Arbeitszimmer des Pater Gens

  • Meridius ging in sein Arbeitszimmer. Nachdem er einige Tage in Rom war, hatte sich in seiner Abwesenheit eine Menge Arbeit angehäuft. Der neue Verwalter war, wie bereits besprochen, eingetroffen und wartete in seine Arbeit eingewiesen zu werden.


    "Nun, dann machen wir einfach dies als erstes"


    sprach Meridius zu sich selbst und legte die anderen Dokumente erst einmal auf die Seite.

  • Livianus klopfte an die Türe und trat ein. Meridius sahs an seinem Schreibtisch und war anscheinen in einem Stapel Schriftrollen vertieft.


    Als Meridius aufsah begann Livianus etwas verlegen zu sprechen:


    "Meridius, verzeih mir bitte das ich dich störe. Ich komme gerade vom Castellum. Ich möchte nicht das es falsch verstanden wird oder das du glaubst, dass ich jemanden anschwärzen möchte. Daher bin ich auch nicht offiziell zu dir in dein Büro im Castellum gekommen, aber heute war bereits der dritte Tag an dem einige Legionäre - darunter auch ich - am Exerzierplatz herumlungern mussten, weil einfach kein Offizier zu finden war. Ich habe gehört das Centurio Tiberius Decimus Praetorianus der für den Drill zuständig wäre noch eine Woche Freigang hat und Centurio Flavius Prudentius Balbus ist nicht zu finden. Ich glaube das es schlecht für die Truppe ist, wenn sie nur die ganze Zeit herumhängen. Und ich muss ehrlich sagen - mir ist auch schon etwas langweilig. Ich hoffe wirklich du verstehst mich nicht falsch. Ich weiß du bist sehr beschäftigt aber ich dachte mir du solltest es wissen."

  • Meridius schaute auf.


    "Es ist gut, dass Du mich hier angesprochen hast und nicht irgendwo anders. Ich werde im Castellum mal nach dem Rechten sehen. Jedoch, und das ist auch klar, der Exerzierplatz und der Übungsplatz stehen Euch jederzeit auch so zur Verfügung. So weit ich weiß, ist jeder der Centurione für einen der beiden Bereiche vorgesehen. Wenn einer längere Zeit ausfällt, wie Du sagst, müsst ihr euch halt bei dem anderen in der Zeit mehr rein hängen."

  • Meridius blickte auf als Sophus eintrat. Er nickte mit dem Kopf. Dann wandte er sich wieder an Livianus.


    "Ich werde den Familienrat einberufen, sobald ich ein bisschen Luft habe. Vermutlich am Wochenende."


    Dann wandte er sich wieder an Sophus.


    "Setz Dich! Wie kommst Du bisher in Tarraco zurecht?"

  • "Also gut. Dann kommen wir zum geschäftlichen Teil. Ich selbst habe zuviel zu tun, als dass ich mich noch selbst darum kümmern könnte."


    Meridius blickte Sophus an.


    "Momentan verfüge ich über folgende Geschäfte: ein Weingut und eine dazugehörende Weinkelterei, einen Getreidehof und eine Bäckerrei. Alle vier Betriebe liegen in und um Tarracco und sind voll ausgebaut und werden vpn Sklaven betrieben. Hinzu kommen ein Barbier und ein Gestüt, welche beie offiziell auf Praetorianus laufen und ein Fernhandel, welcher bis jetzt von meiner Schwester geleitet wird. Das ganze läuft allerdings nebenher und keinesfalls professionell, häufig produzieren die Betriebe über den Verbrauch hinaus und sorgen dafür dass Kapital in die falschen Kanäle fließt. Auch herrscht in manchen Bereichen eine enorme Konkurrenz."


    Meridius hilet kurz inne.


    "Zuerst möchte ich mit Dir in den nächsten Tagen die Betriebe vor Ort besichtigen. Das wird in den kommenden Wochen und Monaten auch Deine Hauptaufgabe sein. Dann möchte ich, dass auf dem MARKT zu Tarraco entsprechende Läden errichtet werden, so dass unsere Produkte hier in Hispania an den Mann kommen. Diesbezüglich könntest Du auch Kunden und Geschäftspartner finden, die mit uns zusammenarbeiten. Dein Job wäre es also auch, a) Webung zu machen, b) Abnehmer zu finden, hier und im ganzen Imperium. Auch für die Produktion relevante Produkte, wie Grobkeramik, die wir nicht selbst herstellen, sollte im Bezug langfristig gesichert sein.


    Bisher kaufe ich meine Ware bei Iunia Attica, und der Vertrieb des Weins ist auch an die Vereinbarung der Winzervereinigung gebunden. Ich möchte daher, dass in diesen beiden Punkten nichts geändert wird. Ansonsten hast Du freie Hand.


    Dir wird für das Führen ein bestimmtes Budget zugestanden, und ich erwarte für jede Woche einen Bericht / einen Auszug der Tätigkeiten. Was meinst Du?"

