Io Saturnalia! - Die Tierhetzen zum Festtag der Lua Saturni

  • Die beiden Jäger näherten sich weiterhin einem der Löwen, der darauf ziemlich ungehalten zu reagieren begann. Seine Beute war vergessen. Die noch blutigen Pranken schritten über den Kadaver direkt hinweg, die schwarzen Krallen ausgefahren, die Zähne gebleckt. Er schätzte es außerordentlich nicht, gejagt zu werden, und versuchte die beiden Jäger mit einschüchterndem Gehabe von sich fernzuhalten. Immer wieder sprang er bedrohlich ein Stück in Richtung der beiden Männer. Nur um dann doch wieder außerhalb der Reichweite ihrer Speere zu bleiben. Sein Knurren war nurmehr ein tiefes Grollen.


    Auch der zweite Löwe hatte sich erhoben und taxierte die Jäger. Er und der andere Löwe mochten nur Zweckverbündete sein, doch besaß die Raubkatze offensichtlich genug Intelligenz und Erinnerungsvermögen, um zu erkennen, dass sie wohl der nächste wäre, sollte der andere Löwe getötet werden. Und die Chance gegen zwei Jäger war ungemein kleiner als die gegen einen einzelnen.
    So ließ auch der zweite Löwe von seinem Kadaverteil ab und setzte sich vorsichtig in Bewegung. Wie schon zuvor bei der Gazelle ging er nicht direkt auf die Jäger los und auch nicht von vorne. Vielmehr beobachtete er die beiden Menschen genau und beschritt einen sicheren Bogen, um in deren Rücken zu gelangen.


    ---


    In der Loge des Editors wiederum verfolgte Sextus das Spektakel mit anderem Interesse als wohl das restliche Publikum. Ihm war mehr daran gelegen, das Volk zu zerstreuen und diesem ein gutes Programm zu bieten, als selbst unterhalten zu werden. Daher war er mehr damit beschäftigt, die Reaktionen des Publikums zu lesen, als sich tatsächlich vom Geschehen in der Arena zerstreuen zu lassen.
    In diese Beobachtung also drang dann unerwarteter Weise seine Nichte ein, als sie ihn bat, sich entfernen zu dürfen, um Essen von einem Verkäufer zu holen. Sextus riss sich von dem Geschehen los und blickte das Mädchen etwas verwirrt an, blickte dann einmal nieder zu dem Tischchen zwischen ihnen. Dort stand ein Tablett mit allerlei Obst und auch einigen Fleischspießen und anderen Leckereien. Mehr als skeptisch blickte er wieder zu Corvina. “Dieses Essen hier schmeckt nicht?“ fragte er daher mit einem Tonfall nach, der die Verwunderung über ihre Erklärung mehr als betonte.

  • Zitat

    Original von Sextus Aurelius Lupus
    In der Loge des Editors wiederum verfolgte Sextus das Spektakel mit anderem Interesse als wohl das restliche Publikum. Ihm war mehr daran gelegen, das Volk zu zerstreuen und diesem ein gutes Programm zu bieten, als selbst unterhalten zu werden. Daher war er mehr damit beschäftigt, die Reaktionen des Publikums zu lesen, als sich tatsächlich vom Geschehen in der Arena zerstreuen zu lassen.
    In diese Beobachtung also drang dann unerwarteter Weise seine Nichte ein, als sie ihn bat, sich entfernen zu dürfen, um Essen von einem Verkäufer zu holen. Sextus riss sich von dem Geschehen los und blickte das Mädchen etwas verwirrt an, blickte dann einmal nieder zu dem Tischchen zwischen ihnen. Dort stand ein Tablett mit allerlei Obst und auch einigen Fleischspießen und anderen Leckereien. Mehr als skeptisch blickte er wieder zu Corvina. “Dieses Essen hier schmeckt nicht?“ fragte er daher mit einem Tonfall nach, der die Verwunderung über ihre Erklärung mehr als betonte.


    Es war nicht die intelligenteste Ausrede gewesen, die sie vorgebracht hatte, aber Corvina war eine von Grund auf ehrliche und anständige Person und hatte schlichtweg keinerlei Übung darin, zu lügen. Jetzt im Nachhinein kam sie sich ziemlich dumm vor, ausgerechnet diesen Grund anzuführen, aber welcher andere Grund wäre besser gewesen?
    Dass sie austreten musste? Und was wäre, wenn ihr Onkel sie dann gleich auf der Tribüne sah?
    Dass sie eine Freundin gesehen hätte? Dann hätte ihr Onkel gefragt, welche es sei und sie am Ende noch mit in die Loge hier gebeten, um die ominöse Freundin kennen zu lernen, die er in der Villa noch nicht gesehen hatte. Ihre Cousinen schieden aus ähnlichen Gründen als Ausrede aus.


    Nein, es gab keinen vernünftigen Grund. Also blieb Corvina ohnehin nichts anderes übrig, als bei ihrem unlogischen Grund zu bleiben, auch wenn ihr Onkel die Ausrede wohl durchschauen würde. Aber sie wollte ja wirklich gehen. Sonst wäre die Gelegenheit vorbei, und wer konnte schon wissen, wann sie sich jemals wieder bieten würde? “Doch, schon. Aber... keine gebratene Maus...“ Corvina hoffte Inständig, dass ihr Onkel auch solche kleinteiligen Leckereien verteilen ließ oder es zumindest glaubwürdig genug war, dass sie sich nach so etwas umsehen wollte.
    Ihn ansehen konnte Corvina bei diesen Worten allerdings nicht, nicht einmal ansatzweise. Sie kam sich so falsch, so ungehorsam und ungebührlich vor, und gleichzeitig waren ihre Gedanken gar nicht im hier und jetzt, sondern so voller Hoffnung bei dem, was vielleicht sein könnte. Und Corvina war sich sicher, dass wenn ihr Onkel ihr nur einen Augenblick in die Augen sehen würde, er all diese Dinge ebenfalls klar und deutlich darin erkennen würde.

