Vorschlag Senator Menecrates zu den Auszeichnungen

  • Die Consuln hatten bestimmt, dass der Vorschlag von Senator Claudius Menecrates in Bezug auf die Auszeichnungen gehört werden soll. Aus diesem Grund riefen sie den Senator heute auf, seinen Vorschlag zu präsentieren.


    Senator Claudius Menecrates, das Haus erwartet gespannt deine Ausführungen zu den Auszeichnungen. Du hast das Wort, bitte.

  • Obwohl Menecrates nicht von sich aus um Redezeit gebeten oder gar das Thema Grundstücksvergabe als neue Form der Auszeichnung aufgebracht hatte, sah er kein Problem darin, die Diskussion zu eröffnen. Er erhob sich und sah in die Runde.

    "Patres Conscripti, wer mich kennt, der weiß, dass ich kein Freund von Neuerungen bin. Ich halte aber nicht stumpf an Althergebrachtem fest, sondern nur dann, wenn es mir richtig erscheint. Zum Glück hat vieles, worauf wir seit Urzeiten bauen, heute noch seine Berechtigung. Ich komme aber nicht umhin festzustellen, dass sich Rom weiterentwickelt und wir dieser Fortentwicklung zuweilen Rechnung tragen müssen. Das trifft uns hart, wenn wir zum eigenen Schutz Grenzen übertreten, die uns bislang heilig waren." Er spielte auf die Teilstationierung seiner eigenen Einheit inmitten des Pomerium an.


    Menecrates breite die Hände aus und die leeren Handflächen wiesen nach oben. "Aber niemand von uns muss auf irgendetwas verzichten, würden wir in besonderen Fällen eine herausragende Quaestur oder ebensolches Vigintivirat mit einem Grundstück anstelle einer Diploma belohnen." Er wartete einen Atemzug, bevor er einschränkte: "Ich spreche ausschließlich von Vigintivirat und Quaestur, sowie ausdrücklich von einer herausragenden Amtsleistung."

    Damit diese von ihm vertretene Begrenzung bei allen Senatoren wirken konnte, schwieg er für einen Moment.


    "Jeder, der von Geburt an reich, vom Wesen her verschlagen oder einfach nur von Fortuna geküsst ist, kann sich durch solide Leistung einen Platz in unseren Reihen erarbeiten. Mir kommen jedoch Zweifel, ob diese Auswahl an Römern auf Dauer gut für das Reich ist. Ein Freund wies mich erst vor kurzem darauf hin." Zwar meinte Lepidus seine Aussage etwas anders, aber dieses hatte sich Menecrates zusätzlich herausgezogen.

    "Nach meiner Ansicht wäre es ein großer Gewinn für unser Gremium, wenn es einem Manne aus wenig vermögendem Haus, der nicht arglistig genug ist, sich Landbesitz zu erschleichen, aus eigener Kraft, nämlich auf der Grundlage persönlicher Tugenden wie Fleiß, Weisheit, aber vor allem Pflichtgefühl sich den notwendigen Landbesitz erarbeiten kann, um Senator werden zu können." Er blickte in die Runde, suchte nach Zustimmung oder Ablehnung, um sich zu orientieren, bevor er fortfuhr.

    "Patres, es ist naheliegend, dass ein solcher Mann außerdem Würde besitzt und ich meine, Würde ist kein sonderlich brauchbarer Begleiter, wenn es gilt, sich Landbesitz zu erbetteln. Also ist auch hier wieder der an Würde ärmer ausgestattete Mann gegenüber dem würdevollen im Vorteil. Es liegt auf der Hand, welchen dieser Männer ich wertschätze.

    Vielleicht fragt ihr euch, ob wir Gefahr laufen zu verwässern. Ich denke, der Gewinn ist deutlich größer als das Risiko eines Fehlgriffs, denn ein Taugenichts könnte diese für Grundstücke geforderte außergewöhnliche Leistung ohnehin nicht erbringen. Es kämen demnach nur besitzärmere Männer mit großer Strebsamkeit, Ernsthaftigkeit, Pflichttreue und Verlässlichkeit in den Genuss. Das wiederum sehe ich als qualitativen Gewinn."


    Der alte Claudier wusste von der vielen Menschen anhaftenden Gewohnheitsliebe. Er selbst sprach sich davon nicht frei, aber wenn es darum ging, junge Männer zu unterstützen, stand es stets bereit.

