Befragung der Aglaja im Nachgang an den Sondereinsatz im Waisenhaus der Binah

  • Der Trupp unter Leitung von Sophus und dem Tribunus der CP kehrte in die Castra zurück. Im Schlepp hatten sie einen Gefangenen und die Frau mit Namen Aglaja, welche zu einer weiteren Befragung in ein Officium gebracht wurde. Dort wurden ihr Wein und Wasser angeboten und einige Datteln.


    Derweil bewaffnete sich Sempronius Sophus mit Tabulae und Stilus und setzte sich der Frau gegenüber an den Tisch.


    Du bist hier zu einer weiteren Befragung. Du bist nicht verhaftet.
    Noch nicht, dachte Sophus, aber er sprach es nicht aus.


    Bitte nimm dir Wein und/oder Wasser und Datteln. Dies wird das Beantworten meiner Fragen vereinfachen.

  • Eine Dattel das ist gut, dachte Aglaja und griff schnell zu. Fast als ob sie befürchtete, man würde sie weg nehmen. „Danke“, kam noch, ehe sie sich die Dattel in den Mund steckte. Sie empfand das Kauen
    irgendwie beruhigend.

    „Ich habe doch schon alles gesagt, warum musste ich denn mitkommen? Nur weil ich an den einzig wahren Gott glaube? Darf denn in Rom nicht jeder an das glauben was er für richtig findet?“

    Wobei sie eigentlich dachte, das mit der Befragung ist eine Ausrede, sie wollen mich hier verrotten lassen.

  • Erleichtert stellte Sophus fest, dass die Christin sich nicht hinter einer Mauer des Misstrauens verbarikadierte.


    Du bist hier, weil du mir ganz bestimmt NICHT alles gesagt hast. In Rom darf jeder glauben, was er will, solange er die Pflichten gegenüber dem Kaiser und dem Staat ebenfalls erfüllt. Wir wissen alle, dass längst nicht alle Christen dies tun. Du selbst sagtest, dass es Gruppen gäbe, welche sich mit diesen Fischanhängern gegenseitig erkennbar machten. Wir möchten gerne wissen, wer zu diesen Gruppen gehört und wo wir diese Leute finden. Sie gehören offensichtlich nicht zu dir und deinen Leuten, denn bei euch haben wir keine Anhänger gefunden.

  • Noch während sie zu einer weiteren Dattel griff fragte sie: „ Warum ist es so wichtig ihre Namen zu wissen? Wenn doch jeder glauben darf was er möchte. Es gibt so viele Vereine, Kultvereine, die haben doch bestimmt auch Erkennungsmerkmale oder Zeichen. Wollt ihr auch von denen unbedingt die Namen erfahren? Selbst ihr habt doch Symbole Zeichen wodurch ihr euch voneinander unterscheidet. Wie würde es euch gefallen wenn wir mit Gewalt unbedingt die Namen von denen mit den weißen Federbusch am Helm erfahren wollten? Würdet ihr nicht sagen, was geht das euch an?“ Kauend schaute Aglaja den Schwarzen an.

  • Die Frau hielt sich wohl für besonders schlau, aber da kam sie bei Sophus an den Falschen.


    Nun gut. Wenn du hier die Fragen stellen möchtest, dann finden wir bestimmt eine Zelle für dich, wo du einen anderen Gefangenen befragen kannst. Solltest du das nicht wollen, dann stelle ICH hier die Fragen und du antwortest, und zwar in einer Art, dass ich dir auch glaube.


    Wenn die Prätorianer fragen, hat jeder zu antworten, oder er gilt als Feind des Kaisers.

    Damit nahm er ihr die Datteln weg und stellte auch den Wein auf die Seite, ausserhalb ihrer Reichweite. Bloss das Wasser liess er im Moment noch stehen.

  • So etwas albernes hatte sie noch nie gehört. Dachte der wirklich, sie kämen gleich nach ihrem angeblichen Gott, dem Kaiser. Deshalb konnte sie es nicht verkneifen, patzig zu antworten: „Dem einzigen gegenüber dem ch zur Wahrheit verpflichte bin, ist meinem, dem wahren, einzigen Gott. Aber stell nur deine Fragen, nur manchmal muss ich zum besseren Verständnis auch mal eine Frage stellen, denn ich verstehe wirklich nicht warum ich hier noch einmal befragt werde. Ich habe doch schon geantwortet. Was denn noch?“ Ob ich hier rede, irgendeinen Grund wird der bestimmt finden mich einzu sperren. Genauso wie ich es gleich dachte.

  • Innerlich verdrehte Sophus die Augen, doch äusserlich merkte man ihm nichts an.


    Meine erste Frage lautet: Was unterscheidet die Gruppe mit dem Fischanhänger von deiner Gruppe?

    Und meine zweite Frage lautet: Kennst du Namen der Leute, welche zu dieser Gruppe gehören?

