Ein fröhliches Julfest und Io Saturnalia im Hause Duccia

  • Dagny lauschte fasziniert und auch ein wenig verblüfft, als Cimber detailliert das umbrenische Gestüt in Cappadocia beschrieb. Auf diese Art vermochte sie es sich aber sehr gut vorzustellen – einige Dinge waren dem duccischen Latifundium gar nicht so unähnlich, während andere wiederum ganz anders waren. Sie lächelte. „Vielen Dank, Umbrenus, für die ausführliche Beschreibung. Das klingt wirklich wundervoll – und ehrlich gesagt auch ein bisschen so, als würdest du deine Heimat vermissen, was ich verstehen kann.“ Sie selbst hatte Germania noch nie verlassen, wenn man es genau nahm, noch nicht einmal die nähere Umgebung von Mogontiacum. Einerseits fand sie die Erzählungen von anderen Orten oder gar anderen Ländern sehr faszinierend, andererseits wusste sie nicht, ob sie nicht schreckliches Heimweh haben würde, sollte das Schicksal sie einmal woanders hinführen. „Und das mit dem Winter erzählte Hadamar bereits. Es stimmt, man glaubt immer, es muss warm sein in Cappadocia.“ Obwohl sie diesen Eindruck bereits seit ihrer Begegnung mit Tariq hatte revidieren müssen, er schien den germanischen Winter zwar nicht sonderlich zu mögen, aber ihm war auch nicht permanent kalt, womit sie eigentlich gerechnet hätte.


    „Das Gestüt meiner Familie ist dem deiner insofern gar nicht so unähnlich, dass sich die Stallungen und Weiden auf dem Gelände des Anwesens befinden“, beantwortete sie Cimbers Frage. „Wenn ihr von der Via Borbetomaga hereingekommen seid ...“ Was vermutlich der Fall war, dort war das Torhaus, durch das die meisten hereinkamen. „... dann seid ihr an dem großen Stallgebäude vorbeigekommen, in dem so gut wie alle Tiere untergebracht sind. Die Weiden sind daneben und gegenüber. Wir züchten und verkaufen die Tiere – die hiesige Ala ist natürlich ein Abnehmer, aber auch andere Züchter oder Privatleute.“ Auch über Mogontiacum hinaus, die Duccier hatten sich da mit Jahren einen Namen gemacht, auch dank der Freya Mecurioque, die mittlerweile weitreichende Kontakte hatte. „Wir haben viele Tiere unterschiedlichen Alters, wenn ihr Interesse habt, könnt ihr sicher mal tagsüber vorbeikommen und sie euch anschauen.“ Zumindest Cimber und Fango wirkten interessiert, Dagny hatte auch am Rande mitbekommen, das sie sich über ein Pferd unterhalten hatten, das Fango wohl geschenkt bekommen hatte.


    Als Sabaco sich in das Gespräch einschaltete, lächelte sie ihm zu. „Das war unser Wunsch, sowohl für uns, als auch für unsere Gäste. Es freut mich, dass es so ankommt.“ Das freute sie wirklich. Was das Fest ihrer Familie bedeutete, gerade in diesem Jahr, darüber hatte sie sich bereits viele Gedanken gemacht, aber das Julfest – und auch die römischen Saturnalien – sollten ein Lichtblick sein in der dunklen Jahreszeit. Eine Zeit, in der jeder den Alltag Alltag sein lassen und sich ein wenig entspannen konnte. „Und lasst es euch weiterhin schmecken, unsere Köchin freut sich, wenn möglichst viel weggeht.“ Natürlich würde etwas übrig bleiben, es blieb IMMER etwas übrig, aber die Köchin Marga betrachtete es als persönliche Herausforderung, dass Gäste nach einem Festmahl mehr oder weniger nach Hause rollten. „Bist du auch bei der Ala?“ fragte sie Sabaco. „Oder bei der Legio?“ Da sie erst später hinzugekommen war, hatte sie seine Vorstellung nicht mitbekommen.

  • Cimber schwärmte von seinem fernen Gestüt und Sabaco trank und futterte derweil. An gesundem Appetit hatte es ihm noch nie gemangelt. Man sah ihm auch an, dass er schwerer gebaut war als die meisten anderen Soldaten, er war groß und bullig, wog seine zwei Zentner.


    "Die Classis* ist es. Ich bin Suboptio navalorum Publius Matinius Sabaco, Classis Germanica, Sectioni Mogontiacum. Von den Matiniern aus Tarraco."


    Die ellenlange Vorstellung floss wie von selbst von seinen vom heißen Rotwein verfärbten Lippen. In der anderen Hand hielt er inzwischen ein mit Bratenfleisch gefülltes Brot. Das Gestüt hörte sich gut an. Jeder, der Pferde hielt, schwärmte scheinbar von ihnen, außer er selbst mit seinem Schwarzbraunen. Der war auch nicht mehr der Jüngste und tausende von Meilen mit Sabaco im Sattel hatten ihm den Rücken und die Beine verbogen.


    "Ich würde mir gern mal bei Gelegenheit eure Pferde ansehen, nachdem Stilo nicht nur meine Braut geraubt, sondern mir obendrein kein Pferd geschenkt hat. Für mich sollte es stabil gebaut sein. Ich suche eins, das schon zugeritten und in den Grundlagen ausgebildet ist, aber dabei nicht zu alt ist, damit ich eine Weile was von ihm habe. Der Feinschliff für die Zwecke des Militärs muss natürlich noch erfolgen."