  • Zitat

    Original von Titus Pompeius Atticus
    Atticus drehte sich gerade noch rechtzeitig wieder zurück zum Geschehen, um mit anzusehen, wie nun die zweite Amazone übernahm und bei voller Fahrt auf den Rücken eines der Pferde sprang, sich losschnitt und davongaloppierte. “Hast du das gesehen?!“ entfuhr es ihm begeistert, ohne dabei jemanden bestimmten mit seiner Frage zu meinen. Aber DAS war wirklich sehenswert gewesen und jeder, der es verpasst hatte, in seinen Augen ein armer Tropf.
    Erst nach diesem Ausruf der Begeisterung konnte er sich wieder um den Rempler kümmern, wie es sich eigentlich gehörte. “Oh, ähm, genau. Nichts zu danken.“ Kurz runzelte er die Stirn, weil der junge Mann ihm so bekannt vorkam. Einen kleinen, dicken Römer vergaß man ja nicht so einfach. Trotzdem dauerte es einen Augenblick, bis Atticus genug in seiner Erinnerung gekramt hatte, um die einzelnen Informationen korrekt zusammen zu setzen. “Ah, Quaestor Flavius, richtig?“ fragte er dann aber doch noch einmal nach, um sich zu vergewissern, hier niemanden zu verwechseln.


    Der Ruf der Jägerin erweckte auch die Appetenz des jungen Flavius, dem jenes artistische Kunststück ebensolche Admiration einflößte wie dem Jüngling, welchen soeben er beinahe umgestoßen hatte.
    "Admirabel, in der Tat!"
    , erwiderte er daher und gedachte seiner eigenen, überaus kläglichen Reitkünste, welche indessen noch immer seine Kapazitäten im Schießen mit dem Bogen übertrafen. Selbst wenn er bisweilen in Gesellschaft der Jagd frönte, so war er niemals auch nur in die Nähe derartiger Kunstfertigkeit gelangt.


    Indessen wandte der Jüngling sich nun wieder ihm selbst zu und erkannte ihn, was Manius Minor nicht sonderlich verwunderte, zählte man als amtierender Quaestor doch durchaus zur Prominenz Roms.
    "In der Tat!"
    , erwiderte er daher und erkundigte sich in der Annahme, dass selbst in den tollen Tagen der Saturnalia ein Angehöriger der Plebs es nicht wagen würde, im Amphitheater die vordersten Reihen der Aristokratie zu besetzen, zur Antwort:
    "Und mit wem habe ich das Vergnügen?"

  • Nach wie vor war die Lüge seiner Nichte offensichtlich. Was Sextus allerdings viel mehr interessierte als die bloße Tatsache, dass sie log, war die Frage, weshalb sie log. Soweit er das beurteilen konnte, hatte sie diese Eigenschaft ihm gegenüber noch nie gezeigt und war ihm bislang mit äußerstem Vertrauen entgegen gekommen. Warum also dieses Mal nicht? Welche Konsequenz fürchtete sie?


    In der Arena brüllte ein Löwe, und Sextus runzelte die Stirn.
    War es möglich, dass seine Nichte den Anblick der Tierhetzen unterschätzt hatte und sich nun unwohl fühlte? Das würde erklären, warum sie log, da sie ihn zunächst angefleht, ja, angebettelt hatte, mitkommen zu dürfen, wenngleich Sextus wegen der Brutalität, mit der Tier und Mensch vorgehen könnten, seine Bedenken hatte. Wenn sich diese nun als wahr herausstellten, würden ihre Chancen, bei weiteren, ähnlichen Aktivitäten an seiner Seite teilnehmen zu können, selbstverständlich gegen Null schwinden. Ebenso, wenn sie sich aufgrund des Anblickes hier übergab oder ähnliches. Bei näherer Betrachtung sah Corvina in der Tat etwas blass um die Nase herum aus.


    Sextus hatte also zwei Möglichkeiten. Ihre Lüge als das, was sie wahr, aufdecken und seine Nichte damit konfrontieren, was wohl in Geheule und missmutiger Stimmung für den Tag resultieren würde. Oder aber, er konnte Corvina ihr Gesicht wahren lassen, sie mit der Lüge davonkommen lassen und das Ganze hinnehmen.


    Entgegen seiner sonstigen Gewohnheit entschied er sich angesichts der Saturnalien für letzteres. “Nun gut. Ich wusste zwar nicht, dass ich so etwas auch verteilen lasse, aber dann geh. Bleib aber nicht zu lange, damit ich mir keine Sorgen mache.“


    ---


    Der zweite Löwe in der Arena hatte inzwischen die Jäger unten weit genug umkreist, um nun in ihrem Rücken zu lauern. Doch noch imemr fixierten beide Jäger den ersten Löwen und drängten ihn mit vorangehaltenen Speeren immer weiter zurück und verärgerten die Raubkatze damit sichtbar und hörbar. Unter lautem Brüllen und Knurren schlug der Löwe mittlerweile mit seinen Pranken nach den Speeren, um sie von sich fern zu halten, doch die beiden Nubier schienen unbeeindruckt.
    Der zweite Löwe kauerte sich erneut nieder und machte sich zum Spurt bereit. Goldene Augen fixierten einen der beiden Jäger, Muskeln spielten unter dem Fell, und er setzte wie zuvor bei der Gazelle mit schnellen Schritten zum tödlichen Finale an.
    Man konnte geradezu hören, wie die Zuschauerreihen die Luft einsogen in Erwartung, gleich einen unaufmerksamen, toten Jäger im Sand zu erblicken und einen triumphierenden Löwen mit blutiger Schnauze an dessen Hals. Doch im letztmöglichen Moment drehte sich der Nubier auf den Fersen. Der Speer schwang wie ein lebendiges Wesen herum und fuhr dem Löwen quer über die Brust. Wäre das Tier auch nur ein wenig schneller gewesen oder hätte einen Moment später reagiert, sein eigener Ansturm hätte ihn auf dem Speer aufgespießt. So aber erlitt er eine klaffende, rote Wunde und dunkles Blut tropfte in den Sand. Wie geschockt sprang der Löwe von diesem Mensch weg, der ihn verletzt hatte, und keuchte hörbar. Hass spühte aus den gelben Augen, denn dieser Kampf war noch nicht vorbei.


