Als wenn ein Feigenbaum, geschüttelt vom Sturm, seine Früchte abwirft. Die Sonne ward schwarz gleich dem Trauergewand. Der Mond rot wie Blut.
Tage und Nächte fließen ineinander. Was ist Wachen, was ist Traum? Wie lange mag es her sein, dass Philotima und ihr Mitbruder Molliculus, anfangs gemeinsam eingekerkert, voneinander getrennt wurden. Sie vermag es nicht zu sagen.
Philotima betet. Rastlos. Immerzu sieht sie das Verderben welches über die Stadt kommen wird. Welches die Welt verschlingen wird. Zu wenige. Viel zu wenige haben die Augen geöffnet. Das Licht erblickt.
Verblendung herrscht. Machtlos sind ihre Götzen. Und kopflos. Da stiehlt sich ein leises Lächeln auf Philotimas blutleere Lippen. Niemals hat sich etwas so gut angefühlt, wie das Brecheisen in ihren Händen.
Die Märtyrerin Leontina wurde mit Dornen gegeißelt und enthauptet. Der frommen Cynthina Hände und Füße abgeschnitten. Die tapfere Theodora wurde, nachdem die wilden Tiere davor zurückschreckten, sie zu zerfleischen, zwischen Mühlsteinen zerquetscht.
Was ist dagegen die Gefangenschaft. Die Unbill des Leibes, Philotima erträgt sie gefasst. Und wenn die Sehnsucht nach einem Bade... nach klarem Wasser auf der Haut... einem sauberen Gewand... Reinheit... übermächtig wird, dann erinnert sie sich daran: die Züchtigung des Fleisches ist die Läuterung der Seele.