    Da konnte sicher Ocella mit Rat und Tat helfen, der war auch so ein Pferdenarr, im Gegensatz zu Sabaco, der nur drauf reiten wollte. Nun mochte er gern auch etwas Persönliches von Valentina erfahren. "Du bist hier also die Dame des Hauses?" Verheiratet wohl noch nicht, wenn sie die Schwester vom Duccius Ferox war und noch in dessen Haushalt lebte. "Führst du für die Gens irgendwelche Geschäfte oder so was oder widmest du dich ganz der Familie?"


    Sim-Off:

    *Er wird bald zur Legio wechseln, das weiß er aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

  • Der Name des jungen Manns sagte Octavena nichts, genauso wenig wie die Namen und Gesichter der anderen Männer, die sie im Gespräch mit Hadamar unter den Gästen trafen, auch wenn das natürlich nicht vollkommen ungewöhnlich und bis zu einem gewissen Grad zu erwarten gewesen war. "Salve." Sie trat neben Dagny und lächelte in die Runde, als Hadamar sie vorstellte. Als Dagny ihr dann die Hauptleistung für die Organisation der Feier zusprach, warf Octavena ihr ein angemessen dankbares Lächeln zu, war sonst aber eigentlich mehr froh, dass sie dieses Thema nicht noch weiter breit traten. Einerseits war dieses Lob nur logisch - und irgendwo vor den Fremden natürlich auch angemessen, wenn man bedachte, dass die Organisation schlicht Octavenas Aufgabe als Hausherrin war - andererseits fühlte es sich doch auch etwas übertrieben an. Während das Gespräch weiterwanderte und sich erst einmal um die Gestüte der jeweiligen Familien zu drehen begann, hielt Octavena sich schweigend im Hintergrund und hörte nur still zu. Bei der Erwähnung von Tarraco horchte sie zwar kurz auf, aber die Matinier sagten ihr allerhöchstens vage etwas und im Grunde war sie sowieso schon viel zu lange weg, um irgendwen dort noch wirklich zu kennen. Vielleicht abgesehen von ihrer eigenen Verwandtschaft und selbst bei denen war sie inzwischen auch nicht mehr so auf dem Laufenden wie früher.


    Erst als Sabaco Dagny fragte, ob sie die Dame des Hauses sei, erstarrte Octavena nur für den Bruchteil einer Sekunde und ihr wurde klar, dass sie gerade wahrscheinlich ein wenig zu still gewesen war. Sie hatte vorher schon am Rande registriert, dass die Männer Hadamar als ihren Gastgeber wahrnahmen, was sie auch weder großartig überraschte noch kümmerte, aber dass in Konsequenz Dagny als seine Schwester auch als Hausherrin wahrgenommen werden konnte, fühlte sich dann doch ... merkwürdig an. Auch weil es Octavena vor Augen führte, dass sie sich an solche Annahmen wohl in Zukunft mehr und mehr würde gewöhnen müssen. Weil ihre eigene Position von außen inzwischen eben nicht mehr so leicht ersichtlich war, wie früher. "Nein, das wäre dann wohl ich", hakte sie kurz wieder in das Gespräch ein, in erster Linie, weil sie das Gefühl hatte, dieses Detail selbst korrigieren zu müssen, und lächelte höflich. "Mein Mann war der letzte Hausherr und ein Vetter von Ferox und Valentina." Dass sie genau genommen nach wie vor keinen neuen Hausherren hatten, ließ sie bewusst aus, aber das tat hier ja auch ohnehin nichts zur Sache. Stattdessen nahm Octavena einen Schluck von ihrem Met, um Dagny in Ruhe auf die eigentliche Frage antworten zu lassen - und um auch selbst dieses merkwürdige Gefühl wieder bei Seite schieben zu können.

  • "Cappadocia nicht zu vermissen, ist für mich schwer, allen voran unser Gestüt. Doch ich würde sagen, es hält sich die Waage mit der Neugier auf neue Länder. Germania gefällt mir sehr gut und Euer Gestüt werde ich auf alle Fälle besichtigen. Falls ich Euch dann auf die Nerven gehe, kann Hadamar mich rauswerfen. Sprich falls ich zu lange schaue und von den Pferden nicht loskomme. Unser Gestüt war eine Welt für sich, bei Euch wird es ebenso der Fall sein. Ich bin gespannt auf die Pferde Eures Gestüts.


    Wir haben ebenfalls die Ala bei uns beliefert und leider wurden wir sogar einmal ausgeraubt. Letztendlich wurde der Verantwortliche geschnappt und sogar von mir verhört. Seine Männer wurden aufgerieben. Ein Kauf von guten Pferden wäre für mich wirklich interessant", antwortete Cimber und nahm noch einen Schluck vom Met.


    "Ach Sabaco, Du weißt doch wie Stilo ist. Sei nicht traurig wegen Braut und Pferd, gönne Fango Topas. Solltest Du ein gutes Pferd brauchen, Hadamar oder ich können da sicher etwas machen. Und falls Du nicht mit mir darüber sprechen magst, weil Du noch zerknirscht bist, kannst Du auch mit Nero sprechen", warf Cimber ein und grinste Nero und Fango kurz an. Familie war etwas Feines, auch wenn sie mal grummelte.


    Das Fest war rund und die Aussicht das Gestüt besichtigen zu dürfen, freute Cimber. Gut gelaunt gesellte er sich zu Fango.

    "Falls Du möchtest, begleite uns wenn wir die Pferde anschauen. Was sagst Du dazu?", fragte Cimber freundlich. Irgendwie wirkte Fango noch etwas verloren, aber das würde sich bald geben. Dafür würde Cimber sorgen.


    "Salve", grüßte Cimber die Frau des Hauses, die neu zu ihnen getreten war.

