Der Legio leckerer Laticlavius ... so lautete der Spitzname von Seius Ravilla. Wirklich üble Namen wagte man nicht auszusprechen bei einem Offizier dieses Ranges, doch dazu bestand auch kein Anlass. Insbesondere in Gegenwart von Sabaco sollte man es bleiben lassen, das hatte der Decurio deutlich gemacht. Ravilla hatte in den letzten Monaten bewiesen, dass er seine Aufgabe als senatorischer Tribun ernst nahm und gewissenhaft ausfüllte. Ein paar Jahre der Erfahrung und des Schliffes mehr, insbesondere in Sachen Gefechtskommando, und aus Ravilla hätte nicht nur ein guter, sondern ein hervorragender Stabsoffizier werden können. Sabaco bedauerte, dass er sie bald wieder in Richtung Rom verlassen würde. Männer wie ihn konnte Mogontiacum gut gebrauchen. Doch so war das Leben.
Ehrung der Militäreinheiten von Mogontiacum
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"Die Legio XXII Primigenia wurde vor Ort neu ausgehoben", begann der Caesar, und ließ seinen Adlerblick über die Reihe der vor ihm angetretenen Abordnung streifen. Er sah mal diesem und mal jenem in die Augen. "Eine ihrer ersten Aufgaben bestand im Bau einer Militärstraße, die heute durch feindliches Gebiet verläuft. Das gelang trotz der organisatorischen Hürden, die mit einer neu ausgehobenen Einheit einhergehen. Der Stab, die Offiziere und die Soldaten der Legio haben diese Herausforderung mit Bravour gemeistert. Die Legio XXII Primigenia wird für diese ihre erste große Leistung als Einheit mit einer Phalera geehrt. Weiterhin erhält die Legio aus dem Fundus des Staates ein Grundstück.*"
Üblich war, dass das Grundstück am Ende seiner Dienstzeit in die Obhut des aktuellen Senatsanwärtes gegeben wurde, um diesem den Weg in den Senat zu erleichtern, der ausreichenden Grundbesitz vorsah. Doch am Ende lag dies im Ermessen der Legio. Deren Signum aber durfte sich künftig mit der vom Caesar verliehenen Phalera schmücken.
Stellvertretend für die gesamte Legio sollte Galeo Seius Ravilla, der für den Straßenbau verantwortlich gewesen war, die Auszeichnung entgegen nehmen. Die Urkunde hingegen ging in die Hand des Legatus Legionis.
Für den Bau einer Militärstraße
wird die
Legio XXII Primigenia
mit einem
Grundstück
geehrt.
Mogontiacum, den ANTE DIEM VIII KAL SEP DCCCLXXIII A.U.C.
(25.8.2023/120 n.Chr.)
Für den Bau einer Militärstraße
wird die
Legio XXII Primigenia
mit einer
Phalera
geehrt.
Mogontiacum, den ANTE DIEM VIII KAL SEP DCCCLXXIII A.U.C.
(25.8.2023/120 n.Chr.)
Damit war die Ehrung der Legio XXII Primigenia abgeschlossen und sie durfte den Platz verlassen.
Die persönliche Ehrung für den Tribunus Laticlavius würde zu dessen Entlassung stattfinden.
Sim-Off: * Alle Bedingungen für die Quest "Bau einer Militärstraße" sind erfüllt. Die Legio XXII hat sich das Grundstück damit verdient.
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Für heute folgte die letzte Auszeichnung, bewusst am Schluss. Die erste und die letzte Auszeichnung prägte sich stets am besten ein.
"Den Anfang der heutigen feierlichen Zeremonie machte die Corona Civica Quaercea für Germanicus Varro, der mir persönlich das Leben gerettet hatte. Jetzt, da wir uns dem Ende nähern, verleihe ich eine Auszeichnung für jemanden, der sehr viele weitere Leben gerettet hat. Und so schließt sich für uns heute der Kreis. Mancher Gegner, den es zu schlagen gilt, ist unsichtbar, und es ist nicht allein das Schwert, das die Stärke unserer Truppen ausmacht. Tritt vor, Optio valetudinarii Sisenna Iunius Scato von den Cohortes Praetoriae, dem es gelungen ist, dem Sumpffieber, das so viele unserer Männer das Leben kostete, einen Teil seines Schreckens zu nehmen."
Erneut erklang eine Musik, eine andere diesmal, denn es handelte sich nicht um die Abordnung einer gesamten Legio oder einer Turma, sondern um einen einzelnen Optio, der nach Kräften versucht hatte, das Unmögliche wahr zu machen.
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Die Abordnung der Legio zog sich nach einem gebührenden Abschied vom Caesar wieder zurück, in den Händen die Ehrungen - die ersten, welche die Legio XXII Primigenia hatte für sich erlangt. In Ravilla breitete sich ein Gefühl tiefer Zufriedenheit aus, denn die Ehrungen dienten nicht ihrem Selbstzweck sondern verwiesen auf die Effizienz ihrer Arbeit. So konnte die Legio guten Gewissens seinem Nachfolger übergeben werden.
Nachdem die Stabsoffiziere erneut ihren Platz erreicht hatten, verfolgten sie von diesem aus das weitere Geschehen. Überrascht hob Ravilla die Brauen, als der Name seines Neffen fiel, und folgte mit gebotener Aufmerksamkeit der dazugehörigen Ansprache des Caesar. Es geschah nicht oft, dass ein Soldat für Dienste abseits des Schlachtfeldes mit Ehrungen bedacht wurde.
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Einen Moment lang starrte Scato überrascht den Caesar an, in dessen Gefolge er stand. Dass seine stille und unauffällige, von der Außenwelt weitestgehend abgeschottete Arbeit im Valetudinarium mit einer Auszeichnung gewürdigt werden sollte, war ein Novum für Scato.
