Roms ein wenig eingeschlafen zu sein.


    Als der Flavier dann die Büste enthüllte, blickte der Kaiser anerkennend auf die strahlende Bronze, selbst wenn er von der Seite nur das Profil sah. Er musste sich die Meisterwerke später einmal in Ruhe von allen Seiten ansehen.



    Wieder trat die enthüllte Büste zurück und die nächste verhüllte vor. "Auf diese stolze Patrizierin folgt nun ein ebenso stolzer Plebejer: Ich bitte Manius Flavius Gracchus Minor, über Gaius Prudentius Commodus zu berichten!"

    ir-augustus.png 4fjhbrgq.png

    CENSOR - CURSUS HONORUM

    PONTIFEX MAXIMUS - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Mit aller Entspannung, die einen Redner durchflutete, der eine wichtige Rede zu seiner Zufriedenheit hinter sich gebracht hatte, hörte Macer der nachfolgenden Rede zu und dachte an Tiberia Livia zurück, deren Wirken ihr größtenteils selbst erlebt hatte. Längst nicht alles war ihm in Erinnerung geblieben, wie es bei seinem schlechten Gedächtnis üblich war, aber die Rede rief vieles wieder wach. Am Ende applaudierte er zur Enthüllung der Büste, so wie es sich angesichts der Leistungen gehörte.

  • Kaum war der junge Flavius imstande gewesen, den Vorreden zu folgen, so sehr ängstigte ihn die Imagination, in kürzester Zeit ebenfalls vor jener gewaltigen Menge zu sprechen. Lediglich Wortfetzen durchdrangen jenes Hamsterrad der Elation, welches in seinem Geiste sich beständig drehte und zugleich jede Faser seines Kopfes zu okkupieren schien: Octavius Anton, Censorius, Diplomat... Tiberia Livia, Acta Diurna, Praetrix... und schon war er an der Reihe.