    Diese beiden Fragen sind einfach und benötigen keine Gegenfragen deinerseits um sie zu beantworten. Du musst nicht verstehen weshalb ich frage, wem ich deine Antworten weitermelde oder was wir damit anfangen werden. Beantwortest du mir diese beiden Fragen, so folgt vielleicht noch eine dritte und maximal eine vierte. Wenn die Antworten uns helfen, kannst du danach wieder gehen, genau gleich wie wir deine Leute in Ruhe liessen, nachdem wir bei ihnen keine Fischanhänger gefunden haben.

  • Aglaja dachte kurz nach, sie wollte keine Brüder und Schwestern denunzieren. Ihre Antwort sollte keine möglichst der Wahrheit entsprechen. „Nun ganz einfach, wir unterscheiden uns durch das tragen von Amuletten. Wir fühlen uns verpflichtet Menschen in Not zu helfen. Andere verfolgen andere Ziele, zum Beispiel unseren glauben direkter zu verbreiten, durch Predigten. Und was die Namen betrifft, wer sagt mir ob jeder hier mit seinem tatsächlichen Namen herumläuft, deshalb lege ich mich da lieber nicht fest."

  • Einen Moment lang fühlte ich mich zurückversetzt nach Iudäa, wo die unterschiedlichen Gruppierungen von Juden sich zwar am liebsten gegenseitig abstechen würden, doch niemals ein Mitglied einer anderen Gruppe verraten hatten, bis man sie zu Tode gefoltert hatte. Die unglaublichen Szenen, denen ich mich dort damals ausgesetzt sah, liessen mich innerlich erschaudern.


    Diese Frau würde vermutlich nicht die erwünschten Antworten geben, selbst wenn man sie folterte und dafür hatte sie sich offensichtlich zu wenig, nämlich gar nichts, zu Schulden kommen lassen.


    Dann kommt jetzt die dritte Frage:

    Die Gruppe mit den Anhängern, von welcher du gesprochen hast, verbreitet diese euren Glauben auch durch Zerstörung und Gewalt an ... heidnischen Gebäuden oder sogar Menschen?


    Vor dem Wort "heidnisch" zögerte ich kurz, doch es musste benutzt werden.

  • Verwundert schaute Aglaja dem Prätorianer in die Augen. „Diese Frage kann ich nicht beantworten. Da ich noch niemanden bei solchen Taten beobachte habe.“ Sie war mit sich zufrieden, denn sie stellte beruhigt fest sie hatte nicht lügen müssen, bei dieser Aussage. Langsam hatte sie aber genug von dieser Befragung.

  • Verwundert über die Aussage der Zeugin und ihren Gesichtsausdruck dabei, musste Sophus erst einmal nachdenken.


    Du kannst gehen, danke für deine Antworten. Aber bitte halte dich weiterhin in Rom auf, am besten im Waisenhaus, in welchem wir dich angetroffen haben. Falls wir weitere Fragen haben, wäre es gut, dich dort anzutreffen und nicht nach dir suchen zu müssen.


    Sophus erhob sich und entliess die Frau. Dann setzte er sich hin und überdachte die Worte und den Ausdruck, welchen er dabei gesehen hatte.

  • „Antio sas, salve bene“, murmelte sie beim hinausgehen. Sie verstand nicht warum man sie für diese Fragen erst hierhin geschleppt hatte. Natürlich würde sie vorerst in Rom bleiben. Wer sollte sich sonst um die Kinder kümmern? Vielleicht eines Tages würde sie weiterziehen, doch das lag in Gottes Hand.

  • Sophus glaubte zwar, dass die Frau die Wahrheit gesagt hatte, jedoch ihre Mimik und die komische Wortwahl liessen ihn den folgenden Bericht auf einer Tabula notieren:


    Bericht über die weitere Befragung der Christin Aglaja

    Befragung durchgeführt durch: Gaius Sempronius Sophus


    Aussage:

    Die Christin Aglaja, aufgegriffen im Waisenhaus der Binah und ohne Gegenwehr zur weiteren Befragung in die Castra Prätoria gebracht, gab zu Protokoll, dass es verschiedene Gruppen von Christen gäbe. Einige tragen scheinbar Fischanhänger, andere jedoch nicht. Ihre Gruppe trägt keine. Weiter gab sie zu Protokoll, noch niemanden dabei beobachtet zu haben, wie er oder sie Gewalt gegen Gebäude oder Personen des römischen Glaubens verübt habe.


    Persönliche Einschätzung:

    Die Christin Aglaja scheint zwar die Fragen wahrheitsgemäss beantwortet zu haben, sie vermied es jedoch, Namen zu nennen. Ich bin jedoch auf Grund von Mimik und Körperhaltung überzeugt, dass sie Namen kennt und auch einzelne Mitglieder einer Gruppe mit Fischanhänger kennt, von denen sie genau weiss, dass sie zu Gewalt gegenüber römischen Tempeln, Göttern und Personen neigen.