    "Lasst uns junge Römer fördern, wenn sie ehrbar und fleißig sind!"

    Er setzte sich in der Erwartung, dass die Diskussion umfangreicher werden würde als bei der letzten Auszeichnungsabstimmung, auf der das Thema erstmalig aufkam.

  • Noch ehedem tiefgründigere Gedankenkonstrukte betreffend der Thematik der Auszeichnung verdienter Männer in des Flaviers Sinne sich verfestigten, schienen die vorrangigsten Fragen ihm rein praktischer Natur zu sein, ob dessen er auch mit diesen begann.

    "Bei diesem Vorschlage, Senator Claudius, stellen sich mir zuvörderst zwei Fragen. Zum einen, woher werden wir all diese Grundstücke nehmen, Italia ist schlussendlich kein jungfräuli'hes Land? Oder schwebt dir gar vor, diese Ländereien in den Provinzen zu verteilen? Zum anderen, wie werden wir außergewöhnliche Leistungen bemessen? Wird dies reglementiert, oder liegt dies jeweils in der Beurteilung des Senates?"

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  • In den hintersten Reihen machte ich mir hierzu fleissig Notizen. Dies war wiederum ein Thema, welches mich interessierte und zu dem ich eine Meinung hatte. Da ich keinem der grossen Flügel des Senates angehörte, respektive keinem der Anführer Gefolgschaft schuldig war, konnte ich mir meine Meinung unabhängig bilden. Das hatte viele Vorteile und führte dazu, dass ich manchmal Ideen entwerfen konnte, welche am Ende beide Seiten zufrieden stellen könnten. Die grosse Kunst war es dann bloss, die richtigen Männer zu finden, um meine Ideen durch die entsprechenden Seiten portieren zu lassen.


    Land für hervorragende Leistungen als Vigintivir und Quaestor.


    Woher nehmen? => Kaiser müsste unbedingt eingeschaltet werden und das Land stellen oder ein Kontingent freigeben.


    Welche Regeln, oder soll der Senat frei entscheiden?

  • "Es geht vermutlich nicht darum, was mir vorschwebt, sondern was realisierbar ist", erwiderte Menecrates auf Flavius' Frage. "Schon vor Jahrzehnten bedeutete es Glück, Ländereien in Italia zu erwerben und so liegt auch ein Teil meines Landbesitzes in anderen Provinzen. Ich rechne damit, dass der Procurator a rationibus - sollte es schlussendlich dazu kommen - aus einem Topf schöpfen wird, der zum einen aus an den Staat gefallen Grundstücken mangels Erbe besteht, aus Ländereien in anderen Provinzen und möglicherweise aus Grundstücken kleineren Ausmaßes als bisher, wenn sie aus der Provinz Italia stammen. Dies sind aber Fragen, die im zweiten Schritt mit unserem Kaiser abzuklären sind. Ich sehe mich nicht befugt, über Ländereien zu spekulieren, die weder mir noch dem Senat gehören." Er zuckte kaum erkenntlich die Schulter, dann fuhr er fort.


    "Die Festlegung, was als außergewöhnliche Leistung gilt, würde ich persönlich gern unabhängig von Meinungsfreiheit sehen und stattdessen", er hob die Hände, weil er sich darüber noch nicht schlussendlich im Klaren war, "eventuell anhand von noch festzulegenden Eckpunkten sehen. Ich möchte ausschließen, dass an dieser Stelle auch wieder verdiente Magistrate durch die Maschen rutschen und leer ausgehen." Menecrates' Vertrauen in die Gerechtigkeit dieses Gremiums war nachhaltig erschüttert.

    "Jene Eckpunkte gilt es zu erarbeiten. Sie sollten derart angelegt sein, dass sie entweder in der Menge oder in der Qualität nicht von jedermann im Schongang erreicht werden können."

  • "Gleichwohl ich deine Beweggründe durchaus nachvollziehen kann, Claudius"

    , was nicht bedeutete, dass der Flavier dem Vorschlag zustimmte.

    "So erscheint es mir indes nicht ausgewogen gerade nur die niedrigsten Ämter des Cursus Honorum derart überragend zu honorieren, da sie doch immerhin eben jene mit der geringsten Auswirkung auf Rom sind. Wie ist es zu re'htfertigen, dass außergewöhnliche Leistung als ein besserer Sekretär des Consuls etwa höher belohnt wird als eine außergewöhnliche Amtszeit des Consuls selbst, welche nachhaltig Roms Wohl und Gedeihen prägt?"