    Sein Herz schlug bis zum Halse und er verspürte eine sengende Hitze im Bereich seiner Ohren, als er bebend die Stufen zum Ulpianum erklomm, sodass in ihm die Furcht aufkam, jener Tremor würde dem versammelten römischen Volke nicht entgehen und ihn gleich einem ältlichen Narren erscheinen lassen, ehe er überhaut ein nennenswertes Amt des Cursus Honorum errungen hatte.
    Als er endlich die Büste erreichte, hatte staubige Aridität sich in seinem Munde verbreitet, weshalb er mehrere Male zu schlucken hatte, ehe eine suffiziente Humidität zum Beginnen der Rede wieder war hergestellt. Noch einmalig ließ er seinen Blick über die unzähligen Häupter schweifen, welche voller Erwartung in betrachteten und zu einer amorphen Masse verschwommen, obschon keineswegs sie in einer Nähe sich befanden, in der sein Augenlicht ihm den scharfen Blick versagte.
    "Quiriten!"
    , initiierte der junge Flavius seine kleine Rede und blickte in die Menge.
    "Ich habe heute die Ehre, das Konterfei eines hochverdienten Mannes zu enthüllen, dessen Name nicht allein hier im Roma, sondern auch in Achaia, Hispania und Germania wohlbekannt und gerühmt ist."
    Erwartungsvoll blickte der Jüngling hinauf zu der verhüllten Büste, unter welcher sich das bärtige Haupt des Prudentius abzeichnete. Nun, da er mit lauter Stimme begonnen hatte, schienen die hyperbolischen Ausschläge seine Nervosität sich in einen konstanten Strom beständiger Anspannung zu wandeln und damit eine gewisse Ruhe auf höherem Niveau zu evozieren, in welchem die präparierten Worte ihm mit größter Leichtigkeit entfleuchten:
    "Er entstammte einem edlen Geschlecht von Hellenen, reich begütert an den Hängen Achaias und wohlgesegnet mit Bildung und Klugheit. Sein Großvater erst war nach Rom gekommen, sein Vater trug als erster seines Geschlechtes die Tria Nomina. Doch schon als Jüngling erwies er sich als guter Schüler und bereits sein Lehrer verspürte, dass dieser ein weiserer Mann war als er selbst und ein mächtiger Senator werden werde."
    Mit jener Hyperbel hatte Manius Minor ein wenig dick aufgetragen, zumal er bei der Präparation der Rede außerstande war gewesen, Näheres über die Edukation seines Geehrten zu ermitteln, weshalb panegyrische Ausschmücken die etymologischen wie genetischen Wurzeln des Consulars hatten formiert. Dessenungeachtet hatte die griechische Deszendenz den jungen Flavius nicht selten seiner Myrmidonen gedenken lassen, welche ebenfalls partiell aus Achaia nach Alexandria waren gekommen und somit womöglich freundliche Relationen zu der Familia des Prudentios hegten, was ihm jedoch selbstredend mitnichten einer Erwähnung in seiner Rede war würdig erschienen.
    "So trug er seine hellenische Gelehrsamkeit hinein in seinen Dienst, welchen er erstlich in Tarraco, der Hauptstadt der Hispania Tarraconensis, leistete: Rasch stieg er auf vom Magistratus in die Curia Provincialis und zum Duumvir, ehe man ihn an den nördlichen Rand des Imperiums berief, um als Comes in Gallia Belgica und später Germania zu amtieren. Reich war somit seine Erfahrung an den Rändern des Erdkreises, als er final, inzwischen zum Eques erkoren, wieder nach Roma zurückkehrte, um den Cursus Honorum zu beschreiten:"
    Im Hause der Flavii mochte man einen dergestalten Homo Novus als Parvenü erachten und ein wenig die Nase über ihn rümpfen, doch musste Manius Minor konzedieren, dass ein Mann mit derart vielfältig administrativer Expertise dem Senat wohl kaum zum Schaden hatte gereicht, zumal er als Hellene wohl eine similäre Edukation wie ein Senatorenspross hatte genossen.
    "Als Quaestor Urbanus, Aedilis Plebis und Praetor Urbanus sorgte er nicht mehr nur für die Völker in den Provinzen, sondern auch das Populus Romanus hier in der Urbs. Dennoch brach niemals seine Verbindung zu jenen Provinzen, denen er entstiegen war: Selbst als Senator lebte er, wenn kein Amt in Rom ihn band, bescheiden in Germania und partizipierte in der Curia Provincialis an den alltäglichen Geschicken der Provinzialen. Hier erwies er sich als Repräsentant und Vermittler Roms, ebenso wie er in Roma die Sorgen und Nöte der Bewohner seiner Provinz vorbrachte. So bekleidete er gar ein weiteres Mal die Praetur als Praetor Peregrinus, der zwischen Cives und Peregrini schlichtete und beide gleichermaßen durch imposante Spiele erfreute, welche er gemeinsam mit seinem Collega, meinem Oheim Lucius Flavius Furianus, veranstaltete."
    Selbstredend hatte der junge Flavius es sich verkneifen können, auch einen Strahl des Ruhmes jenes Ulpianen auf seine eigene Familie strahlen zu lassen. Denn obschon jene wahrhaft imperiale Perspektive in der Politik nicht eben zu den Traditionen der Flavii Gracchi zählte, da Manius Maior, wie Manius Minor wohlbewusst war, Exkursionen außerhalb der Urbs verabscheute, weshalb er sich wohl auch einem Priesteramte hatte verschrieben, welches ihn von sämtlichen Ämtern in den Provinzen exkulpierte, so erschien es dem jüngeren Gracchen doch durchaus bedenkenswert, den eigenen Horizont nicht an den Stadtmauern Romas enden zu lassen.
    Als Krönung jener imposanten Biographie sollte final jenes Consulat dienen, zu welchem der Senat und das Volk von Rom ihn, zweifelsohne im Sinne aller Bewohner des Imperiums, erkoren. Und doch fand jene Amtszeit ein jähes Ende, als ein irrsinniges Weib ihn kaltblütig ermordete auf den Stufen der Curia Iulia."
    Er senkte das Haupt als Gestus der Erschröcklichkeit jener Tat, wobei ihn jene Einsicht in der Tat erschütterte, da er doch nun, zum Gottesfürchtigen bekehrt, die höchsten Ämter des Staates als ebenso sakrosankt erachtete wie das des Tribunus Plebis. So blieb zumindest zu hoffen, dass jene wahnwitzige Mörderin, so nicht die gerechte Strafe des Menschen, doch letztlich die Rache des Iuppiter Optimus Maximus ereilte.
    "Niemand mag wissen, warum jener Frevel geschah, doch liegt es auf der Hand, dass jener Mord das Werk eines Menschen war, der dem Anliegen Prudentius Commodus' gänzlich zuwider war, der Roma und seine Adoptivtöchter Germania, Hispania, Achaia und zu entfremden und Concordia durch Zwietracht zu ersetzen gedachte!"
    Mahnend hob der Jüngling den Digitus salutaris und blickte ins Publikum, ehe zuletzt sein Blick den Princeps traf, welcher die Eintracht Roms in anderem Kontext zu seinem Programm hatte erhoben.
    "Doch obschon sie ihn schlug, so wird er mit dem heutigen Tage mächtiger werden, als sie es sich auch nur entfernt vorstellen konnte: Heute wird Gaius Prudentius Commodus unter jene erhoben, welche allen Quiriten, allen Senatoren und Magistraten zum Vorbilde dienen und sie gemahnen, die Interessen aller Kinder Romas, ob mit oder ohne Bürgerrecht, zu achten! Denn wer, als der Sohn eines Hellenen, welcher als Duumvir in Hispania, als Comes in Germania und als Consul in Roma diente, würde uns trefflicher der Vielfalt und Einheit jenes Imperium Romanum gewahren, dem wir dienen?
    Die Stimme des jungen Flavius hob sich und Eindringlichkeit legte sich die Worte, welche ihm entsprudelten gleich einem Wasserfall. Zuletzt schließlich hob er, mit der Linken den Faltenschlag seiner Toga bergend, bedeutungsvoll den feisten Arm und wies mit der Rechten auf die Büste um endlich ihr mit einem Ruck das Tuch vom Haupte zu ziehen.



