Das war mein Stichwort. Die illustre Gesellschaft war an dem Punkt angelangt, ab dem blosser Wein und Trauben nicht mehr reichen würden und das Bedürfniss des Hungers nicht mehr mit noch so vielen galanten Lächeln überspielt werden konnte. Der junge Decimus drängte mit Nachdruck auf das Essen, ich konnte mir gut vorstellen wie er sich mit Heißhunger darauf stürzen würde. Auch die Augen des Magistraten aus Rom blitzten schon gefährlich als ich das Triclinium vorsichtig betrat und die Vorspeisen auf dem zentralen Tischen in der Mitte ausbreitete, das Zucken um seinen Mundwinkel konnte er offensichtlich nicht mehr beherrschen.
"Mein Herr, die Vorspeise ist serviert!"
sprach ich zu Meridius und stellte mich in den Hintergrund, jederzeit bereit auf einen Wink einer der anwesenden Personen zu Diensten zu stehen. Ich hoffte nur inständig, dass es bei diesem Mahle kultiviert zu ging, dass die Decima zu speisen und dabei Anstand und Bescheidenheit zu wahren verstanden, war mir bewusst, doch um den Römer machte ich mir Sorgen. Ein ebensolcher Magistrat hatte bei meinem vormaligen Besitzer mehr als einmal alle Hemmungen verloren, und in römischen Adelskreisen waren Völlerei, künstliches Erbrechen um des Weiteressens willen und der Missbrauch von Sklaven bei Tische nicht selten. Ich ließ mir jedoch meine Gedanken nicht anmerken und gab mich von meiner folgsamen Seite.