    Die Lösung schien Gracchus hierbei nicht zu der Problemstellung zu passen.

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  • Für einen Moment entglitt ihm die Kontrolle über seine Regungen und er lachte los.

    "Ich bitte um Entschuldigung!", quetschte er hervor, sichtlich verlegen. Er erhob sich und atmete einmal tief durch, dann suchte er den Blickkontakt zu Flavius.

    "Mein werter Flavius, ich hoffe, du nimmst mir meinen Ausbruch nicht übel." Die Ernsthaftigkeit in seinen Worten wirkte nach außen. "Du weißt, wie ich, dass mein Consulat ein über die Maßen arbeitsreiches war. Ich habe nach dem Sklavenaufstand über Monate die Ermittlungskommission geführt und gleichzeitig an jedem einzelnen Feiertag im Kalender Opfer zelebriert, ohne auch nur einen auszulassen. Ich habe zwei Ludi samt Prozession und Opferung veranstaltet und zwar nicht nur als Geldgeber, sondern an vorderster Front bei der Organisation. Die Ludi Palatini boten Theater, Hinrichtungen, Kämpfe und natürlich Wagenrennen. Zwei Gesetzentwürfe sorgten für reichlich Diskussionsstoff im Senat. Ich bin sicher, dass mir nicht alles eingefallen ist, aber sicher bin ich darin, dass dieser Dienst für Rom dem Senat keine Auszeichnung wert war." Er atmete nochmals durch, dann fuhr er fort: "Und trotzdem stehe ich hier und wünsche eine besondere Auszeichnung für verdiente Jungmagistrate und zwar nur für diese. Warum, habe ich oben erklärt."


    Ein kleines Lächeln huschte über sein Gesicht, bevor er eine weitere Begebenheit erzählte. "Mir stand damals ein ambitionierter Quaestor Consulum zur Seite, der vor allem am Ende meiner Amtszeit bei den zweiten Ludi eine große Stütze war. Jener Quaestor sitzt heute unter uns - auch Dank des von mir an ihn verschenkten Grundstücks. Ihr seht, ich rege nichts an, was ich privat nicht selbst bereit bin zu geben."

  • Ein wenig derangiert hob der Flavier die Braue, nicht nur ob Merecrates' Emotionalität, sondern ebenso da ihm bei näherer Betrachtung die Amtszeit des Claudius mitnichten prägnant in Erinnerung war. Ein wenig betreten suchte Gracchus in seinem Gedankengebäude nach diesem außergewöhnlichen Jahr, ein wenig panisch dazu - war er sich doch gewiss, dass ein solches Jahr wie Menecrates es schilderte - Sklavenaufstand, claudische Ludi und Feiertage -, zweifelsohne ihm müsste gewahr sein, was nur darauf schließen ließ, dass es ihm verlustig gegangen war. Zugestandenermaßen wäre dies nich das erste Mal, dass gravierende Erinnerungen ihm abhanden kamen, doch ein ganzes Amtsjahr? Erst als Menecrates seinen damaligen Quaestor Consulum erwähnte fand der Flavier die richtige Schublade: es war jenes Jahr gewesen, in welchem Minor die Quaestur hatte absolviert, ein Jahr, welches Gracchus selbst größtenteils fern von Rom und ohne großes Interesse für das dortige Geschehen hatte verbracht, ein Jahr welches er nur allzu gerne in den Tiefen seiner Erinnerungen verbarg. Die Reminiszenzen dieser Tage - welche dem Spiegelbild eines Spiegels similär weitere Reminiszenzen an noch weiter zurückliegende Tage evozierten, welche Gracchus nur noch tiefer in sich wollte vergraben -, verhinderten, dass der Flavier sich ob des Claudiers Worte echauffierte, welche ihm durchaus könnten ausgelegt werden als hätte Minor nicht aus eigener Familie genügend Landbesitz vorweisen können, um in den Senat erhoben zu werden.

    "Somit bedarf es zweierlei Schritte, dieses Verfahren zu etablieren"

    , erwiderte er matt, sich an den simplen Fakten festhaltend, in Gedanken jedoch noch immer in einer verpassten Zeit festhängend.

