• Eigentlich hatte der Tiberius das kleine Anwesen nur als Aufbewahrungsort für seine immer umfangreicher werdende juristische Bibliothek gekauft. Die Casa Valeria war nicht mit dem Plan gebaut worden, dass irgendwann mal ein größerer Posten empfindlicher Papyri gelagert werden musste und Tiberius hatte festgestellt, dass die meisten Räume, in der Valeria dafür infrage kamen, kein Klima aufwiesen, dass für die Rollen zuträglich war. Kurzentschlossen hatte er also von einem Kollegen, der sich in den Ruhestand begab und zu seiner Familie nach Vindobona zurückkehrte für einen sehr moderaten Preis dieses Haus gekauft.


    Es stand auch etwas abseits vom Schuss. Unweit der Via Tusculana, aber ein gutes Stückchen jenseits der servianischen Mauer. Das Gebäude stand allein und war von einigen schönen alten Zypressen umgeben. Der Lärm der Innenstadt war hier angenehm fern. Der Name des Hauses war ein Einfall des alten Kollegen gewesen. Untramontana - Jenseits der Berge - spielte natürlich einerseits auf die transalpinische Herkunft des Kollegen an, andererseits auch darauf, dass das Haus von den sieben Hügeln der Innenstandt etwas entfernt platziert war.


    Die Inneneinrichtung war auch nicht besonders üppig, nachdem der Voreigentümer sich es in den Kopf gesetzt hatte, alles Mögliche an Möbeln mit gen Norden zu schleppen. Aber das machte ja nichts. Tiberius brauchte den Platz ja vor allem für Papyrusregale. Und anderen Krempel, der in der Casa Valeria störte. Die Tünche an den Wänden war schon etwas bröselig geworden und das Wandgemälde im Atrium, das den dramatischen Kampf zwischen Apollo und Python zeigte - ein eigenartig dramatisches Motiv - hatte auch schon bessere Tage gesehen.

    Allein, die Atmosphäre und die Lage des Gebäudes führte dazu, dass Tiberius seine juristische Schreibarbeit mehr und mehr hier her verlegte. Ruhe, Arbeit, Meditation. Was gab es angenehmeres, als in der milden Frühjahrsluft ganz für sich allein einen Tisch und einen Stuhl ins Peristyl zu stellen und sich in die Schriften der Veteres zu vertiefen?


    Allerdings war Tiberius von unverbesserlicher Geselligkeit und sodass er sich auch hier bald mit den Leuten traf. Hier ging es allerdings fast ausschließlich um juristische Sachen. Es lag irgendwie in der Natur des Hauses. Zuhause traf sich Tiberius sich mit seinen Freunden und Bekannten zu jenen angenehmen Treffen, die Tiberius so schätzte. In die Ultramontana kamen gerne auch Kollegen und andere, um eben in entspannter Atmosphäre über das Recht zu diskutieren und bald hatte sich herum gesprochen, dass man hier ohne großes Aufhebens Einblick in die arkane Kunst der Juristerei gewinnen konnte. Dass das Haus nicht besonders repräsentativ war, trug gerade zu der entspannten Atmosphäre bei.

    Ein paar Sklaven, die Tiberius mitgeschleppt hatte, hatten die stehende Order, die Interessierten ohne Umschweife ins Peristyl zu begleiten.


    Auch heute Abend saß Tiberius mit ein paar Rollen dort harrte denen, die da kommen mochten.


    Sim-Off:

    Die vom SimOn-Kurs Römisches Recht einfach hier dazu schreiben :D

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  • Ich war mit meinem Laternarius Aischylos aufgebrochen und bei schönem Frühlingswetter zu Fuß gegangen, bis ich Tiberius Enklave der Juristerei erreichte. Ich hatte sogar ein kleines Gastgeschenk aus der furischen Bibliothek mitgebracht: Eine Abschrift der Drakónteioi nómoi, der Drakonischen Gesetze, die selbst nach siebenhundert Jahren immer noch den Ruf von eben... drakonisch hatten. Ich war mir sicher, Tiberius würde Spaß daran haben.