    "Gaius Prudentius Commodus selbst war eine treibende Kraft hinter diesem bedeutsamen Bau. Umso gerechter mag es erscheinen, sich an dieser Stelle seiner und seiner Anliegen zu erinnern!"
    Mit wissender Miene inspizierte das gleichmütige, ernste Antlitz die Gäste innerhalb der Ehrenhalle und selbst Manius Minor fühlte sich ein wenig überwältigt von jenem Spiritus loci, welchen er selbst soeben hatte beschworen.

  • Auch während dieser Rede dachte Macer an den Geehrten zurück und erinnerte sich zumindest an einiges, was genannt wurde. Ja, Prudentius Commodus hatte eine beeindruckende politische Karriere absolviert und war in vielen Belangen eine ebensolches Vorbild gewesen, wie es Octavius Anton gewesen war. Auch hier konnte Macer nur applaudieren für seine Lebensleistung, während seine Büste enthüllt wurde. Und natürlich galt sein Applaus hier wie auch bei der Rede zuvor gleichzeitig dem jungen Redner. Im Hause der Flavier schienen tatsächlich mehrere hoffnungsvolle junge Männer heranzuwachsen, die vielleicht schon bald auf den Spuren derjenigen wandeln würden, die hier heute geehrt wurden.

  • Die Ausführungen des jüngeren Flaviers erinnerten Severus an seine Pläne, auch den Provinzen wieder etwas mehr Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Die Reise der Augusta nach Germania war natürlich zurückgestellt. Immerhin war sie schwanger. Aber vielleicht konnte jemand sie vertreten...


    Der Applaus riss den Kaiser aus diesen Gedanken und er stimmte mit einem schmalen Lächeln ein. "Zum Abschluss bitte ich den Auguren Lucius Iulius Centho, von Lucius Annaeus Florus zu berichten." Wieder wurde die letzte Büste zurückgesetzt und die nächste trat vor.

  • Zitat

    Original von Octavia Flora
    Aufgeregt hatte Flora diesem Moment entgegen gefiebert.
    Nun würde endlich ihrem Großvater die ihm gebührende Ehre
    zuteil.
    Sie schob sich soweit wie möglich war ohne auf Proteste zu achten.
    jetzt stand sie praktisch in erster Reihe, um das geschehen genau verfolgen zu können.