  • "Gut, dann werden wir uns beide in den nächsten Tagen auf den Weg machen und die Betriebe und Güter alle besichtigen. Sobald das erledigt ist und Du alles gesehen hast und ich Dich auch in die Papiere des Betriebes eingeführt habe, bekommst Du alle Vollmachten eines Stellvertreters. Im geschäftlichen Bereich versteht sich. Ist das so ok?"

  • Livia hat an der Türe gelauscht. Sobald Meridius wieder alleine ist, betritt sie leise den Raum und baut sich vor ihm auf.


    "Du willst einen Verwalter einstellen? Wozu? Und doch hoffentlich nur für Deine Betriebe! Ich hoffe ja nicht, dass Du denkst, dass ich meinen Betrieb so schnell wieder abgebe. Magst Du mich denn gar nicht mehr? Und wie kannst Du dem Octavier trauen? Du kennst ihn doch gar nicht?"


    :(

  • Meridius blickte auf, dann lehnte er sich zurück.


    "Ja, ich werde einen Verwalter einstellen. Mir wächst das alles über den Kopf. Ich bin schwer bei der Legion engagiert und habe viel zu tun. Ich kann mich nicht um alles kümmern und ich brauche jemanden, der das alles macht, wenn ich mal eine längere Zeit nicht da sein sollte. Zumal, wer reist durch die Provinzen auf der Suche nach Absatzmärkten? Wer besichtigt die Betriebe? Ich komme kaum noch dazu. Daher brauche ich einen Verwalter. Und ja, auch wenn er ein Octavier ist, die Octavier sind Freunde des Hauses und auch in der selben Factio wie wir. Warum sollte ich ihm also nicht trauen?"

  • Livianus betrat das Arbeitszimmer seines Cousins. Meridius saß an seinen Schreibtisch und war gerade damit beschäftigt diverse Schriftrollen durch zu sehen.


    "Verzeih mir die Störung Meridius. Ich hoffe du hast kurz Zeit für mich. Ich habe da etwas, dass ich mit dir besprechen möchte."


    Man merkte es Livianus wahrscheinlich an, dass er sehr nervös und verlegen war und einen Knoten im Hals hatte. Aber er versuchte seinen Mut zusammen zu nehmen und begann nach etwas zögern zu sprechen.


    "Also, ich weiß nicht ob du schon die letzte Ausgabe der Acta Diurna gelesen hast. Jedenfalls wird in ihr von der Neuaufstellung der Cohortes Vigiles berichtet. Naja! Sie schreiben dort von hervorragenden Aufstiegsmöglichkeiten. Also, was ich eigentlich fragen möchte ist, was du als Pater unserer Gens davon hältst und ob du glaubst, dass ich dort versuchen sollte eine Karriere zu beginnen. Nicht das du glaubst es gefällt mir in der Legion nicht, aber ich finde dieses Angebot schon sehr verlockend."


    Livianus zögerte kurz.


    "Ich möchte dich nun um deinen Rat bitten. Ich bin dir für die freundliche Aufnahme in deinem Haus sehr dankbar, aber ich möchte das unsere Familie eine der angesehensten des ganzen Reiches wird. Und um dieses Ziel zu erreichen möchte ich mich bemühen etwas aus mir zu machen und vorwärts zu kommen. Ich denke das sollte jeder von uns. Das sind wir der Familie schuldig. Ich hoffe du bist mir nicht böse wenn ich das sage, aber ich möchte auch endlich etwas erleben und Verantwortung übernehmen anstatt die ganze Zeit Wache zu schieben und jeden Tag am Übungsplatz zu stehen."


    Livianus hatte Angst davor Meridius verärgert oder durch seine Worte enttäuscht zu haben, aber er war auch etwas erleichtert das er es los war. Man konnte ihn seinen jugendlichen Leichtsinn nicht verübeln. Schließlich war jeder junge Mann so dass er Träume hatte und immer versuchte nach größeren zu streben. Aber dennoch. Livuanus hatte Angst vor den Konsequezen. Er wollte seine Familie nicht verlassen und er wollte Meridius - den er mittlerweile als Vaterersatz ansah - nicht verlassen, aber er hatte Angst davor, in der Legion die zur Zeit sehr gut besetzt war, nicht vorwärts zu kommen. Das konnte man ihm nicht verübeln. Er fühlte sich im Moment einfach nutzlos. Schüchtern sah er Meridius in die Augen.


    "Wie denkst du darüber?"

  • Meridius lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Er reagierte nicht überrascht, hatte er doch mit solch einem Gespräch schon seit Wochen gerechnet, wusste er ja, wie impulsiv und ehrgeizig Livianus war. Dennoch tat es ihm ein wenig weh, dass er die Legio IX verlassen wollte. Er atmete tief ein. Dann blickte er Livianus an.


    "Du möchtest Karriere bei den Vigiles machen? Bei der Feuerwehr von Rom? Die Truppe die ständig Überstunden zu schieben hat, meist unterbesetzt ist, die schlechteste Bezahlung von allen Soldaten im Reich erhält und in Rom selbst nur die Ausgänge von Thatern, Arenen und Rennbahnen bewacht, während Stadtkohorten und Praetorianer auf ihre Kosten Karriere machen?"


    Meridius hielt kurz inne.