    Ein Valeriersklave brachte mich ins Peristyl. Dort saß Tiberius Flaccus und erwartete die Rechtsinteressierten.


    "Salve!", grüßte ich ihn, denn ich war erster, überreichte ihm die Schriftrollen als Geschenk und holte dann meine eigenen Wachstafeln plus Griffel aus meiner Tasche, denn ich hatte vor, eigenhändig Notizen zu machen, da sich mein Scriba den Magen verdorben hatte.

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  • Lurco hatte vor kurzem das Glück einer großen Erbschaft gehabt. Fünf Grundstücke, drei Sklaven und einiges an Sesterzen hatte ihm sein Verwandter hinterlassen. Die Sklaven musste er noch abholen, über die Sesterzen freute er sich, aber die Grundstücke eröffneten ihm bis dato nie dagewesene Möglichkeiten. Vorab hatten sich Fleiß und Mühe im Grunde nicht ausgezahlt. Gleich was er versucht hatte, selbst die gewünschte Zusatzausbildung hatte es für ihn nicht gegeben. Mit den Grundstücken und dem Geld im Nacken, sah dies schon ganz anders aus.


    Er hatte sich einen Patron gesucht und wurde angenommen, was Lurco sehr freute. Dann hatte er mit seinen Tribun gesprochen und ihm von seinem Vorhaben berichtet, den Ritterstand zu erreichen. Sein Tribun hatte Verständnis für den Wunsch gezeigt und ihm in Form eines neuen Postens den Steigbügel gehalten. Crispus war ein rationaler Mann, er tat nichts ohne logischen Hintergrund. Aber das verlangte Lurco auch nicht, genau wie er seinem Patron jederzeit beistehen würde, so würde er es auch bei seinem Tribun halten. Und eines fernen Tages, falls es ihm wirklich gelingen sollte den Ritterstand zu erreichen, würde er sich an jene Männer erinnern, die ihm genau dies ermöglicht hatten. Lurco war gewiss vieles, aber eines war er nicht - undankbar.


    Heute unternahm er einen weiteren Schritt in Richtung Ritterkarriere. Über einige Voraussetzungen verfügte Lurco, über andere nicht. Umfangreiches Wissen gehörte dazu und deshalb war Lurco heute hier.


    Die Casa Ultramontana befand sich abseits der Innenstand, genau genommen war sie in der Nähe der Via Tusculana zu finden. Das Haus war eingerahmt von Zypressen, welche sich leicht im morgendlichen Wind wiegten, einem stillen Willkommensgruß gleich. Die ständige Geräuschkullise der Stadt war hier in weite Ferne gerückt. Ein Ort der Einkehr und des Lernens. Ein bisschen erinnerte die Casa Ultramontana an die Casa Leonis. Beide hatten einst bessere Tage gesehen, aber genau dass verlieh ihnen einen ganz besonderen Charme. Beide Häuser hatten bereits ein Leben hinter sich und hätten die Mauern selbst sprechen können, so hätten sie sicher einiges zu erzählen gehabt.


    Heute war Lurco hier um Tiberius Valerius Flaccus zu lauschen. Der Mann lehrte römisches Recht und Lurcos Wunsch war es genau dies zu lernen. So hatte er alles dabei, was er für den Unterricht benötigte, eine Tasche mit Wachstafeln um sich wie üblich alles zu notieren. Purgitius wurde von einem Sklaven willkommen geheißen und ins Peristyl geführt. Zwei Personen waren schon anwesend, so grüßte er höflich in die Runde.


    "Salvete. Mein Name ist Manius Purgitius Lurco und ich grüße Euch", sagte er freundlich und setze sich dazu.

  • Tage zuvor:

    Nun.......das Leben ging weiter auch wenn das Ausscheiden aus dem exercitus Romanum ein Loch hinterlassen hatte welches nur schwer zu stopfen war.

    Nach Tagen der Ruhelosigkeit, begründet im Fehlen der Routine die Jahrzehnte hindurch das Sein bestimmt hatte, rafft sich Avianus auf ubd verließ die Villa.