Vielleicht war das Übersehenwerden teilweise natürliches Schicksal, da ein angehender Feldarzt sich kaum ins Bewusstsein jener bringen konnte, die ihre privaten Leibärzte - meist Griechen - besaßen und das Valetudinarium nie betraten. Für die Auszeichnungen waren jene zuständig, für die ein Kranker oder Verletzter oft nur eine Zahl in einer Statistik war und die noch nie erlebt hatten, wie der Orcus auf Erden über ein Krankenzimmer hereinbrechen könnte, wenn ihnen ein Leben zu entgleiten drohte und etliche Leute über Stunden um den Patienten kämpften, ohne Rücksicht auf die eigene Gesundheit. Scato wusste, dass es nicht nur Erzählungen waren, sondern dass die Militärärzte, Sanitäter und Krankenpfleger oft wirklich arbeiteten, bis sie umfielen. Niemand wählte eine solche Laufbahn, weil ihm Menschen gleichgültig waren, auch Scato nicht. Doch da sie nicht damit prahlten und nur selten davon sprachen, es sei denn, man fragte sie, nahm man das oft für selbstverständlich.
So freute er sich sehr, dass seine Arbeit diesmal nicht unbemerkt geblieben war. Und er vermutete, dass es vielleicht auch daran lag, weil er persönlich Matinius Sabaco gerettet hatte und auch für andere Leiden sein bevorzugter Ansprechpartner war, und jener Decurio - vielleicht aufgrund seiner Zugehörigkeit zum Ordo Equester - einen ziemlich guten Draht nach weiter oben besaß.
Scato fand seine Fassung wieder und ging in einem höflichen Bogen von vorn auf den Sohn des Kaisers zu, wo er noch einmal die Faust auf sein klopfendes Herz legte und die Hand dann zur Seite wegriss, mit einem beherzten: "Ave, Caesar!"
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Bala richtete noch einige persönliche Worte an den Optio valetudinarii, als er ihm die beiden bronzenen Unterarmreifen überreichte, welche die Form zweier Schlangen aufwiesen. Zuzüglich zu den beiden Armillae erhielt der Geehrte auch eine Urkunde:
Für die erfolgreiche Bekämpfung der grassierenden Seuche des Sumpffiebers wird
Optio valetudinarii
Sisenna Iunius Scato
mit
Armillae in Bronze
geehrt.
Mogontiacum, den ANTE DIEM VIII KAL SEP DCCCLXXIII A.U.C.
(25.8.2023/120 n.Chr.)
Jubel und Applaus erklangen, besonders aus den Reihen der Prätorianer, welche heute für die Sicherheit des Caesars sorgten. Danach durfte Scato sich wieder zurückziehen.
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Mit einem stolzen, aber vor allem frohen "Danke" nahm Scato die Auszeichnungen samt der dazugehörigen Urkunde entgegen.
Vielleicht trug die Würdigung dazu bei, dass sein Traum, Medicus ordinarius zu werden und sein eigenes Lazarett zu leiten, in greifbare Nähe rückte. Dann würde der Schwerpunkt nicht mehr, wie jetzt, auf der Verwaltungsarbeit liegen, sondern bei der medizinischen Arbeit, die ihm seit jeher besonders am Herzen lag. Einstweilen war es ihm jedoch recht, dass er als Optio valetudinarii zunächst die notwendige Vorerfahrung sammeln konnte, bevor er vielleicht eines Tages eine solche Verantwortung übernahm.
Nach dem gebührenden Abschiedsgruß in Richtung des Caesar trat Scato wieder in die schwarzgepanzerten Reihen der Prätorianer, wo ihm leise Glückwünsche zugeflüstert wurden.
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Damit fand die Ehrung der Militäreinheiten von Mogontiacum ihren Abschluss. Er sagte noch einige Worte zu diesem und jenem, doch das Wichtigste war bereits ausgesprochen und so hielt er sich kurz.
In den Augen Balas war es eine gelungene Veranstaltung gewesen mit einem angenehmen Maß an militärischem Prunk und Protz, auch wenn es seiner Meinung nach davon nicht genug geben konnte, doch er war auch nicht gänzlich taub gegenüber den Stimmen seiner handverlesenen Berater.
Der Caesar erhob sich schlussendlich, um mit seinem Gefolge, bestehend aus Garde und Zivilisten, den Platz zu verlassen.
Als er in gebührender Entfernung war, begannen hinter ihm die Aufräumarbeiten.
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Als die Aufräumarbeiten begannen, erhielt auch die Legio XXII Primigenia das Kommando, den Platz zu verlassen. Es dauerte seine Zeit, die lange Marschkolonne zu formieren, die sich alsbald im zügigen Tempo in Richtung ihrer Castra bewegte, um ihre erste Auszeichnung reicher, die fortan das Feldzeichen zieren würde.
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Die Turma Secunda schloss sich der Turma Prima an, die in gemessenem Tempo den Platz verließ. Vor lauter Zufriedenheit knirschte Sabaco mit den Zähnen, die Energie musste unsichtbar irgendwo hin. Er überlegte, wie er seine Männer belohnen konnte, denn letzten Endes wäre seine Ehrung nicht möglich gewesen ohne eine zuverlässige Truppe. Er rief sich in Erinnerung, welche Gesten seiner Vorgesetzten ihm aus seiner eigenen Zeit in der Legio in guter Erinnerung geblieben war. Recht bald war die Antwort klar. Liebe ging durch den Magen, Kameradschaft auch. Heute würden die Equites der Turma Secunda nicht selbst kochen müssen, und es würde etwas ganz Besonderes geben.
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