    Die Auftritte der Redner, welche die Persönlichkeiten ehrten, deren Büsten am heutigen Tag Aufnahme ins Ulpianum fanden, brachten die Menschen rings um Plotina mitsamt ihren teils interessanten, teils indiskutablen Kommentaren zum Verstummen, was die Sergierin dankbar registrierte. Weniger erbaut war sie jedoch, als sie mitbekam, wie sich eine junge Frau mit ihren Sklaven einen Weg durch die Menge bahnte, bis sie endlich auch so weit vorne stand wie Plotina selbst. Die Stimmung der Sergierin hellte sich aber schlagartig wieder auf, als sie bemerkte, dass sich das Niveau ihres unmittelbaren Umfeldes durch das Erscheinen dieser jungen Frau in dem eleganten dunkelgrünen Gewand deutlich gehoben hatte.


    Dann aber wurde auch Plotinas Aufmerksamkeit vollends aufgesogen durch die erste der Reden, welche Cicero Octavius Anton würdigte, den die Sergierin eigentlich nur seinem berühmten Namen nach kannte. So kam denn Plotina auch während der Rede über ihn aus dem Staunen nicht mehr heraus: Dieser Octavius musste wohl mindestens drei Leben geführt haben, zählte man alles zusammen, wo er jemals seine Finger drin gehabt und was er alles selbst aufgebaut und gestaltet hatte. Einen Moment lang überlegte Plotina, ob dieser Octavius Anton vielleicht mit irgendwelchen Doppelgängern seiner Person gearbeitet hatte... Aber nein! Die Worte seines Laudators klangen so voller Überzeugung, dass auch Plotina sich vor all den Leistungen dieses Mitgliedes der Familie der Octavier nur verneigen konnte.


    Tiberia Livia war Plotina natürlich vor allem aus der Acta Diurna bekannt. Allerdings hatte die Sergierin während ihrer eigenen Tätigkeit für dieses Medium nie mit ihr persönlich zu tun gehabt; die Tiberia hatte sich damals schon weitgehend aus dem Tagesgeschäft zurückgezogen, und Plotinas Kontakte in der Acta hatten sich auf ihre damalige Chefin, Decima Lucilla, und auf ihre Kolleginnen wie Claudia - äh: Flavia - Epicharis oder Artoria Medeia konzentriert, Frauen, die souverän die Ränkespiele römischer Politik durchschauten und in geistreicher Weise darüber zu schreiben verstanden, während sie, Plotina, oft große Mühe gehabt hatte, sich in die Themen, über die sie zu schreiben gedachte, einzuarbeiten. - Ja, die Acta. Ihre Einstellung hatte, wie Plotina fand, eine große Lücke im Imperium hinterlassen.


    Mit großem Interesse hörte die Sergierin, welche außergewöhnlichen anderen Stationen außerhalb der Acta Diurna Tiberia Livia in ihrem Leben noch angesteuert hatte. Eine solche Karriere - der Redner erwähnte es - war nunmehr einer Frau nicht mehr möglich. Und doch hoffte Plotina, dass sich auch für sie noch ein Betätigungsfeld abseits von Haushalt und Herd finden würde.


    Während einer kurzen Pause zwischen den Reden stieg die Sergierin wie viele Leute neben ihr behutsam von einem Fuß auf den anderen, einfach um ihre Beine ein wenig zu bewegen. Dabei dachte sie lächelnd daran, dass sich Roms Bildhauer sicher schon einmal genauestens die Gesichter der Laudatoren und auch der religiösen Würdenträger, die vor den Reden die kultischen Zeremonien anlässlich der Einweihung des Ulpianums geleitet hatten, anschauten - aus den Reihen dieser Männer würde sich gewiss die nächste Generation von Menschen rekrutieren, deren Büsten ihren Weg ins Ulpianum fänden.


    Die Sergierin nahm wieder Haltung an, als der nächste Redner sich anschickte, Gaius Prudentius Commodus zu ehren. Dieser war Consul gewesen zu der Zeit, als Plotina ihren ersten und bis dato einzigen Aufenthalt in Rom gehabt hatte. Nie hatte man gehört, dass er in dunkle Machenschaften verwickelt gewesen wäre oder gegen politische Gegner intrigierte. Prudentius Commodus war ein Mann des Ausgleichs gewesen, persönlich bescheiden. Plotina schien er - und sein Laudator bestätigte es ja - von allen Seiten respektiert worden zu sein, und obwohl während seines Consulats schon alle ihren Blick gebannt nach Osten, nämlich auf die Parther, richteten, hatte man sich unter seiner Führung doch verhältnismäßig sicher gefühlt. Wer hätte damals geahnt, was hernach noch alles auf das Imperium zukommen würde! Aus heutiger Sicht erschien der Mord an ihm ja fast wie ein Fanal, und man konnte nur hoffen, beten und selbst dafür arbeiten, dass solche Schicksalsschläge das Imperium einstweilen verschonen würden.