    Heute:

    Wie üblich betrat Avianus einen Raum mit Ruhe. Der Drill den er genossen hatte ergoß sich aus jeder seiner Poren und jeder konnte sehen oder mit nahezu 100%iger Sicherheit sehen dass es sich um einen Soldaten handelte.

    "Salve." Für mehr reichte es anfangs nicht. Avianus hatte es sich zur Gewohnheit gemacht eher zu schweigen als zu reden. Wer redete hörte weniger.

    Kurz schmunzelte er. Da hatte sich doch auch glatt Lurco eingefunden was nun nicht sehr überraschend war. Unerwartet aber nicht überraschend.

    " Lurco Salve. Das kam nin unerwartet dich hier zu treffen."

    Er stellte sich neben den ehemaligen Kameraden und betrachtete die anderen Anwesenden.

  • Der nächste Teilnehmer der eintrat, kam Lurco verdächtig bekannt vor. Allein schon wie der Mann sich bewegte, gesetzt, wohldosiert, wies ihn als einen der seinen aus. Lurco begrüßte Avianus mit einem Lächeln.


    "Salve Avianus, schön dass Du hier bist. Nun ich versuche mit etwas Glück in den Ritterstand zu gelangen, da dachte ich mir ein Kurs im römischen Recht wäre ein guter Schritt in die richtige Richtung. Was hat Dich hierher verschlagen, reines Interesse oder hast Du auch einen besonderen Grund? Bis jetzt habe ich noch nie an einem derartigen Kurs teilgenommen, lassen wir uns überraschen", antwortete Lurco freundlich.


    Ein bekanntes Gesicht sorgte gleich für eine andere Grundstimmung fand Lurco. Jetzt konnte kommen was wolle. Dennoch hoffte er, den Kurs gut zu absolvieren. Vermutlich war dies ganz ähnlich wie seinerzeit früher vom Lehrer zu lernen.

  • " Ritterstand also. Soso." Avianus' Familie war angesehen und konnte Senatoren vorweisen. Er selbst war der Sohn eines Soldaten dessen Stand dem Plebs zugehört.

    " Hast du schon jemanden der dich unterstützt? Und...nur allein mit einem Kurs wird es fast unmöglich den Eques zu erreichen." informierte Lurco.

    " Da ich ja nin ' arbeitslos ' bin sehe ich es als Gelegenheit einen Weg einzuschlagen der der Familie gerecht wird. Nicht dass ich bisher sonderlich viel darauf gegeben hatte. Aber, vllt ist es noch nicht zu spät, eine politische Karriere ist in diesem Fall ein Ziel."

    Ja......das war sein Ziel. Entweder in Rom oder in der Provinz.

    Da fiel ihm ein dass seine Brüder in Germanien ihr Dasein fristeten. Vllt sollte zumindest ein vernünftiger Matinier dort mit Anwesenheit glänzen.

    " Ich bin schon sehr gespannt wie Valerius diesen Kurs gestalten wird."

    Für ihn persönlich waren Fakten wichtig. Langatmig Ausführungen sorgten rasch dafür dass seine Konzentration abdchweifte.

  • Lurco hörte Avianus aufmerksam zu und nickte beipflichtend.


    "Ja da hast Du Recht, ich weiß. Der Kurs ist nur ein kleiner Schritt auf einem sehr langen und vermutlich steinigem Weg. Den Ritterstand hätte ich auch niemals ins Auge gefasst, da er für mich bis dato unerreichbar gewesen ist. Du hast vermutlich vom verstorbenen Senator Spurius Purgitius Macer gehört. Dank seinem Erbe ist es mir überhaupt erst möglich einer derartige Karriere in betracht zu ziehen. Oder genauer gesagt überhaupt irgendeine Karriere. Du hast die Cohortes sicher nicht aus Altersgründen verlassen Avianus, Du weißt wovon ich spreche. Fleiß, Pflichterfüllung, Liebe zum Beruf haben sich bis dato für noch niemandem ausgezahlt. Alles was Du benötigst sind beziehungen, gute Kontakte, einen Fürsprecher und Geld im Nacken. Andernfalls trittst Du auf der Stelle.