    "Die Determination der Prämissen für eine solche Auszei'hnung, sowie ein Modus Vivendi mit dem Augustus in Bezug auf die Freigabe entsprechender Grundstücke."

    In höchsten Tönen sprach Minor stets von seiner Quaestur unter Claudius, und in diesem Augenblicke dämmerte Gracchus erst, was er tatsächlich hatte verpasst, hielt sich die Begeisterung seines Sohnes für Politik doch sonstig eher in Grenzen, was einen Anflug von Eifersucht in ihm aufkommen ließ, was er indes niemals sich würde eingestehen, geschweige denn bekennen.

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  • Es war aussergewöhnlich, dass Claudius Menecrates im Senat irgendwelche Regungen zeigte, erst recht, dass er laut lachte. Was danach in der Replik des Flavius Gracchus folgte, war jedoch noch viel aussergewöhnlicher! Eine Kehrtwende in der Haltung des Flavius schien stattgefunden zu haben, zum grossen Erstaunen vieler, wie ich beim Blick in die Gesichter der hinteren Reihe bemerken konnte.


    "Somit bedarf es zweierlei Schritte, dieses Verfahren zu etablieren." hatte der Flavier gesagt, was darauf hindeutete, dass er überhaupt nicht abgeneigt war, sie weitere Schritte zu überlegen und an deren Entwicklung mitzuarbeiten.


    Gespannt wartete ich mit vielen Anderen, was Claudius Menecrates daraus machen würde.

  • Wenn Menecrates soeben nicht gelacht hätte, müsste er sich die Haare raufen. Er hatte sich für die weitaus angenehmere Reaktion entschieden. Es war wieder eine dieser Situationen mit Steilvorlage, die ihn zu Regungen veranlasste. Warum auch ausgerechnet wähle Senator Gracchus als Beispiel der verschiedenen Leistungen für Rom die eines Quaestor Consulum im Verhältnis zum Consul? Da hatten doch die Götter die Finger im Spiel, dessen war sich Menecrates sicher.

    Er hatte sich wieder im Griff und er blickte ab seiner Erklärung zu seinem damaligen Quaestor Gracchus nicht mehr an - nicht aus Scham, sondern weil er weder vorhin noch jetzt beabsichtigte, die Senatoren auf die Fährte zu locken. Er hatte zuvor ganz bewusst darauf verzichtet, Namen zu nennen, weil er niemand bloßstellen wollte. Natürlich besaßen die Flavier genügend Besitz, aber es ging in erster Linie um das Leisten von Hilfestellung ganz allgemein und im Besonderen um die Förderung junger Senatsanwärter. Aus eigener Kraft verdiente Grundstück besaßen zudem einen gänzlich anderen Wert als das vorhandene Vermögen der Familie.


    Dass Gracchus über den Ausrutscher souverän hinweg sah, rang dem Claudier Respekt ab. Er nickte daher wieder zustimmend auf dessen Vorschläge zur weiteren Vorgehensweise. Offensichtlich wurde ihm damit der Ball wieder zugespielt und Menecrates kam nicht umhin, erneut das Wort zu ergreifen.

    "Ich halte es für gut, wenn sich unser Kaiser zum Vorhaben äußert, denn es macht wenig Sinn, den zweiten Schritt vor dem ersten zu tun." Da der Augustus als Beisitzer des Senats viele Sitzungen persönlich verfolgte, lag es nahe, seine Meinung sofort einzuhohlen. Menecrates hatte ihn heute noch nicht gesehen, allerdings auch nicht nach ihm Ausschau gehalten, was er nun nachholte.

  • Als amtierender Magistrat war Flavius Gracchus Minor in der Sitzordnung des Senates ein wenig aufgerückt und konnte nun in der vordersten Reihe einen Sitzplatz einnehmen, anstatt wie als Quaestorius nahe der Tür, bisweilen mit, bisweilen ohne Ort zum Niedersetzen die Sitzungen verfolgen zu müssen. Der heutige Tagesordnungspunkt versprach überaus interessant zu werden, zumal Claudius Menecrates, seit kurzem wieder Praefectus Urbi, nicht eben häufig das Wort ergriff.


