Eigentlich hatte der Tiberius das kleine Anwesen nur als Aufbewahrungsort für seine immer umfangreicher werdende juristische Bibliothek gekauft. Die Casa Valeria war nicht mit dem Plan gebaut worden, dass irgendwann mal ein größerer Posten empfindlicher Papyri gelagert werden musste und Tiberius hatte festgestellt, dass die meisten Räume, in der Valeria dafür infrage kamen, kein Klima aufwiesen, dass für die Rollen zuträglich war. Kurzentschlossen hatte er also von einem Kollegen, der sich in den Ruhestand begab und zu seiner Familie nach Vindobona zurückkehrte für einen sehr moderaten Preis dieses Haus gekauft.
Es stand auch etwas abseits vom Schuss. Unweit der Via Tusculana, aber ein gutes Stückchen jenseits der servianischen Mauer. Das Gebäude stand allein und war von einigen schönen alten Zypressen umgeben. Der Lärm der Innenstadt war hier angenehm fern. Der Name des Hauses war ein Einfall des alten Kollegen gewesen. Untramontana - Jenseits der Berge - spielte natürlich einerseits auf die transalpinische Herkunft des Kollegen an, andererseits auch darauf, dass das Haus von den sieben Hügeln der Innenstandt etwas entfernt platziert war.
Die Inneneinrichtung war auch nicht besonders üppig, nachdem der Voreigentümer sich es in den Kopf gesetzt hatte, alles Mögliche an Möbeln mit gen Norden zu schleppen. Aber das machte ja nichts. Tiberius brauchte den Platz ja vor allem für Papyrusregale. Und anderen Krempel, der in der Casa Valeria störte. Die Tünche an den Wänden war schon etwas bröselig geworden und das Wandgemälde im Atrium, das den dramatischen Kampf zwischen Apollo und Python zeigte - ein eigenartig dramatisches Motiv - hatte auch schon bessere Tage gesehen.
Allein, die Atmosphäre und die Lage des Gebäudes führte dazu, dass Tiberius seine juristische Schreibarbeit mehr und mehr hier her verlegte. Ruhe, Arbeit, Meditation. Was gab es angenehmeres, als in der milden Frühjahrsluft ganz für sich allein einen Tisch und einen Stuhl ins Peristyl zu stellen und sich in die Schriften der Veteres zu vertiefen?
Allerdings war Tiberius von unverbesserlicher Geselligkeit und sodass er sich auch hier bald mit den Leuten traf. Hier ging es allerdings fast ausschließlich um juristische Sachen. Es lag irgendwie in der Natur des Hauses. Zuhause traf sich Tiberius sich mit seinen Freunden und Bekannten zu jenen angenehmen Treffen, die Tiberius so schätzte. In die Ultramontana kamen gerne auch Kollegen und andere, um eben in entspannter Atmosphäre über das Recht zu diskutieren und bald hatte sich herum gesprochen, dass man hier ohne großes Aufhebens Einblick in die arkane Kunst der Juristerei gewinnen konnte. Dass das Haus nicht besonders repräsentativ war, trug gerade zu der entspannten Atmosphäre bei.
Ein paar Sklaven, die Tiberius mitgeschleppt hatte, hatten die stehende Order, die Interessierten ohne Umschweife ins Peristyl zu begleiten.
Auch heute Abend saß Tiberius mit ein paar Rollen dort harrte denen, die da kommen mochten.
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