    Du wirst nach dem Tiro den Miles erreichen und als Miles wirst Du den Dienst auch eines Tages verlassen. So ist das leider Dir die Beziehungen fehlen. War bei mir nicht anders. Ich bin wahrlich keine faule Sau, aber was ich dienstlich geleistet habe, hat kein Schwein interessiert. Im Gegenteil, ich musste noch aufpassen nicht schlafende Hunde zu wecken, die mich zum Dank noch gebissen hätten. Du verstehst schon, da macht wer den Schnitt kaputt und es fällt auf, dass sie selbst nichts leisten.


    Genug gejammert, ich bin nicht hier um zu jammern, sondern um es später besser machen zu können. Drum habe ich den Kurs belegt. Ich habe einen sehr guten Patron gefunden und zwar Lucius Annaeus Florus Minor und ich bin vor kurzem zum Cornicularius unseres Tribuns der Cohortes Urbanae ernannt worden. Nun versuche ich alles zu erlernen, was mir nützlich sein könnte auf meinem Weg zum Ritter. Mal schauen wo es mich am Ende hinverschlägt und ob ich den Stand wirklich erreiche. Abwarten, ich versuche jedenfalls mich bis dahin durchzubeißen.


    Was hat Dich aus dem Dienst getrieben? Arbeitslos? Na so kann man es auch beschreiben Kollege, Du siehst immer noch aus wie einer von uns. Zu spät? Es ist nie zu spät, es sei denn Mars ruft Dich und zwar nicht zu den Waffen, sondern zu sich. Solange Du da bist, hast Du jede Chance der Welt. Manchmal muss man eben nur sehr seltsame, verschlunge und ungewöhnliche Pfade beschreiten. Und es gehört auch immer eine Portion Glück dazu. Siehe bei mir, wäre Macer nicht gestorben, hätte ich nichts geerbt. Und hätte ich nicht geerbt, hätte ich keine Chance auf den Ritter nicht wahr? Manches fügt sich, ohne dass man es irgendwie beeinflussen kann.


    Such Dir die passende Kontakte und knüpfe Seilschaften bis Dir schwindlig davon wird Avianus. Du benötigst in Deinem Fall nicht nur Fürsprecher, Du brachst auch Personen die für Dich zur passenden Zeit die Werbetrommel rühren. Du brauchst Leute, die Dir den Rücken stärken, die für Dich einstehen. Ist es Dir wirklich ernst mit der Karriere als Politiker? Möchtest Du, dass ich Dich mit meinem Patron bekannt mache? Bedenke so etwas gilt immer beiderseitig, Du musst bereit sein ihn ebenso zu unterstützen wie er Dich.


    Ich ebenso, ich setzte große Hoffnungen auf den Kurs", antwortete Lurco grinsend.

  • Avianus begann ebenfalls zu grinsen.


    " Also..." Er trat näher an Lurco heran:" Also eines kann ich dir sagen. Zumindest hab ich es gehört. Dass das was du so getrieben hast nicht unbeachtet geblieben ist. Wie sonst wäre es zu der Beförderung gekommen. Im exercitus ist es nich möglich durch Taten zu glänzen und voran zu kommen. Natürlich bedarf es für höhere Ränge etwas Unterstützung und das eine oder andere Wissen.

    Naja. Aber ich bin mir sicher dass für jeden der Weg vorgegeben ist. Aus freien Stücken oder durch Zwang."

    " Das Ambiente gefällt mir" wechselte er bin das Thema. " So einfach gehalten und überhaupt nicht großkotzig." Ein Schmunzel deutete sich dabei an.

  • Lurco versteifte sich kurz zur Salzsäule, nur seine Augen wanderten zu Avianus herüber. Bei Mars, was hatte der Mann von ihm gehört? Oder was war über ihn im Unlauf?