  • Endlich hatte sie es geschafft,sie stand in der ersten Reihe.
    Sie sah sich verstohlen um soviel Menschen aus allen Schichten,zum Glück sah sie neben sich eine ansehnliche Frau stehen,sie hätte es kaum ausgehalten noch länger neben den teils übelriechenden Menschen zu stehen.
    Doch diese Frau neben ihr schien aus gutem Hause zu stammen,sie schien genau zu wissen was sie wollte.
    Auch wenn sie nicht gerade als hübsch zu bezeichnen war,doch sie hätte während ihres Aufenthaltes in Griechenland gemerkt,das dass äußere täuschen kann.
    Sie wollte diese gerade ansprechen und nach ihrem Namen fragen als alle um sie herum anfingen still zu werden und der erste Redner anfing.
    Mit Erstaunen hörte sie dem Redner zu,als er über ihren geliebten Großvater sprach.
    Sie wusste das er bedeutendes in seinem Leben geleistet hatte und doch erinnerte sie sich an den Mann der ihr das erste Pony geschenkt hatte,sie oft mitgenommen hat zu seinen Pferden und ihn ihr die Liebe zu Büchern geweckt hatte.
    So in Gedanken hätte sie beinah nicht mitbekommen,wie seine Büste enthüllt wurde.
    Sie sah auf und es schien als ob dir Büste sie ansah und lächelte.
    Als ob sie sagen würde "Du bist zurückgekehrt geliebte Enkelin,es ist gut"
    Und innerlich wusste sie ihr Großvater,wachte noch immer über sie.
    Lächelnd neigte sie den Kopf vor der Büste.
    Und als sie sich vorsichtig umschaute,schien es als ob viele ebenso ergriffen waren,wie sie sich fühlte.
    Wahrlich eine noble und ehrenvolle Rede,zum Ruhme ihrer Familie.
    Doch schon trat der nächste Laudatio vor und fing an über das Leben einer Frau zu sprechen,interessiert hörte sie zu.
    Sie hatte während ihrer Zeit in Athen von dieser Frau gelesen und sie bewundert,wer könnte es nicht?
    Gerne hätte sie diese Frau kennengelernt,sie musste beeindruckend gewesen sein.
    Ein Vorbild für jede Frau.
    Ein Jammer das es für Frauen nicht mehr möglich war ihre Arbeit fortzusetzen.
    Doch vielleicht war es ihr durch geschicktes Handeln eines Tages möglich wenigstens ihren Mann in seiner politischen Arbeit zu beraten,wenn auch nur ihm Hintergrund.
    Dachte sie versonnen lächelnd und ihr Blich fiel wieder auf die Frau neben ihr,diese Frau hätte das Zeug dazu ebenfalls eine große Rolle in der Politik zu spielen.
    Doch da ging es auch schon mit dem letzten Laudator weiter.
    Dieser hörte sie halb mit Bewunderung halb mit Schrecken zu,insbesondere als sie hörte wie es zum tragischen
    ableben dieses glorreichen Mannes kam.
    Dies durfte nie wieder geschehen.