  • Nun, dieser Jüngling hier hatte keine Ahnung, bis wohin er sich vorgewagt hatte – und wenn er es gewusst hätte, hätte Atticus es wohl als besonderes Abenteuer empfunden, welches an so einem Freudentag durchaus einmal begangen werden durfte. Daher dachte er sich auch absolut nichts dabei, sich wie selbstverständlich vorzustellen: “Ich bin Titus Pompeius Atticus. Wir haben uns vor einigen Wochen schon einmal kennen gelernt, bei der Feier von Aedil Aurelius. Oder, naja, zumindest gesehen. Ich glaube, unterhalten haben wir uns nicht.“ Atticus war sich ziemlich sicher, sich nach dem Debakel mit der einen Aurelia mit niemandem unterhalten zu haben. Nicht einmal mit Callistus hatte er besonders viele Worte gewechselt, obwohl sie auf der Kline nebeneinander gelegen hatten. Aber der jetzige Aedil war damals so sehr in seine Ausführungen vertieft, und außerdem saß die Kaiserin mit am Tisch, da wollte er wirklich, wirklich, wirklich nicht noch einmal negativ auffallen.


    Hier und jetzt waren aber keine Frauen anwesend, vor denen man sich blamieren konnte, da fühlte sich Atticus weitaus freier, einfach nur er selbst zu sein und das Schauspiel zu genießen. Die einzigen Frauen, die er im Blickfeld hatte, waren die beiden Nubierinnen in der Arena, von denen eine schon gegangen war und die zweite, nachdem alle Gazellen erlegt waren – bis auf die eine – auch noch einmal winkte und davonritt. Wirklich schade. Die Löwen, die danach kamen, waren zwar sicherlich stattlich und mindestens genauso tödlich und gefährlich, sahen aber nicht einmal halb so gut aus. Zumindest nicht aus der Sicht eines Jünglings.

  • Er... er erlaubte es? Corvina war sich sicher gewesen, dass ihr Onkel bemerkt hatte, dass sie gelogen hatte. Und auch, als er ihre Abwesenheit erlaubte, war sie dank seines Kommentares noch immer unsicher, ob er nicht doch wusste, dass sie nicht die Wahrheit gesagt hatte und sie trotzdem gehen ließ. Aber er ließ sie gehen.
    Vermutlich trug die Pause, die nach seiner Erlaubnis entstand, nicht unbedingt zu ihrer Glaubwürdigkeit bei. Aber Corvina brauchte einen Moment, um ihren Erfolg wirklich zu realisieren, ehe sie ihre Sprache wiedergefunden hatte. “Ich werde mich beeilen, geliebter Onkel“, versprach sie und stand etwas unsicher von ihrem Stuhl auf.
    Noch einmal sah sie zu der Tribüne und zu dem großen Duccius. Immerhin musste sie im Gewirr der Gänge jenseits der Arena gleich den richtigen Eingang finden, um tatsächlich bei ihm heraus zu kommen. Glücklicherweise saß er am Rand der Sitzreihe, so dass sie tatsächlich zu ihm würde gehen können. Sie würde... ihr Herz begann wieder zu rasen, und sie sah noch einmal schnell zu ihrem Onkel und schenkte ihm ein etwas gequältes Lächeln. Danach ging sie.


    Die Loge des Editors hatte natürlich einen eigenen Aufgang. Immerhin saß hier auch mitunter durchaus der Kaiser höchstselbst, und niemand konnte erwarten, dass dieser sich durch die Schlangen am Eingang quälte. Aber jenseits der Tür gab es natürlich Abzweigungen nach links und rechts – zusätzlich gesichert mit diversen Türen – um den Verkäufern, Dienern und auch manchmal dem ein oder anderen Besucher zu erlauben, ungesehen von einem Punkt der Arena zum anderen zu kommen.
    Und eben jene Schleichwege nutzte nun Corvina. An den meisten Türen standen Wachen, da sie aber zum einen als Begleitung des Aedils gesehen worden war und zum anderen ein junges Mädchen, betrachtete sie niemand als auffällig oder gar Gefahr, so dass sich die Türen für sie natürlich öffneten. Nur recht dunkel war es, da nur in einigen Abständen hier immer Lampen an gesicherten Stellen standen. Nur ab und an, wo ein Fenster den Blick nach draußen, außerhalb der Arena freigab, drang noch Tageslicht ebenfalls in diese Versorgungsadern des Theaters.


    Corvina schritt also durch die trübe Dunkelheit und hörte über sich die Rufe der Zuschauer und ab und an das Brüllen eines Löwen. Es war sehr unheimlich, aber sie nahm ihren Mut zusammen und schritt durch den Gang. Weit war es ja nicht. Und dann würde sie den Duccius wiedersehen! Und dann würde sie... sagen... Ihre Schritte verlangsamten sich, bis sie stehen blieb. Ja, was würde sie sagen? Na, erstmal salve! fiel ihr ein, und sie setzte ihren Weg fort. Bis der nächste Gedanke kam. Was, wenn er daraufhin auch nur mit 'Salve' antwortete? Was dann? Wie wollte sie ihr Erscheinen erklären? Was sollte sie ihm dann sagen?
    Ihre Schritte verlangsamten sich wieder, bis sie schließlich stehen blieb. Es waren nur noch wenige Schritte bis zum nächsten Treppaufgang und damit wieder hoch zur Arena. Die Tür stand auch offen. Sie musste nur hindurchgehen und dann hinauf, dann war sie fast bei ihm. Aber vielleicht war es ja eine blöde Idee... was, wenn er sie nur ansah, als hätte sie den Verstand verloren? Vielleicht galten seine Blicke ja ohnehin nur der Tatsache, dass sie eine Frau war und er ein Mann, aber sonst nichts weiter. Oder vielleicht interpretierte sie das ganze auch nur total falsch.
    So kurz vor dem Ziel verließ Corvina erst einmal der Mut, und sie blieb hier im Halbdunkeln erst einmal stehen, um die Sache doch noch einmal genau zu bedenken.