    "Was bei Mars wird über mich erzählt Avianus?", wisperte Lurco nervös. Wer wusste was sein Tribun vielleicht erzählt hatte, um die Beförderung zu rechtfertigen? Lurco war ihm sehr dankbar, aber deshalb wollte er sich nicht den Ruf ruinieren lassen oder als gemeingefährlich gelten. Crispus hatte nämlich vorrangig eine sehr schräge Art von Humor - keinen. Ansonsten war er ein durchtriebenes Schlitzohr. Was dienstlich hervorragend für die Kollegen war, wollte er nicht als Opfer am eigenen Leib erleben.


    "Solange der Weg keine Berg- und Talfahrt wird Avianus, kann es uns Recht sein. Etwas Karriere sollte allerdings schon durch eigene Arbeit und Fleiß drin sein. Am Ende haben wir in den oberen Reihen nur Leute die wen kannten, aber nichts konnten. Ist dass das Rom, dass Dir vorschwebt? So sind wir doch nicht zur Weltmacht geworden. Das kann uns irgendwann den Kopf kosten, wenn es wirklich so kommt", grübelte Lurco leise.


    Er schaute sich um und nickte knapp.

    "Ja das Haus ist schlicht und schön, es hat seinen eigenen Charme", stimmte er gut gelaunt zu.

  • " Ich weiß zwar nicht was Mars alles erzählt wurde aber die eine oder andere Geschichte kam mir zu Ohren. Dass du damals in der Ausbildung warst macht die Sache nich etwas erweiterter."

    " Mach dir aber keine Gedanken deswegen. Eine Beförderung ist eine Beförderung und jeder weiß dass du bisher keinen Gönner hatte der hier angeschrieben haben könnte."

    Bis auf den Furier. Der hatte ja schon vor längerer Zeit Lurco vorgeschlagen dschte sich Avianus ohne dabei negative Gefühle zu haben.

    " Jetzt aber Konzentration. Ich glaube Valerius will beginnen."

  • Tiberius begrüßte die ankommenden jeweils kurz und bedankte sich für ihr Kommen. Eine sehr interessante Gruppe war hier heute versammelt. Sein guter Freund Aulus Furius und zwei Herren, die ihm bisher unbekannt waren. Aus ihrem Gespräch und ihrer Vorstellung hörte er heraus, dass es sich um Leute mit soldatischem Hintergrund handelte. Avianus war offenbar schon aus dem Dienst ausgeschieden und Lurco diente noch dem Kaiser. Tiberius hatte nicht oft mit Soldaten zu tun und er war positiv überrascht, dass auch unter diesen Leuten das Interesse am Recht zu wachsen schien.

    Sicher hatten Avianus und Lurco von ihrer Warte aus sicher interessante Perspektiven zu bieten. Tiberius winkte noch einige Erfrischungen heran - Recht genoss man am besten immer noch mit einer angenehmen Beilage - und räusperte sich dann zum Zeichen, dass er so langsam mit dem Gespräch anfangen wollte.

    "Ja, noch einmal willkommen von mir in die Runde in der wunderbaren Casa Ultramontana, wo wir heute," er blickte kurz zum minimal bewölkten Himmel "bei bestem Jurawetter uns wieder ein bisschen über das Recht unterhalten werden.

    Und ich dachte, dass wir zuerst über eine Frage nachdenken könnten, die man hier letzte Woche aufgeworfen hat. Letzte Woche war nämlich ein Kollege aus Alexandria hier, könnt euch das vorstellen. Bevor er wieder abgereist ist, hatten wir wieder einmal eine der ganz alten Fragen aufgeworfen und da er leider nicht mehr hier ist, um das fertig zu besprechen, werden wir das zu Anfang einfach unter uns diskutieren. Meine Freunde: Das Recht, was ist das eigentlich?" fragte er in die Runde.


    Eine ähnliche Frage hatten Aulus und er neulich selbst diskutiert, allerdings war der Blickwinkel ein anderer gewesen und sie hatten beide schon einiges intus gehabt. Auch deswegen hatte Tiberius das Thema noch einmal aufgegriffen. Manchmal entwickelte sich ja der Gedankenprozess im Laufe der Zeit. Außerdem war es ein guter Startpunkt für die Diskussion und er fragte sich, was so die Vorstellung von Avianus und Lurco zu dem Thema waren.


