"Zum duften Viri"

  • Antipatros versuchte, Wölfchen kurz zu nehmen und von Castor wegzuziehen. Das quittierte der graue Wolfshund mit wütendem Gebell.
    Valeria Maximilla lag mit einer Reinigungsmaske aus rötlicher Tonerde entspannt auf Lanassas Liege.
    Da drang Wölfchens Gebell an ihre Ohren.
    "Oh, es scheint Probleme zu geben!", stieß sie hervor:
    "Bitte entschuldige mich für einen Moment!"
    Sie setzte sich auf und lief an der verblüfften Lanassa vorbei nach draußen. Remigius hatte sie gesehen und setzte sich in Bewegung.
    Maximilla fand den Anblick der jungen Burschen an der Tür höchst seltsam. Sie trugen nur weiße Röckchen und freie Oberkörper. Ihre Gesichter waren in Weiß, Rot und Schwarz geschminkt.


    Wölfchen bellte immer noch, aber nicht weil er Castor verbellen wollte. Sondern im Gegenteil strebte er zu ihm hin. Der junge Mann musste gut riechen.


    "Antipatros, nicht so straff, du erwürgst Wölfchen ja.", sagte Maximilla aufgeregt:
    "Wolf, was fällt dir ein, dich hier so aufzuführen?!"


    Maximilla hielt ihren Hund für sehr sensibel. Ihre empfindlichste Strafe war es, ihn "Wolf" zu nennen.
    Dann wandte sie sich mit ihrem forschenden Blick an die beiden Jünglinge.
    Einer von ihnen sprach gerade mit ihrem neuen Freund Viri.


    Auf Grund ihrer Aufmachung hielt die Valeria sie für Priester oder Anhänger einer seltsamen Religion. Es wimmelte in Rom geradezu von allen möglichen exotischen Göttern.


    "Ich muss mich für meinen Hund entschuldigen.", sprach sie:
    "Und für meinen Sklaven. Ihr könnt euch die Reihenfolge selbst aussuchen."
    An exotischen Kulten fiel ihr jetzt nur einer ein:
    "Sind die Herren etwa Christenpriester? Remigius, meine Geldbörse. Ich spende den Leuten je einen Sesterz für ihren Gott."


    Die Valeria wollte es sich keinesfalls mit einer fremden Gottheit verderben.
    Sie dachte auch nicht daran, dass sie mit einem Handtuch um das Haar und der roten Erde auf dem Gesicht selbst einen seltsamen Anblick bot.

  • Lurco lehnte entspannt an einer Theke und beobachtete das Treiben in Viridomarus Laden. Zwei junge, schräge Vögel spähten herein. Irgendwie kamen sie ihn bekannt vor. Wie sie Viri begrüßten, war schon herrlich zu hören. Der große Hund draußen schien an den beiden ebenfalls einen Narren gefressen zu haben. Er genoss sicher auch die Vorführung der beiden und bellte.


    Dies veranlasste seine junge Herrin aus den hinteren Räumen zu erscheinen. Mit einer ganz ähnlichen Gesichtsbemalung nur wesentlich ansehnlicher erklärte sie die beiden Lauser kurzerhand zu Christen und spendete ihnen je eine Sesterze.


    Das war ein Bild für die Götter, der Besuch hatte sich allein dafür schon gelohnt. Lurco schmunzelte Maxi an.

  • Als Lurco Valeria Maximilla anschmunzelte, dämmerte ihr etwas.
    Sie fuhr sich mit zwei Fingern ins Gesicht. Rote Erde!
    Auf einer Seite praktisch, denn so sah bemerkte keiner, wie sie bis zum Halsansatz rot anlief.


    Remigius holte Münzen aus dem Geldbeutel und hielt sie den beiden Burschen hin.
    So jung der Sklave war, er war in Rom aufgewachsen. Die beiden Prostituierten waren entschieden keine frommen Christen. Aber er hielt lieber den Mund. Die junge Domina brauchte nicht alles zu wissen.