  • Auch die kleine Albina gehörte zu denjenigen Zuschauern, die hörbar die Luft einsogen, als der Löwe einen der Jäger angriff. Ihre Spannung war förmlich greifbar, als sie sich nicht zwischen Luftanhalten und aufgeregtem Herumhüpfen entscheiden konnte. Aufgeregt wandte sie sich um, um Macer und der Sklavenschar etwas mitzuteilen, unterbrach sich aber selbst nach zwei oder drei unverständlichen Worten, um sich zappelnd durch die Haare zu fahren und sich anschließend doch wieder ohne weitere Äußerung zur Arena umzuwenden. Dort hatte der Löwe inzwischen den Speer abbekommen, was Albina nach einem weiteren Augenblick der Anspannung mit nun plötzlich wieder gelöster Zunge mit einem hektischen "Papa, Papa, der Löwe blutet!" kommentierte. "Ja, da hat der Jäger ganz schön viel Glück gehabt, nicht wahr?", kommentierte Macer seinerseits, was Albina wiederum mit einem zustimmenden Nicken quittierte. "Geht der Löwe jetzt tot?" wollte sie dann wissen und ihre Stimme schwankte zwischen Sorge um den Löwen und Bewunderung für den Jäger, der den Löwen dann mit einem einzigen Streich mit dem Speer getötet hätte. "Nein, das reicht noch nicht, um den Löwen zu töten", antwortete Macer. "Schau, er ist noch auf den Beinen. Bestimmt greift er gleich noch einmal an."

  • Langsam gewann das Spektakel an Spannung. Waren die Gazellen eben noch leichte Beute für die Löwen gewesen, so liefen die beiden stattlichen Raubkatzen nun Gefahr, vom Jäger zum Gejagten zu werden. Zwei mit Speeren bewaffnete Nubier hatten soeben die Arena betreten und diese Männer machten nicht den Eindruck, als würden sie das erste Mal einem Löwen im Kampf gegenüber stehen. Bedeutete das nun das Ende für die beiden anmutigen Raubkatzen? Sinn und Zweck einer Tierhetze wäre es ja letztendlich die Tiere zu erlegen, doch wenn es um die aurelischen Wappentiere ging, war Prisca eindeutig parteiisch.


    "Zu dumm!", kommentierte Prisca enttäuscht den misslungenen Angriff des Löwen und ballte gleichzeitig die Hände zu Fäusten, als sie die klaffende Wunde auf der Brust des Tieres entdeckte. Während viele der Zuschauer dem Jäger Beifall klatschten, hätte sie es viel lieber gesehen, wenn der Löwe den Nubier soeben in Stücke zerfetzt hätte. Aber was nicht war konnte ja noch werden.


    In den Augen des Löwen war der blanke Hass unschwer zu erkennen und der Anblick der blutrünstigen Bestie erzeugte ein erregendes Kribbeln auf Prisca´s Haut. So sehr, dass sie nicht länger an sich halten konnte und sie siegesgewiss in die Runde rief: "Ich wette 300 Sesterzen, dass wenigstens einer der Löwen überleben wird!" Mochte die Wahrscheinlichkeit des Sieges auch verschwindend gering sein ...Egal! ... Die 300 Sesterzen taten Prisca nicht weh. Hier ging es einfach nur um Spaß und Zerstreuung und das Spektakel hierfür hatte ihr Cousin wahrlich meisterlich inszenieren lassen.

  • Zitat

    Original von Titus Pompeius Atticus
    Nun, dieser Jüngling hier hatte keine Ahnung, bis wohin er sich vorgewagt hatte – und wenn er es gewusst hätte, hätte Atticus es wohl als besonderes Abenteuer empfunden, welches an so einem Freudentag durchaus einmal begangen werden durfte. Daher dachte er sich auch absolut nichts dabei, sich wie selbstverständlich vorzustellen: “Ich bin Titus Pompeius Atticus. Wir haben uns vor einigen Wochen schon einmal kennen gelernt, bei der Feier von Aedil Aurelius. Oder, naja, zumindest gesehen. Ich glaube, unterhalten haben wir uns nicht.“ Atticus war sich ziemlich sicher, sich nach dem Debakel mit der einen Aurelia mit niemandem unterhalten zu haben. Nicht einmal mit Callistus hatte er besonders viele Worte gewechselt, obwohl sie auf der Kline nebeneinander gelegen hatten. Aber der jetzige Aedil war damals so sehr in seine Ausführungen vertieft, und außerdem saß die Kaiserin mit am Tisch, da wollte er wirklich, wirklich, wirklich nicht noch einmal negativ auffallen.


    Hier und jetzt waren aber keine Frauen anwesend, vor denen man sich blamieren konnte, da fühlte sich Atticus weitaus freier, einfach nur er selbst zu sein und das Schauspiel zu genießen. Die einzigen Frauen, die er im Blickfeld hatte, waren die beiden Nubierinnen in der Arena, von denen eine schon gegangen war und die zweite, nachdem alle Gazellen erlegt waren – bis auf die eine – auch noch einmal winkte und davonritt. Wirklich schade. Die Löwen, die danach kamen, waren zwar sicherlich stattlich und mindestens genauso tödlich und gefährlich, sahen aber nicht einmal halb so gut aus. Zumindest nicht aus der Sicht eines Jünglings.


    Der Name seines Opponenten erweckte bei dem jungen Flavius keine prompten Assoziationen, obschon seine Präsenz bei der Wahlkampffeier des Aedils nahelegte, dass auch er der gehobenen Klasse der Urbs angehörte. Folglich wagte er auch nicht, freiheraus seine Unkenntnis der Person zu gestehen, da ja womöglich war mit jenem ihm die Identität eines wohlgelittenen Senatorensohnes war entfallen, sodass seine Kapitulation nicht nur ihm ob seines schlechten Gedächtnisses, sondern ebenso jenem ob des mangelhaften Eindrucks, welchen er augenscheinlich hatte hinterlassen, zur Schande würde gereichen. Stattdessen mühte er noch einmal sich zu entsinnen, welche Personen an jenem Abend in der Villa Aurelia seine Tischgenossen waren gewesen, bis endlich seine Remineszenzen zurückkehrten:
    "Oh, richtig, du lagst auf dem Lectus summus auf dem äußersten Platze, nicht wahr?"
    In der Tat waren einige Gäste zwischen ihnen gelegen, sodass Manius Minor sich nicht einmal mehr dessen erinnerte, was jener Pompeius hatte berichtet, doch ließ seine Platzierung noch jenseits des Duccius vermuten, dass sein Rang nicht allzu hoch war zu ponderieren, was wiederum es gestattete, sich die Blöße einer kleinen Erkundigung zu geben:
    "Du bist ein Klient von Aurelius Lupus?"