    Sim-Off:

    Ravilla, wie gesagt, du kannst auch einfach einsteigen. Wir laufen uns schon mal ein bisschen warm :D

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  • Ravilla war ein bekanntes Gesicht, und ich grüßte ihn freundlich. *


    Wenn ich auch Namen schnell vergaß, so galt es für Gesichter nicht; und so erkannte ich Purgitius Lurco, der ein reicher Erbe, Klient meines eigenen Patrones

    und außerdem der Urbaner gewesen war, der meinen Sklaven Diocles in der Mordsache am Tigillum Sororium auf sehr sachliche Art verhört hatte.

    Der andere - er hatte seinen Namen nicht genannt und ich wusste daher noch nicht, dass er ein Verwandter von Matinia Musa war - war wohl auch Soldat; zumindest wirkte er so.


    Eine ähnliche Frage hatten Aulus und er neulich selbst diskutiert, allerdings war der Blickwinkel ein anderer gewesen und sie hatten beide schon einiges intus gehabt. Auch deswegen hatte Tiberius das Thema noch einmal aufgegriffen. Manchmal entwickelte sich ja der Gedankenprozess im Laufe der Zeit. Außerdem war es ein guter Startpunkt für die Diskussion und er fragte sich, was so die Vorstellung von Avianus und Lurco zu dem Thema waren.

    Die Frage, was ist Recht, hatte ich in der Tat mit Tiberius diskutiert, doch außer tierischer Kopfschmerzen am Morgen danach war mir leider nicht mehr viel im Gedächtnis.

    Die milites und besonders Urbaner jedoch hatten Tag und Nacht mit der praktischen Ausübung des Rechts zu tun. Ich war auf ihre Antworten gespannt und beugte mich vor, um ihnen zuhören zu können.


    Sim-Off:

    * nehme mal an, er ist da :)

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  • Untypisch für ihn tauchte Ravilla heut mit Verspätung auf. Er ließ am gewohnten theatralischen Gebaren missen, war vollständig in Schwärze gewandet und ein Übermaß von Bleiweiß kaschierte die Augenringe und heutige tatsächlich vorhandene Blässe. Die schwarze Umrandung der Lider war dicker als sonst, um von den Falten unter den Augen abzulenken. Trotz allem wirkte Ravilla gut zehn Jahre älter als üblich. Die warnende Miene des Sklaven Anaxis bezeugte stumm, dass der Herr litt.


    "Salvete!" Der Gruß klang wie eine schwere Anklage gegen die positive Grundstimmung der Anwesenden, als Ravilla wie eine Fledermaus mit seiner schwarzen Toga (jede hellere Farbe blendete ihn) durch den Raum schritt, dessen bröselige Wandgemälde seinen Gemütszustand ganz hervorragend untermalten. Jene Menschen, die er persönlich kannte, bedachte er gesondert mit einem gramvollen Nicken.


    Er vernahm gerade noch die letzte Frage ihres heutigen Gastgebers und Dozenten. Was Recht war, vermochte Ravilla aus dem Stegreif nicht zu beantworten, jedoch konnte er Unrecht als das definieren, was die Götter ihm widerfahren ließen, sobald schwere Wolken die Stürme über das Land trugen. Über dem Imperium braute sich etwas zusammen und Ravilla spürte es in jeder Faser seines Schädels und an den Rückseiten seiner Augäpfel, die selbst im gedämpften Licht des Raumes so sehr schmerzten, dass er die Lider gegen die Helligkeit schloss, nachdem er sich mit einem leidenden Ausdruck, der dem Sterbenden Gallier in nichts nachstand, zwischen Lurco und Saturninus platziert hatte.