    Maximilla lächelte zu Lurco hinüber:
    „Salve !“, sagte sie, als wäre ihre Aufmachung das Normalste von der Welt:
    „Diese Tonmasken sind sehr erfrischend. Ich kann sie dir nur empfehlen.“

    Sie fand, dass sie alles perfekt geregelt hatte und ging sehr aufrecht in die hinteren Räume zurück.


    „Alles muss man selber machen“, sagte sie zu Lanassa, bevor sie sich wieder in deren kundigen Hände begab.

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    Castor & Pollux


    Als der jüngere der beiden Sklaven Pollux zwei Münzen hinhielt, wurde er mit einem anzüglichen Lächeln belohnt respektive bestraft, das lag im Sinne des Betrachters. Pollux freute sich und verneigte sich hernach vor der jungen Dame.


    "Der Herr soll`s dir danken", säuselte er eine der üblichen Christenfloskeln und packte die Münzen in seinen Geldbeutel, den er aus Sicherheitsgründen unterhalb des Röckchens trug.


    Castor derweil krabbelte dem Hund, der zurückgezogen wurde, in der Hocke hinterher und sonderte quietschende Laute ab, um das Tier anzulocken. Dieser Langweiler von altem Sack wollte ihm offenbar den Spaß nicht gönnen, mit dem Hund zu spielen. Vermutlich gehörte er zu der Sorte, die Wert darauf legte, dass der Hund gefährlich wirkte und wenn dieser mit wildfremden Tunichtguten spielte, machte dies ihm einen Strich durch die Rechnung. Aber das war Castor egal, er wollte spielen.


    "Du GUUUTER", quietschte er begeistert, warf beide Hände in die Luft und presste sie dann auf den Boden, so dass er aus Hundesicht in Spielhaltung war. Das machte er mehrmals hintereinander, mit aufgerissenen Augen und breitem Grinsen, dass auf Menschen sicher ein wenig irre anmutete, aus Hundesicht jedoch völlig normal aussah - Hunde grinsten genau so, wenn sie sich freuten.

  • Der valerische Sklave Antipatros war ganz und gar nicht einverstanden.
    „Das ist der Hund der edlen Domina Valeria Maximilla, und es ziemt sich überhaupt nicht, dass du ihn anfasst, Lupo“, zischte er ziemlich giftig.


    Remigius jedoch war sich da nicht sicher. Domina Maximilla sprach mit den seltsamsten Leuten.
    Kürzlich hatte sie sich eine Stunde mit einer wildfremden Sklavin unterhalten, nur weil die aus Germanien kam.


    Er rannte lieber nach hinten und fragte nach. Kurz darauf kam er außer Atem zurück:
    „Die Domina meint, die Christen dürfen ruhig mit Wölfchen spielen.“, japste er.
    „Christen….phhhh.“, sagte Antipatros. Er musste mit Dominus Tiberius Valerius Flaccus ein ernstes Wort über die Leichtgläubigkeit der jungen Domina reden.


    Wölfchen dagegen kannte keinerlei Standesdünkel. Er wedelte was das Zeug hielt. Er lief um Castor herum und forderte ihn zum Spielen auf. Er schlabberte ihn ab und sah selbst aus, als würde er seelig grinsen.

  • "Eure Passion? Sprechen wir doch offen, von Wohltätigkeit ist noch keiner satt geworden. Also für gute Arbeit, gibt es guten Lohn. Castor und Pollux die Sterne am duftenden Himmelszelt des Viridomarus. Wenn Ihr beiden Sternchen herabgestiegen seid um mich glücklich zu machen, dann meine Lieben unterstützt Ihr mit Euren Gesichtchen mein Geschäft. Und mein Geschäft unterstützt Euch, damit Ihr Euch etwas in die Gesichtchen drücken könnt.


    Zuerst muss einmal diese grässliche Schminke von Euch runter. Dann werdet Ihr gebadet, enthaart und gesalbt. Selbstredend werdet Ihr neu geschminkt und zwar so, dass Ihr beiden wirklilch wie Zwillingsgötter ausseht. Derart vorbereitet, werdet Ihr als attraktives Duo vor meinem Laden im Doppelpack flanieren mit einem kleinen Testflakon und täglich einen neuen Duft aus meinem Haus aus eigener Kreation zahlungskräftigen Kunden anpreisen.