  • Da nun beide Raubkatzen letztendlich in den Kampf getreten waren, mussten die beiden Jäger sich aufteilen. Jeder von ihnen konzentrierte sich auf seinen eigenen Löwen, die sie mit vorgehaltenen Speeren auch auseinander trieben, um so jedem aus dem Publikum zumindest einen unverstellten Blick auf eine der beiden Raubkatzen zu bieten.


    Das verletzte Tier hatte dabei die deutlich geringere Geduld. Während die noch unverletzte Raubkatze sich weiterhin damit begnügte, ihrem Verfolger auszuweichen und den immer wieder vorzuckenden Speer mit der Pranke von sich zu schlagen, sah man der anderen ihren Hass regelrecht an. Blut tropfte immer wieder von der Wunde in den Sand und verfärbte das goldene Fell dunkel. Das Tier wusste, dass es geschwächt war und keine Zeit zu verlieren hatte, wollte es sein Leben retten.
    Immer wieder kam er näher, versuchte, den Speer beiseite zu pfeffern mit einem geschickten Schlag seiner Pranke um so zu dem Menschlein dahinter zu gelangen. Sein Schwanz peitschte wild hin und her vor Ungeduld, aber der Jäger ließ dem Löwen nicht die ersehnte Lücke. Ein zorniges Brüllen erschütterte die ganze Arena. Dann ein weiterer versuch, ein weiterer Schlag. Und dieses Mal traf die schwarze Kralle des Tieres auf das Holz des Speerschaftes, verhakte sich darin. Speer und Pranke waren verbunden, verkeilt, und der Löwe war weitaus schwerer und stärker als der Jäger, der seinen Speer nicht zurückziehen konnte. Die Raubkatze benötigte einen Augenblick, um die Situation zu erfassen, und stellte sich mit Kraft auf die betroffene Pfote. Der Speer brach unter dem Gewicht und ließ den Jäger mit einem gesplitterten, kurzen Holzschaft zurück.

  • Es war gar nicht so einfach, dem Geschehen in der Arena zu folgen und gleichzeitig seinem Gesprächspartner die nötige Aufmerksamkeit zu zollen. Eigentlich war Atticus ja hergekommen, um zuzuschauen, nicht, um zu quatschen. Aber es wäre wohl schon arg unhöflich, wenn er schon einmal ein Gespräch mit einem Patrizier und Quaestor führte – was soweit er wusste noch nie vorgekommen war – dann die ganze Zeit wie hypnotisiert auf zwei wohl bald sterbende Löwen zu starren. So riskierte er also nur immer wieder einen halben Blick in die Arena und hoffte, nichts allzu wichtiges zu verpassen, während er sich mit dem Flavius unterhielt.
    “Ja, richtig, neben Duccius Callistus und einem der Tiberier.“ Atticus konnte sich aber beim besten Willen nicht mehr an den Namen des Tiberius erinnern. Die beiden hatten kaum Worte gewechselt, und allzu neugierig wollte Atticus ja auch nicht sein angesichts des Schicksals, das die Tiberii überhaupt dazu gebracht hatte, in der Villa Aurelia Zuflucht zu suchen.
    Kurz war sich Atticus nicht sicher, ob es denn ein gutes oder ein schlechtes Zeichen war, dass der Quaestor sich erinnerte, wo er gelegen hatte. Atticus erinnerte sich nicht daran, wer wo gewesen war. Seine Aufmerksamkeit war nach den diversen Debakeln mit diversen hochgestellten Damen damals stur auf den Teller vor sich gerichtet gewesen und er hatte sich Mühe gegeben, sienen Patron möglichst wenig weiter zu blamieren. Dass der Quaestor sich dennoch an ihn erinnerte, hieß entweder, dass der junge Mann ein sehr gutes Gedächtnis hatte, oder aber, dass Atticus sich so sehr daneben benommen hatte, dass er trotz allem im Gedächtnis geblieben war.
    Glücklicherweise ließ der Flavius ihm nicht allzu viel Zeit, darüber nachzugrübeln. “Nein, ich bin Klient von Consular Purgitius. Er hat mich nur netterweise mitgenommen zu dem Fest, wohl weil es gerüchteweise hieß, der Kaiser könnte kommen. Dann hätte er mich vorstellen können. Aber naja, so war es ja trotzdem auch sehr schön.“
    Atticus überlegte sich, was er den Quastor wohl fragen konnte, um die Konversation am laufen zu halten. Die Gepflogenheiten der Höflichkeit geboten ja geradezu eine Gegenfrage. Aber nun nach dem Patron des Flavius zu fragen erschien ihm doch arg plump. Andererseits, was fragte man so einen Quaestor überhaupt? Konversation war schwierig, Atticus hörte lieber zu, als selbst zu reden.
    Und just in diesem Moment fiel ihm auf, dass der Flavius ja noch immer stand, während er bequem saß. Irgendwie war es doch eine seltsam anmutende Situation, die sich aus all diesen Kleinigkeiten ergab. Atticus versuchte also, sich irgendwie an seine Höflichkeit zu erinnern und etwas nicht ganz dummes zu sagen. Was dabei aber herauskam war ein: “Oh, willst du dich setzen? Wir können rutschen.“ Das erfüllte vielleicht nicht ganz die Kriterien einer wohlgeformten Unterhaltung mit einem Senatorensohn.

  • Zitat

    Original von Aurelia Prisca


    “ Nur einer?“ hakte Germanicus nach der unweit der Patrizierin stand. Wer sie war konnte er nicht genau erkennen. Ausser dass es sich um jemanden aus dem Aurelischen Haus handelte.


    “ Ich hoffe das beide Tiere dieses....“Spiel“ überstehen wobeibich natürlich weiß dasdas sie trotzdem nicht an Altersschwäche sterben werden“ ein wenig wehmütig blickte er nach unten.
    “Ich halte die 300 Sesterzen wobei es beide Tiere leben schaffen den Platz zu verlassen.“


    Cerretanus schob sich etwas näher an die Aurelia wobei die Leibwächter es nicht zu ließen jemanden auf Tuchfühlung kommen zu lassen.

  • Zitat

    Original von Paullus Germanicus Cerretanus


    “ Nur einer?“ ...“ Ich hoffe das beide Tiere dieses....“Spiel“ überstehen wobei ich natürlich weiß das sie trotzdem nicht an Altersschwäche sterben werden“ ...
    “Ich halte die 300 Sesterzen wobei es beide Tiere leben schaffen den Platz zu verlassen.“
    Cerretanus schob sich etwas näher an die Aurelia wobei die Leibwächter es nicht zu ließen jemanden auf Tuchfühlung kommen zu lassen.