  • „Ah, die Classis“, antwortete Dagny, als Sabaco sich zeremoniell mit seinem kompletten Titel vorstellte. „Die Schiffe habe ich mir früher als Kind gerne angeschaut.“ Sie hatte immer davon geträumt, mal mitzufahren, obwohl sie bereits in jungen Jahren gewusst hatte, dass die Schiffe nicht wie Odysseus auf (na gut, in dessen Fall unfreiwillige) Abenteuerfahrt starteten, sondern zum Schutz der Siedlungen und Kastelle eingesetzt wurden. Und meist nicht weiter fuhren als zur nächsten Stadt. Trotzdem trugen Schiffe irgendwie immer den Schein der weiten Welt mit sich, der ein fantasievolles Kind wie Dagny zum Träumen eingeladen hatte.


    Sie wollte gerade erwähnen, dass Octavenas Familie ebenfalls aus Tarraco stammte, als diese sich selbst ins Gespräch einschaltete und Sabacos Frage nach der Hausherrin beantwortete. Dagny nagte kurz an ihrer Unterlippe und überlegte, ob sie ein bisschen zu viel geredet hatte. Vielleicht hätte sie abwarten sollen, bis Octavena gesprochen hatte. Aber sie hatte überhaupt nicht darüber nachgedacht, sie hatte einfach in ihrem Wunsch, die Gäste kennenzulernen, den Gesprächsfaden aufgenommen, wo es ihr passend erschien. Sie warf Octavena einen scheuen Seitenblick zu, wusste aber gleichzeitig, dass es noch merkwürdiger wirken würde, wenn sie plötzlich schwieg. Sie fing sich wieder und lächelte Sabaco zu. „Ich helfe Petronia Octavena hier im Haus und meinen Brüdern in der Freya Mercurioque. Das ist ein Handelskonsortium hier in Germania, in dem meine Familie sehr aktiv ist.“ Noch führte sie keine eigenen Betriebe, aber vielleicht sollte sie sich in der Freya mehr engagieren als sie es ohnehin schon tat. Ihr wurde in diesem Moment klar, dass sie … ja, eine Aufgabe brauchte. Nicht nur, um sich abzulenken von den Ereignissen des vergangenen Jahres, sondern auch, weil es nicht mehr genug war, im Hintergrund anderen zuzuarbeiten. Natürlich war ihr klar, dass es ihre eigentliche Aufgabe sein würde, zu heiraten und eine eigene Familie zu gründen. Das hatte Witjon von ihr erwartet. Das Thema war mit seinem Tod verblasst und in den Hintergrund gerückt – und Dagny war nicht undankbar, sich im Moment nicht damit beschäftigten zu müssen. Irgendwann würde kein Weg mehr dran vorbeiführen, aber das lag nicht allein in ihrer Hand. Sie wusste, wie das lief in ihren Kreisen, sie suchte sich den Ehemann nicht selbst aus. Und bis es soweit war, würde sie sich anders beschäftigten müssen. Und zwar auf eine Art, die … ja, niemandem etwas streitig machte. Sie wusste noch nicht genau wie, weil zurzeit alles im Umbruch war. Das war aber etwas, das sie innerhalb der Familie irgendwann würden besprechen müssen.


    Sie war dankbar, sich dem Thema Pferde zuzuwenden, sowohl Sabaco als auch Cimber wirkten interessiert, eins oder sogar mehrere der Tiere zu erwerben. Dagny unterdrückte wenig erfolgreich ein Lächeln, als Sabaco ganz nonchalant erzählte, dass ein gewisser Stilo ihm eine Braut geraubt und ihm noch nicht einmal ein Pferd geschenkt hatte. Er wirkte nicht so, als gräme er sich arg, Dagny vermutete, dass zuvor über dieses Thema gesprochen worden war. Vielleicht war es auch ein Witz zwischen Cimber und ihm, so wie dieser darauf reagierte, ganz sicher war sie sich nicht. „Das tut mir sehr leid, aber zumindest was das Pferd betrifft, können wir vielleicht Abhilfe schaffen“, versuchte sie Sabaco aufzumuntern. „Wie du richtig sagtest, brauchst du eines der größeren Tiere. Skrymir wäre vielleicht der richtige für dich.“ Dagny hatte viel Zeit auf dem Gestüt verbracht und kannte die Tiere gut. „Aber komm gerne selbst vorbei und schau ihn dir an. Und ihr auch“, meinte sie an Cimber und Fango gewandt. „Ich bin sicher, dass einer meiner Brüder euch gern die Tiere vorführt. Und es auch nicht nötig sein wird, euch vom Gestüt zu werfen.“ Interesse war immer gut, vielleicht würde durch Cimber sogar eine Handelspartnerschaft mit Kappadokien entstehen.

  • Sabaco nickte Petronia Octavena respektvoll zu. Er würde nicht mit ihr tauschen wollen, so einen riesigen Hausstand zu verwalten mit allem, was dazu gehörte an Personal, Geschäften und Familienangelegenheiten. Vermutlich war sie den ganzen Tag dabei, Fehler auszumerzen und Leuten zu erklären, wie man es richtig machte, weil die Welt nun einmal fast nur aus Trotteln bestand. Als sie davon sprach, dass ihr Mann der letzte Hausherr gewesen war, sackten Sabacos Mundwinkel ein Stück herab und man sah ihm seine Betroffenheit an. "Das, äh, das tut mir leid. Hast du Kinder, wenn ich fragen darf?" Er mochte es nicht, wenn gute Leute starben. So eine Scheiße, Octavena war in dem jungen Alter schon verwitwet und hatte nun alles allein an der Hacke. Wenn da noch Kinder im Spiel waren, machte das einige Dinge leichter, andere schwerer. Zum Glück half Duccia Valentina, so wie es aussah, nach Kräften.