    Dafür gibt es wie gesagt, einen guten Lohn. Und habt Ihr dabei noch ein Auge auf die Sicherheit meines Ladens, gibt es sogar etwas mehr. Aber Obacht! Die Kundschaft ist mir heilig! Hier werden keine unlauteren Mittel wie Unhöflichkeit, Dreistigkeit oder gar Gewalt eingesetzt. Der Kunde will mit Charm, Witz und Wissen überzeugt werden.


    Da Ihr beiden Schlitzohren so vortrefflich für Euch werbt, wie wäre es, wenn Ihr für etwas werben würdet, dass nicht ganz so atemraubend - dafür aber atemberaubend ist? Interesse? Eure Gesichter wären eine vortreffliche Werbung, selbstverständlich wenn sie von mir geschminkt wären. Interesse oder nicht? Immerhin wollt Ihr ja einen Mann glücklich machen nicht wahr?", lachte Viri freundlich.

  • Viri schaute genauso wie Lurco bei der vermeintlichen Spende zu. Maxi hatte den vermeintlichen Christen eine Spende zukommen lassen und wurde nun wieder von Lanassa verwöhnt und geschminkt.


    Viridomarus widmete sich wieder dem Parfüm für Maxi. Als er den Duft zusammengestellt war, füllte er ihn in einen passenden Flakon. Ein zartes, geschwunges, rose Glas, dass von der Farbe her ganz dem Duft entsprach den es hütete.


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    Viridomarus ging nach hinten und gesellte sich zu Maxi und Lanassa. Er hielt den Flakon so, dass ihn Maxi sehen konnte.


    "Dein Duft ist fertig und wartet auf Dich", sagte er freundlich und stellte das Fläschchen auf eine der Anrichten.

  • Die Phiole war wunderschön. Rosig und geschwungen erinnerte sie an eine natürlich gewachsene Form wie ein Schneckenhaus.


    Valeria Maximilla konnte nicht widerstehen. Sie bat Lanassa, eine kurze Pause zu machen, dann öffnete sie das Fläschchen und schnupperte.
    Rose ohne Zweifel, dann etwas Zitroniges und dann etwas Wilderes, Sinnliches, das eine Maximilla beschrieb, die sie später vielleicht einmal werden würde. Das war Moschus.
    In diesem extra für sie entworfenen Parfüm war ihre Zukunft als junge hübsche Braut festgehalten.
    Die Valeria war hin und weg.
    Niemals zuvor hatte ein Mann sich ihrem Wesen mit so viel Tiefe und Zartheit genähert.


    Maximilla ließ sich auf die Liege zurück sinken. Sie war ein wenig verwirrt. Normalerweise wußte sie immer, was sie fühlte. Aber dieses Gefühl in ihr gerade war ihr völlig neu.

  • Viridomarus nickte zufrieden, denn so wie Maximilla schaute, hatte er ganz ihren Geschmack getroffen. Der Duft, der Flakon all dass war eine perfekte Mischung die auf den Leib der jungen Dame "geschneidert" war. Auch die Präsentation des Duftes, machte einen maßgeblichen Teil dessen Wirkung aus. Es war ein schmaler Grad zwischen Kunst und Kitsch. Schlichtheit war oft die Krone der Schöpfung. Das zarte Rose des Glases versprach den sanften Duft der Rosenblüte und bewahrte diesen kostbaren Schatz sicher in seinem Inneren auf. Der Verschluss diente zeitgleich dazu, das Parfüm zu dosieren.