    "Verzeih, dass ich so direkt bin. Natürlich kannst Du zu den Vigiles gehen, wenn Du das möchtest, auch wenn ich Dir davon abraten würde. Du hättest den ganzen Tag mit dem Schmutz der Gesellschaft zu tun. Und: Wärhend andere Legionen um Ruhm und Heldentaten wetteifern, wirst Du aus der Stadt nicht herauskommen. Willst Du das?


    Ich weiß ja, dass die Grundausbildung momentan sehr ermüdend und auf Dauer eintönig ist. Doch glaube mir, es wird nicht immer so sein. Ich darf nicht allzuviel verraten, doch soviel sei Dir gesagt, ich habe die Offiziere nur aus einem einzigen Grund angewiesen die Grundausbildung zu forcieren.... Es wird einen Einsatz geben, in absehbarer Zeit. Es wird aus Hispania hinausgehen. Und es wird in Feindesland gehen."


    Meridius flüsterte die letzten Worte, wie wenn er sagen wollte, dass Livianus nichts davon weitersagen dürfe.


    "Wenn Du zu den Vigiles möchtest, werde ich Dich nicht aufhalten. Doch bedenke, Ruhm und Lobestaten wirst Du dort nicht erringen können. Und bedenke auch: Ich kann Deine Karriere hier besser fördern als woanders. Bleibe zumindest solange, bis Du Offizier bist und wechsele dann. Ich sähe es nicht gerne, wenn Dich andere verheizen würden, nur um auf Deine Kosten Karriere machen zu können..."

  • Meridius sah wie Livianus Augen zum funkeln begannen als er seine Worte sagte. Das war es, was Livianus vermisste. Endlich Abenteuer. Nachdem Merdius seine Worte beendet hatte, war Livianus noch trauriger. Er war zur Besinnung gekommen und hatte nun das Gefühl seinen Cousin enttäuscht zu haben.


    "Du hast recht Meridius , verzeih mit bitte das ich vorher nicht genauer darüber nachgedacht habe. Ich wollte dich nicht enttäuschen und selbstverständlich möchte ich Ruhm ernten und Heldentaten erleben und nicht nur so wie viele andere davon träumen. Und sollte es wirklich passieren, dass wir in Feindesland ziehen müssen, dann werde ich an deiner Seite stehen. Schulter an Schulter. Und mit dir gemeinsam den Feinden des Imperiums trotzen. Danke, dass du mich wieder zur Besinnung gebracht hast. Ich wusste dass es Richtig war mit dir über meine Gedanken zu sprechen. Ich wollte der Legion nicht den Rücken kehren. Bitte glaub mir. Ich werde der Legion treu bleiben. Wie ich nur auf so eine dumme Idee kommen konnte. Es hört sich halt sehr verlockend an, aber du hast mir wieder den richtigen Weg gezeigt. Danke. Verzeih mir die Störung."

  • Meridius atmete innerlich auf. Eine Last fiel von ihm. Dennoch wollte er Livianus seinen Willen nicht aufzwingen.


    "Du weißt, dass es DIR freisteht Dich zu entscheiden. Ich möchte hier niemanden zwingen. Doch wäre es mir natürlich eine Freude, wenn Du bei der Legio IX bleiben würdest. Zumindest solange Du noch nicht Offizier bist. Über alles weitere können wir ja dann reden, wenn es soweit ist."


    Er blickte ihn freundlich an.


    "Und Du störst nicht im Geringsten. Du bist jederzeit willkommen. Dafür bin ich ja da."

  • Livianus war froh das freundliche Gesicht und die weisen Augen von Meridius zu blicken.


    "Meine Entscheidung ist bereits getroffen und ich bin froh drüber. Ich werde dir und der Legio IX treu bleiben bis in den Tod. Und daran wird sich nichts mehr ändern."


    Livianus freute sich über seine Entscheidung, obwohl er sich innerlich dennoch danach sehnte endlich zeigen zu dürfen was in ihm steckte und vielleicht eines Tages als Meridius Stellvertreter die Legion in die Schlacht führte. Aber er verstand das was Meridius zu ihm gesagt hatte. Also würde er sich noch gedulden und bis zu dem Tag an dem er es endlich geschafft hatte und Offizier war weiter seinen Dienst ordnungsgemäß versehen.


    Er lächelte Meridius an und sagte:


    "Danke Meridius. Ich bin froh, dass du mein Cousin bist."

  • "Ach ja! Noch etwas. Nur das du als Pater Gens informiert bist. Ich habe mein ganzes Geld in meine Weiterbildung investiert und damit die Studiengebühr für die höheren Kurse an der Schola Atheniensis bezahlt. Ich habe mich auch für den Cursus "Rebus Mercatoriis" I angemeldet."

  • Meridius begab sich in sein Arbeitszimmer. Er setzte sich an seinen Platz und bat Mercator ebenfalls Platz zu nehmen. Dann nahm er die Dokumente der Betriebe hervor und sah sich die Umsatzzahlen an. Hin und wieder runzelte er mit der Stirn.


    "Sitzt Du bequem, Onkel? Wie war die Geschäftsreise nach Alexandria? Was gibt es Neues aus Carthago?"

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