    Gespannt hatte Prisca abgewartet, ob jemand die Wette annehmen würde und tatsächlich erklang ganz in ihrer Nähe eine Stimme ... eine männliche Stimme!


    Neugierig wandte Prisca den Kopf vom Geschehen in der Arena ab und suchte die Quelle in der Menge. Zur Freude der Aurelia war ihr Wettgegner eine durchaus attraktive Erscheinung und so umspielte ein ehrlich erfreutes Lächeln Prisca´s Lippen.


    "Sieh an, endlich jemand, der mich herauszufordern wagt. ... Die Wette gilt!", besiegelte sie mit einem Augenzwinkern die Wette und gleichzeitg gab sie ihren Leibwächtern mit einem Wink zu verstehen, dass dieser Mann in den "inneren Kreis" eintreten durfte.


    "Ich bin Aurelia Prisca und mit wem habe ich das Vergnügen?", stellte sich die Aurelia sogleich vor, um das Gespräch zu beginnen, ehe sie einen prüfenden Blick hinunter in die Arena warf.



    edit: Germanicus verwechselt *peinlich* Begrüßung entsprechend geändert

  • Cerretanus lächete ebenfalls erfreut als ihm die Aurelia deutete näher zu kommen.


    “ Es wäre eine Beleidigung deinerseits..also..ein gutausehende Dame unbeachtet zu lassen.“ meinte der Germanicer ernst. “ Natürlich gilt das für jede Dame.“ fügte er noch rasch hinzu.


    Bei ihrem Namen runzelte der junge Germanicer kurz die Stirn. Ihm kam der Name bekannt vor. Nur fiel ihm nicht ein in welchem Zusammenhang.


    “ ich bin Germanicus Cerretanus. Es ist mir eine besondere Ehre und ein grosses Vergnügen jemanden aus dem Haus der Aurelier kennenzulernen.“ Dann folgte er dem Blick Priscas und verzog den Mund.


    “ Ich fürchte ich werde bald un 300 Sesterzen weniger in meiner Spartruhe haben.“ merkte er trocken an und kratze sich am Kinn. “ Da wirds wieder ein Donnerwetter geben daheim.“

  • Zitat

    Original von Titus Pompeius Atticus
    “Ja, richtig, neben Duccius Callistus und einem der Tiberier.“ Atticus konnte sich aber beim besten Willen nicht mehr an den Namen des Tiberius erinnern. Die beiden hatten kaum Worte gewechselt, und allzu neugierig wollte Atticus ja auch nicht sein angesichts des Schicksals, das die Tiberii überhaupt dazu gebracht hatte, in der Villa Aurelia Zuflucht zu suchen.
    Kurz war sich Atticus nicht sicher, ob es denn ein gutes oder ein schlechtes Zeichen war, dass der Quaestor sich erinnerte, wo er gelegen hatte. Atticus erinnerte sich nicht daran, wer wo gewesen war. Seine Aufmerksamkeit war nach den diversen Debakeln mit diversen hochgestellten Damen damals stur auf den Teller vor sich gerichtet gewesen und er hatte sich Mühe gegeben, sienen Patron möglichst wenig weiter zu blamieren. Dass der Quaestor sich dennoch an ihn erinnerte, hieß entweder, dass der junge Mann ein sehr gutes Gedächtnis hatte, oder aber, dass Atticus sich so sehr daneben benommen hatte, dass er trotz allem im Gedächtnis geblieben war.
    Glücklicherweise ließ der Flavius ihm nicht allzu viel Zeit, darüber nachzugrübeln. “Nein, ich bin Klient von Consular Purgitius. Er hat mich nur netterweise mitgenommen zu dem Fest, wohl weil es gerüchteweise hieß, der Kaiser könnte kommen. Dann hätte er mich vorstellen können. Aber naja, so war es ja trotzdem auch sehr schön.“
    Atticus überlegte sich, was er den Quastor wohl fragen konnte, um die Konversation am laufen zu halten. Die Gepflogenheiten der Höflichkeit geboten ja geradezu eine Gegenfrage. Aber nun nach dem Patron des Flavius zu fragen erschien ihm doch arg plump. Andererseits, was fragte man so einen Quaestor überhaupt? Konversation war schwierig, Atticus hörte lieber zu, als selbst zu reden.
    Und just in diesem Moment fiel ihm auf, dass der Flavius ja noch immer stand, während er bequem saß. Irgendwie war es doch eine seltsam anmutende Situation, die sich aus all diesen Kleinigkeiten ergab. Atticus versuchte also, sich irgendwie an seine Höflichkeit zu erinnern und etwas nicht ganz dummes zu sagen. Was dabei aber herauskam war ein: “Oh, willst du dich setzen? Wir können rutschen.“ Das erfüllte vielleicht nicht ganz die Kriterien einer wohlgeformten Unterhaltung mit einem Senatorensohn.


    Aufmerksamkeit war eine Fähigkeit, welcher jeder Politiker bedurfte und gerade für den jungen Flavius, der ja genötigt war, sich so viel als möglich einzuprägen, um seine Fehlsicht zu cachieren, besaß darin einige Übung. Von dem ohnehin eher vernachlässigbaren Malheur des jungen Pompeius hatte er hingegen keine Notiz genommen, weshalb diese Episode auch nicht sein Gewissen konnte belasten.


    Vielmehr beschied er, einer spontanen Eingebung folgend und auf die Qualitäten eines Klienten des ehrenwerten Consulars Purgitius vertrauend, tatsächlich den offerierten Platz einzunehmen und soeben noch das Brechen des Jagdspießes zu verfolgen.
    "Oh!"
    , entfleuchte es ihm ob der animalischen Kraft des Löwen, der nun einem unbewaffneten Jäger sich gegenüber sah. Den Blick weiter auf das Geschehen in der Arena gerichtet bemerkte er sodann an die Adresse des jungen Pompeius:
    "Nun, immerhin gab die Augusta sich die Ehre. Sie ist ebenfalls eine Zierde für jedes Gastmahl, nicht wahr?"