    Sabaco winkte ab, als Valentina höflich den Verlust seiner Braut bedauerte. "Bei Stilo ist sie in besseren Händen als in meinen. Bevor ich nicht mindestens Centurio bin, steht eine Heirat eh außer Frage." So war das Gesetz. Er hätte seine Braut trotzdem gern schon einmal sicher verwahrt gewusst, so als Reserve, wenn es dann so weit war, vielleicht schon mal ein paar Kinder in die Welt gesetzt. Doch während er Madara besitzen wollte, würde Stilo sie lieben.


    "Diese Freya Mercurioque hört sich an, als ob es viel zu tun gibt. Womit handelt ihr denn, habt ihr euch auf irgendwas spezialisiert oder ist das Querbeet? Auf Skrymir bin ich gespannt. Heute will ich euch nicht mit Arbeit belästigen, aber so die nächsten Tage? Wann habt ihr denn Zeit?"


    Cimber schaute er mit unbestimmtem Blick von der Seite an. "Natürlich bin ich zerknirscht! Siehst du nicht, wie zerknirscht ich bin?" Seine raue Lache bildete in der Kälte eine Dampfwolke vor seinem Mund. Beleidigt war er, immer nur an zweiter Stelle zu kommen! Aber dafür konnte niemand der Anwesenden etwas. "Die Pferde werden mich trösten. Einen Grauschimmel wollte ich schon immer mal haben. Vielleicht ist Skrymir ja zufällig einer. Aber Hauptsache groß und stark, gesund und zuverlässig."

  • Octavena sah dem Matinier ganz genau den Moment an, in dem ihm klar wurde, dass sie eine Witwe war, und in genau diesem Moment wurde sie auch wieder daran erinnert, warum es leichter gewesen war, einfach Dagny das Reden zu überlassen. Wieder dieser Blick, wieder Mitleid für sie, die arme Witwe, deren Leben so unvermittelt eine tragische Wendung genommen hatte. Wie immer sicher gut gemeint, aber nicht zum ersten Mal spürte Octavena, wie sich Widerwille in ihr gegen dieses Mitleid regte. Sie wollte nicht bemitleidet werden, erst recht nicht von Fremden. Doch das gehörte nicht hierher, also lächelte sie einfach wie immer darüber hinweg. "Danke", erwiderte sie und sah kurz zu Dagny hinüber, die einen Moment lang auf ihrer Unterlippe kaute, um ihr mit dem Lächeln zu signalisieren, dass alles in Ordnung war. Dagny konnte nichts für Octavenas Probleme und Octavena wollte ihr auch sicher nicht den Eindruck vermitteln, dass das anders wäre. Erst recht nicht heute. "Und ja, ich habe Kinder. Eine Tochter und einen Sohn. Die beiden laufen hier auch noch irgendwo durch die Gegend." Das Lächeln auf ihren Lippen wurde etwas breiter und ehe diese Information die nächste Ladung Mitleid provozieren konnte, schob sie direkt hinterher: "So ein Fest mit viel Familie ist natürlich das größte für sie." Sie nippte an ihrem Met. "Was macht deine Familie, Matinius?", fragte sie dann nun, wo sie sich schon ins Gespräch wieder eingeklinkt hatte und es damit wahrscheinlich merkwürdig gewesen wäre, wenn sie sofort wieder geschwiegen hätte. "Ich stamme ursprünglich auch aus Tarraco." Sie machte eine kleine, etwas abwiegelnde Bewegung mit einer Hand. "Obwohl das inzwischen eine ganze Weile her ist. Aber meine Familie lebt in weiten Teilen immer noch dort."


    Als Dagny über die Freya und die Pferde der Familie redete, hielt Octavena sich wieder zurück, teils weil sie sich mit einem Mal nicht danach fühlte, mehr Raum im Gespräch einzunehmen, und teils weil ihr auffiel, wie gut Dagny das eigentlich machte. Im Grunde war das nicht überraschend, wenn man bedachte, dass sie einerseits das Gestüt gut kannte und andererseits ja nun seit Monaten bei der Freya mithalf. Octavena merkte nur, dass sie bisher offenbar selbst zu sehr mit sich selbst beschäftigt gewesen war, um das so richtig zur Kenntnis zu nehmen. Was wiederum eigentlich nur wieder verdeutlichte, dass es ein Problem war, dass sie alle im Moment noch so in der Schwebe hingen. Früher oder später würde das nicht nur Octavena, Dagmar oder Dagnys Brüdern auffallen, sondern auch Fremden und spätestens dann würden sie darüber reden müssen, dass Dagny eigentlich genau im richtigen Alter war, um zu heiraten. Ein Mann, der nicht vollkommen auf den Kopf gefallen war, würde vielleicht auch dieses Talent, so beiläufig im Gespräch auch noch geschäftliche Verbindungen herzustellen, genau als solches erkennen. Aber für dieses Thema würden sie erst wieder jemanden brauchen, der auch in der Familie wirklich das Ruder übernahm. Ein Familienoberhaupt, das eben den Überblick über solche Dinge behielt und dann Entscheidungen traf, die sowohl für Einzelne als auch für die Familie als Ganzes gut sein würden. Noch so etwas, das nach wie vor nicht ganz so einfach war.