    Indem er Zeigefinger und Mittelfinger gegen die Schläfen drückte und sie kreisend rieb, signalisierte er dem Gastgeber, dass es Kopfschmerzen waren, die ihn dazu brachten, die Lider für die meiste folgende Zeit zu schließen und nicht etwa Langeweile oder Respektlosigkeit. Am liebsten würde er alle Fenster verrammeln und den Cursus im Finsteren abhalten, mit einer winzigen Funzel für die Schreibsklaven in der äußersten Ecke.


    Anaxis nahm das Schreibzeug zur Hand, um für seinen Herrn die notwendigen Notizen anzufertigen, sorgsam darauf bedacht, dies möglichst lautlos zu tun.

  • Die Frage die ihr Gastgeber aufwarf, war sehr gut. Sie verteidigten tagtäglich das Recht Roms, aber was war das Recht eigentlich?


    "Grüße in die versammelte Runde nocheinmal. Die Frage ist interessant, was ist das Recht selbst eigentlich, dass wir tagtäglich verteidigen? Für mich persönlich ist das Recht in eine Idee. Kurzum es sind von einer Gruppe Menschen gemachte Regeln, die ihnen das Zusammenleben ermöglichen und erleichtern sollen. Diese Gruppe teilt im großen Konsens gleiche Werte, die sie in Form von Recht und Pflicht festgehalten haben. Nur mit klar abgesteckten Regeln ist ein Zusammenleben von einer Gruppe möglich. Schon bei einer kleinen Gruppe wie einer Familie gibt es eigene Rechte, wir nennen sie familiäre Traditionen, Werte oder auch Prinzipien.


    Um ein ganzes Volk, eine Nation zusammenzuhalten bedarf es selbstverständlich wesentlich mehr Regeln. Je spezialisierter die einzelnen Mitglieder dieser Nation sind, was Berufe und Stände angeht, je ausgeklügelter muss auch das jeweilige Recht sein, um allen Menschen bestmöglich gerecht zu werden. Das Recht selbst ist vermutlich stetes im Wandel, wie die Nation selbst, um sich neuen Gegebenheiten anzupassen. Aber das Recht allein genügt nicht, es bedarf auch Personen wie uns den Cohortes und anderen, die das Recht tatsächlich umsetzen. So würde ich als Laie das Recht beschreiben", erläuterte Lurco freundlich seine Sicht.

  • Ah, Seius Ravilla war auch da, hervorragend. Wie man hörte war er Tiberius Rat, dem er dem Seius seinerzeit im Palindromos gegeben hatte gefolgt und hatte sich ebenfalls zu Flaviern begeben. Und für einen angehenden Senator war es sicher von Vorteil sich vertiefter mit dem Recht zu beschäftigen. "Salve mein Freund"


    Tiberius nickte dem Purgitier anerkennend zu. "Du bringst da natürlich die praktische Sicht des Soldaten mit. Sehr hilfreich. Unsereins verliert sich sonst gern in abstrakten und allzu windigen Gedankengebäuden. Du hast da schon viele Elemente genannt, die man mit dem Recht als solchem zuschreibt.

    Regeln, die das Zusammenleben erleichtern bzw. erst ermöglichen sollen. Von Menschen gemacht und zwar von einer Gruppe von Menschen gemacht. Elemente, die mit dem Recht vielleicht in irgendeiner Beziehung stehen, wie Traditionen, Werte und Prinzipien. Der Umstand, dass eine größere Menge Menschen mehr Regeln braucht und diese wandelbar sind. Und schließlich, dass es jemanden braucht, der diese Regeln auch durchsetzt." fasste er die Antwort nocheinmal kurz zusammen. "Es ist - falls niemand eine gänzlich andere Vorstellung hat, dann möge er sie auch gerne vortragen - glaube ich nützlich, wenn wir ein paar dieser Elemente kurz eingehender betrachten. Besonders wichtig erscheint mir zum Beispiel das erste, das du genannt hast." Und er fragte in die Runde: "Was ist eine Regel?"

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  • " Moralisches Recht ider gesetzliches?" Den recht war nuchtbommer Recht. Zumindest nicht wenn es nach Gesetzesvorlagen ging.