  • In der Arena stand es noch unentschieden, wobei der blutende Löwe nicht den Eindruck machte, als würde er sich kampflos seinem Schicksal ergeben. Es blieb also spannend, ob nun Mensch oder Tier am Ende den Sieg davon tragen würde. Für Prisca war der Ausgang des Kampfes allerdings sekundär und die 300 Sesterzen bedeuteten ihr im Grunde nichts.


    Vielmehr schätze und genoss sie bei solchen Spektakeln die entspannte Atmosphäre und die Gelegenheit für zwanglose Gespräche. So wie mit dem Germanicus, der auf den ersten Blick einem anderen Germanicus zum verwechseln ähnlich sah. Oder täuschte die gens Zugehörigkeit Prisca dahingehend, dass sie in dem Gegenüber einen ganz bestimmten Germanicus zu erkennen glaubte.


    "Germanicus Cerretanus ...", wiederholte Prisca den Namen zum Zeichen der Ehrerbietung: "Die Freude ist ganz meinerseits, zumal ich deine Familie bereits kennen lernen durfte. Ich weiß nicht, ob der Name Paullus Germanicus Acuelo dir etwas sagt, jedenfalls kannte ich ihn gut", erinnerte sich Prisca gerne an jenen Mann zurück, mit dem sie einmal ein Theaterstück besuchen durfte.


    Die Ähnlichkeit mit ihrem Gegenüber war vielleicht nur Einbildung, aber Prisca hatte durchaus ein Faible für Männer, die so aussahen wie eben jener.


    "Nun, ich bin gerne bereit auf die Zahlung der 300 Sesterzen zu verzichten, sofern du mir einen adäquaten Ersatz anbieten kannst. Allerdings wäre ich dankbar zu erfahren, ob und welches Pfand du im Gegenzug von mir erwarten würdest", gab sich Prisca auch sogleich verhandlungsbereit und gleichermaßen verspielt und mit einem schelmischen Grinsen unterstreichend.

  • Über sich hörte Corvina die Menge einmal aufstöhnen. Irgend etwas musste passiert sein, das diese Reaktion hervorgerufen hatte. Aber Corvina wollte nicht einmal wissen, was es war. Sie hörte es zwar, aber so wirklich realisieren konnte sie es ohnehin nicht. Sie stand noch immer hier, im Halbdunkeln. Unweit von ihr flackerte das Licht einer Lampe an einer Wandhalterung, ab und an flitzte ein Bediensteter vorbei. Meistens waren es Verkäufer, die Nachschub für ihre Bauchläden holten, um weitere Zuschauer mit ihren Leckereien versorgen zu können. Hätte Corvina also wirklich etwas zu essen gewollt, sie hätte es sich schon längst bringen lassen können. Aber an Essen war überhaupt gar nicht zu denken. Vor lauter Aufregung war ihr ohnehin schon flau im Magen.


    Da oben war der Durchgang. Es waren nur ein paar Schritte und ein paar Stufen. Sie konnte das Tageslicht von dort hereinfallen sehen, strahlend hell gegen das Halbdunkel hier unten. Dort oben war er. Zumindest, falls er inzwischen nicht gegangen war. So lange, wie Corvina zögerte, war das im Bereich des Möglichen.
    Vielleicht hatte sie sich das alles ja auch nur eingebildet? Wenn sie so überlegte, war sie sich nicht mehr wirklich sicher, ob er tatsächlich zu ihr gesehen hatte. Vielleicht hatte er zwar in ihre Richtung gesehen, aber wer wusste schon, ob er sie gesehen, geschweige denn erkannt hatte? Und wenn ja, vielleicht war es von seiner Seite aus ja auch nur Freundlichkeit, die ihm nun peinlich war, da er mitbekommen hatte, wie sie errötet war?


    Hach, das alles war einfach schrecklich! Entsetzlich! Da war sie schon so weit gegangen, hatte ihren Onkel angelogen, und wofür? Dass sie nun hier stand und sich nicht traute, weiter zu gehen? Corvina schalt sich selbst eine Närrin. Noch einmal blickte sie sehnsüchtig zu dem Licht die wenigen Stufen dort oben. Es waren nur wenige Stufen, doch es erschien ihr wie der Olymp, den zu erklimmen sie sich anschickte.
    Sie schluckte einmal und ging ganz vorsichtig weiter. Erst eine Stufe, dann die nächste. Sie konnte nun schon über den Rand blicken, denn auf der anderen Seite fiel die Tribüne natürlich wieder nach unten ab, um allen Zuschauern einen guten Blick in die Arena zu gewähren. Schließlich ging sie noch einen Schritt weiter, bis zum Rand des Ausgangs.
    Vorsichtig sah sie den Gang entlang nach unten, wo der Grund ihres Herzflatterns saß. Er war wirklich nah, vielleicht fünf Schritte, und sie wäre bei ihm. Aber es hätte genauso gut eine Meile sein können, so unüberwindbar erschien Corvina diese Distanz. Sie hatte keine Ahnung, was sie denn sagen sollte. Ihre Cousinen konnten so etwas, einfach so einen Mann ansprechen, als wäre es das natürlichste der Welt. Corvina konnte das nicht. Allein schon bis hier her zu kommen hatte mehr Mut erfordert, als sie glaubte, zu besitzen. Ihn jetzt sofort anzusprechen, das wäre zu viel.

  • Der Löwe benötigte einen Augenblick länger als sein Jäger, zu realisieren, was da gerade passiert war. Der Nubier wich schon erschrocken zurück, in der einen Hand den kläglichen Rest seines gebrochenen Speeres. Mit der anderen zog er ein Messer, welches er am Gürtel trug – ein kläglicher Vergleich mit den Reißzähnen und Krallen seines Gegners. Der Löwe trat heftig auf die Pfote, an der der andere Teil des Speeres noch an den Krallen hing, und schüttelte so den Speer schließlich wieder ab. Erst da begriff er, dass sein Gegner nun seiner größten Waffe beraubt war. Noch einmal folgte ein Brüllen, das fast triumphierend klang.
    Mit zwei schnellen Sätzen war er bei dem Jäger, der versuchte, mit dem splitterigen Ende des Speerschaftes den Löwen von sich zu halten und sich rückwärts in Sicherheit zu bringen. Doch von dem bisschen Holz ließ der Löwe sich nur mäßig beeindrucken. Wütend wischte er es mit einer Pranke beiseite, und setzte sogleich mit der anderen nach. Er erwischte den Mann am Bein. In schnellem Reflex stach der Jäger mit seinem Messer zu und rammte es der Katze tief in die Pfote, so dass das Tier sich aufjaulend noch einmal zurück zog. Die Pfote hielt es nach oben, nah am Körper. Blut tropfte herunter, noch immer steckte das Messer tief darin.
    Aufsetzen konnte der Löwe die Pfote so nicht, dennoch sprach Mordlust aus seinen Augen. Auf drei Beinen hinkend näherte er sich wieder rasch dem Menschlein, das seinerseits ebenfalls am Bein aus drei großen Kratzern blutete, die das rote Fleisch unter der schwarzen Haut freilegten. Mit einer Hand versuchte der Mann, die Wunde zuzudrücken, während er rückwärts davon humpelte. Doch er geriet aus dem Gleichgewicht und fiel rücklings hin. Die Katze sah es und nutzte die Gelegenheit zum Sprung...