  • Sabacos Trauer ob der entgangenen Braut schien sich tatsächlich in Grenzen zu halten. „Das ehrt dich, dass du das so siehst.“ Nicht jeder würde so offen zugeben, dass eine Frau bei jemand anderem besser aufgehoben war, auch wenn ein kleiner Teil von Dagny sich durchaus fragte, warum er das so sagte. Weil er Soldat war? Oder weil es – entweder durch ein vorangegangenes Gespräch oder weiter in der Vergangenheit zurückliegende Ereignisse – eben eine Vorgeschichte gab? Sie wusste es nicht genau, aber hier und jetzt war es im Grunde auch gleichgültig. Gut war, dass ihm die Tatsache nicht ernsthaft die Laune verdarb.


    Sie verfolgte den Dialog zwischen Octavena und Sabaco – und konnte sich vorstellen, was in Octavenas Innerem vorging. In gewisser Weise erging es ihr ja ähnlich. Einerseits wurden Beileidsbekundungen erwartet, es wäre arg unhöflich, über das Thema einfach hinwegzugehen. Sabacos Betroffenheit wirkte zudem aufrichtig, er schien auch irgendwie nicht der Typ zu sein, der anderen etwas vorspielte. Aber trotzdem berührten diese Reaktionen Wunden, die man eigentlich lieber in Ruhe gelassen hätte. Octavena betraf das noch einmal mehr – sie wurde wesentlich öfter angesprochen, da Witjon eben ihr Mann gewesen war. Als diese ihr zulächelte, lächelte sie zurück. Einmal, um sie aufzumuntern und ihre Verbundenheit in der Situation zu signalisieren, aber auch, weil sie erleichtert war, dass Octavena ihr offensichtlich nichts krummnahm.


    „Das stimmt, die Freya hat sich mit den Jahren ziemlich gut entwickelt und die Handelsbeziehungen auch über Germanien hinaus ausgebaut“ beantwortete sie dann Sabacos Frage. „Gehandelt wird „Querbeet“, wie du es so schön gesagt hast. Gegründet wurde das Konsortium ursprünglich, um Kontakte und Verbindungen zwischen Händlern in Germanien herzustellen. Deshalb gibt es auch alles Mögliche bei uns. Unsere Familie ist mit dem Gestüt und den anderen eigenen Betrieben dabei und auch in der Organisation tätig. Es sind aber auch viele andere Händler aus der Region Teil der Freya.“ Als die Sprache auf Skyrmir kam, lächelte Dagny. „Nein, tut mir leid, ein Grauschimmel ist er nicht*, aber trotzdem ein schöner Kerl mit schwarzbraunem Fell. Er erfreut sich bester Gesundheit, ist groß und kräftig und bereits trainiert. Wie gesagt, komm gerne die nächsten Tage vorbei – am besten schicke eine Nachricht, wenn es dir gut passt, dann sorgen wir dafür, dass jemand da ist.“


    Sim-Off:

    *Ich hab’s ausgewürfelt, der Grauschimmel war die 2, ich hatte eine 5. :D

  • Cimber war der Meinung, dass Madara durchaus an Sabacos Seite gepasst hätte. Aber dazu schwieg er sich lieber aus. Immerhin hatte Stilo sich letztendlich umentschieden. Und Stilo konnte er einfach nichts abschlagen, auch wenn er manchmal für seinen Bruder um zig Ecken denken musste, damit sie beide glücklich wurden. Es war nicht immer leicht, alles zeitgleich im Auge zu behalten. Nun war Madara unterwegs nach Rom zu Stilo.


    Cimber wusste nicht ob von Sabaco die Enttäuschung über die entgangene Braut oder das entgangene Pferd größer war. Madara oder Topas? Was hätte er wohl lieber gehabt?


    "Das klingt doch nach einem ausgesprochen guten Pferd", warf Cimber ein und stellte sich neben Fango, der etwas verloren wirkte.


    "Wollen wir uns ein bisschen auf dem Fest umsehen Fango?", fragte Cimber gut gelaunt.


    Er war neugierig auf das Haus und was das Fest alles bot, zudem konnte er so ein wenig mit Fango reden und ihn näher kennenlernen. Und Sabaco wäre sicher auch froh, ihn für einen Moment nicht zu sehen, wo er scheinbar kein Fettnäpfchen bei dem armen Kerl ausgelassen hatte. Irgendwie tat Sabaco ihm leid, vielleicht hätte er einfach den Mund halten sollen. Mit hoffnungsvollem Blick schaute Cimber Fango an.

  • Zum Thema Kinder nickte er. "Kinder sind gut, sie sind die Zukunft und sie halten das Haus am Leben. Ich hab auch mindestens eins. Einen Jungen. Falls es mit einer Heirat in diesem Leben nichts mehr wird, erkenne ich den an und dann haben die Matinier ihren Stammhalter. Meine Brüder waren reichlich faul. Wenn das so weitergeht, sterben wir entweder aus oder ich muss mich mehr ranhalten." Insgeheim freute er sich darüber. Ocella besaß einen grauenvollen Frauengeschmack und er mochte den kleinen Bruder auch nicht mit irgendeinem Anhängsel teilen. Den Geschmack von Avianus hingegen kannte er gar nicht.


    "Tarraco", wiederholte Sabaco sinnierend. "Schön ist es da. Der Strand, der Ozean. Die Villen und die Weinberge. Und die Urbevölkerung da ist zivilisierter als das, was uns hier vor die Klingen springt. Wenn ich ein zahnloser Opa bin, will ich in die Heimat zurückkehren. Bei mir ist es wie bei dir. Was an Sippschaft noch übrig ist, haust größtenteils dort, auch wenn einige eine Zeitlang in Rom lebten. Meine beiden Brüder hat es allerdings ebenso nach Germania verschlagen. Wahrscheinlich haben sie mich vermisst, obwohl sie es nicht zugeben würden."