    "So verträumt wie Du schaust meine Liebe, maße ich mir an zu behaupten Deinen Geschmack getroffen zu haben. Es freut mich, dass ich den Duft Deiner Seele in diesem Parfüm festhalten darf. Der Flakon verwahrt ihn sicher. Halte ihn von grellem Licht fern, so dass Du lange Freude an Deinem Duft haben wirst. Der Verschluss dient Dir als Dosierhilfe. Zwei Tropfen jeweils hinter das Ohr oder falls Du es bevorzugst ins Haar, sollten Deine Schönheit genau nach Maß unterstreichen", erklärte Viri glücklich.


    "Genieße die weitere Behandlung, Dein Leitfaden zur Schminkanleitung wartet vorne auf Dich, genau wie ich", sagte Viridomarus freundlich.


    Es freute ihn von Herzen, wie Maxi auf sein Parfüm reagiert hatte.

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    Castor & Pollux


    Während Castor noch immer mit dem Hund tollte, stützte Pollux die Hand in die Hüfte und setzte einen koketten Blick auf. Mit seiner unmöglichen Schminke musste das für den Ladeninhaber ein grauenvoller Anblick sein.


    "Charme, Witz und Wissen - das haben wir alles und noch viele andere Tugenden. Und unhöflich sind wir nie, jeder liebt uns. Gern werden wir für dich werben, wenn du uns so innig darum bittest, werter Herr! Was tut man nicht alles, wenn man freundlich gefragt wird, unsere Herzen sind aus Gold. Und was verdienen wir dabei, dich glücklich zu machen? Wie war noch mal dein Name ... ?"

  • „Du bist einmalig, Viri.“, sagte Valeria Maximilla und in ihrer sprunghaften Art:
    „Was du tust, ist hohe Kunst für mich. Nicht irgendwelche Männer, die in Uhus verwandelt werden.“


    Viri konnte natürlich nicht wissen, dass die Valeria von einer Statue in der Werkschau des Bildhauers Dolios sprach:


    „Ich will nie wieder ein anderes Parfüm tragen als das hier. Was ich zuhause habe, werde ich an die Sklavinnen verschenken. Und an Remigius, der mag so was auch.“


    Lanassa kam zum Ende mit ihrer Arbeit.


    Maximilla erhob sich und fühlte sich anders. Lanassa hielt ihr einen Spiegel hin. Die Valeria sah auch anders aus: Sie war nun eine junge Frau mit großen schwarzen Augen, sanft geröteten Lippen und hohen Wangenknochen. Das braune Haar war locker aufgesteckt, einige Strähnen umspielten Stirn und Kinn. Ihre Haut schien von innen zu leuchten.


    „Ich sehe so schön aus, dass ich es kaum glauben mag“, sagte die Valeria zufrieden.
    Sie schwebte förmlich aus dem Kosmetikraum.


    Die Christen waren immer noch da. Der gütige Viri wollte ihnen eine Arbeit anbieten. Nicht alle Priester arbeiteten Vollzeit oder konnten von ihren Kulten lebten. Der eine der mit heiligen Zeichen bemalten Männer tüddelte immer noch mit Wölfchen herum.
    Antipatros dagegen schien höchst erleichtert, die junge Domina zu erblicken.
    Aber Maximilla wollte noch nicht gehen.
    Sie wollte ihre neue Schönheit an einem männlichen Wesen austesten. Lurco kam ihr da gerade recht.


    Maximilla schlenderte beiläufig auf ihn zu: „Salve, Bürger“, sagte sie:
    „Wartest du auf eine Schönheitsbehandlung? Ich kann das hier nur empfehlen, sie sind so tüchtig, dass es kracht.“

  • "Salve junge Dame. Dass kann ich nur bestätigen, Du siehst umwerfend aus. Und genauso duftest Du, einfach wunderbar wie eine Rose im Morgentau. Viri ist ein Könner seines Faches. Allerdings warte ich nicht auf eine Schönheitsbehandlung, ich warte auf meinem Kumpel und Kollegen.


    Er suchte ebenfalls seinen Duft und wird zeitgleich ein wenig mit einer Entspannungstherapie verwöhnt. Solange darf ich hier warten, hat was für sich, wenn man dabei einen solchen Ausblick genießen darf.