    Weiteres Vorgehen:

    Da die Frau mit Namen Aglaja sich kein Verbrechen zu schulden kommen liess und bereitwillig mit in die Castra Prätoria gekommen ist, musste ich sie wieder frei lassen.

    Ich empfehle jedoch eine Beobachtung, um eventuelle Verbindungen ausfindig zu machen.


    Signiert durch den Befragenden Miles: Immunis Gaius Sempronius Sophus

  • Stilo hinterließ seinem Kameraden einen schriftlichen Auftrag:



    Ad: Miles Gaius Sempronius Sophus

    Auftrag: Abschlussbericht zum Einsatzbefehl I


    Du wirst damit beauftragt, einen Abschlussbericht für den Einsatzbefehl I - Zugriff Aventin - Waisenhaus der Bina anzufertigen. Es soll sich dabei um eine kurze(!) Zusammenfassung des Falles handeln, mit der die Stabsoffiziere arbeiten können. Du kannst dich formal am Abschlussbericht des Falles Volusus Didius Molliculus orientieren.


    Gezeichnet

    Sisenna Seius Stilo

    cp-optio.png gens_seia.png



    Sim-Off:

    Bitte jede darin getätigte Aussage mit einem Link belegen.

  • Die Nachricht, welche Optio Seius Stilo dem Gefreiten Sempronius Sophus hinterliess, bewirkte einiges an Stirnrunzeln beim Letztgenannten. Erstens fragte er sich, warum gerade er diesen Bericht schreiben sollte, wo doch der ganze Spezialeinsatz gemäss Sonderbefehl I dem Tribun Decimus Serapio unterstellt gewesen war und Sophus für jenen doch Berichte seiner Handlungen in das Archiv der Fallakten hatte legen lassen. Zweitens sah er noch immer den Sinn nicht, nach detaillierten Berichten auch noch einen Abschlussbericht haben zu müssen. Was bei allen Göttern sollte denn in einem Abschlussbericht stehen, das nicht auch schon in den anderen Berichten stand?


    Dennoch, Befehl war Befehl und er wäre nicht ein Sempronius und schon gar kein Sophus, wenn er einen Befehl nicht ausführen würde. Also zottelte er missmutig ins Archiv der Fallakten, holte seine Berichte hervor und verfasste den gewünschten Abschlussbericht:


    Abschlussbericht

    - Spezialeinsatz gemäss Sonderbefehl I - Waisenhaus der Binah -


    Unter dem Befehl des Tribunus Cohortis Praetoriae Faustus Decimus Serapio wurde gemäss Sonderbefehl I das Waisenhaus der Binah durchsucht. Dabei versuchte eine Person zu fliehen. Sie wurde umgehend festgenommen. Die weitere Durchsuchung aller Räume und Personen ergab keinen Befund. Es wurden keine der gesuchten Fischanhänger gefunden. Die scheinbare Anführerin, genannt Aglaja, wurde zum weiteren Verhör in die Castra Praetoria gebracht, da sie nicht vollständig auf unsere Fragen antwortete.


    Die Christin Aglaja wurde als Zeugin in der Castra Praetoria befragt.

    Sie gab an, sie habe noch niemanden gesehen, der Gewalt gegen Personen oder Gebäude des römischen Glaubens verübt habe.


    Da der Frau keine Handlungen gegen römische Gesetze zur Last gelegt werden konnten, wurde sie nach der Befragung wieder entlassen.


    In meinem Bericht über die Befragung empfahl ich die weitere Überwachung der Frau, um mögliche Verbindungen zu den gesuchten, gewalttätigen Christengruppen zu erkunden.


    Welche weiteren Schritte eingeleitet wurden ist mir nicht bekannt und müsste beim zuständigen Tribunus Cohortis Praetoriae, Faustus Decimus Serapio, erfragt werden.


    Gezeichnet, Miles Gaius Sempronius Sophus - Immunis

    cp-miles.png


    Als er sicher war, dass alles korrekt erfasst war, machte er Kopien, legte eine zu seinen Berichten ins Archiv, eine weitere neben andere Abschlussberichte anderer Fälle an einen zweiten Ort im Archiv und eine dritte Kopie liess er dem Optio Seius Stilo überbringen.

  • Endlich waren die Berichte vollständig. Stilo lächelte, als er den letzten Absatz las, denn er wusste genau, was mit Aglaja geschehen war. Noch am Tag ihrer Freilassung fiel sie einem tragischen Verbrechen in der Subura zum Opfer. Die Prätorianer hatten ihr Urteil gefällt. Einer ihrer zivilen Meuchler aus der Subura kümmerte sich um die Sache. Doch das tauchte in keiner Akte auf. Aglaja verrottete wahrscheinlich im Tiber, denn dort wurden nicht nur Schwerverbrecher, sondern traditionell auch die Mordopfer aus der Subura entsorgt.


    Ein Liedchen auf den Lippen packte Stilo alle Akten zusammen in eine dicke und schwere Mappe, um sich auf den Weg zu machen. Der Praefectus Praetorio würde zufrieden sein.

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