    " Das Gesetz gibt Rechte vor. Es sind quasi Verhaltensregeln die man einhalten muss. Muss in diesem Fall da es mit Konsequenzen geandet wird."

  • Und er fragte in die Runde: "Was ist eine Regel?"

    Ravilla sah heute bleich und ungesund aus, hielt sich aber tapfer. Seine Gestik signalisierte Kopfschmerzen. Ich nahm einen vollen Wasserbecher und hielt ihn ihm hin, da sich meine medizinischen Kenntnisse in diesem Fall auf "Viel trinken" beschränkten - zumindest konnte man damit keinen Schaden anrichten.


    Tiberius indessen hatte der ersten Frage "Was ist Recht?" eine zweite "Was ist eine Regel?" angehängt. Schon die erste Frage warf also noch mehr Fragen auf.

    Ich hob die Hand:

    "Eine Regel ist eine üblicherweise geltende Übereinkunft für ein Verhalten.", antwortete ich: " Beispielsweise dass ein vereinbarter Kaufpreis auch gezahlt wird."

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  • Lurco hörte dem Gastgeber und seinen Vorrednern aufmerksam zu.


    "Richtig, eine Regel ist eine Übereinkunft. Man hält sich an jene Übereinkunft, damit es nicht zu Zwist in der bestehenden Gruppe kommt. Gleich wie die Gruppe nun aussieht, ob Familie, Orden, oder sogar einer Nation. Ausnahmen bestätigten die Regel, denn es gibt immer Regelbrecher. Und deshalb gibt es auch jene, die solche Brüche zu ahnden haben.


    Auch die Unterscheidung von moralischem und gesetzlichem Recht finde ich ist ein sehr guter Einwand. Das was man für moralisch vertretbar oder für strafbar hält, musste noch lange nicht mit den gesetzlichen Regeln kurzum den Gesetzen übereinstimmen. Denken wir an die Steuern, da wird jeder von uns denken, sind diese harten Regeln wirklich nötig? Bei einer grausamen Straftat hingegen fragen sich viele, wieso gibt es keine härteren Strafen? Jene würden über härtere Gesetze geregelt werden. Jene die also in unser aller Namen die Spielregeln unserer großen Gruppe erlassen, wandeln da auf einem sehr schmalen Pfad. Allen Recht machen kann es niemand.


    Die nächste Frage wäre dann, was ist ein Gesetz? Was für eine Regel ist dies? Ein Gesetz ist eine rechtlich bindende Regel, genannt Vorschrift oder eben Gesetz. Gesetze regeln den Umstand, wie etwas sein soll - welcher Umstand auch immer, um ein friedliches Miteinander zu ermöglichen. Wie mein Vorredner richtig sagte, zum Beispiel dass eine Ware zu bezahlen ist", stimmte Lurco zu.

  • "Danke", hauchte Ravilla schwach wie ein Totengeist, als Saturninus ihm den Becher reichte, die gute Seele. "Man kann die mathematischen und die naturwissenschaftlichen Gesetze als eine weitere Form in den Raum werfen, ebenso wie jene der Linguistik oder vergleichbarer Disziplinen mit tendenziell wenig strittigen Regularien, doch ich glaube kaum, dass sie an dieser Stelle von Relevanz sind. Oft hält man Gesetze für unumstößlich, doch lehrt uns die Erfahrung, dass auch sie dem Wandel der Zeiten unterworfen sind. Noch wandelbarer sind Regeln, welche einen weniger offiziellen Charakter haben."


    Matt öffnete er die Augen und wurde des Annaeus Florus gewahr, des Mannes, der mit Saturninus wetteiferte, wer von ihnen weniger Humor besaß. Hatte er schon zuvor an jenem Platze gesessen? Ravilla mochte fast meinen, der Mann hätte sich soeben manifestiert.


    "Anaxis, Wein."


    Sein Sklave suchte auf dem Tisch mit den Erfrischungen nach Weißwein, um mit diesem das Wasserglas aufzufüllen, da er wusste, dass sein Herr den Roten wann immer möglich verschmähte, um einer Verfärbung seiner Zähne und Lippen vorzubeugen.

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