Alles was das (Kauf)herz begehrt - Die Trajansmärkte

  • Der Aspekt, welchen Lucilius nun erwähnte, hatte Manius Minor in der Tat nicht bedacht, sodass bedächtig er seine Stirne in feine Runzeln legte, während er ihn kurz erörterte. Selbstredend bestand ein vitales Interesse der Res publica, Sitten und Anstand auch auf den Bühnen der Urbs zu wahren und auch seine eigene Biographie erschien ihm geradehin als Lehre, dass gefährliche Lehren und unsittliche Poesie, wie gerade die dionysischen Dichtungen in Alexandreia ihm waren gewesen, den Menschen zum Schlechten beeinflussten. Indessen erschien es ebenso ihm unsinnig, juristische oder moralisch-kasuistische Maßstäbe an die großen Mären des Theaters anzulegen, da doch bereits die Gründungssage dieser Stadt bereits Rechtsbrüche implizierte, welche wohl kaum als Basis eines friedlichen Zusammenlebens im Volke mochten dienen.

    "Die Historie beschreibt die singulären Geschichten, die Literatur hingegen die beständig und allgemein wahren!"
    , eröffnete endlich er das Resultat seiner Gedanken:

    "Selbstredend gilt es, Sittlichkeit und Mores maiorum zu achten, doch steckt zweifelsohne ein Hauch jenes Urzustandes in uns allen und sofern die Dichtung dies in Maßen thematisiert, erscheint mir dies nicht abwegig. Immerhin ist ja auch Mercurius der Gott der Diebe und dennoch ehren wir ihn, wir bringen Pluto, Magna Mater und anderen Gottheiten trotz manch finstrer Aspekte Opfer und ist nicht auch der Schelm ein populärer Charakter auf unseren Bühnen? Insofern würde ich dafürhalten, es dependiert vom Einzelfalle-"
    Einen wissenden Blick sandte der Aedil bei diesem Worte in Richtung seines Consilium, wo tagtäglich jene Einschätzung ihm entgegenschallte, wann immer er einen juristischen Rat einzuholen sich mühte.

    "-doch werde ich gern mir ein Bild machen! Was bin ich dir schuldig für beide Werke?"

    Sogleich griff Patrokolos, sein Leibsklave, nach dem Geldbeutel seines Herrn, da doch der Flavius niemals sich mit den Niederungen des Handels selbst befasste und für gewöhnlich nicht einmal Notiz davon nahm, welchen Preis er für diese oder jene Annehmlichkeit zahlte.


    Unterdessen hatte der Accensus seine stichprobenartige Kontrolle zu einem Ende gebracht und da er fragend zu seinem Magistraten blickte und diesem nickte, erwiderte der Aedil dieses als Zeichen, dass es keiner eingehenderen Überprüfung bedurfte.

    "Soweit ich es sehe, bestehen keinerlei Beanstandungen, Lucilius, meine Gratulation!"

    Ein joviales Lächeln verband sich mit diesen Worten.

    "Ich wünschte, jeder Betrieb Romas wäre von derartiger Vorbildlichkeit und würde von derart belesenen Besitzern geführt werden!"


  • Das Lob und die Gratulation des verehrten Aedilis Curulis ging dem rührigen Buchhändler hinunter wie Öl,

    und ein breites freundliches Lächeln verschönerte seine Züge:
    139-044c19e986d651ff3a63dfe93f62187e8fee9bd5.jpg"Ich danke dir für das Lob, werter Aedilis Curulis. Es macht mich froh, dass alles zur Zufriedenheit ist und mit den Gesetzen konform. "

    Er hätte auch gerne gesagt, dass er froh wäre, wenn jede Überprüfung so korrekt und gleichzeitig begleitet von Kunstsinn und jenen verfeinerten Formen, die nur wirklich altes Blut hervorbrachte, verlaufen würde.Aber das klänge vielleicht zu sehr nach Kritik an anderen Magistraten.


    Er hätte auch zu gerne Flavius Gracchus Minor, dessen Gesellschaft er sehr genossen hatte, beide Werke des jungen Dichters Lycus Gordias als Geschenk verehrt, aber er wollte keinesfalls den Anschein eines Bestechungsversuches erwecken.


    Also sprach er:

    "Der Gedanke, das in meinem Hause Werke verkauft werden könnten, die die Sittlichkeit gefährden, lässt mir keine Ruhe.

    Doch ich sehe schon, du bist ein Mann mit Erfahrung in diesen Dingen.

    Um den Einzelfall jedoch zu überprüfen, würde ich die große Bitte haben, dass du je ein Exemplar der "Braut von Corinthus" und ein anderes des "Edhuardos et Isara" mit dir nimmst, um es zu lesen und mir Mitteilung zu machen, sollte es sich bei einem der beiden um einen solchen Einzelfall handeln.

    Sollte dieser der Fall sein, werde ich diesen Lycus Gordias aus dem Sortiment nehmen.


    Und da ich dich um dein Urteil bitte, überlasse ich dir beide Werke selbstverständlich als Prüfungsexemplare für alle Ewigkeit.


    Den Lycus schicke ich dir vorbei, sobald ich ihn - den Musen sei es geklagt, dass er Abgerissenheit für einen Künstler für unabdingbar hält - mit einer sauberen Tunika ausgestattet habe, die ihm gestattet, dir unter die Augen zu treten.


    Vale bene Aedilis Curulis Manius Flavius Gracchus Minor, der Segen der Götter sei mit dir."

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    SODALIS FACTIO VENETA - FACTIO VENETA

    KLIENT - LUCIUS ANNAEUS FLORUS MINOR

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