    und wurde in der Luft zur Seite weggerissen. Der lange Speer des zweiten Jägers war mit solcher Wucht geworfen, dass es die Flugbahn des Löwens verändert hatte und er nicht auf, sondern neben dem verletzten Jäger zum liegen kam. Die Zunge hing ihm aus dem Maul. Der Brustkorb hob sich noch einmal, dann lag er still. Der Speer hatte den Löwen genau zwischen die Rippen getroffen und wohl die Lunge, vielleicht auch das Herz durchbohrt.


    Während der verletzte Jäger zwischenzeitlich gerettet war, sah sich sein Retter nun aber einer unverletzten Raubkatze gegenüber, der er selbst nur mit einem langen Messer begegnen konnte.

  • Wieder hatte die Spannung der Szene dafür gesorgt, dass die kleine Albina kaum ein verständliches Wort heraus bekam und sich wild durch die Haare fuhr, bis der Löwe schließlich am Boden lag und der Jäger gerettet wurde. "Ist der Löwe jetzt tot, Papa?" fragte sie trotzdem zögerlich. "Ja, ich glaube schon", antwortete Macer, nachdem er die Raubkatze einen Augenblick begutachtet hatte. "Der sieht ziemlich tot aus." Auch die Sklavenschar um sie herum sah das ähnlich und äußerte sich entsprechend. "Dann hat der eine Jäger dem anderen Jäger das Leben gerettet!", stellte Albina nun wieder mit fester Stimme fest. "Er ist ein ganz toller Jäger. Jetzt muss er nur noch auch noch gegen den anderen Löwen gewinnen. Das schafft er bestimmt auch noch, oder, Papa?" Macer war sich da nicht so sicher, denn immerhin hatte der Mann nur noch sein Messer.

  • Zitat

    Original von Manius Flavius Gracchus Minor


    Aufmerksamkeit war eine Fähigkeit, welcher jeder Politiker bedurfte und gerade für den jungen Flavius, der ja genötigt war, sich so viel als möglich einzuprägen, um seine Fehlsicht zu cachieren, besaß darin einige Übung. Von dem ohnehin eher vernachlässigbaren Malheur des jungen Pompeius hatte er hingegen keine Notiz genommen, weshalb diese Episode auch nicht sein Gewissen konnte belasten.


    Vielmehr beschied er, einer spontanen Eingebung folgend und auf die Qualitäten eines Klienten des ehrenwerten Consulars Purgitius vertrauend, tatsächlich den offerierten Platz einzunehmen und soeben noch das Brechen des Jagdspießes zu verfolgen.
    "Oh!"
    , entfleuchte es ihm ob der animalischen Kraft des Löwen, der nun einem unbewaffneten Jäger sich gegenüber sah. Den Blick weiter auf das Geschehen in der Arena gerichtet bemerkte er sodann an die Adresse des jungen Pompeius:
    "Nun, immerhin gab die Augusta sich die Ehre. Sie ist ebenfalls eine Zierde für jedes Gastmahl, nicht wahr?"


    Kaum war Atticus gerutscht, um dem Quaestor etwas Platz zu machen, da musste er auch schon aufspringen – wie wohl das halbe Publikum – um mit anzusehen, wie einer der Löwen den Speer seines Jägers brach. Direkt danach setzte die Raubkatze auch zu finalen Stoß an, verletzte den Jäger am Bein. Als dieser dann hinfiel, glaubte Atticus schon dessen Tage für gezählt. Aber wie durch eine göttliche Fügung rettete der andere Jäger seinen Kollegen im letzten Augenblick.
    Es fiel schwer, sich wieder zu setzen – wenngleich sich die hinteren Reihen selbstredend darüber beschwerten. Insbesondere, da Atticus so groß war. Als er wieder saß und den kurzen Adrenalinschub verdaut hatte, konnte er sich auch endlich der Frage widmen. Bei der Erinnerung an die Augusta und insbesondere ihr knappes Kleid stieg wärme in ihm auf. Bei der Erinnerung daran, wie er sich vor ihr blamiert hatte, ebenfalls, wenngleich eine andere.
    “Ja, die Augusta war...“ Verzweifelt suchte Atticus nach einer diplomatischen Formulierung für das Wort 'rattenscharf', die man wohl in der Öffentlichkeit aussprechen konnte, aber ihm fiel nichts passendes ein. Außerdem konnte er das sowieso so nicht zugeben. Er war sich nicht einmal sicher, ob es nicht schon irgendwie Verrat war, allein sich vorzustellen, etwas mit der Augusta zu haben, selbst wenn das so nie war und nie so sein würde. Also lächelte er entschuldigend und zuckte die Schultern. “Ich finde keine passende Umschreibung. 'Unbeschreiblich' trifft es dann wohl“, schlussfolgerte er.
    “Sie hat sich auch mit meinem Patron unterhalten und gemeint, sie würde meinen Karrierewunsch weitergeben. Aber bislang kam nichts vom Palast zurück.“ Wieder ein Schulterzucken. Der Quaestor war zwar kleiner als er selbst, aber sicherlich an die zehn Jahre älter als er und damit weit entfernt von der Einstiegsplanung in eine Karriere. Da wollte Atticus ihn nicht langweilen. “Und ist die Quaestur so, wie du sie dir vorgestellt hast?“ fragte Atticus also schließlich doch nach, um das Gespräch am Laufen zu halten.

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