  • Lucius der nun die letzte Rede auf einen großen Römer halten sollte stand nach der Aufforderung des Augustus auf und begab sich eben falls zu der abgedeckten Büste an der er die die Reden halten würde. Dich neben der Büste begann er mit einer ausladenden Geste seine Rede mit einem. „Vorbilder.“ Ein Auftakt der die Leute fesseln sollte. „Vorbilder und vorbildlich seinen im Sinne und im Geiste des Staates. Das ist es das die heute Geehrten hervorhebt. Ausgezeichnete Redner haben hier heute schon zu den Besten gesprochen, die hier geehrt werden sollen. Alle ragen sie aus unserer Mitte heraus so das sie mit Recht gehrt werden. Nun will auch ich, wenn auch in aller Bescheidenheit, einen Mann ehren dem diese Ehre Gebührt.“ Eine kurze Pause, natürlich wussten alle über wen er sprechen würde aber etwas Spannung schadete ja nicht. „Lucius Annaeus Florus war ein Mann von altem Schlag wie man sagen konnte. Ein Mann der das Militär aber auch die Politik liebte“ Hier machte eine kurze Pause nicht mehr um Luft zu schnappen und den Satz sacken zu lassen. „und sich darin besser auskannte als die meisten von uns heute. Das er seine Kariere nicht wie viele Senatoren als Tiro fori sondern bei der Reiterei begann schmälert seine Leistungen nicht. Sondern türmte nur seinen Erfahrungsschatz auf, mit dem er sich dann mit alle Kraft für das Imperium einsetzte. Man kann ad Calliga sagen wenn man so will und das zeigt nur was für ein Außergewöhnlicher Mann er wahr.“ Wieder sah er die Zuhörer an und lies seinen Blick kurz über die Menge schweifen. „Wir alle wissen das alle heute Geehrten zu den ganz großen im Imperium gehörten. Doch Lucius Annaeus Florus war in militärischer Ausprägung schon in jungen Jahren so bewandert das er es schnell in eine Laufbahn als Offizier brachte. Und trotz der zahlreichen Pflichten bewies er seine Gelehrsamkeit und erwarb schnell den Cursus Res Vulgares natürlich mit Diploma, den Cursu Iuris, und die Cursa Perutilis Scientiae Religionis, Gravis Scientia Religionis wieder mit Diploma. Nun möchte man meinen er sei ein Bücherwurm gewesen aber weit gefehlt. Den schon kurz danach erhielt er eine Phalera, für seine Tapferkeit vor dem Feind und gewann die Corona Exploratoria, für seine herausragenden Kundschafterdienste. Ein solcher Mann meine lieben Mitbürgern bleibt natürlich nicht lange unentdeckt und so verlieh der Augustus ihm den Ritterring. Es folgten die Cursa Memoria und Sublimis Scientia Religionis mit Auszeichnung, der Cursu Architecturae I und das Examen Primum. Nicht bald darauf folgte die Lagerpräfektur. Wo er zielstrebig das Examen Secundum ablegte. Und das er sich nicht darauf ausruhte zeigt das der seinem Rangentsprechend in der Schlacht von Vicus Murrensium so tapfer Kämpfte das man ihm einen bronzenen Torques verliehen und er wurde zum Kommandeur der Classis Germanica.“ Wieder machte er eine Pause den eigentlich reichte das gesagte für zwei Leben. „Solche Männer braucht das Imperium und so und durch die Gnade des Augustus wurde der Weg für ihn geebnet und er konnte trotz seiner geringen Geburt die Quaestur erreichen. Für die ihn der Augustus Lucius Ulipius Iulianus und heutige Divus Iulianus als Ornamenta Quaestoria mit zwei Diploma ehrte. Die Examina Tertium und Quartum folgten und im gleichen Jahr konnte er das Amt des Volkstribun erringen. Die Curia Provincialis Germania ehrte ihn mit einem Diploma für seine Verdienste. Durch seinen hartnecken Einsatz sein Wissen und sein Geschick wurde er zum Magister Historiae und dann schließlich zum Stellvertretender Kommandeur der Academia Militaris Ulpia Divina. Und schließlich für seinen langjährige Dienste als Offizier erhielt er eine reine Lanze.“ Er machte nun wirklich einige Atemzüge Pause denn wenn auch mit bescheidenen Anfängen war das wohl eine der ganz großen Karieren in Rom.
    Er griff an das verhüllende Tuch und sprach weiter. „Vorbilder.“ Sagte er wieder. „Vorbilder wurden hier schon viele genannt und wahrlich sind es viel große Römer gewesen. Doch für alle Milites in unserem Imperium gibt es wohl wenig trefflichere Vorbilder als Lucius Annaeus Florus eines wahr. Darum verdient er es heute hier geehrt zu werden.“ Er zog das Tuch von der Büsten.