    Als Valentina sagte, dass ihn sein Ausspruch bezüglich Madara ehren würde, grinste Sabaco. Damit war die Zahl derer, die ihm jemals einen ehrbaren Charakterzug zugeschrieben hatten, auf zwei angestiegen. Er selbst wusste, warum er etwas tat und wofür. Wenn ehrbares Verhalten seinen Zielen im Weg stand, verzichtete er darauf.


    "Das Konsortium steht für alles, wofür die Romanisierung stehen sollte. Rom profitiert davon genauso wie die romanisierte Bevölkerung. Es muss Generationen gedauert haben, das aufzubauen. Und schwarzbraunes Fell ist gut - mein jetziger ist auch ein Schwarzbrauner." Irgendwer hatte mal gesagt, dass dieser Typus von Pferd eine besonders edle Ausstrahlung habe, weshalb hohe Leute bevorzugt auf Schwarzbraunen ritten. Vielleicht, weil das dunkle Fell so glänzte, wenn man es striegelte. "Wann kann ich ihn mir ansehen?"


    Aus den Augenwinkeln beobachtete er, wie Cimber sich mit der kleinen Heulsuse anzufreunden versuchte, die Stilo da adoptiert hatte und fand, Fango bräuchte mal gehörig den Arsch voll. Er guckte zwar gerade unglücklich, aber seine Körperhaltung wirkte ansonsten recht frech. Fango war ein halber Iunier und die konnten allesamt Giftspritzen sein. Sollte ihn wundern, wenn es bei dem Exemplar anders wäre. Er hob den Becher an die Lippen, um sein breites Grinsen zu tarnen. "Wünsche euch viel Spaß."

  • Cappadocia, Hispania ... überall schien es schöner zu sein als hier. Vielleicht war es aber auch nur das Heimweh, das aus den Menschen sprach.


    "Meine Mutter war übrigens keine Römerin, sondern Griechin", warf er ungefragt ein, als es um nichtrömische Vorfahren ging. "Ihre Vorväter stammten aus Kilikien. Drum bin ich nur ein Iunianus und kein Iunius."


    Fango hatte inzwischen ordentlich gebechert. Er kniff die Augen zusammen, als Sabaco ihn so komisch anstarrte. Dann streckte er ihm ganz langsam die Zunge raus. Er kannte ihn und wusste, dass er gefährlich war. Der Glatzkopf, den er mitgeschleppt hatte, würde vermutlich genau so drauf sein. Aber als Freund von Stilo würde Sabaco seine schützende Hand über dessen Adoptivsohn halten, und wenn er gerade noch so gruslig stierte. So ließ Fango sich nicht einschüchtern, nur weil er einen Kopf kleiner war und vielleicht zarte zwei Drittel des anderen wog. Er hatte Welpenschutz. Er zog die Zunge genau so langsam wieder ein.


    "Komm, Cimbi. Ich bin müde, die letzte Zeit war furchtbar. Wir gehen uns Topas ansehen und dann will ich ins Bett."

  • "Den werden wir haben Sabaco. Bis später, Fango und ich schauen uns das Fest ein wenig an", verabschiedete sich Cimber in die Runde.


    Gemeinsam mit seinem Mündel machte sich Cimber auf den Weg. Mitgenommen und müde sah Fango aus. Was ihn nicht daran gehindert hatte, die Zunge heraus zu strecken. Wen hatte er eigentlich genau damit gemeint? Sabaco? Nero? Alle beide? Vermutlich nur Sabaco, da dieser selbst vorher so seltsam gestiert hatte. Der Mann war aber auch seltsam und eifersüchtig. Scheinbar auf Frauen, Pferde und Verwandte. Da sollte noch einer hintersteigen, dabei hatte er doch alles getan, damit sich Sabaco heimisch fühlte. Naja jedenfalls ging er davon aus. Vermutlich war er dabei wieder in zig Fettnäpfchen getreten.


    Cimber nahm für sie beide noch etwas Brot und Käse von dem reichlichen Angebot und drückte eine Portion davon Fango in die Hand.


    "Hier Du hast viel getrunken, iss bitte etwas dazu. Erzähl mir davon, was geschehen ist. Topas wird Dir gefallen und ich sorge dafür, dass Du sicher in Deiner Baracke ankommst. Du kannst auch mein Pferd Impetus bewundern. Ein gutes, treues Tier, mit dem ich sehr verbunden bin. Manche munkeln hinter vorgehaltener Hand Fango, Impetus wäre das einzige Pferd das Schlendern könnte", grinste Cimber um Fango etwas aufzumuntern.

  • Nero schaute von Sabaco zu Fango und zurück. Der kleine hatte eindeutig einen über den Durst getrunken. Entweder war er auf Streit aus, oder er wusste nicht mit wem er sich anlegte. Sabaco war alles andere als Fallobst und Fango würde einen hohen Preis dafür bezahlen, sollte er Saba wirklich wütend machen und herausfordern. Doch irgendwie steckte etwas anderes dahinter.


    Fango wirkte nicht, als ob er Streit sucht, sondern als müsste er etwas los werden. Nun es gab keinen schlechteren Sandsack als Sabaco. Denn dieser schlug unbarmherzig zurück. Der Kampf Saba versus Fango würde mit zwei Schlägen beendet sein, Saba schlug zu, Fango schlug auf. Aber das war nichts, was Nero den beiden wünschte, immerhin gehörten sie zu einer Familie. Jedenfalls für ihn.


    Cimber tat etwas Vernünftiges und ging mit Fango das Fest erkunden. Ein bisschen Ausnüchterung konnte den jungen Mann nicht schaden. Seine Mutter war also Griechin, interessant. Sagte man Griechen nicht einen besonderen Verstand nach? Vielleicht steckte mehr in dem kleinen Rotzlöffel, als sie auf den ersten Blick vermuteten. Nero würde ihn im Auge behalten.