    Wobei Scato und ich nur schauen dürfen, wir sind Urbaner und mit unserer Arbeit verheiratet und das noch gut und gerne mindestens 16 Jahre. Vielleicht sogar länger, wer weiß das schon.


    Wen immer Du bezaubernd möchtest, er wird verzaubert sein, dass ist gewiss. Ich kenne Viri schon eine Weile, bis jetzt hat er stets den Duft für eine Person gefunden. Wie sagte er immer? Der Seele einen duftend wahrnehmbaren Hauch schenken. So etwas in der Art.


    Mich freut es für Dich, Dich hier so zufrieden zu sehen. Ich denke mein Kumpel wird ebenso schwebend hier erscheinen", antwortete Lurco der jungen Kundin freundlich.

  • Natürlich hörte Valeria Maximilla gerne, dass sie umwerfend aussah. Zumal sie sich genauso fühlte.
    Der Römer war zu nett. Er und sein Kamerad waren Urbaner. Maximilla war in der Civitas Aquensis quasi unter Soldaten aufgewachsen. Die meisten Römer dort waren Soldaten oder Veteranen mit ihrem Stück Land.
    Das kannte und das mochte sie. Keine Schnöseligkeit weit und breit.


    Und da die Valeria mutig war, wenn es darauf ankam, fragte sie:
    "Du und dein Kamerad habt nicht zufällig ältere Brüder, die den Militärdienst hinter sich haben?"


    Dabei hielt Maximilla mit einem Auge nach Viridomarus Ausschau. Viridomarus war entschieden kein Soldat.
    Er war ein fülliger prächtiger Mann in Luxusgewändern. Den schönen Dingen des Lebens zugetan.
    Trotzdem war er kein Schnösel. Seine Umgebung passte zu ihm wie der Ring am Finger.


    Maximilla überlegte, ob sie den freundlichen Urbaner nicht nur aus Pflichtgefühl nach älteren Brüdern fragte.
    Weil in ihrer Vorstellung eben nichts anderes als ein Römer in Frage kam.
    Und kein Thraker. Bis vor einer Stunde hatte sie nicht einmal gewusst, was ein Thraker war.


    Nachdenklich winkte sie Remigius zu sich: "Komm, bezahlen.", sagte sie.
    Sie näherte sich hocherhobenen Hauptes und gemessenen Schrittes Viridomarus.

  • Scato ließ sich geduldig die Hände in Essigwasser einweichen. Dass das etwas länger dauerte und dass andere Kunden in der Zwischenzeit vielleicht Vorrang hatten, dafür hatte er Verständnis. Aber als er hörte, wie Lurco draußen mit einer Dame Süßholz raspelte, hörte bei ihm der Spaß auf. Langsam zog Scato seine Hände aus dem Wasser.


    "Ich glaube, ich vertrage keinen Essig", erklärte er. "Mir ist gerade zum Kotzen."


    Er trocknete seine Hände ab und steckte dem Jüngling, der seine Arbeit gut gemacht hatte, ein paar Münzen zu. Als würde er Lurco nicht kennen ging er nach draußen, um seine Freizeit anderweitig zu nutzen. Sich verarschen zu lassen, hatte er nicht nötig. Nach wenigen Metern war Scato in der Menschenmenge der Trajansmärkte außer Sicht.


    Baracke VII >>

  • "Nein, keine älteren Brüder. Ich habe jedenfalls keine. Um genau zu sein, habe ich überhaupt keine Geschwister. Vor- und Nachteil zugleich", antwortete Lurco freundlich, als Scato an ihm vorbeirauschte und in der Menschenmenge verschwand.


    Verdutzt schaute er Viridomarus an, aber in dessen Gesicht fand er auch keine Antwort. Lurco bezahlte die Behandlung, nickte den Anwesenden zum Abschied zu und verließ ebenfalls den Laden. Er schaute sich kurz um, aber Scato konnte überall sein. Wo sollte er das Suchen anfangen? Er zuckte die Schultern und machte sich auf den Rückweg zur Castra. Vorher hielt er noch an einem Imbiss und kaufte sich ein gefülltes Brot.