    Einen Moment lang verharrte er und sah die Büste einfach schweigend an. „Und diese Büste soll es bezeugen. Das er ein wahrer Römer und ein Quell der Energie für das Streben für den Saat war.“

  • Von allen Männern und Frauen, auf die heute Lobreden gehalten wurden, kannte Macer den nun gerade geehrten Annaeus Florus am besten, denn immerhin war jener eine Zeit lang sein Stellvertreter an der Academia Militaris gewesen. Macer hatte ihn stets als äußerst fähigen und erfahrenen Offizier geschätzt. Auch ein gebildeter Mann war er zweifellos und ein engagierter Politiker obendrein, der leider viel zu früh aus den Reihen des Senates ausgeschieden war. Während Macer in die Erinnerungen eintauchte, vermisste er ihn schon ein wenig und war sich sicher, dass er es auch wie die anderen geehrten Männer des heutigen Tages bis zum Consulat geschafft hätte, wenn die Götter es erlaubt hätten.

  • Der Kaiser dachte zurück an Annaeus Florus, den er nur am Rande gekannt hatte. All diese Männer und Frauen waren bereits lange tot, dennoch hatten sie maßgeblich an dem mitgebaut, was das Imperium Romanum heute war. Die verschiedenen Gesichter, die einer der besten Künstler Roms aus Bronze gefertigt hatte, blickten stumm in die Menge. Eher jugendliche Züge wie die von Annaeus Florus standen neben dem Greisengesicht eines Octavius Anton, mit Tiberia Livia, der männliche Bart von Prudentius Commodus hob sich deutlich von den femininen Zügen Tiberia Livias ab.


    "Treffend hat Iulius Centho noch einmal zusammengefasst, welchen Zweck dieses Gebäude und die Ausstellung der Männer und Frauen darin verfolgt: Sie sollen uns Vorbilder sein!" Er blickte kurz auf die Reihe der Büsten, die nun wieder direkt nebeneinander standen. "Sie bilden alles ab, was unser Imperium zu bieten hat: Männer wie Annaeus Florus, die als Peregrinus begannen und als Senator endeten. Noble Vollblutpolitiker, die höchste Ehren errangen, und Soldaten, die für Rom bluteten. Mit Tiberia Livia haben wir aber auch eine Frau, die uns zeigt, dass Ehre nicht nur auf dem Schlachtfeld oder in der Curia Iulia zu erringen ist, sondern ebenso in Kultur und Bildung!" Das war nicht ganz korrekt, weil Livia auch Senatorin gewesen war. Ins Ulpianum war sie aber vor allem als Fördererin der Künste aufgenommen worden, weshalb der Kaiser sich diese Unsauberkeit erlaubte. "Wir sehen in diesen Beispielen, dass es verschiedene Wege gibt, Rom zu dienen. Jeder Bewohner unseres Reiches, sei er Patrizier, Plebejer oder Peregrinus, kann seinen Beitrag leisten und eines Tages in diese Halle aufgenommen werden. Das Vorbild dieser Geehrten soll uns also ermutigen, auf unserem Platz unseren Beitrag zu leisten!"
    Er drehte sich um und verneigte sich vor den Büsten. Ein Römer verneigte sich zwar normalerweise nicht einmal vor den Göttern. Aber in diesem Fall machte Severus eine Ausnahme. Diese Männer und Frauen hatten großes geleistet und würden hoffentlich eine Ermunterung sein. Als Applaus aufbrandete, stimmte er darin ein. Es war der Applaus der Geehrten!


    Als die Menge sich wieder etwas beruhigt hatte, ergriff der Kaiser noch einmal das Wort. "Geben wir diesen Büsten nun ihren Ruheplatz unter dem Schutz des Divus Iulianus und seiner Angehörigen, der uns dieses Bauwerk beschert hat." Damit wandte Severus sich dem Eingang zu und ging einer kleinen Prozession voran, in der die Büsten in die Ehrenhalle geleitet wurden. Drinnen würden sie den Platz auf ihren Sockeln finden, wo die Römer sie besuchen konnten.


    Damit war der erste Teil dieses Festtags abgeschlossen. Im Anschluss würden die Spiele folgen, die unter der Leitung seines Sohnes stattfinden sollten. Auch der Thronfolger sollte so an den Ruhm der Ulpier anknüpfen. Immerhin hatte auch Severus vor, eine Dynastie zu begründen.

    ir-augustus.png 4fjhbrgq.png

    CENSOR - CURSUS HONORUM

    PONTIFEX MAXIMUS - COLLEGIUM PONTIFICUM

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!