    Der Vorschlag, den der greise Claudius indessen unterbreitete, traf bei dem jüngeren Flavius auf ein gerüttelt Maß an Skepsis, die insonderheit seiner aristokratischen Sozialisation waren geschuldet: Immerhin erschien ihm Besitz - je größer und je länger tradiert, desto eher - als eine wesentliche Kondition, um zu sittlicher Reife und politischer Umsicht zu gelangen, da doch allzu oft sich zeigte, dass Emporkömmlinge, die kurzfristig oder gar erst im Laufe ihrer Karriere zu Vermögen waren gekommen, allzu leicht ihr Augenmerk lediglich auf ihren eigenen, vornehmlich ökonomischen Vorteil lenkten. Wer indessen seinen Besitz ererbt hatte, wer sich weder um sein täglich Brot, noch um den erforderlichen Census für den Senat zu sorgen hatte, der besaß jene Unabhängigkeit, die für politische Verantwortlichkeit unabdingbar erschien.


    Ehe jedoch er mit seinen Bedenken den Vorstoß seines ehemaligen Mentors und Freundes torpedierte, erwartete er zunächst das Votum seines Vaters, welches indessen durchaus ambivalent ausfiel, jedoch zumindest den Augenmerk auf eine Kränkung des Claudius lenkte, die auch Manius Minor (obschon er damalig noch nicht imstande war gewesen, sie zu vermeiden) gravierend erschien, sodass er doch sich genötigt fühlte, an dieser Stelle zu intervenieren und dies sogleich mit dem sachlichen Kontext der Debatte zu verbinden:

    "Wie der werte Consular Claudius bemerkte, hatte ich die Ehre und das Vergnügen, das exorbitanten Engagement von Herius Claudius Menecrates persönlich zu verfolgen und sogar daran zu partizipieren. Dass er, konträr zu mir, der ich doch eine weitaus bescheidenere Leistung zu vollbringen imstande war, bisherig nicht mit einer Auszeichnung versehen wurde, kann in meinen Augen lediglich ein verfahrensmäßiges Versäumnis sein, da doch kaum mir imaginabel erscheint, wie ein Consulat engagierter zu führen gewesen wäre."
    Explizit eine Neuabstimmung über jene inzwischen lange zurückliegende Magistratur anzustoßen, erschien ihm als damaliger Quaestor Consulum nicht adäquat, doch verspürte er doch die Neigung, dies zumindest nahezulegen, um womöglich einem geneigten Consular oder gar den Consuln selbst Gelegenheit zu geben, diese Frage nochmals aufzugreifen.

    "Obschon Claudius' Fall uns indessen lehrt, dass eine Entscheidung des Senates nicht über jeden Zweifel erhaben ist, so gebe ich doch zu bedenken, dass es kaum wird möglich sein, objektive Kriterien für eine derart 'besonders engagierte Amtszeit' zu definieren, da ja allein bei den erwähnten niederen Magistraturen bereits eine Vielzahl an kaum zu vergleichenden Einzelämtern existiert, die zudem überaus stark von den jeweiligen Umständen, namentlich der Person der ihnen zugewiesenen höheren Magistrate, der politischen Herausforderungen etc. etc. dependieren. Insofern würde ich eher empfehlen, die Diskussion über derartige Auszeichnungen zu institutionalisieren, möglicherweise auch die amtierenden Consuln für alle übrigen Magistrate ihres Amtsjahres, den Princeps aber für die Consuln selbst, zu beauftragen, zur Präparation einer derartigen Abstimmung ein Dossier über die Amtsführung aller Magistrate anzufertigen, sodass dem Senat prompt vor Augen steht, welche Leistungen die Einzelne im vergangenen Jahr gezeigt hatten.


    Im Übrigen kann ich meinem Vater zustimmen, dass die Limitierung jener Auszeichnung auf die niedersten Ämter des Cursus Honorum inadäquat erscheint, ja ich eher dafür würde halten, zumindest das Vigintivirat, welches ja gleichsam eine Präparation auf die eigentlichen Ämter des Cursus repräsentiert, von einer derart umfassenden Honorierung zu exkludieren."
    Dies alles stand selbstredend unter der Conditio sine qua non, dass der Princeps überhaupt gewillt war, eine Verleihung von Grundstücken durch den Senat zu ermöglichen, sodass auch er erwartungsvoll sich der Sella Curulis des Aquilius Severus zuwandte.

