ZitatOriginal von Herius Claudius Menecrates
Die Hochzeit verlief in Teilen anders als es die Tradition vorschrieb. Das lag daran, weil die Villa Claudia aktuell wegen der Heimstatt des amtierenden Consuls und der fortlaufend tagenden Kommission nur eingeschränkt begehbar war. Auf die Zeremonie am frühen Morgen des Hochzeitstages wurde jedoch nicht verzichtet. Sowohl die Auspizien wurden durchgeführt als auch diverse Götteropfer. Allerdings gab es keine Brautführerin, die danach die Hände der Brautleute ineinandergelegt hätte. Zum einen besaß die Gens Claudia keine in erster Ehe verheiratete Frau und zum anderen fehlte geplantermaßen der Bräutigam. Die erforderlichen Zeremonien sollten in der Villa Flavia stattfinden, weswegen unorthodoxer Weise ein alternativer Brautzug vor der Eheschließung und dem Festmahl stattfand. Menecrates betrachtete die Abänderung der Abläufe nicht als Einbuße, sie entsprangen der Notwendigkeit. Aus diesem Grund grübelte er auch nicht über die Tatsache nach, dass die drei Knaben als Geleit fehlten und er nicht wusste, wann und ob der Brautraub stattfinden würde.
Auf eines würde er jedoch bestehen: das Sassia den Türpfosten mit Öl bestrich und anschließend mit Wolle umwickelte, bevor sie über die Schwelle getragen wurde.
Menecrates betrachtete ihre zarte Hand, die auf seinem Unterarm lag, legte seine Hand auf ihre und führte seine Enkelin Scato entgegen..
Scato indes wartete noch immer darauf, dass Sassia die wenigen Schritte zur Villa Flavia ging, damit er sie über die Schwelle ins Haus tragen konnte. Das breitgefächerte Publikum machte die Aufgabe beim tragen nicht das Gesicht zu verlieren natürlich nicht zwingend leichter, andererseits war Sassia ja von derart graziler Statur, dass er sich diese Zurschaustellung körperlicher Leistungsfähigkeit noch gerade so zutraute.
Als Menecrates dann samt Sassia vor ihm stand, war auch Scato ein wenig flau. Er hatte immer fest geglaubt, dass er einmal eine unansehnliche Tochter eines Senatoren heiraten würde, welche ihm einen Sohn abliefern sollte und deren Aufgabe genau dann beendet sein würde.
Stattdessen war da nun Sassia, ein junges Ding mit eigenen Ambitionen, einer besonderen Ausstrahlung, und dem gewissen Etwas welches Scato durchaus erweichen ließ.
Stumm blickte er die Claudier an, erst Sassia, dann Menecrates und dann wieder Sassia, bevor er seine Hand ausstreckte und sich eines seiner seltenen aufrichtigen Lächeln auflegte...
"Meine Verlobte, meine Frau." sagte er leise und blickte dann Menecrates an "Ich danke dir Herius, keine Sorge, sie wird hier ebenso gut behütet sein wie in der Villa Claudia." versicherte er ihm, obgleich die Villa Claudia praktisch nur einen Steinwurf entfernt war, und sich der Abschiedsschmerz allenfalls im symbolischen Bereich bewegen sollte.
"Bist du bereit Sassia?" fragte Scato leise, da er sie nicht einfach wie ein Bauer hochheben und wegtragen wollte.