    Während Saba über das mögliche Heiraten lauthals nachdachte und schwafelte, dachte sich Nero diesbezüglich seinen Teil. Als ob er es zulassen würde, dass Saba heiatete. Rein aus Eigenschutz würde er ihm beistehen und wie das aussah, nun davon hätte Cimber berichten können. Aber der war gerade unterwegs und Nero lächelte nur freundlich zu den Märchen die Saba erzählte. Er war sich seiner Sache sicher und sein Seehund war es ihm auch.


    "Natürlich haben Dich Deine Brüder vermisst, Du sie doch ebenso", antwortete Nero entspannt und nahm sich noch etwas zu trinken.

  • Hadamar klinkte sich aus dem Gespräch etwas aus – über die jeweiligen Gestüte hatten Cimber und er sich schon auf der Reise hierher ein bisschen ausgetauscht, und sowieso konnte Dagny, die ja die letzten Jahre hier gewesen war, mehr über das ihrige erzählen als er. Sich hier alles genau anzuschauen, was sich in den letzten Jahren getan hatte, dazu war er bislang noch nicht gekommen. Aber er würde zusehen, dass er dabei war, wenn Cimber und Sabaco sich die Hros und die Pferde ansahen – war doch die perfekte Gelegenheit, um selbst auf den neuesten Stand zu kommen.


    Während er darüber noch grübelte, wurde er von der Seite angesprochen, von einem Bekannten der Familie, der ihn noch von früher in Erinnerung hatte, an den Hadamar selbst sich aber... nun ja, eher weniger erinnern konnte. Trotzdem betrieb er ein bisschen höfliche Plauderei mit ihm – und stockte erst, als er aus dem Augenwinkel sah, wie das Bürschlein, mit dem seine Schwester und Octavena gekommen waren, dem Suboptio die Zunge rausstreckte. Für einen winzigen Moment war Hadamar aufgrund dieser Dreistigkeit zu perplex, um darauf zu reagieren. Hatte er das gerade wirklich gesehen? Selbst wenn der Kleine nicht bei der Ala wäre und damit – andere Einheit hin, persönliche Bekanntschaft über Stilo her – einem Unteroffizier, den man dem Matinius im Gegensatz zu ihm anhand seiner Aufmachung ansehen konnte, einen gewissen Respekt schuldete, war das ein Benehmen, das als Gast auf einer Feier einfach unangebracht war. Ganz davon abgesehen, dass Hadamar keine Lust darauf hatte, dass hier jetzt auf dem Julfest seiner Familie geschlägert wurde – auch wenn er voll und ganz nachvollziehen könnte, wenn Sabaco dem Kleinen dafür die Faust ins Gesicht schlug. Aber das sollte er dann doch lieber später machen. Es dauerte vielleicht einen Lidschlag, bis Hadamar sich wieder gefasst hatte, aber als er sich den Kleinen gerade vorknöpfen wollte, hatte Cimber schon reagiert und machte sich mit seinem Verwandten auf, das Fest zu erkunden. Er sah ihnen kurz hinterher, wie sie zunächst in die Richtung gingen, in der ein paar Musiker für Unterhaltung sorgten, dann wandte er sich mit einem leichten Kopfschütteln wieder der Runde zu, nicht zuletzt um mitzukriegen, sollte der Matinius doch noch beschließen dem Bürschchen hier und jetzt auf die grobe Art ein bisschen Respekt beizubringen.

  • Nero schaute in die Runde und Fango und Cimber noch einmal hinterher. Nicht nur er schien verdutzt gewesen zu sein.

    "Wie er sagte, sein Mutter ist Griechin. Wer weiß was in Griechenland zum guten Ton gehört. Ärgert Euch nicht, lasst uns das Fest genießen", sagte Nero vermittelnd in die Runde und holte für Hadamar, Sabaco und sich noch etwas Meet zu trinken.


    "Vielleicht sollten wir uns ebenso überlegen uns ein Gestüt oder ein Handelsimperium für unsere Altersabsicherung anzuschaffen. Nun vielleicht fangen wir mit einem kleinen Laden an, der von einem fleißigen Sklaven geführt wird. Und später wenn wir dann bei der Classis die Segel streichen, oder Du Hadamar das Halfter an die Wand hängst, dann hätten wir immer noch etwas, wovon wir profitieren könnten. Die Frage ist selbstverständlich, womit kann man gut Seszterzen verdienen. Gedanken darüber habe ich mir so noch nicht gemacht, sie kommen gerade auf. Aber man sollte sich diesen Gedanken vielleicht einmal hingeben.


    Etwas das einem Freude bereitet wäre ein gutes Geschäft, aber ich kann ja schlecht Meerwasser im Flaschen verkaufen als ein Stück Ozean. Es muss etwas anderes her. Wie seht Ihr das?", fragte Nero in die Runde um das Gespräch in glatten und freundliche Wellen zu lenken. Zudem schmeckte der Meet süß und keinem sollte die Laune verdorben werden, auch nicht dem frechen Fango.

  • Sabaco frohlockte. Während den Giftzwerg nun jeder als kleines Arschloch wahrnahm, war er fein heraus. Er setzte seinen nachsichtigen Blick auf. "Der wird schon noch lernen, wie der Hase läuft", sprach er an Hadamar gewandt mit einer Geduld, die er nicht besaß. Damit wollte er dem Gastgeber ersparen, sich stellvertretend für ihn ärgern zu müssen.