  • Irgendwo kam eine Ergänzung aus den Reihen: "Die Senatsrichtlinien verlangen von jedem Amtsträger das Halten seiner Res Gestae, bevor seine Amtszeit endet. Da braucht es kein Dossier durch die Consuln oder den Princeps, zumal diese ja sicherlich keinen Einblick in alle Tätigkeiten der niedrigeren Magistrate erhalten können. Jedoch finde ich es ebenfalls notwendig, dass nach dem Halten der Res Gestae eine obligatorische und angeregte Diskussion über mögliche Auszeichnungen stattfinden soll."


    Ich wartete weiterhin geduldig darauf, ob sich eine Chance für meine Meinung ergeben würde, oder ob ich mich in der Abstimmung einfach einer Partei anschliessen sollte.

  • Die Worte, die Gracchus Minor zu Beginn seiner Rede fand, berührten Menecrates. Sie deckten gleich einer Schicht Balsam eine Wunde ab, die der Claudier seit Jahren mit sich trug. Ihm ging es längst nicht mehr um eine Diploma als Anerkennung seiner Leistung während dem Consulat und um Landbesitz schon gar nicht. Ihm ging es um Wertschätzung; ein immaterieller Wert - bedeutend höher als eine stoffliche Auszeichnung. Mit einem leichten Nicken in Richtung Gracchus Minor zollte der Claudier seinen Dank.

    Anschließend hörte er aufmerksam zu, nickte zuweilen, wiegte aber auch manchmal den Kopf. Nach dem letzten Einwurf meldete er sich erneut zu Wort.

    "Eine Res Gestae ist nicht geeignet, um Auszeichnungen gerecht zu vergeben. Das hat die Vergangenheit gelehrt. Wobei der weitaus schlimmere Fall eintritt, wenn sich durch Abreden, vielleicht sogar Bestechungen einige Gruppierungen ihren Magistraten die Auszeichnungen gegenseitig zuschieben."


    Er wandte sich an Gracchus Minor: "Meintest du mit Dossier eine Art Pflichtensammlung, die das jeweilige Amt ausmacht und anhand derer man relativ objektiv entweder erfüllt oder nicht erfüllt bzw. besonders gut erfüllt festlegen kann?"

    Sein Blick schweifte zu anderen Senatoren. "Eine objektive Beurteilung unabhängig von der persönlichen Einschätzung und Sympathie wäre wünschenswert. Vielleicht kann sich eine Gruppe finden, die den Versuch startet, die Quaestorenämter diesbezüglich zu definieren. Das könnte dann Grundlage für die amtierenden Consuln sein, den Maßstab für weitere Ämter darzulegen."


    Ein weiterer Punkt bedurfte der Erwähnung: "Die Limitierung der Auszeichnung in Form eines Landgutes auf eine überdurchschnittlich geführte Quaestur würde ich auch unterstützen. Die Argumentation fand ich schlüssig." Die Hürde für die Zustimmung des Kaisers wurde zudem kleiner.

  • Nichts gab es, was Menecrates ihm zu danken hatte, da doch seine Bemerkungen schlicht widergaben, wessen er Zeuge war geworden. Eher noch erachtete er es als sein Versäumnis, immediat nach seiner Quaestur und Erhebung in den Senatorenstand Rom den Rücken gekehrt und gemeinsam mit seiner Cornelia nach Ostia geflohen zu sein, anstatt sich um die Nachwehen seines Amtsjahres zu sorgen und womöglich direkt in jenen Tagen seinen Einfluss geltend gemacht zu haben, um dem Claudius Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.


    Hinsichtlich des Einwands des Senators konnte der jüngere Flavius lediglich seinem Vorredner zustimmen:

    "Selbstredend ist es die Intention der Res Gestae, die Leistungen einer Magistratur zu bewerten. Indessen erfolgt die Darstellung dieser Leistungen hier lediglich aus dem Mund dessen, dessen Leistungen zu bewerten sind. Meinem limitierten Wissen über das Abstimmungs- und Diskussionsverhalten gerade in derartigen Belangen gemäß gebricht es hier manchem unter uns an Wissen oder Zeit, intensiv jene Angaben und Beteuerungen zu prüfen. Mein Vorschlag eines Dossiers, respektive einer Begutachtung, zielte somit darauf ab, eine weitere, unabhängige Stimme zu der jeweiligen Magistratur zu instituieren, welche explizit beauftragt wird, eine qualifizierte Meinung über das Engagement wie die Leistungen des jeweiligen Amtsträgers in die Debatte einzuflechten. Gewiss ist dies für viele unter uns nicht notwendig, da sie Freunde und Patrone besitzen, welche allzu gerne für sie das Wort ergreifen. Wer jedoch noch wenig bekannt ist oder über... bescheidene Freunde verfügt-"

    Er stockte kurz, als er bemerkte, dass er womöglich insinuierte, dass Menecrates als hier erörtertes Exempel innerhalb des Senates isoliert wäre, obschon selbstredend dies durch sein Wahlergebnis zum Consulat in gewisser Weise konterkariert wurde.