  • Valeria Maximilla sah dem jungen Römer nach, der so plötzlich an ihr vorbei lief .
    "Da muss aber dringend jemand zu den Latrinen", sagte sie wissend:
    "Hätte er mich nur gefragt, ich hätte ihm Bescheid gesagt, wo sie sind."


    Es gab in dem großen Gebäude tatsächlich eine sehr luxuriös ausgestattete Latrine mit plätscherndem Wasser, kunstvollen Gemälden an den Wänden und marmornen Sitzen. Zwei Sklaven putzten unermüdlich. Wenn man da so saß, konnte man wunderbar mit seinen Nachbarn und Nachbarinnen plaudern.
    Leider lief der Arme nur in die völlig falsche Richtung.


    Auch Maximilla wandte sich nun Viri zu:
    "Das heute hat mir großen Spaß gemacht.", sagte sie:
    "Ich hoffe doch, ich kann dich bald mal wieder aufsuchen. Du bist ein echter Künstler. Adalheidis würde sagen, dass du selbst aus einer Schindmähre noch ein edles Streitross zauberst.
    Und ich sehe, die Anleitungen hast du fertig gemacht. DANKE!"


    Sie schenkte dem Thraker ein strahlendes Lächeln.

  • "Mein Name ist Viridomarus, oder kurz Viri - der dufte Viri. Charme, Witz und Wissen werdet Ihr benötigen. Aber viel wichtiger ist das richtige Gespür für den passenden Kunden. Ein mancher möchte umgarnt, der nächste Kunde möchte überzeugt werden. Aber So wie Ihr beiden für Euch werbt, werdet Ihr dies schon hinbekommen. Nur wie gesagt, keine Unhöflichkeiten, keine Gewalttätigkeiten. Nichts dergleichen darf meinen guten Namen besudeln.


    Ihr bekommt ein kleines Grundgehalt und je mehr Kunden Ihr zwei Hübschen werbt, umso höher steig Euer Lohn. Kurzum Fleiß zahlt sich aus. Ihr macht also nicht nur mich, sondern sogar Euch selbst glücklich. Ist das nicht hervorragend?", fragte Viri großzügig.

  • "Deine freundlichen Worte sind Balsam für meine Seele Maximillia. Es ist mir eine ganz besondere Freude, Dich derart mit Deinem neuen Duft glücklich machen zu dürfen. Du hast Deinen Duft gefunden, wie man so schön sagt. Er soll Deine Persönlichkeit unterstreichen und das wird er.


    Passend zum Duft selbst und Deiner Vorliebe für die Rose, habe ich einen entsprechenden Flakon gewählt. Der Spagat zwischen Kunst und Kitsch ist fließend, aber ich bin der Auffassung, manchmal ist weniger mehr. Denn ein winziger Hauch von zu viel, kann das ganze Gesamtbild kippen. Ob dies bei einem Gemälde, einer Schminke, einer Frisur oder auch bei einem Flakon der Fall ist, ist unerheblich. Denn immerhin kommt es bei dem Flakon auf den Inhalt an. Übertrumpft er den eigentlich Duft mit der Aufmerksamkeit die er auf sich zieht, hätte ich schlichtweg einen schwaches Parfüm erschaffen. Vergleiche den Flakon mit einem Tresor, der Inhalt ist es auf den es ankommt. Genau wie bei einem Menschen.


    Selbstverständlich siehst Du schön aus meine Liebe. Wir haben dies durch passende Kosmetik unterstrichen, Dein Duft dazu, passende Kleidung und Schmuck und Du bist bereit für die Welt dort draußen", lächelte Viri freundlich.


    "Liebe Maximilla der junge Urbaner wartet auf seinen Kollegen. Eine Schönheitsbehandlung bekommt er nicht. Und beide sind sozusagen gefeit gegen die weibliche Anziehungskraft, wie er sagte - er ist mit dem Dienst verheiratet. Der Dienst ist ihr alleiniges Interesse, es sind Männer des Schwertes.