    Stilo mochte ja irgendwelche Qualitäten besitzen, wenn man genau hinsah, aber mit seiner Es-renkt-sich-alles-von-selber-ein-wenn-man-nur-lange-genug-untätig-bleibt-Attitüde war er vollkommen unfähig, seinen Adoptivsohn zu erziehen. Die Ala würde das an seiner Stelle übernehmen und aus Fango einen Mann machen, der er nie werden würde, wenn man Stilo die Alleinverantwortung für den Knilch überließe. Zum Glück aller gab es das Exercitus.


    Vielleicht sollte er ein wenig nachhelfen ... ohne seinen entspannten Gesichtsausdruck zu verändern, sah er Fango nach, der mit Cimber in der Dunkelheit verschwand.


    "Kein Geschäft, Gubernator ... nach dem Exercitus bin ich entweder zu Grund und Boden gekommen und trete das Ritteramt an, oder ich melde mich erneut als Evocatus. So oder so werde ich in Caligae sterben."


  • Gerne stieß sie mit ihm an und stimmte seinem Toast nur gerne zu. Der warme gewürzte Wein begann auch Dagmar von innen heraus zu wärmen und das Gefühl ließ sie kurz auf sich wirken ehe sie den Blick kurz über die Gäste und dann wieder zu Iring gleiten ließ. „Ja, das tut es, aber es gut komisch,“ räumte sie mit einem ehrlichen Lächeln ein. „Die Kinder Wolfriks sind es gewohnt nach harten Schicksalsschlägen wieder aufzuerstehen und ihren Weg zu finden und zu gehen.“ Nur weil ihr der Sinn nach so vielen Menschen nicht stand, war es doch für alle anderen gut so, dass mal wieder Leben ins Haus kam und sie auch wieder der Stadt ein Lebenszeichen gaben. Sie waren noch immer da und man musste jederzeit mit ihnen rechnen.


    Sie hatte sich eigentlich auf eine Unterhaltung wie so viele eingestimmt, die sie an diesem Abend schon geführt hatte. Doch ihr Verwandter überraschte sie hier. Recht angenehm sogar. „Wonach steht dir denn der Sinn genau?“ Nun hatte er ihre ungeteilte Aufmerksamkeit. „Wie möchtest du dich denn für diese Stadt einsetzen?“ Dagmar war gespannt welche Gedanken er sich bereits gemacht und ob er sich einen Plan zurechtgelegt hatte.

  • Nero dachte über Sabacos Worte nach und nahm noch einen Schluck Meet. Die Worte bissen sich mit dem Geschmack des Getränks. Aber solche Überlegungen waren genauso legitim wie freudige. Immerhin waren sie alle endlich und nicht für die Ewigkeit bestimmt. Er hatte oft genug dem Sturm ins Auge gesehen, gleich in welcher Form er daher kam. So lange man nicht mit Angst in den Augen die Welt verließ, war das in Ordnung. Man musste erreicht haben, was man sich wünschte. Zurückblicken können auf ein erfülltes Leben, jedenfalls sollte es ab und an Freude bereitet haben und einem ein Lächeln entlockt haben. Nero konnte von sich behaupten, dass da sicher einige Tage zusammenkamen wo es genauso gewesen war, als der Wind des Meeres durch sein Haar fuhr.


    Meer und Haare waren fort.


    "So lange es mich im Wasser erwischt, ist alles in bester Ordnung. Daher kommt alles, dahin sollte alles zurückgehen. Mit oder ohne Schuhe", grinste Nero sein messerdünnes Grinsen.

  • Es kehrte Ruhe ein und Sabaco merkte den Alkohol im Kopf. Er verabschiedete sich und ließ an geeigneter Stelle ein Häuflein Münzen zurück, damit die finanzielle Last nicht allein bei den Gastgebern lag. Er stellte sicher, dass Nero ihm nicht abhandenkam. Es kam nicht infrage, dass der hier allein zurückblieb oder sich vorher verdrückte.


    Mit einem beiläufigen "Kommst du" sammelte er ihn ein, damit sie gemeinsam zurück zur Castra Classis gehen konnten, nicht ohne unterwegs einen Abstecher in eine ruhige Ecke zu machen.

  • Der Abend schritt voran und die Gespräche wandelten sich von lebhaft interessiert zu gemütlichen kleinen Plauschereien oder angenehmen, glücklichen Schweigen. Jedenfalls war es in ihrer kleinen Runde so und Nero merkte selbst, dass ihm die Augen zu fielen. Die Wärme, der Meet und die ausgelassene Stimmung sorgten dafür. Gerade als er sich einen letzten Becher greifen wollte, riss ihn Sabaco mit einem "kommst Du", aus den Gedanken.


    Das Fest war sehr schön gewesen und Nero hatte schon lange nicht mehr an einem derartigen Fest teilgenommen. Gut gelaunt und hundemüde verabschiedete er sich mit einem Gruß in die Runde.


    "Es wird Zeit für mich aufzubrechen, Danke für das schöne Fest. Ich wünsche Euch noch einen schönen Abend", sagte Nero freundlich und schloss sich Sabaco an.


    Weder wollte er das Sabaco allein nach Hause ging, noch wollte er dass dieser durch die Dunkelheit stolperte und sich in Schwierigkeiten brachte. Besser war es sie gingen gemeinsam und er hatte ein Auge auf seinen Seehund. Zudem konnte in der Dunkelheit viel geschehen, ein einzelner Mann war förmlich eine Einladung für einen Überfall. Auch wenn die Angreifer die Entscheidung blutig bereuen würden Sabaco anzugreifen, dennoch war Nero in Sorge.


    "Ja ich komme", antwortete Nero Sabaco und schloss sich ihm an. Er schenkte ihm ein Lächeln und nickte als Aufforderung nach Hause zu gehen.

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