    "...fühlt womöglich sich niemand berufen, eine qualifizierte Meinung abzugeben, zumal zweifelsohne viele von uns es als wichtiger erachten, sich mit Gesetzesvorlagen oder den Kandidaten für das nächste Jahr zu befassen als mit der individuellen Honorierung bereits abgelaufener Magistraturen, welche ohnehin keinerlei formellen Privilegien oder Einkünfte implizieren."

    "Am Ende wäre also eine zweite oder dritte Meinung zu der jeweiligen Magistratur - die abzugeben mir die Consuln als Leiter des Staatswesens wie erwähnt höchst adäquat erscheinen - ein guter Fingerzeig für die nicht involvierten Senatoren unter uns, bei der Abstimmung einer Auszeichnung zuzustimmen oder sie zu refutieren. Dass diese zuletzt nämlich über ein Votum des gesamten Senates erfolgen sollte, erscheint mir außer Zweifel zu stehen, da doch gerade das Votum der Vielen weitaus adäquater ist und jene Gefahren von Bestechung, persönlicher Missgunst und dergleichen leichter exkludiert als das Votum eines Einzelnen."

  • Die Consuln hatten die einzelnen Meinungen verfolgt und ihre Scribae sich dazu alles aufgeschrieben, was gesagt worden war. (Die Schnellschrift einiger dieser Scribae war ein einzigartiges Phänomen, aber es funktionierte und ermöglichte es, später genaue Abschriften eines Gespräches zu erhalten.)


    Nun blickten sie gespannt zum Kaiser, dessen Meinung in dieser Situation extrem wichtig wurde: "Imperator, deine Meinung wäre nun äusserst relevant." luden sie ihn ein, seine Gedanken zu teilen.

  • Der Herr der Welt hatte die ganze Debatte mit äußerstem Interesse verfolgt, wünschte sich aber, er wäre auf die Nachfrage der Consuln besser vorbereitet gewesen.


    "Patres Conscripti... gute Arbeit in den Ämtern sollte angemessen belohnt werden - wie auch immer diese Belohnung auch aussehen mag - und der Consular Claudius tut recht daran, sich um diesen Belang zu sorgen. Wenn der Senat zu der Meinung kommt, dass eine Verleihung von Grundstücken zu diesem Lohn angemessen wäre, soll es an der vorhandenen Menge an Land nicht scheitern. Wir haben das Glück, dass in der Tat an Land kein Mangel herrscht. Es würde sich ja meinem Verständnis nach nicht um exorbitante Latifundien für Kohorten von Leuten handeln, sondern um eine begrenzte Anzahl von Würdigen. Das, Patres Conscripti, könnte der staatliche Landfundus in jedem Fall stemmen.


    Ich werde ansonsten zu eurem Beschluss, ob ihr für oder gegen den Antrag des ehrenwerten Claudius Menecrates stimmen werdet, keine Meinung in die eine oder andere Richtung abgeben, um eure Abstimmung nicht zu beeinflussen.


    Über die Ehrungen durch den Senat entscheide auch der Senat."

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    CENSOR - CURSUS HONORUM

    PONTIFEX MAXIMUS - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Die Haltung des Augustus' freute Menecrates, sie räumte die größten Hindernisse aus dem Weg. Obwohl die Zustimmung des Kaisers wie ein Schlusswort wirkte, täuschte der Eindruck, denn für die Beschlussfassung fehlte noch eine verlässliche Regelung. Die Voraussetzungen, auf deren Grundlage zukünftig eine Auszeichnung in Form eines Grundstücks erfolgen konnte, mussten noch festgelegt werden.


