Die Urteilsfindung dauerte nicht lange - der arrogante Schnösel hatte Lucius während des Prozesses so oft geärgert, dass er sich für eine saftige Strafe entschieden hatte:
"Im Namen des Imperator Caesar Augustus als oberstem Gerichtsherr und des Praefectus Urbi als seinem eingesetzten Iudex extraordinarius ergeht folgendes Urteil: Der Civis Titus Coruncanius Milo wird des Diebstahls durch Einbruch für schuldig befunden. Das Gericht verurteilt ihn zu einer Geldstrafe von 1000 Sesterzen. Das Geld fällt der Staatskasse anheim."
Erwartungsgemäß viel das Urteil aber nicht gerade auch Verständnis – der Jüngling sprang sofort auf und hob drohend den Zeigefinger:
"Das ist eine Unverschämtheit! Mich als Dieb zu verunglimpfen! Ich habe mir dort nur geholt, was dieser Betrüger meiner Familie heimtückisch gestohlen hat! Das wirst du bereuen, Petronius - niemand beleidigt einen Coruncianus ungestraft!"
Solche Worte aus dem Mund eines halben Kindes waren natürlich nicht unbedingt das, was der Petronier ernst nahm - ihn ärgerte aber die Respektlosigkeit dieses Bürschchens. Zumal sein Fanclub schon wieder Stimmung in der Menge machte.
"Das ist Bedrohung eines kaiserlichen Amtsträgers! Das wird für dich ein Nachspiel haben, Junge!"
drohte er daher zurück und erhob sich. An den Centurio gewandt befahl er:
"Den Platz räumen! Der Gerichtstag ist beendet!"
Ohne eine weitere Würdigung seiner Mitrichter oder des Publikums drehte er sich um und verließ das Tribunal. Im Hinuntergehen ordnete er an:
"Wir stellen die Truhe sicher und nehmen sie mit nach Rom."
Der Aedil, der immerhin der Gastgeber des Petroniers war und annahm, dass dieser wieder in sein Haus zurückkehren wollte, beeilte sich, Schritt zu halten und warf ein:
"Die Truhe wurde bereits in der Casa Corunciana sichergestellt. Sie befindet sich aktuell wieder bei Quinctius Sabinianus."
"Wir werden sie als Corpus Delicti bis zur endgültigen Bestätigung des Urteils sicherstellen. Schickt die Männer zu ihm und holt sie ab - wir marschieren morgen zurück! Wenn sie zu schwer ist, requirieren wir einen Wagen, am besten von diesem Coruncianus oder einem seiner Fans aus dem Publikum!"
erwiderte Lucius mehr an seine Männer gewandt als an den Magistrat. Dann marschierte er, eskortiert von zwei Milites und gefolgt von dem sichtlich unzufriedenen Aedil zurück zu seiner Unterkunft.