    Lass Dich anschauen, ja ich kann Dir nur zustimmen meine Liebe. Es war mir ein Vergnügen Dich begrüßen zu dürfen. Natürlich habe ich Dir den Leitfaden verfasst, ein Mann ein Wort nicht wahr? Und ich gehe fast für zwei Männer durch", lachte Viri gut gelaunt und tätschelte seinen runden Bauch.


    "Du wirst Dich doch wohl selbst nicht als Schindmähre bezeichnen. Bedenke eines, eine Schindmähre ist ein geschundenes Pferd. Mit richtiger Pflege wird auch jenes wieder in seiner natürlichen Schönheit erstrahlen. Alles was es dazu benötigt ist Pflege und Liebe zum Leben. Es war sehr schön Dich hier im Laden zu haben, meine Liebe. Ich hoffe wir sehen uns bald wieder. Dann könntest Du mir etwas über das weit entfernte und doch so dufte Germanien erzählen", sagte Viridomarus und verstaute das Parfüm sowie den Leitfaden in einer kleinen Tasche die er Maxi ebenfalls mit einem Lächeln reichte.


    Remigius hingegen reichte Viri die Rechnung.

  • Remigius sah die Zahl auf der Rechnung und schluckte.
    Die Behandlung Lanassas, die ganzen hochwertigen Kosmetikprodukte und das edle Parfüm erschienen dem jungen Sklaven schwindelerregend teuer.
    Aber Vater Lucius Befehl aus dem fernen Germanien war eindeutig:
    Valeria Maximilla sollte alles bekommen, was junge römische Damen in ihrem Alter auch hatten.
    Keinesfalls sollte sie sich vor den anderen Mädchen schämen müssen.


    Niemand trug jedoch so viel Geld mit sich herum. Daher ließ Maximilla Remigius und Antipatros bei Wölfchen die Plätze tauschen. Antipatros stellte eine Zahlungsanweisung über die Summe für die Casa Valeria aus.
    Maximilla verteilte Trinkgelder. Das tat die Valeria großzügig, denn sie war bester Laune.


    Dennoch glänzten ihre Augen verdächtig, als Viri über geschundene Pferde sprach.
    Wie zartfühlend Viridomarus war! Ob er Tiere auch so gerne mochte wie sie selbst? Ein weiterer Pluspunkt für diesen interessanten Mann.
    „Man darf Pferde überhaupt nie schinden!“, stimmte sie zu:
    "Und auch kein anderes Tier! Das haben wir zuhause nie getan. Gladiatorenkämpfe finde ich spannend, aber Tierhatzen sind verabscheungswürdig!“


    Maximilla wollte wilde Tiere nicht tot sehen, sie wollte sie bei sich zu Hause haben. So fuhr sie fort:
    „Ich wünsche mir einen dieser indischen Papageien oder eine Katze aus Aegyptus, aber Tiberius meint, dass sie zu teuer sind. Obwohl ich glaube, dass er zumindest dem Papagei nicht abgeneigt wäre. Würde ich auf dem Land leben, hätte ich auch gerne Pferde und keines davon würde eine Schindmähre sein.“


    Sie drückte ihre Einkäufe Antipatros in den Arm:
    „Ich erzähle dir gerne etwas über Germanien, wenn ich mal wieder komme.“, sagte sie.
    Na hoffentlich nicht so bald, Dominus Tiberius Valerius Flaccus wird sich über die Höhe der Rechnung wundern, dachte Antipatros säuerlich: Aber Hauptsache, die junge Domina hatte ihren Spaß.


    „Und ich möchte auch weiter was über Thrakien hören.“, beendete Maximilla ihren Satz.
    „Vale bene, Viri!“
    Sie winkte fröhlich und hüpfte nach draußen. Wölfchen begrüßte sie stürmisch.
    Die Valeria lächelte noch einmal den beiden jungen Christenpriestern zu. Zumindest der eine von ihnen war ein Hundenarr.
    Dann machte sich Maximilla auf den Weg zu ihrer Sänfte.

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