    "Ich erachte den Vorschlag von Senator Flavius Gracchus Minor, nach dem die Consuln mittels Begutachtung über die Qualität und Quantität der jeweils zur Debatte stehenden Amtszeit zusätzlich zur Res Gestae ihre Stimme abgeben, für gelungen. Dieses Prozedere würde nicht Involvierte für die Abstimmung auf Stand setzen, es wirkt der Gefahr von Bestechung entgegen und reduziert Ungerechtigkeiten, die in der Vergangenheit durch persönliche Missgunst zustande kamen. Sämtliche Unterlagen, auf deren Grundlage die Consuln zu ihrer Einschätzung gelangen, müssen vom scheidenden Amtsinhaber beigebracht werden. Was er selbst nicht vorlegt, kann keinen Eingang in die Beurteilung finden."

    Sim-Off:

    Damit sind die Links gemeint, mit denen zukünftige Berichte unterlegt sein sollten. Wer nix verlinkt, reduziert seine Möglichkeiten.


    "Offen ist weiterhin, welches Maß die Consuln bei ihrer Bewertung ansetzen. Es sollte unabhängig von der jeweiligen Person und demzufolge abhängig vom Amt des Consuls sein."

  • "Der Vorschlag meines Sohnes findet auch meine Zustimmung."

    Was wohl kaum jemanden im Senat verwunderte, denn bisweilen schien es durchaus als wären die beiden Gracchen austauschbar.

    "Indes würde ich keinen allzu strikten Maßstab vorgeben, um nicht die Ämter des Cursus Honorum auf die Abarbeitung einer Liste von Tätigkeiten zu reduzieren. Darüberhinaus ist die Bewertungen der Consuln eine Richtline, das Votum indes wird durch alle Senatoren ausgeführt, so dass wie mein Sohn bereits erwähnte die Gefahren von Beste'hung, persönlicher Missgunst und dergleichen gering sind. Und schlussendlich - wenn nicht ein Consul, wer sollte sonst über solcherlei Gefälligkeitsdienste erhaben sein?"

    Gleichwohl ein Consul das höchste Amt in diesem Falle hatte bereits erreicht, so würde es ein überaus schlechtes Licht auf jenen Manne werfen, so sein Wort der Realität entgegen stand - was in Anbetracht der Anzahl an Senatoren ebanfalls kaum wohl würde unbemerkt bleiben.

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    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Offensichtlich hatte der Senat in dieser Frage einen Konsens erlangt, was die Consuln dazu brachte, sich wieder zu melden:


    Dann bitten wir um eine konkrete Formulierung, inklusive der Benennung, ob dies ein Senatus Consultum, eine Lex oder einfach bloss eine senatsinterne Richtlinie sein soll, damit wir über etwas Konkretes unsere Meinung kundtun und abstimmen können.

  • Menecrates realisierte etwas verspätet, dass die Vorlage von ihm kommen sollte und dies möglichst umgehend und ohne längere Überlegung. Er begann, um sich etwas Zeit zu verschaffen, mit der Verpackung, die er für richtig hielt.

    "Ich würde eine senatsinterne Richtlinie bevorzugen. Aus Gesetzen lassen sich Rechtsansprüche ableiten, obwohl eine schlecht verlaufene Abstimmung auch nicht per Klage gekippt werden kann." Immerhin banden sie sich auch mittels Richtlinie an eine bestimmte Vorgehens weise.

    "Ich möchte mit einer allgemeinen Formulierung beginnen. Sie könnte lauten:

    Jeder Amtsinhaber hat spätestens am Tag seiner Res Gestae den Consuln Unterlagen zur Verfügung zu stellen, auf deren Grundlage eine Bewertung der Amtszeit möglich ist. Die Consuln verkünden ihre Einschätzung, ob die zurückgelegte Amtszeit einer Auszeichnung würdig ist, nach der jeweiligen Res Gestae vor dem Senat.

    Unterlagen können nicht nachgereicht werden. Was bis zum Tag der Res Gestae fehlt, kann keinen Eingang in die Beurteilung finden.


    Nun die Besonderheit:

    Quaestoren, die während ihrer Amtszeit überdurchschnittliche oder außergewöhnliche Leistungen erbracht haben, kann der Senat anstelle einer Diploma eine Auszeichnung in Form eines Landgutes verleihen.

    Ich denke, die Abwicklung über den staatlichen Landfundus muss in der Richtlinie keine Erwähnung finden."


    Als Vorlage sollte dies reichen, dachte sich Menecrates.

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